Berichterstatter Ab«. Dr. Heim bürg er verweist auf seinen
Kommissionsbericht. Abg. FischerII fragt an, welche Stellung
die Regierung zur Erbauung eines Oberrheinkanals ein-
nehme. Minister Dr. Eisenlohr erklärt, daß das Projekt da-
durch bedeutend gefördert wurde, daß mehrere Industrielle dem
Ministerium namhafte Beiträge zur Erbauung des Kanals in
Aussicht stellten; doch habe das Projekt noch keine greifbare Ge-
stalt angenommen. Abg. Pfefferte wünscht, vast für die
Straßen im Oberland das vorzügliche Steinmaterial der Kaiser-
stuhlgegend verwendet wird; er befürwortet ferner die Erwei-
terung der Schleußenbrücke bei Riegel und empfiehlt die Petition
der Geometer der Berücksichtigung. Abg. Straub vermißt in
dem Verzeichniß der Straßen, bei denen das Decksystem einge-
führt wird, die Jnspektionzbeztrke Ueberlingen und Konstanz.
Oberbaudirektor Honsell begründet den Ausschluß dieser Be-
zirke damit, daß der Verkehr in jener Gegend im Allgemeinen
sehr schwach ist und daß dort kein hartes Steinmaterial zur Ver-
wendung kommt. Gegen die Befahrung der Fiußdämme habe die
Verwaltung nichts einzuwenden, sofern die Gemeinden für die
Unterhaltung der Wege und für die Sicherheit des Verkehrs
sorgen. Abg. Schüler zollt den Beamten Anerkennung, die in
den letzten Jahren bei Ausbesserung der Hochwasserschäden Her-
vorragendes geleistet haben. DaS Decksystem sollte ohne Rücksicht
aus die Kosten »täglichst ausgedehnt werden. Die Petition der
Geometer verdiene die größte Beachtung, hauptsächlich aus dem
Grunde, weil die Gemeinden unter dem stetigen Mangel an
Geometern schwer leiven. Minister Dr. Eisen lohr anerkennt,
daß ein dringendes Bedürfniß nach Vermehrung der Geometer-
stellen vorliegt und daß diese nur durch eine Besserstellung der
Gcometer zu erreichen ist. Auf dem jetzigen Landtag sei jedoch
«ine theilweise Aenderung des Gehaltstarifs nicht möglich; da-
gegen werde er auf dem nächsten Landtag, wenn eine allgemeine
Revision scheitert, auf eine Partialrevision in der gewünschten
Richtung hinwirken- Abg. Blümmel weist darauf hin, daß die
Albthalstraße dem gesteigerten Verkehr nicht mehr genügt; be-
züglich des neuen Rheinbrückenprojektes könne nur eine feste Brücke
bei Waldshut in Frage kommen.Adg.G eppcrtersucht um Auskunft,
wie weit die Verhandlungen vetr. die Renchkorrektion gediehen sind.
Minister Dr. Eisenlohr erwidert, daß die Renchkorrektion bis
zum Rhein ducchgeführt werde. Die Regierung sei bestrebt,
thunlichst bald Abhilfe zu schaffen. Abg. Dieter! e bedauert,
daß die Ausführung zahlreicher Projekte infolge Mangels an
technischen Beamten sehr lange aus sich warten lasse. Aus dem
Hotzenwald und auf dem südlichen Schwarzwald mangle es noch
sehr an guten Straßen, so daß viele Gemeinden noch nicht einmal
an den Postverkehr angeschlossen sind. Die Albthalstraße sei an
manchen, dazu noch gefährlichen Stellen so schmal, daß zwei
Fuhrwerke kaum an einander vorbeifahren können. Zu den
Koste» der Albthalstraßenkorrektion sollten die Gemeinden des
Albthals so wenig als möglich herangezogen werden. Wenn die
Wasserkraft des Rheins bet Laufenburg der Industrie dienstbar
gemacht wird, sollte dies in einer Weise gescheycn, daß die land-
schaftliche Schönheit jener Gegend darunter nicht nothleidet.
Abg. Mampel wünscht, daß das Dossenheimer Porphyr-
material weiteren Inspektionen zugewiesen, eventuell auch zu
Bahnbauzwecken verwendet wird. Abg. Eder verlangt die An-
wendung des Decksystems auch auf den Landstraßen. Abg.
Birkenmeyer ist überzeugt, daß die badischen Straßen den
Vergleich mit jedem Lande aushalten. In Gebirgsgegenden
sollte neben dem Decksystem das Flicksystem angewendet werden;
einer allzu raschen Einführung des Decksystems sei die ländliche
Bevölkerung abhold, da beim Fltcksystem viele kleine Leute Ver-
dienst finden. Abg. Lauck wünscht höhere Tagegelder für die
Schieibgehilfen der Geometer. Abg. Müller-Weinheim ver-
mißt eine Position für die Regulirung des Weschnitzgebietes.
Die Landwirlhe des Weschnitzthales leiden schwer unter den
Immer wiederkehrenden Ueberschwemmungen. Der jährliche
Schaden, den sie zu tragen haben, belaufe sich auf durchschnittlich
15 bis 20 OVO Er bitte um Auskunft über den gegenwärtigen
Stand der Angelegenheit und ersuche die Regierung dringend,
entweder nachträglich noch eine Position einzustellen, oder doch
sicher im nächsten Budget entsprechende Mittel vorzusehen.
Minister Dr. Eisenlohr erklärt, daß die Mißstände ähnlich
sind, wie jene im Renchthal; dazu komme noch, daß mit der
hessischen Regierung Verhandlungen gepflogen werden müßten.
