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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 1-26 (2. Januar 1900 - 31. Januar 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0035

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Fernsprech-Nuschluß Nr. 82.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Xr. 7. Wes Mit.

Diciisiiig, den 9. Zonim

19««

England und Deutschland.
Wie England sich als neutrale Macht in dem
deutsch-französischen Krieg verhalten hat. das ist
noch in Erinnerung Aller, die jene Zeit miterlebt haben.
Gewehre,Kanonen,Munition,Kohlen,Lebens-
mittel. alles kam in Hülle und Fülle aus England über
die Häfen Bordeaux, Brest, St. Nazaire, Cherbourg.
Havre nach Frankreich hinein. Der ganze 2. Thcil des
Feldzugs, der Widerstand Gambettas, der Kampf an der
Loire unter Chanzy. im Norden unter Faidherbe und im
Osten unter Bourbaki wurde fast ausschließlich mit eng-
lischen Waffen geführt; auch das Geld hiezu borgten die
Engländer; die sechsprozentige 500 Millionen-Anleihe, der
„emxruot LlorZaii", und andere Vorschüsse kamen aus
dem freundschaftlichen England herüber, und nach Tausen-
den darf man die deutschen Krieger zählen, die durch eng-
lische Waffen getödtet wurden oder durch die mit englischer
Hilfe ermöglichte Fortsetzung des Krieges in Krankheit und
Siechthum geriethcn. Es soll das damalige ungenirte, der
angeblichen Neutralität hohnsprechcnde Verhalten Englands
nun Deutschland nicht veranlassen, im Kriege der Engländer
gegen die Buren die gleiche Tücke zu zeigen. Allein mit
Recht darf man auf die damalige Haltung Englands Hin-
weisen, wenn England jetzt eine so strenge lleberwachung
deutscher Schiffe ausübt. Uebrigens besieht zwischen da-
mals und jetzt doch ein Unterschied, für dessen Ausgleichung
England gewiß gern auf jede Schiffsdurchsuchung und noch
manches Andere verzichten möchte. Damals siegten wir
einmal über das andere trotz England, heute aber bekommt
England einmal über das andere von einer handvoll Buren
Schläge.
Auch ein Weiteres sei noch erwähnt: die Haupt-
schuld an den Niederlagen der Engländer tragen die eng-
lischen Offiziere, die augenscheinlich den an sie heran-
getrctenen Aufgaben nicht gewachsen sind. Die englischen
Soldaten fangen schon an, sich zu weigern, ihnen zur
Schlachtbank zu folgen. Sie hören, daß ihre Kameraden
in geschlossenen Reihen bis auf vierhundert Nieter an die
versteckt liegenden Buren herangeführt und von diesen
reihenweise niedergeknallt wurden. Sie erfahren, daß
sich dergleichen nicht nur einmal zugetragen hat, sondern
daß dies förmlich zur Regel geworden ist. Da
erscheint es ihnen bedenklich, sich solcher Führung
anzuvertrauen. Es sollen schon ganz bedenkliche
Zustände in dieser Hinsicht herrschen. Unter diesen Um-
ständen peinigt die Engländer der Gedanke sehr, daß sich bei
den Buren einige ehemalige preußische Offiziere befinden.
Sie glauben, daß diese wesentlich an den Siegen der
Buren mikgeholfen haben und fürchten den Zuzug weiterer.
Diese Ansicht, diese Besorgnis der Engländer ist jedenfalls
für das deutsche Heer, überhaupt für Deutschland sehr
schmeichelhaft, wenn sie auch wahrscheinlich garnicht einmal
zutreffend ist. So viel man von den Buren hört, halten
sie sehr darauf, alle Kommandoposten von einiger Bedeutung
in ihren Händen zu behalten. „Offiziere als solche find
wir Alle nicht", schreibt einer der deutschen Offiziere, die
in den Reihen der Buren kämpfen. Unter solchen Um-
ständen wird die Bedeutung der ehemaligen deutschen
Offiziere im Burenheer von den Engländern erheblich
überschätzt. Aber, wie gesagt, für Deutschland ist das
eine Ehre.
Wie bekannt, haben die Engländer die weißen Passa-
giere des nach Durban geschleppten Dampfers „Bundes-
rath" zunächst noch unter Bewachung an Bord zurückge-
haltcn und in„r die Farbigen freigelassen. Nach einer
Meldung von gestern sind nun aber auch die Weißen frei-

