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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1900 - 31. Januar 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0053

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Fcrnsprcch-Anschluß Nr. 82

11. EkStS M.

Samstaz, dkii 13. Isnuiir

ISS«.

Vom Krieg in Südafrika.
Der Londoner Daily Mail zufolge sind die Verlust-
Nissern vom Burenangriff auf Ladysmith am 6. Januar
eingelaufen. Sie betrogen: 6 Offiziere todt, 30 verwun-
det, 800 Mann an Tobten und Verwundeten bei einer
Gesammtstärke von 8500 Mann Kampffähigen. Die Zahl
der Vermißten ist wohl darin enthalten. Man sieht aus diesen
Ziffern, daß es sich in der That um ein schweres und
vluttges Ringen gehandelt hat. Den Verlust der Buren
schätzen die Engländer auf 2000 Mann und mehr. Es
möglich, daß die Buren diesmal, da sie die
Angreifer waren, mehr Verluste als sonst hatten, aber
glaube^ "ie die Engländer — das ist schwer zu
- Buren sollen sich eines Hügels bemächtigt haben,
d/z und das englische Feldlager beherrscht. Ist
T n dann ist die schwierige Lage der White'schcn
onkr? " schlimmer geworden. Man muß übrigens
btch White und seine Truppen sich vorzüglich
uv >en haben. Seit dem 28. October sind sie von den
-vuren umzingelt. Privatbriefe von Anfang November
lmildern die Lage schon damals als äußerst unbehaglich
und sprechen den dringenden Wunsch nach Entsetzung durch
Buller aus. Inzwischen sind zwei volle Monate verstrichen
und die Besatzung hat sich immer noch gehalten, obgleich
Buren mit „Lang Tom" und anderen weittragenden
Geschützen nicht schlecht in die englische Stellung hineinge-
pfeffcrt haben.
Nun wird es die allerhöchste Zeit für Buller, vorzu-
6ehen, falls Ladysmith überhaupt noch gerettet werden soll.
Das hat Buller wohl selbst am stärksten empfunden und
demgemäß sich vorgestern in Bewegung gesetzt. Er tele-
graphirt aus Spring sield vom 11. d. M.: Ich habe
das Südufcr des Tugela bei Potgicte.sdrist heute früh
besetzt und mich der Brücke bemächtigt. Der Fluß
ist im Steigen. Der Feind steht stark verschanzt etwa 4'/
Meilen nordwärts.
Lchiingsield liegt nordwestlich von Frere am kleinen
tugela, einem Nebenstuß des Tugela. Entgegen der neu-
lich vielfach ausgesprochenen Vermuthnng, Buller werde
eine östliche Umgehung der Burenstellung am Tugela ver-
buchen, hat er sich nach Westen gewendet. Die Besetzung
^ Brücke bei Potgietersdrifl ist immerhin ein Erfolg und
r>on Bedeutung für die späteren Operationen. Da White
leine Hauplstellung südwestlich von Ladysmith hat, so käme
Buller von Springfield aus viel früher an ihn heran, als
wenn er ,m großen östlichen Bogen Ladysmith zu erreichen
suchte.
Da Buller nur noch 4'/, englische Meilen von den
Buren entfernt ist, so könnte ja der Tanz sogleich los-
gehen. Allein die Buren befinden sich in stark verschanzter
Stellung und Buller hat schlechte Erfahrungen mit einem
" Angriff auf befestigte Burenstellungen gemacht.
wird er versuchen, die Buren noch weiter von Westen
zu umfassen.
Boi, de,, beiden anderen Kriegsschauplätzen verlautet
vkutc nichts Neues. Daß Lord Melhuen abberuscn wird,
weint sicher zu sein. Seine Nerven sollen völlig ruinirl
'e>n und sc,» Benehmen in der Thal an Verrücktheit
grenzen. J„ den nächsten Tagen ist wohl auch kaum ein
9 otzcres Ereignitz dort zu erwarten, da Lord Roberts sich
eril über die Lage des Augenblicks unterrichten wird, ehe
nach der einen oder anderen Seile ein entscheidendes
W°n spricht.

