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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 (1. März 1900 - 31.März 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0325

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^ Erscheint täglich,
sonntags ausgenommen.
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mit Familienblättern
monatlich 50 Pf.
-frei in's Haus gebracht.
-Lurch die Post bezogen
vierteljährl. 1.25 Mk.
ausschließlich Zustellgebühr.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82.


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Fcrnsprech-Anschluß Nr. 82

Nr. 68. Erstes Mt. Mittwoch, Len 21. Mär?

I960.

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auf die Heidelberger Zeitung für das II. Vierteljahr 1900
Werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den
Agenten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
^kbedition. Untere Neckarstraße 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen Mk. 1.25 vierteljährlich,
w>t Zustellgebühr Mk. 1.65.

Gegen die Heinze.
In der Freiburger Protestversammlung hielt Herr
Staatsanwalt Junghans eine Rede gegen den Z 184 a
^ud 184 d genannten Gesetzentwurfs, aus der jetzt ein
ausführlicher Auszug in den Blättern vorliegt. Darnach
Egle Herr Junghans dar, wie bedenklich es sei, Gesetze
w zu fassen, daß sie vom Richter in verschiedener Weise
ausgelegt werden können, — der eigenen Lebensanschauung
augepaßt. Redner habe sich vergeblich gefragt, was Ab-
bildungen seien, die, ohne unzüchtig zu sein, das Scham-
gefühl gröblich verletzten. Auch der Staatssekretär Nieder-
ung sei die Antwort hierauf schuldig geblieben. Aus den
Antworten des Centrums, namentlich des Abgeordneten
Aoeren. könne man aber die Quintessenz so formuliren:
?"znchtig jst in der bildenden Kunst jede Darstellung des
-sackten und in der Literatur jede Besprechung von Dingen,
^ mit dem Verkehr zwischen Mann und Weib zusammen-
aängen. Angesichts solcher Anträge und Beschlüsse erinnere
Wan sich beispielsweise Rafaels, der, ein vom Papste
aagünstigter Künstler, so viel nackte Gestalten gemalt habe.
^ sei ein Zeichen von Barbarismus, wenn man das
Zackte nun einfach aus der bildenden Kunst verbannen
wollte, daß, wenn der Vatican seine Sammlungen in
Deutschland ausstellte, die Lex Heinze wegen Verletzung
Schamgefühls in Anspruch genommen werden dürfte,
katholischen Kirchen Italiens sei die Darstellung der
Aiodonna, die dem Jesuskinde die Brust reiche, üblich.
Auch das könnten manche Herren bei uns als die Sitt-
"chkeit verletzend ansehen. Wenn der Reichskanzler auch
Alügt habe, die Gesetzesbestimmungen würden sich vor
illeni nicht beziehen auf öffentliche Denkmäler und ber-
eichen, so sei doch nicht außer Acht zu lassen, daß diese
, orte für die Gesetzäuslegung nicht mehr bindend seien,
die Anschauungen des Herrn Roeren. Die so viel
ongefochtenen Paragraphen würden gesetzgeberische
Monstren sein. Im Allgemeinen sei doch die Sittlich-
z. B. im Schwarzwald nicht besser als in großen
^ädtcn; die Bauern aber seien doch gewiß nicht durch
^Ust-Ansstellvngen nachteilig beeinflußt. Wenn man
. 'llkürlich folgern wollte wie das Centrum, so dürfte man
sagen: der Procentsatz unehelicher Kinder sei in
wcifjsch katholischen Gegenden am höchsten und da bleibe
^ prüfen, ob nicht junge Leute durch verfängliche Fragen
^gentlich der Beichte zu zeitig erregt würden. Er fuhr
Kunst und Literatur könnten nicht leben, ohne den
m^igsten Faktor, die Beziehungen zwischen Mann und
^ berühren. Das hieße die Kunst entmannen, wenn
u,?" >hr das verbieten wollte. Er, Redner, sei kein über-
fälliger Freund mancher modernen Dichter, doch sie bildeten
Erscheinungen einer Uebergangsperiode, die Zeit eines
Wurmes und Dranges, und die Schlacken würden von
verschwinden. Mit der Kunst könnte das Kunst-

s-lber

h ver^cywlnoen. ncii oer rcunir ronnic vus nunst-
l^.lldwerk oder der Handel durch das Gesetz Schaden
Hwr könnte em Aschenbecher, gehalten von einer zum

