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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 127-149 (1. Juni 1900 - 30. Juni 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0707

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tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Fcrnsprech-Anschluß Nr. 82

Xr. 149. Elftes Blatt. Laastas, Len 39. Jam

isoo.

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auf die Heidelberger Zeitung für das III. Vierteljahr 1900
werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den
Agenten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
Expedition, Untere Neckarstr. 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen Mk.1.25 vierteljährlich,
mit Zustellgebühr Mk. 1.65.
Die Borgänge in China.
Die Meldung des deutschen Geschwaderchefs: die Ge-
sandten befänden sich beim Landungscorps, ist bisher von
keiner Seite bestätigt worden. Im Gegentheil, alle andern
Meldungen lassen es unklar, wo sich die Gesandten be-
finden. Und nun hat der kaiserliche Konsul in Tschifu
unterm 28. ds. tclegraphirt: „Seymour ist befreit.
Jede nähere Nachricht, auch darüber, ob die Ge-
sandten bei ihm sind, fehlt."
Wären die Gesandten thatsächlich mit Seymour in
Tientsin augelangt, so würden sie sicherlich schon direkt
von sich Nachricht gegeben und insbesondere berichtet haben,
wie sie aus Peking herausgekommen sind. Das Fehlen
aller derartiger Mittheilungen spricht dafür, daß die Ge-
sandten sich nicht bei Seymour befinden.
Wo stecken also die Gesandten? Die Besorg-
niß wegen ihres Schicksals vergrößert sich wieder.
In Shanghai ist verkündet worden, der kaiserl. Palast
in Peking sei am 16. Juni von meuternden kaiserlichen
Truppen niedergebrannt worden unter Hilfe einer Anzahl
hoher Mandschubeamten, darunter der Fürsten Tuan,
Tsching und Junglu. Dann seien die Sladtthore durch
Wachen besetzt worden, um die Person des Kaisers gegen
die Angriffe der Boxer zu schützen. — Ob diese vorüber-
gehende Anarchie in Peking nicht bloß erfunden ist, um
etwa vorgekommene Gewaltthätigkeiten gegen die Gesandten
zu entschuldigen, bleibt abzuwarten.
lieber den Entsatz Se y m o urs bringt Daily Expreß
einen Bericht, der von den russischen Angaben stark abweicht.
Danach erreichte die Entsatzcolonnc, bestehend aus den
Wclsh-Füsilieren, den Sikhs von der Besatzung Hongkongs,
amerikanischen Seesoldaten, japanischer Infanterie und
deutschen Kriegsschiffsmatrosen unter dem Befehl des eng-
lichen Jngcnieurobersten Dorward den Admiral Seymour
bei Losa und schlug den Feind nach scharfem Kampf zu-
rück. Seymours Abtheilung hatte nur für zehn Tage
^ Lebensmittel mitgehabt, und vierzehn Tage lang, darunter
zehn Tage bei Viertelrationen, fortwährend in Kampf ge-
legen. Der Admiral war erst einige Kilometer über Lang-
sang hinaus, als er, die Hoffnungslosigkeit des Versuchs,
durch die ihn bedrängenden chinesischen Schaaren durchzu-
j dringen, erkennend, bei Nacht den Rückzug nach Tientsin
versuchte, um dort unverzüglich Verstärkung heranzuziehen;
dabei stieß er jedoch auf von Nordwesten anrückende große
Boxerschaaren, fand sich eingeschlossen und warf Verschan-
zungen auf. Er suchte sich dort zu halten, bis Entsatz ein-
träfe. Die Abtheilung litt nicht nur unter Nahrungs-
mangel, sondern besonders auch durch schlechtes Wasser,
wodurch beinahe alle erkrankten. Auch die Munition ging
aus, als man 15 Kilometer von Tientsin eintraf.
Als man endlich die heliographische Verbindung mit
der Stadt bewerkstelligte, waren die Truppen voll-
ständig erschöpft. Aus unterwegs eingebrachten chine-
sischen Gefangenen waren keine zuverlässigen Nach-
richten über Peking herauszubringen. Die Chinesen
glaubten, die Heere aller fremden Völker geschlagen zu
haben und bewiesen Seymours Truppen gegenüber eine