Englische Soldaten als Räuber«
Durch einwandssreie Zeugen ist bestätigt worden, daß
die Engländer auf dem Schlacht selbe von Elands-
laagte geplündert haben. Wenn diese schwere An-
klage noch eines weiteren Beweises bedürfte, so würde
folgender Brief eines jungen Mecklenburgers aus Kapstadt
an seine Eltern in der That die letzten Zweifel zerstreuen
müssen. Es heißt darin:
Capetown, 20. December 1899.
Liebe Eltern!
In diesem Briefe muß ich Euch leider mittheilen, daß e8 mir
hier sehr schlecht ergangen ist. Denn die englischen
Soldaten haben mich, so zu sagen, ausgepl än-
dert, und da ich es mir nicht freiwillig nehmen lassen wollte,
haben sie mir auch den ganze» Kopf zerhauen, so daß
ich bis Tagesanbruch vollständig besinnungslos darnieder gelegen
habe. Die Soldaten haben mir alles weggenommen,
was ich bei mir hatte, und als ich wieder zur Besinnung
kam, lag ich in der Polizeiwache mit verbundenem Kopse. Jedoch
bin ich jetzt wieder hergestellt. Zwei Tage konnte ich nicht
arbeiten. Die schönen Sachen, wie Uhr, Kette, Ring und Geld
— Alles ist mir geraubt. Ueberdies kann ich noch von Glück
sagen, daß die Soldaten mir nicht ärger die Knochen zerschlagen
haben. Vom Wiedererlangen der Sachen ist selbsrverständlich
keine Rede. Denn wie soll man die Thäter herausfinden, da
jeden Tag neue Soldaten kommen und gehen. Außerdem
kommt es jeden Tag vor,daß Leute von Soldaten
au s g ep l ün d ert werden.
Um Euch darzulegen, wie gefährlich eS hier jetzt ist, thcile ich
Euch den Ueberfall, dem ich zum Opfer gefallen hin, etwas
näher mit. Mein Freund und ich gingen um 7'/r Uhr Abends
zue Stadt. Da mein Freund in den Verein mußte, begab ich
mich um 9 Uhr allein auf dem belebtesten Wege nach Hause;
wir wohnen nämlich eine englische Meile von der Stadt entfernt.
Auf der einen Sette des Weges stehen Wohnhäuser, während
auf der anderen Seite sich der Par ade Platz und ein großer
Marktplatz hinzieht. Am Ende des Paradeplatzes kamen mir
fünf bis sechs englische Lancers entgegen und wollten
von mir wisse», wie viel Uhr es sei. Ich sagte ihnen, ohne
die Uhr zu ziehen, daß es 9 Uhr sei, und ließ sie stehen. Als
ich etwas weiter gegangen war, sah ich, daß die Lancers mir
wieder entgegen kamen, doch beruhigte ich mich, da ich glaubte,
daß es nicht dieselben seien. Wie die Soldaten mich dann über-
fallen und zu Boden geschlagen haben, darüber weiß ich nichts
mehr.
Dieser Vorfall wirft ein überaus charakteristisches
Licht auf die Disziplin der englischen Söldnertruppen.
Wenn sich solche Dinge vor den Thoren der Kolonial-
hauptstadt zutragen, wie mögen sich dann diese Horden
erst aus dem Schlachtfelde oder gar in Feindesland be-
tragen. Es ist jedoch ein Trost, daß man mit solchen
zusammengekauften Haufen von Mordbrennern ein Volk,
das für seine Freiheit kämpft, nicht besiegt.

zweiten^Blatt^""""^"^^"" i^et de: Leser im heutigen
Stadt-Theater.
Heidelberg. 13. Januar.
8 Acten "Glöckchen des Eremiten", komische Oper in
G. Er«,. ""A, dem Französischen des Lockroy und Eorman von
Nach -icAÄ'k von Aims Maillart.
stets von n° ^ kurzer Pause erklingt das freundliche Glöckchen
geläutet. "°ucni; gestern wurde es Herrn Görger zu Ehren
glücklichen.'^WoM gehörte, den Gast abgerechnet, zu den wenigst
glatt cinstudirt stk — von einzelnen Chören abgesehen —
2. Actes voll bcfrl^ä Einzelnes, wie das schöne Finale des
feinere sprühende !M^d; aber es fehlte in vieler Beziehung der
musikalisch, bckbenm,,^^

