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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 (1. März 1900 - 31.März 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0279

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Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Ar. 59. Erstes DIE. ZilNSlaz, den 19. Wk?

1909.

Der Krieg in Südafrika.
Ueber den Vorstoß, den General Roberts am 7. d.
Unternahm und der nach englischen Angaben zu einer Zer-
wrengung des Burenheeres führte, weiß das Bureau
Reuter folgende weitere Angaben zu machen: Die aus
o Brigaden Cavallcrie, 2 Brigaden berittener Infanterie
Und 7 berittenen Bataillonen bestehende Division
Arcnch verließ das Lager am 7. Morgens und marschirte
Köstlich. Bei Tagesanbruch befand sie sich fast gegen-
über dem linken Mügel der Buren, deren Stellung sich
Uuf einer Gruppe von Hügeln befand. Die Buren ei-
gneten das Feuer mit einem Ncunpfünder, richteten jedoch
wenig Schaden an. Tie britische Brigade unter Oberst
Kordon schob im Rücken des Feindes Geschütze vor und
brachte die Kanonen der Buren zum Schweigen. Kordon
'Me dann den Vorstoß längs des Rückens des Feindes
f°rt, welcher plötzlich von den westlich gelegenen Hügeln
Gewehrstuer eröffnete. Da er den Feind zu beiden Seiten
batte, schoß eine Haubitzenbatterie der Brigade French auf
b'e Buren, sodaß der Feind die westlichen Hügel räumte
Und Kordon frei wurde und den Feind zur Rechten
EUgagirte. Die englischen Batterien und die berittene In-
fanterie trieben dann allmählich die Buren zurück, welche
M Lager in Unordnung verließen und sich in östlicher
Richtung zurückzogen, während sie von French mit einem
Dheil der Truppen verfolgt wurden.
Nach weiteren Berichten sollen die Präsidenten Stejn
Uud Krüger bei dem Kampfe zugegen gewesen sein und
Ar Möglichstes gethan haben, um die Buren zu sammeln.
Die Niederlage sei aber eine vollständige, die Buren
hätten erklärt, es sei ihnen unmöglich, gegen die englische
Artillerie und Kavallerie Stand zu halten. Die Times
Uennt die Niederlage der Buren eine unrühmliche. Dazu
hat das Blatt indessen schwerlich Recht.
Die Times meint auch, der Oranjestaat werde sich
alsbald den Engländern unterwerfen. Die Freistaatsbnren
Wien dafür und Präsident Stejn werde in acht Tagen seine
Unterwerfung anzeigen. Das bleibt abzuwarten!
., Der Berichterstatter des Daily Telegraph hört, daß
u Buren wahrscheinlich den nächsten ernsten Widerstand
Ew englischen Vormarsch, von kleinen Versuchen abgesehen,
M der Tr ansvaaler Seite des Vaal flusses leisten
erden. Sie hätten ungeheuere Vorrathsmengen nach dem
mbelonken-Distrikt gesendet. Es scheint, daß sie sich dort,
sie bei Prätoria geschlagen werden, zum letzten
Widerstand festsetzen wollen. Die Verthcidigung
M Forts sei den ausländischen Truppen überlassen, die
.w unvermeidliche Kapitulation in der Hoffnung auf
'Windes Einschreiten hinziehen sollen.
In London werden die neuesten Nachrichten vom west-
Men Kriegsschauplätze in dem Sinne aufgcfaßt, daß die
Kavallerie und die sechste Division den sich zurückziehenden
-Urei, folgen, während der Rest des Heeres am Modder-
Wäfse entlang der Bahn zustrebt. Die Richtung der gegen-
Mwigen Bewegungen auf beiden Seiten werden wesentlich
.?wh die Nothwendigkeit bedingt, mit den großen Heer
"bern und dem zahlreichen Troß in der Nähe des Wassers
g bleiben. Die Erreichung der Bahnlinie werde den
zwischen Truppen demnächst eine neue und schnellere Ver
Mb"ngslinie für den Nachschub von Truppen, Material
" Lebensmitteln gewähren.
^ Man befindet sich jetzt anscheinend in der Pause, die
^ Entscheidungskampf vorhergeht.
Das Meischbeschaugesetz.
kies» ous dem weiter unten stehenocn Bericht über die
trod ^ Reichstagssitzung zn ersehen ist, hat der Reichstag
tiiid Einspruch des Staatssekretärs Grafen Posadowsky
h,. bes Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe an der Kom-
fvll A^assung des Flcischbcschaugesetzes festgehalten. Es
8en ^wmch die Einfuhr von gepökeltem Fleisch, aus-
^n?nimen Schinken und Speck, von Büchsenfleisch und von
bäum " und nach dem 31. December 1903 über-
jede Einfuhr von Fleisch, ausgenommen Speck und
^^alz, verboten sein.
lüilii ^ g eine ungeheuerliche Zumuthung an das kon-
tzleu^M Publikum, sowie an den Handel. Nach den
rungeu des Reichskanzlers und des Staatssekretärs
letz j """ wohl erwarten, daß der Bundes rath dem Ge-
" dieser Fassung nicht zustimmt.

