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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 78-100 (2. April 1900 - 30. April 1900)
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Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Xr. 98.

Miitmlh, den 18. April

180«.

Deutsches Reich
— Ter deutsche Flottenverein zählt zur Zeit
bereits 40 000 mehr als eine halbe Million Mitglieder,
darunter 162 000 Einzelmitglicder. Kürzlich ist auch der
Gesammt verband der evangelischen Arbeitervereine mit
seinen 60000 Mitgliedern dem deutschen Flottenverein
beigetreten.
Potsdam, 17. April. Die Herzogin von
Albany ist mit ihrem Sohne, dem künftigen Thronfolger
'n Sachsen-Koburg und Gotha, heute Vormittag 10" Uhr
bier eingctroffen und vom Ka i s e r am Bahnhofe empfangen
Korden. Mittags kehrte der Kaiser von der Villa Jugen-
heim, die er dem Herzog von Atbany als Wohnung zur
Verfügung gestellt hat, nach dem Stadtschlosse zurück und
üahm militärische Meldungen entgegen. Später traf die
Kaiserin und der Kronprinz ein, worauf in den
Äinimern des Kronprinzen ein Familienfrühstück stattfand.
Baden. Im Hinblick auf den gestern von uns ab-
Sedrucktcn Artikel im Schwqb. Merk, über die politische
"agc in Baden zitirt die Landeszcituug eine Be-
merkung des Fürsten Bismarck: „Ich bin," so heißt es in
Bismarcks „Gedanken und Erinnerungen", „in konfessio-
neller Beziehung jeder Zeit tolerant gewesen bis zu den
Grenzen, die die Nothwendigkeit des Zusammenlebens ver-
miedener Bekenntnisse in demselben staatlichen Organismus
°en Ansprüchen eines jeden Sonderglaubens zieht. Die
therapeutische Behandlung der katholischen Kirche in einem
keltlichen Staate ist aber dadurch erschwert, daß die katho-
"sche Geistlichkeit, wenn sie ihren theoretischen Beruf voll
Esüllen will, über das kirchliche Gebiet hinaus den An-
keuch auf Betheiligung an weltlicher Herrschaft zu er-
heben hat, unter kirchlichen Formen eine politische Jnstitu-
!?°n ist und auf ihre Mitarbeiter die eigene Ueberzcugung
bberträgt, daß ihre Freiheit in ihrer Herrschaft
flieht, und daß die Kirche überall, wo sie nicht h errsch t,
^rechligi ist, über dioclctianische Verfolgung zu klagen."
^>ese Wahrheiten, so fügt die Landes-Ztg. hinzu, sollten
?Uch für diejenigen Politiker maßgebend sein, denen im
Origen die Unerbittlichkeit Bismarck'scher Urtheile über
^"Selne Personen sein literarisches Vcrmächtniß — mit
^»recht — einigermaßen verleidet hat. Es sollten in Baden
?uf nicht-ultramontaner Seite nirgends Literaten zu finden
die — wenn auch nur aus einer gewissen österlichen
vriedensstimmung heraus, — mit dem Liberalismus solche
^Mschläferungsversuche vornehmen, wie der fast jesuitisch
Mwutheude »geschätzte" Freund des Schwäbischen Merkur.
M>r wissen zwar, daß dieses Blatt einigen badischen Offi-
zien geeignet scheint für Wiedergabe von Dingen, die
jui Lande selbst „nicht gut sagen kann". Aber An-
j'chten, wie sie in diesem Artikel ausgesprochen werden,
man auch außerhalb Badens in einem sonst liberalen
b löste nicht äußern dürfen. Wer in so raffinirter Weise
Ultramontanismus im badischen Lande die Wege zu
^ "en sich hergibt, den dürfte der Schwäbische Merkur nie
nimmer „schätzen". (Die LandeSztg. übertreibt
Red.) Einerlei, wie sie gemeint wurde, wir weisen
^ Entrüstung und Entschiedenheit solch gefährliche Offer-
te zurück.
0. Karlsruhe, 17. April. Im Jahre 1899
st . *n für 69 Wanderlag er und Waarenver-
s-°igerungen 762 Mk. Gewerbesteuern bezahlt, während
b.,. die Einnahmen aus Gewerbestcucrtaxen auf 44 223 Mk.
h/kfen. Die Zahl der Waarenversteigerungen und Wan-
t^Ser ist stjx igg9 von 136 auf 69 zurückgegangen,
k- ^ >m Interesse des ansässigen Gewerbestandes nur zu
husten ist.

