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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1900 - 31. Januar 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0099

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Fernsprech-Anschlnß Nr. 82.

Fernsprech-Anschlnß Nr. 82

Xr. 20. Elkes Mit. Mittwoch, den 2t. Zrnusr

ISVV

O

Deutsches Reich
Deutscher Reichstag. Berlin, 23. Januar. Der
Reichstag setzt die Berathung über die Unfallver-
sicherungsnovelle fort.
Abg. Fischbeck (freis. Vv,) erklärt Namens seiner Partei
sich im Allgemeinen mit der Vorlage einverstanden.
Abg. Paasche (ntl.): Durch die Siraspredigt des Abgeord-
neten Stadlhagen ist nur erreicht worden, daß die bürgerlichen
Parteien, welche schon jahrelang angestrengt an diesem Gesetze
arbeiten, müde werden, für die Arbeiter zu sorgen, wenn sic hören,
daß vcrmeinlliche Vertreter der Arbeiterschaft diese Arbeit als
Plunder bezeichnen, welche nicht werih sei, daß sie bestände. Die
Partei des Redners erkennt in der Vorlage einen Fortschritt an;
die einzelnen Ausstellungen dürften in der Kommission ihre Er-
ledigung finden.
Abg. Molkenbuhr (Soz.): Wenn die Arbeiter manchmal
selbst mit hohen Renten unzufrieden seien, so sei ihnen durchaus kein
Vorwurf zu machen. Der Grund darin liege in dem Rechts-
bewutztsein des gewöhnlichen Mannes, dem das Hexeneinmaleins
der Neichsgesetzgcbung unbegreiflich sei. In der Reichsgesetz-
gebung werde der beste Gedanke zur Karikatur, wenn er auf die
Arbeiler angewandt würde. Bet alle» RcichSbeamten, vom
Reichskanzler bis herab zum Landbriefträger, sei das Gehalt er-
höht worden. Wenn es sich aber um die Arbeiter handelt, will
man die Renten nicht entsprechend erhöhen, obwohl auch der Lohn
der Arbeiter gestiegen ist. Die Renten ständen zu dem Lohn in
argem Mißverhältniß.
Die Vorlage wird einer Wgliedrigen Kommission überwiesen.
Es folgt darauf die Fortsetzung der Berathung des Etats des
Reichsjustizamtes.
Nach unwesentlicher Debatte wird der Etat des Reichsjustiz-
amtes angenommen.
Morgen Fortsetzung der Etatsberathung.
Baden. L. N. Karlsruhe, 23. Jan. Auf der
Landesversammluug der so zialdem0 k ratisch en Partei
Badens am nächsten Samstag und Sonntag in Offenburg
wird u. A. verhandelt werden über den Bericht der Land-
tagsfraktion; Referenten: A. Geis und Ad. Geck. Ferner
über einen Antrag aus Singen bei Durlach: Der Landes-
vorstand möge beschließen, die sozialdemokratische Partei
Badens hat alljährlich zweimal eine kleinere Schrift unter
der Landbevölkerung zu verbreiten, in welcher Punkte aus
unserrn Parteiprogramm in gemeinverständlicher Weise er-
läutert werden. Sodann über einen Antrag aus St.
Georgen: Der Landesvorstand möge in agitatorischer Be-
ziehung den Schwarzwald mehr berücksichtigen und sich in
allernächster Zeit um einen geeigneten Redner Umsehen,
womöglichst einen badischen Laudtagsabgeordneten; aus
Frciburg: die Landesversammlung möge beschließen, daß
den beiden Redakteuren Fendrich und Kolb gekündigt wird ;
aus Furtwangen: als Redakteur für den Volksfreund ist
der Genosse Adolf Geck zu bestellen.
L.6. Karlsruhe, 23. Jan. Die nat.-liberale
Fraktion hat sich constituirt und ihren Vorstand in
folgender Weise bestellt: Dr. Fieser, Vorsitzender; Frank,
Gönner, Klein, Kriechle, Dr. Wilckens und Wittum.
Ü.X. Karlsruhe, 23. Jan. Infolge Erkrankung
der Kaiserin Mutter ist die Reise des Großherzog s-
vaares nach Berlin verschoben worden.
Badischer Landtag. L.6 Karlsruhe, 23. Januar.
(20. öffentliche Sitzung der Zweiten Kammer.)
Präsident Gönner eröffncte die Sitzung um
d'/» Uhr.
Eingegangen ist eine Petition der Gemeinde Baden-
Weiler um Elweiterung der Bassinbäder. Minister von
Brauer lcgt einen Gesetzentwurf vor bctr. die Vervoll-
ständigung des Staatsbahnnetzes, Ausbau der Murg-
Ehalbahn von Weiserbach bis zur Württbg. Grenz»,
ferner eine Abzweigung der im Bau begriffenen Linie
Nenstadt-Toiiaucschinaen bei Kappel über Lenzürch nach
Bonn darf (Bravo!)
. Das Haus tritt in die Generaldebatte über den Etat
Der Pläsivcnl der Buvgelkommissio», Aba- Gießler
lEentr.), bezeichnet den Staatshaushalt als woblgeordnct und
^treulich. Alle Ei weibsstände, vielleicht mit Ausnahme der

