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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 127-149 (1. Juni 1900 - 30. Juni 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0703

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monatlich SO Pf.
frei in's HauS gebracht.
Durch die Post bezogen
Vierteljahr!. 1.25 Mk.
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Fernsprech-Anschluß Nr. 82.


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tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Xr. 148.

Freitag, den 29. Juni

190V.

Bestellungen
auf die Heidelberger Zeitung für das UI. Vierteljahr 1900
werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den
Agenten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
Expedition, Untere Neckarstr. 21, angenommen.
Bezugspreis: mouatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen Mk.1.25 vierteljährlich,
mit Zustellgebühr Mk. 1.65.

Die Borgänge in China.
Berlin, 28. Juni. Der deutsche Gcschwaderchef
meldet aus Taku vom 26. ds. Mts.: Die Gesandten
sind bei dem Landungscorps.
Berlin, 28. Juni. Der Chef des Kreuzcrgeschwa-
ders meldet: Taku, 25. Juni. Bei dem Entsätze
Tientsins durch die vereinigten Truppen am 23. d. wurden
vom deutschen Seesoldatendetachement Leutnant Fried-
rich'und 10 Mann getödtet, 20 verwundet.
Die Seesoldaten kämpften acht Stunden.
Wir haben die obigen beiden Depeschen gestern hier
durch Aushang bekannt gemacht. Die Bedeutung der
ersteren für die ganze weitere Entwickelung der Vorgänge
in China leuchtet ein. Wenn die Gesandten nicht zu
Schaden gekommen, sondern heiler Hanl unter dem Schutz
der internationalen Truppen in Tientsin angelangt sind,
dann fällt für die Mächte die Nothwendigkeit fort, Ver-
geltung zu üben und die ganze Angelegenheit kann ver-
hältnißmätzig glimpflich beigelegt werden.
Die Verluste, die das deutsche Corps bei der Ent-
setzung Tientsins gehabt hat, sind sehr schmerzlich; eine
Anzahl von Familien wird dadurch in Trauer versetzt.
Auch die beim Seymour'schen Corps befindliche deutsche
Abtheilung wird Verluste, vielleicht sogar starke, gehabt
haben. Wir wollen Derer, die im fernen Ostasien im Namen
Deutschlands auftretend gefallen sind, stets in Ehren ge-
denken. Die Seymour'sche Kolonne soll im Ganzen 62
Todte und 312 Verwundete haben.
Von den weiteren Nachrichten, die inzwischen einge-
laufen sind, geben wir folgende wieder:
Berlin, 28. Juni. Der Geschwaderchef fügt seiner
Meldung aus Taku vom 20. d. M., wonach sich die Ge-
sandten beim Landungskorps befinden, hinzu, es hätte,
wie Chinesen melden, am 25. ds. der Kampf in Tient-
sin noch fortgedauert, da das befestigte Arsenal
außerhalb der Stadt noch im Besitz der Chinesen ge-
wesen sei.
Hamburg, 28. Juni. Die Hamburger Börsenhalle
meldet: Der Firma H. E. Meyer hier ging heute früh
folgendes Telegramm aus Shanghai zu: Tientsin ist
entsetzt, alles ist unversehrt. Der Firma Siemssen
ging gleichfalls aus Shanghai ein Telegramm zu lautend:
Sämmtliche Deutsche in Tientsin sind unversehrt.
Petersburg, 28. Juni. Der Kriegsmiuister erhielt
ein aus Port Arthur unterm 27. Juni abgefertigtes
Telegramm des Viceadmirals Alexejew, wonach ein aus
4 Kompagnieen Russen und ebenso viel fremden Truppen
bestehendes Detachement in der Nacht auf den 26. d. M.
Admiral Seymour entsetzte. 200 Verwundete aus
Seymours Detachement wurden nach Tientsin gebracht.
Tschifu, 28. Juni. Nach den letzten Nachrichten ha-
ben, wie Daily Mail meldet, die Russen das Arsenal von
Tientsin nach einem äußerst wirksamen Geschützfeuer ge-
nommen. Bei den Truppen, die Tientsin entsetzt haben,
seien mindestens 6 Geschütze gewesen.