Deutsches Reich
— Die Nordd. Allgem. Ztg. schreibt: In der Presse
wurde wiederholt berichtet, daß die Firma Krupp in
Essen mit der Ausführung eines großen Auftrages zur
Lieferung von Stahlgranaten an England beschäftigt sei und
dabei die Frage aufgeworfen, ob es mit den Pflichten
strenger Neutralität, die das Deutsche Reich im
südafrikanischen Kriege beobachte, verträglich sei,
wenn Lieferungen von Kriegsmaterial aus Deutschland an
eine der kriegführenden Parteien ausgeführt werden. Wie
wir erfahren, wird diese Frage an zuständiger Stelle ver-
neint, und ist deshalb die Firma Krupp alsbald nach dem
Erscheinen jener Meldungen ersucht worden, eine be-
absichtigte Absendung von Waffen, Geschützen und Mu-
nition oder anderweitigen Kriegsmaterials an eine der bei-
den kriegführenden Parteien ein zu stellen.
— Der Reichsbote berichtet, das Allgemeinbefinden
der Kaiserin Friedrich lasse seit einiger Zeit zu wün-
schen übrig.

Deutscher Reichstag. Berlin, 12. Januar. Auf der
Tagesordnung steht die Berathung der Resolution Stumm
zum Jnvalidenversicherungsgesctz betreffend einen Gesetzent-
wurf, durch den im Anschluß an die Invalidenversicherung
die Witt wen- und Waisenver sichern »g für die
versicherten Personen eingeführt werden soll, in Verbindung
mit der Berathung der Resolution Schädlcr und Hitze,
wonach die Wittwen- und Waisenversicherung für die in
Fabriken beschäftigten Personen eingeführt und den übrigen
Versicherten die Betheiligung im Wege der freiwilligen Ver-
sicherung ermöglicht wird.
Die Abgg. Frhr. v. Stumm und Dr. Hitze begründen ihre
Resolution.
Staatssecretär Dr. Graf v. Posadowsky führt aus: lieber
das Ziel bestehe kein Streit, aber gegenüber den gegenwärtigen
Anforderungen an die Staatsorgan!,ationen müsse die Regierung
sich ein festbegrenztes Programm stellen und zur Zeit unaus-
führbare Wünsche zurückstcllen, selbst auf die Gefahr hin. unpopulär
zu erscheinen. Es empfehle sich daher die Zurückstellung
bis zur durchgeführten Reform der drei großen Versicherungsge-
sctze. Er glaube nicht, daß die Regierung die Hand dazu bieten
würde, auch in diesen Fragen die Industriearbeiter und die land-
wirthschaftlichen Arbeiter verschieden zu behandeln; denn es würde
schwere Bedenken erregen, den Zuzug zu den Städten durch die
Prämien der Relictenversichernng für die städtischen Arbeiter noch
zu vermehren. (Bravo! rechts.) Die Lage der Landwirthschaft
sei andauernd ernst. Das politisch Richtige dürfte sein, die wirth-
schaftliche Lage der Industrie und der Landwirthschaft in den
nächsten Jahren abznwarten und ebenso die Entwicklung und Lage
im Welthandel. Er könne nicht wünschen, daß heute die Reso-
lutionen angenonimen werden.
Aba. Frhr. v.Richthofen (cons.): Die Conservativen würden
die Resolutionen für jetzt ablehnen.
Abg. Hoffmann-Dillenburg (natl.): Er mit seinen Freunden
stimme für die Resolution Stumm und gegen die Resolution Hitze.
Abg. Molkenvuhr (Loc.) erklärt sich gleichfalls für die
Resolution Stumm und gegen die Resolution Hitze.
Abg. Richter (frs. Vp.) beantragt, bet der schwache» Be-
setzung beide Resolutionen an eine Wgliedrige Kommission zu
überweisen.
Abg. Stoetzel (Ccntr.) empfiehlt die Annahme der Reso-
lution Hitze.
Abg. Frhr. v. Stumm (Rp.) stimmt dem Antrag Richter
bei, ebenso der Abg. Dr. Hahn (Bund der Landw.) und der
Abg Frhr. v. Richthofen (cons.).
Der Antrag Richter wird hierauf abgelehnt, ebenso der An-
trog Hitze.
Die Resolution Stumm wird angenommen.
Morgen 1 Uhr: Etatsberalhung.
Bade«. In der „Orden s"-F rage zieht sich der
anfangs so tapfere Berichterstatter des Bad. Beobachters
nunmehr schleunigst zurück. Er will es jetzt gar nicht ge-
wesen sein! Mit der unschuldigsten Miene von der Welt
schreibt er: „Ein Theil unserer Bemerkungen zum jüngsten
Falle Hansjakob hat stellenweise eine Interpretation ge-
funden, die wir nicht als zutreffend anerkennen können.
Wir hätten geglaubt, der Wortlaut unserer diesbezüglichen
Bemerkungen und der Zusammenhang, in welchem wir sie
gemacht haben, hätte einigermaßen dagegen schützen sollen.
Wir haben doch wahrlich kein Hehl daraus gemacht, daß
wir die Ablehnung der Ordcnsauszeichnung durch Herrn
Stadtpfarrer Dr. Hansjakob nicht billigen und es nicht
in Ordnung fänden, wenn der eine oder andcre sein Bei-
spiel nachahmen würde. Wir haben nicht dafür plaidirt,
daß der Klerus Ordensauszeichnungen ablehncn solle.
Wir haben das nicht beabsichtigt und auch thatsächlich nicht
gcthan. Damit, daß man erklärt, es ließe sich die Frage
erörtern, ob der Klerus nicht Gründe hätte,
solche abzulehnen, sagt man noch lange nicht, daß
er sie ablehncn soll." — So, so! Diese Art, mit dreister
Stirne abzuleugnen und Andern eine falsche Auffassung
unterzuschieben, erinnert sehr an einen bekannten Centrums-
politiker.
— Der Großherzog hat an das Präsidium