gegeben worden. Sie werden mit der nächsten Gelegenheit
nach der Delagoabai gehen, die Post des „Bundesrath"
bringt der deutsche Kreuzer „London" dorthin.
Ter Verdacht gegen die weißen Passagiere des „Bun-
desrath" hat sich somit als unbegründet erwiesen; dies
läßt darauf schließen, daß auch die Ladung an Gütern
vom Prisengericht sauber befunden werden wird. England
wird Dampfer und Ladung freizugeben und eine Entschä-
digung zu zahlen haben. Ebenso wird es mit dem Dampfer
„Herzog" gehen; der „General" wurde schon freigegeben
und was den „Kanzler" anbetrifft, so ist derselbe nach
neueren Nachrichten unbehelligt von Neapel abgefahren.
Die Meldung, daß der englische Konsul mit dem Kapitän
desselben gesprochen oder in Aussicht gestellt habe, daß
die Landung der Abtheilung des Rothen Kreuzes werde ver-
hindert werden, sei nicht richtig. Wegen der niederlän-
dischen und der belgischen Abtheilung des Rothen Kreuzes,
die sich auf den deutschen Dampfern befinden, hat die
englische Regierung noch besondere Reklamationen von den
betreffenden Staaten auszuhalten. Dazu kommt der
starke Unwillen des deutschen Volkes, der in England
nicht unbemerkt geblieben ist.
Man empfindet jetzt schon in England, daß das An-
halten deutscher Schiffe ein schlechtes Geschäft ist, bei dem
der Einsatz den möglichen Gewinn übersteigt. Dement-
sprechend dürfte England in Zukunft größere Zurück-
haltung beobachten und nur bei ganz schwerwiegenden
Verdachtsgründen zur Beschlagnahme von Schiffen
schreiten.

Deutsches Reich
— Prinz Prosper von Arenberg wurde seiner
Zeit veranlaßt, seinen Abschied zu nehmen, weil er sich in
Münster einer Mißhandlung schuldig gemacht habe. Weiter
meldet die Tägl. R.: Aus diesem Grunde erhob auch
Kolonialdirektor v. Buchka Einspruch gegen die Entsendung
des Prinzen in die Kolonien; aber dem Prinzen standen
so mächtige verwandtschaftlicheVerbindungen
zur Seite, daß er auch gegen den Willen des Kolonial-
direktors eintreten durfte. Und diese mächtigen verwandt-
schaftlichen Einflüsse machten es sogar möglich, daß der
Prinz in der Schutztruppe bleiben konnte, nachdem er in
Windhoek einen heftigen Zusammenstoß mit
Major Müller provozirt hatte. Nach der nun-
mehr von ihm verübten Unthat dürften dem Prinzen aller-
dings seine einflußreichen verwandtschaftlichen Beziehungen
nichts mehr helfen, da in maßgebenden Kreisen der Ab-
scheu über die Greuelthat des Prinzen ebenso heftig wie
allgemein ist.
Baden. ö.O. Karlsruhe, 8. Januar. Die der
Städteordnung unterstehenden Städte haben, einer
Aufforderung des Ministeriums des Innern Folge leistend,
sich nunmehr über die S teu e r ge se tzen tw ür fe ge-
äußert. Sie halten den Grundgedanken der geplanten
Steuerreform für gerecht und billig und sehen in
deren Durchsihrung gegenüber dem jetzigen Zustande einen
erstrcbenswerthen Fortschritt in der Berücksichtigung der
Leistungsfähigkeit bei der Vertheilung der Steuerlasten;
dagegen halten sie es für unzweckmäßig, daß die Stcuer-
gesetze schon jetzt den Landständen zur Zustimmung vor-
gelegt und verabschiedet werden, weil sich die Wirkungen
der Reform mit Sicherheit erst überblicken lassen, wenn
die Vcrmögenssteuerkatasler vorliegen. Die Regierung
wird daher ersucht, zunächst nur das Veranlagungsgesetz
den Kammern zu unterbreiten, das Vermögens- und Ein-
kommenssteuergesetz aber erst ans Grund des durch das

