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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (1. Februar 1900 - 28. Februar 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0177

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Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Xr. 37.

Dit«sll>z, den 13. Kbmr

isov.

Ein Intermezzo im Reichstag.
Die Germania hatte vor einigen Tagen behauptet, daß
Am Bund der Landwirthe nahestehende Abgeordnete gegen
">e Flottcnvorlage agitirt hätten. Sie nannte zuerst den
Präsidenten des Bundes, Herrn v. Wangenheim, dann
aber korrigirte sie sich und sagte, es sei der Direktor Dr.
Hahn gewesen.
In der Reichstagssitzung am letzten Samstag kam nun
aiese Angelegenheit zur Sprache. Wir entnehmen darüber
aem Reichstagsbericht der Kölner Ztg. das Folgende:
Frhr. v. Wangenheim (de. und Bund der Landw): Eine
persönliche Bemerkung zunächst. Durch die Presse ging dieser
7-age die Nachricht, eine Anzahl conservativcr Abgeordneter habe
'U Perfider Weise das Centrum zur Ablehnung d>r Flottenvor-
mge zu bestimmen gesucht. Nachher wurde der Name des Dr.
A°hn genannt. Ich bin in der Lage zu erklären, daß diese Nach-
"cht vom ersten bis zum letzten Buchstaben frei erfunden und
"logen ist. (Hört, hört! rechts.) Ich überlasse es dem Hause
bcurthcilen, ob es mehr die Gemeinheit der Gesinnung, welche
Zuständige Menschen in den Schmutz zieht, oder die Dummheit
u>rses Verfahrens bewundern will. (Hört, hört! rechts.)
, Szmula (Centr.): Den Worten, die Herr v. Wangenheim
fui Eingang seiner Rede gesprochen hat, stelle ich folgende e in-
lache Tbatsache gegenüber. Ich habe in der vorigen Woche
mit dem Abg. Dr. Hahn im Foyer des Reichstags über die
biterfrage gesprochen. Da hat er mir ausdrücklich gesagt:
»Wenn wir nur die gräßliche Flottenvorlage weg hätten,
stürmisches Hört, hört! links.) Sehen Sie, daß Sie möglichst
utele Mitglieder Ihrer Fraktion gegen die Flotte kriegen." (Stür-
misches Hört, hört! links und stürmische Kundgebungen.) Ich
Me mich für verpflichtet gehalten, diesen Ausspiuch meiner
Auktion vertraulich erweise mitzutheilen, damit die Fraktion
?Ußte, wie die Verhältnisse in Bezug auf die Stimmung für die
Motte lägen. (Bewegung.) Daß diese vertrauliche Mittheilung
N die Presse gekommen ist. ist nicht meine Schuld. Ich habe
Allerlei Anthcil daran, ich kann mich aber nur im höchsten Grade
wundern und meine Entrüstung darüber aussprechen, daß
Herr v. Wangenhcim, ohne Zeuge dieser Unterredung gewesen zu
AU, seine Worte gesprochen hat. Ich appelltre an das Haus
u»d frage, wem es mehr Glauben schenkt, einem siebzigjährigen
Urauten Manne, oder dem Dr. Hahn, der bekannt ist wegen
Redseligkeit. (Stürmischer Beifall links und Lärm )
Dr. Hahn (B. d. L.): Herr Szmula hat gesagt, daß er mit
M über die Arbeiterfrage gesprochen hätte, daß ich hierbei den
Ausdruck gethan hätte: „Wenn wir erst die häßliche oder
A"bliche Flotte» Vorlage weg Hütten; sorgen Sie dafür,
-U» möglichst viele Mitglieder Ihrer Fraktion gegen die Vorlage
' (UlMrn." Wer mich kennt (schallende Heiterkeit), wird nicht von
unnehmen, daß ich die deutsche Sprache in einer so wenig
AWickten Weise anwende. (Oh! Lachen.) Aber auch inhaltlich
G-, das absolut nicht zu. Es war durchaus kein ernsthaftes
i "Präch, sondern eine gelegentlich unverbindliche Foyer-Aeuße-
Mn (buchen) Zunächst hat das Gespräch, soviel ich mich er-
nicht im Abgeordnetcnhause stattgefunden, sondern im
-Achstag. (Szmula ruft: Nein!) Herr Szmula batte, wie ich
s!^ aufgeschrteden habe, Folgendes gesagt: Er beschwerte
liktz ^ wir Bündler keine polnischen Arbeiter ins Land hinein

