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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 127-149 (1. Juni 1900 - 30. Juni 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0679

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Sonntags ausgenommen.
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mit Familienblättern
monatlich 50 Pf.
frei in's Haus gebracht.
Durch die Post bezogen
vierteljährl. 1.25 Mk.
ausschließlich Zustellgebühr.


JnsertionSgebühr
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Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Fernsprech-Anschluß Nr. 83

Xr. 143.

Keitaz, -en 22. Zluii

!8«V.

Bestellungen
auf die Heidelberger Zeitung für das III. Vierteljahr 1900
werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den
Agenten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
Expedition, Untere Neckarstr. 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nnr 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen Mk. 1.25 vierteljährlich,
mit Zustellgebühr Mk. 1.65.

Die Vorgänge in China.
Es darf nun als sicher gelten, daß den Gesandtschaften
in Peking nichts Uebles von Bedeutung zugefügt worden
ist. Ein Telegramm aus Shanghai, das wir hier gestern
durch Anschlag bekannt gaben, sagt:
Shanghai, 21. Juni. Der japanische Konsul in Tschifu
meldet: Der englische Admiral Seymour ist in Peking
eingetroff en; das diplomatische Korps blieb unversehrt.
Nach amtlicher javanischer Meldung aus Tschifu wurde die
Fremdennicderlassung in Tientsin am18. d. M.
eingeäschert.
Eine andere Nachricht aus Shanghai fügt dem hinzu,
daß die Truppe unter Seymour anstrengende Märsche zu
machen hatte und daß cs während derselben wiederholt
zu Kämpfen mit den Chinesen gekommen sei. Die Truppe
sei letzten Sonntag Mittag in Peking eingetroffen.
Die gütliche Beilegung der Differenzen mit China ist,
wie Jedermann empfinden wird, dadurch wesentlich er-
leichtert, daß den Gesandten in Peking kein Leid geschehen
ist. Die Einäscherung des Fremdenviertels von Tientsin
ist wohl auch ein sehr bedauerliches, aber, vom Standpunkt
des internationalen Rechts aus gesehen, doch nicht ein so
schlimmes Vorkommniß, daß es nicht mit Geld, eventuell
viel Geld, und der Bestrafung der Anführer gesühnt werden
könnte.
Die Aufgabe, zwischen China und den Mächten zu
vermitteln, ist bekanntlich dem alten Li-Hung-Tschang zu-
gedacht, der zu diesem Zweck heute, Freitag, von Canton
nach Peking abreist. Mit schönen Redensarten und Ver-
sprechungen werden sich die Mächte allerdings nicht ab-
finden lassen, sondern sie werden Garantien für ein anderes,
den Fremden nicht feindliches Regierungssystem verlangen.
So erklärte der französische Minister Delcasss gestern in
der Deputirtenkammer: Frankreich wird alsbald acht
große, ganz neue Kreuzer, sowie einen Aviso und vier
Kanonenboote in Ostasien haben. Mit diesen Streitkräften
wird Frankreich in engem Bunde mit Rußland in der
Lage sein, sich an dem Werke menschlicher Gemeinbürgschaft
zu betheiligen, an dem sämmtliche Mächte sich betheiligen
werden, um in Peking eine Regierung ein-
zusetzen, die den Westländern dieselben Bürgschaften
bieten wird, wie die Chinesen sie in Europa finden. (Bei-
fall.) Frankreich wird die Sicherheit seiner Angehörigen
in Peking selbst befestigen. Alle Mächte sind über diesen
Punkt einig. Ich erinnere endlich noch daran, daß das
Einvernehmen der Mächte vollständig ist im Hin-
blick auf das in Peking durchzuführende Werk, und es
gereicht mir zur Genugthuung, meine heutigen Erklärungen
vor der Kammer mit dem Hinweis darauf beschließen zu
können.
Der Berichterstatter des Londoner Daily Expreß ver-
breitet Sensationsgerüchte über die Kaiserin von
China. Nach den Angaben der einen hätte Fürst Tuan
den Kaiserpalast niedergebrannt, Kaiser und Kaiserin er-
mordet, dann Selbstmord begangen. Nach anderen Be-
richten wäre die Kaiserin todt und Tuan verschwunden.
Man wird indessen gut thun, derartigen Sensations-
gerüchten einen gesunden Zweifel entgegenzusetzen, jedenfalls

