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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 78-100 (2. April 1900 - 30. April 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0375

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Fernsprech-Anschlnß Nr. 82

X,-. 78. Elkes Kliff. Mttkß, den 2. April

!«««.

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auf die Heidelberger Zeitung für das II. Vierteljahr 1900
werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den
Agenten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
Expedition, Untere Neckarstr. 21, fortwährend angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's HauS
gebracht; durch die Post bezogen Mk. 1.25 vierteljährlich,
wit Zustellgebühr Mk. 1.65.

Zur bevorstehenden Klcisversammluug.
IV.
XII. Bericht über die Ausbildung von Haushal-
tung s I e h r e r i NN e n an Fortbildungsschulen, erstattet von
Dr. W. Blum. Der fürs Jabr 1899 für Ausbildung von drei
Schülerinnen als Haushalt,nigsledrerinnen von der Krcisver-
iammlung genehmigte Betrug von 390 Mk kam nicht zur Ver-
wendung. Dagegen hat sich die Gemeinde Kirchheim fürs Jahr
1900 inzwischen um den Kreisbeilrag beworben und es darf an-
genommen werden, daß sich im Laufe des Jahres 1900 noch
weitere Gemeinden um denselben bewerben werden. Der Kreis-
ausschuß stellt den Antrag: Für das Jahr 1900 für Ausbildung
von drei Schülerinnen als Vaushaltungslehrerinnen den Betrag
doi, 300 Mk. in die Ausgabe des Voranschjags einzustcllen.
XIII. Bericht des Sonderausschusses für die Landwirth-
lchaft, erstattet vom Vorsitzenden Pb. H. Stall. Aus dem
Bericht ist zu erwädnen, daß mit Kreisimkerstützung 9 original-
Nnimcnthaler und 26 obcrbadiiche Farren angekaufl wurden.
Der höchste Zuschuß des Kreises auf ein Thier betrug Mk. 71.64.
Die drei Ziegeuzuchlgenossenschaftcn, die je 50 Mk. erhielten, sino
verpflichtet, nur noch Ttiiere der hornlosen Saanenrasse anzu-
lchaffcn, sodaß ein einheitliches Zuchtziel aufgestellt ist. In Be-
Evg auf die Hebung der Schweinezucht macht sich allenthalben im
Ambe und nicht zum Mindesten im Kreise Heidelberg ein reges
Streben besonders in der Richtung der Zucht des „großen weißen
^Mschen Schweins" fühlbar und ist nicht zu verkennen, daß
wrr gerade in den letzlverflossenen Jahren hierin ein gutes Stück
vorwärts gekommen sind, was mit Sicherheit theilweise auf die
von Seilen des Kreises erfolgte Anregung und Unterstützung zu-
fuckzufuhren ist. Es wäre nur wünschenswert!,, daß sämmtliche
