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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (1. Februar 1900 - 28. Februar 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0145

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Fernsprech-Anschlnß Nr. 82

30.

Mintliz, den 5. Kbum

lsov.

Wohnungsfürsorge.
Wiederholt ist im Reichstag zur Sprache gekommen
welch ein weites und dankbares Feld unerläßlicher sozialer
Fürsorge in der Wohnungsfrage noch brach liegt. Wenn
auch in vielen Orten und in den letzten Jahren auch
seitens verschiedener Einzelstaaten im Interesse der Unter
beamten mancherlei Abhilfe in Angriff genommen worden,
so ist die Wohnungsnoth namentlich in großen Städten,
nicht minder aber in den kleinen Orten und auf dem
Lande über die Maßen groß. Viele Tausende sind heute
nicht in der Lage, sich eine Wohnung zu beschaffen, die
ihnen genug Licht und Luft gewährt und sanitär und sitt
lich ein geordnetes Familienleben zu erhalten ermöglicht.
Die Initiative des Reiches ist leider auf diesem Gebiet
begrenzt; soweit Staatshilfe in Betracht kommt, wird die
Hauptaufgabe den Einzelsiaaten zufallen, insbesondere die
Hauptaufgabe durch Gewährung von Staatsmitteln
und öffentlichem Kredit dem Bedürfnisse zur Her
stcllung gesunder, billiger und lleinerer Wohnungen Be-
friedigung zu verschaffen.
Eine dankenswerthe Initiative in dieser Richtung hat
soeben im Großherzogthum Hessen in der Ersten Kammer
der Stände, Freiherr Hehl zu Herrnsheim gemein-
sam mit Freiherr» Riedesel zu Eisenbach eingele-tet.
Ende Dezember haben die genannten Herren in der Ersten
Kammer den Antrag gestellt, die Grobherzoglich Hessische
Regierung um die Vorlegung eines Gesetzentwurfes über
bie leihweise Hergabe von Staatsmitteln zur Erbauung
kleiner Wohnungen zu ersuchen. Diesem Antrag
haben sie Ende Januar einen zweiten folgen lassen, der
näher umschreibt, in welcher Weise öffentliche Mittel für
den gedachten Zweck sich flüssig machen lassen. Zunächst
soll die Großherzoglich Hessische Landes-Kreditkasse gesetzlich
w Stand gefetzt werden, an Kommunalverbände und Ge-
weinden Darlehen zu bewilligen bis zu zwei Drittel
des Werthes der vermöge dieser Darlehen zu beschaffenden
Gebäude-Grundstücke, ohne daß es dazu der Bestellung
hhpothckarischer Sicherheit bedarf. In demselben Gesetz
soll weiter bestimmt werden, daß die Landeskreditkasje
Rechtsfähigen Vereinen, Gesellschaften und Genossenschaften
Segen hypothekarische Sicherheit Geldmittel bis
^n drei Fünftel des Werthes der vorbezeichnet zu beleihen-
den Grundstücke bewilligen kann. Schließlich soll dieses
Gesetz Normativbestimmungen treffen, um zu ermöglichen,
boß auch Kommunalverbände und Gemeinden,
ohne der Genehmigung der Aufsichtsbehörde zu bedürfen,
OE die Errichtung gesunder, kleiner und billiger Wohnungen
Darlehen an gemeinnützige rechtsfähige Vereine, Gesell-
schaften und Genossenschaften, und auch an solche Private
bewilligen können, welche glaubhaft darthun, daß sie die
Herstellung billiger Wohnungen zu gemeinnützigem Zweck,
ütiter Ausschluß jedes persönlichen Gewinnes übernehmen.
Die Begründung dieses Antrages geht davon aus,
?bß das Wohnungswesen von der größten Bedeutung für
^ Erhaltung der moralischen wie körperlichen Gesundheit
bnd unseres Volkes ist; daß den Mißständen im
Wohnungswesen Staat und Gemeinden im Interesse der
sstntlichen Wohlfahrt entgegentreten müssen; und der
^hatsache, daß die kleinen Wohnungen verhältnißmäßig
g? theuersten sind, und gerade der kleine Mann in der
^gel für die Wohnung viel mehr aufwenden muß, als
ein Ertrag seiner Arbeit entspricht; die Initiative aber
^Se m erster Linie bei den Einzelstaaten, und in der
. hat sxjen die Verhältnisse in den verschiedenen Gebieten
es deutschen Vaterlandes derartig mannigfaltig, daß es
-"k-näßwer ist, wenn diese Frage jeweils in einem

