war), im Hinterlande von Kamerun im Kampfe mit
den Eingeborenen gefallen. Oberstabsarzt Dr.
Plehn, früher in Kamerun, wohnt jetzt in Lübeck. Ueber
den Tod Dr. Plehns macht die Nordd. Mg. Ztg. fol-
gende näheren Angaben: Nach einem Telegramm des
Gouverneurs von Kamerun wurde Oberleutnant im
reitenden Feldjägerkorps Plehn von einem Pfeile getroffen,
dessen Spitze offenber vergiftet war. Ter den Leut-
nant Plehn begleitende Lazarethgehilfe Peter führte die
Expedition zurück und traf mit derselben am 25. Dezemb.
1899 auf der Station am Flusse Ngeko wohlbehalten ein.
Plehn hatte in seinem letzten Bericht die Absicht ausge-
sprochen, nach Regelung der Verhältnisse in der Umgebung
der von ihm gegründeten Station wollte er eine Expedition
nach Norden, den Flußlauf entlang, unternehmen.
— Die Nordd. Allg. Ztg. theilt mit: Pekinger Tele-
gramme melden, die Provinz Schantung wurde
abermals von einer aufstä n d isch e n Bewegung durch-
zogen. Dadurch wurden die deutschen Ei send ahn-
arbeiten bei Kau mi in Mitleidenschaft ge-
zogen und angesichts der drohenden Haltung des auf-
rührerischen Gesindels gegen Mitte Januar unterbrochen.
Indessen werden die Unruhen bei Kaumi von europäischer
Seite als n-cht bedenklich bezeichnet. Immerhin hat die
chinesische Regierung auf Veranlassung des deutschen
Gesandten Truppen entsandt und dem Gouverneur
von Schantung Schutzmaßregeln auftragen lassen. Sie
hofft, daß es dem neuen Gouverneur, der als
menschenfreundlich und thatkräftig gilt und auch über ver-
hältnißmäßig gute Streitkräfte verfügt, bald gelingt, der
Bewegung wieder Herr zu werden und die Wiederauf-
nahme der deutschen Bahnarbeiten zu ermöglichen.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Hof-Ansage. Wegen Ablebens Ihrer Hoheit der
HerzoginAdelheidzuSchleswig-Holstein-Augusten-
burg geb. Prinzessin zu Hohenlohe-Langenburg
legt der Großherzogliche Hof die Trauer auf 14 Tage bis zum
8. Februar an, und zwar vom 26. Januar — mit Ausschluß
des 27. Januar — bis 2. Februar nach der 3., vom 3. Februar
bis zum 9. Februar einschließlich nach der 4. Stufe der Trauer-
ordnung. Karlsruhe, den 26. Januar 1900. Grobherzogliches
Oberslkammerherrn-Amt. Freiherr von Gemmingen.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog habe» den
Landgerichtsralh Raimund Scherer in Mosbach mit Wirkung
vom Tage des Dienstantritts zum Untersuchungsrichter bei diesem
Gerichtshöfe ernannt und den Gerichtsschreiber Adolf Hauser
beim Amtsgericht Schopfheim auf sein Ansuchen unter Anerkennung
seiner langjährigen treuzeleistcten Dienste wegen leidender Ge-
sundheit und vorgerückten Alters in den Ruhestand versetzt.
— VerwaltungSassistent Max Friede! an der Heil- und
Pflcgeanstalt Jllenau wurde zum etatmäßigen Buchhalter an
dieser Anstalt ernannt, dem Finanzassistenlen Karl Jo ho an der
Heil- und Pslegeanslalt Jllenau wurde die etatmäßige Stelle
eines Verwaltungsassistenten an dieser Anstalt übertragen.
Karlsruhe, 27. Jan. Der Großherzog und die
Großherzogin begaben sich heute Vormittag gegen 10
Uhr in die evangelische Stadtkirche und wohnten daselbst
dem Hauptgottesdienst zu Ehren des Geburtstages des
Kaisers und Königs an. Mit den höchsten Herrschaften
erschienen in der Hoftribnne Prinzessin Wilhelm, Prinz
Max, Prinz Karl und Fürstin Sophie zur Lippe. Nach
dem Gottesdienst versammelten sich sämmtliche höchsten
Herrschaften im Großh. Schlosse. Der Großherzog begab
sich sodann mit den Prinzen Max und Karl auf den
äußeren Schloßplatz, wo die gesammte Garnison zur Pa-
rade aufgestellt war. Der commandirende General, General
der Kavallerie v. Büiow hielt eine Ansprache an die ver-
sammelten Truppen und brachte das Hoch auf Se. Majestät
den Kaiser aus. Darnach fand der Vorbeimarsch statt
und nach demselben die Paroleausgabe vor versammeltem
Offizicrcorps, bei welcher die neuesten Beförderungen und
Ordensverleihungen verlesen wurden. Der Großherzog
nahm sodann Meldungen von beförderten und dekorirten
Offizieren entgegen. Im Großh. Schlosse waren um die
Großherzogin die fürstlichen Damen, die Damen und Her-
ren des Hofstaates, die Gemahlinnen der Generale, der
König!. Preuß. Gesandte v. Eisendecher, der Kaiserl. Ruff.
Geschäftsträger von Eichler und Gemahlin und Minister
von Brauer mit Gemahlin versammelt und besichtigten an
den Fenstern die Parade.
Ausland.
Oesterreich. Prag, 27. Januar. Auf der Strecke
Cham-Koetzing wurde wegen Kohlenmangels der
Wagenladungsverkehr eingestellt. In Kaaden, Falkenau,
Rokützen und MieS ist die Lage unverändert. Die Ruhe
ist nicht gestört. Im Brüxer Bezirk wird in drei Schäch-
Sonate von Richard Strauß gewählt. Der Opuszahl nach muß
es eine frühe Arbeit dieses jüngsten Stürmers sein; darum ist es
aber doch eine Vollreife Schöpfung. Die beiden ersten Sätze sind
von überraschender Schönheit. Der erste, knapper in der Form,
der zweite eine ganz lose Phantasie, reißen geradezu hin durch
ihre Fülle schöner Gedanken und ihre meisterhafte Arbeit. Der
dritte nimmt einen großartigen Anlauf, ist aber zu sehr zersetzt
durch phrasenhaftes Passagenwcrk.
Herr Seelig spielte seinen Part vollendet; in gleich rühmlicher
Weise wurde Herr Grau der zum Theil sehr schwierig gesetzten
Violinstimme gerecht. Im zweiten Satz hätte diese mehr hervor-
treten können.
