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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 51-77 (1. März 1900 - 31.März 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0335

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Vierteljahr!. 1.25 Mk.
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Rernsprech-Anschluß Nr. 82.


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Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Xn. 70.

trcitliü. Len 23. Mil!

ISVV.

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auf die Heidelberger Zeitung für das II. Vierteljahr 1900
kerben bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den
Agenten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
Expedition, Untere Neckarstraße 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen Mk. 1.25 vierteljährlich,
Kit Zustellgebühr Mk. 1.65.

Zur Reform des Militärpensionswesens.
In der Budgetkommissian des Reichstags hat der
Er iegs min i ster, wie in der Sitzung vom letzten Mon-
kg bekannt gegeben wurde, erklärt:
Ich habe schon früher meine Ansicht dahin zu erkennen
gegeben, daß ich die gegenwärtige Militär-Pensionsgesetz-
Kebung nicht mehr für zeitgemäß halte; sie ist durch die
Kehrfachen Novellen, welche zu dem Grundgesetze von 1871
^gangen sind, verwickelt und unklar geworden, sie enthält
Ungleichheiten und Härten; letztere sind auch zum Theil in
°er überreichten Denkschrift offen zum Ausdruck gebracht,
^'e Ungleichheiten und Härten durch weitere Novellen zu
ästigen, halte ich für ausgeschlossen. Ich habe daher
kue Gesetze auf neuer Grundlage entwerfen lassen, die
^iannschaftsversorgung unter Anlehnung an die bürgerliche
Enfallgesetzgebung. Die Arbeit, die wegen des Umfanges
Materie und der vielfachen Beziehungen derselben zu
anderen Rechtsverhältnissen immerhin schwierig ist, hat nur
"Kgsarn vorschreiten können. Jetzt sind drei Entwürfe,
EsNer für Offiziere, einer für Mannschaften, einer
^ Kriegshinterbliebene, vom Kriegsministerium
?Niggestellt; dieselben müssen nun den zuständigen Stellen
. ^ Reiches zur Prüfung zugeführt werden, zumal da die
" Aussicht genommenen neuen Bestimmungen eine nicht un-
redliche Steigerung der Ausgaben zur Folge haben wür-
Ich werde mir angelegen sein lassen, die Weiter-
Klwicklung der neuen Gesetzgebung nach Möglichkeit zu
lvrdern.

Deutsches Reich.
n. — Das Kaiserpaar begab sich gestern an dem
eburtstage Kaiser Wilhelms I. nach dem Mausoleum in
harlotlenburg und wohnte sodann in der Siegesallee der
Khüllung von vier Gruppen bei. Mittags um 12'/, Uhr
^bfing der Kaiser den Oberbürgermeister Dicke und den
^Oreter des Stadtverordnetenkollegiums Stratmann aus
. Engen. Beide Herren überreichten dem Kaiser den von
^ Stadt Solingen gestifteten Ehrenpallasch. Später fand
^..Schlösse Tafel statt, wozu die frühere Umgebung
"'Er Wilhelms l. geladen war.
ha» ^ Die Schleckst. Ztg. schreibt: Dem Vernehmen nach
der Kaiser die Absicht, die Hohkönigsb urg nicht
A?°der gjz Schloß vollständig aufzubauen, sondern die
^Kve soweit Herrichten zu lassen, daß sie ein Architektur-
s "ieum daistellt, das jedermann offen stehen soll und
zinken einen Wallfahrtsort für die Freunde alter
^ kitektur im Elsaß bilden würde. Endgiltige Entscheidung
das fernere bauliche Schicksal der Burg wird übrigens
.in der Besprechung getroffen werden, die nunmehr im
d kgsschlosse zu Berlin stattfindet. Wie sehr der Kaiser
dh.fkf hält, den Anschauungen und Wünschen der Be-
Rechnung zu tragen, geht schon daraus hervor,
Ejg Bürgermeister Schlösser als Vertreter der bisherigen
q^khümerin der Hohkönigsburg, der Stadt Schlettstadt,
h.' Allerhöchsten Befehl eingeladen worden ist, der er-
^jEenBesprechung beizuwohnen._