Er meinte, wenn ich nach Schlesien käme, würde man
siä? uushängen. (szmula schüttelt mit dem Kopf.) Er beklagte
weiter darüber, baß der B
Ich antwortete ihm dann: wenn

die !> biter darüber, baß der Bund der Landwirthe Reden für
r^Flottenvorlage halten lasse. Ich antwortete ihm dann: wenn
die Flotte so unangenehm ist, dann stimmen Sie doch

Änen

dagegen!

(Szmula ruft: Alles falsch!) Ich will nicht

dA" eine Kritik daran knüpfen, daß man unverbindliche Worte,
(mAu Mxsant gesprochen sind (großes Gelächter), so verwerthet.
eg Aßes Gelächter.) Ich vertrete meine Worte und bitte Sie,
Uisn "kpektiren, wie ich das thue. Bisher war es wenigstens
E' "feine Gepflogenheit, im Foyer im Scherz hingeworfene
Zu,, (Gelächter) in die Öffentlichkeit zu bringen. Was die
frsAriässigkett des Gedächtnisses anlangt, so glaube ich, daß das
ljjAb Gedächtniß eines Vierzigjährigen mindestens dieselbe Be-
heu/'bmrgung verdient, als das nach den heutigen Behauptungen
"»es ^ vielleicht schon etwas müde gewordene Gedächtniß
Eea-„^ievzigjährigen. (Ah!) Abg. Haußmann hat, ohne meine
,Erklärung abzuwarten, bemerkt, die Erklärung des Abg.
ÄjgAia sei zweifellos richtig. Er hat darüber ein so geringes
ÜtzA.. bon Gerechtigkeit bekundet, daß ich dasselbe Quantum
peim-.r er meiner Glaubwürdigkeit zollt, dem großen Modus
^>>e, mit dem er hier aufgetreten ist.
dem «2 l a (Centr.): Wenn Dr. Hahn auch noch so wirr mit
schüttelt ....