Mozarts O-woU-Quartett brachte in den trüben Wintertag
Helle Sonne und lachenden Frühling. Die Ausführung (außer
den Genannten die Herren Brumm und Hoffman») war eine
frische und temperamentvolle.
Ganz besonders muß Herrn Seeligs Spiel hervorgehoben
werden. Diese perlende, leicht beschwingte Art, mit der er
Mozarts Grazie dahinschweben läßt, ist eine beneidenSwerthe
Spezialität des Konzertirenden.
Dieses Mal erklang eine Altstimme zwischen den Jnstrmnental-
nummern. Es ist eine sehr schöne und kräftige Stimme, über
welche Frl. Irma Harden verfügt. Die Klangschönheit kommt
besonders gut zur Geltung, da die Sängerin eine mustergiltige,
vornehme und ausgeglichene Gesangstechntk besitzt. Bon den
Liedern wirkte am meisten die mit vieler Wärme vorgelragene
Abendempfindung von Mozart. Den Schluß bildeten drei
Beethovenlieder mit Klavier, Violine und ViolouceU aus der
Sammlung jener eigenartig umgestalteten englischen Lolksgesunge.
Ueberrascht hat es, in dem irischen Volkslied die „Letzte Rose"
mit kleinen Modifikationen wieder zu finden. Dr. 8.
teu gearbeitet. In Kommotau beginnt sich die Lage zu
bessern. Zwei Arbeiter wurden wegen Drohungen ver-
haftet. Im Duxer Bezirk wurden 1160 Arbeiter entlassen.
Im Bahnhof zu Pilsen wurden drei Kohlenwagen voll-
tändig, drei andere tbeilweise ausgeplündert. Militär
mußte einschreiten. In Tropvau ist alles unverändert.
Wien, 26. Jan. In der heutigen Sitzung des Ge-
meinderats, der fast alle Mitglieder der Opposition fern-
blieben, erklärte auf eine Anfrage in Betreff der Kohlen-
stage der Vicebürgermeister Strobach, es bestehe thatsäch-
lich die Gefahr einer Kohlenno th in Wien. Er sei
bereis aus diesem Grunde um Abhilfe und Beilegung des
Ausstandes an die Regierung herangetreten.
Wien, 27. Jan. Die Wiener Abendpost meldet:
Bei den gestern vom Seklionschef Blumfeld mit den G e-
werken des Kladnoer Reviers geführten Verhandlungen
erklärten sich die Besitzer der Werke schließlich bereit, das
Einigungsamt zu beschicken, jedoch mit der ausdrück-
lichen Erklärung, daß dies nur ein Akt des Entgegen-
kommens sei gegenüber dem Wunsche der Regierung; die
Gewerke erklärten jedoch gleichzeitig im voraus, daß sie
auf die Forderungen der Arbeiter, soweit sie bis heute be-
kannt seien, nicht entgehen könnten. Sie werden dies auch
vor dem Einigungsamte erklären.
Frankreich. Paris, 27. Januar. Dienstag Abend
ind mit dem Postdawpfer „Jangtsekiang" wieder zahlreiche
Freiwillige für die Burenarmee nach Südafrika
abgegangen; unter ihnen der pensionirte Major der
Marineartillerie Eybert, der sich im Feldzug gegen
Behauzin unter General DoddS ausgezeichnet hat und ein
Vetter des Präsidenten Loubet ist. Mit ihm
zusammen ein Artilleriehauptmann, ein Leutnant, 24 ehe-
malige Unteroffiziere der französischen Armee, 2 deutsche,
2 irische, 1 holländischer und 2 russische Offiziere.
Zwischen den französischen und deutschen Offi-
zieren (welch letztere natürlich der aktiven Armee nicht
mehr augehöre») herrschte von Anfang an eine herzliche
Kameradschaft. Man reichte sich bei der gegenseitigen
Vorstellung die Hand und gelobte sich, treue Kameradschaft
zu halten. Auf ministerielle Veranlassung hat der Präfekt
der Rbone an der Abfahrt einen Hafenkommissar an Bord
geschickt, um die nach Transvaal abgehenden Passagiere
darauf aufmerksam zu machen, daß sie in Lorenzo Mar-
quez auf Schwierigkeiten stoßen würden, denn der derzeitige
französische Konsul habe die Regierung benachrichtigt, daß
die hier gelandeten Passagiere die Stadt nicht verlassen
dürften, um zu den Puren zu stoßen, da die portugiesischen
Behörden ihre von Soldaten bewachte Grenze nicht über-
schreiten ließen. Durch die Mahnung hat sich aber Nie-
mand von seinem Vorhaben, den Buren zu Hilfe zu
kommen, abbringen lassen.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 29. Januar
** Die Königin von Württemberg traf am Samstag Abend
8 Uhr 41 Min. hier ein und reiste 8 Uhr 50 Min. über Frank-
furt nach Arolsen weiter.
U Von der Universität. Der zum Prorector für das
Studienjahr 1900/1 gewählte Herr Hofralh Stengel bat an
die Negierung das Gesuch gerichtet, mit Rücksicht auf sein
Augenleiden die auf ihn gefallene Wahl ablehneu zu dürfen.
Von der Regierung ist das Gesuch genehmigt worden. Eine
neue Wahl ist auf nächsten Samstag Nachmittag anberaumt.
* Feier von Kaisers Geburtstag. An dem zu Ehren von
Kaisers Geburtstag am Samstag Nachmittag im „Prinz Carl"
veranstalteten Festmahl betheibglen sich 140 Personen. Den
Trinkspruch auf den Kaiser brachte der Prorector, Herr Hofrath
Osthoff, aus. — In der Harmonie hielt der Krieger-
Verein gestern Abend seinen Kaiserball ab. Derselbe war sehr
zahlreich besucht. Der zweite Vorstand des Vereins, Herr Hefft,
brachte das Hoch auf den Kaiser aus. — Der Geburtstag des
Kaisers ist im ganzen Lande in der üblichen Weise gefeiert
worden. Auf einzelne Feiern einzugehen, wird man uns er-
lassen; an der locale» Feier hier kann sich ein Jeder abnehmcn,
wie es anderwärts zugegangen ist. Sehr hübsch war wieder die
Rede auf den Kaiser, die der Staatsminister Nokk auf dem sogen.
Beamlenessen in Karlsruhe hielt, -sie hat außerdem den Vorzug
der Kürze. Wir werden sie morgen im Wortlaut nachtragen.
Auch die Rede des kommandirendeu Generals auf den Groß-
herzog bat sehr gefallen.