In hohen Regionen.
^ Erzählung von M. A. Zwickert.
(Fortsetzung.)
ste.^la brauckte während der Weihnachtszeit nicht aufzu-
ilst deshalb hatte Jutta die Freundin und deren Mutter
iao^!"ige Tage nach Templin eingeladen. Am zweiten Feier-
!°!dj d°tten sich aucv Prinz Erich mit Klaus Felsingen.
>vuz. einige befreundete Familien auf dem Gute einge-
Eine Schsttlenpartie ward arrangirt. Man hatte
t'U^chie die verschiedenen Paare fahren sollten, und
säg j?birend trat der Prinz auf Lola zu und stellte sich
Kavalier vor, „von Fortunas Gnaden", fügte er
hinzu, „denn Sie selbst, Fräulein von Golm,
mich höchst wahrscheinlich verschmäht haben, gehen
>^v, üa'* doch in letzter Zeit in auffallender Weise aus
dgezog^-;. Womit habe ich mir diese Ungnade eigentlich
befand sich in peinlichster Verlegenheit. Das Herz
teiges, 'D öum Zerspringen, als sie in dem kleinen zwei-
>ieh°» Bitten neben dem Prinzen Platz nahm. „Hoheit
A D scherzen." erwiderte sie kaum vernehmbar und
Schleier dicht vor das Gesicht, um den raschen
Nhj„,."kchsel auf ihren Wangen zu verbergen. Dieser
-Kisten nun ebenfalls schweigsam, allein wer den lungen
e!?vr>d°v ""k, die tiefe Falte auf der Stirn, die fest aus-
Mretzten Lippen beachtete, wußte, daß er eine
v! i»e k»"de Aktion plane. Mit kräftigem Zügelschlag trieb
sd>fse„ Kur,gen Pferde an, daß sie mit voller Wucht aus-
k, daß »n windschnell mit dem leichten Gefährt dahineilten,
"ne übrjgx„ Theilnehmer der Fahrt bald weit zurück-
Ein ^prächtiger alter Tannenwald war das Ziel
nz in einen
wieder ver-

^^Kgien Dort angekommen, lenkte der Prinz in
* «eitenweg ein, der sich erst allmählich miede

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Vorstand des Forstamts Huchenfeld, Forstmeister Eduard Hart-
weg in Pforzheim, das Ritterkreuz erster Klasse mit Eichenlaub
des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen und denselben auf
sein Ansuchen wegen vorgerückten Alters unter Anerkennung
seiner langjährigen treugeleisteten Dienste auf 1. Juli d. I. in
den Ruhestand versetzt, dem Königlich Preußischen Militär.
Jntendanturrath bei der Jntendantur-Abtheilung im Kriegs-
ministerium Dr. Leo Meyer, kommandirt zur Dienstleistung als
Vortragender Rath, das Ritterkreuz erster Klasse des Ordens vom
Zähringer Löwen verliehen, den Professor Hermann Seyb an
der Realschule in Bretten in gleicher Eigenschaft an die Ober-
realschule in Freiburg versetzt und dem Lehramtspraktikanten
Karl Wagner von Hasselbach unter Ernennung desselben zum
Professor eine etatmäßige Profcssorenstelle an der Realschule in
Bretten übertragen.
— Es wurden die Hauptamtsasststcnten Valentin Greulich
beim Hauptsteueramt Lahr zum Hauptsteueramt Heidelberg, Peter
Groß mann beim Hauptstcueramt Karlsruhe zum Hauptsteuer-
amt Lahr und Anton Kilb beim Hauptzollamt Mannheim zum
Zollamt Kehl in gleicher Eigenschaft versetzt.
Karlsruhe, 17. April. Der Großherzog er-
theilte heute Vormittag verschiedene Privataudienzen und
nahm dann Meldungen von Offizieren entgegen. Die
Erbgroßherzogin begab sich heute Vormittag gegen
10 Uhr nach Stuttgart zum Besuch der Königin von
Württemberg und gedenkt heute Abend wieder hier cinzu-
treffen. Zur Frühstückstafel erschien heute die Prinzessin
Wilhelm, dieselbe reiste Nachmittags für einige Tage nach
Baden.