Kataster gegebenen Materials endgiltig festzustellen. Das
ziemlich umfangreiche Memorandum der Städte nimmt
zu den Einzelheiten nicht endgiltig Stellung, sondern soll
nur als Beuriheilung gelten, wie sie sich prima vista
der Sache vorbehaltlich nochmaliger Prüfung ergeben hat.
Die Einwände hinsichtlich des Vermögenssteuergesetzes be-
treffen hauptsächlich den Schuldenabzug, die progressive
Veranlagung der gewerblichen Betriebskapitalien, die
Steuerfreiheit der landwirthschaftlichen Betriebskapitalien
und die periodische Einschätzung. Nach Ansicht der Städte
der St.-O. widerspricht der Bestimmung, wonach der
Schuldenabzug die Hälfte der Summe der veranlagten
Vermögenswerthe nicht übersteigen darf, dem Begriff der
Vermögenssteuer und scheint auch durch die praktischen
Erwägungen nicht hinreichend begründet. Die periodische
Einschätzung sämmtlicher Grundstücke und Gebäude des
Landes wäre ein schwieriges, zeitraubendes und mit hohen
Kosten verknüpftes Geschäft. Für Karlsruhe z. B. käme
mit seinen 6000 Gebäuten eine Arbeit von 10 Jahren in
Frage. Die Befreiung des landwirthschaftlichen Betriebs-
kapitals von der Steuer einerseits und die progressive
Besteuerung des gewerblichen Betriebskapitals andererseits
halten die Städte für ein Privilegium einzelner Be-
völkerungsklasscn, das mit dem Grundprinzip des Gesetzes
im Widerspruch steht. Den kleinen Landwirthen gewähre
schon die Hinaufsetzung der Freigrenze von 500 auf
900 M. einen erheblichen Vortheil gegenüber der Indu-
striearbeitern, deren Lohn von der Steue rbehörde genau
ermittelt werden kann, während sie hinsichtlich des
landwirthschaftlichen Einkommens in ziemlich weiten
Grenzen auf die Selbsteinschätzung angewiesen ist. Die
Städte verlangen schließlich Steuerfreiheit für ihre Gas-
und Wasserwerke, Straßenbahnen, Elektricitätswcrke, auch
wenn sie Gewinn abwerfen, weil sie im öffentlichen In-
teresse nothwendig sind und für öffentliche Zwecke ver-
wendet werden. Ebenso sollen diejenigtn Genossenschaften
und Vereinigungen von Steuer freibleiben, die vornehmlich
den gemeinschaftlichen Verkauf gewerblicher Erzeugnisse
der Mitglieder oder den gemeinschaftlichen Einkauf von
Bedürfnissen des gewerblichen Betriebes für die Mit-
glieder oder die gemeinschaftliche Beschaffung und Be-
nützung gewerblicher Gebrauchsgegenstände für die Mit-
glieder bezwecken. Auch bezüglich des Einkommcnssteucr-
und Veranlagungsgesetzentwurfs hegen die Städte der
Städteordnung zahlreiche Wünsche und Beschwerden,
so daß cs ihren Vertretern im Landtag an Redestoff nicht
fehlen wird.

6.H. Karl 8 ruh e, 8. Jan. In einer gemeinsamen Ver-
ordnung des Ministeriums des Großh. Hauses, der Justiz, des
Kultus und Unterrichts, des Innern und der Finanzen über da«
öffentliche Verdingungswesen werden die bisherigen Bezeichnungen
„Sicherheitsstellung" und „Conventionalstrafen" durch „Sicher-
heitsleistung" und „Vertragsstrafen", „Kaution" durch „Sicher-
heit" ersetzt. Weiter wird bestimmt, daß Abschlagszahlungen sich,
wenn die Arbeit oder Lieferung in Theilen abgeuommen wird
und eine Vergütung für die einzelnen Theile bestimmt ist, auf
die ganze Höhe des jeweilig verdienten Guthaben« zu erstrecken
haben. Die Zulassung zu dem AuSschreibuugsverfahren ist von
einer vorgästgigen Sicherheitsleistung nicht abhängig zu machen,
dagegen kann in den hiezu geeigneten Fällen vor der Ertheilung
des Zuschlags die ungesäumte Sicherheitsleistung verlangt werden.
Bei Bemessung der Höhe der Sicherheit und der Bestimmung
darüber, ob dieselbe auch während der Haftungszeir ganz oder
theilweise einbehalten wird, ist über dasjenige Maß nicht hinans-
zugehen, welches geboten ist, um die Verwaltung vor Schaden
zu bewahren. Der Regel nach ist die Sicherheit nicht höher als
auf 5 Prozent der Vertragssumme zu bemessen. Wenn die Vcr-
tragssummc 1000 nicht erreicht, oder die Sicherheit den Be-
trag von 50 nicht erreichen würde, so kann auf Sicherheits-
leistung überhaupt verzichtet werden. Sicherheiten bis zum
Betrag von 300 können durch Einbehaltung von Abschlags-
zablnngen eingerogen werden.

