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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (1. Februar 1900 - 28. Februar 1900)
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jetzt die Zeit gekommen sei, wo die gewöhnlichen Mittel deS
Staates ausreichen, und bedauern den Widerspruch zwischen den
Erklärungen des Reichskanzlers von 1895 und von heute.
Der Antrag wurde dann auch lhalsächlich in erster und zweiter
Lesung mit grober Mehrheit angenommen. Selbst einige Con-
servative stimmten dafür.
Baden. L.O. Karlsruhe, 21. Februar. In der
Budgetcommijsion wurde beim Kapitel „Bezirksämter" leb-
haft Klage darüber geführt, daß in größeren Städten der
Wechsel der zweiten Beamten, denen das Polizeirespiciat
übertragen ist, zu häufig stattfindet, womit im Zusammen-
hang steht, daß meist jüngere Beamte die Polizfistrafsachen
erledigen, die häufig wegen an sich geringfügiger
Ueberlretu ngen sofort Polizei st rasen erlassen
und verhältnißmäßig zu hohe Strafen festsetzen. Hie-
rin sollte nach Ansicht der Commission dadurch Abhilfe
geschaffen werden, daß man die mit dem Polizeirespiciat
betrauten zweiten Beamten möglichst längere Zeit diesem
Dienstzweig zu erhalten sucht und andererseits die Landes-
commissäre anweist, bei den von ihnen vorzunehmcnden
Visitationen der Bezirksämter durch Einsichtnahme der
Straftabellen und einschlägigen Akten diesem Theil der
Verwaltung ihre besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
Diese Anregung der Budgetcommission wird man besonders
in Karlsruhe mit Freuden begrüßen, wo bekanntlich im
Januar nicht weniger als 300 Personen mit Geldstrafen
im Gesammtbetrag von 1500 Mark belegt wurden, weil
sie die Jahrhundertwende durch Abbrcnnen von Feuerwerk,
Schwärmern, Fröschen u. dgl. feierten, und wo das Be-
zirksamt soeben wieder einen Erlaß herausgegeben hat, der
das während der Fastnacht übliche Werfen von Papier-
schlangen in Wirthschaften bei Strafe verbietet.
L.O. Karlsruhe, 21. Febr. Bei der Ersatzwahl
im Landtagswahlbezirk Achern-Bühl wurde Landgerichts-
Lirekior Lauck mit 128 (von 133) Stimmen wieder-
gewählt.
L. 6. Karlsruhe, 21. Febr. Der verantwortliche Redakteur
des Bad. Landerboten, Alexander Burger, wurde heute wegen
Beleidigung des früheren Abgeordneten, Rechtsanwalt Dr. B in z,
zu einer Geldstrafe von 100 Mark und zur Tragung der Kosten
des Verfahrens verurtheilt. Während des letzten Landtagswahl-
kampfes wurde Herr Dr. Binz in einem Leitartikel des Landes-
boten, »verschrieben: .Herr Binz lügt", heftig angegriffen
und wiederholt der wissentlichen Unwahrheit, der Lüge und
der Perfidie bezichtigt, weil Binz in einer Wahlrede zu Schwetz-
ingen die Behauptung aufstellte, daß die demokratische Partei
gegenüber dem Centrum eine unselbständige Stellung einnehme.
Das Gericht erachtete die Beleidigung für eine sehr schwere und
fah nur deshalb von einer Freiheitsstrafe ab, weil der Artikel in
der Zeit des Wahlkampfes geschrieben wurde.
