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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 (1. März 1900 - 31.März 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0252

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bühne zurückzuziehen. Ficser hat diese Ansicht auf dem i
Festessen, das der letzten Sitzung des Ausschusses der bad.
nat.-lib. Partei folgte, selbst geäußert und dabei zugleich
Geh. Rath Prof. Dr. Meycr als denjenigen bezeichnet, der
berufen sei, die führende Rolle in der national-lib. Partei.
Badens einzunehmen.
Bayern. München, 2. März. Der Minister-
präsident v. Crailsheim zog sich durch Ausgleiten auf
der Straße eine Luxation der Hüfte zu, welche ihn auf
einige Tage an das Bett fesseln wird.

Aus der Karlsruher Zeitung.
Mit Entschließung Großh. Ministeriums des Großh.
Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten wurde Ex-
peditionsassistent Julius Scbmid in Mosbach aus An-
suchen unter Anerkennung seiner langjährigen treuen Dienste
in den Ruhestand versetzt.
Ausland.
England. Der häufig in England sich aufhaltende
Kronprätendent, Herzog von Orleans, hatte an den
französischen Zeichner Willette, der die Königin von Eng-
land so schmählich beleidigt hat, ein Glückwunschschreiben
gerichtet. Als die Sache ruchbar wurde, leugnete er den
Brief ab. Nun ist dieser aber von Willette veröffentlicht
worden und der Herzog weiß nichts darauf zu sagen. Wie
der Figaro aus London meldet, dürften die Klubs, denen
der Herzog von Orleans angchört, gezwungen sein, gegen
ihn von den Bestimmungen Ihrer Statuten Gebrauch zu
machen.
Italien. Rom, 2. März. Der Papst empfing
heute, an seinem 90. Geburtstag und dem 22. Iah res-
tag seiner Erwählung, die Cardinäle und übrigen
höheren geistlichen Würdenträger. Der Cardinal Oreglia
hielt eine Ansprache, in der er Gott dankte, daß er dem
Papste ein so langes Leben verliehen habe. In seiner
Antwort erklärte der Papst, die Kundgebungen zur Bruno-
Feier seien nicht römisch, wenn sie auch in Rom statt-
gefundcn hätten; er lichte an alle die Forderung, Gott zu
bitten, daß er dem blutigen Kriege in Südafrika ein Ende
mache. Schließlich gab der Papst den Anwesenden seinen
Segen. Später fand ein längerer Empfang statt.
Die Bestattung Georg Meyers.
A Heidelberg. 3. März.
In der Aula der Universität fand gestern Nachmittag um
3 Uhr die Trauerfeier zu Ehren des verstorbenen Geh. Raths
Prof. Dr. Georg Meyer statt. Neben dem gesammten Lehr-
körper der Universität und einer großen Anzahl von Studenten
nahmen daran Theil: Geh. Leg.-Rath v. Babo als Vertreter
des Großherzogs, Minister v. Brauer als Vertreter des
Staatsministeriums. Oberschulrathsdirektor Dr. Arnsperger;
von der Ersten Kammer: Prinz Carl von Baden. Freiherr
Franz v. Bodman, Frbr. v. Berckheim, Graf Andlaw,
Präsident Schenkel, Geh. Hofrath Rümelin, Graf von
Hennin, Graf Helmstett; von der Zw-iten Kammer: Prä-
sident Gönner, die Abgg. Höring. Müller (Weinheim).
Obkircher, Pfefferte, Schmtd, Hetmburger; vom
Reichstag die Abgg. Bassermann. Beck und Blanken-
born; vom Landesausschub der nat.-lib. Partei: Rechtsanwalt
Dr. Binz ^Karlsruhe): ferner Vertreter der juristischen Fakul-
täten in Freiburg und Jena, das Offiziercorps und die Vertreter
der fiaaatlichen und der ftädt. Behörden, sowie sonstige Freunde
und Verehrer des Verblichenen.