Gemeinden des Kreises durch Ortsstatut fernerhin nur noch die
Anschaffung von Zuchtebern obengenannter Rasse zulassen woll-
en. In wcnigcn Jahren könnte alsdann die Schweinezucht tm
^veise zu der Höhe gebracht sein, die für einen so hochwichtigen
Zweig des lanowirthschaftlichen Betriebs wünschenswert!, ist.
?nc Pferdezucht hat seit Gründung des unterbadischen Pferde-
«Uchtverbands einen erfreulichen Aufschwung genommen, die Lust
vv derselben und das Verständniß für dieselbe sind bedeutend
^Wachsen und der Verband hat schon jetzt recht nennenswerthe
ZZlultate seiner regen Tbätigkeit zu verzeichnen. Die Zuschüsse,
"Uche bei Kreis bisher jenem zugewcndet hat, stellen darum ein
W angelegtes Kapital dar, welches von Jahr zu Jahr reichere
Z'nsen zu tragen verspricht. Für Zuchtvieheinkaufsgeiiosseuschaf-
m, Ceistüfugalmolkereien sollen kenie Beträge mehr in den Vor-
^vschlau eingestellt werden, da die Heidelberger Zuchcoichem-
^vfsgeaosseiisch ifr einer weiteren Unterstützung nicht bedarf und
Z lahrclang der Beitrag für Müllereien unverwendet bleibr.
stvr has laufende Jahr beantragt der Sonderausschuß unter
Zustimmung dcs Kreisausschusses, die Kreisversammlung wolle
j-iwl'eßca: 1. Die Rtndvtehzuchl sei nach den bisherigen Grund-
h«En weiter zu fördern. Es müsse jedoch unbedingt verlangt
- Zden, daß von Seiten der Rindmehzuchtg-nossenschaften gleich-
M "S mit den Znchtregiftcrn eine üverstchltiche Zusammenstellung
^»getragenen Thicie nach Ortschaften eingereicht werde.
yZns dieses Verzctchuiß nebst den berichtigten Znchtregistern
stM bis spätestens zum 25. Dccember jeden Jahres eingereicht
^ v sollte, gehr die betreffende Genossenschaft des Ansp.uchs auf
^ceisausschuß verlustig. 2. Auch zur Förderung der Ziegen.
h,Wt wolle auf dem bisher eingehalleuen Wege writergeschritlen
Itz foep Um den bestehenden Ztegen.inchtgenossenschaften eine er-
wßliche Unterstützung angedcihen zu lassen, aber auch etwa
ö " si<tz bildende Genossenschaften unterstützen z» können, sei je-
hierfür zu gewährende Summe um Pik. 50, also auf
hg? 209 zu erhöhen. 3. Die Schweinezucht sei nach den bisher
jO bewährt habenden Grundsätzen und 4. die Pferdezucht durch
iZAstützung des Verbands der unterbadischen Psirdezuststqeuos-
bx'.iwasien zu fördern. 5. Die landwirthschaftUchen Bezirks.
seien durch Zusicherung eines Kreiszuschusses zur Äbhal-
de>s vou Seatgulwärklcu anzueifer». 6. Die Gttrttdeaubau-
zj^vche seien fonzusetzen. 7. Um dem landwirthschaftliche» Be-
^verein Sinsbcim, gleich demjenigen in Wieslocb im Jahre

