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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 27-50 (1. Februar 1900 - 28. Februar 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0221

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Erscheint täglich.
«onntags ausgenommen.
Preis
mit Familienblättern
monatlich 50 Pf.
».frei in's Haus gebracht,
^urch die Post bezogen
vierteljährl. 1.25 Mk.
»usschließlich Zustellgebühr.

^ernsprech-Anschlus; Nr. 82.


Jusertionsgebühr
15 Pf. für die Ispaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Ai . 46.

KtilW, Len 23. Februnr

IWV.

Bestellungen

«uf die Heidelberger Zeitung für den Monat März werden
bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den Agenten, bei
den Trägern in der Stadt, sowie in der Expedition,
Untere Neckarstraße 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen für den Monat März,
b>enn am Schalter abgeholt, 42 Pfennig, mit Zustellgebühr
bö Pfennig weiter.

Schwindelhafte Berichterstattung.
Einem Artikel des Franks. General-Anz. entnehmen
dsir folgende Auslassungen:
Der südafrikanische Krieg hat eine vollstän-
dige Industrieins Leben gerufen, die aufTäuschung
der Redaktionen beruht, die Industrie von angeblichen
^rivatnachrichten aus dem Kriegsgebiet. Einer der ge-
fährlichsten ist der Londoner vielgewandte Hr. Farlow,
der m Privattelegrammen an die Münchener Neuesten
^achrichten und an die Magdeburgische Zeitung alle Augen-
blicke ganze englische Divisionen aufreibt. Dcpeschenbureaus
Steifen diese Meldungen auf, datiren sie ohne Quellen-
angabe wieder als eigenempfangene von Chicveley oder
^odderriocr oder sonstwoher, und verbreiten sie eilends in
bei übrigen Presse (soweit dieselbe auf diese Täuschung
E'Ngeht. Red.). Besonders eifrig mordete Herr Farlow
während der Tage von Spionkop. In jener Zeit konnten
">ir uns vor telephonischen Anfragen nicht retten: alle
Aelt fragte beim Generalanzeiger an. warum er nicht auch
.iese „j'chönen" Depeschen habe; anderswo in der Stadt
seien sie angeschlagen. Der Grund war sehr einfach —
lnir kannten Herrn Farlow.
Dieser wackere Herr war früher Redakteur der sogen.
Kabelkorrespondenz in London, welche in den ersten Feld-
öUgswochen täglich Telegramme von so fabelhafter Länge
Kriegsschauplatz brachte, daß es schon an und für
uch unmöglich erschien, die Gebühren dafür durch die
^bonnemenlszahlungen der Zeitungen zu decken. Dabei
b>aren es nicht einmal „Gummidepeschen", das heißt durch
Redaktionelle Ausschmückung erweiterte kurze Original-
Klcgramme; man las im Bureau dieser Korrespondenz
Kdiglich mit Zuhilfenahme der Karte die englischen Zei-
^ngen sämmtltch sehr genau durch, machte aus deren
Nachrichten ein Sammelsurium mit viel Phantasie und
Ellglandfeindlichem Ueberguß und erfand ein paar Buren-
'lkge freihändig dazu. Die Hamburger Nachrichten, der
Hannoversche und Rheinische Courier und noch etwa vier
Mtzend deutscher Zeitungen nähren sich fortdauernd noch
°ls zum heutigen Tage von dieser Korrespondenz. Sie ist
Zwischen etwas bescheidener geworden. Sie datirt jetzt
"lEliigsteirs ihre „Spezialbriefe" aus London und bezeich-
sie nicht mehr als direkte Telegramme aus dem
^"iegsgebiet.
c. Der Ruhm Farlows und seiner Nachfolger hat einen
^Err„ in Brüssel nicht schlafen lassen, der niemals auch
M im Vorzimmer der Transvaalgcsanvtschaft in der
Mornerstraße empfangen ist, aber trotzdem täglich dem
Arliner Tageblatt sensationelle Telegramme darüber
sprecht, was für glänzende authentische Nachrichten über
allerneueste vom Kriegsschauplatz er „aus hiesigen
.^ansvaalkreisen" bekommen habe. Bei Kämpfen in Natal
Mt ex es gewöhnlich nicht unter 8500 todten Engländern
mindestens 1? von den Buren eroberten Geschützen.
o"ch das greifen kleinere Depeschenbureaus dann freudig
und deveschiren und telephoniren es in die Provinz