fanatische Tapferkeit. Seymour wäre jetzt mit den Ver-
wundeten und Kranken in Tientsin, während der Rest
seiner Abtheilung mit de n Entsatzt ruppen auf
Peking weiter marschirt sei. Die russische Ab-
theilung von viertausend Mann, die Tientsin vier Tage
nach Seymour verlassen, sei gar nicht mit dem Admiral
zusammengetroffen, letzterer hätte auch nichts über ihren
Marsch vernommen.
Die Nachricht des Daily Expreß ist eine Privatnach-
richt; die amtliche Bestätigung, daß ein Theil des Sey-
mour'schen Corps mit den Entsatztruppen weiter gegen
Peking gezogen ist, fehlt noch; sehr glaubwürdig klingt die
Meldung übrigens nicht, vielmehr ist anzunehmen, daß
Seymour von der gesammten Entsatztruppe zurückgeleitet
wurde, denn sonst hätte ihm passircn können, daß er noch
einmal umzingelt worden wäre.
Die Bewegung gegen die Fremden soll nun auch das
ganze Nord-China von der Mandschurei bis zur Halbinsel
Liatung und Port Arthur erfaßt haben, das mag richtig
sein. Wenn aber weiter gemeldet wird, jenes ganze Ge-
biet sei gegen Rußland aufgeslanden, das militärische An-
sehen Rußlands sei vollständig zerstört, so ist
das sicher in Bezug auf den letzten Punkt übertrieben bezw.
unrichtig. Möglicherweise hat man es da mit einer
russischen Uebertreibung zu thun. Rußland, das von
England eifersüchtig bewacht wird, ist für jeden Grund
dankbar, der ihm das Recht gibt, in China stark aufzu-
treten. England dagegen möchte als führende Macht gerne
Japan vorschiebcn.
Augenblicklich ist die Nothlage in China so dringend,
daß Reibereien zwischen den Mächten ein Verbrechen wäre,
aber man sieht doch heute schon die gegenseitige Eifersucht,
und wer weiß, was sich später aus der jetzigen gemein-
samen Aktion der Mächte entwickelt.

Eine türkische Frau auf dem Fraueneongretz.
Unter den Rednerinnen auf dem „OouKrss äso osuvrss
ot iustitutious tarmniuss" in Paris befand sich auch eine
türkische Dame, Fräulein Selma Risa, die Schwester
des ausgezeichneten Chefredakteurs des „Mechveret", des
bekannten Organs der Jungtürken. Fräulein Selma Risa
ist vor drei Monaten aus Konstantinopel entflohen und
lebt jetzt bei ihrem Bruder Achmed Risa Bey in Paris.
In ausgezeichnetem Französisch führte sie aus, der Islam
an sich sei durchaus nicht rückständig, was die Stellung
der türkischen Frau in der menschlichen Gesellschaft angehe.
Er lehre im Gegentheil, den jungen Mädchen eine gute
Erziehung zu geben und gewähre der Frau eine Reihe
von weitgehenden Freiheiten: sie können z. B. selbst ihr
Vermögen verwalten und darüber letztwillig verfügen; vor
Gericht auftreten; Vormundschaft führen, und zwar das
alles selbst gegen den Willen von Eltern oder Mann.
Auch könne im Scheidungsfalle der Mann der Frau die
Kinder nicht nehmen. Aber der herrschende despo-
tische Brauch verhindere die Frau, sich der ihr vom
Islam zugebilligten Freiheit zu erfreuen und schlage sie in
Ketten. Die türkische Frau brauche daher, um hinfürder
frei zu sein, nur die Anwendung der Gesetze des
Islam zu verlangen, dann sei ihre Stellung mindestens
o unabhängig, wie jdie der Frauen in den christlichen
Staaten. Reicher Beifall ward der Rednerin zu Theil.
Deutsches Reich
Kiel, 29. Juni. Der Panzerkreuzer „Fürst Bis-
marck" hat seine Ausrüstung beendet; die Abfahrt des