Präsident Graf Ballestrem: Das dürfen Sie von einem
Abgeordneten nicht sagen. (Heiterkeit.)
Szmula: Die Mittheilungen des Herrn Hahn waren schon
insofern unrichtig, als ich nicht von Aushängen gesprochen habe,
sondern man würde ihn mit faulen Aepfeln werfen. Dieses Ge-
spräch ist allerdings, vor Kurzem hier im Reichstage, auf dieser
Bank dort gefallen. Im Landtage, im großen Foyer aber fand
jenes andere Gespräch statt, für dessen Richtigkeit ich noch
nachträglich mit meinem Ehrenwort etntrete. Ich
hätte das Wort nicht ergriffen, wenn nicht in so unqualistzirter
Weise ohne jeden Grund Herr v. Wangenheim die Angelegenheit
so dargestellt hätte, die mich dazu gezwungen hat. Ich hätte
geglaubt, daß Herr v. Wangenheim als Ehrenmann, nachdem er
meine Erklärung gehört hat, sein Bedauern ausgedrückt hätte.
Frhr. v. Wangenhelm (de. u. Bund der Landw.): Ich
habe in meiner Rede Herrn Szmula mit keinem Worte genannt,
sondern mich nur an den Artikel der Germania gehalten. Wenn
Hr. Szmula den Geschmack hat, Privatunterhaltungen in dieser
Weise weiterzugeben, dann bitte ich ihn, nur das so zu thun,
daß kein Mtßverständniß entsteht, damit nicht eine gewisse Presse
damit operiren kann nach dem Grundsatz: oalnmniars auäaotsr,
sswpsr sliguiä dsorst!
Dr. Hahn (Bund der Landw.): Die ganze Art des Ge-
sprächs, des scherzhaften Gesprächs (Große Heiterkeit links!)
macht es unmöglich, jedes einzelne Wort zu rekonstruircn. Dazu
bin ich zu vorsichtig, jedes einzelne Wort behaupten zu wollen,
wohl aber dem Sinne nach habe ichs im Gedächtniß festgehalten.
Bei mir hat es sich nicht um den leisesten Versuch gehandelt, die
Flotte zu diskreditiren. Diese Entstellung, dis meine harmlosen
(Stürmische Unterbrechung links!), scherzhaften Worte gefunden
haben (Hohngelächter links!), ist unerhört. Wohin kommen wir
da? (Hohngelächter.) Vereinigen Sie sich doch alle mit mir zur
Vertheidignug unserer alten Gepflogenheiten im Hause. (Hahn-
gelächter.l Die Entstellung der Germania ist eine Räubergeschichte
L la Arizona Kicker. (Hohngelächter.)
Szmula (Centr.): Es bleibt dabei, daß Herr v. Wangen-
heim nicht den leisesten Anlaß hatte, so aufzutreten.
Man kann nicht sagen, daß Dr. Hahn in der Er-
widerung auf die Anschuldigung glücklich oder erfolgreich
gewesen ist.
Die Germania hatte dann noch weiter gesagt, daß der
Abgeordnete, ehemalige Oberpräsident Graf Stolberg
gegen die letzte Militärvorlage intriguirt habe. Graf Stol-
berg bemerkte hierzu in der SamStagssitzung:
Zu meinem Erstaunen las ich gestern Abend in einer Zeitung,
daß ich bei der Berathung der Militärnovelle den Versuch ge-
macht haben soll, die Kommissionsmitglieder des Centrums zu
einer regierungsfeindlichen Haltung zu bewegen, damit hieraus
ein Militärkouflikt entstände. Ich soll das in Privatgesprächen
gethan haben. Ich bin gewohnt, auch mit Mitgliedern anderer
Fraktionen, wo ich ihnen begegne, höflich zu verkehren; aber Sie
können nicht von mir verlangen, daß ich mich auf jedes Privat-
gespräch entsinne, das ich vor Jahren geführt habe. Das aber
weiß ich ganz bestimmt, daß ich niemals die Absicht gehabt habe,
bei Gelegenheit der Militärnovelle einen Konflikt herbeizuführen;
im Gegentheil stand ich und stehe ich noch heute auf dem Stand-
punkt, daß dieser Abstrich von 7000 Mann mir nicht geeignet
erschien, einen Konflikt herbeizuführen. Die Reichsregierung kann
einem Konflikt in Marine- und Milttärfragen ruhig entgegen-
sehen; aber wenn ein Reichstagsmitglied einen solchen Konflikt
absichtlich und muthwillig herbeizuführen sucht, so würde ich das
für frivol halten. Ich habe ausdrücklich gesagt damals, daß ich
einen Konflikt für ein Unglück halten würde. Ebenso stehen wir
auch dieser Vorlage gegenüber.

Deutsches Reich
— In Berlin begann gestern (Montag) die Ge-
neralversammlung desBundcs der Landwirthe
im Gebäude des Circus Busch. Es waren etwa 5000
Personen erschienen. Rösicke-Gersdorf hielt die Be-
grüßungsansprache. Er besprach die politischen Ereignisse
des letzten Jahres und schloß mit einem Hoch auf den
Kaiser, in das die Versammlung begeistert einstimmte.
Direktor Dr. Hahn erstattete den Geschäftsbericht. Frhr.
v. Wange »heim erörterte die Stellungnahme des Bun-
des zu den Aufgaben der nächsten Zukunft; sodann hielt
außer der Tagesordnung der Reichstagsabgeordnete von