1888, zur Bestreitung der Unkosten für die von ihm auf Herbst
d. I. geplante Gauausstellung einen Zuschuß von Mk 200 ge-
währen zu lönnen, wollen Mk. 150 in die Ausgaben des Vor-
anschlags eingesteüt und der Sonderausschuß gleichzeitig ermäch-
tigt werden, demselben weitere Mk. 50 aus den ev. Ersparnissen
znzuwenden. Es wollen demnach in die Ausgaben des Vor-
anschlags pro 1900 eingestellt weiden: 1. Für Förderung der
Rindviehzucht Mk. 2000, 2. für Unterstützung der Ziegenzucht-
genossen schäften Mk. 200 3 für Förderung der Schweinezucht
Mk. 240, 4. für den Verband der unterbadischen Pferdezucht-
genossenschaften Mk 200, 5. für Abhaltung von Saatgutmärkten
Mk. 60, 6. für Getreideanbauversuche Mk. 60, für 7. die landw.
Gauausstellung in Sinsheim Mk. ,50, zusammen Mk. 2910.

Deutsches Reich
— Die Erhöhung dcs Lotteriestempels, für die
sich in der Budgetkommission die Mehrheit und die Regierung
erklärt hat, hat jetzt der Abg. Graf Stolberg in Gestalt
eines Gesetzentwurfs in der Kommission beantragt: Artikel 1
des Entwurfs will dem § 28 des Reichsstempelgesetzes vom
27. April 1894 folgenden Absatz hiaziifügen:
Landesgesetzliche Bestimmungen, durch welche das Spiel in den
Staatslotterien deutscher Bundesstaaten verboten oder eingeschränkt
wird, sind unzulässig. Artikel 2 erhöht die Steuer für inländische
Loose auf 20 pCt. vom planmäßigen Preise (Nennwerth) sämmt-
licher Loose oder Ausweise. Bei ausländischen Loosen soll die
Steuer 25 pCt betragen, von dem Preise der einzelnen Loose, in
Abstufung von je einer Mark für je 4 Mark oder einen Bruch-
theil des Betrages. Artikel 3 enthält Uebergangsbcstimmungen.
— Der Führer der braunschweigischen Landes-Rechts-
partei, Graf v. d. Schulenburg-Hehlen, gibt bekannt, daß
der Herzog von Cumberland ihm die Verlobung der
Prinzessin Marie mit dem Prinzen Max von Baden tele-
graphisch mitgetheilt babe. Bezeichnend für die Stimmung
der Welfen ist folgende dem herzoglichen Telegramm hin-
zugefügte Bemerkung des Grafen: „Das Telegramm ist
nicht an m-ch. es ist, wie ich wohl annehmen darf, ans
Land, an seine Getreuen gerichtet, ich bin nur das Werk-
zeug, das er benutzt, wo das Ministerium für ihn nicht
suiiclionirt."
— In der Philharmonie in Berlin fand am 31. März,
wie alljährlich, am Vorabend zu Bismarcks Geburts-
tag, ein großer Festkommcrs statt. Theilnehmer aller
Berufsstände füllten den Saal. Nachdem Direktor Schütz
den Wunsch auSgedlückt hatte, Bismarcks Geburtstag möge
zu einem nationalen Festtage werden, und das Kaiserhvch
ausgebracht hatte, in dem er den Kaiser als den vor-
nehmsten Hüter des europäischen Friedens feierte, wechselten
Liedervortiäge, Ansprachen und Trinksprüche ab.
— Das Abschiedsgesuch des Generals v. Lentze ist
vom Kaiser ab gelehnt worden. Der General bleibt
an der Spitze des XVII. Armeecorps.
Badischer Landtag, ö. 6. Karlsruhe, 31. März.
(9. Sitzung der Ersten Kammer.) Der Gesetzentwurf
betreffend die Versicherung gegen Hagelschaden
wird in der Fassung der Zweiten Kammer angenommen.
Geh. Rath Schenkel begrübt es mit Genugthuung, daß
man jetzt auch ans diesem Gebiet den Weg der Gesetz-
gebung bcschreitet. Auch die staatliche Feuerversicherung
bedürfe der Reform, doch sei er gegen eine Verstaatlichung
der Mobiliarvelsiiicrung. Auch bei der Rindviehversicherung
sollte man die Zwanasversicherung einfuhren.
Geh. Hofralh Rümeli» berichtet sodann über die
Eingabe des Landesausschuffes der basischen Gewerbe-
vereine um Einführung einer progressiven Umsatz-
steuer für Waa r e n h ä u s er. (Die Hanptpnnkte des
Kouimijsionsbcrichts sind im heutigen zweiten Blatte mit-
getheilt. Red.)
Der Kommissiousanirag geht dahin, die Eingabe der Regie-
rung in dem Sinne zur Kenntnißnahme zu überweisen, daß Er-
hebungen über die Lage des Kleingewerbes veranstaltet werden