Mit dieser habe man jetzt eine Verständigung erzielt, so daß auf
dem nächsten Landtag dem Wunsche des Abg. Müller entsprochen
werden kann. Abg. Mampel plädirt für die Erstellung einer
Brücke zwischen Schlierbach und Ziegelhause«. Abg. Blatt-
mann wünscht, daß die Glotterthalstraße zur Staatsstraße „er-
hoben" wird.
Damit war die allgemeine Berathung um 1 Uhr beendigt.
Die Einzelberathung erfolgt am Samstag, den 10. März, Vor-
mittags 9 Uhr.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Grobherzog haben dem
Expeditor beim Verwaltungshof, Kanzleirath Heinrich Pit sch,
das Ritterkreuz zweiter Klasse deS Ordens vom Zähringer Löwen
und dem Fuhrunternehmer Jrion in Königsfeld die silberne
Verdienstmedaille verliehen.
Karlsruhe, 8. März. Um halb 1 Uhr trafen
heute hier zum Besuch bei den Großherzoglichen Herr-
schaften Prinz Heinrich XIX. Reuß mit Gemahlin ein
und stiegen im Großhcrzoglichen Schlosse ab. Im Laufe
des Nachmittags machten Ihre Durchlauchten Besuche bei
den Mitgliedern der Großherzoglichen Familie und kehrten
Abends gegen 6 Uhr nach Stuttgart zurück. Der Erb-
großherzog und die Erbgroßherzogin reisten am Dienstag
Nachmittag von Coblenz nach Abbazia ab, wo dieselben
einige Zeit bei dem Großherzog und der Grobherzogin
von Luxemburg verweilen werden.
Ausland.
England. London, 8. März. Der heutige Besuch
der Königin in der Hauptstadt gestaltete sich zu einem
großen Bolksfeste. Selbst in den unvergeßlichen Tagen
der letzten Jubelfeier hat man hier solch ungeheure Volks-
massen, solch ursprüngliche Begeisterung nicht gesehen. Die
Monarchin traf kurz nach 12 Uhr ein. Auf der ganzen,
diesmal stark drei Viertelstunden langen Strecke von dem
Bahnhofe Paddington durch den Hydepark und Grecnpark
bis zum Buckinghampalast waren ungezählte Schaaren
Volkes auf beiden Seiten des Fahrwegs angesammelt. An
den meisten Stellen waren die Zuschauer zehn bis zwölf
Mann hoch zusammengcdrängt und erwarteten bei
einem schneidenden Nordwestwind, aber in bester Laune die
Ankunft der greisen Herrscherin. Die Monarchin erntete
unbeschreibliche Huldigungen, man vernahm nur den be-
täubenden brausenden Lärm der unaufhörlichen Zurufe,
sah nur ein Meer von Köpfen erregter Gesichter, über denen
unzählige Hüte und Taschentücher geschwenkt wurden. Ein
Militärspalier war nicht vorhanden, und die Ordnung
haltende Polizei war nur an den Ecken und Knotenpunkten
sichtbar; aber die Ordnung war allenthalben musterhaft
und die gehobene Stimmung und fröhliche Laune all-
gemein.
Afrika. Wie von Seiten der Buren gemeldet wird,
haben die Engländer die aus Natal herausgehenden
Buren am Donnerstag vor 8 Tagen noch zweimal ange-
griffen, wurde» aber beide male zurückgeschlagen. Der Rück-
zug, so heißt es in dem Bericht weiter, nahm seinen Fort-
gang. 2000 Wagen wurden ohne die Eisenbahn wegge-
bracht. Auf dieser wurden nur schwere Geschütze, nicht Be-
rittene oder Verwundete, befördert. Hinter dem letzten Zuge,
der von Elandslaagte abging, fuhr ein Arbeiterzug her,
der alle Brücken und Straßenüberführungen zwischen
Ladysmith und Glencoe zerstörte. Vorher war auch die
Kohlengrube bei Elandelaagte gesprengt und angezündet
worden. — Es ist anzunehmen, daß die Buren aus Natal,
soweit sie nicht zur Vertheidigung der Grenzpässe nöthig
sind, auf den westlichen Kriegsschauplatz eilen werden um
ihren Volksgenossen im Kampf gegen Roberts zu helfen.
Dieser hat, wie gestern berichtet wurde, die Buren am
7. d. wieder angegriffen und die betreffende Abtheilung
gesprengt. Des Feindes Stellung, so meldet Roberts in
einem weiteren Bericht war äußerst stark; ein Angriff in
der Front würde schwere Verluste mit sich gebracht haben,
die Umgehungsbewegung mußte nothwendigerweise weit aus-
holen. Der Kampf beschränkte sich eigentlich auf
die Cavallerie; die Pferde sind sehr erschöpft. General
French meldet, die reitende Artillerie habe eine rege
Thätigkeit entwickelt. Die Verluste der Engländer betragen etwa
50 Mann. Die Sache ist demnach von keiner großen Be-
deutung gewesen. Nach einer Depesche der Daily News
wird die Zahl der Buren auf 10000 geschätzt.