O Jubiläum. Die Lokomotivführer Herren Heinrich Kunz
und Peter Hebert begingen am Samstag ihr 25jähriges Dieust-
jubiläum mit einer vom hiesigen Lokomotiv-Beamien-Verein ver-
anstalteien Feier in de: Westendhalle. Die Feier verlief sehr
hübsch und bot manche Anregung und Abwechslung. Zahlreiche
Begrüßungstelegramme kamen zur Verlesung. Die Heidelberger
Liederhalle und die Teutoniakapelle trugen zur Verschönerung der
Feier bei.
Oj Kauf«. Verein. Gestern hielt auf Veranlassung des
Kaufmännischen Vereins Herr N. Laube vom Institut Kosmos
in Leipzig im Prinz Max einen Vortrag über das Thema:
„Ein Tag auf dem Mond" mit Lichtbildern. Redner gab
zuerst einen Ueberblick über unser Planetensystem, erklärte dann
dessen Entstehe» nach dem Kant-Laplace'schen Gesetz und ging
hierauf zu seinem eigentlichen Thema über. Mit kurzen, bündigen
Worten schilderte er, wie unsere Phantasie sich »ach dem heutigen
Stande der Wissenschaft die Mondobeifläche, die etwaige Be-
wohntheit des Mondes, kurz den Mond vorzustellen hat. Diese
Erklärungen wurden nun durch eine große Anzahl trefflicher
Zeichnungen unterstützt, so daß man sich leicht eine Vorstellung
des Mondes machen konnte. Redner führte auch aus, daß
Mangels einer Atmosphäre ein organisches Leben auf dem
Monde undenkbar ist, daß wir uns im Monde das lodte Gerüst
eines Himmelskörpers vorzustellcn haben. Zum Schluß zeigte
Herr Laube noch einige Photographien des Mondes, wie sie in
der neuern Zeit auf unseren Sternwarten hergestellt werden-
Reicher Beifall lohnte den Redner für seinen interessanten Vor-
trag und Jedermann wollte sich schon entfernen, doch Herr Laube
hatte eine kleine Ueberraschung mitgebracht. Da das allgemeine
Interesse heute auf den südafrikanischen Krieg gerichtet ist, so
glaubte Vortragender, es würde nicht ungern gesehen werden,
wenn er mit seinem Projektionsapparate noch einige Ansichten
des Landes, sowie KriegSscencn rc. an die Wand werfe; auch die
Porträts der hervorragendsten Persönlichkeiten des Krieges fehlten
nicht. Er hatte richtig geurtheilt, denn reicher Beifall lohnte ihn
auch für den zweiten Theil seines Vortrags. Man wird Herrn
Laube hier gewiß in dankbarer Erinnerung behalten.
8 Liederkranz. Gestern Abend hielt in seinem Vereinslokale
der Liederkranz einen närrischen Herrenabend ab. Me
Mitglieder waren zu diesem Herrenabend zahlreich herbeigeströmt,
um in dem Reich, in welchem Prinz Carueval als zweifellos
glücklichster, sorgenlosester Herrscher thront, einige amüsante
Stunden zu verleben. Der Eintrittspreis bestand in der Er-
! Werbung der üblichen bunten Narrenkappe, ohne welche Prinz
Carneval Niemanden in sein Reich einläßt. Für diesen Herren-
abend hatte die Vergnügungskommission ein sehr reichhaltiges
Programm aufgestellt. Humor, Witz und Heiterkeit feierten gestern
im Licderkranz Triumphe. Eingeleitct wurde der närrische Herren-
abend durch den Vortrag einiger MusikpiScen und einem mit
Humor gewürzten Prolog, welcher mit stürmischem Beifall aus-
genommen wurde. Der Abend wurde dann mit humoristischen
Einzelvorträgen, Duetten, Terzetten, Männerchören, allgemeinen
Liedern nnd Musikstücken reich ausgefüllt. Besonders hervorge-
hoben seien die Vorträge „Der fliegende Student", Terzett, „Die
Jule", Duett und die beiden „Riesenwickelkinder", welche den an-
wesenden Narren wahre Lachsalven entlockten. Zum Schluß
produzirte sich noch ein Schnellmaler, welchem es gelingt, in
wenigen Minuten eine hübsche Landschaft herzustellen. Der musi-
ka'ische Theil wurde von der närrischen Hauskapelle bestens aus-
geführt. Allen Mitwirkenden, wurde für ihre Darbietungen reicher
Applaus zu Theil. So flössen gestern oie Stunden froh und
heiter in dem vom Geiste der ächten Earnevalslust durchwehten
Raum dahin. In vorgerückter Stunde trennte man sich, höchst
zufrieden mit dem, was der Liederkranz seinen Mitgliedern ge-
boten hatte.
^ Allgemeine Gastwirthsversammlung. Im Einvernehmen
mit dem Wirthsverein Heidelberg wird Mittwoch, den 11. Jan. d. I.,
NochmitlagS 3 Uhr, eine allgemeine Gastwirlheversammlung hier
im Saale des Prinzen Max stallfindcn, in welcher x crr Direktor
und Stadtverordneter C- Re in ein er von Darmstadt einen
Vortrag über die Bestrebungen und Erfolge der Gastwirthe-
Vereine und -Verbände und die Lage des Gastwirlhestandes,
sowie über die Stcrbetasse des Bundes deutscher Äastwirthe
Hallen wird. Es soll dadurch den Gastwirthen Gelegenheit ge-
geben werden, diese Bestrebungen aufs eingehendste kennen zu
lernen Daß die Gastwirthe-Verbände und -Vereine durch ihre
Einigkeit und ihr gemeinsames Zusammenwirken bereits manchen
Erfolg errungen und auch viel für den Gastwirthelland gethan ;
haben, dürfte wohl allbekannt sein. Auch die Sterbekasse des
Bundes deutscher Gastwirthe hat durch ihre besonderen Vorzüge
überall die größte Anerkennung gefunden; ihr segensreiches
Wirken (sie bat über 1100000 in 7 Jahren für Sterbegelder
ausbczahlt) sichert ihr die Herzen der Frauen und Angehörigen
des Gastwstthcstandes, für deren Schutz sie errichtet wurde. Der
Reservefond dieser Kasse beträgt zur Zeit ca. 530000, auch
sind der Kasse die für ganz Deutschland gültigen Rechte der
juristischen Person durch den Großherzog Ernst Ludwig von
Hessen verliehen worden. So bringt die Zugehörigkeit zum
Gastwirlheverband und dessen Sterbekaffe jedem Gastwirthe ganz
befände,e Vortheile und zugleich seinen Angehörigen Schutz und
Beruhigung, weshalb es im eigenen Interesse aller Gastwirthe
liegen dürfte, dieser Versammlung anzuwohncn und sich von den
guten Bestrebungen des Verbandes zu überzeugen.