Ein Choral von Joh. Seb. Bach, gesungen vom Bachverein
und dem akademischen Gesangverein, leitete die Feier ein. Im
Anschluß daran sprach Herr Stadtpfarrer Schwarz. Mit er-
greifenden Worten hob er das unermüdliche, arbeitsfreudige
Wirken des Verblichenen im Dienste der Wissenschaft und des
öffentlichen Lebens heivor, das ihm ein ehrenvolles Andenken
und den Dank seiner Mitbürger für immer gesichert habe. Hierauf
folgte die Gedächlnißrede des Herrn Prof. Dr Jellinek.
Dieser gab zunächst dem Schmerz und der Trauer Ausdruck, die
in der Stadt allgemein herrschen ob des jähen Todes des mit
Recht so beliebten Mannes, der wohl Gegner, nie aber Feinde
gehabt habe. In kurzen Zügen zeichnete er dann ein Lebensbild
des Verstorbenen und rühmte dessen ungemeine Bedeutung für
die juristische Wissenschaft, in der er sich schon als junger Mann
durch Herausgabe bedeutender staatsrechtlicher Werke einen Namen
verschafft habe. Seine literarischen Hauptwerke, die Lehrbücher
des SlaatSrechtes und des VerwaltungSrechtes, die beide schon
mehrere Auslagen erlebt haben , sicherten ihm einen Platz
unter den hervorragendsten Gelehrten auf diesem Gebiete.
Des Verstorbenen thätigeS Handeln auf politischem Gebiete und
feire segensreiche Arbeit als Abgeordneter sei ja bekannt; doch
auch als Mensch habe Georg Meyer nur gute Eigenschaften be-
sessen. Er sei eine durchaus edle und vornehme Natur gewesen,
wohlthätig und hilfsbereit, wo er helfen konnte. Seine glückliche
Ehe sei nur durch ein Ereigniß getrübt worden, durch den Tod
feines einzigen Sohnes, den er nie ganz verschmerzen konnte.
Ohne einen ehrgeizigen Hintergedanken sei Meyer sür das, waS
er für gut hielt, eingelreten, und habe die vielen Auszeichnungen,
die ihm zu Theil wurden, als wohlwollende Anerkennung hin-
genommen. Stets werde er unter den zahlreichen bedeutenden
Gelehrten, die je der Ruperto Carola angehörten, als einer der
bedeutendsten genannt werden. Ein Vortrag des akademischen
Gesangvereins und des BachvereinS bildete den Schluß der er-
hebenden Feier.
Die Trauerversammlung ordnete sich danach auf dem Ludwigs-
Platz zum Zuge nach dem Friedhof. Gegen Vr^Uhr setzte der Zug sich,
während et scharfer Wind mit zetiweisem Schneegestöber durch
die Gassen fegte, in Bewegung. Voran schritt die Trauermustk,
dann folgten zwei Oberpedelle mit den florumhüllten Szeptern
der Universität, dann die Studentenschaft mit den Fahnen der
verschiedenen Korporationen, hierauf die Angehörigen des Ver-
storbenen, der Prorektor und der Exprorektor mit dem Vertreter
des Großherzogs, den Vertretern der Gr. Staatsregierung, den
Mitgliedern der Landstände, den Abgesandten auswärtiger Uni-
versitäten, sowie den Spitzen der Behörden, die akademische
Korporation nach Fakultäten, unter Voltritt der juristischen
Fakultät, das Ofsiziercorps, die Mitglieder der Großh. Staats-
behörden, Lehranstalten, städtischen Behörde» und der Geistlichkeit,
die übrigen Freunde und Bekannten des Verstorbenen. Der Zug
bewegte sich vom Ludwigsplatz durch die Grabengaffe, Leopold-
straße und Gaisbergstraße nach dem Friedhof.
Gegen 5 Uhr langte der Zug in der Friedhofskapelle an.