Tschifu, 28. Juni. Das Reuter'sche Bureau meldet:
Admiral Seymour wurde entsetzt. Es gelang ihm nich t,
die Verbindung mit Peking herzustellen. Er kehrt
jetzt nach Tientsin zurück. Seine Truppen haben schwer
gelitten. Der russische General Stcessel dürfte sich jetzt
mit einer 10000 Mann betragenden internationalen Trup-
penmacht auf dem Marsch nach Peking befinden. Aus
Peking liegt keine Nachricht vor. Die chinesischen Truppen
von Peking wurden auf 40—60000 Mann geschätzt. Von
allen Seiten eilen Boxer herbei. (Wenn Admiral Sey-
mour nicht nach Peking gelangt ist, so ist noch unaufge-
klärt, wie die Gesandten zu ihm gestoßen sind. Möglicher-
weise sind sie, wie das ja auch mehrfach berichtet worden
ist, unter chinesischem Schutz aus Peking herausgeleitet
worden und man hat sie in der Nähe des Seymour'schen
Corps, das man nicht weiter Vordringen ließ, freigclassen.)
Shanghai, 28. Juni. Nach Meldungen aüs Tschifu
sind 1000 Japaner in Taku gelandet worden. Wei-
tere 2000 Japaner und ein Bataillon französischer Infan-
terie sollen noch folgen. In vielen Kreisen mehren sich,
wie die Times meldet, die Anzeichen dafür, daß die chine-
sischen Beamten allgemein anerkennen, die Unterstützung der
fremdenfeindlichen Bewegung sei eine Thorheit der Mand-
schupartei, mit der sie nichts zu thun haben wollen. (Wenn
es nur wahr ist!)
Shanghai, 28. Juni. Nach einer Meldung der
Daily News haben die Boxer die Militärschule in Mul-
den, Mandschurei, zerstört. 3000 Russen sollen ihnen ent-
gegen marschiren.
Hongkong, 28. Juni. Nach der Times haben sich
alle Ausländer zum Kampfe für die Vertheidigung
der Kolonie erboten, wenn es nöthig wäre.
Aokohama, 28. Juni. Die japanische Regie-
rung beschloß, wie das Reuter'sche Bureau meldet, 20 000
Mann nach China zu senden. Wie die Times meldet, hat
Japan nunmehr 35 Truppentransportschiffe gemiethet. Die
Stimmung des Landes fordere, daff um des künftigen
nationalen Lebens willen Japan seine Stellung in jedem
Concert der Mächte zur Geltung bringe.

Deutsches Reich
— Der Berliner Polizeipräsident hat das
Anerbieten des Goethebundes angenommen, aus Per-
sonen, die der Bund vorschlägt, einen Sachvcrständigen-
Rath zu bestellen, der die Polizeibehörde bei dem Ein-
schreiten gegen die Ausstellung anstößiger Schriften und
Bilder in zweifelhaften Fällen unterstützt. Dadurch wird
mancher Mißgriff vermieden werden.
— Die Kosten unseres Truppentransports
nach China stellen sich auf rund 1'/, Mill. Mk., ein-
schließlich der Schiffsmiethe und der Verpflegung bis zum
Ziel der Reise. Für den Fall, daß die Lloyddampfer
Weiler im Dienst der Marine und unter Dampf bleiben,
so stellten sich die täglichen Unkosten auf 7000 Mk. Die
Expedition führt 2200 Zelte für je 2 Mann mit sich.
Die Intendantur bringt im Ganzen 5400 Kisten Proviant,
die für ein Vierteljahr ausreichen, zur Verstauung. In
Spandau ist man mit den erforderlich gewesenen Arbeiten
fertig. — Das Pionier-Detachement besteht aus 3 Offi-
zieren, 2 Portepee-Unteroffizieren und 95 Mann; die
Stärke der Feldbatterie beträgt 6 Offiziere, 2 Portepee-
Unteroffiziere und 169 Mann; und das Sanitätsdetache-
ment besteht aus 8 Marine-Krankenwagen und 6 Fahrern.
Außerdem, wird eine vollständige Feldbäckerei mit einem
Personal von 18 Mann mitgenommen. Als Seelsorger
geht Marinepfarrer Keßler mit nach China.

