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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (1. Februar 1900 - 28. Februar 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0236

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Meister Leopold Sing bet der Bezirksbounispektion Freiburg
wurde nach Tonaueschingen versetzt und mit der Leitung des
Dienstes der Bezirksbaninspektion daselbst betraut.
Karlsruhe, 26. Febr. Die Grobherzoglichen Herr-
schaften nahmen gestern Vormittag an dem Gottesdienst in
der Schloßkirche theil und ertheilten dann verschiedenen
Personen Audienz. Zur Frühstückstafel erschienen die
Prinzessin Wilhelm und die Fürstin zur Lippe. Abends
besuchten Ihre König!. Hoheiten der Großherzog und die
Großherzogin die Opernvorstellung im Großh. Hoftheoter.

Ausland.
Dänemark. Kopenhagen, 26. Febr. Eine hier
abgehaltene Versammlung hervorragender Bürger aller
Parteien, die unter dem Vorsitze des Gerichtspräsidenten
Madvig stattfand, beschäftigte sich mit der Frage des
Verkaufs der dänisch-westindischen Inseln.
Die Großkauflcure Moses Melchion, Bing und Marstand
sprachen sich für den Verkauf aus; die meisten andern
Redner, besonders der ehemalige Kultusminister Soavenius,
ferner Georg Brandes und der Abg. Koedt sprachen gegen
den geplanten Verkauf. Die Versammlung nahm eine
Resolution an, in der der Reichstag ersucht wird, in
dieser Angelegenheit keine Schritte ohne reiflichste Erwä-
gung zu thun.
Afrika. Kimberley, 26. Febr. Cecil Rh ödes
führte gestern den Vorsitz in einer Versammlung der
Debeers-Minen-Actionäre und theilie mit, daß sich der
Gewinn der Gesellschaft auf ungefähr zwei Millionen
Pfund belaufe. Die Lage der Gesellschaft sei sehr be-
friedigend. In der Versammlung beschrieb Cecil Rhodes
Transvaal uud den Oranje freist aat als Oli-
garchieen, die sich schon lange verschworen hätten, sich
Südafrikas zu bemächtigen. Jede der beiden
Regierungen sei eine kleine politische Sippe, die die
Holländer hinters Licht führten. Die Afrikander arbeite-
ten seil zwanzig Jahren für ein unabhängiges Afrika.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 27. Februar.
Von der Universität. Die Pläne für den Neubau der
hiesigen Universitätsbibliothek sind von Oberbaudirektor
Durm seit einiger Zeit fertiggestellt. Die Kost.n werden sich auf
etwas mehr als eine Million belaufen. Wie nach dem Schwäb.
Merkur verlautet, hat die Budgetkommission des Landtags diese
Anforderung bereit» genehmigt.
** Liederkranz-Maskenball. Dem gestern im städt. Saalbau
abgehaltenen Maskenball des Liederkranz, der, wie stets, eine un-
gemein große Anziehungskraft ausgeübt hatte, so daß die sämmi-
lichen Räume des Saalbaues fast nicht reichten, allen Er-
schienenen Raum zum Tanzen und zum fröhlichen Gelage zu
bieten, ging ein Festspiel: Zur Wende des Jahrhunderts
voraus, das, sinnig erdacht, aufs prächtigste ausgestattet und ebenso
ausgeführt, mit großem Beifall ausgenommen wurde. Es trug
jedoch einen fast durchweg zu ernsten Charakter, um so recht in
Einklang mit der Carnevalslaune zu kommen, die auf einem
Maskenball doch herrschen soll und, nachdem der Tanz begonnen,
auch geherrscht bat. Ein carnevalistisches Gepräge verliehen dem
Festspiel nur die beiden parodistischen Aufführungen aus dem