engeren, öegrenzteren Gebiete geregelt wird, in welchem
die betheiligten Faktoren mit allen einschlägigen Verhält-
nissen betraut sind und am besten wissen, was Land und
Leuten Noth thut.

Frankreich, England und Egypten.
Paris, 3. Febr. Die französische Presse macht einen
Vorstoß, um die egyptische Frage in Fluß zu bringen.
Zu der Nachricht, daß England Truppen und Kriegs-
material aus Egypten für seine Kriegsdienste in Südafrika
verwende, führt der Matin aus, daß diese Haltung eine
Verletzung des Völkerrechts sein würde. England, sagt
das Blatt, hat nicht das Recht, weder einen einzigen Mann
noch eine einzige Kanone der egyptischen Armee zu ver-
wenden, um seine Stellung in Südafrika zu verstärken.
England verfügt da über etwas, was ihm nicht angehört.
Egypten ist nicht eine Macht, sondern ein Vasallenstaat
der Türkei. Es ist ein türkisches Departement, das durch
einen Erbpräfeklen, Khediv, verwaltet wird. Jeder Soldat,
jede Kanone, die England zu Gunsten seiner persönlichen
Angelegenheiten verwendet, ist eine Abkehr zum Nachtheil
der Türkei, und wenn der Sultan seine Hand dazu
böte, würde er sich persönlich dafür verantwortlich machen
und die Folgen tragen müssen. Die Engländer haben in
Egypten keine Handlungsfreiheit gegenüber dem Sultan,
auch nicht gegenüber den europäischen Mächten. Würde
Egypten in den südafrikanischen Krieg verwickelt, so würde
das für die Mächte, denen die Aufsicht und Gerichts-
barkeit in Egypten zusteht, die Verpflichtung bedeuten, so-
fort einzugreifen. In gleicher Weise schreibt Eclair,
Egypten könne unter keinem Vorwände in die Ereignisse,
deren Schauplatz Transvaal heute ist, eingreifen; wenn
Egypten es thäte, wäre die Neutralität verletzt und Europa
hätte zu prüfen, ob das zu dulden sei. England sei in
Egypten nicht auf eigene Rechnung, es sei dort als Ver-
treter Europas und um die Ordnung und die Ruhe dort
aufrecht zu erhalten. Könne es das nicht, so stnöge cs
Egypten verlassen und Europa werde dann selbst Ruhe
schaffen.