Landwirthschaft, seien im Aufschwung begriffen und empfinden
! die Steuerverhältnisse nicht als drückend, webhalb man weder
^ den Steuerfuß herobzusetzen, noch einzelne Steuern, wie z. B.
die Fleischacctse, abzuschaffen brauche. Rücksichten persönlicher
Natur seien in der Budgetkommisfion nicht hervorgetreten, so daß
von dem Gespenst einer ganzen oder theilwcisen Budgetver-
weigernng nichts zu bemerken war. Sie beantrage vielmehr im
großen Ganzen Annahme des Budgets. Eine Reform des Ge-
haltstarifs sollte nach Ansicht der Kommission nicht lange mehr
aufgeschoben werden. Das Diätenreglement lasse ebenfalls zu
wünschen übrig; der Stellenwechsel sollte möglichst eingeschränkt
werden. Beklogenswerth sei der Mangel au Eiscnbahnlechnikern.
Abg. Frank (lib.) wünscht, daß noch mehr für die Land-
wirthschast geschehe. Ein alter Wunsch derselben, ziele auf
Gründung einer Landeskreditkasie, da gerade in Zeiten der Geld-
knappheit die Sparkassen versagen. Ein besonderes Augenmerk
sei dem Hagelversicherungswesen zuzuwenden. Die Vorlage der
Regierung sei zwar im großen Ganzen zweckmäßig; allein damit
werden die Landwirthe nicht einverstanden sein, daß die ange-
sammelten Kreisfonds zu dem Hagelversicherungsfond geschlagen
weiden. Der verlangte Zuschuß von 10°/, zur Prämie würde
die Kreiskassen schwer belasten. Redner begrüßt die heule einge-
brachten Eisenbahnvorlagen und die Steuergesetzentwürfe.
Abg. Hug (Ccntr.) erblickt in den günstigen Finanzverhält-
nissen die Frucht der wirthschaftlichen und sittlichen Kräfte
unseres Volkes und hofft, daß auch in Zukunft ähnliche Resultate
erzielt werden. Die Mahnung des Finanzministers, den ordent-
lichen Etat der Ausgaben nicht allzu stark zu belasten, könne er
nur als vollberechtigt bezeichnen. Zur Charakterisirung unserer
wirthschaftlichen Verhältnisse weist Redner auf den umfangreichen
Export der deutschen Industrie nach dem Ausland und auf die
riesige Bauthäligkeit in den mittleren und größere» Städten hin.
Das Effenbahnfinanzwesen befinde sich in einem durchaus befrie-
digenden, ja glänzenden Zustand.
Abg. Dr. Heimburger beklagt den Mangel an technischen
Beamten, dem durch Zulassung der Oberrealschulabiturienten zum
Studium der technischen Wissenschaften abqeholfen werden könne.
Dringender Regelung bedürfe auch das Diätenwesen. In politi-
scher Hinsicht bestehe leider zwischen Regierung und Volksver-
tretung kein Vertrauensverhältniß. Den Zankapfel bilde bekannt-
lich die Wahlrechtsfrage, in der bedauerlicherweise die Regierung
dem Wunsche der Kammermehrheit nicht nachgegeben habe. Die
Gegensätze seien noch verschärft worden durch die Haltung der
Regierung bei der Berathung über de» Antrag Muser bctr. Ge-