Dort war inzwischen der mit Kränzen über und über bedeckte
Sarg mit der Hülle des Entschlafenen aufgestellt. Unter den
Kränzen bemerkten wir einen von der Prinze,stn Wilhelm, vom
Prinzen Carl und der Gräfin Rhena, vom Offizierkorps des
hiesigen Bataillons, von der Museumsgesellschafr, vom national-
liberalen Verein Eberbach, von der hiesigen sozialökonomiischen
Vereinigung und von den Mitgliedern des staatswissenschaftlichen
Seminars. Der Großherzog hatte einen schönen Kranz in die
Wohnung des Verblichenen gesandt.
Tie Feier in der Friedhofskapelle wurde mit einem
von Stadlpfarrer Schwarz gesprochenen Gebet eingeleiiet, dann

erfolgte die Niederlegung der Kränze. Zuerst trat Se. Großh.
Hoheit Prinz Carl vor und widmete dem Dahingeschiedenen
ehrende Worte der Anerkennung. Namens der Ersten Kammer,
die durch das frühe Dahinscheiden Meyers tief erschüttert sei,
legte Se. Großh. Hoheit einen Kranz am Sarge nieder. Dann
gab der Prorektor Hofrath Ost hoff in eindrucksvollen Worten
dem Schmerz der Universität darüber Ausdruck, daß ein so reiches
und noch so viel versprechendes Leben in seiner Vollkraft ge-
brochen sei, schmerzerfüllt von dem Verlust, sehe man in ein Va-
caum, dessen Ausfüllung man sich nur schwer vorstellen könne.
Der Redner hob dann die glückliche Begabung Meyers hervor,
seine Vielseitigkeit, die ihm auf den verschiedensten Gebieten ein
eingreifendes Wirken und eine führende Nolle verstattet habe.
Er habe manigfache Beziehungen zu f st allen Fragen de» öffent-
lichen Lebens gehabt, im Reich, Staat, Amtsbezirk und Stadt.
Er widmete ihnen seine reiche Geisteskraft, ohne in die Gefahr
zu kommen sich zu zersplittern und von dem eigentlichen Herd,
seinem Wirken an der Universität, abzukommen. Für die Ehre
und die Würde der Universität habe er stets ein seines Gefühl
gehabt und ihre Interessen stets aufs Beste vertreten. Er sei ein
Mensch im edelsten, vornehmsten Sinne des Wortes gewesen.
Seine Liebenswürdigkeit, seine ungekünstelte Freundlichkeit, seine
Htlfsbereitwilligkeit hätte ihm überall Liebe erwirkt. Er sei auch
ein Kämpfer gewesen, habe als solcher Gegner gehabt, aber keinen
Feind; er kannte nur eine sachliche Gegnerschaft. Im Namen
der Universität dankte Redner dem Verblichenen für Alles, was
er ihr gewesen und legte an seinem Sarge den wohlverdienten
Lorbecrkranz nieder.
Namens der juristischen Fakultät pries Prof. o. Lilien-
thal den großen Gelehrten und ganzen Mann, dem man ein
treues herzliches Andenken bewahren werde. Sind. Münch-
meyer legte dann namens der hiesigen Sludenschaft, Prof.
Rümelin namens der jurist. Fakultät Fretburg, Prof. Rosen-
thal namens der juristischen Fakultät Jena einen Kranz am
Sarge nieder. Oberbürgermeister Dr. Wilckens begleitete die
Kranzspende der Stadt Heidelberg mit folgenden Worten: Dem
ausgezeichneten Gelehrten und berühmten Universitätslehrer,
welcher stets ein warmes Herz für Heidelberg hatte und die viel-
gestaltigen geistigen und wirthschaftlichen Interessen unserer
Stadt nicht nur in der Gemeindevertretung, sondern namentlich
auch als Mitglied der hohen Eisten Kammer während einer
längeren Reihe von Jahren aus's Glücklichste zu fördern wußte,
unserem hochverdienten Mitbürger, welcher unser gelammtes
öffentliches Leben mit einer Fülle von Anregung und Belehrung
zu befruchten verstand, dem treuen Freund und ächten Patrio en,
widme ich namens der Stadt Heidelberg und ihrer Bürgerschaft
in tiefster Trauer und nie verlöschender Dankbarkeit diesen
Abschiedsgruß. Friede seinem Staube, unvergängliche Ehre seinem
Andenken!