Preußen. In Berlin ist der sicherlich nicht gewöhn-
liche Fall vorgekommen, daß ein Rechtsanwalt als
Hilfsarbeiter in das Ministerium des Innern
berufen wurde. Es ist dies der Rechtsanwalt Dr. Her-
mann, der sich mit Justizrath v. Simson, dem Sohn des
früheren Reichsgerichtsprästdenten. zur Ausübung der
Rechtsanwaltschaft verbunden hatte. Dr. Hermann, ein
Schwiegersohn des Malers Professor Passim, hatte sich
besonders dem öffentlichen Recht und dem Verwaltungs-
rechl gewidmet, trat öfters vor dem Oberverwaltungs-
gericht als Vertreter der Städte Köln und Breslau auf
uud lenkte dort durch seine Fähigkeit die Aufmerksamkeit
auf sich.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Kaiserlich deutschen Konsul Meyer in Suez das Ritterkreuz
erster Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen, dem
Kaiserlichen Oberpostdirektor Geheimen Oberpostralh Heg in
Karlsruhe die Erlaubniß zur Annahme und zum Tragen des ihm
verliehenen Sterns zum Königlich Preußischen Kronenordcn
zweiter Klasse erlheilt.
— Forstassessor Rudolf Wankel in Karlsruhe wurde dem
Forstamte Bruchsal als zweiter Beamter zugetheilt.
Karlsruhe, 21. Febr. Gestern Abend nach dem
Festmahl im Osfizierskasiiio des Leib-Dragoner-Regiments
empfing der Großherzog mit der Großhcrzogin
den Grafen und die Gräfin Neipperg. Inzwischen waren
die Erbgroßherzoglichen Herrschaften aus Koblenz einge-
Iroffen. Um 7 Uhr begab sich der Großherzog mit dem
Erbgroßherzog in den großen Saal der Festhalle, wo die-
selben von dem gesammten Osfiziercorps des Leib-Drag.-
Regiments empfangen und durch das Hauptportal in die
festlich geschmückte Halle eingeführt wurden. Es waren
dort versammelt die Unteroffiziere und Mannschaften des
ganzen Regiments, die beiden Leib-Dragoner-Vereine von
Karlsruhe und Mannheim, sowie viele Veteranen. Von
Vereinsmitgliedern wurden nun lebende Bilder und histo-
rische Schauspiele aufgcführt, an denen auch die Familien-
angehörigen sich betheiligten. Nach Beendigung dieser
Darstellungen ließ der Großherzog alle Theilnehmer an
denselben zu sich rufen und sprach mit ihnen, sowie mit
Len sonst anwesenden Vereinsmitgliedern. Sehr befriedigt
verließen der Großherzog und der Erbgroßherzog um 9
Uhr die Festhalle, in welcher nun ein Ball begann. Heute
Nachmittag 5 Uhr nahmen die höchsten Herrschaften an
dem Abendgottesdlenst in der Schloßkirche theil, bei wel-
chem Pfarrer Gräbencr von Neckarbischofsheim die Predigt
hielt. Nach dem Gottesdienst empfingen Ihre Königlichen
Hoheiten oen genannten Geistlichen in besonderer Audienz.
Später findet großer Hofball statt, zu welchem etwa 900
Einladungen ergangen sind.

Ausland.
England. London, 21. Februar. Unterhaus.
Eine Anfrage O'Brien (Ire), ob die Regierung den
Präsidenten Krüger benachrichtigen wolle, daß die britischen
Truppen zurückgezogen würden, falls die Burentruppen
ebenfalls zurückgezogen werden, verneint Chamberlain.
Thomas (liberal) beantragt eine Resolution, die eine
vollständige Untersuchung des Ursprunges und der näheren
Umstände der Verschwörung gegen die Regierung von
Transvaal und den Einbruch Jamesons in Transvaal mit
bewaffneter Hand im Jahre 1895 für zweckmäßig erklärt.
Der Redner sagt:
Ihn leite keine persönliche Feindseligkeit gegen Chamberlain,

aber durch die nicht abgeschlossene Untersuchung sei ein Gefühl
der Unzufriedenheit erregt worden. Das Land sei von dem Be-
richte des SütnAfrika-Ausschusses enttäuscht.