sollen. Finanzministcr Dr. Buchenberger erklärte, die Re-
gierung müsse es ablehnen. Unternehmungen, die unter dem
Schutze der jetzt geltenden Gewerbeordnung entstanden sind, im
Wege der Gesetzgebung wieder zu entfernen, bloß um andern
Geschäften eine lästige Concurrenz vom Halse zu schaffen.
Sympathie oder Antipathie für oder gegen Waarenhäuser können
für die Gesetzgebung nicht maßgebend sein. Die gedrückte Lage dcS
Kleingewe des sei hauptsächlich auf die enorme Vermehrung
der Detailisten in den Jahren 1882 bis 1895 zurückzuführen:
so z, B. habe sich die Zahl der Galanteriewaarenhändler um
199 "/, vermehrt Einer eingehenden Prüfung bedürfe die Frage,
ob die Waarenhäuser innerhalb unseres Steuersystems in einer
ihrer wirkliche» Einkommensverhältniffe entsprechenden Weise zur
Steuer herangezogen werden. Ausgefallen ist es schon, daß
einzelne dieser Geschäfte viel weniger Steuern entrichten, als
viele kleine Geschäfte. Auf alle Fälle empfehle es sich, das
Ergebniß der parlamentarischen Verhandlungen in Preußen ab-
zuwarten. Ob im jetzigen Moment gerade zu einer umfassenden
Enquete ein zwingendes Bedürfniß vorliege, möchte er bezweifeln;
indessen habe die Regierung gegen den KommissionSanlrag nichts
einzuwenden.
Geh. Rath Schneider stimmt im allgemeinen den Aus-
führungen des Finanzminislers bei und erörtert sodann die Frage,
ob nicht durch eine Ausdehnung des Gesetzes über den unlauteren
Wettbewerb Abhilfe geschaffen werden kenn. Wenn auch die
Bestimmungen dieses Gesetzes nicht auf die Waarenhäuser zu-
treffen, so widerspreche es doch dem Rechtsgefühl, wenn unreelle
Mittel angewendcl werden, um das Publikum anzulocken. Auch
er halte weiteres Aufklärungsmaterial für nolhwendig und stimme
daher für den Kommissionsantrag. Dieser wird einstimmig an-
genommen.
Der Rest der Tagesordnung betraf Petitionen.
L. 6. Karlsruhe, 31. März. (55. Sitzung der
Zweiten Kammer.) Zur Berathung standen die Gesetz-
entwürfe betreffend die Erbauung der Nebenbahnen von
Walldürn nach Harb heim und von Neckar-
bischnfsheim nach Hüffenhardt. Beide Gesetz-
entwürfe werden nach längerer Debatte, an der sich außer
den Berichterstattern Abgg. Dieterle und Greifs die
Abgg. Werr, Köhler, Klein, Hennig, Neuwirtb. Dr.
Wilckens, Wacker, Obkircher, Geppert, Frank und Geh.
Rath Zittcl betheiligten, einstimmig angenommen. Abg.
Wacker brachte die Grunderwerbungsverhältnisse der
Albthalbahn zur Sprache, die, wie wir mitgetheilt haben,
im Kommissionsbericht des Abg. Greifs erörtert wurden.
Die nächste Sitzung findet am Montag, den 2. April,
Nachmittags 4 Uhr, statt. Tagesordnung: Einzetberathung
des Budgets der Landwirthschaft.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königl. Hoheit der Großherzog haben dem
Königlich Preußischen Oberleutnant Stroede, Adjutanten des
Elsenbahnregiments Nr. 2, das Ritterkreuz zweiter Klaffe des
Ordens vom Zäiiringer Löwen verliehen; an Stelle der zu
Landgerichtspräsidenlen in Mannheim bezw. Konstanz ernannten
Oberlandesgerichtsrälhe Christ und Brauer, sowie ees zum
Reichsgerichtsrath ernannten OberlandesgcrichtS Ed. Müller,
die Oberlandesgerichlsräthe Dr. Avalbert Düringer, Rudolf
v. Wold eck und Emil Hanger zu Mitgliedern des
KompetenzgerichtShofS ernannt, den Oberamtsrichter Alfred
Böhler in Konstanz zum Landgerichtsrath daselvst und de»
Baupraktikanten Hermann Graf von Sasdach unter Verleihung
des Titels Regierungsbaumeister zum zweiten Beamten der Hoch-
bauoerwallung ernannt.
— Negierungsbaumeister Graf wurde dem technischen Refe-
renten beim Ministerium des Innern zugetheill.
— Seine Königliche Hoheit der Gro ßherzog haben deu
Revisor Sigmund Slang bei der steuerdireklion auf sein An-
suchen unter Verleihung des Titels RcchnungSrarh bis zur
Wiederherstellung seiner Gesundheit in den Ruhestand versetzt.
— Der Gerichtsschreiber Ernst Pfeuffer beim Amtsgericht
Karlsruhe wurde zum Sekretanatsassistenten beim Landgericht
Mannheim ernannt und der Gcrichtsschreiber Adolf Boppel
beim Amtsgericht Mannheim in gleicher Eigenschaft zum Amts-
gericht Karlsruhe versetzt.
— Der Universitätssekretär Emil Hall in Freiburg wurde
auf sein Anstichen wegen leidender Gesundheit unter Anerkennung
seiner langjährigen neuen Dienste in den Rubestand versetzt und