Es folgte Landgerichtspräsident S ch e m b e r mit einem Kranz
namens des Landgerichts. Geh. Reg.-Rath Pfister mit einem
solchen namens des Bezirksamts und des Bezirksralbs, ein
Aktiver der Jenenser Burschenschaft Germania, welcher der Ver-
blichene angehört hat. namens dieser, dann ein Vertreter der
hiesigen Franconia. hierauf Geh. Rath Schröder namens der
AUg Heidelberger Burschenschaft. Für das Gymnasium legte
Direktor Böckel einen Kranz nieder, namens der national-
liberalen Partei und Reichstagsfraklion Reichstagsabgeordneter
Bassermann, namens der nationalliberalen Partei Badens
Rechtsanwalt Binz. Es folgte ein Vertreter der 8.6, dann
sprach Stadtrath Ammann namens der hiesigen naiionalltberalen
Partei, hierauf ein Vertreter der nationallib. Partei in Bruchsal
und dann Herr B a s s e r m a n n namens der nakionalliberalen
Partei Mannheim Den letzten Kranz legte Rechtsanwalt Helm
namens der hiesigen juristischen Gesellschaft, deren Gründer und
Präsident der Verblichene gewesen ist, m t der Versicherung
nieder, daß die Gefühle aufrichtiger Verehrung und tief-
empfundener Dankbarkeit, welche die Gesellschaft mit dem Leben-
den verbunden haben, nie verlöschen würden. Dr. Georg Meyer
sei der Begründer und die eigentliche Seele der Juristischen
Gesellschaft gewesen, in welcher er seine glänzenden Eigenschaften,
die er in allen Lebenslagen und Lebensfragen bewiesen, aus's
Herrlichste bewährt habe. Freude und Behagen habe er überall
verbreitet und das lWu omnia morisr bedeute für ihn auch Liebe
und Dankbarkeit, tief eingeschrieben in den Herzen.
Ein von Stadtpfarrer Schwarz gesprochenes Gebet schloß
die Feier in der Kapelle,
Der Sarg wurde dann im feierlichen Zug zum Krematorium
geleitet und dort mit den sterblichen Resten des verblichenen vor-
trefflichen Mannes den Flammen übergeben.
Das Andenken an das Wirken und an die Person Georg
Meyer's bleibt hier unauslöschlich.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 3. März.
* Bestattung. Heute Vormittag wurde die sterbliche Hülle
des Stadtraihs und Landtagsabgeordnelen Lei mb ach im
hiesigen Krematorium den Flammen übergeben. Um halb 1l Uhr
vereinigte sich eine sehr zahlreiche Trauerversammlung in der
Friedhofskapelle am Sarge des Verblichenen. Es befanden sich
darunter Minister Eisenlohr, eine Anzahl von Abgeordneten der
Zweiten Kammer und sehr viele Leidtragende aus allen Schichten
der hiesigen Bürgerschaft. Der altkatholische Pfarrer Bauer von
Mannheim verrichtete die kirchlichen Zeremonie», dann wuiden mit
ehrende' Worten für den Verstorbenen zahlreiche Kranzspenden an
dem Sarg niedergelegt. Oberbürgermeister Dr Wilckens legte einen
solchen namens der Stadt nieder, Geh. Rey. Rath Pfister namens des
Bezirksraths, Direktor Thorbecke und Direktor Wittmann namens
der Töchter- bezw. der Oberrealschule, deren Beirath der Ver-
blichene war, Kammerpräsident Gönner namens der Zweiten Kam-
mer, die Abgg. Frank und Wittum namens der natlib. Fraktion
der Kammer bezw. des engeren Ausschusses der nationallib. Partei,
Stadtrath Ammann namens der hiesigen nationallib. Partei,
Herr Aug. Stoll namens des Feuerbestattungsvereins, Apotheker
Dr. Glassner namens der badischen Apotheker-Vereinigung und Apo-
theker Braun aus Mannheim namens des dortigen Apotheker-
vereins. Aus allen Ansprachen klang hervor, daß man in Leim-
bach einen tüchtigen, fleißigen und zuverlässigen Mann von festem
Charakter und bester Gesinnung verloren hat. Von der Fricdhofs-
kavelle begab man sich zum Krematorium, wo die Leiche den
Flammen übergeben wurde.