Ausland.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 14. April. In Hof-
kreisen verlautet, Erzherzog Franz Ferdinand wolle
seine Absicht, die Gräfin Chotek zu heirathen, demnächst
verwirklichen, was zu verschiedenen Controversen in
der Thronfolge Anlaß gibt. In Oesterreich wären die
etwaigen Söhne aus dieser Ehe unebenbürtig und nicht
zur Thronfolge berechtigt; in Ungarn dagegen gilt das
deutsche Fürstenrecht mit seinem Ebenbürtigkeitsprinzip nicht,
sodaß es da zu gefährlichen Differenzen in der Thron-
folgefrage zwischen Oesterreich und Ungarn kommen könnte,
zumal an und für sich in Ungarn in weiten Kreisen
Stimmung für möglichst weitgehende Trennung von Oester-
reich herrscht.
Frankreich. Paris, 17. April. Dem Temps wird
aus Rom gemeldet, der Assumptionistenorden habe die
Redaktion der Zeitung La Croix nicht infolge einer Ent-
scheidung des Papstes aufgeben müssen, sondern infolge
eines allgemeinen Beschlusses der Kongregation der Bischöfe,
nach dem nunmehr keineKlostergenossenschaft sich
mit politischen Unternehmungen, wie Zeitungen
und Bildung von Wahlausschüssen, befassen darf.
Paris, 17. April. Der Präsident der Re-
präsentantenkammer eröffnete heute die russische
Abt Heilung der Ausstellung am Trocadero. Der
Botschafter Fürst Urussow erwies die Ehren. Eine vom
Kaiser von Rußland geschenkte Karte Frankreichs ist
in der Mitte der Räume aufgestellt. Sie besteht aus
Marmorstücken verschiedener Färbung, die in allen Theilen
des russischen Reiches gewonnen worden sind. In den
Marmor, welcher die Departcmcnte angibt, sind die Flüsse
und Ortschaften in bunten, zum Theil kostbaren Steinen
eingesetzt. Der Botschafter theilte dem Präsidenten mit,
daß der Kaiser Frankreich dieses Kunstwerk zum Geschenk
mache als ein neues Unterpfand des Freund-
schaft sba n d es, das beide Länder und Völker ver-
binde. Präsident Loubet erwiderte, er sei mit Frank-
reich sehr dankbar für die feinsinnige Anregung des
Kaisers und das neue Unterpfand der Freundschaft, das

breitete. Hier standen auf beiden Seiten die immergrünen
Waldbäume eng aneinander gereiht; der Schnee lag dicht
auf den schwanken Zweigen, und die sinkende Sonne rief in
denselben allerlei glitzernde Reflexe hervor, daß eS schien, als
wären die dunklen Aeste über und über mit Gold und
Diamantenpulver bestreut- Die Lust war rein und kalt,
an dem mattblauen Himmel schifften vereinzelt weiße Wölk-
chen entlang, und im Osten dämmerte bereits matt, in
Verschwommenen Umrissen, die Mondsichel auf. Wie von
einem Traum befangen saß Lola an der Seite des Prinzen,
der fast kein Wort wieder gesprochen batte. Nun ließ der
Prinz die Pferde langsamer gehen, dann^ sich unvermittelt
seiner Begleiterin zuwendend, ries er: „So. jetzt befinden
wir uns in der schönsten winterlichen Waldeinsamkeit; Sie
können mir nicht entrinnen, und vor jeder Störung sind
wir sicher."