tollen Jahr 1848/49, und diese erregten denn auch stürmische
Heiterkeit und dankbaren Jubel. Eingeleitet wurde das Festspiel
von einem Vorspiel, in dem Enkelkinder ihren Großvater nach
den Ereignissen beim vorigen Jahrhundertwechsel fragten und der
ihnen ein redendes Bilderbuch zu zeigen verspricht, das die
folgenden Aufführungen darstellen sollen. Zunächst kam ein
Wechselgespräch zwischen dem scheidenden 18. Jahrhundert, das
die von ihm übernommene Aufgabe, den Völkern die Freiheit zu
bringen, nicht gelöst sieht, und die Vollendung der Aufgabe dem
19. Jahrhundert zuweist. Eine Scene, Lützow'sche Jäger auf
Feldwache, verkörpert die Zeit der schweren Noth, deren Ende,
ein schön und sinnig gestelltes Bild: Die Heimkehr der Sieger
bezeichnet. Darauf folgen nun die schon erwähnten beiden
parodistischen Bilder: Das tolle Jahr und Der Sinsheimer
Freischaarenzug. Beide waren sehr gelungen- Das unverfälschte
Heedlberger Deutsch des tapferen Hauptmanns Christof Hack-
strumpf der Heidelberger Bürgergrenadiere, seine unvergleichliche
Strategie und sein Triumph, die Sinsheimer Freischaaren zum
Abzug zu bewegen, allerdings mit Hilfe einiger Faß Bier und
Spenden von „Worscht un Käs", brachten eine große heitere
Wirkung hervor, die erst wieder durch die folgenden ernsteren
Scenen gedämpft wurde. In dem nächsten Aufzug, Das Volk
in Waffen, spielte ein etwas unwahrscheinlicher Schäfer Thomas,
dessen Darsteller mit vielem Ausdruck sprach, eine Hauptrolle und
zwar die eines Hellsehers, der die kommenden großen Ereignisse
des Jahres 1870 ankündigte. Ein glänzendes Bild war die
allegorische Darstellung: Aus großer Zeit. Mutter Germania
fordert ihre beiden Söhne (Nord- und Süddeutschland) zur Ver-
söhnung auf, um dem drohenden Feinde gemeinsam entgegen-

Der Carnevalszug in Mannheim.
Ein mächtiger Fremdenstrom ergoß sich am Sonntag nach
Mannheim. Von der Bergstraße, der Pfalz, sowie aus den
Orten des Neckarthales kamen viele Tausende nach dieser Stadt,
um sich den Fastnachtszug anzuschauen. Es herrschte schon von
den frühe» Morgenstunden an ein buntbewegtes, frohes Leben
und Treiben in den Straßen, dank vor allem dem herrlichen
Frühlingswetter, das Alt und Jung ins Freie hinauslockte.
Mit großer Spannung sah man den Mittagsstunden entgegen.
Die Aufstellung des Zuges dauerte ca. 1 Stunde, ging aber
Dank der Umsicht und Energie des Comilös und vor Allem des
Arrangeurs des Zuge», des Hrn- Oberregtsseurs Naud, sehr ruhig
und glatt von Statten.
Gegen halb 8 Uhr setzte sich der Carnevalszug in Be-
wegung. Er machte in seiner vorzüglichen Ausstattung, seinem
sinnreichen Arrangement, seiner Farbenpracht und seinem Farben-
glanze einen imponirenden Eindruck und dürften wohl alle Zu-
schauer, w-lche zu vielen Tausenden die Straßen, tue der Zug
paisirte, füllten, auf das höchste befriedigt haben. Sehr originell
erdacht war in dem Zug die aus zwei Wagen bestehende Gruppe
„Kabellegung", die mit dein interessanten und geistvollen „Eins",
„Zwei" große Heiterkeit erregte. Hübsch ausgestattet war der
Heckraddampfer, auf dem sich vier frische Ziegelhäuser Wäscherin-
nen befanden. Die Jagdpirsch aus dem 18. Jahrhundert und
der oberbayrische Wildwagen mit Jagdgefolge waren gleichfalls
sehr geschmackvoll und naturgetreu arrangüt.