Evans (liberal) unterstützt den Antrag Thomas
und sagt:
Es sei nun die Frage, ob die Urheber des Jameson'schen
Zuges genügend Macht und Einfluß hätten, um zu verhindern,
daß eine neue Untersuchung eröffnet werde. (Chamberlain unter-
bricht den Redner: „Ich verstehe nicht, was Evans mit den letzten
Worten meint.") Ich glaube, außer Chamberlain hat mich wohl
Jeder verstanden. Chamberlains Ruf sei angetastet, es wäre
seine Pflicht, dem Ausschüsse alles verfügbare Material vor-
zulegen. Chamberlain machte sich eines schweren Verbrechens
schuldig, indem er die Vorlegung der Telegramme unterließ. Er
müßte eigentlich dem Hause vorgeführt und im Glockenthurme
eingekerkert werden. Die Unterdrückung dieser Telegramme, die
zweifellos kompromittirend waren, enthält eine Mitschuld des
Kolonialamts. Vaterland und Publikum verlangen eine neue
Untersuchung.
Unter betäubendem Beifall der Ministeriellen weist
Chamberlain diese Anklage zurück und sagt, das Ziel
dieser Jntrigue und Bewegung sei, ihn an der Theil-
nahme bei der Regelung der Transvaalfcage zu hindern.
Er lehne rundweg eine neue Untersuchung ab. Das Unter-
haus verwarf den Beschlußantrag Thomas mit 286 gegen
152 Stimmen.

Aus StadtZund Land.
Heidelberg, 22. Fsbrurr.
** Der Heidelberger Frauenverein hielt gestern Nachmittag
im Prüsungssaale der städtischen Volksschule in der Plöck seine
Jahresversammlung ab. Der Vorsitzende Beirath. Hr. Dc.
Blum, der die Verhandlungen leitete, erstattete den allgemeinen
Bericht auf Grundlage des bereits gedruckten Rechenschafts-Be-
richtes, der den Mitgliedern zugestellt werden wird. Er bemerkte
zu demselben noch, daß die Zahl der kostgebenden Damen an
100 betrage. Hr. Stephan Werner verlas sodann den Kassen-
bericht der Hauptkasse des Franenvereins, der an Einnahmen
Mk. 628226, an Ausgaben Mk. 6180.8t aufweist. Der Kasse»-
norrath beträgt sonach Mk. IOi.42. Das Vereinsvermögen hat
sich gegen das Vorjahr um Mk. 1053.32 vermehrt Er dankte
für die Zuführung neuer Mitglieder und bat, auch für die Folge
darauf bedacht zu sein. Der Vorsitzende theilte mit, daß das
jüngst verstorbene Fräulein Bluntschli dem Verein durch Ver-
mächtniß 600 Mk. zugewandt habe. Sodann berichtete Frau
Hokrath Holtzmann über Abtheilung I, Frauenarbeilsschule,
wobei günstige Ergebnisse festgestellt werden konnten. Am
16. Januar d. I. waren es 20 Jahre, daß die Schule eröffnet
wurde. Hr, Altoberbürgermeister Bilabel erstattete den Bericht
über Einnahmen und Ausgaben dieser Abtheilung und konnte
auch seinerseits auf das lebhafte Interesse, das sich der Schule
zuwendct, Hinweisen. Die Zahl der Schülerinnen habe zugenom-
men; aber auch die Ausgaben haben eine Erhöhung erfahren.
Ueber Abtheilung II, Rähverei» und Flickschule, berichtete Frau
Dr. Blu m- Auch diese Abtheilung entfaltete eine rege Thätig-
keit. Den Bericht in der Abtheilung III, Krankenpflege upd
Frouenheim, erstattete Hr. Stadlpfarrer Schwarz. Der Bericht
gewährte einen befriedigenden Rückblick auf die Thäligkeit der
Abtheilung. Bei der erhöhten Inanspruchnahme der Abtheilung
sind die Ausgaben um 400 Pik. gesteigert worden. Die von Frau
Siadtraih Bohrmann geleiteten geselligen Vereinigungen der
Krankenschwestern des Bezirks in regelmäßigen Zeiträumen haben
sich als eine wohlthätige und anregende Einrichtung erwiesen.