Fr ege eine Begrüßungsansprache namens der Abgeord-
neten, die zu dem Programm des Bundes stehen.
— Der Abg. Dr. Hahn hat den Abg. Major a. D.
und Rittergutsbesitzer Szmula infolge des Auftritts in
der vorletzten Reichstagssitzung gefordert; Szmula hat
die Forderung mit Recht abgelehnt.
— Die letzten Nachrichten über Dr. Lieber lauten
dahin, daß sein Befinden zwar gefahrvoll, aber doch nicht
hoffnungslos sei.
Deutscher Reichstag. Berlin, 12. Februar. Erste
Berathung des auf das deutsch-englische und das deutsch-
amerikanisch-englische Samoa-Abkommen bezüglichen Gesetz-
entwurfs.
Staatssekretär Graf Bülow begründete den Gesetzentwurf
durch den mit Rücksicht auf die bekannte deutsch-englisch-amerika-
nische Vereinbaiung der deutsche Freundschaftsvertrag mit Tongo,
der mit Samoa und Theile des Vertrags mit Sansibar abzuändern
sind. v. Bülow stellte noch einmal dar, was Deutschland durch
jenes Abkommen gewinnt und was es aufgibt. Dann fuhr er
fort: Mit England und Amerika haben wir noch ein besonderes
Abkommen getroffen, daß die Schadenersatzansprüche, die
erhoben werden können infolge der Wirren des vorigen Jahres
in Samoa — die deutschen Schadenersatzansprüche werden
praetor proxtor auf 400 000 Mk. geschätzt —, einem unparteiischen
Schiedsgericht unterbreitet werden sollen. Dieses Schiedsgerichts»
abkommen liegt zur Zeit dem amerikanischen Senat vor. Als
Schiedsrichter ist S. M. der König von Schweden und Norwegen
in Aussicht genommen. Ich glaube, wir können uns der Er-
wartung hingeben, daß sein Schiedsspruch in einer Weise aus-
fallen wird, die den Grundsätzen der Billigkeit und Gerechtigkeit
entspricht. Am höchsten stelle ich den Werth, welchen Samoa
für das deutsche Empfinden hat und für das deutsche
Selbstgefühl. Es ist ja möglich, daß der Affektionswerth, den
wir Deutsche Samoa beimessen, größer ist als der übrigens auch
thatsächlich recht erhebliche materielle Werth dieser Inseln. ES
ist viel deutsches Blut auf Samoa geflossen, und dann wir die
Erwerbung von Samoa für uns zu einer Frage des Ansehens
geworden und zu einer Frage der nationalen Würde. (Sehr
richtig! rechts.) Wir hoffen und wir glauben, daß die Erwerbung
der Samoainseln unfern kolonialen und wtrthschaftlichen, unseren
politischen und maritimen Interessen zum Vortheile gereichen
wird; wir glauben aber auch, daß die von uns geschlossenen Ver-
träge für alle Theile befriedigend sind. (Sehr richtig! rechts.)
Ich bin bei den Verhandlungen gar nicht darauf ausgegangen,
die anderen Mächte hineinzulegen. (Heiterkeit.) Das ist nicht
deutsche Art. Ich habe mich aber bemüht, dafür zu sorgen, daß
wir auch nicht über's Ohr gehauen werden, und namentlich für
den Abschluß der Verträge den richtigen Moment zu fassen. Ich
würde es mit besonderem Dank anerkennen, wenn diese von uns
abgeschlossenen Abkommen, die das Ergebniß langwieriger und
schwieriger Verhandlungen sind, die Zustimmung dieses hohen
Hauses fänden und Sie uns in die Lage setzen wollten, womög-
lich zur Ratifikation dieser Abkommen zu schreiten und damit die
beiden Verträge endgiltig in Kraft treten zu lassen. (Beifall.)
An der Besprechung der Vorlage betheiligten sich nur noch
der nationalliberale Abg. Hasse und der Unterstaatssekretär
v. Richthofen. Damit war die erste Lesung beendet.
Es folgt die Interpellation des Abg. v. Czar-
linski (Pole): 1. Ist dem Herrn Reichskanzler bekannt, daß
der 8 187 des Gerichtsverfassungsgesetzes immer
häufiger eine Auslegung erfährt, welche die Rechtspflege ge-
fährdet, die Interessen vieler Reichsangehöriger schädigt und tiefe
Erbitterung erregt? 2. Ist der Herr Reichskanzler bereit, zum
Zwecke der Beseitigung dieser Bestimmungen eine Klarstellung
des 8 187 des Gerichtsverfafsungsgesetzes herbeizusühren?
Es handelt sich dabei um die Heranziehung von Dolmetschern
bet Allen der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Der Interpellant
tadelt, daß dieselbe nur erfolge, wenn die interessirte Partei die
Kosten trage.
Staatssekretär Dr. Nieberding: Dem Reichskanzler ist
bisher nicht bekannt geworden, daß dem 8 187 des Gerichts-
verfassungsgesetzes eine Auslegung gegeben werde, welche die
Rechtspflege gefährdet. Beschwerden in dieser Beziehung sind
seit einer Reihe von Jahren, jedenfalls so lange ich an der Spitze
meines Ressorls stehe, weder au den Reichskanzler, noch an die
verbündeten Regierungen gelangt, also im Bereich der Reichs-
verwaltung vollständig unbekannt. Dem Reichskanzler ist es
allerdings bekannt, daß in Preußen in der Provinz Posen die
Richter in einzelnen Fällen, wo sie der Ueberzeugung sind, daß
die betreffende zu vernehmende Person der deutschen Sprache
mächtig ist, die Zuziehung eines Dolmetschers abgelehnt haben,