Deutsches Reich
— Wie die Nordd. Ztg. hört, wird der Botschafter
Graf Hatzfeldt in London behufs Wiederherstellung
seiner angegriffenen Gesundheit in diesen Tagen einen
mehrmonatigen Urlaub nach dem Süden antreten. Zu
seiner Vertretung ist während dieser Zeit der Gesandte
Graf Wolfs-Metternich bestimmt.
— Ueber den Vertrieb von Garn, Bier, Briketts,
Thee und Kerzen sind Verhandlungen zwischen den ver-
bündeten Regierungen zur Ausführung des Z 5 des Ge-
setzes zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs im
Gange. Fertiggestellt ist nach der Rhein.-Westf. Ztg. zu-
nächst die Verordnung über Garn; sie soll demnächst dem
Bundesrath zur Beschlußfassung zugehen.
Preußen. Tie oberschlestsche Industrie hat namhafte
Beträge für die Errichtung einer technischen Hoch-
chule in Breslau gezeichnet. Die Summen, die vom
oberschlesischen Berg- und Hüttenmännischen Verein auf-
gebracht sind, belaufen sich auf etwa 500 000 die
von den oberschlesischen Eisenindustriellen auf 200000
Inter Bezugnahme hierauf ist an die preußische Regierung
das Ersuchen gerichtet worden, zur Verwendung dieser
Beiträge die baldige Errichtung der Hochschule in die
Wege zu leiten.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Groß Herzog haben dem
Königlich Preußischen Oberstabsarzt 2. Klasse Dr. Panewitz
L ls 8uits des Sanitätskorps, bisher Regimcntsarzt des Eisen»
bahn-Neatmcnts Nr. 2, das Ritterkreuz erster Klasse des Ordens
vom Zähringer Löwen, der Schauspielerin Agnes von M inotto-
Sorma die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft und
dem Untcrerheber Friedrich Weber in Günthersthal die silberne
Verdienstmedaille verliehen; den Hofjunker und Staatsanwalt
Heinrich Freiherrn Röder von Diersburg in Offenburg und
den Grafen Heinrich von Kageneck in Munzingen zu Kammer-
junkern, den Referendar Wilhelm Leist aus Neckargemünd zum
Notar im Amtsgerichtsbezirk Oberkirch, den Referendär Friedrich
Krank aus Werthetm zum Notar im Amtsgerichtsbezirk Wald-
kirch, den Referendär Adolf Gooß aus Siegelsbach zum Notar
im Amtsgerichtsbezirk Kenzingen und den Referendär Dr. Josef
Brandt aus Waldwimmersbach zum Notar im Amtsgertchts-
bczirk Engen ernannt.
— Das Justizministerium hat dem Notar Leist das Notariat
Oppenau, dem Notar Krank das Notariat Elzach, dem Notar
Gooß das Notariat Endingen und dem Notar Dr. Brandt
das Notariat Thengen zugewtesen.
— Mit Entschließung Großh Generaldirektion der Staats-
eisenbahnen wurde Expeditionsassistent Karl Bandle in Fret-
burg zur Centralverwaltung versetzt.
Karlsruhe, 3. Febr. Der Großherzog ertheilte
heute um 12 Uhr dem Freiherrn Goeler von Ravenburg
aus Heidelberg Privataudienz. Die Großherzogin be-
gab sich gegen 1 Uhr nach Straßburg zum Besuch der
Fürstin von Hohenlohe-Langenburg und gedenkt Abends 8
Uhr wieder hier einzulreffen. Morgen früh beabsichtigt
der Gcoßhcrzog nach Kehl zu reisen, um daselbst dem 50-
jährigen Jubiläum des Badischen Pionierbataillons Nr. 14
anzuwohnen. Die Rückkehr nach Karlsruhe wird am Abend
erfolgen. Prinz Max ist am Mittwoch den 31. Januar
nach München und von da nach kurzem Aufenthalt nach
Wien gereist, wo derselbe einige Zeit zu verweilen gedenkt.
Hierauf wird der Prinz seine Reise nach dem Süden fort-
setzen. Der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin wer-
den nächsten Montag den 5., Nachmittags hier eintreffen.
Gestern Abend besuchten die Großherzoglichen Herrschaften
noch den Professor Ritter an der Akademie der bildenden
Künste in seinem Atelier.