Gelingt cs den Bure», die Armee von Roberts so lange
aufzuhalten, bis die Abtheilungen aus Natal Heranrücken,
dann stellt sich das Stärkeverhältniß zwischen den beiden
Gegnern wieder etwas weniger ungünstig für die Buren,
dabei ist zu berücksichtigen, daß die Engländer, je weiter
sie Vordringen, desto mehr Etappentruppen festlegen müssen
und desto größeren Schwierigkeiten hinsichtlich der Pro-
viantirung begegnen. Der Berichterstatter der Daily News
hatte in Bloemfontein eine Unterredung mit dem Präsidenten
Steijn, in welcher dieser ihm sagte, daß die Buren
entschlossen seien, bis auf den letzten Mann
zu kämpfen und prophezeit, daß der Uebergabe von
Prätoria Ereignisse vorhergehen würde», die Europa in
Staunen versetzen würden. Nach demselben Berichterstatter
sind 5000 Koffern damit beschäftigt, in und um Prätoria
Schanzen anzulegen. Präsident Krüger ist nach Prätoria
zurückgekehrt. Sein Aufruf an die Bürger feuerte diese
aufs neue an, in dem Kampf für dieUnabhängig-
keit auszuharren.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 9. März.
SchöffengerichtSfitzung vom 8. März. 1) Ludwig Josef
Preiß aus Bruchsal, z. Zt. hier in Haft, erhielt wegen Dieb-
stahls 1 Woche Gefängniß, 2) Franz Leppert, Schlosser dahier,
wegen Sachbeschädigung eine Geldstrafe von 10 3) Die
Verhandlung gegen Georg Ludwig Hönig, Maurer dahier, wegen
Körperverletzung wurde vertagt. 4) Andreas Beilharz, Schneider-
geselle in Sandhausen, erhielt wegen Körperverletzung eine
Geldstrafe von 20 ev. 4 Tage Gefängniß, 5) Jakob Eder,
Fischer dahier, wegen Körperverletzung eine Geldstrafe von
30 ^ ev. 6 Tage Gefängniß, 6) Max Biehl, Schlosser dahier,
wegen Körperverletzung 3 Wochen Gefängniß, der Mitangeklagte
Theodor Fritz, Schlosser dahier, wurde freigesprochen. 7) Michael
Hornung, Fischer dahier, erhielt wegen Körperverletzung 3 Tage
Gefängniß. 8) Jakob Sickmüller III., Landwirth in Nußloch,
wegen Diebstahls 10 Tage Gefängniß.
— Polizeibericht. Eine Mannsperson wurde wegen
Bruchs der AusweOungsversügung verhaktet: tunt Personen
kamen wegen Ruhestörung zur Anzeige. In der Häuserstraße
nächst der Blumenstraße wurde ein Bündel mrt verschiedenen
Frauenkleidungsstücken gefunden; als deren Eigenthümer hat
sich bis jetzt noch Niemand gemeldet.
8.0. Sinsheim, 8. März. Gestern starb hier der frühere
(nat.-Ob.) Abgeordnete Gememderoch Philipp Schwein-
tu r t h im A ler von 63 Jahren. Er vertrat den Bezirk
Sinsbeim von 189l—94.
6.0. Karlsruhe, 8. März. Zur Karlsruher Bahnhosfrage
erfährt der Volksfrd. von wohlunterrichteter Seite, daß, sobald
der Stadtraih dem Minister offiziell die vom Bürgerausschuß
angenommene Resolution mittheill, noch diesem Landtag eine
Nachtragsforderung für die nothwendigen Vorarbeiten
zugchen wird. Von einer Nachtragsfordcrung für den ganzen
Bau könne in der gegenwärtigen Tagung keine Rede sein.
8.0. Karlsruhe, 8. März. Die hiesige Zwangsinnung
der Schuhmacher hat sich aufgelöst. — Die Straf-
kammer verurtheilte zwei Mitglieder der internationalen
Gaunerbande, die seit Monaten aus den in Süddeutschland
kursirenden O-Zügen Gepäckstücke entwendeten und zablreiche
Taschendiebstählc verübten, den 40jährigen Kellner Gardon aus
Nizza und die 25 Jahre alte Wtltwe Pongibaut geb. Pincl aus
Commentry zu 2 bezw. 1 Jahr Zuchthaus und Stellung unter
Polizeiaufsicht.
6.H. Lahr. 8. März. Ein Neuvermählte« Ehe-
paar aus Dundenheim machte dieser Tage seine Hochzeits-
reise nach Karlsruhe. Dort besichtigte es auch das Großh.
Schloß und scheint dabei von den Allerhöchsten Herrschasien
wegen seiner altererbten ländlichen Tracht bemerkt worden
zu sein. Ein Diener entbot sie zu denselben. Das länd-
liche Ehepaar wurde von Großherzog und Großherzogin
sreundiichst empfangen, von ihnen beglückwünscht, nach
den heimathlichen Verhältnissen befragt und schließlich
mit dem Bild des Grobherzogs in schönen Rahmen be-
schenkt. Die Freude der Glücklichen kann man sich denken.
6.H. Lahr, (Baden), 8. März Ein größeres Schaden-
feuer brach heute Nacht in der Kreuzgasse aus. Etwa um 3 Uhr
Nachts entstand dasselbe in der Werkstätte des Schreiner-
meiste rS Jäckle daselbst auf bis jetzt unaufgeklärte Weise.
Es griff mit rasender Geschwindigkeit, durch die großen Holz-
vorräthe genährt, um sich, erfaßte die angrenzende Schreinerwerk-
stätte des Herrn Kühl und beide Werkstätten sowie die Wohnhäuser.