Lola erschrack; ihr Herzschlag stockte, und voll banger
Erwartung sab sie ihren Kavalier an. Worauf sollte diese
sonderbare Einleitung hinaus?
„So sehen Sie mich doch nicht mit so erschrockenen Augen
an." scherzte der Prinz, allein in seiner Stimme klang die
verhaltene Bewegung durch, und rascher fuhr er fort:
„Schlagen Sie den neidischen Schleier zurück. Lola, ich muß
bei dem, was ich Ihnen sagen will. Ihr liebes Gesicht un-
verhüllt sehen. Kurz und gut, Lola, nach echter Ulanen-
weise: Ich liebe Sie. und möchte Sie heirathen, und zwar
je eher desto lieber, wenws bloß auf mich ankämeI Mein
Herz schlägt Ihnen ungestüm entgegen, meine Lippen ver-
langen brennend nach den Ihrigen. L-agen Sie, daß Sie
mein sein wollen, und einer Welt von Feinden kämpse ich
Sie ab!" .
Lola war bis in die Lippen hinein erblaßt. Schwer
athmend. keines Wortes mächtig, lehnte sie sich in die Kissen
des Schlittens zurück. Der Prinz sah sie an. die Falte
zwischen seinen Brauen vertiefte sich, und fast rauh kam
es über seine Lippen: „So antworten Sie doch!" Plötzlich
schien ihm ein Gedanke durch den Kopf zu schießen.

die Beziehungen noch herzlicher gestalten werde. Das
Kunstwerk werde den ihm gebührenden Platz erhalten,
nämlich im Louvre unter den höchsten Knnstschätzen
Frankreichs.
Afrika. Wie die Birmingham Post erfährt, haben etwa
600 Buren bis Ende Januar durch den französischen
Konsul in Pretoria um Erlaubniß ersucht, daß ihre Familien
sich in Madagaskar niederlassen dürften. — Auch nach
dem deutschen und dem portugiesischen Gebiet in Südafrika
ist ein starker Zuzug von Buren zu erwarten.
St. Helena, 14. April. Heute trafen General
Cronje, dessen Gattin und drei seiner Offiziere
in Begleitung eines Obersten ein. Sie wurden
vom Gouverneur und dessen Gattin am Regierungs-
sitze empfangen und fuhren nach einem einstündigen Auf-
enthalte nach Kent-Cottage weiter. Cronje ist wöhl und
munter. Die übrigen Gefangenen, deren Trans-
portschiff vom Kreuzer „Niobe" scharf bewacht wird, werden
am Montag gelandet. Auf der Rhede von Jamestown ist
ein holländischer Kreuzer gelandet.
Naaupoort, 14. April. Das Kriegsgericht ver-
urtheilte zwei Aufständische aus der Cap-Colonie
zu 5 und 10 Jahren Zuchthaus. Der Urtheilsspruch
ist vorher von Lord Roberts bestätigt worden. Die Ge-
fangenen waren keine Rädelsführer, sondern schlossen sich
einfach den Burenkommandos an. Man glaubt darum,
daß die Urtheilssprüche eine abschreckende Wirkung haben
werden bezw. sollen.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 18. April.
.* Main-Neckar-Vahn- Der Sommerfahrplan, wozu der end-
giltige Enlwurf nunmehr ausgegeben wurde, enthält auch gegen
den Sommerfahrplan des vorigen Jahres eine Vermehrung von
Zügen. In der Richtung nach Frankfurt ist ein ganz neuer
Schnellzug eingeschoben, Abgang von hier 3.45 Morgens, aller-
dings etwas sehr früh. Wie im vorigen Sommer geht Nach-
mittags außer dem D-Zug, dessen Abgang vom 1. k. M. an auf
6.36 Nachm, gelegt ist, ein weiterer Schnellzug ebenfalls um diese
Zeit — diesmal nur etwas später als im Vorjahre, nämlich
6.50 — mit allen Klassen und ohne Platzgebühr ab. Der schon
im Vorjahr Abends 9.42 abgelassene, im Winter aber gestrichene,
Personenzug fährt vom 1. k. M. an ebenfalls wieder. Was die
ankommenden Züge betrifft, so wird ein von Weinheim Morgens
4.14 mit Wagen 3. Kl. abgehender Zug um 4.44 hier eintresfen.
Ferner kommt vor dem D-Zug ein 6.25 von Frankfurt abgehender
Schnellzug 7.56 Vorm, mit allen Klassen hier an. Ein ganz
neuer Zug ist der künftig 3.55 Nachm, hier eintreffende Schnell,
zug, der unterwegs nur in Darmstadt hält. Abgang von Frank-
furt 2.25. Der Zug hat Anschluß an den 4 Uhr von hier nach
Basel abgehcnden Schnellzug. Die früher schon während des
Sommers nur an Sonntagen gehenden Züge werden auch dies-
mal kursiren.
X Gewerbegerichtssitzung vom 10. April. 1) I. S. des
Möbelhändlers Gustav Kander gegen Tapezier Bruno Schenk,
z. Zt. in Darmstadt, wurde der Beklagte zur Zahlung einer
Entschädigung von 50 wegen Bruchs des ArbettsverhältniffeS
verurtheill. 2) I. S. des Zimmermädchens Stephanie Bung
gegen Hotelbesitzer Theodor Armbruster dahier wegen Zahlung
einer Entschädigung vo»45^L infolge kündigungsloser Entlassung
erklärte sich der beklagte Vertreter zur Zahlung von 1 bereit,
worauf die Klägerin auf die Weiterführung der Klage verzichtete.
— Ohne Zuzug von Beisitzern wurden vom 1. bis 15. April
noch folgende Streitfälle erledigt: 3) I. S. der Kleidermachcrin
Sanchen Pfisterer gegen Frau Wtlhelmine Gehricke, Damen-
konfektion, wurde die Beklagte auf Ausbleiben in dem Termin
zur Zahlung von 7 ^ SO ^ Lohn verurtheill. 4) I. S. der
Zuschneiderin Frau Johanna Krause gegen Geschw. Fanck Nächst,
Inhaber: Aug. Oetcke, Wäsche- und Ausstattungsgeschäft dahier,
wegen Zahlung von 30 37 ^ Lohn erklärte sich der Beklagte
zur Zahlung von 15 bereit. Die Klägerin verzichtete hierauf
auf die Mehrforderung. 5) I. S. des Friseurgehtlfen Albert
Maier gegen Friseur Karl Lotz dahier wegen Zahlung von 6
Lohn einigten sich die Parteien dahin, daß Beklagter an den
Kläger 3 bezahlt. 6) I. S. des Schlosserlehrlings Peter
^iegle^gege^i^tzirma^^uchs^^a^onfabrtk^ahier^wegen
„Lola!" rief er, während leine Äugen flammten und seine
Hand die ihrige umspannte, „Du liebst doch nicht einen
Anderen? Bei Gott, dann gibt es ein Unglück; denn ich
weiche nicht!"
Lola schüttelte energisch das schöne Haupt, und der Prinz
athmete, wie von einem Alp befreit, erleichtert auf. „Nicht
— o, dann ist'S gut. Liebst Du mich jetzt noch nicht, wirst
Du mich lieben lernen. Ich will um Dich dienen und
werben, wenn eS sein muß. Sie nennen mich den „tollen
Prinzen," weil ich in jungen Jahren wild und ungestüm
hinausgestürmt, mich den Kuckuck um Tradition gescheert.
Sage, Lola, willst Du als mein geliebtes angebeteteS
Weib mir zu einem neuen, Hellen und glückerfüllten Leben
verhelfen?"
(Fortsetzung folgt.)