— Ueber die La g e der ka th olis ch e n M i s si o n in
Südschantung ging, wie die Germania meldet, der
Stehler Mission durch den Provicar Freinademetz aus
Tining am Kaisercanal folgende Drahlmeldung zu: Mission
schutzlos, äußerste Lebensgefahr.
— Vom Chef des Kreuzergcschwaders ist folgende
Meldung über die Stärke und die Zusammen-
setzung der ausgeschifften deutschen Truppen
in Berlin eingegangen. Unter Admiral Seymour stehen
von der „Hertha" 7 Offiziere und 175 Mann, von der
„Hansa" 7 Offiziere und 152 Mann, von der „Kaiserin
Auqusta" 5 Offiziere, 1 Arzt, 85 Mann, von der „Gefion"
3 Offiziere, 1 Arzt und 74 Mann. In T ientsin befindet
sich ein Detachement von 6 Offizieren, Capitänleutnant
Kühne als ältester, 1 Arzt und 170 Mann, außerdem seit
dem 23. d. M. 2 Compagnien des 3. Seebataillons. Die
in Taku befindliche deutsche Besatzung zählt 6 Offiziere, 1
Arzt und 502 Mann.
— In einem jetzt veröffentlichten Schreiben an den
Essener Generalanzeiger gibt Sullivan seinem Staunen
darüber Ausdruck, daß man ihm eine politische Mission
zuschreiben will. Seine Unterredung mit dem Kaiser
habe sich hauptsächlich auf Musik erstreckt. Kurz vor Be-
endigung der Unterredung habe Sullivan sich erlaubt zu
fragen, ob der Kaiser die Absicht habe, in diesem Sommer
nach Cowes zu kommen und er habe hinzugefügt, daß,
wenn auch die Engländer von Natur aus nicht gerade
sehr begeisterungsfähig wären, Se. Majestät doch, wie
Jedermann in England wisse, mit großem Enthusiasmus
empfangen werden würde. Der Kaiser erwiderte, er glaube
nicht, daß die bereits bestehenden Verpflichtungen es ihm
gestatten würden, in diesem Jahre nach Cowes zu
kommen.
Kiel, 28. Juni. An dem Appell ehemaliger
Gardisten nahmen etwa 2400 alte Krieger theil. Die-
selben waren im offenen Viereck aufgestellt, üuf dem rechten
Flüger befanden sich Fahne und Musik des Seebataillons.
Auf Einladung hin hatten sich eingefunden Oberpräsident
v. Köller, Admiral v. Köster, Viceadmiral v. Senden-
Bibran u. a. Der Kaiser in Uniform des ersten Garde-
regiments erschien mit dem Prinzen Heinrich und General
v. Plessen zu Pferde. Generalmajor v. Hoepfmr stellte
das Counts vor. Der Kaiser ritt durch die Reihen der
Teilnehmer und redete viele alte Soldaten an. Sodann
hielt der Kaiser eine kurze Ansprache, in der er hervor-
hob, er hoffe, daß sie ihre treue patriotische Gesinnung
bewahren und auf ihre Umgebung übertragen und in dieser
Weise Weiterarbeiten bis an das Ende ihrer Tage. Er
freue sich außerordentlich, die Gardisten in so großer
Anzahl oersammelt zu sehen und d anke denselben. Der
Vorsitzende des Ausschusses erwiderte, die Gardisten er-
neuten den Schwur unverbrüchlicher Treue. Redner schloß
mit einem dreimaligen Hurrah, worauf alle Anwesenden
die Nationalhymne sangen. Sodann nahm der Kaiser den
Parademarsch entgegen.
Baden. 6.0. Karlsruhe,28.Juni. Der Landtag wird,
wie jetzt feststeht, am nächsten Donnerstag ohne be-
sonderes Ceremoniell durch Staalsminister Nokk ge-
schlossen.
60. Karlsruhe, 28. Juni. Die Anträge der Abg.
Wacker und Dreesbach betr. die Abänderung der Ver-
fassung und der Wahlordnung, sowie die Denkschrift
der Großh. Regierung betr. die Zusammensetzung der
Stände kommen am nächsten Montag zur Berathung.
Der Bericht des Abg. Heimburger über diese Anträge
liegt jetzt im Druck vor. Die Anträge der Oppositions-
mehrheit sind bereits bekannt. In erster Linie empfiehlt