hinaus. Das Zeug wird auch wahrhaftig vielfach ab-
gcdruckt.
Als Nächster im Bunde — unter Umständen mag diese
industrielle Gesellschaft noch mehr Mitglieder haben, als
wir bis jetzt wissen — schließt sich ein Herr Schröder in
Berlin an, der allüberall, in London, Kairo, Durban und
sonstwo, irgend einen „Vetter" besitzen will, der bald Kauf-
mann, bald Arzt, bald Ingenieur ist und Interviews mit
den englischen Feldherren und andere schöne Sachen hat.
In der gewandten Verwerthung seiner Produkte war dieser
Mann den Konkurrenten weit über. Er schickte nicht alle
seine Fabrikate allen Zeitungen, sondern bald der einen,
bald der anderen etwas, so daß die einzelnen Redaktionen
wirklich glauben mußten, cs handle sich um gelegentliche
Briefe, die dieser freiwillige Mitarbeiter selbst erhalten.
(Das Blatt erzählt dann, wie es auf diesen Herrn Schrö-
der selbst hereingefallen ist und einen angeblichen Bericht
aus Durban über schändliches Benehmen englischer Sol-
daten abgedruckl hat, der sich hinterher als frei erfunden
erwiesen hat. Dann fährt er fort:)
Eines kann man sich nicht verhehlen: gefährlich ist
diese Industrie ganz außerordentlich. Sie ist erklärlich
uno von den Engländern selbst verschuldet, die gleich in
den ersten Feldzugswochen die Wahrheit so drangsalirten,
daß ein Theil der deutschen Presse sich dann aus der
Scylla Sir George Whites in die Charybdis der Herren
Farlow und Genossen warf. Wer sich gleich uns bemüht
hat, auch in Kriegsläuftcn die Besonnenheit zu wahren,
mag uns bei Entlarvung der Schwindler behilf-
lich sein. Das ist nicht mehr bloß interne Rcdaktions-
sache; das ist Sache des ganzen Volkes, dessen Angehörige
auf allen Plätzen der Erde das auslöffeln müssen, was
solche leichtfertige Jndustueritter einbrocken. (Wir haben
diesen Ausführungen hinzuzufügen, daß nach unseren
Beobachtungen besonders ein Depeschenbureau die frechen
Phantasieberichte weiterverbreitet. Wirwarnen dieLeser
vor dieser schwindelhaften Berichterstattung,
die lediglich darauf ausgeht, Sensation zu erregen und
darauf spckulirt, daß das Publikum morgen schon vergessen
hat, was heute im Blatt steht und deshalb nicht zu
kontrolliren vermag, wie dick die Lüge war. Red.)

Deutsches Reich
— Der Kronprinz hat am letzten Mittwoch in
Plön das Abiturientenexamen abgelegt. Am Sams-
tag folgt die Prüfung des Prinzen Eitel-Friedrich
auf Grund der Bestimmungen für Fähnrichsprüfungen.
Prinz Eitel-Friedrich bleibt aber noch ein oder zwei Jahre
bis zur Ablegung des Abiturientenexamens in Plön, wäh-
rend der Konprinz nunmehr nach beendeter Schulzeit nach
Potsdam zurückkehrt und fortan seinen eigenen Hofstaat
erhält.
— Die Besserung in dem Befinden des Abgeord-
neten Lieber hält an.
Deutscher Reichstag. Berlin, 22. Fcbr. Zweite
Berathung des Etats der R e ichshe e r esverwaltung.
Der Berichterstatter berichtet über die CommissionS-
verhandlungen.
- Abg. Bebel (Soc.): Bel dem geheimnißvollen Schleier, der
über die inneren Vorgänge in der Armee gebreitet sei, sei es
nothwendig, vor der Tribüne des Reichstags eine Reihe von
Beschwerden zur Sprache zu bringen, zumal da die Bemühungen
der Militärbehörden, die Redner anerkennt, nicht ausreichten, um
gewissen Mißständen abzuhelfen. Redner führt einige Fälle an
und fragt an, ob der Oberleutnant der Reserve, Hochheim, der
mit Hülse seiner Leute einen Gutsbesitzer namens Pätzold miß-
handelt habe, und in Halle mit sechs Monaten Gefängniß be-
siraft worden sei, in seinem Militärverhältniß geblieben sei. Red-