Die zweite Ablheilung des Zuges erregte sofort großes
Interesse durch die Beduinen-Musikkapelle, der eine Beduinen-
gruppe folgte, die gleich den Beduinenmusikanten lange weiße
faltenreiche Gewänder trug. Unter einem Hain von Palmen-
zweigen und sonstigen Fliedensabzeichen saß die bekannte Friedens-
Bertha, glückselig lächelnd über die hinter ihr kommende Friedens-
konferenz, die aber nur von vier Personen beschickt war. Dieser
Friedenskonferenzwagen war sehr originell ausgeführt; die
Kanone, mit der er versehen, sollte wohl darauf Hinweisen, daß
die ganze Konferenz sehr leicht zu kriegerischen Verwickelungen
hätte führen können. Eine köstliche Persiflage auf die Friedens-
konferenz und die ganze Fricdeusduselei bildete die unmittelbar

zutreten; ebenso das nächste Bild: Das neuerstandene Reich mit
Elsaß und Lothringen. Zum Schluffe kommt der Abschied des
19. Jahrhunderts, das der Germania die Aufgabe'zuweist, an
der Spitze der Völker Frieden und Gesittung zu erbalten. Die
drei letzten Bilder wurden durch elektrische Scheinwerfer glänzend
erleuchtet, die Mitwirkenden, die Mutter Germania, die beiden
Brüder, Nord-und Süddeutschland, das 19. Jahrhundert, sprachen
mit vielem Ausdruck, ihre Costüme waren reich und charakteristisch.
Stürmischer Beifall folgte dem Festspiel. Wie wir hören, wird
dasselbe übermorgen, Donnerstag, wiederholt aufgeführt werden.
Der Ertrag ist für einen wohltbätigen Zweck bestimmt. Bei der
gestrigen Ausführung war die sehr zweckmäßige Einrichtung ge-
troffen worden, daß Stuhlreihen aufgestellt waren, so daß man
dem Verlauf des Spiels, das auf einer Bühne ausgeführt wurde,
bequem folgen konnte. Das sich anreihende Tanzvergnügen ver-
lief in belebtester Weise und erstreckte sich, wie immer, bis weit
in den folgenden Morgen hinein.
88 Wafsergewinnung. Dem vor Kurzem hier etablirten
Techn. Bureau für Wassergewinnung, Herren Scholz u. Höring,
ist die Aufführung der neuen Rohrbrunnen für das Wasserwerk
Mannheim, sowie für den neue» Schlacht- und Viehhof in Mainz
übertragen worden.
's, Neue« Cafö- und Hotel-Restaurant. Wie wir hören,
wird das Anwesen Hauptstraße 44 früher dem Zimmermeistcr
Schmidt gehörig, jetzt dem Baumeister Johann Mohr, vollständig
niedergelegt, um darauf ein Cafs- und Hotel-Restaurant in großem
Style mit 2 Etagen zu errichten. Auch sollen im Garten zahl-
reiche gedeckte VerandaS, im 1. und 2. Stock, angebracht werden.
Dieses neue Etablissement wird gewiß allgemeinen Beifall finden.
-j- Besitzwechsel. Geschwister Krauß hier verkauften ihr Haus
Augustinerstr. 11 um den Preis von 45000 »« an Frau Kutscher
Ober Wittwe.
Schöffeugerichtssttzung vom 26 Febr. 1) Gegen Kätchen
John,Fabrikarbeiterin dahier, wegen Diebstahls angeklagt, wurde
das Verfahren eingestellt. 2) Philipp Zimmermann. Maurer,
Jakob Lauer, Taglöhner. Wilhelm Sickmüller, Kettenschmied,
Leonhard Windisch, Taglöhner, und Friedrich Windisch, Maurer,
alle in Kirchheim, erhielten wegen Körperverletzung Zimmermann
und Lauer je 4 Wochen Gefängniß, Sickmüller 1 Woche Kefäng-
niß und die beiden Windisch je 3 Wochen Gefängniß, 3) Philipp
Heinrich Guland, Taglöhner, und Karl Theodor Hartmann,
Schriftsetzer, beide dahier, erhielten wegen Körperverletzung
Guland 1 Monat, Hartmann 1 Woche Gefängniß, 41 Kwl Jankon,
Taglöhner in Plankstadt, erhielt wegen Betrug« 3 Wochen Ge-
fängnis, 5) Heinrich Scheid, Cigarrenmacher in Kirchheim, wegen
Körperverletzung eine Geldstrafe von 10 »«, der Mitangeklagte
Eisendreher Adam Oehl daselbst wurde freigesprochen. 6) Albtn
Ebert, Buchbinder in Mannheim, erhielt wegen Körperverletzung
eine Geldstrafe von 20 »«, 7) Jakob Schemcnauer, Taglöhner in
Kirchheim, wegen Sachbeschädigung 4 Tage Gefängniß. 8) Martin
Neudeck, Taglöhner in Lobenseld, wurde von der Anklage wegen
Körperverletzung freigesprochen.