Tod
^"eribur

Deutsches Reich
Das Kaiserpaar begab sich ^am 9. d. M., am
'"l«enk ^ Kaiser Wilhelms 1., Vormittags nach Char-
ta, AMö, um im Mausoleum einen Kranz ntederzulegen.
Bjelt^.Am'ttag besichtigte der Kaiser die für die Pariser
Pox, ., Wellung bestimmten Gegenstände der königlichen
stiii,,,,i ^'"anufactur und die für denselben Zweck be-
flhr g" Erzeugnisse der Bernsteininduslrie. Abends zehn
—- nach Wilhelmshaven.
BKe Berliner Blätter melden, wird der künftige
der im Herzogthum Sachseu-Koburg und Gotha,
RiUtlxr^M Albany, der demnächst mit seiner
gar; geborenen Prinzessin von Waldeck, von Stutt-
dst dem übersiedelt, dort als Gast des Kaisers
Kaiser gehörige Villa Jugenheim bewohnen, in der

vor zwei Jahren Graf Schuwalow ebenfalls als Gast des
Kaisers bis zur Herstellung von einer langwierigen Krank-
heit weilte. Der Herzog von Albany vollendet am 19.
Juli d. I. sein 16. Lebensjahr.
Kiel, 9. März. Der Panzer „Deutschland"
ist Mittags durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal aus O st-
Asien hier eingetroffen und von den Besatzungen der im
Hafen liegenden Schiffe mit Hurrah begrüßt worden.
Prinz Heinrich war der „Deutschland" entgegen-
gefahren und im Kanal an Bord gegangen.
Deutscher Reichstag. Berlin, 9. März. Präsident
Graf Ballestrem eröffnet die Sitzung 1 Uhr 20 Minuten
und theill dem Haus das Ableben des Abgeordneten
Reichert (Kchl-Offenburg) mit. Die Anwesenden ehren
das Andenken des Verstorbenen, indem sie sich von den
Sitzen erheben. Bei Beginn der Sitzung ist niemand am
Bundesrathstische.
Fortsetzung der Berathung des Fleischbeschauge-
setzes. Die Verhandlung über die HZ 1, 2 und 11 wird
fortgesetzt.
Abg. Pachnicke (freis. Ver.): Die Lage der Landwirthschaft
sei nichi so trostlos, als sie dargcstellt werde. Eine Wendung
zum Bessern sei allerseits anerkannt. Den Landwirthen seien gute
Preise zu gönnen, sofern sich diese aus einer natürlichen Ent-
wicklung ergäben. (Slaalssecretär Dr. Graf v. Posadowsky
betritt den Saal.) Der Ausdruck des Abgeordneten Frese von
einer Ausbeutung der arbeitenden Classen sei nicht zu scharf.
Fürchten Sie nickt die Ungnade der deutschen Hausfrau ? (Heiter-
keit.) Schließlich halten die Socialdemokraten Ernte. Aller Augen
ritten sich auf den Grafen Posadowsky, aber der will nicht
reden- (Heiterkeit.) Der Regierung läge freilich an den Stimmen
der Rechten, aber sie solle doch dieselben nicht zu theuer erkaufen.
(Der R e i ch ska nz ler betritt den Saal.) Redner fragt die