^il entblößten Karyatide, bei einem Schutzmann Anstoß er-
llen: dort könnte ein Cigarrenhändler Kisten geschickterhalten

»Us

einem Lande ohne Lex Heinze, und auf der Kiste könnten
fvrd^ "^gebildet sein in einem Kostüm, das den An-
du?E*Ungen des Centrums durch nichts entspräche als
Zur Schwärze. Was nun den Sachverständigen
betr «w^öhung von irgendwie beanstandeten Gegenständen
lloin- ' so könnte der Staatsanwalt unter Umständen ge-
tzj w'St werden, beim Ministerium zu beantragen, einen
feig Möglichen Normalmenschen zu schicken. In Berlin
tz^wch darauf hingewiesen worden, daß Stellen der heiligen
üew ^ ""ter die Lex Heinze fallen könnten. Zum Schluß
hy-/^te Redner, daß die Annahme des Gesetzes zur Folge
läw ", würde, daß sich Deutschland vor der ganzen Welt
erlich machte!
Deutsches Reich.
sggl^ In Berlin fand gestern Vormittag im Sitzungs-
övr preuß. Abgeordnetenhauses eine Festsitzung
lflz-^OOjährigen Gründungsfeier der Akademie der
kg^.'^nschaften statt. Anwesend waren der Reichs-
schas/ Fürst Hohenlohe, mehrere Minister, ferner die Bot-
zal/" Lanza (Italien) und Lascelles (England), sowie
Wissens gesandte, auswärtige Delegirte und Vertreter
die »..jl^licher Corporationen. Professor Wahlen begrüßte
die -N'°nenen Gäste. Alsdann hielt Professor Harnack
Hfladl,jn er auf den Entwicklungsgang der
^dnun ^"lling. Hierauf folgte der Empfang der Ab-
Akaden,^' Zunächst die inländischen und ausländischen
NiiMe- wissenschaftlichen Genossenschaften. Im
^ dieser sprachen die Professoren Virchow, Süß,