Die Feuerwehr arbeitete auf allen Seiten und konnte so wenig,
stcns die stark gefährdeten Nachbarhäuser: eine Cigarrenfabrik,
eine Bank und ein photographisches Atelier vor größerem
Schaden bewahren. Die Geschädigten sind versichert. Von den
Hausbewohnern war ein älteres Fräulein nicht versichert. Die
Feuerwehr hatte noch den ganzen Vormittag mit Lösch- und
Abräumungsarbeiten zu thun, das Militär besorgte den Ab-
sperrungsdienst und war bei der Rettung von Möbeln, Kisten
u- s. w. behülflich.
— Dienstnachrichten. Aus dem Bereiche der Großh. Bad.
Staatseisenbahnen. Versetzt: die Eisenbahnasststenten:
Max Schultheiß in Neckargemünd nach Sichern, Theoder
Bllchler in Schlierbach nach Heidelberg; die Expeditions-
gehilsen: Peter Wetz in Mannheim nach Neckargemünd, August
Schneider in Sichern nach Bammentyal, Robert Goos in
Heidelberg nach Schlierbach, Hermann Roßbach in Heidelberg
»ach Oos; Bnreaugehiife Theodor Krautheimer in Zlgloster-
hausenmach Eschclbronn. Schaffner Konraü Schwarz in Basel
nach Heidelberg.
Brand des IsiöLtl'S kranoaiZ.
Paris, 8. März. Im IbeLtrs krso^ai» vruch heute Mittag
Feuer aus. Als Feuerlärm geschlagen wurde, eilte von alle»
Seiten Hilfe herbei; um das Gebäude sammelte sich eine grotzk
Menschenmenge an. Gegen 1 Uhr stand das ganze Gebäude rrl
Flammen; einige Maschinisten konnten sich nur mit Mühe retten,
da die Treppe in Feuer und Rauch gehüllt war; ein alter
Mann, der sich auf einen Balkon »ach der Rue Richelieu ge'
flüchtet hatte, wurde auf einer Leiter, die man auf eine»
Omnibus stellte, in Sicherheit gebracht. Ter größte Thcil dcr
Kunstgegennande und die Bibliothek wurde» gerettet. Mehrere
Schauspielerinnen, die sich für die Nachmittagsvorstellung
kleideten, wurden von Feuerwehrleuten gleichfalls mit Leitern >»
Sicheiheit.ge'-racht. Man hoffte, den Brand einzugrenzeu. Gegen
1V« Uhr wurde von den Feuerwehrleuten der verkohtte Leich»a»l
einer Schauspielerin aufgefunden. Die Leiche ist als die der
Schauspielerin Henriot recognoscirt worden. Das Feuer brach
auf dem Hintergründe der Bühne aus, als d e Schauspielerinnen
Dudley und Henriot für die morgige Matinöe probten. Es er-
griff die Dekorationen und verbreitete sich sehr rasch; das
Personal rettete mit Mühe einige Gegenstände, indem es dieselbe»
aus dem Fenster warf. Die klassische Heimstätte der französischen
Bühnenkunst, das Haus Molidces, das berühmte „ItreLtrs
krsnyais-, ist völlig zerstört. Nur die vier Mauern und ein The»
des Foyer stehen noch rauchgeschwärzt in diesem Augenblick da.
Das Innere ist eine völlig ausgedrannle Stätte zur Stunde, »R
die Hauptmauern und das Foyer einstürzen werden. Es ist "»
wahres Glück, daß das Feuer, dessen Entstehen noch nicht aul'
geklärt ist, nicht eine Stunde später ausbrach. Das Unglück
wäre dann bei vollbesetztem Hause eingetreten, und bei der
Schnelligkeit, mit der die Flammen um sich griffen, fürchterlich
geworden.
Eingesandt.
Heidelberg. 9. März. Wieder ist vom Kaiser Wilhelm'
Denkmal cie Rede. Als der Einsender das Modell vor zw"
Jahren zum ersten Mal sah, hatte er sofort die Empfindung,
daß es von zwei verschiedenen Persönlichkeiten ausgegan«"'
wäre. Im Lauf der Zeit schwirrten dunkele Gerüchte an sei»
Ohr, daß es allerdings zwei Künstlern sein Dasein verdanke-
Neuerdings traten in der That zwei Schöpfer aus. Es ist iw
BeratbungSsaale der Stadt die durchaus zutreffende AnsiA
ausgesprochen worden, daß im Denkmal zwei Gedanken niw'
in einander gehen wollten. Möchte man doch auf dieser E"
kemttnlß fußen! Warum will man mit aller Gewalt an diesem
steifleinenen Brunnen festhalten. dessen Obelisk der bewußte oder
unbewußte Abkömmling unserer beliebten Grabsäulen ist. ThürMe
man in den Garten-Anlagen Felsblöcke aufeinander, lasse Was,"
dazwischen hervorspruteln, Quellen gleicv, eine Einleitung M
unsere herrlichen Waldungen. Berge und Schloßgarten — o°e
etwas dergleichen! Dann bleibt Raum genug für ein Sta»?'
bild auf der Höhe, oder eine Büste, vielleicht auch nur für "»
Medaillon auf ihnen. l,
Theater- und Kunst-Nachrichten.
Heidelberg, 9. März. Im Stadt-Theater gelangt E
nächsten Sonntag das Lustspiel „Doktor Klaus" von Adolp«
L'Arronge, bekanntlich ein Lieblingsstück des Heidelberg"
Theaterpudlikums, neu inscenirt zur Aufführung. Die durchweg
dankbaren Rollen desselben werden gespielt von den DaM-
Brauny, Hoheneck, Konrad, Krüger, Klär, und den Herren Baue'
Klein, Meltzer, Hermann Rudolph, Kurt Rudolph, Sigl »»
Winterheld. Die Vorstellung findet im Abonnement statt;
wiederholte Aufführung de« trefflichen Werkes ist der vorgerückt
Saison wegen nicht in Aussicht genommen.