Regierung, ob sie die Stimmen ungehört lassen wolle, die sich
nicht nur an der Wasserkante, sondern auch im Binnenlande er-
hoben hätten. tLärm rechts, Bravo! links )
Abg. Graf Kanitz (cons.): Der etwaige Ausfall an einge-
führtem frischen Fleisch sei leicht zu ersetzen durch die Einfuhr
lebenden Viehes. Es sei zahlenmäßig nachzuweisen, daß die
Verluste, die Amerika durch das Gesetz erleide, nicht so groß
seien. Für uns kämen ganz andere Summen in Betracht.
Amerika sei an der Einfuhr zubereiteten Fleisches nur in der
Höhe von 4 Millionen Dollars ketheiligt; das sei eine wahre
Bagatelle gegenüber den Riesenzahlen kn der amerikanischen
Handelsbilanz. Eine gewisse Preissteigerung werde cintreten.
Uebrigens würden nicht nur Amerika, sondern auch andere Länder,
z. B. Dänemark und Norwegen, durch das Fleischeiusuhrverbot
wesentlich betroffen.
Slaatssecretär Dr. Graf v. Posadowsky: Das Gesetz
wolle ebensowenig eine Unterstützung der deutschen Viehzüchter,
als eine Erhöhung der Fleischpreise. Die Debatte habe
eine Wendung angenommen, als ob es sich nicht
um ein Gesetz zum Schutze der Gesundheit des
deutschen Volkes, sondern um eine Position des
neuen Zolltarifs handle. Der Slaatssecretär be-
dauert, daß dieFrage als eine internationale
behände lt werde, die gegen den Beschluß des Hauses ange-
führten Gründe könnten dazu beitragen, das nationale Selbstge-
fühl in hohem Grade zu verwirren. Die agrarische Frage sei
nicht künstlich geschaffen, sondern eine Folge der trüben land
wirthschaftlichen Verhältnisse. Sie müsse bei den Handel- uud
Steuererwägungen berücksichtigt werden, dazu zwinge uns schon
die Rücksicht auf die dauernde Auswanderung der ländlichen
Arbeiter. Aber mit diesem Gesetz dürsten solche Bedenken nicht
verguickt werden. Redner bittet, in den fraglichen Punkten die
Regierungsvorlage wieder herzustellen.
Abg.Fischbeck (freis.Volksp.) wendet sich gegen die gestrigen
Ausführungen der Abgeordneten Gerstenberger und Vielhaben,
und führt aus, daß wir mit unserer Produktion auf das Aus-
land angewiesen seien.
Abg. Frhr. v. Wangenheim (cons.): Die Meinung, daß
der Aufschwung der Industrie auch ein Aufblühen der Laud-
wirthschast nach sich ziehe, sei durchaus falsch. Die Industrie
entziehe Ler Landwirthschaft die Arbeitskräfie und erfordere Ein-
fuhr von Nahrungsmitteln. Wolle der Reichskanzler sein Ver-
sprechen auch hier einlösen oder lasse sich das Reich einschüchtern
durch das Gebrüll der Freisinnigen und Sozialdemokraten?

