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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (1. Februar 1900 - 28. Februar 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0225

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ErAkS Kliil
t. Faillslag, -en 24
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auf die Heidelberger Zeitung für den Monat März werden
bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den Agenten, bei
ben Trägern in der Stadt, sowie in der Expedition,
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gebracht; durch die Post bezogen für den Monat März,
kenn am Schalter abgeholt, 42 Pfennig, mit Zustellgebühr
^5 Pfennig weiter.
Burengeneral Cronje werde sich der Hoffnungslosigkeit seiner
Lage klar werden. Am Nachmittag aber wurde die Be-
schießung, da noch kein Anzeichen der Übergabe vorlag,
wieder begonnen. Als mehrere Marinegeschütze und weitere
Fcldarrillerie in Thätigkeit gesetzt wurden, wurde das
Feuer furchtbar.
In London wird versichert, daß die letzte Roberts'sche
Depesche noch im Parlament in erheblich abgetönter
Fassung verlesen worden sei. Leute, die die ursprüngliche
Fassung gesehen haben, versicherten im Unterhaus vorgestern
Abend spät, der Wortlaut mache den Eindruck, daß Lord
kunft geben könne. Gleichwohl müsse irgend eine Ordnung ge-
schaffen werden. Der eine Fall, in dem eine Kontrole versucht
worden sei, werde nicht wieder Vorkommen. Er werde von der
Militärverwaltung durchaus gemißbilligt.
Kriegsminister v. Goßler: Er werde sich auf's eifrigste
bemühen, in tolerantem Sinne zu wirken. Die Militärbehörde
werde in kirchlichen Angelegenheiten immer im Einverständniß
mit dem Armeebischof handeln. Er habe sich einen eigenen
Hilfsdecernenten für die schwierigen Fragen der Kirchenordnung
angenommen und hoffe, daß man zu einer durchaus versöhnlichen
Lösung gelangen werde. Der Kricgsminister erklärt sich mit der
katholischen Militärgetstlichkeit im höchsten Maße zufrieden;
Konflikte seien bisher die größte Seltenheit gewesen. Der Kriegs-
minister hält sich für verpflichtet, den Armcebischof in jeder Weise

Vom Kriege in Südafrika.
Der militärische Mitarbeiter der Times sagt in seinem
Artikel vom 23. ds.: .Der von uns erzielte Erfolg, den
kir lange ungeduldig erwartet haben, darf uns die vielen
doch zu überwindenden Schwierigkeiten nicht
^ersehen lassen. Alles spricht für die Nothwcndigkeit,
ben Krieg so schnell als möglich zum Abschluß zu
gingen, wozu weitere Anstrengungen und mehr
Truppen unzweifelhaft erforderlich sind." Der Standard
schreibt: .Was auch die Buren thun mögen, sie können
boch nicht ihre Sache gewinnen. Obgleich wir von ihrer
Ausdauer und dem Mulh, mit dem sie ihr verlorenes
Tviel spielen, Achtung haben müssen, muß man doch be-
°auern, daß sie nicht zu der Einsicht gelangen, für die
Wahrung ihres guten Rufes genug gethan zu haben."
T>e englischen Blätter sprechen also sehr zuversichtlich. Ob
Kit Recht, das muß dahingestellt bleiben.
.. Die heute früh hier vorliegenden Nachrichten gehen
dbcr den Mittwoch nicht hinaus, an welchem Tage, wie
Erkannt, Cronje sich noch hielt. Sie schildern nur die
Situation etwas genauer. Es sind jedoch nicht etwa offi-
^rllc Nachrichten von Roberts, sondern Mittheilungen von
^eitungsberichterstattern, die natürlich nicht überall persön-
lich dabei sein können und oft nur vom Hörensagen be-
achten. So melden die Daily News vom Modder River
Unterm 23. ds.: Das Lager Cronjes befindet sich auf
°er nördlichen Seite der Koodoesbergdrift. Zuerst hielt er
Adch die Hügel auf dem südlichen Ufer besetzt; doch wur-
seine Truppen von dort am Samstag vertrieben. Am
Sonntag kam Generalmajor French mit seiner Ka-
allerie an; am Montag war die Einschließung voll-
I^"dig. Montag Nachmittag ersuchte Cronje um Waffcn--
^llstand. Die Kanonade dauerte noch Dienstag Morgen
"*t. Cronje, dessen Streitmacht jetzt auf 8009 Mann
schätzt wird, hat, nachdem er zuerst die auf seine Bitte
ch 24 Stunden Zeit zur Bestattung der Tobten von den
Isländern gestellte Forderung der bedingungslosen Untcr-
krfirng abgelchnt hatte, später, am 21. ds. Mts. Boten
der Meldung in das englische Lager gesandt, daß er
sch ergeben wolle. Darauf sei ihm erwidert worden, er
koge in das englische Lager kommen. Cronje lehnte ob
dem Hinzufügen, er sei falsch verstanden worden; er
c>°lle bis zum Tode kämpfen. Hierauf sei das
wieder eröffnet worden.
Ein aus Paardeberg vom 23. d. datirtes Tele-
^ äMm erzählt: Feldmarschall Lord Roberts traf
^ch Mittheilung des Reuterschen Bureaus am 19. bei den
Lager Cronjes angreifenden Truppen ein. Bald
^^uf kam Cronje um einen Waffenstillstand von 24
.-..""den ei», der jedoch abgelehnt wurde. Die Be-
-^dßung wurde verstärkt wieder ausgenommen. Der
^>nd verbrachte die Nacht und die ersten Stunden des
mit lebhaften Bemühungen, seine Stellung zu
üürken. Während der Morgenstunden thaten die än-
gstenden Truppen wenig, in der Erwartung, der