Darboux, Mahaffy, Mommsen und Nansen. Professor
Diels erwiderte namens der preußischen Akademie. Er
überreichte den ersten Druckbogen des tflsoaurus latimrs
und kündigte eine Publikation der preußischen Akademie
über die Ausgrabungen in Delos und Delphi an. Die
zweite Gruppe der Abordnungen bildeten die deutschen,
österreichischen und schweizerischen Universitäten, vertreten
durch ihre Rectoren. Professor Vahlen dankte ihnen; als
dritte Gruppe folgten die preußischen Provinzialgesell-
schaften ; als vierte Gruppe die Berliner Akademieen, Hoch-
schulen und Museen; es folgte sodann die Gruppe der
Berliner Kaufmannschaft. Professor Waldeyer dankte für
die überreichten Adressen. Der Vorsitzende, Professor
Auwers theilt ein Begrüßungstelegramm des Großherzogs
von Baden und ein Schreiben des Königs von Schweden
mit und machte Mittheilung von einer Stiftung der Stadt
Berlin, welche der Akademie 100 000 Mk. zur Verfügung
stellte. Die Feier schloß gegen 2 Uhr mit einer Hymne.
— Ueber den Gesundheitszustand im deutschen
Schutzgebiet von Kiautschou liegen jetzt wesentlich bessere
Nachrichten vor. Nach Berichten, die kürzlich in Berlin
cingctroffen sind, ist der Gesundheitszustand der Kolonie
Tsingtau im Monat Januar ein sehr günstiger gewesen.
Die große Kälte hatte einige Erkältungskrankheiten im Ge-
folge, doch war sowohl die Zahl, wie die Heftigkeit ihres
Auftretens eine auffallend geringere wie dies unter gleichen
Umständen in Deutschland der Fall gewesen wäre. Ruhr
und Typhus sind nur in vereinzelten Fällen vorqekommen.
Unter dem zahlreichen Personal der deutschen Eisenbahn-
und Bergbau-Unternehmungen waren während des Monats
Januar nur wenige Erkrankungen, und zwar nur von
kurzer Dauer zu verzeichnen.
Deutscher Reichstag. Aus der Reichstagsverhandlunz
vom letzten Montag geben wir den Theil der Verhand-
lungen, der sich auf die Eisenbahntariffrage bezieht,
in Nachstehendem ausführlicher wieder:
Abg. Dr. Pach nicke (freis. Per.) bespricht die Tarifsrage.
Süddeutschland ist bereit, die Hand zur Reform zu bieten, Preu-
ßen ist das Hinderniß, sowohl der preußische Landtag wie die
preußische Eisenbahnverwaltung. Nicht Vereinfachung, sondern
Ermäßigung des Tarifs muß gefordert werden. Wie gewaltig
würde sich dann der Verkehr heben! Versuche man es doch zu-
nächst wenigstens mit dem kleinen Schritt der Maybach'schen Re-
form von 1890. Herabsetzung der Fahrpreise auf die der nächst-
folgenden untern Klasse unter Wegfall der vierten. Hr. v. Thielen
aber scheut den rechnungsmäßigen Ausfall von 85 Millionen, der
sicher sehr bald überwunden sein wird; cr fürchtet die Schwierig-
keiten. Eine Form will er uns bringen, die man aber mehr
fürchten muß als wünschen. So war es nicht gemeint, Herr v.
Thiele». Der Reichstag respektin die Verfassung nicht, wenn er
nicht auf die in Artikel 45 der Verfassung proklamirte Verein-
heitlichung und Gleichmäßigkeit der Personentarife drängt; das
Netchseisenbahnamt thut seine Pflicht nicht und verpaßt seinen
Beruf, wenn es nicht alles thut, um diesen Artikel der Verfassung
zur Ausführung zu bringen. Ich richte an den Präsidenten des
Neichseisenbahnamts dir Frage: wie übt dieses seine Befugnisse
aus, wie faßt es seine Aufgabe auf, was hat es gethan und was
gedenkt es zu thun, um den Bestimmungen der Retchsverfässung