Die Irre von Sankt Rochus.
Kriminalroman von Gustav Höcker.

26)

(Fortsetzung.)

.Das ist doch äußerst seltsam! Oder sollte hier der Zu-
fall spielen?" . ^ .
„Wir werden sehen," sagte Allram mrt großer Ruhe.
„Es gelang mir, in Magdeburg noch auszumitteln. daß
Bruscher, der mit Grotjan zugleich aus der Arbeit entlassen
worden war sich auch mit diesem bet dem gleichen Logis-
wirth in Schlafstelle befunden hotte. Diese Familie wohnte
nicht mehr in Magdeburg, von ihr hätte ich ledoch auch kaum
erfahren können, was ick m.r selbst sagte: daß nämlich
Bruscher den Tod seines lebensmüden Kollegen und Schlaf-
genossen benutzt hatte, sich dessen Leg,llmationspaplere .an-
zueignen. Welcher Grund ihn bestimmt haben mochte, seinen
Namen abzulegen. darauf werde ich gleich zu sprechen kommen.
Da ich aus den polizeilichen Meldelisten ohne besondere
Schwierigkeit erfuhr, aus welchem Orte Heinrich Bruscher
gebürtig war, so war mir letzt , meine Reiseroute borge-
schrieben. Aber der Ört konnte ja überwacht mcht sortaelraaen
werden, und so durste ich mir den Luxus gestatten, einen
Seitenpfad einzuschlagen. Sie wissen, Herr Doktor, daß ich
ein Kleinigkeitskrämer bin. Allram lächelte ironisch, als er
dies sagte.
.O." versetzte der Irrenarzt, der diese Anspielung sehr
wohl verstand, „ich habe von ihnen sogar gelernt. So ist
mir z. B. schon oft der Zettel wieder eingefallen, den Sie
bei Gelegenheit jenes Bibeldiebstahls in Wippachs Papier-
korbe aefunden hoben, und eS ging mir im Kopfe herum, ob
jene Ziffern — ich habe sie vergessen
„Sechsundfünfzigstes Regiment, dritte Kompagnie, half
Allram. lebhaft mit dem Kopfe nickend, Gerths Gedächtnisse
nach.