Die Irre von Sankt Rochus.
Kriminalroman von Gustav Höcker.
22) (Fortsetzung.)
Er zog die Uhr, denn er stand im Begriffe, zu verreisen.
Da er noch ein halbes Stündchen übrig batte, so ließ er die
Dame eintreten, wies ihr den üblichen Platz vor dem großen
runden Tische an und nahm seinen gewohnten Sitz aus dem
schwarzledernen Fauteuil ein.
Diese Fremde, eine nicht übel aussehende Frau in der
Mitte der Dreißig, war von kleiner Gestalt und von beweg-
lichem Wesen und sehr elegant aekle.det. Der fast über-
reiche Schmuck, den sie trug, ließ auf Wohlhabenheit schließen,
vielleicht auch auf das Bestreben, darin nicht unterschätzt zu
Sie' nannte ihren Namen nicht, und Allram frug nicht
danach; er wollte immer erst hören, was man von ihm
Hie ^Dame setzte nun die Angelegenheit, in welcher sie sich
an ibn wandte, ziemlich weitschweifig auseinander, wobei ne
sich über Nebenumstände verbreitete, die gar nicht zur Sache
gehörten. Wenn sie mit besonderem Nachdruck sprach, be-
gleitete sie ihre Worte mit einem derben Lächeln, und dann
legte sich zugleich ein schlauer Zug um ihren Mund. Zn
dem Blick ihrer hellbraunen Augen lag etwas Berechnendes.
Dasselbe lebhafte Interesse, welches sie schon vorhin berm
Heraufgehen den Personen und Gegenständen dieses Hauses
gewidmet batte, übertrug sie auch auf ihre jetzige Umgebung,
Nur hatte sich hier ihre Neugier mit flinkeren Blicken be-
waffnet. da ihr weniger Muße dazu gelassen war. Mitten
rn der Rede rückte sie plötzlich mir ihrem Stuhle hastig zur
Seite und frua, ob das Ding geladen sei, denn sie hatte
Unter den NiPPsachen. welche den großen runden Tisch be-
deckten, den Revolver bemerkt, und da Allram der Waffe

aber, bevor man sie glaubt, weitere Bestätigung abzuwarten.
Bei der Beschießung der Takuforts wurden das
erste Fort von den Japanern, das zweite von den Eng-
ländern besetzt. Die deutschen und die russischen
Truppen nahmen das Südfort.