ner führt Fälle an, in denen einige Vorgesetzte die Mannschaften
mit den ärgsten Schimpfworten, mit Schläge» und Püffen trak-
tirt haben. In Spandau habe sich ein Mann aufgehängt, nach-
dem ihm gesagt worden war: Wenn Sie Courage haben, hängen
Sie sich auf. Redner führt an. daß häufig Soldaten zu außer-
dienstlichen Beschäftigungen verwandt würden; bei einem Kellner-
streik in Göttingen hätten Soldaten Dienste gethan, und das
alles bet der zweijährigen Dienstzeit. Redner bespricht sodann
den Fall Doering-Kloevetorn; die Handlungsweise des Doering
auf dem Tanzboden, die zum Duell führte, hätte für einen sozial-
demokratischen Parteiführer genügt, um ihm seine Stellung zu
nehmen. Und dieser Mann sei heute wieder Ehrenmann und
Officier. Im Gegensätze zu den kaiserlichen Verordnungen stehe
die Spielwuth vieler Osficiere. Der Prozeß der „Harmlosen"
habe ein trauriges Bild ans den sogenannten besten Kreisen ent-
hüllt. Wenn Redner Minister wäre, so würde er darüber Nach-
denken, ob nicht eine solche verfaulte Gesellschaft mit Feuer und
Schwert auszurotten wäre. Viel Schuld daran trage die ver-
kehrte Erziehung und die spartanische Einfachheit der Cadetten-
schnlen und das den Officieren eingepaukte Bewußtsein eines
wahren Uebermcnschenthums.
Kriegsminister v. Go bl er: Ich habe nicht gedacht, daß der
Abg. Bebel wieder seine Etatsrede über Mißhandlungen halten
würde. Ich war daher enttäuscht, als ich am Dienstag einen
Zettel erhielt mit Details, die er Vorbringen wolle. Bei der
Kürze der Zeit war cs mir nicht möglich, das Aktenmaterial in
vollem Umfang zu verschaffen. Das Haus wird sich aus den
Verhandlungen überzeugt haben, daß gegen Mißstänoe mit
größter Schärfe cingeschritten wird. Redner kommt auf den von
Bebel angeführten Fall des Reservisten Grüsel zu sprechen. In
dem Falle Hochheim sei gegen denselben noch nicht eingeschritten
worden, weil er gegen das gerichtliche llrtheil Berufung ein-
gelegt habe. Zweifellos werde das militärische Ehrengericht
später sich mit dem Falle beschäftigen. Ueber den Fall in Span-
dau habe er die Akten noch nicht erhalten. Redner wendet
sich gegen die von dem Abgeordneten Bebel angeführten Miß-
Handlungsfälle. In Göttingc» seien allerdings bei der großen
Verlegenheit der Wirthe Soldaten verwandt worden, aber
nicht als Kellner, sondern nur als Zuträger von Speisen.
Die Duelle hätten bedeutend abgenommen; in dem letzten
Jahr hätten nur vier stattgefunden. Was den Fall Doering au-
gehe, so könne sich Redner kaum eine stärkere Beleidigung als
eine Ohrfeige denken. Uebrigens war die Verwundung durch den
dritten Schuß nur leicht. Redner habe nicht den Eindruck, als
ob durch den „Club der Harmlosen" die ganze vornehme Welt
compromittirt worden sei. Bebel könne nur aus Uukenntniß des
Militärdienstes von den gcisttödtenden Obliegenheiten des Of-
ficiers sprechen. In den Cadettenanstalten würden die künftigen
Offiziere zur Charakterfestigkeit erzogen. Die Mißstände beweisen
nur, daß die Bildung der Officiere noch erhöht werden müsse.
Den Eindruck, daß es in der Armee „Uebermenschen" gibt, habe
Redner nicht. Die lange Rede Bebels habe nur unbedeutenden
Inhalt gehabt.
Nach kurzen Bemerkungen deS Abg. Hosfmann-Hall (südd.
Vp.) führt Abg. Dasbach (Centr.) aus, eine Tanzbodengeschichte
sei nicht werth, um zu einem Duell zu führen. Die Weigerung,
nach dem dritten Schuß das Duell abzubrechen, sei einfach
ein Mord.
Kriegsminister v. Goßler: Eine Ohrfeige sei keine gering-
fügige Beleidigung. Das Begnadigungsrecht sei Sache des aller-
höchsten Kriegsherrn. Niemand habe ihm vorzuschreiben, wie er
cs ausüben solle. Das Duell als Mord zu bezeichnen, während
doch das Strafgesetz einen Unterschied macht, sei nur eine Redens-
art. Jedenfalls sei es auf dem vom Kaiser vorgeschlagenen Wege
gelungen, in den meisten Fälle die Duelle zu vermeiden.
Abg. Dasbach (Centr.): Der Streit, der auf dem Tanz-
boden wegen einer Tänzerin erfolgt, ist ganz geringfügig. Wenn
ein Offizier im Verfolg einer geringfügigen Sache beleidigend
wird, hat er die Ohrfeige wohl verdient. Unbegreiflich sei cs,
wie der militärische Ehrenrath bei dieser Sachlage den Mord
fordern konnte.
Vicepräsident v. Frege: Sie dürfen deutschen Gerichten nicht
vorwerfen, sie unterstützen eine» Mord. Ich rufe Sie zur
Ordnung.
Abg. Dasbach (Centr.) entgegnet, er habe nur vom mili-
tärischen Ehrenrathe gesprochen.
Vicepräsident v. Frege: In diesem Falle vertritt der Ehren-
rath das Gericht; ich bleibe bei meiner Behauptung.
Kriegsminister v. Goßler: Der Ehrenrath hat das Duell
im Fall Doering nicht festgesetzt. Die Parteien haben es unter
ich vereinbart.
Abg. Bebel (Soz.): Er habe dem Kriegsmintster nicht einen
Zettel, sondern einen regelrechten formellen Brief geschrieben, in
dem er die Namen der angeschuldtglen Offiziere und der Zeugen