.Ob diese Ziffern nur so ins blaue hingekritzell waren."
fuhr Gerth fort, „oder ob sie nicht ein Stichwort waren, an
welchem Wippach den Briefschreiber sogleich erkannte, ohne
daß dieser sich zu nennen brauchte."
„Sehen Sie, Herr Doktor, da haben wir beide genau
den gleichen Gedanken gehabt, und Sie sprechen ihn juft in
dem Augenblicke aus, wo ich selbst darauf zu sprechen kommen
wollte. Der Seitenpfad, den ich einschlug, ging nämlich nach
dem Standorte des 56sten Regiments, über den ich mich durch
die Ouartierliste unterrichtete, und es war kein großer Um-
weg, den ich zu machen hatte."
„Sie wollten sich erkundigen, ob Bruscher in jenem Re-
giment gedient habe, vermuthete ich."
„Sie beschämen mich, Herr Doktor, weil ihre Logik
schärfer ist als die meinige. Ich gestehe, daß ich dabei nicht
gleich an Bruscher dachte, sondern zunächst nur an Professor
Georgis Neffen, über den ich bei der Diebftahlsaffäre neben-
her erfahren hatte, daß er als Einjährig-Freiwilliger in einem
Jnfanterie-Regimente gedient habe. Ob es daS 56ste war,
hoffte ich im Äarnisonsorte desselben zu erfahren. Dort
begab ich mich auf die Regiments-Kommandantur. Die Zeit,
wo Wippach seiner Militärpflicht genügt haben mußte, konnte
ich ungefähr abschätzen; sie mochte um etwa sechs oder
sieben Jahre zurückliegen, und da ich auch die Kompagnie
anzugeben wußte, die mich besonders interessirte, so war die
Nachsuchung in den Listen mit keinen großen Umständen ver-
bunden. Es stimmte: Alfred Wippach, im Zivilstande
Ltuäiosus jaris, hatte in der 3ten Kompagnie des 56sten Re-
giments sein Freiwilligenjahr abgedient. Und jetzt erst kam
mir der Gedanke, Bruscher könne mit der Regiments- und
Kompagnienummer in seiner Meldung zur „Nachtübung" eine
Anspielung aus eine alte Kameradschaft beabsichtigt haben,
die er dann auch aus das gemeinsame diebische Vorhaben
übertrug. Da nun die Listen einmal aufqeschlagen waren,
so trug ich also auch nach Bruscher. Richtig! auch ein
Heinrich Bruscher, im Zivilstande Malergehilfe, hatte mit
dem Einjährigen Wippach zugleich in derselben Kompagnie

gedient, und zwar als Soldat zweiter Klasse. Warum zweiter
Klasse? Weil er vor seinem Eintritt ins Militär wiederholt
zweimal wegen Diebstahls mit Gefängniß bestraft worden
war. Diesen Flecken aus seinem Leben berauszuwaschen.
erweckte er den tobten Grotjan wieder zum Leben, indem er
dessen Ausweispapiere zu den seinigen machte- Ob Wippach
um diesen Namenswechsel wußte, als beide sich wiedertrasen
und sich zu jenem antiguarischen Unternehmen vereinigten,
kommt für uns nicht in Betracht, wie ich denn überhaupt
gestehen muß, daß der aus Amerika zurückgekehrte Neffe für
mich in den Hintergrund zu treten beginnt. Die Anwesenheit
dieses enterbten Taugenictts ist ja, mit dem gewaltsamen
Tode seines OnkelS zusammengehallen, allerdings ausfallend
genug; ob aber Bruscher, als Mörder gedacht, auch bei diesem
Verbrechen sein ausfübrendes Organ war oder ob er für
eine andere Person handelte, darüber läßt sich streiten. Auf
keinen Fall kann Bruscher dieser anderen Person und dem
Neffen des Ermordeten zugleich gedient haben, denn die In-
teressen dieser beiden stehen sich feindlich gegenüber."
Ob Gerth die letzten Worte des Detektivs verstand?
Allram schwieg, als wolle er ihm Zeit lassen, sich darüber
zu äußern.
„Ich richtete vorhin eine Frage an Sie," sagte der Irren-
arzt zögernd, „oder vielmehr ich meinte, ob es vielleicht ein
bloßer Zufall sei —"
„Daß Georgis ehemalige Wirthschafterin und der höchst
verdächtige Merkurbriesträger den gleichen Namen mit
einander gemein haben?" ergänzte Allram. „Wir sind
dieser Frage jetzt ganz nahe gerückt. Das letzte Ziel meiner
Reise war Bruschers Heimathsort, ein größeres Kirchdorf.
Die Erkundigungen, welche ich dort einzog, sind zuverlässig.
Bruschers Eltern leben nicht mehr. Sein Vater war der
Stellmachermeister Jakob Bruscher."
(Fortsetzung folgt.)
 
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