* Das Romanfeutllrton findet der Leser im heutigen
zweiten Blatt.

Stadt-Theater.
O Heidelberg, 9. Januar.
„Hans." Schauspiel in 3 Aufzügen von Max Dreher.
Das Drcyer-Licht, das uns die Direktion gestern Abend zum
ersten Male aufsteckte, erwies sich als Dauerkerze, von gutem
Rohstoff gefertigt, und von einem stetige», schönen Schein. Ein
klein wenig Geflacker blieb ja nicht aus. trotzdem war es ein
freundliches Licht, und der Abend, an dem es uns leuchtete, ge-
wann bald belebte Stimmung. Unsere Darsteller hatten sich in
dies überaus stimmungsreiche Nordseeidyll klar hineingedacht und
hmeingelebt. Kein falscher Ton fast während des ganzen Abends.
Die Jnscenirung war sehr hübsch: bis ins kleinste (Tische mit
Mikroskopen stellt man aber zweckmäßiger doch wohl an Fenster,
durch welche wirklich Licht kommt.
. Professor Hartog, ein liebenswürdiger rüstiger Mann, haust
w't 2 jüngeren zoologischen Mithelfern in einem äußerst gemüth-
ncheu Heim. Sein dritter Assistent ist Johanna, seine Tochter:
Vans, Pix ex aufgezogen und in der er das Interesse für seine
-Wissenschaft geweckt hat. Johannas Großvater, Mahnke, lebt
"och mit im Hause, mit Blumen- und Gemüsezucht seine AlterS-
wge ausfüllend, und immer auf der Jagd nach einer Neuigkeit.
ist prächtig, dieser alte Herr, wenn er mit seiner greisen
Freundin, Großmutter Jeiisen, der Nachbarin des Hartogschcn
Dauses, ins Gespräch kommt. Man mag den beiden alten Leut-
wen nur immer so zuhören. Mutter Jenscns Zroßsohn, in Folge
«nes Fußleidens verabschiedeter Seeoffizier, ist Johannas
Jugendfreund und versucht es jetzt mit künstlerischer Arbeit. So
die Leute dahin in ihrer Wissenschaft, in treuem nachbar-
«Hem Verkehr.
ln sine zarte, friedlose, vom Unglück verfolgte Gestalt
Kreis, eine Freundin von Johanna. Sie ist von dem
«lebten in ihrer Liebe betrogen worden, hat Eltern und ihr
-rmd verloren und alle Bitternisse ausgekostet. Sie hofft hier
"7 der Znsel in der Einsamkeit von ihren Wunden zu genesen.