Sin.- Das Romanfeuilleton findet der Leser im heutigen
^en Blatt.
Stadt-Theater.
^ Heidelberg, 2. April.
st>»"Die Herren Söhne." Volksstück in 3 Akten von
A Walther und Leo Stein.
^»d r Väter, die in wohlmeinender Gesinnung so beschränkt
zy>m sündhaft verstockt sind, daß sie ihre Söhne zu einem Beruf
>>,('Sen wollen, der diesen zuwider ist, oder sie von einer Lauf-
galten, für die sie eine starke innere Neigung haben. Was
herauskommt, das illustrirt das hübsche Volksstück. welches
M °uf unserer Bühne zum ersten Mal gegeben wurde.
M g r Hofschlächtcr Rommel will seinen Sohn, nachdem er ihn
Na Gymnasium durchlaufen lassen, zu seinem Geschäftsnach-
litt verbesserte und vergrößerte Hofschlächterei erziehen.
Ze -Mann kalkulirt ja in Allem sehr vernünftig und richtig, nur
'ich Zouptsache vermag er nicht einzusehen und zu begreifen, näm-
U sein Sohn eine ausgesprochene Neigung zum Studium,
gemäß eine ebenso ausgesprochene Abneigung gegen die
h°t- Der Sohn geht davon und sucht sich aus eigener
chdurchzuhelfen, M ^ Umstände den Vater breitschlagen,
rste h" zurückruft. Und der Rittergutsbesitzer und Abgeord-
Zlst »,'h'bern zwingt seinen Sohn Jura zu studier». Der Sohn
'llbü P" Glanz mehrmals durchs Examen und bahnt sich dann
pichen " Weg zu einem praktischen Beruf und einer hübschen,
«Sy-, und praktischen Frau. Die Herren Söhne siegen auf der
. U, L'uie.
M hat anderwärts abfällig oder doch sehr von obenherab über
> geurtheilt. Ganz mit Unrecht! Das Drama spricht eine
, kl-uZ: ?"s, die nicht oft genug wiederholt werden kann, und
.^'ese Wahrheit in ein gefälliges Gewand. Nicht sein
Achtes, x Vorzug ist es, daß es sich von Allem Gespreizten, Ge-
?>hnit. Da giebt es keine der heute vielfach bei den
k " beliebten Gefühlstüfteleien, da wird kein Versuch ge-
' Non dem eigenen Ich aus, die Frage der sozialen Ordnung
»ur der Weltordnnng anfzuwcrfen und tiefsinnig zu beant-