^ Böttge'Concrrt. Das gestern Nachmittag im Saalbau ab-
gchallene Böllge-Concen war überaus zahlreich besucht. Schon
lange vor Beginn desselben waren Saal und Gallene bis auf
den letzten Platz besetzt. Man ersieht hieraus, wie gerne
solche Sonntag - Nachmittags - Concerte besucht
werden. Sie sind weit mehrBedürfniß als manche
andere Mustkanfführung, die hier stattfindet. Mag auch der Name
Böttge eine besondere Anziehungskraft entwickelt haben, so ist es
nach den Erfahrungen, die aus anderen Städten vorliegen,
zweifellos, daß jedes „gute Concert mit Restauration" im Saalbau
an den Sonntag-Nachmittagen im Winterhalbjahr starken Zuspruch
finden würden. Solche Veranstaltungen sind ein Bedürfniß für
Familien, die ihren Sonntag-Nachmittag angenehm verbringen
wollen, ohne zu große Ausgaben zu machen. Das Theater hat
von solchen Concerten keine Konkurrenz zu befürchten. Es war
gestern ebenso anSoerkauft wie der Saalbausaol. Herr Böttge
erntete hier gestern wieder großen Beifall. Sein Programm
war recht hübsch und abwechsiungsvoll. An musikalischen Schnaken
mit Gesang, Gelächter u. s. w. fehlte es auch nicht. Die Fastnachts-
zeit macht dafür besonders empfänglich. Als Novität brachte
Herr Böttge eine Phantasie über Alk-Heidelberg du feine, von
Herrn Gompf hier, zu Gehör. Es ist nicht ungefährlich, ein
Lied von so geschlossenem Gedanken- und Empfindungsgang, das
eine so entsprechende Vertonung gefunden hat, in einer Phantasie
auseinander zu ziehen und zerflattern zu lassen. Wie geschickt
und wirkungsvoll Herr Gompf sich seiner Aufgabe entledigt hat,
bewies der lebnafke und starke Be fall, den sein Werk fand.
— Zimmerbrand. In der Gaisbergstraße entstand kürzlich
Abends gegen halbst Uhr ein Zimmerbrand. Wie man vermulhek,
hatte ein 3'Z Jahre altes Kind mit Streichhölzern gespielt und
so den Brand hervorgerufen. Das Kind erlitt schwere Brand-
wunden; einiges Mobiliar wurde von dem Feuer ergriffen,
wodurch ein Schaden von ungefähr 150 entstand. Das Feuer
wurde durch die Hausbewohner sofort gelöscht.
** Der Wasserstaus des Neckars war am Samstag soweit
zurückgegangen, daß die Schifffahrt wieder eröffnet werden konnte.
— Unfall. Zwei Schiffer aus Hoßmersheim, die gestern
Abend mit dem Schleppboot, auf dem sie beschäftigt waren,
zu Berg fuhren, glitten aus und fielen ins Wasser, konnten jedoch
von den anderen Mitfahrenden sofort gerettet werden.
— Polizeibericht. Am SamSlag und Sonntag wurden drei
Personen wegen Bettelns und zwei wegen Diebstahls verhaftet;
acht Personen kamen wegen Ruhestörung, eine wegen Körper-
verletzung und eine wegen Sachbeschädigung zur Anzeige.
'? Aus dem Amtsbezirk Heidelberg 23. Jan. InDitSberg
hat sich »in Samstag der schon b-jahrre, verheirathetc Koro-
macher Sensen erhängt; die Thal wurde bald bemerkt und
der Erhängte abgelchnttieii; er starb bald daraus. Grund ,
zur Tbai soll «chwermuih sein.
L6 Mannheim, 26. Jan. Der Streik der Former- und
Gietzereiarbeiter bei der Firma Gebr. Neuling scheint dem
Ende nahe zu sein. Die Ausständigen verlangen nur noch, daß
die Firma den Akkordardeitern einen festen Taglohn gewährleistet-
damil der Arbeiter, wenn er Ausschuß hat, doch wenigstens aus
einen auskömmlichen Lohn rechnen kann. In der letzten Ver'
sammlung stimmten von 90 Arbeitern 65 für, 24 gegen die
Weiterführung des Streiks.
Karlsruhe, 23. Jan. Wir lesen in der N. Bad. Landesztg-'
Vor etwa zwei Jahren machte eine unliebsame Geschichte iü
Theaterkreisen vieles Aufsehen. Generalmusikdirektor Mottl'
bezw. dessen Gemahlin, erhielt fortgesetzt anonyme Sendung^
nicht näher zu bezeichnender Art, denen später auch noch ver-
leumderische Schreiben an die Generaldireklton folgten. RunmeM
ist man der Thäterin auf die Spur gekommen; es ist die Cho*'
s ä n g e r i n L i n a H a g e n, die sofort vom Dienst suspendn-
worden ist. Von betheiligter Seile hat man von einer stcai^
rechtlichen Verfolgung Abstand genommen. An der ganze»
schändlichen Geschichte bleibt jetzt wenigstens das Erfreulich^'
daß eine Reihe von Personen, die man fälschlich im Verdaust
der unwürdigen Machenschaften hatte, nunmehr glänzend gerecht
fertigt wurden.
ö.6. Karlsruhe, 26. Jan. Der Großh. Oberschulrath un^
das kath. Lladipsarramr wurden vom Sladtrath ersuch'
die Enthebung des Kaplans A n s e l m e n t
seinem Amte als R e lig , on s le h re r an städtisch
Schulen Herbeizuführen, weil er gelegentlich des Religion".
Schulen yeroeizurugre», ivcir er gelegentlich oes vrerigi-"',,
unierrichts sich grober Ausschreitungen bei kör p e
licher Züchtigung von Schülern schuldig macS'^
cn -i^-^,n-.r^ir!Kr Weise, gehässig
nnien aus sprach und».,
war n le, mit protestan -
sich mehrmals in ärqernißerregender
Weise über die P rote sin
katholischen Ki no er davoc w-.
s ch e n Kindern zu v er ke h r e n. §
Karlsruhe, 23. Jan. Geb. Finanzrath Gutmann
hcute Avend im Hottheater vom Schlage gerührt und st o „x
alsvald oarau». Der so plötzlich aus dem Leben Abberutt §
wurde 1833 in Karlsruhe redoren und lrar Anfangs^,
80er Iahte infolge eines Augenleidens in den Ruhe»" „p
Er war em eifriger Anhänger der Nationall. ParM -
den Eingeborenen gefallen. Oberstabsarzt Dr.