-j- Der russische Minister des Aeußern
Murawiew.
Petersburg, 21. Juni. Der Minister des Aus-
wärtigen Graf Murawiew ist heute früh plötzlich
gestorben.
Dies ist nun in kurzer Zeit der zweite Fall, daß ein
russischer Minister des Aeußern durch einen plötzlichen un-
erwarteten Tod dem Dienst seines Landes und des Zaren
entrissen wird. Im August 1896, als der russische Kaiser
bald nach seiner Krönung Wien besuchte und dann nach
Kiew fuhr, um von dort nach Berlin zu gehen, starb un-
erwartet sein Minister Lobanow auf der Reise. An Stelle
Lobanows führte interimistisch Geh. Rath Schtschkin die
Geschäfte des Ministeriums des Aeußern, bis der Kaiser
den Grafen Murawiew erst zum Verweser des Ministeriums,
dann zum Minister ernannte. In den 3'/, Jahren seiner
Thätigkcit hat Murawiew die Meinung, die man von ihm
hegte, bestätigt. Er gehört zu den Russen, die mit Recht
glauben, daß Rußland garnicht nöthig hat, irgendwo ge-
waltsam vorzugehen und vorzeitige Entscheidungen herbei,
zuführen. Wenn Rußland innerlich ungestört wachse, seine
Volkszahl, seinen Reichthum und seine Verkehrswege ver-
mehre, dann wachse seine Schwerkraft, dann komme cs so-
zusagen seinem Ziele von selbst näher. So ist Murawiews
Politik, im Einklang mit der Ansicht des Kaisers, eine
friedliche gewesen, natürlich, ohne daß Rußland auf seine
Interessen am Schwarzen Meer, in Mittel- und Ostasien
verzichtet und ohne daß es die leise diplomatische Minir-
arbeit ausgesetzt hätte.
Der verstorbene Murawiew war ein Enkel jenes
Murawiew, der im litthauischen Gebiet den Aufstand im
Jahre 1863 mit eiserner Strenge unterdrückte und auf-
ständische Polen zu vielen Dutzenden hängen ließ. Er ist
nicht alt geworden, hat er doch nur ein Alter von 55
Jahren erreicht. Er begann seine diplomatische Laufbahn
als Gesandtschaftssekretär im Haag. Dann war er Attachs
in Paris und 1893/94 Botschaftsrath in Berlin, wo er
das besondere Wohlwollen des Kaisers Wilhelm II. genoß.
Später erhielt der Graf den Gesandtschaftsposten in Kopen-
hagen. Dort lernte ihn der Zar Alerander III. und der
jetzige Zar, die bekanntlich oft in der dänischen Haupt-
stadt weilten, näher kennen. Sein Nachfolger wird vor-
aussichtlich ein Mann gleicher Richtung sein.

Deutsches Reich.
— Zur Erleichterung des Zeitung sbczugs
ist von der Postverwaltung versuchsweise in einzelnen
Direktion!bezirken zugelassen worden, daß die Ortsbrief-
träger in der zweiten Hälfte des letzten Monats in jedem
Vieteljahc bis zum 25. einschließlich die Zeitungsgelder
von den Beziehern in Empfang nehmen und selbst darüber
vollgültig quittiren. Dem Publikum erwächst daraus die
Annehmlichkeit, daß es sich den Weiterbezug bei recht-
zeitiger Einlösung der Zeitungsquittung sichert und daß
ihm der Weg zum Postschalter erspart bleibt zu einer Zeit,
wo — wie beim Vierteljahrswechsel — der Andrang zu
den Postschaltern in der Regel besonders groß ist. Es
steht zu erwarten, daß das Publikum sich diese Neuerung
in recht ausgedehntem Maße zu nutze macht.

schweigend eine andere Lage gab, sodaß die Mündung der
Besucherin abgekehlt war, so schien sie daraus zu schließen,
daß mit dem Ding nicht zu spaßen sei. und wandte kaum noch
das Auge davon ab.
Der Kern ihrer umständlichen Auseinandersetzungen war
folgender: Sie war vor anderthalb Jahren Wittwe geworden,
halte vor Kurzem wieder geheirathel, mit ihrem zweiten
Gatten aber eine sehr üble Erfahrung gemacht und wollte
nun gegen denselben die diskreten Dienste des Detektivs in
Anspruch nehmen.
Allram kannte die wunden Punkte unglücklicher Ehen.
Fast keine Woche verging, wo ihm nicht, bald von Frauen,
bald von Männern, ein solcher Fall zu Gehör gebracht und
seine „diskreten Dienste" angerufen worden wären. Was er
stets darauf erwiderte, gab er auch jetzt zur Antwort: „Wenn
Sie Ursache zur Eifersucht haben, gnädige Frau, und ich soll
Ihren Gemahl überwachen, — oder wenn Sie wünschen, ihn
unter meine Beobachtung zu stellen, bis er in eine Falle geht,
die Ihnen den Grund zur Klage auf Ehescheidung liefert, so
sage ich Ihnen im voraus, daß ich Ihnen meine Dienste
nicht zur Verfügung stellen kann- Solche Sachen übernehme
ich nicht."
Sie schwieg einige Augenblicke. „In meinem Falle
handelt es sich um etwas ganz anderes," entgegnele sie dann»
„mein Gatte hat sich heimlich entfernt. Er ist mir durch-
gegangen."
„Und ich soll Ihnen vermuthlich den Durchgänger wieder
zurückbringen," meinte Allram.
„Nein, ick mag ihn nicht wieder zurückhaben. Er bat sich
an meinem Vermögen vergriffen und eine bedeutende Geld-
summe mitgenommen; auch diese will ich nicht zurückhaben,
denn ich bin in der Lage, sie zu verschmerzen, Aber er hat
außerdem noch einen Rubinschmuck mitgenommen, und diesen
zurück zu erhalten, daran liegt mir alles."
„Warum wenden Sie sich nicht an die Kriminalpolizei?"
frua Allram.
Sie schüttelte ablehnend den Kops.