festhalte und die feindlichen Verstärkungen zerstreut habe,
während die britischen Nachschübe in Anmarsch seien.
Hinzugefügt wird: Die Minister Akers-Douglas und
Long (Bauten und Ackerbau) haben beide unter den am
Samstag und Sonntag Verwundeten einen Sohn. Die
Reiterdivision French, die in 96 Stunden 150 Kilometer
unter schwierigen Verhältnissen zurückgelegt hat, soll
Hunderte von Pferden verloren haben.
Da es nun nach den englischen Angaben seit vorigen
Freitag dem Cronje'schen Heere so schlecht geht, Cronje seit
Dienstag angeblich wie im Schraubstock sitzt, so ist es doch
auffallend, daß heute, am Samstag, noch immer keine Nach-
richt darüber vorliegt, daß Cronje im Schraubstock zermalmt
worden ist. Jedenfalls wird man gut thun, sich an amt-
lich constatirte Thatsachen und nicht an volltönende Worte
englischer Kriegsberichterstatter zu halten.
Die Aufgabe der Belagerung von Ladysmith wird auch
heute noch nicht gemeldet. Die spärlichen Nachrichten lassen
erkennen, daß dort tägliche Kämpfe Vorkommen. Man weiß
indessen nicht, wie wett Bullcr vorgedrnngen ist, nicht ein-
mal, ob er schon seine ganze für den Angriff bestimmte
Truppcnmacht über den Tugela gebracht hat.
Auf dem mittleren Krieg s sch au platz sollen die Eng-
länder, da die Buren zu großem Theil nach Westen abge-
zogen sind, wieder langsam Boden gewinnen und im Lor-
rücken begriffen sein.

Deutsches Reich
Kiel, 23. Februar. Zu der Taufe des jüngsten
Sohnes des Prinzen Heinrich, die am 15. März er-
folgt, wird der Kaiser erwartet.
Deutscher Reichstag. Berlin, 23. Febr. Vor Eintritt
in die Tagesordnung theilt der Präsident das Ableben
des Abg. Dr. Kruse mit.
Es folgt die Weiterberathung des Militäretats.
Titel 2. Offiziere des Kriegsministeriums, und andere Titel
werdrn ohne Debatte angenommen. Bet dem Titel katholische
Geistlichkeit beantragt die Kommission eine Resolution, wonach
den Soldaten keine Vorschriften zu machen seien, in welcher
Sprache sie beichten sollen und keinerlei Untersuchung des-
wegen stattfinden darf.
Abg. Gröber (Centc.): Es sei wunderbar, daß im
20. Jahrhundert im Reiche der Toleranz und der Gleich-
berechtigung der Konfessionen im deutschen Heere Vorkommnisse
sestgestellt worden seien, die eine solche Resolution veranlaßten.
Einen Ministerialerlaß hätten die Behörden so ausgelegt, daß
ein Theil des Regiments deutsch, der andere polnisch beichten
müsse. In einem anderen Falle sei den Geistlichen vorgeschrieben
worden, nur solche Mannschaften polnisch beichten zu lassen, die
ihm als der deutschen Sprache nichr genügend mächtig bezeichnet
worden seien. Bet der Ueberwachung dieser Geistlichen sei es znm
Bruch des Beichtgeheimnisses gekommen. Diese Instruktion sei
der schlimmste Eingriff in die Gewissensfreiheit.
Generalleutnant v. Viebabn: Es sei keineswegs ein Ein-
griff in das heilige Sakrament beabsichtigt gewesen. Die Achtung
davor sei bei der Militärverwaltung ebenso groß, wie bei dem
Vorredner. Das Generalkommando habe eine eingehende Mit-
theilung cingefordert. Das Kriegsministerium sei eben mit der
Sache noch beschäftigt, so daß er jetzt keine erschöpfende Aus-