Plehn, früher in Kamerun, wohnt jetzt in Lübeck. Ueber
den Tod Dr. Plehns macht die Nordd. Mg. Ztg. fol-
gende näheren Angaben: Nach einem Telegramm des
Gouverneurs von Kamerun wurde Oberleutnant im
reitenden Feldjägerkorps Plehn von einem Pfeile getroffen,
dessen Spitze offenber vergiftet war. Ter den Leut-
nant Plehn begleitende Lazarethgehilfe Peter führte die
Expedition zurück und traf mit derselben am 25. Dezemb.
1899 auf der Station am Flusse Ngeko wohlbehalten ein.
Plehn hatte in seinem letzten Bericht die Absicht ausge-
sprochen, nach Regelung der Verhältnisse in der Umgebung
der von ihm gegründeten Station wollte er eine Expedition
nach Norden, den Flußlauf entlang, unternehmen.
— Die Nordd. Allg. Ztg. theilt mit: Pekinger Tele-
gramme melden, die Provinz Schantung wurde
abermals von einer aufstä n d isch e n Bewegung durch-
zogen. Dadurch wurden die deutschen Ei send ahn-
arbeiten bei Kau mi in Mitleidenschaft ge-
zogen und angesichts der drohenden Haltung des auf-
rührerischen Gesindels gegen Mitte Januar unterbrochen.
Indessen werden die Unruhen bei Kaumi von europäischer
Seite als n-cht bedenklich bezeichnet. Immerhin hat die
chinesische Regierung auf Veranlassung des deutschen
Gesandten Truppen entsandt und dem Gouverneur
von Schantung Schutzmaßregeln auftragen lassen. Sie
hofft, daß es dem neuen Gouverneur, der als
menschenfreundlich und thatkräftig gilt und auch über ver-
hältnißmäßig gute Streitkräfte verfügt, bald gelingt, der
Bewegung wieder Herr zu werden und die Wiederauf-
nahme der deutschen Bahnarbeiten zu ermöglichen.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Hof-Ansage. Wegen Ablebens Ihrer Hoheit der
HerzoginAdelheidzuSchleswig-Holstein-Augusten-
burg geb. Prinzessin zu Hohenlohe-Langenburg
legt der Großherzogliche Hof die Trauer auf 14 Tage bis zum
8. Februar an, und zwar vom 26. Januar — mit Ausschluß
des 27. Januar — bis 2. Februar nach der 3., vom 3. Februar
bis zum 9. Februar einschließlich nach der 4. Stufe der Trauer-
ordnung. Karlsruhe, den 26. Januar 1900. Grobherzogliches
Oberslkammerherrn-Amt. Freiherr von Gemmingen.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog habe» den
Landgerichtsralh Raimund Scherer in Mosbach mit Wirkung
vom Tage des Dienstantritts zum Untersuchungsrichter bei diesem
Gerichtshöfe ernannt und den Gerichtsschreiber Adolf Hauser
beim Amtsgericht Schopfheim auf sein Ansuchen unter Anerkennung
seiner langjährigen treuzeleistcten Dienste wegen leidender Ge-
sundheit und vorgerückten Alters in den Ruhestand versetzt.
— VerwaltungSassistent Max Friede! an der Heil- und
Pflcgeanstalt Jllenau wurde zum etatmäßigen Buchhalter an
dieser Anstalt ernannt, dem Finanzassistenlen Karl Jo ho an der
Heil- und Pslegeanslalt Jllenau wurde die etatmäßige Stelle
eines Verwaltungsassistenten an dieser Anstalt übertragen.
Karlsruhe, 27. Jan. Der Großherzog und die
Großherzogin begaben sich heute Vormittag gegen 10
Uhr in die evangelische Stadtkirche und wohnten daselbst
dem Hauptgottesdienst zu Ehren des Geburtstages des
Kaisers und Königs an. Mit den höchsten Herrschaften
erschienen in der Hoftribnne Prinzessin Wilhelm, Prinz
Max, Prinz Karl und Fürstin Sophie zur Lippe. Nach
dem Gottesdienst versammelten sich sämmtliche höchsten
Herrschaften im Großh. Schlosse. Der Großherzog begab
sich sodann mit den Prinzen Max und Karl auf den
äußeren Schloßplatz, wo die gesammte Garnison zur Pa-
rade aufgestellt war. Der commandirende General, General
der Kavallerie v. Büiow hielt eine Ansprache an die ver-
sammelten Truppen und brachte das Hoch auf Se. Majestät
den Kaiser aus. Darnach fand der Vorbeimarsch statt
und nach demselben die Paroleausgabe vor versammeltem
Offizicrcorps, bei welcher die neuesten Beförderungen und
Ordensverleihungen verlesen wurden. Der Großherzog
nahm sodann Meldungen von beförderten und dekorirten
Offizieren entgegen. Im Großh. Schlosse waren um die
Großherzogin die fürstlichen Damen, die Damen und Her-
ren des Hofstaates, die Gemahlinnen der Generale, der
König!. Preuß. Gesandte v. Eisendecher, der Kaiserl. Ruff.
Geschäftsträger von Eichler und Gemahlin und Minister
von Brauer mit Gemahlin versammelt und besichtigten an
den Fenstern die Parade.
Ausland.
Oesterreich. Prag, 27. Januar. Auf der Strecke
Cham-Koetzing wurde wegen Kohlenmangels der
Wagenladungsverkehr eingestellt. In Kaaden, Falkenau,
Rokützen und MieS ist die Lage unverändert. Die Ruhe
ist nicht gestört. Im Brüxer Bezirk wird in drei Schäch-
Sonate von Richard Strauß gewählt. Der Opuszahl nach muß
es eine frühe Arbeit dieses jüngsten Stürmers sein; darum ist es
aber doch eine Vollreife Schöpfung. Die beiden ersten Sätze sind
von überraschender Schönheit. Der erste, knapper in der Form,
der zweite eine ganz lose Phantasie, reißen geradezu hin durch
ihre Fülle schöner Gedanken und ihre meisterhafte Arbeit. Der
dritte nimmt einen großartigen Anlauf, ist aber zu sehr zersetzt
durch phrasenhaftes Passagenwcrk.
Herr Seelig spielte seinen Part vollendet; in gleich rühmlicher
Weise wurde Herr Grau der zum Theil sehr schwierig gesetzten
Violinstimme gerecht. Im zweiten Satz hätte diese mehr hervor-
treten können.