Mannheim. (Großh. Hof- und Nationaltheater.) Sonntag
11. März (Ab. ^): »Der Bärenhäuter". ,,
Frankfurt a- M. An Stelle des Hofopernsängers He"
Kraus vom Kgl. Hoftheater in Berlin, der am SamStag '.
Opernhaus den „Siegfried" singen sollte, aber erkrankt ist u>
sein Gastspiel absagen mußte, tritt Herr Kammersänger Silov
Burgstaller in der Titelvartie als Gast auf. _-
Handel und Verkehr.
Mannheim. 8. März. (Aktien.) Oberrh. Bank 125— x
Rheinische Creditbank 143,50 G. Rheinische Hypothekeiib?
164.— G. Heidelberger Aklienbraueret 145.— G. SchrödUA
Brauerei-Aktien 150.— B. 148.- G. Portland - Cementw"
Heidelberg 160.— B.
Frankfurt. 8. März Efsektensocietät. Abends 6V«.^.
Oesterr. Credit 234.40 b. Diskonto-Kommandtt 196.40—
Deutsche Lank 211.50 b. Dresdener Bank 164 80 b. Berl'»^
Bank 117.90 b. Oesterr. Staatsbahn 139.50 b. Gott»" ^
143.30 B. 26 G. Schweizer Central 145.30 B. 20 G. S-HW"» „
Nordost 93 B. 92.90 G. Union 80.10 «. 80 G. Jura-Ltmk> h,
89 50 b. G. Lombarden 29.30 b. 3pCt. Portugiesen 24.3^.
4vCt. Spanier 70.30 d. 4pCt. Italiener 94.80 B. 70 G. 4V,PA
Chile große Stücke 83.60 b. G. Esch weiter Bergw.-Ges- A
b. G. Bochumer 275.90—276 b. Gelsenkirchener 211.30 B. h.
Harpcner 228.40 b. Hibernia 238.60-90 b. Laura 273.^ x
Elektr.-Ges. Schlickert 232.40 b. G. Elektr.-Ges. Loh»^»
168.90 b. Röhrenteffel Dürr 109 b. G. Internat. Elektr.
143 b. G. Verzinkerei Hilgers 130.10 b. G. Alkali Weste"»
216 b. .q50.
6V<—6'/, Uhr: Lombarden 29.40 Jura-Simplon ^
Hibernia 238.90. 4pCt. Spanier 70.40 P. 30 G. hie
Bei geringen Umsätzen konnten sich auf allen Gebiet"'
ungefähren Mittags-Schlußkurse behaupten. Spanier würbe»
Paris etwas höher bezahlt. giM-
Mannheim. 8. März. (Produktenbörse.) Per 100^^,,
Wetzen Pfälzer 16.75 bis —, Norddeutscher 16.75 biS zss
Azima 17.50 bis 18.-. Theodosta 18- bis 18.50,
—.— vis —, Gtrka 17.25 bis 17.50, Taganrog 17*»^ht)
17.50, rumänische —bis —, amerikanische Winter
bis —.—. amerikan. Spring 17.25 bis , Wolla-^sse
17 25 bis 17.50, Milwaukee bis —Sem-»"
17.75 bis 18.—, Kalifornier —bis . La PlaM
bis —. Kannsas II 17.— bis 17.25, Kernen 16 75 bis
Roggen Pfälzer 15.25 bis . Russischer 15 50 bis _ ^
Norddeutscher —.— bi« —, Gerste hies. Gegend Ib.
—, Pfälzer 16.25 bis 16.75, Ungarische 17.50 bis
Futtergerste 13 25 bis 13.50, Hafer Bad. alter 1450 bis ^
Norddeutscher — — bis —.—, Russischer 14.— bis
Württembergcr —bis —, Amerikany 14.25 bis
Mais Amerik. mixed 10.75 bis —.—, La Plata 11.— bi«
Mai« Donau 11.20 bis —, Kohlreps deutscher n«u"
bis —, Wicken 17.— bis —, Roth Kleefarnen Lsl' gSQ'
140.—, Pfälzer —bis —. Deutscher II 85.— bis xgc-
Amerikaner —.— bis —, Luccrne 90.— bis 95.—, BAd»
95.— bis 106.—, Esparsette 23.— dt« 26-, Leinöl »> gw
56.- bis Rüböl mit Faß 60.- bis bei t>e
—bis —. Petroleum Amerikany 24.70 bis 24'"
Waggon 24.50 bis —, bei Bassinwag. 20.60 b'S^ "
Russisches —.— bis —bei Waggon 23.70 bis --
Bassinwag. 2010 bis —, Sprit versteuert 119.— "
90er unversteuert 33.50 bis —^ ^
Weizenmehl 00 0 1 2 3 -gM
27.50 25.50. 23.50 22.50 21.S»
Roggenmehl 0 : 24.25, 1: 21.25.
Tendenz: Getreide ziemlich unverändert. .