Stadt-Theater.
O Heidelberg. 17. April.
„Die Großstadtluft". Schwank in 4 Akten von Blumen-
thal und Kadelburg.
Herr Schröter ist ein Fabrikant aus „Ludwigswalde" bet
Berlin, der die Retchshauptstadt besucht, ihre „Genüsse" zu schätzen
weiß und nicht ungern aus Abwegen geht, trotzdem oder gerade
deshalb aber meint: der Teufel hole alle Berliner.
Der Ingenieur Fritz Flemming fühlt sich nur wohl, wenn er
die Großstadtluft athmen kann, er wohnt in Berlin, Ecke
Friedrich- und Leipzigcrstraße, unentbehrlich ist ihm zum Leben
Berliner Asphaltstaub, Droschkenkutschergrobheit, Telephon-
geklingel, Stadtbahnzüge.
Er wird der Schwiegersohn Schröters, um ihm zugleich bet
der Herstellung neuer mechanischer Webstühle in Ludwigswalde
behülflich zu sein. Das Leben dort hält er nicht aus, er sehnt
sich nach dem „frischen putsirenden Leben" der Großstadt, er geht
gegen den Willen seines Schwiegervaters nach Berlin zurück,
um dort eine Filiale des Geschäfts zu errichten. Seine Frau
 
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