** Grotzfeuer. Gestern Abend etwa /,10 Uhr ertönten die
Feuersignale. In dem in der Gaisbcrg- und Rohrbacherstraße
gelegenen Anwesen der Firma Keller u. Co. (Inhaber die
Herren Karl Schröder und Wilh. Grohe), die ein Drogen-,
Farbwaaren- und Materialten-Geschäft, verbunden mit Farbholz-
sabrik betreibt, war, und zwar in dem Theile an der Ecke der
Rohrbacher- und Zähriiigerstraße, aus noch nicht ermittelter Ur-
sache Feuer ausgebrochen. Es soll zuerst von dem Dienstmädchen
des Herrn Grohe bemerkt worden sein, das seinen Dienstherrn
auf das Feuer aufmerksam machte. Trotzdem die Feuerwehr
rasch zur Stelle war. griff das Feuer bei der Menge leicht-
entzündlicher, brennbarer Stoffe, die, wie es der Geschäftsbetrieb
der Firma mit sich brachte, in dem Anwesen verbanden war,
so rasch um sich, daß an ein Retten des Hauses nicht mehr zu
denken war. Das ganze Anwesen ist total niedergebrannt. Die
Feuerwehr, die eine außerordentlich anstrengende Arbeit zu leisten
hatte, war sehr gefährdet; auf Anordnung des Poltzeiamtmanns
Dr. Guth-Bender wurde die Feuerstelle, an der fortwährend
Explosionen vorkamen; abgesperri, die Feuerwehr mußte sich
darauf beschränken, die benachbarten, stark bedrohten Gebäude,
von denen die anstoßenden, ferner das Haus gegenüber in der
Gaisbergstraße, sowie das an der Ecke der Gaisberg-u.Zähringer-
straße am Giebel bereits zu brennen angefongen hatten, zu
schützen. Es gelang dies auch, das Feuer wurde, bevor es an
diesen Gebäuden weiter um sich greifen konnte, gelöscht.
Immerhin ist auch hier ein mehr oder weniger großer schaden

entstanden. Außer den Besitzern des zerstörten Anwesens kav-c»
auch die Firma Reis u. Co., die in demselben einen Raum «st»
miethet hotte, in dem Kapok, ein Stoff zur Füllung vo»
Matratzen lagerte, sowie die Rohtabakhandlung von M Gern«-
heimer, die einen ziemlich großen Lagerraum gemietdet hotle-
der ebenfalls sammt Inhalt gänzlich zerstört wuide, zu Schade»-
Wi. gefährlich die Löscharbeit war, geht u. A. auch daraus her-
vor, daß sich Benzin in die Kanalräume ergoß und dort expl"-
dirte ; e n Kanaidrckel flog in die Höhe und hätte leicht
einen in der Nähe stehenden Feuerwehnnann treffen können-
Außer Dr Guth-Bender waren noch andere Beamte des Größs-
Bezirksamts, Oberbürgermeister Dr. Wilckens, Bürgermeister
Dr. Walz, Oberstleutnant Osiander und Major von Petersdo'st
an der Brandstätte erschienen, ebenso war das Fcuerpicket de»
Bataillon» ausgerückt. Das Feuer währte von etwa '/,10 t >»
3 Uhr; dann war das ärgste vorbei; doch mußten selbstverständ-
lich noch Mannschaf.en zur Bewachung draußen bleiben, gliwM'
und raucht doch die Feuerstelle jetzt noch. Wie bekannt braunst
das Anwesen schon einmal und zwar vor 28 Jahren, im Jaist*
1872 in der Nacht von Fastnachtdienstag auf Aschermittwocb-
also in der gleichen Woche, wie diesmal ab. Es gehörte dawa>«
der Firma Christof Keller u. Co. und es wurde eint
Faibholzmühle darin betrieben, es halte aber noch nicht den Ui»-
fang wie heute. Das Hauptgeschäft befand sich zu jener Zc»
noch in der Houp straße. — Von dem großen nieder»,ebannte»
Anwesen stehen nur noch rauchende Mauern; die Trümmer bieten
ein Bild grausiger Verwüstung.
