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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (1. Februar 1900 - 28. Februar 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0214

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stellte, daß von der Jrrenklinik in Heidelberg Kranke in ver-
wahrlostem Zustand nach der Pforzheim» Anstalt verbracht
wurden. Die Abgg. Dr. Wilckens und Geiß zweifelten diese
Behauptung an, da sie sich persönlich überzeugt haben, daß die
eidelberger Jrrenklinik musterhaft geleitet ist. Minister Dr.
isenlohr erklärte, daß Pforzheim, auch wenn es aus sach-
lichen Gründen seine Anstalt verlieren sollte, sich des Wohl-
wollens der Negierung versichert halten dürfe. Dem Abg.
Pfefferte,' der den Ausbau der Emmendinger Anstalt, ins-
besondere die baldige Erstellung einer Kirche, eines Direktions,
gebäudes und größerer Kellerräume wünschte, sagte der Minister
die baldige Erfüllung seiner Wünsche zu. Dem Abg. Dieterle
versicherte er, daß die Stelle des katholischen Anstaltsqeistlichen
in Jllenau demnächst besetzt wird. — Die einzelnen Titel und
ebenso die Resolution werden einstimmig angenommen. Schluß
der Sitzung '/,2 Uhr. Nächste Sitzung: 22. Febr., Vormittags
'/,10 Uhr. Tagesordnung: Finanzetat.
Württemberg. Stuttgart, 20. Febr. Die Herzo gin
von Albany wird, laut Schw. Merkur, mit dem Prinzen
Eduard (dem Thronfolger von Sachsen-Coburg), im
Frühjahr nach Potsdam übersiedeln.
Bayern. München, 18. Febr. Die neueste Nummer
des Verordnungsblattes des bayrischen Kriegsministeriums
bringt die näheren Bestimmungen über das mit dem
1. April ins Leben tretende 3. Armeekorps und über
die sonstigen mit dieser Neubildung zusammenhängenden
Organisations-Aenderungen des bayrischen Heeres. Das
2. Armeekorps wird bekanntlich in der Weise gebildet,
daß man die 3. Division (Nürnberg) vom 2. Armeekorps
loslöst und aus Truppentheilen des 1. und des 2. Armee-
korps eine 6. Division mit dem Sitz in Regensburg neu
aufstellt. Mit Ausnahme von 1 Schwadron, 2 Batterieen
und 1 Trainkompagnie, die neu geschaffen werden mußten,
übernimmt also das neue 3. Armeekorps bloß bisher schon
vorhandene Truppentheile. Auch die Aenderungen in der
Unterkunft der Truppen und Commandobehörden sind ganz
geringfügig. Das Wesentliche der Neuorganisation besteht
eben darin, daß die übermäßig und ungleichmäßig ange-
schwollenen Armeekorps wieder auf einen normalen Stand
gebracht werden.
Preußen. In den nächsten Tagen wird dem Ab-
geordnetenhause der Rechenschaftsbericht der An-
siedelungskommission für das Jahr 1899 zugehen.
Sicherem Vernehmen nach hat das Ansiedelungswerk in
dem Berichtsjahr einen Aufschwung genommen, der die
Fortschritte des vorangegangenen Berichtsjahres erheblich
übertrifft.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Groß Herzog haben dem
Ortsbaurath Wilh elm Hummel in Karlsruhe das Ritterkreuz
zweiter Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen.
— Forstassessor Rudolf Wan Hel in Karlsruhe wurde dem
Forstamte Bruchsal als zweiter Beamter zugetheilt.
Karlsruhe, 20. Febr. Anläßlich der SOjähri-
gen Zugehörigkeit des Großherzogs zu seinem
1. Badischen Leib-Dragonerregiment Nr. 20 fand heute
Vormittag 11 Uhr eine Parade des Regiments zu Pferde
vor dem Großherzoglichen Schloß statt. Der Großherzog
nahm die Paradeaufstellung, bei welcher das Regiment
ans seinen hohen Chef ein „Hurrah" ausbrachte, sowie
den hierauf folgenden Parademarsch entgegen. Die
Großherzogin hatte die. Damen des Regiments um sich
versammelt und wohnte der Feier auf dem Hauptbalkon
des Schlosses bei. Um 1 Uhr fand in einer festlich ge-
schmückten Reitbahn des Regiments eine Speisung der
Unteroffiziere und Mannschaften statt, zu welcher eine An-
zahl aller Veteranen Einladung erhalten halte. Hierauf
folgte das Festmahl der Offiziere in der Apeiseanstalt.