8)

Fürst Margoni.
Roman von Moritz Lilie.
(Fortsetzung.)
der heutigen Soirä.- erhält die verflossene ver°
^"e-„^Eiche Saison ihren Abschluß." sagte einer der Oifi°
"dyen ^lene gewendet. „Gewiß hinterläßt sie auch be>
^' Manchen angenehmen Eindruck!"
ln^b* >si daS der Fall," verletzte die Komtesse, indem
"ach- affektirter Verlegenheit mit dem Fächer auf die
.. „Dn ichlug.
EsE"Ei fragen, an welchen geselligen Abend Sie
"Pann "blonderer Vorliebe erinnern?" forschte der junge
^Ele^^At schwer zu sagen, Herr Leutnant," entgegncte
« den" sch auch gern zugebe, daß das Amüsement
MeZ m„>-°b"Hiedenen Festlichkeiten keineswegs ein gleich
„Eien „5' Und außerdem dürste es gewagt erscheinen,
."Us jenen Ball, das eine oder andere Konzert
? Es kö,,A" einer ähnlichen Unterhaltung vorzuziehen,
"Egen.- """ sogar für die Festgeber eine Beleidigung darin

^Egen"?,'^as das letztere betrifft, so schwöre ich bei meinem
ü,rUtnani^"'LliE Verjchwlegendeit I" betheuerte lachend der
r, bei » für meinen Thcil stehe nicht an, das Winter-
i,1 Elklär-1" portugiesischen Gesandten für das gelungenste
^^Elgeßitch ^nigstens ""d mir dasselbe für alle Zeiten
^Ire"E ^herübk^-^^iud er diese Worte sprach, näher zu
si^Mru o>,11A?bdEugt. und ieine Stimme war in leiies
-A dint^r Komtesse aber verbarg das Ge-
"" Bemerk^,. >o day der O'fizier die Wirkung
»Ich brkung nicht zu erkennen vermochte.
Mann ^ Heimlichkeiten I" lachte der andere
n. welcher der Kavallerie angehörte, während