Fürst Margoiri.
Roman von Moritz Lilie.
(Fortsetzung.)
tzi-n-Wenn ich aber dazu trotz des besten Willens für jetzt
außer Stande bin?"
»„.Der Fürst zog ein Portefeuille aus der Tasche und cnt-
a, mn demselben ein Papier, das er entfaltete und seinem
Kkniiber binhielt.
iw »r->e haben mir über eine Forderung von fünfzigtausend
lyM diesen Wechsel ausgestellt, Verehrtester, und was ein
Pap,er bedeutet, nnssen Sie ja- Wenn Sie mir mit
z»Mn Worten erklären, daß Sie nicht zahlen können, so
Sie mich, auf gerichtlichem Wege die Wahrheit
U Behauptung seststellen zu lassen." .
aus . r Gras war au-sgestanden und schritt erregt m> Zimmer
' llnd ab. ...
^r^rgessen Sie nickt, Fürst, daß es eine Spielschuld ist,
"ibu, Ihnen den Wechsel ausstellte." sagte er mit leise
nrender Stimme. , ,
tz^-Glauben Sie, das Gericht fragt danach, wodurch diese
Huu ° entstanden ist?" versetzte Margoni mit überlegener
ihr a,' »Es wird Ihnen den Wechsel mit Ihrer Unterschrift
^e>»>?,"Erkennung vorlegen. Sie werden dieselbe ohne weiteres
der Mn müssen und daraufhin werden Sie zur Zahlung
str,,. ,jjwme verurthcilt werde». Das ist der einfache und
jonsti der Dinge, der weder durch Ausflüchte noch
Winkelzüge aufgehalten werden kann — Sie müßten
^Jhre Unterschrift ablcugnenl"
>d Margoni — das verbitte ich mir!" ries der Graf
»wehendem Tone, während er sich rasch nach ihm um-
^Eliung 2st<ll'rner machte eine beschwichtigende Handbe-
sich"M habe nur von der einzigen Möglichkeit gesprochen,
>ur den Augenblick Ihrer Verpflichtung zu entziehen,