zu unterstützen.
Zum Kapitel 24, Titel 8 .Roßärzte" liegt eine Resolution
Hoffmann-Halle (deutsche Vp) vor, wonach die Gehälter der
Milttärroßärzte der außerbayerischen Kontingente denen der
bayerischen Veterinärärzte gleichgestellt werden, für die Thierärzte
die Maturitätsprüfung verlangt und das Studium auf 9 Semester
ausgedehnt werden soll.
Die Resolution wird für die dritte Lesung zurückgestellt und
der Titel genehmigt.
Zu Titel 7 befürwortet Abg. Bassermann eine Reso-
lution der Kommission, die Stabshoboisten in die Scrvis-
klasse der Feldwebel zu versetzen und die K a p e l l m e i st e r
besser zu stellen.
Beim Kapitel ,Naturalverpflequng" erklärt auf eine Anfrage
des Abg. Müller-Sagau Major Wendel, die General-
kommandos seien angewiesen, Benachtheiligungen der Mann-
schaften durch die Kantinenwirthschaften thunlichst zu vermeiden.
Die Aufsicht in den Kantinen hätten die Regimentskommandeure.
Hierauf werden die Etatstitel bis einschließlich 31 erledigt.
Morgen 1 Uhr Fortsetzung, Etat des Innern.
Baden. S Vom Hanauerland, 22. Febr. Da
die Verbindung der fruchtbaren Gegend um Kehl mit der
Hauptbahn eine recht unzulängliche ist, indem die mit der
Lokalbahn Kehl—Bühl beförderten Maaren u. s. w. in den
Endstationen eine zeitraubende und vertheuernde Umladung
erfahren müssen und die Anschlüsse an die Personenzüge
der Hauptbahn nicht die besten sind, so verfolgt man in
allen Orten die Frage einer Bahn Rastatt—Kehl mit
wachsendem Interesse. Der Name des unentwegten Eisen-
bahnreformers Böthlingk behört bei uns zu den populärsten,
und das mit Recht. Denn ihm ist es zuzuschreiben, wenn
bei der unabweislichen Legung eines dritten Geleises von
Rastatt an unser Landstrich nicht übergangen werden darf.
Wir sind der festen Ueberzeugung, daß über kurz oder lang
erwähnte Linie gebaut werden muß, um so mehr, als ja
selbst der Herr Minister im Eisenbahnrath erklären mußte,
daß eine weitere Belastung der bestehenden Linie oberhalb
Rastatt nicht anginge. Die Lokalbahn macht inzwischen
glänzende Geschäfte. Der Gewinn steigt alljährlich und
fließt vorwiegend Straßburger Geldleuten in die Tasche.
Es wurden seither durchschnittlich trotz namhafter Ab-
schreibungen und Fondsbildungen 7—8°/, Dividende be-
zahlt; man kann sich hieraus einen Begriff von der Renta-
bilität der Linie machen. Allerdings erstreckt sich der
Nutzen vorwiegend auf die Theilstrecke Kehl—Lichtenau,
also bis zur Grenze des wohlhabenden Hanauerlanoes.
Eine Staatsbahn Kehl—Rastatt würde zweifellos sich vor-
züglich rentiren.