hiesigen Seebataillons nach Wilhelmshaven ist auf
Sonntag Nachmittag angesetzt.
Baden. L.O. Karlsruhe, 29. Juni. Die Erste
Kammer hat sich morgen mit den Steuergesetz»
entwürfen zu befassen. Schon früher hat sie das Pro-
jekt der Regierung, eine Vermögenssteuer nach dem Ver-
kehrswerthe einzuführen, bekämpft, weil sie darin eine kon-
sequente Durchführung des Prinzips der Leistungsfähigkeit
vermißt. Auch jetzt hält die Mehrheit der Ersten Kammer,
obwohl die von der Regierung probeweise angestellte Er-
mittelung des Ertragswerths der Grundstücke zu einem
negativen Resultat geführt hat, an einer auf den Ertrags-
werth aufgebauten Vermögenssteuer fest. An dem neuesten
Entwurf wird ausgesetzt, daß das Prinzip des Verkehrs-
werths mehrfach durchbrochen, daß insbesondere die ge-
werblichen Steuercapitalien nach einer progressiven Skala
zu bilden sind, daß das Capitalvermögen und die Wald-
steuercapitalien durch Vervielfachen des Ertrags mit 20
bezw. 25 gefunden und die abzugsfähigen Schulden auf
gleiche Art aus den Schuldzinsen ermittelt werden. Da-
bei wird aber vollständig außer Acht gelassen, daß in die-
sen Fällen die Ermittelung des Ertragswerthes sehr leicht,
die bei Gebäuden insbesondere bei landwirthschaftlichen
Grundstücken mit außerordentlichen Schwierigkeiten und
großen Kosten verknüpft ist. Diese Bedenken sind indessen
gegenstandslos geworden, nachdem vorerst nur ein Th eil-
gesetz zustande kommen soll. Aber auch an dem Theil-
gesetz hat die Commission der Ersten Kammer ernste Aus-
stellungen zu machen. Sie will die Annahme dieses Ge-
setzes nur unter der Bedingung empfehlen, daß dadurch
keinerlei Zustimmung oder gar Verpflichtung zu einer Ver-
mögenssteuer auf Grund der Verkehrswerthe übernommen,
sondern daß lediglich ein Gesetz erlassen werde, gemäß dem
Grundstücke und Gebäude unter den bezeichnetcn Grund-
sätzen cingeschätzt werden. Aus diesem Grund sollen im
Entwurf die Worte „Vermögenssteuer" durchweg beseitigt
werden. Die genannten Vermögensobjekte sollen lediglich
zur Herbeiführung einer Reform der direkten Steuern und
nicht zur Vermögenssteuer neu eingeschätzt werden.
— Wie bestimmt verlautet, wird der Abg. Fieser
mit dieser Tagung seine parlamentarische Thätigkeit ab-
schließen. Mit Rücksicht auf die Anstrengungen, denen
er sich als Sichrer der nat.-lib. Fraktion zu unterziehen
hat, wird er eine Wiederwahl entschieden ablehncu. So
lesen wir im demokr. Landesbolen. — Dem Frhrn. von
Stockhorner, der in Freiburg operirt wurde, geht es
zunehmend besser, Loch muß er nach der Bad. Landpost
noch einige Wochen in der Klinik des Geh. Hofraths
Kraske bleiben, um den Erfolg zu sichern.
Preuße». Die Köln. Ztg. glaubt nicht, daß Minister
v. Thielen seinen Abschied eingereicht habe. Die
Nordd. Allg. Ztg. sagt positiv, die Meldung sei eine Er-
indung.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großh erzog haben dem
Praktischen Arzte Hofrath Dr. Albert Schinzinger in Fretburg
das Ritterkreuz des Ordens Berthold des Ersten, dem Dänischen
und Venezolanischen Konsul David Simon in Mannheim das
Ritterkreuz erster Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen ver-
liehen.
— Dem Hanptlchrer und Realschulkandidaten Bernhard Zivi
wurde die etatmäßige Amtsstelle eines Reallehrers an der städti-
schen Handelsschule in Bruchsal übertragen.
— Mit Entschließung des Großh. Ministeriums des Großh.
Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten wurden ernannt:
zu Betriebskontroleuren Stationskontroleur Robert Schmidt
in Freiburg und Stationskontroleur Heinrich Gscheidlen in
Konstanz, Letzterer unter Versetzung zum Großh. Betriebsinspektor
in Heidelberg, zum Revisor bei der Großh. Generaldirektion s


Die Irre von Saukt Rochus.
Kriminalroman von Gustav Höcker.
27) (Fortsetzung.)
„Bruscher batte einen älteren Bruder, welcher in demselben
Dorfe Lehrer war und eine gewisse Helene Stein heirathete.
Als der Lehrer später an der Schwindsucht starb, sah sich
die mittellos zurückgebliebene Wittwe nach einer Stelle als
Wirthschasterin um und fand eine solche beim Professor
^ "^gj. Die Erbin von dessen Vermögen ist mithin
ers Verwandte." ^ ^ ^
M Gerth bereits geahnt hatte, daß die Namens-
ift keine nur zufällige sei, so machte doch die nun
Gewißheit einen liefen Eindruck auf ihn- Allram
m ein Fenster, um in die Gegend hinauszublicken,
naen Arzte vollauf Zeit, sich die Lage der Dinge
Geiste zurecht zu legen. Es trat ein langes
ein, welches Gerth endlich durch die Frage unter-
bind Sie schon über Ihre nächsten Schritte im
?"
a. Ich werde nun die Bekanntschaft Frau Bruschers
i. Vorher aber möchte ich bitten, daß Sie mich zu
Patientin führen. Können wir ungestört mit ihr
?"
Sie als Irrenarzt hier eingeführt sind, so hat das
nvierigkeit," entgegnete Gerth.
wäre die jetzige Stunde zu einem Besuche ge-
inntcn keine geeignetere wählen. Kommen Siel"
Sie Ihrer Paiientin schon gesagt, daß ich für sie
-ie ahnt nichts von den bisher geschehenen
Aber jetzt wird es denn doch nöthig sein,