Mozarts O-woU-Quartett brachte in den trüben Wintertag
Helle Sonne und lachenden Frühling. Die Ausführung (außer
den Genannten die Herren Brumm und Hoffman») war eine
frische und temperamentvolle.
Ganz besonders muß Herrn Seeligs Spiel hervorgehoben
werden. Diese perlende, leicht beschwingte Art, mit der er
Mozarts Grazie dahinschweben läßt, ist eine beneidenSwerthe
Spezialität des Konzertirenden.
Dieses Mal erklang eine Altstimme zwischen den Jnstrmnental-
nummern. Es ist eine sehr schöne und kräftige Stimme, über
welche Frl. Irma Harden verfügt. Die Klangschönheit kommt
besonders gut zur Geltung, da die Sängerin eine mustergiltige,
vornehme und ausgeglichene Gesangstechntk besitzt. Bon den
Liedern wirkte am meisten die mit vieler Wärme vorgelragene
Abendempfindung von Mozart. Den Schluß bildeten drei
Beethovenlieder mit Klavier, Violine und ViolouceU aus der
Sammlung jener eigenartig umgestalteten englischen Lolksgesunge.
Ueberrascht hat es, in dem irischen Volkslied die „Letzte Rose"
mit kleinen Modifikationen wieder zu finden. Dr. 8.
teu gearbeitet. In Kommotau beginnt sich die Lage zu
bessern. Zwei Arbeiter wurden wegen Drohungen ver-
haftet. Im Duxer Bezirk wurden 1160 Arbeiter entlassen.
Im Bahnhof zu Pilsen wurden drei Kohlenwagen voll-
tändig, drei andere tbeilweise ausgeplündert. Militär
mußte einschreiten. In Tropvau ist alles unverändert.
Wien, 26. Jan. In der heutigen Sitzung des Ge-
meinderats, der fast alle Mitglieder der Opposition fern-
blieben, erklärte auf eine Anfrage in Betreff der Kohlen-
stage der Vicebürgermeister Strobach, es bestehe thatsäch-
lich die Gefahr einer Kohlenno th in Wien. Er sei
bereis aus diesem Grunde um Abhilfe und Beilegung des
Ausstandes an die Regierung herangetreten.
Wien, 27. Jan. Die Wiener Abendpost meldet:
Bei den gestern vom Seklionschef Blumfeld mit den G e-
werken des Kladnoer Reviers geführten Verhandlungen
erklärten sich die Besitzer der Werke schließlich bereit, das
Einigungsamt zu beschicken, jedoch mit der ausdrück-
lichen Erklärung, daß dies nur ein Akt des Entgegen-
kommens sei gegenüber dem Wunsche der Regierung; die
Gewerke erklärten jedoch gleichzeitig im voraus, daß sie
auf die Forderungen der Arbeiter, soweit sie bis heute be-
kannt seien, nicht entgehen könnten. Sie werden dies auch
vor dem Einigungsamte erklären.
Frankreich. Paris, 27. Januar. Dienstag Abend
ind mit dem Postdawpfer „Jangtsekiang" wieder zahlreiche
Freiwillige für die Burenarmee nach Südafrika
abgegangen; unter ihnen der pensionirte Major der
Marineartillerie Eybert, der sich im Feldzug gegen
Behauzin unter General DoddS ausgezeichnet hat und ein
Vetter des Präsidenten Loubet ist. Mit ihm
zusammen ein Artilleriehauptmann, ein Leutnant, 24 ehe-
malige Unteroffiziere der französischen Armee, 2 deutsche,
2 irische, 1 holländischer und 2 russische Offiziere.
Zwischen den französischen und deutschen Offi-
zieren (welch letztere natürlich der aktiven Armee nicht
mehr augehöre») herrschte von Anfang an eine herzliche
Kameradschaft. Man reichte sich bei der gegenseitigen
Vorstellung die Hand und gelobte sich, treue Kameradschaft
zu halten. Auf ministerielle Veranlassung hat der Präfekt
der Rbone an der Abfahrt einen Hafenkommissar an Bord
geschickt, um die nach Transvaal abgehenden Passagiere
darauf aufmerksam zu machen, daß sie in Lorenzo Mar-
quez auf Schwierigkeiten stoßen würden, denn der derzeitige
französische Konsul habe die Regierung benachrichtigt, daß
die hier gelandeten Passagiere die Stadt nicht verlassen
dürften, um zu den Puren zu stoßen, da die portugiesischen
Behörden ihre von Soldaten bewachte Grenze nicht über-
schreiten ließen. Durch die Mahnung hat sich aber Nie-
mand von seinem Vorhaben, den Buren zu Hilfe zu
kommen, abbringen lassen.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 29. Januar
** Die Königin von Württemberg traf am Samstag Abend
8 Uhr 41 Min. hier ein und reiste 8 Uhr 50 Min. über Frank-
furt nach Arolsen weiter.
U Von der Universität. Der zum Prorector für das
Studienjahr 1900/1 gewählte Herr Hofralh Stengel bat an
die Negierung das Gesuch gerichtet, mit Rücksicht auf sein
Augenleiden die auf ihn gefallene Wahl ablehneu zu dürfen.
Von der Regierung ist das Gesuch genehmigt worden. Eine
neue Wahl ist auf nächsten Samstag Nachmittag anberaumt.
* Feier von Kaisers Geburtstag. An dem zu Ehren von
Kaisers Geburtstag am Samstag Nachmittag im „Prinz Carl"
veranstalteten Festmahl betheibglen sich 140 Personen. Den
Trinkspruch auf den Kaiser brachte der Prorector, Herr Hofrath
Osthoff, aus. — In der Harmonie hielt der Krieger-
Verein gestern Abend seinen Kaiserball ab. Derselbe war sehr
zahlreich besucht. Der zweite Vorstand des Vereins, Herr Hefft,
brachte das Hoch auf den Kaiser aus. — Der Geburtstag des
Kaisers ist im ganzen Lande in der üblichen Weise gefeiert
worden. Auf einzelne Feiern einzugehen, wird man uns er-
lassen; an der locale» Feier hier kann sich ein Jeder abnehmcn,
wie es anderwärts zugegangen ist. Sehr hübsch war wieder die
Rede auf den Kaiser, die der Staatsminister Nokk auf dem sogen.
Beamlenessen in Karlsruhe hielt, -sie hat außerdem den Vorzug
der Kürze. Wir werden sie morgen im Wortlaut nachtragen.
Auch die Rede des kommandirendeu Generals auf den Groß-
herzog bat sehr gefallen.