Z§ Kaufmännischer Verein. Es ist dem Kaufmännischen
Verein gelungen, im letzten Augenblick noch Ersatz für den leider
ausfallenden Vortrag des Herrn Professor Gattermann zu »c-
kommen. Herr Dr. W. Detmer, Professor an der Universum
Jena und Mitglied der Kaiser!, deutschen Akademie der Rat»*'
forscher, konnte zu einem Vortrag gewonnen werden, der morgen-
Sonntag, Abends 8 Uhr, im großen Harmoniesaale stattsinvc»
undüber:„Die Wunder des Waldes" handeln wird. Hc>st?
Professor Detmer geht der Ruf eines sehr geübten Redners
begeisterten Freundes der Natur voraus; er hat an den ver-
schiedensten Orten Deutschlands, ja auch im Auslande gesprochc»
und überall vielen Beifall geerntet. Ein großes Gewicht legt de»
Redner bei seinen Vorträgen auf die Vorführung eines rcichhA'
tigen Anschauungsmaterials und es ist daher zu hoffen, daß dies»'
Umstand, sowie der doch sicherlich allgemein anziehende Vortrag»
gegenständ auch hier seine Zugkraft ausübcn wird. Wegen .?»
Eintrittspreise für Nichtmitglieder und Schüler verwest»"
wir auf den Anzeigetheil. .
Zm Kunstverein werden morgen zur Freude Vieler, w»-
besondere aber der Heidelberger Besucher, zwei von Guido S ch m U
in Oel gemalte Bildnisse (Kniestücke) ausgestellt sein. Dieselbe"
rufen uns zwei bereits vor Jahren dahingeschiedene Mitbürg»'
lebendig und angenehm ins Gedächtnis zurück, da es dem Mai»
gelang, nach kleinen Photographien und aus oer Erinnerung, "
treuer Aehnlichkeit kraftvoll den Ausdruck der Klugheit, Biedc»
keit und Energie der Betreffenden wiederzugeben.
* Burgstallei: Concert. Den Bericht über das gestrige BE
staller Concert müssen wir Raummangels wegen für die nach"
Nummer zurücklegen. . -
I-. Straflarnmersitzung vom 2. März. Vorsitzender: vj-,
Landgerichtsvirekior Dr. West. Vertreter der Großh. Sta»»«
behörce: Herr Staatsanwalt Dr. Sebold. „
1. Zwei Landstreicher, Karl Amann, 21 Jahre alt, ,
Ludwigehafen, und Peter Grohm ü Iler, 18 Jahre alt ^
Neckaryausen, nächtigten während des Januar d. I. in.e>E
Weinberghäuschen und stahlen, um sich dort vor der Kälte »
schützen, aus der Herberge zur Heunath zwei Teppiche. Leben
mittel und Cigaretten verschafften sie sich durch Diebereien ^
einem Metzgerladcn und einem Cigarrenladen. Der erste "E
4 Monate Gefängniß und 5 Wochen Haft, von denen »
durch die Untersuchungshaft verbüßt abgerechnet werden, und v>> ^
der Landespolizei überwiesen; der zweite 1 Woche Gesang"
und 4 Wochen Haft, die ebenfalls als verbüßt betrachtet
2. Die Wittwe Rosine Stroh von hier stahl bet et"
Herrschaft, wo sie als Waschfrau thätig war, einen seidO»
Regenschirm und wird deshalb wegen Diebstahls in wie»»
holtem Rückfall mit 3 Monaten und 2 Wochen Gefängniß "
straft-
3. Der 24jährige Landwirth Julius Hirsch von Waibst
..