Der Grobherzog erschien bei beiden Anlässen im Kreis
seines Regiments. Abends beabsichtigt seine Königliche
Hoheit den in der Festhalle veranstalteten Aufführungen
der beiden Vereine ehemaliger Angehöriger des Regiments,
sowie dem sich anschließenden Ball der Mannschaften bei-
zuwohwn.
Ausland.
Afrika. Bestimmte, zuverlässige Nachrichten über den
weiteren Fortgang des Krieges in Südafrika, speziell auf
dem westlichen Schauplatz, liegen heute nicht vor. Im
englischen Unterhaus ging am Montag Abend das Gerücht,
General French habe den zurückgehenden Burengeneral
Cronje eingeholt. Später hieb es, er habe ihn überholt,

sodaß die Buren von Bloemfontein abgeschnitten wären.
->'er Unterstaatssekretär des Krieges Wyndham habe auf
viele Fragen nur geantwortet, die Nachrichten seien äußerst
befriedigend. Die Königin, die am Dienstag Vormittag
in Cowes ein Milizregiment besichtigte, habe sichtlich erfreut
die Mittheilung gemacht, daß in der Frühe gute Nach-
richten eingetroffen seien. Ein Telegramm des Lord
Roberts, worin er Nachschub von Proviant und Truppen
verlangt, ist von Prandeberg datirt, das etwa 50 Kilo-
meter von der Bahn landeinwärts gegen Bloemfontein zu
gelegen ist. Von der Burenseite liegen nun auch einige
Mitkheilungen über die Vorgänge beim Entsatz von Kim-
berley vor. Wie gewöhnlich, sind sie sehr knapp gehalten.
In dem einen Bericht heißt es: Die Engländer kamen
durch Blaauwbank und griffen in zwei Kolonnen an. Wäh-
rend die Buren mit Roberts sehr beschäftigt waren, ge-
lang es French mit zweitausend Mann Kavallerie
und sechs Geschützen durch die Linien der Buren
durchzubrechen. Die Buren sagen, sie hätten French keinen
ernsten Widerstand geleistet und sich darauf beschränkt,
zu verhindern, daß Proviant durchkam. Das sei ihnen
gelungen, da sie zweitausend Stück Vieh, hundert
Wagen Proviant, sowie hunoert Gefangene nahmen.
— Auf dem südlichen Kriegsschauplatz hatten die Buren
in der letzten Zeit erhebliche Fortschritte gemacht. In den
Kämpfen bei Colesberg halten sie u. A. das ganze W>lt-
shire-Regiment vernichtet. In ganz letzter Zeit haben die
Buren sich dort nicht mehr als Angreifer gezeigt. Man
sicht ihrer nur noch wenige, meldet ein englischer Bericht.
Man glaube, daß etwa nur 2000 dort geblieben und die
übrigen nach dem westlichen Kriegsschauplatz aufgebrochen
seien. — Auf dem östlichen Kriegsschauplatz hat Buller
mit seinem rechten Flügel sich von Chieveley wieder bis
an den Tugela herangekämpft. Ein neuer Vorstoß der
Brigade Warren über den Tugela sei angeblich zu erwarten.
— Die Londoner Morning Post theilt auf Grund privater
Information mit, daß Präsident Krüger sich darauf
vorbereitc, zu einem alten Freunde Namens Dirk Eriksen
in Deutsch-Damaraland auszuwandern, falls
die Buren besiegt würden und er gezwungen wäre, Pretoria
zu verlassen. Diese Mittheilung der Morning Post stimmt
zu Gerüchten, die schon vor Wochen in London in Kreisen,
die Südafrika kennen, im Umlauf waren und welche be-
sagten, ein Theil der Buren würde einen großen Trek
nach Deutsch-Südwestafrika unternehmen, falls die
Engländer die Republiken erobern sollten. Es wäre nicht
uninteressant, wenn Ohm Krüger seine letzten Tage etwa
als Deutscher Bezirkshauptmann zubringen würde.
Amerika. Valparaiso, 19. Febr. Die Nachricht,
daß ein Geheimvertrag zwischen Peru, Bolivien und
Argentinien entdeckt worden sei, verursacht in Ver-
bindung mit der offenbar gegen Chile gerichteten Ver-
stärkung der Rüstungen Argentiniens hier einige Erregung.