O Jubiläum. Die Lokomotivführer Herren Heinrich Kunz
und Peter Hebert begingen am Samstag ihr 25jähriges Dieust-
jubiläum mit einer vom hiesigen Lokomotiv-Beamien-Verein ver-
anstalteien Feier in de: Westendhalle. Die Feier verlief sehr
hübsch und bot manche Anregung und Abwechslung. Zahlreiche
Begrüßungstelegramme kamen zur Verlesung. Die Heidelberger
Liederhalle und die Teutoniakapelle trugen zur Verschönerung der
Feier bei.
Oj Kauf«. Verein. Gestern hielt auf Veranlassung des
Kaufmännischen Vereins Herr N. Laube vom Institut Kosmos
in Leipzig im Prinz Max einen Vortrag über das Thema:
„Ein Tag auf dem Mond" mit Lichtbildern. Redner gab
zuerst einen Ueberblick über unser Planetensystem, erklärte dann
dessen Entstehe» nach dem Kant-Laplace'schen Gesetz und ging
hierauf zu seinem eigentlichen Thema über. Mit kurzen, bündigen
Worten schilderte er, wie unsere Phantasie sich »ach dem heutigen
Stande der Wissenschaft die Mondobeifläche, die etwaige Be-
wohntheit des Mondes, kurz den Mond vorzustellen hat. Diese
Erklärungen wurden nun durch eine große Anzahl trefflicher
Zeichnungen unterstützt, so daß man sich leicht eine Vorstellung
des Mondes machen konnte. Redner führte auch aus, daß
Mangels einer Atmosphäre ein organisches Leben auf dem
Monde undenkbar ist, daß wir uns im Monde das lodte Gerüst
eines Himmelskörpers vorzustellcn haben. Zum Schluß zeigte
Herr Laube noch einige Photographien des Mondes, wie sie in
der neuern Zeit auf unseren Sternwarten hergestellt werden-
Reicher Beifall lohnte den Redner für seinen interessanten Vor-
trag und Jedermann wollte sich schon entfernen, doch Herr Laube
hatte eine kleine Ueberraschung mitgebracht. Da das allgemeine
Interesse heute auf den südafrikanischen Krieg gerichtet ist, so
glaubte Vortragender, es würde nicht ungern gesehen werden,
wenn er mit seinem Projektionsapparate noch einige Ansichten
des Landes, sowie KriegSscencn rc. an die Wand werfe; auch die
Porträts der hervorragendsten Persönlichkeiten des Krieges fehlten
nicht. Er hatte richtig geurtheilt, denn reicher Beifall lohnte ihn
auch für den zweiten Theil seines Vortrags. Man wird Herrn
Laube hier gewiß in dankbarer Erinnerung behalten.
8 Liederkranz. Gestern Abend hielt in seinem Vereinslokale
der Liederkranz einen närrischen Herrenabend ab. Me
Mitglieder waren zu diesem Herrenabend zahlreich herbeigeströmt,
um in dem Reich, in welchem Prinz Carueval als zweifellos
glücklichster, sorgenlosester Herrscher thront, einige amüsante
Stunden zu verleben. Der Eintrittspreis bestand in der Er-
! Werbung der üblichen bunten Narrenkappe, ohne welche Prinz
Carneval Niemanden in sein Reich einläßt. Für diesen Herren-
abend hatte die Vergnügungskommission ein sehr reichhaltiges
Programm aufgestellt. Humor, Witz und Heiterkeit feierten gestern
im Licderkranz Triumphe. Eingeleitct wurde der närrische Herren-
abend durch den Vortrag einiger MusikpiScen und einem mit
Humor gewürzten Prolog, welcher mit stürmischem Beifall aus-
genommen wurde. Der Abend wurde dann mit humoristischen
Einzelvorträgen, Duetten, Terzetten, Männerchören, allgemeinen
Liedern nnd Musikstücken reich ausgefüllt. Besonders hervorge-
hoben seien die Vorträge „Der fliegende Student", Terzett, „Die
Jule", Duett und die beiden „Riesenwickelkinder", welche den an-
wesenden Narren wahre Lachsalven entlockten. Zum Schluß
produzirte sich noch ein Schnellmaler, welchem es gelingt, in
wenigen Minuten eine hübsche Landschaft herzustellen. Der musi-
ka'ische Theil wurde von der närrischen Hauskapelle bestens aus-
geführt. Allen Mitwirkenden, wurde für ihre Darbietungen reicher
Applaus zu Theil. So flössen gestern oie Stunden froh und
heiter in dem vom Geiste der ächten Earnevalslust durchwehten
Raum dahin. In vorgerückter Stunde trennte man sich, höchst
zufrieden mit dem, was der Liederkranz seinen Mitgliedern ge-
boten hatte.
^ Allgemeine Gastwirthsversammlung. Im Einvernehmen
mit dem Wirthsverein Heidelberg wird Mittwoch, den 11. Jan. d. I.,
NochmitlagS 3 Uhr, eine allgemeine Gastwirlheversammlung hier
im Saale des Prinzen Max stallfindcn, in welcher x crr Direktor
und Stadtverordneter C- Re in ein er von Darmstadt einen
Vortrag über die Bestrebungen und Erfolge der Gastwirthe-
Vereine und -Verbände und die Lage des Gastwirlhestandes,
sowie über die Stcrbetasse des Bundes deutscher Äastwirthe
Hallen wird. Es soll dadurch den Gastwirthen Gelegenheit ge-
geben werden, diese Bestrebungen aufs eingehendste kennen zu
lernen Daß die Gastwirthe-Verbände und -Vereine durch ihre
Einigkeit und ihr gemeinsames Zusammenwirken bereits manchen
Erfolg errungen und auch viel für den Gastwirthelland gethan ;
haben, dürfte wohl allbekannt sein. Auch die Sterbekasse des
Bundes deutscher Gastwirthe hat durch ihre besonderen Vorzüge
überall die größte Anerkennung gefunden; ihr segensreiches
Wirken (sie bat über 1100000 in 7 Jahren für Sterbegelder
ausbczahlt) sichert ihr die Herzen der Frauen und Angehörigen
des Gastwstthcstandes, für deren Schutz sie errichtet wurde. Der
Reservefond dieser Kasse beträgt zur Zeit ca. 530000, auch
sind der Kasse die für ganz Deutschland gültigen Rechte der
juristischen Person durch den Großherzog Ernst Ludwig von
Hessen verliehen worden. So bringt die Zugehörigkeit zum
Gastwirlheverband und dessen Sterbekaffe jedem Gastwirthe ganz
befände,e Vortheile und zugleich seinen Angehörigen Schutz und
Beruhigung, weshalb es im eigenen Interesse aller Gastwirthe
liegen dürfte, dieser Versammlung anzuwohncn und sich von den
guten Bestrebungen des Verbandes zu überzeugen.