1 Tag Gefängniß
das Anmeidungsdatum

wird wegen Urkundenfälschung zu
weil er in seinem Militärpaß
ändert hat.
4. Bäckermeister Gotll. Schmid hier wurde vom
gericht weaen Beleidigung zu 20 Mt. Geldstrafe verurtheilst
er den Bäckermeister Friesisch Blaich bezichtigt hatte, er schff^
seinen Kunden, die auf Kredit kaufen, mehr auf. als sie w'» «
beziehen. Die Zeugeneinvernahme in der heutigen Berufst""^
Verhandlung ergiebt jedoch, daß Blaich die gesetzliche Fri>'J,s
Erhebung der Beleidigungsklage hatte verstreichen lassen, uno " §
Gericht ordnet deshalb unter Aufhebung des untergcrichG
Urtheils die Einstellung des Verfahrens an.
— Polizeibericht. Sechs Personen kamen in vergaNS
Nacht wegen Ruhestörung zur Anzeige._
Theater- und Kunst-Nachrichten. ^l
Heidelberg, 3. März. (Stadl-Theater.) Montag üEpl
zum letzten Riale die treffliche Posse .Robert und Bertram „p
Aufführung. — Fräulein Paula Klär, welche vas Fa«
Salondamen und Heroinen spielt, hat am nächsten Donner« ^
den 8. d. Mts., ihren Benefizabend und wird an demselben
„Katharina" in dem Shakespeare'schen Lustspiele „Die
spenstige" spielen. Die junge Künstlerin hat sich durch ihre
jederzeit vorzüglichen Leistungen die Sympathie» unseres Tb»
Publikums in yohem Maße erworben und so ist zu hoffen-
dasselbe den Ehrenabenb der beliebten Schauspielerin zn
erfreulichen gestalten und zahlreich besuchen wird. ^ „t^'
Mannheim. (Großh. Hof- und Nalionalrheater.)
4 März (Ab. 8): „Der fliegende Holländer". Montag, si-, p<N"
(Ab. 4.): Zweites Gastspiel des Herrn Franz Schönst"
Lessing-Theater in Berlin: „Die Journalisten". , ,
Karlsruhe. (Großh. Hoftheater.i Sonntag. 4. MäE -
„Häniel unv Äretel": „Marie, die Tochter der Beging Ast
Hierauf zum ersten Male: „Pan im Busch". Tanzspiel
Julius Bierbauai, Musik von Felix Mottl.


Handel und Berkehr. -p
Mannheim. 2. März. (Aktien.) Oberrh. Bank
Rheinische Creditbank 112.10 G. Rheinische HypotbEi'sH
162.00 G. Heidelberger Aklienbraueret 140.— G.
Brauerei-Aktien 100— B. 148.- G. Partland-
-idelb-rg 160.—B. Mannh. Bank 131.50 S. 131.—G.Er-L
Anilin- u. Sodaiabrik 390.— B., dto. junge-. - B. PerA
Alkali-Werke Stamm 219.— B., dto. Vorzugs 106.00 ^
deutscher Oelfabriken 108.— G. WaghäuSler Zuckerfabrik Epsst
Mannh. Zuckerraffinerie 125.— G- Mannheimer Aktiei"
167.— B. 166.— G. Eichbaum-Brauerei 167.— B. Egst»
Brauerei Schwarz 127.— B. Brauerei Sinner 240.— G. .
Brauerei Freiburg 109.— G. §»/ E
Frankfurt. 2. März «fscktensocietät. Abend«" -gs
Oesterr. Eredit 230 - 234.00 b. Dtskonto-Kammandtt .,ht»>.
Deutsche Bank 2l3 b. Lresoener Bank 166.00 b.
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