Aus der Karlsruher Zertmrg.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben die
auf de» Geheimen Bergrath Professor Dr. Rosenbusch ge-
fallene Wahl zum Prorektor der Universität Heidelberg für das
Studienjahr von Ostern 1900 bis 1901 bestätigt.
— Dem an Stelle des Herrn Max I. Baehr zum Consul
der Vereinigten Staate» von Amerika in Kehl ernannten Herrn
Alexander Wood ist von Seite des Reichs das Exequatur zur
Ausübung seiner konsularischen Funktionen ertheilt worden.
Karlsruhe, 23. Februar. Nach der Frühstückstafel
gegen 2 Uhr reisten der Erbgroßherzog und die Erb-
großherzogin nach Koblenz zurück. Um 7 Uhr nahmen

zy^i^Das Romanfeuilleton findet der Leser im heutigen

Blatt.

Äusgravrmgen in und um Heidelberg.

m.
(Vorläufiger Bericht.)
fch Ausgrabungen am Hainsbachweg zu Hand-
iUr N??*im wurden am 1. Oktober v. I. vorläufig, d. h. bis
kurd» Verführung der neuen Bergstraße, abgeschlossen. Es
Sedeck»" > dahin 22 Alamannengräber regelrecht auf-
Nut -vl. genauer Situationsplan hergestelll und ein ziemlich
Kues Skelet mit seinen Beigaben (Grab Nr. 20) in situ
ÄufgL^bbirt. Sämmtliche Beigaben sind seitdem unter der
KaxM bes Großh. Konservators Hrn. Geh. Rath Wagner in
gereinigt und eine Anzahl Gesäße aus den erhaltenen
Fuiids.r'!, wiederhergestellt worden. Als besonders werthvolle
»ergg,?5° men hervorgehoben: eine schon früher besprochene
Scheibenfibel, ein großer, reich ornamenttrter Bein-
selle«„?"L ein hoher, doppelkontscher Henkelkrug, letzterer ein sehr
"chd Stuck.
^eltjÄ^/"^ändern der unter den Alamannengräbern entdeckten
tere wn. ,°bngrube aus der Früh-La-Töne-Zeit wurden wei-
^erung» , ist.tsche Gesäßscherben, zum Theil mit seltenen Ver-
Theile von Bronceschmuck, z. B. eines sogen.
Hr»b-, Wenges, gefunden. Auch ward sestgestellt, daß die
Asgen Südseite durch einen ttefeingeschniltenen Graben
stortsek»glva>ser geschützt war und daß bei der (bisherigen)
^"be>, Bergstraße mindestens 4 derartige keltische Wohn-
Al« , ^schnitten worden sind.
^öt>e für die r ö m i s ch e S iedelun g, die in der
j'Ur At/schen Dorfes gelegen haben muß, fanden sich
kngx« ^ ^ Gesäßscherben, vielleicht von römischen Brandbestat-
8ede>rt, ^"*uhrend; festes Mauerwerk ward bis jetzt nicht auf-
E*gr^in^w" f*olen nahe Südgrenze der Gemarkung Heidel-
--iohrbach, monumentale Reste der Römer»