daß sie erfährt» wer ich bin, und wenn Sie es für angemessen
halten, so können Sie ihr auch zu verstehen geben, daß die
Sache nicht ganz hoffnungslos steht."
Beide machten sich auf den Weg und Arm in Arm durch-
schritten sie in gemächlichem Gange verschiedene Korridore,
Höse und Anlagen der weitläufigen Anstalt, und wer ihnen
begegnete, konnte hören, daß die verschiedenen Einrichtungen
derselben den Gegenstand ihres Gesprächs bildeten.
Endlich betraten sie Konstanzes Zelle. Sie las in einem
der Andachtsbücher, die aus einem Tischchen lagen. Ihr An-
blick war der einer schwer und tief Leidenden. Ihre abge-
magerte Gestalt schien sich mehr und mehr in einen Schatten
aufzulösen, auch ihre Bewegungen hatten etwas Schatten-
haftes. Ihre ganze Erscheinung wurde säst nur noch von
den großen dunklen Augen beherrscht und gehoben, deren
feuchter Schimmer eurem beißen Fieberglanze gewichen
war. Gerth warf seinem Begleiter einen Blick großer Be-
kümmerniß zu. Inniges Mitleid ergriff den Mann, der
durch seinen harten Berus gewohnt war, in den Abgründen
des Lebens zu wandeln» aber er drängte seine Bewegung
gewaltsam zurück.
Scheu blickte Konstanze auf den Begleiter ihres Arztes.
.Fräulein Herbronn," sagte Gerth in dem herzgewinnenden
Tone, m welchem er sonst nie vor Zeugen mit ihr sprach,
„wenn Sie nächst mir noch einen zuverlässigen Freund be-
sitzen, aus den Sie sich verlassen können, so ist es dieser Herr
hier, welchen Sie schon einmal flüchtig gesehen haben. Er
ist einer der gewandtesten Detektivs."
Konstanze war über diese Eröffnung sehr erstaunt.
„Er hat die Aufgabe übernommen, den Mörder, an dessen
Stelle Sie büßen müssen, zu entdecken und ich kann Ihnen
sogar sagen, daß seine Bemühungen bisher nicht ganz ohne
Erfolg gewesen sind."
Ein schwaches Lächeln erschien auf dem Antlitz des jungen
Mädchens, aber es war das schmerzliche Lächeln der Hoffnungs-
losigkeit.
„Vertrauen Sie sich ihm ganz an," fuhr der Arzt fort,

i „vertrauen Sie ihm alles, was Sie mir anvertrauen würden,
und zählen Sie auf seine Verschwiegenheit. Er steht nicht
in den Diensten einer Behörde. Ich habe Ihre Sache zur
weinigen gemacht, und dieser sind seine Dienste schon seit
Wochen unablässig gewidmet."
„Wie kann ich Ihnen für Ihre Güte jemals danken?"
sagte Konstanze bewegt und drückte sanft die Hand des
Arztes.
„Denken Sie jetzt nicht daran," bat dieser, „sondern lassen
Sie unseren Freund wissen, was er wissen muß. um zu
neuen Resultaten zu gelangen. Er hat schon vieles an's
Tageslicht gebracht, was sich dem Arme der Justiz zu ent-
ziehen wußte."
„O ja," sagte Allram; „auch im Hause des Professors
Georgs selbst habe ich einmal einem ungerecht verdächtigten
armen Dienstmädchen ihren ehrlichen Namen gerettet."
„Das waren Sie?" srug Konstanze überrascht. „Therese
Zeidler hat mir davon erzählt."
„Sie ist jetzt Frau Thorbeck, und es geht ihr aut,"
plauderte Allram. „sie hat einen thätigen Mann, der ein
hübsches Geschäft betreibt. Gestern erst war ich wieder einmal
bei ihr. Wir sprachen viel über Sie. Frau Thorbeck meint's
gut mit Ihnen. Wie lebendig hat sie in der Gerichtsver-
handlung Ihren Schmerz am Todtenbette Georgis geschildert!
Wollte sie doch auf Ihre Unschuld zehn Eide schwören! Ich
halte sie für eine ganz kreuzbrave Person."
„Ja, das ist Sie ganz gewiß," stimmte Konstanze bei.
„Sie erzählte mir gestern auch von einer Frau, der sie
kürzlich begegnet sei, einer noch jungen Frau, welche mit-
unter im Hause des Professors beschäftigt war. wenn's feine
Wäsche zu bügeln gab. „Hm! fällt mir denn der Name
nicht ein?"
„Frau Kraszewsky hieß die Feinbüglerin," bemerkte
Konstanze.
(Fortsetzung folgt.)
 
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