und

man

Worten. Es spielt sich alles so schlicht, so natürlich
darf es sagen — so wahr ab!
Wenn das Stück gestern hier so gut zur Geltung kam und
starken Beifall gefunden hat, so hat die vorzügliche Aufführung
einen sehr wesentlichen Antheil daran. Schon allein die Besetzung
der Hauptrolle, derjenigen des Hofschlächters Rommel mit Herrn
Meltzer-Burg, sicherte dem Drama den Erfolg. Das war in
der That nicht nur eine Bombenrolle — wie im Voraus ange-
kündigt wurde — sondern auch eine Bombenleistung. Herr Meltzer-
Burg war wirklich tadellos als Hofschlächter. Er hat den mit
Spreewasser getauften lüir-groo-Metzger in Maske, Ton und Geberde,
kurz im ganzen Auftreten, in vortrefflicher, wirkungsvoller Weise
dargestellt und auch alle komischen Momente aus der Rolle glück-
lich herausgeholt. Seine seit dreiundzwanzig Jahren nachgiebige,
ebenso gute wie unselbständige Frau fand in Frl. Krüger eine
geschickte Darstellerin. Die sympathische Rolle des Sohnes Beider
führte Herr May ring fest und entschieden durch. Die flotte
Nichte Gusti, das resolute Ladenfräulein, gab Frl. Salb er n
Gelegenheit ihr Talent ins beste Licht zu stellen. Auch die andere
Familie, der Rittergutsbesitzer und sein Sohn, Herrn Wc! um ann
und Herr Bauer, hielt sich schauspielerisch recht brav. Insbeson-
dere verdient das resolute Spiel des Herrn Bauer in einer Rolle,
die das Gegentheil der von ihm sonst kultivirten Schüchternheit
verlangt, alle Anerkennung und vollen Beifall.
Noch eine dritte Familie flochten die Dichter m die an sich
recht einfache Handlung ein, den Weinhändler Range mit Frau
und Töchterlein. An den Weinhandler hatte sich Herr Sigl
herangemacht. Dieser denkende, talentvolle Künstler bietet nie
etwas Geringwerthiges; auch sein Range war wieder eine frei
und glücklich nachgeschaffene Persönlichkeit. Frl. Stern au, seine
Frau, ist immer am Platze wo eine mundfertige Bürgersfrau ver-
langt wird, die den stärksten Mann nicht fürchtet. Den schneidigen
Backfisch spielte Frl. Hoheneck recht temperamentvoll und lieb.
Als Röschen Himmer entwickelte Frl. Konrad die verlangte
vorlaute Schärfe. Zu welchem Zweck die Dichter eigentlich diese
Figur in ihr Werk gestellt haben, ist nicht leicht zu ergründen.
Das Drama war gut einstudirt, eine so flotte, respektable
Aufführung am Schluß der Saison verdient doppelte Anerkennung.

Auf die Herren söhne folgten fünf Fräulein Töchter tn
Tricots und Gazeschleiern: ein Luftballet. Dem Auf- und Ab-
schweben läßt sich manch hübscher Effekt abgewinnen, zumal da
elektrisches Glühlicht und Scheinwerfer in den Dienst del Elfen-
zaubers gestellt wurden. Der Reiz der Vorführung liegt bei der
passiven Haltung der am Drahtseil schwebenden Darstellerinnen
mehr in der Richtung des Plastischen als des Choreographischen.

Kleine Zeitung.
— Könitz. 28. Mürz. Der Danz. Ztg. wird von hier be-
richtet: Heute Nachmittag fand die Sektion der Leichen-
theile des ermordeten Winter statt. Nach ärztlicher
Mittheilung sind die Schnitte nicht so kunstgerecht wie anfangs
angenommen wurde, sondern mittels einer sogenannten einschränkigen
Säge erfolgt. Während das Herz vorhanden ist, fehlen Leber
und Lunge. Die Polizei fahndet jetzt nach zwei jungen Leuten»
die am Tage des Mordes Nachmittags mit dem Ermordeten ge-
sehen sein sollen. Ebenso werden diejenigen, die am Montag
nach dem Morde im Mönchsee Wasser geschöpft oder sonstige Ver-
richtungen vorgenommen haben, ausgefordert, sich bei der Staats-
anwaltschaft zu melden. — Die Schmährufe und die Zusammen-
rottungen gegen die jüdischen Bewohner haben sich nach der mit-
getheilten Warnung des Herrn Bürgermeisters gelegt.
— Wien. 1. April. Gestern ereignete sich ein blutiges Drama.
Zwei überspannte Schriftsteller, Hugo Ast! Leonhard, verheirathct,
und Fritz Lemmermayer, ledig, beschlossen, gemeinsam zu
sterben. Astl tödlete sich mit einem Rasiimesser. Lemmer--
mayer brachte sich nur leichte Schnittwunden bei.
— London, 31. März. Bei dem Wettrudern der Uni-
versitäten Cambridge und Oxford übernahm Cambridge
V 'N Anfang an die Führung und gewann mit wunderbarer
Leichtigkeit mit etwa zwanzig Längen.
— Aus Italien 28. März. Das Neuvermählte Ehepaar
Graf Elemer und G rä s i n S t e v h a n i e Louha
— vrlwittwete Krouprinzessin von Oesterreich - Ungarn
— sind in Genua eingelroffeii und im „Hoicl Savoya" ab-
gesticgen.
 
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