Ausland.
Oesterreich-Ungarn. Brünn, 2. Februar. In der
heute abgehaltenen Versammlung deutscher Ver-
trauensmänner Mährens erstattete Abg. Groß den
Bericht über die politische Lage, in dem er nach einem
Rückblick auf die Thätigkeit der vorangegangenen Mini-
sterien ausführt, daß die Deutschen dem Ministerium Kor-
ber mit kühler Reserve gegenüberständen. Es könne auf
die Unterstützung der Deutschen nur rechnen, wenn sie aus
seinen Thaten erkannt hätten, daß es wirklich nicht deutsch-
feindlich und nicht reichsfeindlich sei. Zweifellos sei die
Verständigung zwischen Deutschen und Czechen, die die
Regierung sich als erste Aufgabe gestellt habe, eine eitle
Nolhwendigkeit für Oesterreich. Die Deutschen Oesterreichs
seien weit davon entfernt, die Unterdrückung des czechischen
Volkes und der czechischen Sprache zu wünschen, müßten
aber verlangen, daß sich die Czechen in das Gefüge des
Staates einpaßten, die staatsrechtlichen Schwärmereien
nationaler Eroberungsgelüste aufgäben und den Besitzstand
der Deutschen achteten, wie die Deutschen den ihren respek-
ttrten. Unter diesen Voraussetzungen könnte an eine mög-
liche Verständigung gedacht werden. In formeller Be-
ziehung sei die Betheiligung aller Parteien an der Ver-
ständigungs-Konferenz wünschenswerth. Die Deutschen be-
dauerten auf's entschiedenste die ablehnende Haltung der
Radikalen. Die bevorstehenden Verhandlungen müßten mit
Offenheit und Aufrichtigkeit geführt werden. Die Deutschen

Fürst Margoni.

i)

Roman von Moritz Lilie.
(Nachdruck verboten.)
1.

^nger, harter Winter neigte sich seinem Ende zu'
ih^^kquinoctialstürme orausten über das Land und unter
eisif,, ,Hauche lösten sich die starren Bande, in welche der
dvL , ann des Nordens die Natur geschlagen hatte. Die
üich- '"rwer auf Wald und Fluren lagernde Schneedecke trug
mehr jene hellschimmernde weiße Farbe, die das
IretFf" Frostes ist, sondern zeigte das nach -ringe»
"Mer ? Thauwetter stets erscheinende schmutzige Grau;
».'dr aber hörte man es leise murmeln und rauschen,
dir Mar zu neuem Leben erwacht und sprengte endlich
"'eget"? ^ der Aprilhimmel in seinen Wellen wieder-
Nich^g"^" Straßen der großen Handelsstadt freilich war
Aadtn» ,"on Schnee und Eis zu spüren; die sorgsame
irische ^MEung^ ließ stets mit großem Kostenaufwande den
Even Schnee entfernen und aus einem der Gemeinde
den IviiÜ ausgedehnten Feldgrundstücke abladen. Nur auf
?>Ne der hoben Häuier zeigte sich hier und da noch
javen dahin verwehte Schneeschicht, die aber in den
!>^Mand der Frühlingssonne ebenfalls mehr und mehr
^Estct da, wo die Dachrinnen durch Alter und Rost
"üs die >^Eden waren, sich m Gestalt von dicken Tropfen
, "d aus ^übergehenden ergoß. Auf den Promenaden
"ege» Vorttadtstraken aber ließ man den Schnee
rea?« "-.Mb"» es Schlittenbahn gab, entfaltete sick dort
Und üb«>'v ^?Eates Leben. Jetzt freilich, wo der Thau-
^ ^Se. aan.'f ^ Eaßen und Plätze fegte, halte sich hier jenes
"nß nurGemisch gebildet, in weiches sich der
Auck ö"^rnd wagt.
^ m der vornehmen, villenbesetzten Alleestraße, an