— Der Kaiser hat genehmigt, daß die Zahlmeister,
die den drei obersten Gehaltsstufen angehören und sich nach
jeder Richtung in ihrer Stellung bewährt haben, vom
Kriegsministerinm zuOberzahlmeistern befördert wer-
den. Die Oberzahlmeister haben auf Epaulettes und Achsel-
stücken zwei goldene Rosetten zu tragen.
— Der Seniorenconvent des Reichstages
hat beschlossen, nach Beendigung der zweiten Lesung des
Etats am Montag den 26. März die Seemanns-Ordnung
und vom 27. bis 29. März den Etat zur dritten Berathung
zu stellen. Darauf tritt der Reichstag bis zum 24. April
in die Osterferien.
Kiel, 22. März. Heute Mittag fand die Taufe
des großen Kreuzers „k" statt. Zur Feier hatten
sämmtliche im Hafen ankernde Schiffe Abordnungen ent-
sandt. Als Prinz und Prinzessin Heinrich die
Taufbühne betreten hatten, hielt Viceadmiral Köster die
Taufrede, in der er darauf hinwics, daß das Schiff das
erste seiner Klasse sei, und den Wunsch aussprach, daß der
Himmel es auf allen seinen Fahrten behüten möge. Nach-
dem der Viceadmiral geendet hatte, vollzog die Prinzessin
Hein'ich im Aufträge des Kaisers die Taufe und gab dem
Schiff den Namen „Prinz Heinrich".
Deutscher Reichstag. Berlin, 22. März. Der
Reichstag erledigte heute ohne wesentliche Discussion die
zweite Lesung des Etats.
Bei der zweiten Berathung der Ueberschüsse der Reichseinnahmen
und Ausgaben weist Singer (Soc.) auf die Etatsüberschreitung
von 40000 Mk- für den Staatssecretär des Auswärtigen hin, die
mit den Kosten der Kaiserreise begründet wird. Es verstehe sich
von selbst, daß der Kaiser, wenn er einen hohen Beamten zu einer
Reise einlade, auch die Kosten dafür tragen müsse. Es sei er-
wünscht, daß dem Reichstage Gelegenheit gegeben werde, die Frage
zu erörtern. Abg. Dr. Hasse (natl-): Die Frage sei in der
Kommission nicht erörtert worden. Abg. Singer (Soc.) bean-
tragt nunmehr Rückverweisung an die Kommission- Der Antrag
wird gegen die Stimmen der Rechten und Nationalliberalen ange-
nommen.
Bei der darauffolgenden Berathung des Gesetzentwurfs be-
treffend die Patentanwälte entspinnt sich eine längere Debatte
über einen Antrag Schmidt-Marburg resp. Heine, wonach
wissenschaftliche, politische und religiöse Ansichten und Handlungen
als der Eintragung in die Patentanwaltsliste unwürdig nicht an-
gesehen werden dürfen.
Der Antrag wird angenommen. Ein großer Theil des
Gesetzes wird nach den Beschlüssen der Kommission und schließlich
dann auch der Rest in der Kommissionsfassung angenommen.
Der Gesetzentwurf betreffend Bestrafung der Entziehung
elektrischer Kraft wird in 2. Lesung gemäß der Kommissions-
fassung angenommen.
Morgen 1 Uhr: 3. Lesung des Gesetzes betreffend Patentan-
wälte, betreffend Bestrafung der Entziehung elektrischer Kraft,
Petitionen.
Baden. 6 6. Karlsruhe, 22. März. Im letzten Quartal des
verflossenen Jahres starben im Großherzogthum mit Ausschluß
der (469> Todtgeborcnen 9554 Personen, darunter 2575 Kinder
von 0 dis 1 und 777 von 1 bis 15 Jahren. Die Allgemeinsterb-
lichkeit ist gegenüber früheren Jahren erheblich zurückgegangen;
ebenso ist eine erfreuliche Minderung der Todesfälle an Lungen-
schwindsucht eingetreten.
Badischer Landtag. Karlsruhe, 22. März.
(48. Sitzung der Zweiten Kammer.) Eingelaufen ist
eine Petition des badischen Viehhändler-Verbandes um Ab-
änderung des § 33 der Vollzugsverordnung zum Reichs-
viehseuchengesetz.
Die Sitzung wird zur Prüfung der Akten über die
Ersatzwahl in Heidelberg, bei der Professor Rohrhurst ge-
wählt wurde, auf kurze Zeit unterbrochen. Hieraus be-
richtet Abg. Hug über die Prüfung. Die Wahl wird auf
Antrag des Berichterstatters für unbeanstandet erklärt.
Der neue Abgeordnete Professor Rohrhurst wird darauf
vereidigt.
Es wird in der S pezt al b e r ath u n g des Budgets
des Ministeriums des Innern fortgefahren.