— Im rheinisch-westfälischen Jndustrie-
bezirk verschwinden allmählich die schwarzen Bergehalden
bei den Zechen. Die Nebengesteine der Kohlen, die man
früher mit großen Kosten aus der Erde an das Tageslicht
schaffte, werden jetzt wieder in die Gruben hineingefördert.
Sie werden in der Erde, seitdem der Kohlenabbau mit
Bergeversatz immer mehr zur Einführung gelangt, zum
Ausfüllen der Hohlräume benutzt, da die Nebengesteine, die
bei der Kohlengewinnung abfallen, nicht hinreichen. Auf
manchen Zechen wird auch der alte Thonschiefer der Berge-
halden zur Ziegelfabrikation benutzt. Durch besondere
Maschinen werden die Steine zerkleinert, mit Wasser ver-
mengt und dann in eine Form gebracht. Für viele Zechen
in dem Oberbergamtsbczirke Dortmund bildet die Ziegcl-
fabrikation einen bedeutenden Nebenerwerb.
— Die Erhöhung des deutschen Bierzolles,
welcher hauptsächlich die böhmischen Biere betrifft, tritt am
1. Juli in Kraft. Sie beträgt 6 ^ für 100 Kilogramm
brutto. Die Biereinfuhr aus Böhmen, die in den letzten
20 Jahren um etwa 500 Prozent gestiegen ist, beläuft
sich ungefähr jetzt auf 600 000 Hektoliter im Jahre.
Kiel, 20. Juni. Heute Vormittag wurde eine ärzt-
liche Untersuchung der Marine-Jnfanterie-Mann-
schaft auf ihre Fähigkeit zum Dienst unter den Tropen
vorgenommen. Als Tag der Abfahrt für die beiden zum
Transport der Truppen nach China gecharterten Dampfer
„Wittekind" und „Frankfurt" ist der 3. Juli in Aussicht
genommen. Die Kapelle des hiesigen Bataillons geht mit.
Ter Kaiser befahl, daß auch ein Detachement Pioniere
nach Maßgabe des verfügbaren Raumes in Stärke von
etwa einer Kompagnie eingeschifft wird.
Kiel, 21. Juni. Der Kaiser besuchte heute Vor-
mittag das holländische Kriegsschiff „Nordbrabant" und
begab sich sodann an Bord des Linienschiffs „Kaiser
Friedrich III.". Später besuchte der Kaiser das Kanonen-
boot „Luchs". — Die Regatta der Kieler Woche begann
heute mit einer Wettfahrt im Kieler Hafen. 23 Jochten
starteten.
Baden. Zur Vermählung des Prinzen Max von
Baden in Gmunden, woran auch der Kaiser Franz
Joseph von Ischl aus Theil nimmt, trifft die badische
großherzogliche Familie dort schon Anfang nächsten Monats
ein. Der Prinz traf am 16. ds. in Gmunden ein. Die
dänische Königsfamilie nebst den griechischen und englischen
Verwandten und zahlreichen Erzherzogen, sowie Ab-
ordnungen preußischer Garde-Kürassiere, denen Prinz Max
als Major attachirt ist, und des 42. österreichischen
Infanterie-Regiments, dessen Inhaber der Herzog von
Cumberland ist, sind angemeldet. Die Neuvermählten
werden am 14. Juli in Karlsruhe einen feierlichen Einzug
halten und sich sodann nach Schloß Salem am Bodensee
zurückziehen.
L.6. Karlsruhe, 21. Juni. In der heutigen Sitz-
ung der 2. Kammer verlas Präsident Gönner ein Dank-
Telegramm des Großh erzogs für die Beileidskundgebung
des Hauses. „Diese wiederholte Kundgebung anhänglicher
Gesinnung des Hauses," heißt es in dem Telegramm,
„rührt mich sehr und ist mir bei der Tiefe des Schmerzes
besonders wohlthuend. Die edle Verstorbene war stets ein
treues Glied der Familie und der badischen Heimath warm
zugethan. Friedrich, Großherzog."
— In einem Leitartikel über den Aufruhr in China
bringt der demokratische Landesbote folgenden, sichtlich
von der Schadenfreude eingegebcnen Satz: „Gar Mancher,
der jetzt begeistert mitthut in Weltmacht, wird dereinst,
wenn ihm die Kostenrechnung, gegen welche die heutigen
Flottenkosten ein Kinderspiel sind, präsentirt wird, mit