setzentwurf zum Schutz des gewerblichen Arbeitsverhältnisses.
Diese Haltung sei von allen Parteien als eine Unfreundlichkeit
gegen die Kammer empfunden worden. Er ersuche die Regierung
um Auskunft über ihre Stellungnahme zu jenem Entwurf, durch
den eine schwere Beunruhigung ins Volk hineiugetragen wurde.
Er würde es bedauern, wenn die Regierung lediglich aus Conni-
venz gegen Preußen dem Entwurf zugestimmt hätte.
Staatsministec Dr. Nokk verwahrt sich gegen den Vorwurf,
als ob die Negierung eine unfreundliche Haltung gegenüber der
Kammer einnehme. Wenn die Regierung in Verfassungsfragen
eine andere Ansicht hat, als die Kammer, so liege darin doch
keine Unfreundlichkeit. Die zweite Kammer sei nicht der allein
maßgebende Faktor. Es sei nicht einzusehen, warum erprobte
Männer, denen das politische und wirthschaftliche Leben am
Herzen liegt, nicht ebensogut Vertreter des Volkes sein können,
als direkt Gewählte. Die Regierung beabsichtige durchaus nicht
eine Interessenvertretung zu schaffen. Kein Staat kann sich allein
nach dem Votum einer Kammer richten, besonders wenn nicht
einmal eine verfassungsmäßige Majorität vorliegt. Aber auch
in diesem Fall sind die anderen Faktoren befugt, ihr Gewicht in
die Wagschale zu werfen. Je heiliger die Verfassung gehalten
und je sorgfältiger diese Frage geprüft wird, um >o leichter lasse
sich eine Verständigung erzielen. Die Negierung sei bereit, die
direkre Wahl einzuführen, aber nur unter der Bedingung, daß
die II. Kammer als leistungsfähiger Körper erhalten wird.
Minister von Brauer erklärt, daß der Antrag Muser in
formaler Hinsicht lediglich einen erneuten Versuch darstellte, die
Mitwirkung der Kammer bei Jnstruirung der Bundesraths-
bevollmächtigten zu erzwingen. Wie im Jahre 1896 so sei auch
heute der Antrag Muser in seiner ursprünglichen Fassung für
die Regierung undiskutirbar; daher kounle die Regierung nichts
Besseres lhuu, als der Bcralhung über einen solchen Antrag, der
zudem eine abgelhane Sache betraf, kern zu bleiben. Den Rechten
der Kammer ist die Regierung nicht nahe getreten, die Rede-
freiheit war nicht beschränkt. Die Pflicht gegen das Reich und
den Reichstag gebot der Negierung Zurückhaltung. Es wäre
bedauerlich, wenn es mehr und mehr Mode werden sollie in den
Einzellandlagen über Reichsangelegenheilen zu diskutiren. Selbst
ein linksstehendes Blatt, das Berl. Tagbl, habe die Haltung der
Regierung gebilligt. Das An'ehen des Reichstags winde darunter
Inden, wenn die Lanbrage vor oder nach irgend einem Beschluß
desselben die belr. Angelegenheit erörterten. Auch die Kammer
würde sich eine Kritik des Reichstags an ihren Beschlüssen nicht