Hr. Dr. Blum bemerkte, daß die Sätze für Verpflegung, sowie
für die Aufnahme ins Frauenheim wohl eine durch die allge-
meinen Zeitverhältnisse bedingte Erhöhung werden erfahren müs-
sen. Ueber Abtheilung IV, Armenpflege (lüohlthätigkeitsverein,
Suppenanstalt, Volksküche) berichtete Hr. Stadtpfarrer Sch ü ck.
Die L-uppenanstalt, Volks- und Kaffeeküche konnte mit dem Be-
zug ihres neuen Heims aus interimistischen und provisorischen
Zuständen wieder in geordnete Verhältnisse eintreten. Hr. Bür-
germeister Dr. Walz sprach den Wunsch aus, es möchten sich
stets für den Betrieb der Suppenküche die erforderlichen freiwil-
ligen Hülsskräfte gewinnen lassen. Hier handle es sich um ein
gutes Stück sozialer Arbeit. Die mitwirkenden Damen gäben
ein schönes Beispiel von Hingebung an diese Arbeit. In seinem
Referat über Abtheilung V, Herberge, Dienftvermittlung und
Schule für weibliche Dienstboten wies Hr. Stadtpfr. Sch mitl-
henner aus die vorhandene Dicnstbotenuoth hin; doppelt er-
freulich sei es daher, daß Anstalten zur Vermittelung von Ange-
bot und Nachfrage vorhanden seien, die alle Pflege erfahren soll-
ten. Sieben der städtischen Anstalt für Arbeitsnachweis habe die
des Frauenvereins segensreich gewirkt und sei keineswegs über-
flüssig. Hr. Bürgermeister Dr. Walz berichtete über Abthei-
lung VI, Beaufsichtigung der Pflegekinder. Die Erfahrungen,
die die Abtheilung jahrein jahraus mache, dürfen im Ganzen als
recht günstige bezeichnet werden. Jmm- r noch mehr Mitarbeiterin-
nen seien aber erwünscht. Der Abtheilung gliedern sich als
Uuterabtheilungen die Mädchenfürsorge, die Fürsorge für Fabrik-
arbeiterinnen und der Hauspflegeoerein an, über deren Thätig-
keit Frln. Wollmar, Frgu Laudgerichtsrath Kupfer und Frau
Stadlpfarrer Schwarz Bericht erstatteten. Der Hauspflegeverein
ist eine noch neue Einrichtung und besteht erst seit einem Jahre.
Wie der Vorsitzende im Anschluß an den Bericht hierüber äußerte,
dürfe man sich von derselben für die armen Klassen großen Ge-
winn versprechen. Die Berichterstattung über die Vereinslhätig-
tcrl war hiermit beendet. Der Vorsitzende wies aus ore Ver-
sammlung hin, die auf Anregung Ihrer Königlichen Hoheit
der Grobherzogin am 29. vorigen Monats in Karlsruhe
stattgefunden und sich mit der Betheiligung der Frauenvereine
o» der Bekämpfung der Lungenschwindsucht befaßt habe. Herr
Bürgermeister Dr. Walz und der Vorsitzende haben der Versamm-
lung angewohnt; auf Wunsch erstattete Hr. Dr. Walz Bericht
über die Verhandlungen, die übrigens im Druck erscheinen und
den Vereinen zugestellt werden sollen. Hr. Dr. Walz hält es
für die hauptsächlichste Aufgabe der Frauenvereine, vorbeugend
dem Entstehen der Krankheit entgegen zu arbeiten, indem sie ihr
Bestreben dahin richten, durch Schaffung gesunder Wohnungen,
kräftiger Kost, Weckung und Erhaltung des Sinns für Reinlich-
keit u. s. w. bei den unbemitteltern Klassen das Angriffsfeld des
Tuberkelbazillus nach besten Kräften und so weil als möglich ein-
zuengen. Herr Medizinalrath Mittermaier stimmte dem Vor-
redner zu; wo für gute hygienische Verhältnisse gesorgt wurde,
habe die Tuberkulose abgenommen. Hier mitzuwirken, sei eine
wichtige Aufgabe für die Stadtverwaltungen. Bei den sodann vor-
genommeneu Wahlen wurden sämmlltche Mitglieder des Haupt-
vorstandes wieder gewählt.