welcher die reichen Kaufherren und die den Winter in der
Stadt verbringenden Angehörigen der Aristokratie ihre Be-
sitzungen batten, war es nicht anders, und es konnte daher
nicht Wunder nehmen, daß die Straße trotz der frühen
Nachmittagsstunde öde und einsam war. Nur einige Dienst-
personen, Zofen und Lakaien, waren sichtbar, die Herr»
schäften aber blieben daheim im behagliche» Zimmer und
schauten sich die entlaubten Bäume, welche zu beiden
Seiten der Straße Spalier bildeten, und die unwegsamen
Fußpfade unter denselben durch die Spiegelscheiben ihrer
Fenster an-
Im scharfen Trabe kam jetzt eine elegante Equipage die
Straße herauf gefahren. Die Räder verursachten auf dem
weichen Boden fast gar kein Geräusch, nur das vorschrifts-
mäßige Schellengeläute, welches den Pferden während der
Wintermonate aufgelegt werden mußte, verkündete das Nahen
des Wagens.
Vor einem großen, villenartigen Hause blieb derselbe
stehen, behend sprang der Diener vom Bock und öffnete
entblößten Hauptes den Schlag, dem ein- älterer, in einen
kostbaren Pelz gehüllter Herr entstieg. Vorsichtig, auf den
Fußspitzen, eilte er über den feuchten Weg dem Portale zu.
durchschritt das elegante, mit Säulen und Freskomalereien
verzierte Vestibül und betrat durch die von einem Lakai
geräuschlos geöffnete Vorsaalthür das Innere der Herr»
schaftlichen, im Hochparterre gelegenen Wohnung. Er
ließ den Pelz von der Schulter herab in die Hände des
Dieners gleiten, übergab diesem Hut und Stock und
öffnele ohne weitere Anmeldung eine der goldverzierten
Flügelthüren.
Ein Mann, der in einem schweren türkischen Schlafrock
gehüllt, in einem weichen Lehnsessel ruhte, streckie ihm die
Hand zum Gruße entgegen. Er litt offenbar an Gicht; denn
seine Füße waren b>S zu den Knieen hinauf mit dicken
Bandagen umgeben.
In seiner Nähe am Fenster batte ein junges Mädchen
Platz genommen, das bei dem Eintritte des Fremden ein

Buch, aus welchem sie soeben vorgclesen hakte, zur Seite
legte und sich erhob. Die Kleine war noch sehr jung,
vielleicht kaum sechzehn Jahre alt, aber ihre hübschen,
freundlichen Züge hatten sich bereits wenn auch nicht
zu einer vollendeten Schönheit, so doch zu hoher Änmuth
entwickelt.
»Da bist Du ja, Arnold!" rief der Leidende dem An-
kömmling entgegen, welcher in die dargebotene Rechte ein-
schlug und dann dem jungen Mädchen mit der Hand lieb-
kosend auf die Wange klopfte.
„Wie es scheint, geht es Dir ein wenig bester," versetzte
der Angeredete, indem er einen Fauteuil heranrollte und sich
in die Polster warf; „bei meinem letzten Besuche fand ich
Dich im Bette, während Du heute außerhalb desselben zu-
bringst."
„Ein wenig — ja I" sagte der Kranke mit einem leisen
Seufzer, »indessen wirst Du mich trotzdem noch nicht so
bald im Comptoir erblicken."
„O. darüber mache Dir keine Sorge, Sebald!" rief
Jener lächelnd, »das Bankhaus Gebrüder Dornfelder, ist in
jeder Beziehung so wohlsttuirt und sein geschäftlicher Me-
chanismus arbeitet so vortrefflich, daß es ohne Nachtbeil den
einen seiner beiden Chefs auf unbestimmte Zeit entbehren

Er strich sich mit der Hand wohlgefällig über das
glattrasirle volle Gesicht, wie ein Mann, der alle
Ursache hat, mit sich selbst und seiner Lebenslage zufrieden
zu sein.
Auch sein Bruder Sebald gab durch wiederholtes Kopf-
nicken seine Zustimmung zu dem Gesagten zu erkennen.
„Ich habe Dich um Deinen Besuch bitten lassen. Arnold,"
nahm Sebald wieder das Wort, „um mit Dir eine Ange-
leaenheit zu besprechen, deren Erledigung sich nicht gut mehr
aufschieben läßt."

(Fortsetzung folgt.)
 
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