„Wahrscheinlich wollen Sie Ihren Gatten schonen," be-
merkte der Detektiv in einsichtsvollem Tone.
„Weniger ihn als mich," entgegnete sie. „ich möchte jeden
öffentlichen Skandal vermeiden, möchte mich nicht der Lächer-
lichkeit preisgeben, daß ich mich von einem Manne, dem ich
mein Vertrauen schenkte, so arg täuichen ließ."
Sie begleitete diese Worte wieder mit einem derben
Lächeln und dem Zuge von Schlauheit, der da bei verrätderisch
zum Vorschein kam, und Allram vermuthete, daß der Mann,
von welchem diese Frau sich hintergehen ließ, sie nur durch
äußere Vorzüge geblendet haben könne.
„Höchstwahrscheinlich wird sich Ihr Gatte mit seinem
Raube ins Ausland begeben haben," sagte Allram. „Zu einer
solchen Reise habe ich jetzt absolut keine Zeit- Ich bedauere
daher, die Sache nicht übernehmen zu können."
Er sah nach seiner Uhr und stand auf. Auch die Dame
erhob sich.
Sie schien unschlüssig. „Ich würde Ihre Bemühungen
glänzend Honoraren," suchte sie ihm zuzureden.
„Daran zweifle ich nicht." antwortete er in einem Tone,
der zwar sehr verbindlich klang, aus dem aber auch heraus-
zuhören war, daß er bei seiner Ablehnung bebarrte. Gleich-
zeitig griff er wieder nach Stock und Reiseköfferchen.
„Mein Gott! Und mir liegt so viel an dem Schmuckei"
rief die Dame kummervoll, die Hände ineinanderfaltend, „der
Elende wird mich mit Versprechungen ködern, ihn zurückgeben
zu wollen, wird versuchen, damit neue Geldsummen von mir
zu erpressen. Er weiß, daß der Schmuck einen unschätz-
baren Werth für mich hat, denn er ist ein Andenken an
meine verstorbene Mutter, und es giebt nichts, was mir
heiliger wäre!"
Sie hatte während dieser Worte bittend ihre Hand auf
Allrams Hand gelegt, und als sie zu ihm ausblickte, sah er
Thränen in ihren Augen schimmern.
_ (Fortsetzung folgt.)
 
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