jener die Grenadieruniform trug, „und wo das^ der Fall ist,
sind unberufene Zeugen überflüssig. Haben Sie schon die
kleine, aber treffliche Gemäldegalerie unseres gastfreien
Wirtdes gesehen, gnädiges Fräulein?"
Valerie, an welch: diese Worte gerichtet waren, ver-
neinte-
„Dann möchte ich Ihnen die Besichtigung derselben em-
pfeblen, es sind wirklich höchst werthvolle Bilder darunter."
fuhr der Kavallerieoffizier fort. „und. wenn Sie unt meinem
Vorschläge einverstanden sind, bitte ich um die Erlaubniß,
Sie begleiten zu dürfen."
Das junge Mädchen nickte zustimmcnd und erhob sich; der
Leuniant bot ihr den Arm.
„Auf Wiedersehen!" rief er seinem- Kameraden und
Helenen zu, ersterem durch vcrständnißvolles Augenzwinkern
andeuiend daß er die Situation vollkommen begreife.
„Aber so bleibe doch. Valerie!" sagte Helene vorwurfs-
voll. „wir können ja die Sammlung gemeinschaftlich be'
^Um"nicht Aufsehen zu erregen, durste sie diesen Zuruf
nur mit gemäßigter Stimme ertönen lassen, so daß das
junge Mädchen sic nicht mehr hörte; von dem Reiterofstzier
geführt, verschwand sie hinter der Portiere. Der Legations-
raih aber Halle die alte Gräfin in ein so interessantes Ge-
spräch über die Vergangenheit und die Stammbäume
der verschiedensten Adelsgeschlechter verwickelt, daß sie nicht
sah und hörte, was um sie her vorging. Der Legations-
raih war ein lebendes Adelslexikon. er kannte und wußte
alles.
„Was haben Sie gethan, Herr von Wendelstein!" wandte
sich Helene an den Gardeosfizier, indem sie sich den Anschein
gab. ties verletzt zu sein, „Ihr Freund muß glauben,
zwischen uns bestünden Beziehungen, die in Wirklichkeit nicht
vorhanden sind, er wird aus Ihrem Betragen Schluß-
folgerungen ziehen, deren Bekanntwerden mich kompro-
mittiren muß." . . ^ .
„Verzeihung Komtesse, aber das wird nicht geschehen,

fiel jener rasch ein. «Herr von Rügen ist ein zu edler Charak-
ter, als daß er einen so dedeuiungslosen und harmlosen
Vorgang zum Gegenstand eines pikanten Klatsches machen
sollte. Und was ist denn auch zwischen uns vorgefallen ?
Nichts, als daß ich Sie an jene süßen Stunden mahnte, die
ich zu den theuersten Erinnerungen meines Lebens rechne.
Wir waren auf jenem reizenden Feste bei dem Gesandten
Portugals Tischnachbarn gewesen, die Stimmung war eine
äußerst animirte und der Champagner vorirefflich. Nach
dem Diner vertheilie sich die Gesellschaft in die verschiedenen
Räume, wir aber zogen es vor, dem herrlichen Wintergarten
des Gastgebers einen Besuch zu machen. Sie nahmen
meinen Arm und wir betraten den hohen und weiten
Raum, durch dessen Glasdach die Strahlen der sinkenden
Sonne fielen uns goldene Reflexe auf das grüne Laubwerk
zauberten." „
„Sie werden poetisch, Herr Leutnant, brechen wir lieber
ab!" unterbrach Helene den jungen Offizier; „ein Soldat
in dichterischer Verzückung ist em so seltsames Wesen, daß
ich es mir nicht recht vorstellen kann!"
(Fortsetzung folgt.)

Kleine Zeitung.
— Eine Heirath zwischen einem Chinesen und einer
Deutschen wird es, wie der Ostasiatische Lloyd meldet, dem-
nächst in Berlin geben. Der Attache, der chinesischen Gesandt-
schaft, Herr Balang-Chang-Uang hat sich nämlich mit einem
Fräulein Sch. regelrecht europäisch verlobt und will diesem Ehe-
vorspiele recht bald die Hochzeit Nachfolgen lassen. Die Braut
des chinesischen Diplomaten, eine anmuthige Erscheinung, ist die
Tochter eines in Breslau verstorbenen Beamten und wohnt seit
dem Tode des Vaters mit ihrer Mutter in Berlin.
-- *
Mit schlechten Gesellen* bist du im Nu —
Wer immer du sein magst, auf du und du;
Die Guten reichen dir erst die Hand
Wenn sie einen der Ihren in dir erkannt.
 
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