(Heiterkeit.)
Senator Dr. Burckhardt (hamburgischer Bundesraths-
bevollmächtigter) weist auf den Nachtheil hin, der den großen
Seestädten Lurch das Verbot der Einfuhr von Pökelfleisch er-
wachse. Er bittet namens seiner Regierung, den 8 14s der
Commissionsfassung abzulehnen.
Reichskanzler Fürst Hohenlohe: Mein Versprechen, wenn
man es so nennen will. ,st durch die Vorlage des Gesetzentwurfs
vollständigerfüllt. Ich bin aber nicht in der Lage, mich
für die Commissionsbeschluise zu erklären.
Es folgen Bemerkungen der Abg. Steinhauer (fr. Ver.) und
Dr. Hasse (nat.-lib.).
Es liegt ein Antrag des Abg. Grafen Hompesch (Ccntr )
und Genossen auf Schluß der Discussion vor. Abg. Singer
(Soc.) beantragt hier namentliche Abstimmung. Solche
findet statt.
Der Antrag auf Schluß der Debatte wird mit 195 gegen 89
Stimmen angenommen, bei einer Stimmenthaltung (Heiterkeit);
nach persönlichen Bemerkungen des Abg. Vtelhaden folgt die
Abstimmung. 81 wird in der Commtssionsfassung ein-
stimmig angenommen, zu 8 2 wird der Antrag Beck abgelehnt,
ebenso der Antrag Beck zu Absatz 2. Die Ge,ammtab,timmung
über 8 2 (Hausschlachtnng) in der Commissionssassung erfolgt
namentlich. 8 2 wird in der Commissionsfassung mit 209 gegen
75 Stimmen angenommen. Unter Ablehnung des Antrages
Albrecht zu 8 11» und folgende auf Wiederherstellung der Re-
gierungsvorlage werden die einzelnen Absätze in der Com-
missfonsfassung angenommen. Gegen den Termin des
31. Decembers 1903 stimmen außer der Linken auch ein Theil
der Nationalliberalen und des Centrums, sowie die Polen.
Morgen 1 Uhr: Berathung der Reichsschuldenordnung. Fort-
setzung der heutigen Tagesordnung, zweite Lesung des Münz-
gesetzes.

Baden. L. 6. Karlsruhe, 8. März. Abgeordneter
Zehnter hat seinem Bericht über den Gesetzentwurf
betreffend das Genehmigungsverfahren bei Eisen-
bahnanlagen eine übersichtliche Darstellung über die
Entwicklung des badischen Eisenbahnwesens voraus-