Lchisfsnachrichten. NorddeutscherLloyd in ^
(Agentur in Heidelberg: Josef Münch. Hauplstrav ^ Zß-
gekommen sind folgende Dampfer: „Oldenburg" »w
hi-
Kommissionsbericht. Abg. FischerII fragt an, welche Stellung
die Regierung zur Erbauung eines Oberrheinkanals ein-
nehme. Minister Dr. Eisenlohr erklärt, daß das Projekt da-
durch bedeutend gefördert wurde, daß mehrere Industrielle dem
Ministerium namhafte Beiträge zur Erbauung des Kanals in
Aussicht stellten; doch habe das Projekt noch keine greifbare Ge-
stalt angenommen. Abg. Pfefferte wünscht, vast für die
Straßen im Oberland das vorzügliche Steinmaterial der Kaiser-
stuhlgegend verwendet wird; er befürwortet ferner die Erwei-
terung der Schleußenbrücke bei Riegel und empfiehlt die Petition
der Geometer der Berücksichtigung. Abg. Straub vermißt in
dem Verzeichniß der Straßen, bei denen das Decksystem einge-
führt wird, die Jnspektionzbeztrke Ueberlingen und Konstanz.
Oberbaudirektor Honsell begründet den Ausschluß dieser Be-
zirke damit, daß der Verkehr in jener Gegend im Allgemeinen
sehr schwach ist und daß dort kein hartes Steinmaterial zur Ver-
wendung kommt. Gegen die Befahrung der Fiußdämme habe die
Verwaltung nichts einzuwenden, sofern die Gemeinden für die
Unterhaltung der Wege und für die Sicherheit des Verkehrs
sorgen. Abg. Schüler zollt den Beamten Anerkennung, die in
den letzten Jahren bei Ausbesserung der Hochwasserschäden Her-
vorragendes geleistet haben. DaS Decksystem sollte ohne Rücksicht
aus die Kosten »täglichst ausgedehnt werden. Die Petition der
Geometer verdiene die größte Beachtung, hauptsächlich aus dem
Grunde, weil die Gemeinden unter dem stetigen Mangel an
Geometern schwer leiven. Minister Dr. Eisen lohr anerkennt,
daß ein dringendes Bedürfniß nach Vermehrung der Geometer-
stellen vorliegt und daß diese nur durch eine Besserstellung der
Gcometer zu erreichen ist. Auf dem jetzigen Landtag sei jedoch
«ine theilweise Aenderung des Gehaltstarifs nicht möglich; da-
gegen werde er auf dem nächsten Landtag, wenn eine allgemeine
Revision scheitert, auf eine Partialrevision in der gewünschten
Richtung hinwirken- Abg. Blümmel weist darauf hin, daß die
Albthalstraße dem gesteigerten Verkehr nicht mehr genügt; be-
züglich des neuen Rheinbrückenprojektes könne nur eine feste Brücke
bei Waldshut in Frage kommen.Adg.G eppcrtersucht um Auskunft,
wie weit die Verhandlungen vetr. die Renchkorrektion gediehen sind.
Minister Dr. Eisenlohr erwidert, daß die Renchkorrektion bis
zum Rhein ducchgeführt werde. Die Regierung sei bestrebt,
thunlichst bald Abhilfe zu schaffen. Abg. Dieter! e bedauert,
daß die Ausführung zahlreicher Projekte infolge Mangels an
technischen Beamten sehr lange aus sich warten lasse. Aus dem
Hotzenwald und auf dem südlichen Schwarzwald mangle es noch
sehr an guten Straßen, so daß viele Gemeinden noch nicht einmal
an den Postverkehr angeschlossen sind. Die Albthalstraße sei an
manchen, dazu noch gefährlichen Stellen so schmal, daß zwei
Fuhrwerke kaum an einander vorbeifahren können. Zu den
Koste» der Albthalstraßenkorrektion sollten die Gemeinden des
Albthals so wenig als möglich herangezogen werden. Wenn die
Wasserkraft des Rheins bet Laufenburg der Industrie dienstbar
gemacht wird, sollte dies in einer Weise gescheycn, daß die land-
schaftliche Schönheit jener Gegend darunter nicht nothleidet.
Abg. Mampel wünscht, daß das Dossenheimer Porphyr-
material weiteren Inspektionen zugewiesen, eventuell auch zu
Bahnbauzwecken verwendet wird. Abg. Eder verlangt die An-
wendung des Decksystems auch auf den Landstraßen. Abg.
Birkenmeyer ist überzeugt, daß die badischen Straßen den
Vergleich mit jedem Lande aushalten. In Gebirgsgegenden
sollte neben dem Decksystem das Flicksystem angewendet werden;
einer allzu raschen Einführung des Decksystems sei die ländliche
Bevölkerung abhold, da beim Fltcksystem viele kleine Leute Ver-
dienst finden. Abg. Lauck wünscht höhere Tagegelder für die
Schieibgehilfen der Geometer. Abg. Müller-Weinheim ver-
mißt eine Position für die Regulirung des Weschnitzgebietes.
Die Landwirlhe des Weschnitzthales leiden schwer unter den
Immer wiederkehrenden Ueberschwemmungen. Der jährliche
Schaden, den sie zu tragen haben, belaufe sich auf durchschnittlich
15 bis 20 OVO Er bitte um Auskunft über den gegenwärtigen
Stand der Angelegenheit und ersuche die Regierung dringend,
entweder nachträglich noch eine Position einzustellen, oder doch
sicher im nächsten Budget entsprechende Mittel vorzusehen.
Minister Dr. Eisenlohr erklärt, daß die Mißstände ähnlich
sind, wie jene im Renchthal; dazu komme noch, daß mit der
hessischen Regierung Verhandlungen gepflogen werden müßten.
Mit dieser habe man jetzt eine Verständigung erzielt, so daß auf
dem nächsten Landtag dem Wunsche des Abg. Müller entsprochen
werden kann. Abg. Mampel plädirt für die Erstellung einer
Brücke zwischen Schlierbach und Ziegelhause«. Abg. Blatt-
mann wünscht, daß die Glotterthalstraße zur Staatsstraße „er-
hoben" wird.