Geltung zu verschaffen?
Präsident des Neichseisenbahnamts Dr. Schulz: Der Vor-
redner hat eine gewisse Ungeduld geäußert, daß die Reform der
Personentarife nicht schneller vorwärts kommt. Ich kann es ihm
um so weniger verargen, als ich selbst von einer derartigen Em-
pfindung nicht ganz frei bin. (Hört, hört! links.) Ich kann in-
des; versichern, daß von Seiten der Reichseisenbahnverwaltung
alles geschehen ist und fortdauernd geschieht, um die Reform zu
blschleunigen. Will man zu einer solchen Vereinfachung kommen,
so ist es nothwendig, eine große Anzahl Sondervestimmungen zu
beseitigen, die beim Publikum sich einer großen Beliebtheit er-
freuen. Will man diese aufhcben, so wird es nothwendig sein,
einen Ausgleich zu schaffen, den man nur darin finden kann, daß
man das Niveau der regelmäßigen Tarife entsprechend ermäßigt.
Will man z. B. die ermäßigten Retourbillets beseitigen, so muß
man die Preise für die einfachen BilletS entsprechend herabsetzen.
Hebt man für di- norddeutschen Bahnen das Freigepäck auf, so
muß man die Personentartfe ermäßigen. Große Schwierigkeiten
aber entstehen dadurch, daß man auf die Finanzen der Einzel-
staaten die gebührende Rücksicht nehmen muß. Ungeachtet des
ernsten Strebens. zu einiger Einigung zu gelangen, ist eine be-
friedigende Lösung bisher nicht erreicht. Es ist nicht möglich,
lediglich die besondern Verhältnisse Süddeutschlands in den
Rahmen der allgemeinen Reform einzuführen. Ich gebe aber die
Hoffnung nicht auf, daß wir allmählich weiter kommen. Die Ant-
wort auf die Frage, die der Vorredner speziell an mich gerichtet
hat, was das Reichseisenbahnamt auf die Erklärungen des Hin.
v. Thielen zu thun gedenkt, scheint mir leicht zu sein. Das
Rcichseisenbahnamt hat mit der Stellungnahme der Preußischen
Regierung als einer gegebenen Thatsache zu rechnen. Nicht nur
die preußische, sondern alle deutschen Elsenbahnverwaltungen sind
in Bezug auf die Ermäßigung ihrer Tarife unabhängig. Wenn
man von den im Artikel 46 vorgesehenen Nothfällcn absieht, kann
keine Eisenbahnverwaltung von Reichswegen zu einer Ermäßi-
gung gezwungen werden. Die Befugnisse des Reichs beschränken
sich auf das bekannte Hinwirken auf Grund des Art. 45. Nun richte
ich an Herrn Pachnicke die Frage, ob er, wenn er auch ein »och
so großer Freund der Ermäßigung der Tarife ist, sich auf
das aussichrslose Unternehmen etnlassen würde, die preußische
Staatseisenbahnverwaltung zu einer durchgreifenden Ermäßigung
zu zwingen, die diese für nicht nöthig und für finanziell bedenk-
lich hält, eine Auffassung, die außerdem in Uebereinstimmung ist
mit der überwiegenden großen Mehrzahl der Landesoertrcter.
Ich ziehe es vor, erreichbaren Zielen nachzustreben. Wenn die
Hoffnungen jetzt ziemlich tief gesunken sind, so ist mir
das lieber als das Umgekehrte, denn ich kann hoffen, daß da«
schließlich- Ergebniß der Reform doch etwas besser sein wird
als die Erwartungen. Ueber einen einheitlichen Gepäcktarif ist
ein Einverständniß schon lange erzielt. Es wird dadurch eine
schnellere Abfertigung bei der Annahme und eine direkte Ex-
pedition bei allen Eisenbahnverwaltungen ermöglicht werden.
Hoffentlich gelingt eS die noch bestehenden Schwierigkeiten zu Heven.
Wie aus dem Vorstehenden zu ersehen ist, hat der
Präsident des Reichseisenbahnamts nur sehr billige, un-