. r o i ck> e n sie sang, zum Grabgeläute.
Auch die Regre hatte zumeist keine rechte Fühlung mit dem Wesen
der komischen Oper. Der Schluß des 1 Actes und ein paar em-
aeschmuggelte Improvisationen gehören in die Posse. mcht in dle
Oper. Tue Besetzung der Solopartien war nicht die glücklichste.
An der Rose Friquet liegen Frl Hesch nur die lyrischen und
Coloraturstellen, die komische Seite des Wildfangs und Natur-
kindes war ganz verfehlt. Sic gab eine weibliche Earrikatnr statt
eines Charakterbildes. Man hätte ihr mindestens auf der Probe
sagen müssen, daß das Knnsper-Hexen-Gelächter im 2. Aufzug
eme Unmöglichkeit sei. Leider war sie auch stimmlich schlecht
disponirt und blieb oft, wie in ihrem Entree, kaum hörbar. Da-
für sang sie die lyrischen und Coloraturstellen und überhaupt die
ganze Partie mit jenem musikalischen Geschmack, die ihr schönes
Talent, ihren Fleiß und vor Allem verrathen, daß sie eben zu
fingen gelernt hat. Der Pachter des Herrn Meltzer war etwas
overettcnhaft. seine Gattin (Frl. Graichen) ein ziemlich
schwächliches Geschöpf. Die Dame besitzt ein kleines Sümmchen,
das aber, wenn auch kühl, wenigstens rein und gesangsmäßig