8 Besttzwechsel. Herr Mathias Hornig, Kaufmann, verkaufte
sein Haus, Schulzengasse Nr. 6 Neuenheim an Herrn Heinrich
Häußer, Kaufmann, um den Preis von 22000 ^ Herr Georg
Harweck, Lokomotivheizer, verkaufte sein Haus Klingenthor-
straße Nr. 12 an Herrn Justus Kussel, Gastwirth hier, um den
Preis von 33 500 Beide Verkäufe wurden durch die
Liegenschastsagentur des Herrn I. Löbmann vermittelt.
— Polizeibericht. Ein Kausmannslehrling wurde wegen
Unterschlagung und eine Dienstmagd wegen Diebstahls verhaftet;
fünf Personen kamen wegen Ruhestörung zur Anzeige.
ß Wiesloch, 21. Febr. Die Sammlungen in der evangelischen
Gemeinde für die Protest atio nsktrche in Speyer haben
hier 206 ergeben; der Ertrag des Familienabends vor
14 Tagen war 114 zusammen hat also die evang. Gemeinde
zum Bau jenes Denkmals des Protestantismus 320 beige-
steuert — ein sehr schönes und dankenswerthes Ergebniß. —
Die von liebenswürdigen Frauen und Fräulein veranstaltete
Sammlung konnte gestern dem eigentlichen Leiter des großen

Werkes, Herrn Professor Gümbel, übergeben werden. Herr
Gümbel hielt gestern einen Vortrag in dem größten Saale in
Walldorf („Adler"), der bis auf den letzten Platz besetzt war,
und konnte auch dort die schöne Gabe von 123 mitnehmen.
Es ist mit aller Sicherheit darauf zu rechnen, daß in 2 Jahren
die Kirche fertig sein wird. Vorigen Donnerstag ist die große
Glocke in Apolda gegossen worden. Ein Telegramm meldete
sofort, daß der Guß gelungen war. Sie wird 200 Centncr
schwer und führt den Namen Kaiser Wilhelms-Glocke zur
Erinnerung an Kaiser Wilhelm I.
Mannheim, 19. Febr. Die Kohlennoth ruft bemerkens-
werihe Erscheinungen am Rhein hervor. Mannheim, das seinen
Bedarf an Kohle überwiegend aus dem Ruhrgebiel bezieht, hat
auf dem Wasserwege im Sommer große Mengen von Kohle er-
halten, die nunmehr an die Industrien abgegeben werden können.
Speziell hatte die Rheinauhafengesellschaft großartige Lagerplätze
für Kohlen errichtet und diese mit Vorräthen versehen. Wie
hoch der gegenwärtige Bedarf ist, ergibt sich daraus, daß eine
einzige große Fabrik in Mannheim, die sich ihren Bezug am
Orte nicht gesichert hat, täglich einen Exirazng Saarkohle per
Bahn beziehen muß, während andererseits aus den Mannheimer
Lagern täglich 1200 Doppelwaggons Kohle in die nähere und
entferntere Umgegend versandt werden. Diese jetzt sich so nütz-
lich erweisende Aufspeicherung von Kohlen hätte nicht stattfinden
können, wenn nicht der Bezug zu Schiff während des ganzen
Sommers und Herbstes erfolgt wäre. Es ist daS ein neuer
Beweis dafür, in wie hohem Maße ausgleichend und die Bahn
unterstützend die Schifffahrt wi kt. Eine ähnliche Wirkung würde
auch der Rhein-Weser-Elde-Kanal ausüben.