— Polizeibericht. Ein Hausbursche, der einen goldenen Ring
entwendet hatte, wurde verhaftet. Zehn Personen kamen wegen
Ruhestörung und Unfugs zur Anzeige.
-mbr. Schönau b. H., 26. Febr. Gestern Nachmittag hielt
im Saale zum „Ochsen" dahier Herr Bezirksthierarzt Carl aus
Neckargemünd in einer von Interessenten sehr zahlreich be-
suchten Versammlung, die von Herrn Bürgermeister Lauer er-
öffnet und geleitet wurde, einen eingehenden und sehr belehren-
den Vortrag über die „Haltung und Pfle ge der Z i cg e."
Da der hiesige Ort den größten Ziegenbestand im Bezirk Heidel-
berg ausweist, und sich auch sonst zur Betreibung einer rationel-
len Ziegenzucht vortrefflich eignet, soll in der nächsten Zeit da-
hier ein Zieaenzuchtverein ins Leben gerufen werden. Die fast
vollzählige Betheiligung der Gemeinderathsmitglieder an obiger
Versammlung zeugt von einem lebhaften Interesse dieses Kol-
legiums an einer für das Gemeindewohl hochw chtigen Frage.
Zum Schluffe forderte Herr Bezirksthierarzt Carl zum Beitritt
in den landwirthschaftlichen Bezirksvercin auf, Und wurde dabei
durch Hrn. Hauptlehrer Armbrust er kräftig unterstützt, der
die Versammelten nochmals auf die mannigfachen Vergünsti-
gungen und Vorthetle aufmerksam machte, welche die Mitglieder
besagte» Vereins gegen den verhältnißmäßig seh" geringen
Jahresbeitrag genießen. Darauf trugen sich mehrere Herren in
die cirkulirende Liste als Mitglieder ein.
-wbr. Schönau b. H., 26. Febr. Eine Fülle reichen Humors
hat der hiesige Singverein am Sonntag Abend in der
Löwenhalle in Form einer musikalisch-theatralischen Abendunter-
haltung geboten, die sich eines überaus zahlreichen Besuches zu
erfreuen hatte. Ein köstliches Bild- bot die narrenbekappte
Sängerschaar, die da» Fest mit dem gut zum Vortrag gebrachten
Potpourri: „Des Sängers Weltreise" einleitete. Wollten wir
all' das Gebotene aufzählen, es würde des Guten etwas viel
werden. Die zahlreichen humoristischen Stücke wurden sämmtlich
mit großer Bravour und Natürlichkeit von allen Mitwirkenden
gespielt, daß die Zuschauer bald nicht aus dem Lachen heraus-
kamen und nicht müde wurden, rauschenden Beifall zu spenden.
So verlief der Abend wirklich in recht fidel-carnevalistischer
Stimmung, und der Verein darf mit Befriedigung auf den Ver-
lauf desselben zurückblicken.
8.0. Mannheim, 26. Febr. Geh. Kommerzienrath Dissens
feierte gestern das 25jährige Jubiläum als Präsident der Mann-
heimer Handelskammer. Deni hochverdienten Präsidenten über-
reichte eine Duputation der Handelskammer eine Adresse in pracht-
vollem Einband. Der Großherzog zeichnete ihn durch Ver-

binter der Fiiedensgruppe folgende KriegSgruppe aus dem süd-
afrikanischen Kriege, bestehend aus einem Panzerzuge mit eng-
lischen Soldaten, dem falschen Lang-Tom, einer Burentruvpe zu
Pferde und dem in einer Chaise sitzenden, ruhig sein Pfeifchen
rauchenden Ohm Paul. Diese Kriegsgruppe wurde aus dem
ganzen Wege wiederholt mit stürmischen Hochs empfangen, die
manchmal mit geradezu elementarer Gewalt zum Ausbruch
kamen. Der Wagen „Goldner Boden des Handwerks" zeigte,
wie viele Gesetze und Verordnungen die Handwerker zu beachten
haben, wollen sie bei der Ausübung ihres Gewerbes nicht mit
dem Richter in Konflikt kommen. Große Heiterkeit erregte der
Wagen mit der Prof. Schenk'schen Brutanstalt; aus einem mäch-
tigen Ei schaute der neue Erdenbürger, dahinter saßen zwei große
Störche. Auch der den Weltuntergang darstellende Wagen ver-
diente das Lob, ebenso originell als geschmackvoll arrangirt zu
sein. Auf einem mächtigen Globus saßen ein Chinese, ein
Sioux-Indianer, ein langer Engländer und ein deutscher Pro-
fessor. Oben aus dem Globus tanzte ein Eisbär. Hinter dem
Wagen schritten Falb und zahlreiche andere Astronomen, angst-
voll »ach dem Meteor ausschauend, welches die Erdkugel zer-
trümmern soll.