Damit war die allgemeine Berathung um 1 Uhr beendigt.
Die Einzelberathung erfolgt am Samstag, den 10. März, Vor-
mittags 9 Uhr.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Grobherzog haben dem
Expeditor beim Verwaltungshof, Kanzleirath Heinrich Pit sch,
das Ritterkreuz zweiter Klasse deS Ordens vom Zähringer Löwen
und dem Fuhrunternehmer Jrion in Königsfeld die silberne
Verdienstmedaille verliehen.
Karlsruhe, 8. März. Um halb 1 Uhr trafen
heute hier zum Besuch bei den Großherzoglichen Herr-
schaften Prinz Heinrich XIX. Reuß mit Gemahlin ein
und stiegen im Großhcrzoglichen Schlosse ab. Im Laufe
des Nachmittags machten Ihre Durchlauchten Besuche bei
den Mitgliedern der Großherzoglichen Familie und kehrten
Abends gegen 6 Uhr nach Stuttgart zurück. Der Erb-
großherzog und die Erbgroßherzogin reisten am Dienstag
Nachmittag von Coblenz nach Abbazia ab, wo dieselben
einige Zeit bei dem Großherzog und der Grobherzogin
von Luxemburg verweilen werden.
Ausland.
England. London, 8. März. Der heutige Besuch
der Königin in der Hauptstadt gestaltete sich zu einem
großen Bolksfeste. Selbst in den unvergeßlichen Tagen
der letzten Jubelfeier hat man hier solch ungeheure Volks-
massen, solch ursprüngliche Begeisterung nicht gesehen. Die
Monarchin traf kurz nach 12 Uhr ein. Auf der ganzen,
diesmal stark drei Viertelstunden langen Strecke von dem
Bahnhofe Paddington durch den Hydepark und Grecnpark
bis zum Buckinghampalast waren ungezählte Schaaren
Volkes auf beiden Seiten des Fahrwegs angesammelt. An
den meisten Stellen waren die Zuschauer zehn bis zwölf
Mann hoch zusammengcdrängt und erwarteten bei
einem schneidenden Nordwestwind, aber in bester Laune die
Ankunft der greisen Herrscherin. Die Monarchin erntete
unbeschreibliche Huldigungen, man vernahm nur den be-
täubenden brausenden Lärm der unaufhörlichen Zurufe,
sah nur ein Meer von Köpfen erregter Gesichter, über denen
unzählige Hüte und Taschentücher geschwenkt wurden. Ein
Militärspalier war nicht vorhanden, und die Ordnung
haltende Polizei war nur an den Ecken und Knotenpunkten
sichtbar; aber die Ordnung war allenthalben musterhaft
und die gehobene Stimmung und fröhliche Laune all-
gemein.
Afrika. Wie von Seiten der Buren gemeldet wird,
haben die Engländer die aus Natal herausgehenden
Buren am Donnerstag vor 8 Tagen noch zweimal ange-
griffen, wurde» aber beide male zurückgeschlagen. Der Rück-
zug, so heißt es in dem Bericht weiter, nahm seinen Fort-
gang. 2000 Wagen wurden ohne die Eisenbahn wegge-
bracht. Auf dieser wurden nur schwere Geschütze, nicht Be-
rittene oder Verwundete, befördert. Hinter dem letzten Zuge,
der von Elandslaagte abging, fuhr ein Arbeiterzug her,
der alle Brücken und Straßenüberführungen zwischen
Ladysmith und Glencoe zerstörte. Vorher war auch die
Kohlengrube bei Elandelaagte gesprengt und angezündet
worden. — Es ist anzunehmen, daß die Buren aus Natal,
soweit sie nicht zur Vertheidigung der Grenzpässe nöthig
sind, auf den westlichen Kriegsschauplatz eilen werden um
ihren Volksgenossen im Kampf gegen Roberts zu helfen.
Dieser hat, wie gestern berichtet wurde, die Buren am
7. d. wieder angegriffen und die betreffende Abtheilung
gesprengt. Des Feindes Stellung, so meldet Roberts in
einem weiteren Bericht war äußerst stark; ein Angriff in
der Front würde schwere Verluste mit sich gebracht haben,
die Umgehungsbewegung mußte nothwendigerweise weit aus-
holen. Der Kampf beschränkte sich eigentlich auf
die Cavallerie; die Pferde sind sehr erschöpft. General
French meldet, die reitende Artillerie habe eine rege
Thätigkeit entwickelt. Die Verluste der Engländer betragen etwa
50 Mann. Die Sache ist demnach von keiner großen Be-
deutung gewesen. Nach einer Depesche der Daily News
wird die Zahl der Buren auf 10000 geschätzt.
Gelingt cs den Bure», die Armee von Roberts so lange
aufzuhalten, bis die Abtheilungen aus Natal Heranrücken,
dann stellt sich das Stärkeverhältniß zwischen den beiden
Gegnern wieder etwas weniger ungünstig für die Buren,
dabei ist zu berücksichtigen, daß die Engländer, je weiter
sie Vordringen, desto mehr Etappentruppen festlegen müssen
und desto größeren Schwierigkeiten hinsichtlich der Pro-
viantirung begegnen. Der Berichterstatter der Daily News
hatte in Bloemfontein eine Unterredung mit dem Präsidenten
Steijn, in welcher dieser ihm sagte, daß die Buren
entschlossen seien, bis auf den letzten Mann
zu kämpfen und prophezeit, daß der Uebergabe von
Prätoria Ereignisse vorhergehen würde», die Europa in
Staunen versetzen würden. Nach demselben Berichterstatter
sind 5000 Koffern damit beschäftigt, in und um Prätoria
Schanzen anzulegen. Präsident Krüger ist nach Prätoria
zurückgekehrt. Sein Aufruf an die Bürger feuerte diese
aufs neue an, in dem Kampf für dieUnabhängig-
keit auszuharren.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 9. März.