Eine militärische Commission, an deren Spitze der chilenische
Generalstabschef Körner steht, ist in der vergangenen Woche
nach Europa abgereist, wie man glaubt, in wichtigen mili-
tärischen Angelegenheiten. Der chilenische Generalstab
arbeitet Bestimmungen für die Militärdienstpflicht aus.

Der eheliche Güterstand nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch.
Nach Artikel 100 des Etnführungsgesetzes zum Bür-
gerlichen Gesetzbuche bleiben für den Güterstand einer am
1. Januar 1900 bestehenden Ehe die bisherigen Gesetze
maßgebend; jedoch können die güterrechtlichen Verhältnisse einer
solchen Ehe, was nach dem badischen Landrecht nicht zulässig
war, jetzt durch Ehcvertrag geändert werden.
In mehreren Bundesstaaten wurde eine Ueberleitnng des
alten ehelichen Güterrechts in das neue in der Weise versucht,
daß man durch die Ausführungsgesetze zum Bürgerlichen Gesetz-
buch auch für die vor dem 1. Januar 1900 geschlossenen Ehen
Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs an Stelle der bis-
herigen Vorschriften treten ließ.
In Baden hat sich die Landesgesetzgebung diesem Vorgehen
nicht angeschlossen; man befürchtete, daß durch eine auf dem
Wege der Gesetzgebung erfolgende allgemeine,
zwangsweise Unterwerfung der bestehenden Ehen unter die neuen
Gesetze wohlerworbene Rechte beeinträchtigt werden könnten, und
hielt es für besser, daß die Eheleute durch Errichtung neuer
Eheverträgc ihre Güterrechtsverhältnisse freiwillig dem reuen
Reckte entsprechend ordnen.
Um dies zu erleichtern, ist durch die Verordnung des Justiz-
ministeriums vom 18. Januar 1900 (Gesetzes- und Verordnungs-
blatt Seite 384/35) für Eheverträge, durch welche für eine vor

werib findet!" meinte er, ohne auf den witzelnden Ton seiner
Tochter einzugehen.
»Was mich betrifft, so dürste er zu spät kommen," sagte
Helene leise ; »ich würde voraussichtlich in die Lage kommen,
ihm einen Korb verabreichen za müssen, lind — offen ge-
standen — so sehr ihn auch die übrigen jungen Damen ver-
ehren. und so schmachtende Blicke sie ihm zuwerfen mögen —
mir ist er zu all!" fügte sie laut hinzu.
Der Hausherr, welcher seiner Gewohnheit gemäß bisher
im Zimmer auf und ab geschritten war. blieb plötzlich vor
keiner Tochter stehen. ^ .
(Fortsetzung folgt.)

Stadt-Theater.
/X Heidelberg, 2l. Februar.
.Liebelei", Schauspiel in 3 Akten von Arth. Schnitzle r.
Das Stück ist im Anfang der vorigen Spielzeit öfters ge-
geben worden und hat damals eine ausführliche Besprechung an
dieser Stelle gefunden.
Der Dichter verkündet eine neue Lehre, aber der Gang seines
Stückes selbst führt die Lehre »ä »bauräum. Ein Vater, ein
Musiker, der seine Schwester an seiner Seite als altes Fräulein
hat hinwelken sehen, wünscht seiner blühenden jugendlichen Toch-
ter der Liebe Freuden und Lust, damit sie auf die alten Tage
doch wenigstens an einer schönen Erinnerung zu zehren habe.
Aber das menschliche Herz ist ein seltsam und eigensinnig Ding:
Das Mädel verstrickt sich tief in aussichtslose Liebe zu einem
jungen Lebemann. Er fällt im Duell für eine Andere und
sie — sie stürzt bei der uneiwarteten Nachricht von seinem Tode
besinnungslos fort. „Sie kehrt nicht wieder!" stöhnt der ge-
brochene Vater. — Wo bleibt da die schöne Erinnerung?