7 Mannheim. 20. Febr. Nach einer von Leipzig heute
hier eurgetlofsenen Nachricht ist der sogenannte Millionen-
Prozeß, welchen die hiesige Stadlgemeinde mit den Ge-
meinde» Ludwinshafen und Oppau, sowie mit mehrere»
Privatleuten wegen der Höhe der für das in das Industrie-
hasengetuet gefallene Terrain zu zahlenden Enschädigungs-
summe hatte, vom Reichsgericht endgiltig zu Gunsten
der Stadt Mannheim enischieden worden. D>e
Differenz zwischen der Summe, welche Mannheim zahle»
wollte, und dem Betrag, welchen die Beklagten verlangten,
belief sich auf 2 Millionen Mark. Diesem nunmehr ent-
schiedenen Prozeß wird ein neuer Prozeß folgen, welchen
die Stadt Mannheim gegen die Bisitzer des Geländes au^
der Frieseuheimer Insel, die ebenfalls m das Jndustriehafen
gebiet einbczogen werden soll, anstrengen muß. da diel-
Besitzer gleicchialls einen bedeutend höheren Preis ver
lanaen. als wie ihn die Stadt Mannheim für berechtigt hält-
Maunheim, 21. Febr. (Spruchliste der Geschworene»
für das Schwurgericht II. Quartals 1900.) In
Straskammersitzung vom 19. ds. Mts. wurden folgende Herr,
als Geschworene ausgclost: 1) Bernhard Strecker, Gutspäcktei
vom Schatthof. 2) Ludwig Back. Metzger und Wirth oo»
Schriesheim, 3) Freiherr August von Degenfeld in Neubau«
Erstadt, 4) Albert Bensheimer, Buchhändler in Mannheim-
5) Georg Zündorff. Schieferdecker in HeidelverS-
6) Karl Kühner, Bauunternehmer in Sandhofen, 7) Rudon
Tscherer, Kaufmann in Mosbach, 8) Rudolf von Gemwinge»-
Kaufmann in Mannheim, 9) Wilhelm Lösch, Zimmermeister >
GrünSfeld, 10) Heinrich Gutjahr, Direktor in Mannhe>m-
11) Benedikt GLtschenberger. Gastwirth in Katzenthal, 12) M»°
Keller, Hemdenfabrtkanl in Mannheim, 13) Heinrich Sauer, Ba»
weister in Schriesheim, 14) Karl Bö ge ly, Privatmann .
Heidelberg. 15) Friedrich Seitz, Architekt in Heide
berg, 10) Georg lleberlc, Holzhändler in Heidelb er»
17) Christoph Kling, Bautechniker in Wallstadr, 18) Leopv
Häßler, Fabrikant in Schwetzingen, 19) Friedrich Klein, W(UM--
teur in Mannheim, 20) Gustav Vierneisel, Oekonom in Lau»
21) Philipp Platz, Fabrikant in Mannheim, 22) Julius K"i
meier, Fabrikant in Mannheim. 23) Jean Gremm, Drucker
besitzer in Mannheim. 24) Christian Kesselheim, Kaufman»
Mannheim, 25) Eduard Wilhelm Förster, Weinhandler in HeM^
bach, 26) Wilhelm Kapserer, Kaufmann in Motv» ^
27) Ad. Psützer, Landwirth in Käferlhal, 28) Georg Sr»',
mann. Privatmann in Heidelberg, 29) Karl UlfstE-,
Müller in Schweigern, 30) Adolf Ritzhaupt, Wersauerv»'
Reilingen. ^
L H. Bruchsal, 21. Febr. Die Budgetkommission des Re>« ^
tages bewilligre zur Anfertigung eines Entwurfs für die » §
neu projektirte Kavallerie-Kaserne 15000 Im Ga»»
sind die Kosten auf 1215100 veranschlagt. ^
L. 6. Karlsruhe, 21. Febr. Von den Bankier Lchmied °
scheu Erbeu wurden sämmtlichcn hiesigen Schuldnern
Hypothekendarlehen gekündigt. Da es sich um einen Gesam» ^
belraa von ca. 5 Millionen Mark handelt und bei der nolortt»^
Geldknappheit Hypothekendarlehen in der entsprechenden N
nur schwer zu beschaffen sind, haben sich, bestem Vernehme» » §
zwei hochstehende Personen erboten, durch Vermittlung
hiesigen Bankhauses die Hypotheken zu übernehmen. Der »" !>,
herzige Entschluß, durch den eine Kalamität vermieden w
verdient alle Anerkennung. ...