Die dritte Abtheilung wurde durch einen prachtvoll aufge-
baulen Blnmenwagen des Herrn Wilh. Prestinari eingeleitet.
Der Wagen hatte die Form eines mächtigen Blumenkorbes, der
ungefüllt war mit den herrlichsten und duftigsten Kindern der
Göttin Flora. Das Ganze war mit Geschick und künstlerischem
Geschmack arrangirt und machte einen lieblichen Eindruck. Der
Jubiläumswage» des 20. Jahrhunderts bestand aus einem macht-
vollen Ausbau, welcher wohl das wellenbewegte Meer darstellen
sollte, um anzudeuten, daß unsere Zukunft „auf dem Meere"
liege. Handel, Industrie. Gewerbe und Schifffahrt wurden durch
Mädchen allegorisch versinnbildlicht.
Die nächste Ablheilung brachte zunächst noch einen originell
aussehenden Musikwagen, welcher die Gestalt einer großen Baß-
geige hatte, zwei von dem Internationalen Schiffeiverein gestellte
Schiffe und zwar einen Ozeandampfer sowie ein Schulschiff. Auf
dem Ozeandampfer waren Passagiere aus aller Herren Länder
zu erblicken; auch Ohm Paul und Ladysmith machten die Reise
i mit. Uebrigens zeigte Ohm Paul, baß er ein gutmüthigcr

leihung des Kommandeurkreuzes II. Klasse mit Eichenlaub vor»
Zäbringer Löwen aus.
8 öl. Karlsruhe, 26. Febr. Der Fremde, der kürzlich durck
geschickte Manipulationen in hiesigen Juwelierläden Juwclenrin^
stahl, wurde in der Person eines Reisenden aus Messina >"
Straßburg verhaftet und hierher verbracht.
Rastatt. 26. Febr. Die Fastnacht wurde hier gestern durch
einen großen öffentlichen Maskenzug gefeiert. Tausende oo"
Menschen sahen sich den Zug an.
8. öl. Lahr, 26 Febr. Auch hier herrscht gegenwärtig d>«
Influenza und die zahlreichen Äerzte haben alle viel zuthu"'
An den Folgen der Influenza verstarb gestern der weitbekannt«
Besitzer des Hotels zur Sonne. Herr Louis Nassoy, einer d«st
besten Köche Süddeutschlands. — Sein Sohn besitzt das Hot«'
Grosse in Karlsruhe. ,
Freiburg, 26. Febr. Eine kleine Panik, die aber leM
ernstere Folgen hätte annehmen können, ist, so schreibt die BreisS'
Ztg-, am Samstag während der„Tristan"-Aufführung im Stadt'
theater entstanden. Man schwelgte im wunderbarsten all««
Liebeshymnen, dem Zwiegesang des zweiten Aktes. Tristan sa,"^
eben sein: „Ohne End', ohn' Erwachen", als eine merkwürdrg«
Unruhe, zunächst in den oberen Rängen, Platz griff. Man vet'
spürte etwas wie Brandgeruch. Im Nu sprangen zahlreiche ZU'
schauer von den Sitzen auf, um die Thüren zu gewinnen. D>«
Bewegung nimmt zu; Orchester und Sänger schweigen. Glück'
licherweise fehlt es an Beherzteren nicht, die zur Ruhe mahnen
dringend die Fortsetzung fordern. Dies geschieht; nach einig«"
Minuten sind die erregten Gemüther wieder beschwichtigt. Uw
die Ursache des Zwischenfalls? Im Foyer ist einer der Oes«"
mit Aepfelschalen gespeist worden und hat die seltene NahruUS
mit einem kleinen Brandgeruch gelohnt. Wie sagt doch „de"