geschickt. Darnach umfaßte das im Betrieb befindliche
Staatsbahnnetz Ende 1850: 274,86, Ende 1860 : 359,35,
Ende 1870: 889,57, Ende 1884: 1185,6, Ende 1899:
1490.75 Kilometer. Die Gesammtlänge der von Privaten
erbauten und betriebenen Neben- und Lokalbahnen beträgt
389.75 Kilometer. Die bis Ende 1898 aufgewendete
Gesammtsumme der Baukosten der Staatseisenbahnen be-
rechnet sich auf 497 560286 Mark (durchschnittlich
338 249 Mark pro Kilometer Eigenthumslänge).
Betrachtet man die Staats- und Privatbahnen
als einheitliches Netz, so ergab sich 1898 bei einer
Gesammtlänge von 1547,94 Kilometer mit 502 789024
Mark Anlagekapital eine Durchschnittsrente von 4,58
Prozent. Den höchsten Stand hatte sic 1871 mit 7,18
Prozent, den niedersten 1840 mit 1,94 Prozent. Der ge-
schichtliche Rückblick schließt mit dem Wunsche, die Ent-
wicklung des badischen Eisenbahnnetzes möge auch fernerhin
rüstig fortgesetzt werden und es möge diese Fortsetzung
geschehen unter thunlichster Schonung der finanziellen
Kräfte der Gemeinden. — Der vorliegende Gesetzentwurf
behandelt in 14 Paragraphen das Verfahren bei Kon-
zessionirung von Eisenbahnunternehmungen an dritte Unter-
nehmer, das Planfeststellungsverfahren bei Eisenbahnen
für den öffentlichen Verkehr und das eisenbahnpolizeiliche
Genehmigungsverfahren bei Anschließung von Eisenbahn-
gleisen zu privaten Zwecken an eine deyt öffentlichen Ver-
kehr dienende Eisenbahn. Gegen die Gleichstellung
der Gemeinden mit privaten Eisenbahnunternehmern
wendet sich prinzipiell eine Eingabe der Städte in-
soweit, als es sich um den Bau und Betrieb von dem
örtlichen Verkehr innerhalb der Gemeinde dienenden Eisen-
bahnen handelt. Die Kommission hielt die Ausführungen
der Petition nur zum Theil für zutreffend. Sie beantragt,
die Kammer wolle den Entwurf mit den von der Kom-
mission vorgeschlagenen Abänderungen annehmen und die
Eingabe der Städte für erledigt erklären. Die Aenderungen
sind zumeist redaktioneller Natur und betreffen die U 5,
8. 9, 11 und 12. § 6 fällt weg. Neu eingefügt hat die
Kommission den § 12 a, wonach den Bctheiligten gegen
jede im Genehmigungsverfahren von den Einzelministerien
ausgehende, ihr rechtliches Interesse beeinträchtigende Ent-
scheidung der Rekurs an das Staatsmini st erium
zusteht.
Karlsruhe, 8. März. Dem Schwab. Merkur
schreibt man von hier: Der Inhalt der vielen und langen
„Beobachter"-Artikel über den Fall Epp zeigt in
schlagender Weise, welche Ansprüche die Klerikalen heut-
zutage selbst an staatl. Unterrichtsanstalten machen. Nach
dem Zweisternenmann ist es ganz in der Ordnung, daß
die kath. Jugend der Prima im Religionsunterricht gelehrt
wird (wir greifen nur die stärksten Dinge heraus): 1) daß
der Gründer des Reiches, Fürst Bismarck, ein Verirrter
und „moralisch Verstorbener" gewesen sei, dessen Macht
an der Zentrumspartei scheiterte, und der, im Widerspruch
mit seiner eigenen Angabe, Gott nicht fürchtete; 2) daß
die Schüler, die aus gemischten Ehen stammen, den kath.
Eltcrntheil lieber haben müßten, als den evang. — Ein
Geistlicher, der solche Lehren vorträgt, die geeignet sind,
das deutsche Volk zu veruneinigen und im Kampf um
, seine Existenz zu lähmen, lhut also seine „Pflicht" und
verdient die höchste Anerkennung, dagegen sollte ein An-
staltsdireklor, der gegen jenen cinschreitet, schleunigst
abgesetzt werden. Wir wiederholen nochmals: die Artikel
des Bad. Beob., so langweilig sie zu lestn sind, gehören
zu den bcmerkenswerthesten Kundgebungen der Gegenwart,-
weil sie mit unverhüllter Deutlichkeit zu erkennen geben,
wohin die Klerikalen steuern.
L. 6. Karlsruhe, 9. März. Der Karlsruher
Künstlerbund richtete an die Leiter der Protest-
versammlungen gegen die Isx Heinze in Berlin und
München eine Z ustimmungskund geb ung. — Durch
den Tod des Abgeordneten Reichert ist in Baden ein
Reichs- und Landtagsmandat vakant geworden. Während
die Ersatzwahl im Landtagswahlbezirk Baden-Rastatt durch
das alte Wahlmännerkollegium glatt von statten gehen
wird, muß sich der Reichstagswahlkreis Offenburg-Ober-
kirch-Kehl den Mühen eines Wahlkampfes unterziehen.
Reichert wurde im Jahre 1898 in der Stichwahl mit
8860 gegen 6114 nationalliberale Stimmen gewählt. In
der Hauptwahl erhielten das Centrum 6574, die National-
liberalen 5009, der sozialdemokratische Kandidat 1884 und
der Antisemit 371 Stimmen.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben de«
praktischen Arzt Dr. Josef Schwörerin St. Blasien zum
Badearzt in Badenweiler ernannt.
Karlsruhe, 9. März. Um 1 Uhr begab sich
heute der Großherzog zu dem Prinzen Karl zur
Beglückwünschung an dessen Geburtstag. Die Mitglieder
der Großherzoglichen Familie waren zur Frühstückstafel
beim Prinzen geladen. Darnach besuchte Seine Königliche
Hoheit den Königlich Preußischen Gesandten von Eisendechsr
nnd Gemahlin, um sich von denselben vor dem Antritt
ihrer Reise zu verabschieden. Bon den Erbgroßherzoglichen
Herrschaften sind gute Nachrichten aus Mailand und
Venedig eingetroffen.
 
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