es liegt mir aber fern, zu glauben, daß Sie von diesem
Mittel auch Gebrauch machen werden." beruhigte er seinen
Schuldner. „Was könnte das Ihnen auch nützen? Der
Staatsanwalt würde sich der Sache anzunehmen haben und
die oirronigus soamtalsuss der Residenz wäre um einen
interessanten und pikanten Beitrag reicher."
Der Graf war bleich geworden und seine Lippen bebten
vor innerer Erregung. Jeden anderen, der ihm solche Dinge
gesagt haben würde, hätte er gefordert; diesem Manne gegen-
über mußie er sich beherrschen. Er war völlig in dessen
Gewalt, derselbe konnte ihn vernichten, moralisch und gesell-
schaftlich unmöglich machen. Und alle diese versteckten Be-
leidigungen sagte er ihm mit glatten Worten, und in freund-
lichem Tone mit einer geradezu empörenden Ruhe und
Rücksichtslosigkeit. ^
„Ich bin in Ihrer Hand. Fürst, und bei Gottl Sie
machen von Ihrer momentanen Ueberlegenheit den weitesten
Gebrauch!" sagte der Gras, indem er sich zwang, ruhig zu
erscheinen. „Trotzdem aber muß ich Ihnen wiederholen, daß
ich kaum so viel besitze, um mit Anstand leben zu können,
an irgend welche größere Ausgaben aber darf ich gar nicht
denken." ^ ,
„Dann bin ich freilich genöthigt, den letzten entscheidenden
Schritt zu lhun," entschied der Fürst. .Fünfzigtausend Mark
ist ein kleines Vermögen, das ich nicht länger missen kann.
Ich habe in den letzten Monaten in Monaco kein besonderes
Glück gehabt, Verluste folgten auf Verluste, so daß meine
Kasse bedenklich erschöpft ist. Ich rechnete mit Sicherheit
darauf, daß Sie mein Guthaben ausgleichen würden, und
der Wunsch, mit Ihnen abzurechnen, führte mich hierher,
und ich werde diese Stadt nicht eher verlassen, bis ich ent-
weder mein Geld erlangt oder die Gewißheit erhalten habe,
daß Sie zahlungsunfähig sind. Im letzteren Falle würden
Ihnen aber die hiesigen gesellschaftlichen Kreise für alle Zeit
verschlossen bleiben!" ^ ^
Er legte die kaum halbgerauckte Zigarre weg und zündete
eine frische an, während sein Blick mit einem gewissen lauern-
den Ausdruck hinüber zu seinem Opfer schweifte. Der Gras

kämpfte offenbar einen schweren inneren Kampf; er besaß
nicht die Mittel, eine so bedeutende Ehrenschuld zu bezahlen,
und doch mußte er sich mit seinem harten Gläubiger in dieser
oder jener Form zu verständigen suchen, wenn er nicht für
immer von seiner gesellschaftlichen Stellung herabsteigen, aus
der Gemeinschaft seiner L-tandesgenosscn susgestoßen sein
wollte. Er zermarterte sein Gehirn, um einen Ausweg auS
diesem Dilemma zu finden — vergebens; nirgends entdeckte
er eine rettende Hand, die sich ihm hilfespendend entgegen-
streckte.
„Nur noch einmal, Fürst, gewähren Sie mir Nachsicht,
noch eine kurze Frist von drei Monaten verlange ich, dann
werde ich die Sache sicher zu ordnen vermögen." bat der
Mann, aber cs war ihm anzumerken, welche ungeheuere
Ueberwindung es ihm kostete, sich soweit derabzuwürdigen,
den Italiener mild zu stimmen.
„Noch drei Monate, und wenn diese vorüber sind, was
dann?" entaegnete Margoni. „Was Sie heute nicht können,
Gras, wird Ihnen auch nach einem Vierteljahre nicht möglich
sein, täuschen wir uns doch nicht darüber- Oder hoffen Sie
etwa auf einen Lolteriegewrnn, auf eine reiche Erbschaft»
die Ihnen von irgend einem unbekannten, in Hinderindien
lebenden Onkel zufallen könnte?"
Es lag ein beißender Hohn in diesen mit verbind-
lich lächelndem Munde gesprochenen Worten. Der Fürst
schien es förmlich daraus anzulegen, seinen Schuldner zu
demüthigen-
Plötzlich blieb dieser vor ihm stehen, seine Züge hellten
sich auf, es war, als sei ihm unerwartet ein glücklicher Ge-
danke gekommen.
„Sie wollen heirathen, Fürst?" sagte er, die Hand auf
dessen Schulter legend.
Verwundert schaute Margoni zu ihm auf.
_ (Fortsetzung folgt.)
 
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