Der Verfasser besitzt zweifellos dichterische Begabung, denn er
zeichnet Personen und Situationen mit kräftigen, sicheren Strichen
und weiß über dem Drama eine starke Stimmung auszubretten. Das
Raisonnement des alten Musikers hätte er nur andeuten sollen, denn
Raisonnements auf der Bühne sind im Allgemeinen schlecht an-
gebracht. Allein er fühlte wohl das Bedürfniß, seine Idee aus-

führlich und deutlick vorzulragen und oa muß er sich nun gefallen
lassen, daß das Publikum sich nicht nur an das conkrete Stück,
sondern auch an die abstrakte Theorie des Verfassers hält und
sie krilistct.
Die Besetzung war zum erheblichen Theil die gleiche, wie in
der vorigen Saison, insbesondere waren die Damenrollen in den
gleichen Händen, wie damals. Frl. Heinrich war noch An-
fängerin, als sie die Musikerstochter Christine zum ersten Mal
spielte. Schon damals brachte sie den tragischen Theil der Rolle
gut zur Geltung. Ihr Spiel ist inzwischen künstlerisch reifer ge-
worden; in den Liebesscenen gab sie sich auf sentimentalem
Grund diesmal leichter, freier beweglich. Die Mizi, die in
Ltebessachen ebenso erfahren wie abgehärtet ist, nachdem das Ende
ihrer ersten Liebe sie gründlich „durchgebeutelt" hat, fand in Frl.
Hoheneck eine Vertreterin des leichten Wiener Blutes und der un-
genirten naiven Genußfreudigkeit, der man nicht gram sein konnte.
Sehr anerkennenswerth stellte Frl. Sternau die redselige Frau
aus dem Volke dar, welche die Erinnerung an ihre voreheliche
Vergangenheit total vergessen hat. Sie hatte einige Momente,
die mit zu dem Besten gehören, was diese Darstellerin uns ge-
boten hat. Die beiden jungen Lebemänner, den im Grunde ernst
angelegten Fritz Lobhetmer und den heiteren Realisten des Genusses
Theodor Kaiser, stellten die Herren May ring und Wein-
mann in befriedigender Weise dar. Der Letztere hätte noch
etwas legäcer, in seiner Diction etwas leichter sein dürfen. Den
alten Musikergab wieder Hr. «igl. Der Verfasser hat sich für ihn
augenscheinlich den alten Musikus aus „Kabale und Liebe" zum
Vorbild genommen. Hr. Sigl verwandte auf den warmherzigen
alten Mann und zärtlichen Vater erfolgreich die Mittel seiner
tüchtigen Begabung. Die Episodenrolle des betrogenen Gatten
war Herrn H er m a n n Rudolph anvertraut. Er tritt nur
einmal und für ganz kurze Zeit auf. Aber in diese wenigen
Momente hat der Dichter viel hinein konzentrirt. Die kurze
Unterredung des Betrogenen mit dem Verführer (oder Verführ-
ten?) seiner Frau, in die konventionellen Worte g-kleidet, war
gleichsam in fühlbarer Weise durchbebt von der inneren Erregung
der beiden Männer. Die beiden Darsteller, namentlich Hr. Ru-
dolph, lieferten da ein kleines Meisterstück. Ll.

dem 1. Januar 1900 geschlossene Ehe von badischen Staats-
angehörigen und v»n im Grobherzogthum wohnenden Ange-
hörigen anderer deutscher Bundesstaate» vor dem l. Januar 1905
eine den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs entsprechende
Regelung des Güterstands getroff.n wird, eine namhafte Er-
mäßigung der Gebühren gewährt worden. Die Ge-
bührenermäßigung ist eine besonders weitgehende, wenn der
Ehevertrag in den Jahren 1900 oder 1901 beurkundet wird; bei
Beurkundung des Vertrags in den I ähren 1902, 1903 oder 1904
betragen die Gebühren das Doppelte der für 1900 und 1901
bestimmten Sätze, bleiben aber immer noch beträchtlich hinter
den ordentlichen Gebührensätzen des Rechtspolizeikostengesetzes
zurück. Während z. B bei einem Werthe von 1200 Mk. für die
Beurkundung eines Ehevertrags nach dem Rechtspolizeikosten-
gesetz eine Gebühr von 10 Mk. anzusetzen wäre, beträgt die er-
mäßigte Gebühr in den Jahren 1900 und 1901 nur 3 Mk. und
in den Jahren 1902, 1903 und 1904 nur 6 Mk. Bei eines
Werthe von 10000 Mk. beläuft sich jene Gebühr nach dem Kosten-
gesetz auf 28 Mk., während die ermäßigte Gebühr in den Jahre»
1900 und 190l nur 5 Mk.. in den Jahren 190 2, 1903 und 190t
nur 10 Mk. beträgt.