Abg. Lauck (Centr.) berichtet über die Eingabe der Schutz-
männer in Freiburg um Verbesserung ihrer Einkommensverhält-
nisse und beantragt Namens der Budget-Commisston, das Gesuch
als Material für die künftige Regulirung des Gehaltstarifs der
Großh. Regierung zur Kenntnißnahme zu überweisen. Abg.
Franz (nat.-lib.) befürwortet die Bitte des Hoflieferanten
Hilpert in Rastatt um Erhöhung der Preise für die von ihm zu
liefernden Monturen und weist auf die Unzulänglichkeit des
Monturaversums für die Schutzleute in Rastatt hin.
Abg. Dr. Wilckens (nat.-lib.) unterstützt zunächst die
Petition der Schutzmänner, indem er die Leistungen der badischen
Schutzmannschaft rühmend anerkennt und insbesondere auch die
Erbauung weiterer Dienstwohnungen für die Schutzleute durch
den Staat empfiehlt. Er kommt dann auf einen kürzlich im
Figaro erschienenen Artikel zu sprechen, wonach in Heidelberg
ganz merkwürdige polizeiliche Zustände zu herrschen schienen und
die dort wohnenden Engländer mit Rücksicht auf den südafrika-
nischen Krieg einer Art Schreckensherrschaft ausgesetzt sein sollten.
Aehnliche maßlose Uebertreibungen seien unlängst mit Bezug auf
Dresden in die Welt gesetzt worden. Er müsse sich Namens der
von ihm vertretenen Stadt gegen solch' tendenziöse Darstellungen
entschieden verwahren und könne nur sagen, daß hier ein paar
Gassenjungenstreiche, wie sie überall Vorkommen, in einer nicht
zu rechtfertigenden Weise aufgebauscht worden seien. Es sei
allerdings wiederholt passirt, daß auch in Heidelberg Zöglingen
englischer Institute, wenn sie über die Straße gingen, zugerufen
worden sei: „Fort, die Buren kommenI" Der Stadtrath habe
aber schon im Januar die Schulbehörden ersucht, der Schul-
jugend Verhöhnungen und Beleidigungen der Engländer strengstens
zu untersagen. In gleichem Sinne habe das Bezirksamt die
Schutzmannschaft instruirt, die gegen Schüler wie gegen Er-
wachsene einschreite, wenn auf diesem Gebiete wirkliche Aus-
schreitungen Vorkommen sollten. Nach dem, was er bei der
Polizei erfahren, hätten sich aber in Heidelberg eigentliche
Exzesse dieser Art bis jetzt nur vereinzelt ereignet. Ucber Fastnacht
sei es allerdings vorgekommen, daß ein Amerikaner von einigen
jungen Leuten, die maskirt waren, derart drangsalirt worden sei,
daß er schließlich einen Revolver zog und seine Angreifer be-
drohte. Es sei dieser Amerikaner in der Nothwehr gewesen und
es sei jetzt gegen seine Angreifer ein Strafverfahren anhängig,
das voraussichtlich zu einer Bestrafung der betreffenden jungen
Leute führen werde. Der in dem Aitikel erwähnte Fall, wonach
zwei reiche Polen, die man für Engländer gehalten, mit Stein-
würfen verfolgt worden seien, habe aller Bemühungen ungeachtet
polizeilich überhaupt nicht festgestellt werden können. Was sodann
die Behauptung angehe, daß während der Fastnachtszeit die
Zöglinge der englischen Institute in Heidelberg hatten konsignirt
werden müssen, so verhalte sich nach den Informationen des
Redners die Sache so: Der Polizeikommissär habe erfahren, daß
die Zöglinge von zwei englischen Instituten beabsichtigten, am
Fastnacht-Dienstag durch die Stadt zu ziehen und eine buren-
feindliche Demonstration zu veranstalten. Er habe dies für be-
denklich gehalten und die Vorsteher der Institute darauf auf-
merksam gemacht, daß nach seiner Ansicht unter den obwaltenden
Verhältnissen eine solche Veranstaltung unzweckmäßig sei. Die
betreffenden Jnstitutsinbaber hätten dann von sich aus erklärt,
auch sie seien dieser Meinung und sic würden die Sache einfach
dadurch abschneiden, daß sie ihre Zöglinge an dem in Betracht
kommenden Tage nicht in die Stadt gehen ließen. ES handle
sich also hier um offenbare Uebertreibungen des Verfassers des
Artikels. Richtig sei allerdings, daß auch in Heidelberg die
Sympathien der Bevölkerung in dem Burenkrieg mehr auf Seite
der Buren, als auf jener der Engländer seien. Redner müsse
aber bestreiten, daß die Bürgerschaft der Stadt diese Gesinnung,
die man ihr gewiß nicht verübeln könne, in einer die Engländer
beleidigenden oder verletzenden Weise an den Tag lege. Für
einzelne, von Heißspornen oder von unreifen jungen Leuten ver-
übte Ausschreitungen, die Redner selbstverständlich ernstlich miß-
billige und gegen die auch strenge eingeschritten werde, könne
unmöglich die Stadt und ihre Bevölkerung verantwortlich ge-
macht werden, und es sei eine wirklich starke Aufbauschung, wenn
man von dem desfallsigen Verhalten der Einwohner einer so
gemüthlichen und gastfreundlichen Stadt wie Heidelberg behaupte:
„v'sst oomms rm oommsooomcot äs z-usrrs anglo-aUsmanäs*.
Minister Eisenlohr nimmt an, daß die Nachricht der
Figaro auf leerem Geschwätz beruht. Mit dem Bau von Dienst-
wohnungen für Schutzleute werde die Regierung forlfahren. Be-
züglich des Monturaversums sei gegenwärtig eine Enquete im
Gang. Gegenüber den Behauptungen Heimburgers in der letzten
Sitzung betont der Minister, daß das Bezirksamt Lahr korrekt ge-
handelt habe. Abg.Uibel(natl.) glaubt, daß man im gegenwärtigen
Stadium jeden Versuch, eine einseitige Aenderung des Gehalts-
tarifs vorzunehmen, abweisen müsse, wenn er auch nicht vcr-
kenne, daß die schlechten Einkommensverhältnisse der Schutzleute