verbindliche Trostworte gespendet. Weder in Preußen,
noch unter den gegenwärtigen Umständen im Reich ist
eine Tarifreform zu erwarten. Die süddeutschen Staaten
haben also ihre volle Bewegungsfreiheit wieder. Es ist
gut, daß diese Sachlage konstatirt worden ist, ehe im bad.
Landtag die Plenarverhandlungen über das Eisenbahnbudget
begonnen haben.
Berlin, 20. März. Der Präsident Graf Ballestrem
eröffnet um 1 Uhr 20 Minuten die Sitzung.
Das Haus setzt die Berathung des Etats fort beim
Etat für die Einführung des Checkverkehrs.
Abg. Büsing (natl.) berichtet über die Kommissions--
berathungen.
Abg. v. Brockhausen (cons.): Der große allgemeine
Verband der landwirthschafUichen Genossenschaflen habe sich ein-
gehend mit dem geplanten Checkverkehr beschäftigt und sei auf
Grund der Erfahrungen, die in dieser Richtung gemacht wurden,
zu dem Ergebniß gekommen, daß die Einführung des Postcheck-
verkchrs den landwirthschaftlichen Genossenschaften in keiner
Weise schädlich sein könne, vielmehr einen sicheren bequemen
Zahlungsmodus biete.
Abg. Singer (Soc.) erklärt Namens seiner Partei, daß die
Bedenken, die feine Partei gegen die Vorlage hatte, durch die
Kommissionsberathungen beseitigt seien. Er stimme der Vor-
lage zu.
Abgg. Gamp (Reichsp.) und Müller-Sagan sprechen
gleichfalls ihre Sympathie für die Vorlage aus.
Abg. Rösicke - Kaiserslautern sicht in der Ueberweisung
der Ueverschüsse an die Reichsbank eine Gefährdung der
kleine» Gewerbetreibenden.
Staatssekretär v. Podbielski drückt seine Freude
darüber aus, daß die Bedenken durch die Commissionsbe-
schlüsse beseitigt worden sind. Er glaube noch immer, daß
cs richtig gewesen wäre, eine kleine Verzinsung zu gewähren:
er wolle aber abworieo, wie sich der Verkehr entwickle. Er
fürchte nur, die Gebührcnlosigkeit könne einen bedeutenden
Ausfall im P^stanweisungsverkehr herbeiführen.
Nach unbedeutender weiterer Debatte wird der Gesetzent-
wurf nach den Commisionsbeschlüssen angenommen
Der Etat des Reichsinvalidenfonds wird ange-
nommen. Es folgt der Etat der Reichseisenbahnver»
w a l t u n g.
Abg. Paasche rekerirtüber die Commissionsberathungen.
Der Etat wird lewilliqt.
Es folgt der Spezialetat für Ofiafrika und Kiautschou.
Prinz Arenberg als Referent beantragt, die für die
Telegrapbenverdindung Dar-es-Salaam—Kilossa geforderten
100000 Mk. abzusctzen. sonst den Etat unverändert anzu-
nehmen.
Nach langen Debatten werden die Commisfionsbeschlüffe
bewilligt.
Morgen l Uhr: Weiterberathung.
Baden. 8.0. Karlsruhe, 17. März. Die Bud-
getkommission beantragt, die Anforderungen für
Unterrichtswesen, Wissenschaften und Künste zu
genehmigen und die Beschlußfassung über die Anforderung
für den Neubau eines zweiten Gymnasiums in Freiburg
auszusetzen bis zur Vorlage der Pläne, Kosten Voranschläge
und Verträge. Für das Unterrichtswescn werden
im ordentlichen Etat 620 689 Mk. jährlich mehr ange-
fordert, als im lebten Budget. Die Steigerung betrifft die
Hochschulen mit 156 930 Mk., die Mittel- und Volks-
schulen mit 399 565 Mk., die gewerblichen Unterrichtsan-
stalten mit 64 194 Mk. Seit dem Jahre 1835, wo der
Aufwand im Ordinarium für die Hochschulen jährlich
253000 Mk., für die Mittelschulen 54 000 Mk. und für
die Volksschulen 114 000 Mk. betrug, hat sich der ordent-
liche Aufwand bei den Mittelschulen um mehr als das
22fache, bei den Volksschulen um mehr als das 14fache
und bei den Hochschulen um mehr als das 6fache gesteigert.
Für die Universität Heidelberg wird die Errichtung von
2 neuen außerordentlichen Professuren beantragt (die
Universität verlangte 1 ordentliche und 3 außerordentliche
Professuren). Gegen die Anforderung für 3 außerordent-
liche Professuren in Freiburg für Laryngologie, Ohren-
heilkunde und neuere deutsche Literatur hat die Kommission
nichts eingewendet, ebenso wenig gegen die Errichtung
zweier ordentlicher Professuren für Electrochemie und
Maschinenbau und eine weitere außerordentliche Professur
für Electrotechnik an der Technischen Hochschule.
Die Zahl der Studirenden in der electrotechnischen Ab-
theilung ist seit 1895 von 43 auf 260 gestiegen. In den
14 Vollgymnasien des Landes wurden im letzten
Schuljahr 4253 Schüler, in den beiden Progymnafien
Donaueschingen und Durlach 223 Schüler unterrichtet.
Die Schülerzahl differirt zwischen 114 (Wertheim) und 710
(Freiburg). An diesen Anstalten sind außer den Real-
lehrern 16 Direktoren, 154 Professoren und 58 Praktikanten
thätig. Nach den Erklärungen der Regierung ist die Er-
richtung weiterer 12 Professoren st eilen uioth-
wendig und zwar je 1 in Freiburg, Heidelberg, Mann-
heim, Tauberbischofsheim und Donaueschingen, 2 in Karls-
ruhe und 5 in Rastatt, wo seit 1898 fünf weitere Parallel-
klassen errichtet werden mußten. An den Real Mittel-
schulen (3 Realgymnasien, 7 Oberrealschulen, 2 Real-
progymnasien, 16 Realschulen und 10 höhere Bürgerschulen)
sind 219 Direktoren, Vorstände und Professoren und 107
Real-, Zeichen- und Musiklehrer als etatmäßige Lehrkräfte
thätig. Für das neue Realgymnasium Ettenheim ist 1,
für die Obercealschule Konstanz 1, für das neue Real-
progymnasium Weinheim sind 2, für die Realschulen in
Eppmgen und Wiesloch je 2 und für Kehl 1 Stelle vor-
zusehen. Außerdem sollen neue etatmäßige Professoren-
stellen erdichtet werden: am Realgymnasium Karlsruhe 4,
an den Oberrealschulen Karlsruhe und Heidelberg je 2, a«
 
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