klingt. Herr Gabelmann war so heiser, daß es immerhin
anziierkeimen ist, wenn er den Silvain so erzwang, wie es ihm
gelang.
Befremdet hat in der Aufführung der Schluß des 2. Aktes,
der viel natürlicher und dramatischer mit dem Abziehen der
Flüchtlinge und dem verspäteten Erscheinen Belamys (irre ich
nicht!) endet. Ich weiß nicht, warum er gestern so unmotivirt
abschnitt.
Herr Görger mag wohl gewußt haben, warum er mit dem
Belamy sein „als ich wiederkam" feierte. Solche frische Rollen,
in denen er sich leicht und natürlich gehen lassen kann, liegen ihm
am allerbesten. In seiner großen, klangvollen Stimme scheint
gegen früher der Schwerpunkt mehr nach der Tiefe verrückt
zu sein.
An dem Gast erfreute, wie immer, die leichte, vollklingende
Art seines SingenS, die flotte schauspielerische Natürlichkeit.
Diese künstlerische Sicherheit, die er übrigens vom ersten Anbe-
ginn mitgebracht hat, werden ihm jederzeit einen so vollen,
glänzenden Erfolg sichern, wie ihn der verwöhnte Liebling gestern
wieder sich zu erringen und zu ersingen wühle.
Als Einlage hatte er eine Composition seines Leibcomponisten
Beines gewählt, die sich mit ihrem Lob des Rheines nur etwas
seltsam ln den Cevenuen ausnahm. Ihre Sanglichkeit bot ihm
Gelegenheit, sein ganzes Sttmmmetall in vollem Glanz auszu-
strcuen, so wenig echtes Gold dieser billige Schlager enthält.
vr. 8.

Kleine Zeitung.
x. Zeitgemäße Betrachtungen. Man sagt, daß das Jahr-
hundert sich — vor wcn'gen Tagen wandte. — allein, in dem
Fall wundert mich, — daß ich das nicht erkannte. — Mir deucht,
es ist gradaus gerannt — die Zeit ganz ohne Wendung, — und,
was man Wende da genannt, — beruh' mehr aus Verblendung.
— Wie groß noch die Verblendung ist — in unseren klaren
Zetten, — das sicht an Englands blöder List — man deutlich
schon von Weiten. — Es pürscht auf Waffen, Kriegsgeräth —

in deutschen Handelsschiffen, — doch Contreband' hat's nicht er-
späht, — hat scheußlich mißgcgriffcn. — Nun heißt'S: John
Bull, bezahl nur gleich, — vergüt' uns unser» Schaden; — mit
Deinem unverschämten Streich — hast Du uns bös' geladen. —
Glaubst Du, weil man mit Contreband' — bei Euch ohn'
Skrupeln handelt, — es hätte auch im deutschen Land — der
Rechtssinn sich gewandelt? — Wir brauchen Deiner schlechten
Sach' — durchaus kein Bein zu stellen; — das Burenvolk wird
allgemach — den Kopf Dir schon erhellen. — bis daß man
klar bei Euch begreift: — es war falsch spekuliret, — wir haben
selbst uns eiugeseift — und sind jetzt arg blamiret. — Ja. ja,
es wollte ramschen gehen — und pfiffig sein manch Einer —
und war. als er sich recht besehen. — lackiret, Fidel Greine r.

Literarisches.
—§ Seit einem Jahrzehnt erscheinen alljährlich die Neu-
jahrsblättcr derBad. historischen Kommission in
Heften zu dem mäßigen Preise von Mk. 1.20. Sie sind be-
stimmt, die Kunde der Vergangenheit unserer Heimath zu ver-
breiten und die Liebe zur vaterländischen Geschichte zu wecken
und zu nähren. Die bisher erschienenen Hefte haben schon die
verschiedenartigsten Darstellungen aus dem Gebiete des jetzigen
Großherzogtbums gebracht: das diesjährige behandelt einen der
wichtigsten Abschnitte der Konstanzer Geschichte. Es ist betitelt:
„Konstanz im Dreißigjährigen Krieg 1628—1633"
und verfaßt von Dr. Konrad Beyerle. Der Verfasser hat mit
gewandter Feder zum erstenmal eine Darstellung der Schwe-
lt e ach e l a g eru n g und der ihr vorangegangenen Jahre auf
Grund des gesammten bisher ungedruckten Materials des Kon-
stanzjr Stadtarchivs, das für diesen Zweck noch nie in dem Maß
verwerthet wurde, geliefert. Das erste Kapitel schildert die Stadr
deine Beginn des Dreißigjährigen Krieges und die erste» Kriegs-
ereigntsse am Bodensee. das zweite die Bedrängnisse, welche die
Stadt durch das Wolfcgg'sche Regiment, das tm Sommer 1633
als Garnison »ach Konstanz kam. auszustehen Halle, das dritte
den Anmarsch des schwedischen Feldmarschalls Gustav Horn und
die Haltung der Schweiz, das vierte die Belagerung der Stadr
 
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