gefallen lassen. Er betone nochmals, daß in der Zurückhaltung
d»r Regierung nicht die geringste Spitze gegen die Kammer
liege.
Abg. Fieser glaubt, daß die günstige Finanzlage in erster
Linie auf die wirthschaftliche Lage des Reichs, sodann aber auch
auf die thatkräftige Regierung zurückzuführen ist. Von einer
eigentlichen Nothlage oder von einer allgemeinen Unzufriedenheit
im Lande könne man nicht sprechen, weder in materieller Be-
ziehung noch in politischer Hinsicht. Für eine Lande skredilkasse
liege kein Bedürfniß vor; dagegen sei eine ausgiebige Dottrung
der Kreise notbwendig; auch das Landarmen- und das Straßen»
bauwesen erfordere die größte Aufmerksamkeit. Bezüglich der
Hagelversicherung stehe er auf dem Standpunkt des Abg. Frank.
Eine Vorlage zur Besserstellung akademisch gebildeter Beamten
habe zur Zeit wenig Aussicht auf Annahme. Wünschenswerth
wäre die Aufhebung der Wittwenkassenbeiträge und die Auf-
besserung der Wohnungsgelder. Im Weiteren redet Fieser einer
Flottenvermehrung das Wort. Hinsichtlich der Denkschrift stehe
er nicht ganz auf dem Standpunkt des Staatsministers: nament-
lich halte er die Zahl der nicht direkt Gewählten für zu hoch.
Dagegen liege ein absolutes Bedürfniß zur Einführung des un-
eingeschränkten direkten Wahlrechts nicht vor. Nirgends existire
ein liberaleres Wahlrecht als in Baden.
Finanzmiuister Dr. Buchen berger versichert, daß die
Finanzleitung keine Thesaurirungspolitik treibe, sondern die
Ueberschüsse für außerordentliche Zwecke nutzbar mache. Wenn
die Volksvertretung mit Nachdruck eine Revision der Gehalts-
ordnung verlange, werde die Negierung nicht widerstehen können;
auf alle Fälle müßte sich die Revision auch auf die Gehalte der
höheren Beamten erstrecken. Er sei ein Gegner der Abschlags-
zahlungspolitik, die in dem Verlangen nach Aushebung der
Wittwenkassenbeiträge und nach Aenderung des Wohnungstarifs
zum Ausdruck komme. Wenn etwas geschieht, dann sollte man
so Vorgehen, daß bei den Beamten ein Gefühl der Sättigung
besteht. (Heiterkeit.) Hinsichtlich der Landeskreditkasse stehe er
auf Ftesers Standpunkt. Bezüglich des Hageloersicherungsfonds
müsse die Regierung an den Beiträgen der Kreise unbedingt fest-
halten Zu einer Revision des Diätenreglements liege augen-
blicklich kein Bedürfniß vor.
Schluß der Sitzung 2 Uhr. Nächste Sitzung Donnerstag
Vormittags V-10 Uhr. Tagesordnung: Fortsetzung der heutigen
Beca-bung.
Sachsen. Dresden, 23. Jan. Der Rath der Stadt
Dresden erklärt, die Meldung über den K.ohl ciimangcl
in der Stadt Dresden sei sehr übertrieben. Die
Stadt sei für die öffentlichen Anstalten noch mindestens
für 3—4 Wochen versorgt; die Gas- und Wasserwerke auf
viele Monate hinaus.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Dien st erledig» ng. Das Notariat Müllheim ist zu
besetzen. Die Diensträume des Notariats befinden sich im Amts-
gerichtsgebäude. Bewerbungen sind binnen einer Woche beim
Justizministerium einzureichen.
Karlsruhe, 23. Jan. Die Nachrichten über das Be-
finden derKr 0 nprinzcssinvon Schweden u. Norwegen lau-
ten sehr befriedigend. Dieselbe hat in den letzten Wochen
vielfach in Vertretung der Königin den Hyffesten vorge-
standen. bei welchen ihr ältester Sohn, der Herzog von
Schonen, seit Erreichung des 18. Lebensjahres sich bctheili-
gcn konnte, zuletzt am Geburtstag des Königs am 21.
Januar. Die Kronprinzessin wird noch diesen Monat iu
Stockholm bleiben und dann erst die Reise nach dem Sü-
den antreten. Voraussichtlich kann Ihre König!. Hoheit
am 3. oder 4. Februar hier eintreffen und einige Tage
später nach Rom reisen. Der Gr0ßherzog nahm heute
Vormittag mehrere Vorträge entgegen. Zu der Frühstücks-
tafel erschienen die Prinzessin Wilhelm und Prinz Max.