^ Böttge'Concrrt. Das gestern Nachmittag im Saalbau ab-
gchallene Böllge-Concen war überaus zahlreich besucht. Schon
lange vor Beginn desselben waren Saal und Gallene bis auf
den letzten Platz besetzt. Man ersieht hieraus, wie gerne
solche Sonntag - Nachmittags - Concerte besucht
werden. Sie sind weit mehrBedürfniß als manche
andere Mustkanfführung, die hier stattfindet. Mag auch der Name
Böttge eine besondere Anziehungskraft entwickelt haben, so ist es
nach den Erfahrungen, die aus anderen Städten vorliegen,
zweifellos, daß jedes „gute Concert mit Restauration" im Saalbau
an den Sonntag-Nachmittagen im Winterhalbjahr starken Zuspruch
finden würden. Solche Veranstaltungen sind ein Bedürfniß für
Familien, die ihren Sonntag-Nachmittag angenehm verbringen
wollen, ohne zu große Ausgaben zu machen. Das Theater hat
von solchen Concerten keine Konkurrenz zu befürchten. Es war
gestern ebenso anSoerkauft wie der Saalbausaol. Herr Böttge
erntete hier gestern wieder großen Beifall. Sein Programm
war recht hübsch und abwechsiungsvoll. An musikalischen Schnaken
mit Gesang, Gelächter u. s. w. fehlte es auch nicht. Die Fastnachts-
zeit macht dafür besonders empfänglich. Als Novität brachte
Herr Böttge eine Phantasie über Alk-Heidelberg du feine, von
Herrn Gompf hier, zu Gehör. Es ist nicht ungefährlich, ein
Lied von so geschlossenem Gedanken- und Empfindungsgang, das
eine so entsprechende Vertonung gefunden hat, in einer Phantasie
auseinander zu ziehen und zerflattern zu lassen. Wie geschickt
und wirkungsvoll Herr Gompf sich seiner Aufgabe entledigt hat,
bewies der lebnafke und starke Be fall, den sein Werk fand.
— Zimmerbrand. In der Gaisbergstraße entstand kürzlich
Abends gegen halbst Uhr ein Zimmerbrand. Wie man vermulhek,
hatte ein 3'Z Jahre altes Kind mit Streichhölzern gespielt und
so den Brand hervorgerufen. Das Kind erlitt schwere Brand-
wunden; einiges Mobiliar wurde von dem Feuer ergriffen,
wodurch ein Schaden von ungefähr 150 entstand. Das Feuer
wurde durch die Hausbewohner sofort gelöscht.
** Der Wasserstaus des Neckars war am Samstag soweit
zurückgegangen, daß die Schifffahrt wieder eröffnet werden konnte.
— Unfall. Zwei Schiffer aus Hoßmersheim, die gestern
Abend mit dem Schleppboot, auf dem sie beschäftigt waren,
zu Berg fuhren, glitten aus und fielen ins Wasser, konnten jedoch
von den anderen Mitfahrenden sofort gerettet werden.
— Polizeibericht. Am SamSlag und Sonntag wurden drei
Personen wegen Bettelns und zwei wegen Diebstahls verhaftet;
acht Personen kamen wegen Ruhestörung, eine wegen Körper-
verletzung und eine wegen Sachbeschädigung zur Anzeige.
'? Aus dem Amtsbezirk Heidelberg 23. Jan. InDitSberg
hat sich »in Samstag der schon b-jahrre, verheirathetc Koro-
macher Sensen erhängt; die Thal wurde bald bemerkt und
der Erhängte abgelchnttieii; er starb bald daraus. Grund ,
zur Tbai soll «chwermuih sein.
L6 Mannheim, 26. Jan. Der Streik der Former- und
Gietzereiarbeiter bei der Firma Gebr. Neuling scheint dem
Ende nahe zu sein. Die Ausständigen verlangen nur noch, daß
die Firma den Akkordardeitern einen festen Taglohn gewährleistet-
damil der Arbeiter, wenn er Ausschuß hat, doch wenigstens aus
einen auskömmlichen Lohn rechnen kann. In der letzten Ver'
sammlung stimmten von 90 Arbeitern 65 für, 24 gegen die
Weiterführung des Streiks.
Karlsruhe, 23. Jan. Wir lesen in der N. Bad. Landesztg-'
Vor etwa zwei Jahren machte eine unliebsame Geschichte iü
Theaterkreisen vieles Aufsehen. Generalmusikdirektor Mottl'
bezw. dessen Gemahlin, erhielt fortgesetzt anonyme Sendung^
nicht näher zu bezeichnender Art, denen später auch noch ver-
leumderische Schreiben an die Generaldireklton folgten. RunmeM
ist man der Thäterin auf die Spur gekommen; es ist die Cho*'
s ä n g e r i n L i n a H a g e n, die sofort vom Dienst suspendn-
worden ist. Von betheiligter Seile hat man von einer stcai^
rechtlichen Verfolgung Abstand genommen. An der ganze»
schändlichen Geschichte bleibt jetzt wenigstens das Erfreulich^'
daß eine Reihe von Personen, die man fälschlich im Verdaust
der unwürdigen Machenschaften hatte, nunmehr glänzend gerecht
fertigt wurden.
ö.6. Karlsruhe, 26. Jan. Der Großh. Oberschulrath un^
das kath. Lladipsarramr wurden vom Sladtrath ersuch'
die Enthebung des Kaplans A n s e l m e n t
seinem Amte als R e lig , on s le h re r an städtisch
Schulen Herbeizuführen, weil er gelegentlich des Religion".
Schulen yeroeizurugre», ivcir er gelegentlich oes vrerigi-"',,
unierrichts sich grober Ausschreitungen bei kör p e
licher Züchtigung von Schülern schuldig macS'^
cn -i^-^,n-.r^ir!Kr Weise, gehässig
nnien aus sprach und».,
war n le, mit protestan -
sich mehrmals in ärqernißerregender
Weise über die P rote sin
katholischen Ki no er davoc w-.
s ch e n Kindern zu v er ke h r e n. §
Karlsruhe, 23. Jan. Geb. Finanzrath Gutmann
hcute Avend im Hottheater vom Schlage gerührt und st o „x
alsvald oarau». Der so plötzlich aus dem Leben Abberutt §
wurde 1833 in Karlsruhe redoren und lrar Anfangs^,
80er Iahte infolge eines Augenleidens in den Ruhe»" „p
Er war em eifriger Anhänger der Nationall. ParM -