Es ist zu wünschen, daß die Staats- und Gemeindebehörde»
durch geeignete Belehrung und durch Hinweis auf die Gebühren-
ermäßigung den Betheiligten anempfehlen, ihre bisherigen Güter-
rechtsverhältnisse durch Abschluß neuer Eheverträge den BestiS-
mungeu de« Bürger!. Gesetzbuchs entsprechend zu ordnen.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 21. Februar.
A Wissenschaftliche Exkursion Sludirende der UniveisitS
Heidelberg und andere Herren unternahmen am letzten Samstag
unter Führung des Herrn Prof. Kindermann eine Siudie»-
fahrt nach dem Hauptzollamt in Mannheim. — Die Behörde
stellte breites statistisches und anderes Material zur Belehrung
über das Mannheimer Zollwesen und den Hafen verkehr zur Ver-
fügung. Der einleitende Vortrag orirntirtc über die Zölle iS
Allgemeinen und der Verzollung in Mannheim. Hierauf folgff
die Besichtigung. Auf einem größern Dampfer wurden die
Haupthäfen durchfahren und die Quais, Getreideipeicher, Waare»'
speichet, Petroleumlager, Transportdampfer einem allgemeine»
Ueberblick unterzogen. Spezieller studirte man einen Waare»-
speicher, wo von den Theilnehmern Verzollungen vorgenomse»
wurden, die Petroleumlager, einen Getreidespeicher mit de»
maschinellen Einrichtungen zur Transportation des Getreid»-
das Laboratorium zur Feststellung von Defraudationen. — D»
Bergung der Mannheimer Zölle geht aus Folgendem hervor-
Weizen wurde 1895 in 3112 778 är (Doppelzentner) S»
10 894723 Mk. Zoll cingeführt; 1899 in 3065 806 ä-i »>»
10 730321 Mk. Zoll. Mais 1895 in 152 225 är mit 243560 M'
Zoll; 1899 in 1070893 är m-t 1713428 Mk. Zoll. Der E'
sammtzoll in Mannheim betrug ca. 24 Millionen Mark in 189»'
ca. 24V, Millionen Mk. in 1899. Der Mannheimer HafenoS
kehr betrug in clr 1875: Ankunft 5951624, Abgang 1768240«
1899: Ankunft 40 269858, Abgang 6767 111. — Seine Ext- ds'
Herr Finonzminister und die jettenden Beamten des Haupts,
amts haben sich den großen Dank der Thrilnehmer am Aussig
erworben. Sie erlaubten in gütiger Weise dte Besichtigung »».
unterstützten sie in jeder Beziehung. Die Besucher gewannen
diesem Entgegenkommen und aus andern Thalsachen die siebt'
zeugung, daß das badische Finanzwesen und oas Mannheia»
Zollwesen in besten Händen ist. Auch die anderen Beamte'
waren gern bereit zur Erläuterung uns zur Beaniwortung
Fragen. Neben den Behörden w rkten Private am Gelingen v-
Ausflugs mit: die Badische Aktiengesellschaft für Rheinschifffad -
und Seetransport (Z igen eines Getreidespeichers), die Ma»'',
hetmer Dampfschiffsahrlsgesellschaft (Waareuspeicher), die M»»§,
Heim-Bremer Petroleum Aktiengesellschaft (Zeigen von Petrole»
lagern) und Arnheiter (Stellung des Dampfers). .,x
— Polizeibericht. Ein Hausbursche, der in einem Hause
Kaiserstraße einen Einbruchsdiebstahl verübt und dabei Eßwo»s §
entwendet hatte, wurde verhaftet. Es wurde bei ihm auch
goldene Damenuhr und eine Fah.rad-Luftpumpe gefunden, ^
jedenfalls auch gestohlen waren; ferner ist nicht ausgeschloll
daß er auch ein Fahrrad gestohlen hat. Eine weitere M s"» p
Person wurde wegen Beltelns verhaftet; vier Personen km> ,
wegen Ruhestörung und Unfugs zur Anzeige, ebenso »» §§>
löhner, der einem Anderen durch Schlüge mit einem Stock
Kopfe mehrere Verletzungen beigebracht hatte. pst
6. Von der Bergstraße, 20. Febr. Gegenwärtig sind ^i