Ausland.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 22. Jan. Die Stadt»
gemeinde Eger halte beschlossen, 1000 Gulden aus Ge-
meindemitteln für ein Bismarckdenkmal zu bewilligen.
Die Regierung hatte die Aufhebung dieses Beschlusses ver-
fügt. Die Gemeinde hatte dagegen an das Reichsgericht
Berufung eingelegt. Dieses erkannte nunmehr dahin, daß
durch die Aufhebung des Beschlusses eine Verletzung des
verfassungsmäßig gewährleisteten Rechtes auf Wahrung der

Stadt-Theater.
ill Heidelberg. 24. Januar.
. «Der Babicr von Sevilla", komische Oper in 2 Acten
"°n G. A. Rossini.
«Singe, unsterbliche Seele, der sündigen Menschheit Erlösung!"
ist der Triumphton, der den Messias durchzieht, das ist das
UnÜ"lujah, das aus dieser Tonwelt uns entgegenbranst. Hoch
i^it ist der Sprung aus dem Ocean der Messiasgedanken
Messiasmotive zu dem Quellgeriesel und Quellgefunkcl des
r..."6anzen, das Rossini uns schuf. Das ist das Weite, Be-
lenb- dxr Kunst: zu Allem, ^Allein hat sie Zugang, zum

r-I!»-'. " >>">»0- zu rtuciu, -UU^I» o- Ou»u„u, zuiu
bl-^wsen Gefühl wie zum tollen Spiel, wie es auf den Blättern
/ooccacio verzeichnet stehen könnte: dort wie hier ergreift sie
sie N "5 Stimmung, schafft sie ein Element zum andern, stiftet
Geb , "d""S, Beziehung, Flucht und Strebung der musikalischen
G-» " und gestaltet so ein ganz Neues: den künstlerischen
Mnstand.
reies!.^. braves Orchester, wie gestern so heut tüchtig, eifrig, mit
»ich/"' Erfolg ganz dabei. Herr Radig kann mit seiner Mühe
sind Anerkennung finden! Die Regie und Jnscenirung
Zehr zu loben!
^ ° (ch gab sich mit Laune. Die große Sauberkeit der
üivei!., der schwierigen Koloraturpartie der Rosine (im
rei^." sang sie den Parla-Walzer) brachte ihr im Einzelnen
Beifall ein.
k 0 w war der Musikmeister Basilio des Herrn v. Bor-
gest » ^Verleumdungsarie trug er mit Freiheit und Fein-
^art»,!' '^rr Kurt Rudolph war ein sehr komischer Doctor
D».brachte sebr viel Leben auf die Bühne.
d»f Sdrc> des Herrn Boris trat in der besten Laune
..?^ne und blieb fast den ganzen Abend auf der Höhe
2>anch.» . ' "" paar Detonirungen; a»ch brachte er
N s zu forcirt, setzte oft merkwürdig an, wußte aber sonst