Fürst Margoni.
^ Roman von Moritz Lilie.
ä?)
(Fortsetzung.)
^tv",^? Sie ihr den schönen Brillantring, den ich schon oft
Ehr,?°erte. an den Finger steckten, sträubte sie sich nicht
Warf Valerie mit einem Anflug von Spott ein.
hg,re ich zehn Ringe zu verschenken gehabt, ich
^ie * ihr ohne Besinnen gegeben haben, weil ich glaubte,
behZbwn dieser Domino," bcthcuerte der Fürst wieder Platz
Ungläubiges Lächeln legte sich um die Lippen des
.Un>?Laen Mädchens.
2->e wissen in der That nicht, wer Sie in dieser
. .D? Vlumven Weise dupirte, Fürst?" fragte sie.
- eier wich jn der Person getäuscht habe, so ist mir
Eich?.Domino ein vollständiges Räihsel." erklärte er; „viel-
Et>zeji.wurde ich es doch noch erfahren haben, wäre nicht zur
i .I« Z verwünschte Zigeuner dazwischen gekommen."
geheimnißvolle Mensch scheint allwissend zu
Züge» 5 -Zahnungen desselben mußten Ihnen doch wohl die
"Kien?« öffnen, paß Sie einen argen Mißgriff gethan
der Auseinandersetzungen zwischen dem Ein-
kr di- mir verschwand das Mädchen, sonst würde ich
^kn>-n nöthigensalls mit Gewalt vom Gesicht ge-
^Efftigkej^en.^um die Dame kennen zu lernen, die so viel
>Ir?«Hvd der Zjgeuner — haben Sie nicht erfahren, wer der
s, Der ^°lcrie hastig.
r, Irrens Zwliener schaute mit dem Ausdrucke des Er-
^ ihm g"us - die Erregtheit und Hast in ihrer Frage
'^'Pwr er ist — noch heute würde ich ihm eine
9 aus Pistolen senden und im Fall der Ablehnung