L. 6. Karlsruhe, 2l. Febr. Die Beschaffung der slad"'A§
6 Milttonen-Anleihe wurde einem Konsortium, bestehen» ^
der Oberrheinischen Bank in Mannheim, der Deutschen »am ^
Berlin und der Hannover'schen Bank in Hannover zum »
von 99,27 Prozent vorbehaltlich der Zustimmung des
ausscbusses und der Staatsgenehmigung übertragen,
der Schuldverschreibungen wurde an die Braun'sche
buchdruckerei vergeben. jB
L dl. Furtlvaugen, 21. Febr. Gestern Nachmittag ta»^„i-

D-r DA.

Bahnhofhotel hier eine große allgemeine Wirtb «- Ve r!.»
lung statt. Dieselbe war von ca. 50 Gastwirlh-n von vl°: ^
Umgebung besucht. Herr Direktor Reinemec aus Darmstadl
in längerer Reoe über die Ziele und Errungenschaften
Deutschen Gastwirtheverbandes, sowie über die Sterbekaist
selben. Die meisten auswärtigen anwesenden Gastwirthe I«
sich dem Wirthsverein an. e-,zk->'
Aus Baden. In Gernsbach wurde Gemeinderatv
Jung, der seit 15 Monaten bereits für den bisherigen „et'
meister, Herrn Abel, als Stellvertreter thätig war. zum -V", je'
meister gewählt. — Der Militärverein WalterSw
gewann in der Offenburger Junimarkt. Lotterie 250 ^v.heiü-
Nachmittag wurde dieser Gewinn unter die Mitglieder vc
wobei es sehr lustig zuging._ ^
Kleine Zeitung. -eil;
— Berlin, 20. Febr. Der Zentralausschuß der G * F
schüft für Verbreitung von Vol ksb ild un g ^ a j
Sonntag, den 18. d. M. eine Sitzung im Abgeordneten»»" Ag»
Der Etat der Gesellschaft wurde mit einer Einnahme »>' st
gäbe von 71648 M. festgestellt. Für Bibliothek«bebe-
dungen sind 23068 M. in Aussicht genommen; ein er»
Theil dieser Summe ist bereits seit dem 1. Januar v-r» K-
bis 17. Februar gingen bei

um BtbÜo t h eksbegründA"^


worden. Vom 1. Januar
sellschost 314 Gesuche
ein. Es wurden in diesem Zeitraum 73 Bibliotheken
Bänden neu begründet und 19 Bibliotheken mit 42v ^
unterstützt, also inSgesammt an 92 Bibliotheken . r,
Bände abgegeben. Die G en e ra lv er samm^ e
Gesellschaft findet am 19. und 20. Mai d. Js. in Her»*
Auf derselben wird verhandelt werden über: ,,'-»0^'
den Zusammenhang von Pvu
Ueber die Verbreitung »o

statt.
Hochschulkurse. 2. Ueber
und Volkssittlichkeit. 3.

thümlichen Schriften nach dem Schweizer System. ygt
— Paris, 21. Februar. Wie der Gaulois berichtet,


der franzäs. Botschaft in Peking zugetbeilte Arzt Dr-
der Akademie der Medizin mitgetheilt, daß in der -"--„v. mi-
und Mongolei zwei neue Pestherde entstanden ,-,^s»
sonders bedenklich sei die Pest in Niutschwang, Golf von
aufgetreten.
 
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