welche die neidische, böse, harte Welt ihr geschlagen. Auf dieser
überaus rührenden, liebenswürdigen Gestalt ruht die volle Liebe
des Dichters: ein Licht geht von ihr aus, dieser vertrauenden,
in ihrem Vertrauen gebrochenen Seele: sie muß sich anlehnen,
sorgen, lieben.
Wie stellt sich nun Haus Hartog zu ihrem Schick-
sal? Der Professor, der mit bestem Willen und Wissen sein
Töchterlein sich zur Gehilfin erzog, ist sofort in ihrem Bann.
Dies junge Wesen hat das. was seiner Tochter fehlt. Die hat
immer den Mund v«ll von Hypothesen, Theorien u. s. w. Sie
ist eine kleine Weisheitsbüchse, etwas kratzbürstig und ihre Weis-
heitszähnchen beißen sehr scharf. Das hat auch der arme Leut-
nant und Maler zu spüren, und so sagt er ihr denn: Du bist
widerwärtig logisch. Set so gut, thu einmal etwas Unmotivirtes.
Wie sich die Fremde und der Professor finden, und wie das
selbstbewußte Mädel mit der biologischen Weisheit lernen muß,
daß es doch ein kleines Dummele war, das vom menschlichen
Leben doch noch so garnichts wußte, das macht die Welt des
Stückes aus. Es geht etwas zu schnell; zwar Hans hat einen
offenen Kopf und lernt gut. daß aber dies Fräulein Begriffcn-
feld die Gerechtigkeit, die Liebe, die Großmuth so leicht lernt,
das geht doch etwas zu schnell. Und das ist die schwache Seite
des so schön gedachten, liebenswürdig construirten Stückes.
Der Professor sagt einmal: Die biologische Auffassung ist: Der
Mensch ist nichts Festes, er kann sich entwickeln, überwinden,
wieder gut machen. Ja der Mensch schon. Nicht der Dichter.
Hat der einmal so einen Hans geschaffen, muß er ihn schon mrt
diesem Manko an dichterischer Logik in dem Stück herumlanfen
lassen.
Nicht einer aus dieser Gruppe Wolzogen, Halbe. Dreher, der
sich als vielter vielleicht Schnitzler, der Wiener, eingliedern ließe,
dem es wesentlich auf Handlung. Conflict, Bruch, Katastrophe
ankäme: sie nlle interessiren sich vielmehr für das in ihrem Stück,
was sie Stimmung nennen. Aber darin sind sie sehr geschickt
unb glücklich.
Der Dichter kann sich bei den Darsteller», die seinen Hans
so glücklich bet uns einführtcn, bedanken. Besonders loben will
ich Frln. Krüger (Großmutter Jensen) und Frln. Heinrich

(Anna Bcrndt). Vater und Tochter stellten Herr Kauer und
Frln. Konrad ausgezeichnet dar. Hartog, der zartsinnige, vor-
nehme, warmherzige Gelehrte, der kräftige, gefahrenlustige Mann
hatte viel Leben. Frln. Konrads Ausgabe war recht schwierig
(besonders im dritten Akt mit seinem plötzlichen Umschlag), um
so größer darf unsere Anerkennung sein. Einfach prächtig waren
weiterhin der Leutnant Jensen des Herrn Herm. Rudolph
und der Großvater des Herrn Kurt Rudolph. Sehr hübsch
cbarakterisirten die Herren Demeter Klein und Frey die beiden
Biologen, den energischen mit der Cognakneigung und den zag-
haften, der ewig sein Problem wälzt und darüber selbst den
Sturm vergibt, der die Mauern des Jnsclhauses erschüttert, in
dem Hans wohnt. L. V.

Kleine Zeitung.
— Berlin, 5. Januar. Beim Jndianerspielen wurde
gestern ein 14jähriger Junge von einem Spielkameraden in der
Prinzenallee im Norden Berlins erstochen. — Ein unbekannter
Mann, der sich in Werder bei einem Gastwirth mit Frau und
Kind einmiethele, erdrosselte diese beiden und ist seitdem
flüchtig.
— LengenfelV (Vogtland), 5. Jan. Die Persönlichkeiten der
drei erschossen ausgefundenen Mädchen sind nun-
mehr festgestellt. Es find die 21jährige Tochter eines früher
hier wohnhaften Korbmachers und zwei Töchter eines Locomotiv-
führers aus Leipzig. Die crstcre erschoß zuerst die beiden anderen
Mädchen und dann sich selbst. Der Beweggrund der Thal ist
unbekannt.
— Gotha 8. Januar. Prinzessin Maria von
Rumänien wurde heute früh auf Schloß Licbenstei» von einem
Mädchen entbunden. Aus der Ehe des voraussichtlichen rumä-
nischen Thronfolgers, Prinzen Ferdinand, mit der Prinzessin
Maria von Sachsen-Koburg und Gotha, der ältesten Tochter des
Herzogs, sind bereits ein Sohn und eine Tochter heroorgegangen.
Prinzessin Maria ist eine Schwester der Größt,erzogin von Hessen
und der Erbprinzessin zu Hohenlohe-Langenburg. .
— Der letzte deutsche Veteran aus den Freiheitskriegen.
 
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