ihn bei erster Gelegenhett mit der Reitpeitsche züchtigen,
sei es auch aus offener Straße!" zischte Margoni grimmig
zwischen den Zähnen hervor. „Aber tost möchte ich glauben,
daß er Ihnen bekannt ist; denn er sprach von blauen Augen,
die nach mir ausschouen würden, von einem egypttschen
Kostüm, dessen Trägerin ich suchen solle, und damit konnten
nur Sie gemeint sein. Valerie, eine zweite Maske, aus welche
diese Merkmale Passen, gibt cs hier nicht."
„Er engagirte mich zur Polonaise, den einzigen Tanz,
den ich heute überhaupt getanzt habe, und schon nach
wenigen Minuten nannte er meinen Namen," bestätigte das
Mädchen. „Das Räthselbafteste aber an ihm ist. daß er in
Dinge eingeweiht zu sein scheint, welche bisher ein Geheimniß
waren und daß er regen Anlheii an meinem Wohl und
Wehe nimmt." . '
„Seltsam!" sagte Margoni nachdenklich, „soll man dem
Menschen trauen oder ihn fürchten? Hoffentlich ist es nicht
das letztemal, daß ich ihm begegnete, und dann werde ich
Aufklärung von ihm fordern, dann soll er mir nicht wieder
entschlüpfen."
„Vielleicht kann er auch über die Dame im Domino Aus-
kunft geben, wenn hier nicht Ihr Ring zum gelegentlichen
Verräiher wird," meinte Valerie.
„O, auch ich habe ein derartiges Erinnerungszeichen."
rief der Fürst sich besinnend, indem er in die Tasche
faßte und den Reif mit dem Rubin hervorzog. „Für
mich ist er werthlos, wollen S»e ihn an sich nehmen,
Valerie, so befreien Sie mich von einem mir lästigen
Gegenstand."
Das junge Mädchen nahm den Ring und ein leiser Aus-
ruf des Erstaunens entschlüpfte ihren Lippen.
„Unmöglich I" sagte sie leise, „es kann nicht sein!"
„Sie kennen den Ring?" forschte der Fürst.
„Nein, nein, es ist ein Jrrthum; aber Sie überlassen
mir ihn wohl?" versetzte sie schnell. „Tragen werde ich ihn
nicht, nein, niemals; aber einstweilen ausbewahren, bis Sie
ihn mir wieder Mördern I"

„Valerie I" rief in diesem Augenblick die Gräfin, den
Kopf halb nach dem jungen Mädchen umwendend, „das Spiel
ist zu Ende, gehen wir nach Hause I"
Die Gerufene erhob sich.
„Wenn mir die Damen gestatten, begleite ich Sie bis an
den Wagen," sagte der Fürst, mit Valerie an die alte Dame
herantrctend.
Letztere nickte gnädig.
„Thun Sie das, lieber Fürst, mein Mann läßt sich ohne-
hin n,cht gern in keinenk Spiele stören, er kommt später nach,
halten Sie ihn nur nicht zu lange zurück."
Ein vergnügtes Lächeln spielte um den Mund des
Italieners, als der Wagen davonrollte und er wieder in das
Spielzimmer zurückkehrte. Er hatte sich schlau und gewandt
aus der fatalen Affaire gezogen und durfte sicher sein,
daß Valerie in ihrer kindlichen Leichtgläubigkeit seine Recht-
fertigung für vollgiltig angenommen hatie, so wenig sie
anfangs auch dazu geneigt schien- Daß er ihr bereitwilligst
den Ring überließ, bestärkte sie in dem Glauben an seine
Unschuld.
_ (Fortsetzung folgt.)
Stadt-Theater.
O Heidelberg. 23. März.
„Jugend von heute." Eine deutsche Komödie in 4 Akten
von Otto Er n st.
Hans! Fuhrmann Herrsche!l Die Mütter! Der Biberpelz!:
lauter ernst zu nehmendes modernes dramatisches Gut, haben wir
Heuer von unserem Ensemble in vorzüglicher Weise dargestellt er-
halten. „So etwas kann man hier in der Provinz sehen?" Das
konnte man neulich von einem Weltstadtmenschen hören. Daß
gestern Frl. Krüger und Frl- Heinrich, die Herren Her-
mann Rudolph, Weinmann, Kauer und Sigl und
alle übrigen Darsteller ohne Ausnahme der Komödie „Jugend
von heule" zu einem großen Eifolg verhalfen, überraschte uns
nicht. DaS Publikum kam bald in die allerbeste Laune,
und spendete reichen Beifall. Das Stück ist gespickt mrt gut ge.
 
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