Winzer daran, den Scknilt der Weinberge vorzunegmen. H
demselben macht mau aber an sehr vielen Weinbergen, je
der Lage derselben, die nicht sehr erfreuliche Wahrnehmung-
sie nicht besonders gut aussehen und daß viele« Drewer
ganz schwarz aussieht und abgestorven ist. Die Ursache
unangenehmen Erscheinung besieht wohl darin, daß die ^»jfe»
im Spätherbst infolge des ungünstigen Weiters nickt
konnten und bei der strengen Kälte erfroren sind. Also st»
für dieses Jahr, wen» nicht noch Nachlrieb an jungen ^ ^i>
vom Stock aus erfolgt, wieder keine rosigen Aussichten s»
gutes Weinjahr vorhanden. .^,,h
Mannheim, 20. Febr. Der hiesige Bürgerausi^c
hielt heute eine vierstündige Sitzung ab, in welcher fE ,,r
Summen genehmigt wurden: 100000 Mark für Vorarbeite» ^,,l
Erstellung eines zweiten Wasserwerkes für die Stadt Marls/He-
im Haardtwalde bei Schwetzingen, IV, Mi»ionen Mark f»^h"
ländeerwerb auf der Friesenheimer Insel, welche in den Jnd»>
Hafen einbezogen werden soll, 400000 Mark zur .Herstellung
Straßen in der Neckarvorstadt, 514000 Mark zur Erbauung A'
Volksschulhauses im Stadttheil Neckarau, 127000 Mark Z'flpjed'
banung einer Gedächtnißkapelle mit Leichenhalle aus dem » §,»
Hof, sowie 129 000 Mark zur Erbauung eines Hautlager»
Fettschmelze auf dem neuen Schlachthof. Mw
6.0. Karlsruhe, 20. Febr. Im Museum hielt gestern
Professor Schumacher aus Kiel einen Vortrag über ,ci».
lands Interessen in China", der von dem zahlreich erick» .M'
Auditorium beifällig ausgenommen wurde. Nachher füW°p
pedodirektor a. D. Kretzschmar eine Serie gelungener g»
der Marine und aus Transvaal vor. — Bei der Subn"!», .pd»
6 Mill. Mark 4-proz. Karlsruher Stadt-Anleihe
vier Offerten zu 99,11 bis 99,27 Prozent abgegeben. ,, t»,
6. »kehl, 20. Febr. Wie sehr sogar unsere Jugend ei»H
Buren sympathisirt, bewiesen vor einigen Tagen die Bube» ^
Nachbardorfes. Sie spielten „Krieg" und theilten sich t»,
länder und Buren. Nicht lange schwankte der Sieg, ^ j
Burcuabtheilung schlug so wuchtig auf die Engländer, " ,hst»' ,
sogar blutige Köpse gab und Erwachsene „interveniren / „gill
um Weiterem vorzubeugen. Einen kleinen »Engländer Ae»
sie so zugerichtet, daß er wohl sein Lebtag nicht mehr »»> „
der Engländer wird kämpfen wollen. .-eb»'N«
Freiburg. 20. Febr. Der B ü r g e r a u s s ch u ß -))i
gestern das bereits ausgeschriebene Anlchen von i^^nst-uif
jionen Mark durch Ausgabe von vierprozenti^en s»st
schreibungen. Von letzteren soll vorerst nur der Betrag » 2,
Millionen auf 2. April veräußert werden. Es h»»^2uigll z>
dem Anleihen um früher vom Bürgerausschuß kll", ,
deutende Aufwendungen für Erwerbung von werihoollc» S ^
schäften und ganz besonders um große Gebäudeerste»»»» . jt a
dann wurde die Vorlage über die Errichtung eines t S tll p
Gymnasiums genehmigt. Ein weiter Platz bei pe,i.»
Herdern wird dem Oberschnlcath um 192000 M! ^"!uaari»^
zu den Baukosten seitens der «taüt ein einmaliger
von 50 000 Mk. zugemgt.
6.0. Mehkirch, 20. Febr. Hier wurde ein Flott MtgliFt-
für den Bezirk ins Leben gerufen, dem bis jetzt ' gi e t
beigetreten sind. Den Vorsitz übernahm Oberaintina»» „ o, 1 i»
X Patentbericht für Baden vom 20. Februar
getheilt von dem Internationalen Patentbureau E. "
 
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