seine guten Stimmmittel für seine Aufgabe richtig zu verwenden.
Herr Dr. Copony fügte sich als Almaviva dem Ensemble
mit belebtem Spiel und angenehmer Stimme auf's Beste ein.
Die Terzette und besonders das große Schlußsextett des ersten
Aktes gelangen vorzüglich, so daß die ganze wunderreiche Musik
auf's Glücklichste zur Darstellung kam. Das ganze Lexikon, das
der Begriff Grazie umfaßt, möchte man ausbeuten, um diese
Oper zu charakterisiren.
Ist es nicht, als wenn Meißner Porzellanfigürchcn lebendig
geworden wären, aber nicht in der gesetzten Manier des Mcnuets,
nein in den feurigen Weisen, wie sie im Land des Weins und
der Gesänge heimisch sein könnten? Nur in Sevilla wohnen sie
Alle, die Uebermüthigen und der weise Bartolo. — Dieser hat
übrigens eine neue Entdeckung gemacht: wenn man einen recht
verleumden wolle, müsse man von ihm erzählen, er habe die
Kanonen gestohlen, die von den Engländern jüngst vergeblich auf
dem „Bundesrath" gesucht worden sind. —stk—

Kleine Zeitung.

— München. Ein guter Scherz des Prinzregcnten Luit-
pold macht in München die Runde. Es war die Rede, daß die
Verleihung des Adels an den Komponisten des „Bärenbäuter"
bevorstehe, worauf der Prinzregent im engeren Kreise die Aeuße-
rung gekhan hat: „Ich verleihe dem jungen Komponisten recht
gern den Adel, denn auch mir ist der „Siegfried" von Wagner
lieber, als der Siegfried Wagner!"
— Die Würde der Frauen wird durch das Bürgerliche Ge-
setzbuch mehr gewahrt, als es bisher der Fall war. Die neue»
Bestimmungen räumen den Frauen mancherlei kleine Rechte ein,
die ihnen bisher versagt waren. Dazu gehört z. B., daß sie als
Zeugen bei Trauungen zugelassen werden. Auf den
Standesämtern in München haben sich, wie dortige Blätter
melden, seit 1. Januar schon viele Damen dieses Rechtes bedient.

— Eine Schenkung für die Universität Jena. Die Univer-
sität Jena wird in nicht zu ferner Zeit ein Institut für technische
Chemie und technische Physik erhallen. Die Mittel für den Bau
und den Betrieb des Instituts will der Inhaber der Firma Karl
Zeiß in Jena zur Verfügung stellen; zur Anschaffung der Instru-
mente hat Dr. Otto Schott. Mitinhaber des Jenaer Glaswerks
Schott und Genossen. 50000 Mark gestiftet.
— Der 18. Congreß für innere Medizin findet vom 18.—21.
April 1900 in Wiesbaden statt. Präsident ist Herr v. Jaksch (Prag).
Folgende Themata sollen zur Verhandlung kommen: Am ersten
Sitzungstag, Mittwoch, den 18. April 1900. Die Behandlung
der Pneumonie. Referenten: Herr von Koränyi (Buda-Pest) und
Herr Pel (Amsterdam). Am dritten SitzuugStage, Freitag, de»
20. April 1900. Die Endocarditis und ihre Beziehungen zu
anderen Krankheiten. Referent: Herr Litten (Berlin). Acht
weitere Vortragende haben sich bereits angemeldet. Theilnehmer
für einen einzelnen Congreß kann jeder Arzt werden. Die Thetl-
uehmerkarte kostet 15 Mark. Die Theilnehmer können sich an
Vorträgen, Demonstrationen und Discusstonen betheiligen und
erhalten ein im Buchhandel ca. 12 Mark kostendes Exemplar der
Verhandlungen gratis-
— London, 22. Jan. Der Herzog von Teck ist beute
Nacht gestorben. (Herzog Franz von Teck war am 27. August
1837 a!s Sohn des Herzogs Alexander von Württemberg
und dessen morganatischer Gemabiin Claudine Gräfin von
Rhödcv geboren und hatte 1866 die Prinzessin Mary
Adelaide von Großbriranien und Irland, eine Schwester deS
Herzogs von Cambridge, gebeirathet, die am 27. Oktober
1897 gestorben ist. AuS der Eke sind vier Kinder vorhanden,
d e, Söhne, die im britischen Heeresdienst stehen, und eine
Tochter, die den ältesten Sohn des Prinzen von Wales ge-
heiratet hat.)
 
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