„Franzose? laut äs bruit pour uno cunslstto!" — „Viel Lärt"
um Nichts !" Man fragt sich aber unwillkürlich, was in ähnlich«"
Fällen bei vollbesetztem Haus und dann geschehen könnte, w«""
Alles ohne Ausnahme dem Beispiele einiger „heroischer" JuE
linge im Sperrsitz gefolgt und eilends zur rettenden Thür geflucht«
wäre?" Es sollte immer und immer wieder daran eriuii««'
werden, daß bei großen Thcaterbrand-Katastropheu nicht Fe",,
und Rauch, sondern Furcht und Kopflosigkeit das große, Mensch«"
mordende Uebel sind. ^
Kleine Zeitung. ,
— Genf. Luccheni, der Mörder der Kaiserin von Oesterreich'
versuchte ein Attentat gegen den Gefängnißdirektor Perrin a>>
einem scharfen Instrumente, da« er aus einem Konservenbüchs«"'
schlüssel verfertigt hatte. Luccheni brachte Klagen vor weg«"
verschärfter Maßnahmen, die in Folge der Entweichung vd",
zwei Sträflingen verfügt worden waren. Als Perrin den K""!
wendete, versuchte Luccheni. ihn niederzuschlagen. Nack knrz«>"
Kampfe wurde der Attentäter von den Wärtern überwältigt »w
neuerdings in eine unterirdische Einzelzelle abgeführt.
— Pest, 26. Febr. Die Budapester Correspondenz erklärt st"
von zuständiger Seite für ermächtigt, mitzutheilen, daß an de"
von einem Preßburger Blatte verbreiteten Gerücht von der a"
geblich erfolgten Eheschließung des Erzherzogs Fr a "'
Ferdinand kein wahres Wort ist. (Der genannte
Herzog, der bekanntlich der voraussichtliche Tbronfolger ist, so",,
sich nach Blättermeldungen mit der Gräfin CH tek vermätst
haben. Die Red.)_
Theater- und Nunst-Stachrichten. ,
Heidelberg, 27. Febr. Im Siadl-Theater gela"".,
morgen. Mittwoch, die Oper „Fidelio" wiederholt zur Aw
führung mit den Damen Effet und Hesch und den Herr«
Dr. Copony, Borkowskt, Boris, Gabelmann und Gugel in
dankbaren Hauptparlten. g
Karlsruhe. (Großh. Hoftheatcr.) Samstag, 3. März: sü"
„Nathan der Weile": „Max und Moritz" und „Puppenfee".
Darmstadl. (Großh. Hosthealer.) Mittwoch, 28. Febr.:
Herren Söhne". Donnerstag, 1. März: „Mignon". Freu«»
2. März: „Charley's Tante". Hierauf: .Die Puovenfee". ^
Handel und Verkehr.
Mannheim, 26. Febr. (Aktien.) Oberrh. Bank 120.50 ^
120.— G. Rhein Creditbank 141.75 G. Rhein. Hypotyekenb"
162.— G. Heidelberger Akliendrauerei 145.— G. Schröol
Brauerei-Aktien 150.— B. 148.— G. Pwkland - Cemcnlw«

Abends 6'/,

Heidelberg 158 70 G.
Frankfurt 26 Febr Esse kt en societä t.
Oesterr. Credit 236.50 b. Febr. DiSkonto-Kommandit 197.40
30 G. Febr 198 b. März. Deutsche Bank 2l4 d. Febr. 21». .
d. März. Dresdener Bank 164.60 b. Febr. Darmstäbter ,
143 60 b. Berliner Handelsgesellschaft 172.70 b. Febr. Bern" ,
Bank 118.30 b. Mitteldeutsche Creditbank 146.50 b. Brests" ,
Diskontobank 119 90 b. G. Reichsbank 156 b. G. SlaatsvU
140 70 b. Febr. Lombarden 30.40 b Fehr. Gotthard HA
143.30 b. G. Febr. Schweizer Central 145.50 -70 b. G. o«»,.