zeit zu Tage, wie sie seit dem Jahre 1838, wo das Mithräum
zu Neuenheim aufgedeckt ward (von dem 1896 entdeckten Neuen-
heimer Kastell abgesehen), in Heidelberg und Umgebung nicht
mehr gefunden worden. Am 28. Oktober v. I. fand sich in
Rohrbach, unmittelbar an der Landstraße Rohrbach—Leimen,
einer Römerstraße, beim Erdaushub für den Neubau der Herren
Georg Adam Klauer und Georg Kamm eine Art Keller-
geschoß: Riesige Sandsteinquader, alle in situ, umschlossen einen
kleinen Raum, der eine Menge skulpirter und nichtskulpirter
Keupersandsteine jeder Größe enthielt. Auf die unerquickliche
Thatsache. daß diese Anlage sofort zerstört ward, bevor von
Sachverständigen Augenschein genommen und technische und
phothographische Aufnahme erfolgen konnte, soll hier nicht des
Näheren eingegangen werden. Heben wir lieber hervor, daß
Dank dem frevndlichen Entgegenkommen der Herren Adam Klauer
und Georg Kamm es möglich war, am 29. Oktober früh wenig-
stens die gefundenen skulpirten Stücke zu bergen und für die
Kunst- und Alterthümersammlnng der Stadt Heidelberg zu ge-
winnen. Nach dem Augenschein, den am 30. Oktober noch die
Herren von Duhn, Zangemetster, von Domaszewski und Wipper-
mann von der Fundstätte und den Funden nahmen, begann der
Unterzeichnete mit Genehmigung des Herrn Oberbürgermeisters
Dr. Wilckens Tags daraus auf den beiden südlich anstoßenden
Nachbargrundstücken (dank besonders dem freundlichen Entgegen-
kommen des Herrn Rentmeisters G. Kaltschmidt) die syste-
mathtschen Grabungen und setzte sie mit kurzen Unterbrechungen
bis zur vorigen Woche fort. Ihr Ergebniß ist kurz folgendes:
Südlich der oben erwähnten Quadersetzung fand sich m situ
ein 12 Meter langes und 3,75 Meter breites Fundament. Es
bestand aus 37 dicht aneinandergesetzten, wohl behauenen Sand-
steinquadern. Diese waren ihrerseits durch e'n 1,50 Meter mäch-
tiges Schrottenlager fundamentirt, dem Zwischenlager aus Cement
besonderen Halt sicherten. Das Schrottenlager selbst saß auf dem
gewachsenen Boden. Auf dicken 37 Quadern und um sie wurde
eine Menge weiterer Skulptursragmente gefunden, figürlichen
und architektonischen Charakters. Von elfteren ist ein wohl einem
Kapitäl entstammender Kopf und das Köpfchen eines Putto ziem-
lich gut erhalten. Von 6 anderen Köpfen wurden nur die oberen

und unteren Hälften gefunden. Zu ihnen gesellen sich viele
Bruchstücke von Rumpf, Arm, Bein in allen Größen, dazu, die
architektonischen Fragmente, wie Theile von Pilastern, Kapitalen,
Vasen re. Alle diese Skulptursragmente müssen Reliefdarstellungen
und ihren Umrahmungen angehört haben. Nimmt man hierzu die
Beschaffenheit obigen Quaderfundamentes, so ergiebt sich der Schluß,
daß hier Trümmer eines überaus großen Denkmals vorliegen.
Auf ein römisches Denkmal weisen Charakter der Skulptur, Ge-
fäßscherben und 3 römische Kaisermünzen.
Ein öffentliches Denkmal ist an dieser stelle nicht denkbar.
Für ein Grabdenkmal spricht Folgendes: Zunächst daS
Bruchstück einer überlebensgroßen Hand, die 2 kleinen Finger der
linken Hand, welche eine Rolle umspannen und deren kleinster
mit einem Ring geschmückt ist. Die Rolle wird von Herrn Prof,
von Domaszeswkt sicher mit Recht als römische Bürgerrolle ge-
deutet, wie sie auf Provinzialgrabmälern römischer Legionäre
häufig auftritt; aus dem Ring werden sich Anhaltspunkte für
die Bestimmung des Standes des Todten gewinnen lassen (denn
das Bruchstück der Hand gehört eben dem Bildntß des Mannes
an, dem zu Ehren daS Grabmal errichtet). Auch für jenen am
kleinen Finger getragenen Ring sind andere monumentale Belege
vorhanden. Sodann fanden sich Bruchstücke von Säulen oder
Bedachung, welche mit Pinienschuppen verziert sind, einem Motiv,
das fast ausschließlich aus griechischen und römischen Grabmälern
auftritt. Weiter wurden an der Süd- und an der Westseite des
Quaderfundamentes Mulden mit Holzkohle, Gesäßscherben u. a.
gefunden, die Professor Schumacher mit gutem Grund für
Trümmer zweier Brandbestattungen erklärt. (Die Grab» bezw.
Urnenkammer des Grabmales selbst ist wohl in dem zerstörten
Geschoß auf dem Klauer'schen Grundstück zu suchen.) Ferner
kommt die Lage des Denkmals an einer Hauvtverkehrsstraßc in
Betracht. Endlich spricht für ein Grabdenkmal die überraschende
Ähnlichkeit dieser Rohrbacher Funde mir den eines von Prof.
Schumacher bei Osterburken gefundenen ähnlichen Grabmales.
Aus verschiedenen Anhaltspunkten, besonders der tüchtigen
Technik der Skulpturen und den Profilen der Urnenscherben, ergibt
sich, daß das Denkmal in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts
v. Ehr. errichtet worden ist. Es stieg als thurmähnllcher Bau
 
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