Nordost 93-93.40 b. G. Febr. Union 80—80 20 d. G. ck«
80-30.20 b. G. März. Jura-Simplon 89-89.20 b. G. ck'.,
.89-89 20 b. G. März. Henri 115-115.40 b. März. Ha"""A.
Amerik. Packet 129.50 d. März. 4pCt. Italiener 94 60 B- 5/
März. IpCt. Türken D 23 80 b. Febr. Gelsenkirchen 213.^ y.
70 G. Bergbau-Gcs. Massen 208.50 b. G. Laura 273.»^.
Bochumer 275.60 b. Harpener 231.80 b. Hibeinia 238-tOy.
Oberschles. Eisen 182.30 b. G. Chem. Fabrik Griesheim
Anglo.Contin. Guano 109.30 B- 20 G. Gelsenkirch. GE'",,
224 b. G. Armaturen Hilpert 126.80 b. G. Motorenfabrik«-'
ursel 139.20 b. G. Friedrichshütte 188.50 b. G

Mann ist, denn er stand der ladysmith. welche sich forttv""^
übergeben wollte, hilfreich zin Seite. Um das Zustandekoi",,^
der prachtvoll ausgesührtcn schiffsgruvve hat sich Herr DttAr'
Blümke von der Mannheimer Schiffsbauanstalt große V^ll-
dienste erworben, deren auch an dieser Stelle gedacht werden
Die Gruppe „Mannemer Stiefkind" zeigte den grellen
satz zwischen der Behandlung der Querstraßen und derjenige"
Straßen in der östlichen Sladteiweiterung. Dort fußhoher /«' .ge
daß man nur in Wasserstiefeln anSgeben kann, hier prnckst"
Anlagen rc. Große Heiterkeit erregte die „Prioatpostgrnw^
Ein von Herrn Metzgermeister I. Handschuh gestellter mit «ß§sp
Tranerband versehener Ochse ging voraus, dann folgte ^l«'
Haus, aus dessen Fenster Podbielski in Husarenuntform
welcher mit der Peitsche die weinenden Stadtvriefträqer u"""-^
herzig aus dem Posthaus- jagte, so oft dieselben den BVjstch
machten, sich Eingang in da» Haus zu verschaffen Der
Wagen zeigte ein mächtiges bürgerliches Gesetzbuch; oben„F
eine Mädchengestalt, die Justitia daistelleno. zur S«»« gk"
Wagens schritten trauernd die penfionirten Richter mit den
Gesetzbüchern unter dem Arm. Es folgten sodann der
Zimmerstutzergesellschaft „Tell" gestellte, hübich arrangirte -
wagen", eine Gruppe „Schwäbische Ki»d«taufe" und ein
wagen der Harmlosen. Die letzte Avtheilung des Zuge»
eröffnet durch 5 Landsknechte mit der neuen Feueriofah»«- <,,k«?
schmuck nahm sich die Prinzengarde in ihren roth-weißen,
Uniformen au», eine Augenweide für dt- Beschauer.
war der Prinzcnwagen aufgebaut, dessen gärtnerische Ausschw"
in den Händen des Herrn Wilhelm Prestinari lag. D«r ^
Wagen machte einen imposanten Eindruck und gehörte " - b"
den schönsten Nummern des Zuges. Sehr lebhaft gi"^,

Ministeriumswagen zu, wo der Herr Miuisterpräl- ^
Narrenretches seine Kollegen anscheinend vergeblich von "« D«
und Vortrefflichkeit leincr Absichten überzeugen wollt«-,
Wagen des ZugSkomilss, mehrere Chaisen mit EhrenM»N,§s<tst
der Jung-Feuerio-Wagen, die Schlußreiler und <"
schloffen den imposanten Zug, der in allen seinen Th«
höchst gelungen bezeichnet werden konnte. ""
Der Umzug durch die Stadt dauerte zirka 3 L>t»n
endete erst gegen halb 6 Uhr. (Mannh. General-Anz.)

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