SchöffengerichtSfitzung vom 8. März. 1) Ludwig Josef
Preiß aus Bruchsal, z. Zt. hier in Haft, erhielt wegen Dieb-
stahls 1 Woche Gefängniß, 2) Franz Leppert, Schlosser dahier,
wegen Sachbeschädigung eine Geldstrafe von 10 3) Die
Verhandlung gegen Georg Ludwig Hönig, Maurer dahier, wegen
Körperverletzung wurde vertagt. 4) Andreas Beilharz, Schneider-
geselle in Sandhausen, erhielt wegen Körperverletzung eine
Geldstrafe von 20 ev. 4 Tage Gefängniß, 5) Jakob Eder,
Fischer dahier, wegen Körperverletzung eine Geldstrafe von
30 ^ ev. 6 Tage Gefängniß, 6) Max Biehl, Schlosser dahier,
wegen Körperverletzung 3 Wochen Gefängniß, der Mitangeklagte
Theodor Fritz, Schlosser dahier, wurde freigesprochen. 7) Michael
Hornung, Fischer dahier, erhielt wegen Körperverletzung 3 Tage
Gefängniß. 8) Jakob Sickmüller III., Landwirth in Nußloch,
wegen Diebstahls 10 Tage Gefängniß.
— Polizeibericht. Eine Mannsperson wurde wegen
Bruchs der AusweOungsversügung verhaktet: tunt Personen
kamen wegen Ruhestörung zur Anzeige. In der Häuserstraße
nächst der Blumenstraße wurde ein Bündel mrt verschiedenen
Frauenkleidungsstücken gefunden; als deren Eigenthümer hat
sich bis jetzt noch Niemand gemeldet.
8.0. Sinsheim, 8. März. Gestern starb hier der frühere
(nat.-Ob.) Abgeordnete Gememderoch Philipp Schwein-
tu r t h im A ler von 63 Jahren. Er vertrat den Bezirk
Sinsbeim von 189l—94.
6.0. Karlsruhe, 8. März. Zur Karlsruher Bahnhosfrage
erfährt der Volksfrd. von wohlunterrichteter Seite, daß, sobald
der Stadtraih dem Minister offiziell die vom Bürgerausschuß
angenommene Resolution mittheill, noch diesem Landtag eine
Nachtragsforderung für die nothwendigen Vorarbeiten
zugchen wird. Von einer Nachtragsfordcrung für den ganzen
Bau könne in der gegenwärtigen Tagung keine Rede sein.
8.0. Karlsruhe, 8. März. Die hiesige Zwangsinnung
der Schuhmacher hat sich aufgelöst. — Die Straf-
kammer verurtheilte zwei Mitglieder der internationalen
Gaunerbande, die seit Monaten aus den in Süddeutschland
kursirenden O-Zügen Gepäckstücke entwendeten und zablreiche
Taschendiebstählc verübten, den 40jährigen Kellner Gardon aus
Nizza und die 25 Jahre alte Wtltwe Pongibaut geb. Pincl aus
Commentry zu 2 bezw. 1 Jahr Zuchthaus und Stellung unter
Polizeiaufsicht.
6.H. Lahr. 8. März. Ein Neuvermählte« Ehe-
paar aus Dundenheim machte dieser Tage seine Hochzeits-
reise nach Karlsruhe. Dort besichtigte es auch das Großh.
Schloß und scheint dabei von den Allerhöchsten Herrschasien
wegen seiner altererbten ländlichen Tracht bemerkt worden
zu sein. Ein Diener entbot sie zu denselben. Das länd-
liche Ehepaar wurde von Großherzog und Großherzogin
sreundiichst empfangen, von ihnen beglückwünscht, nach
den heimathlichen Verhältnissen befragt und schließlich
mit dem Bild des Grobherzogs in schönen Rahmen be-
schenkt. Die Freude der Glücklichen kann man sich denken.
6.H. Lahr, (Baden), 8. März Ein größeres Schaden-
feuer brach heute Nacht in der Kreuzgasse aus. Etwa um 3 Uhr
Nachts entstand dasselbe in der Werkstätte des Schreiner-
meiste rS Jäckle daselbst auf bis jetzt unaufgeklärte Weise.
Es griff mit rasender Geschwindigkeit, durch die großen Holz-
vorräthe genährt, um sich, erfaßte die angrenzende Schreinerwerk-
stätte des Herrn Kühl und beide Werkstätten sowie die Wohnhäuser.
Die Feuerwehr arbeitete auf allen Seiten und konnte so wenig,
stcns die stark gefährdeten Nachbarhäuser: eine Cigarrenfabrik,
eine Bank und ein photographisches Atelier vor größerem
Schaden bewahren. Die Geschädigten sind versichert. Von den
Hausbewohnern war ein älteres Fräulein nicht versichert. Die
Feuerwehr hatte noch den ganzen Vormittag mit Lösch- und
Abräumungsarbeiten zu thun, das Militär besorgte den Ab-
sperrungsdienst und war bei der Rettung von Möbeln, Kisten
u- s. w. behülflich.
— Dienstnachrichten. Aus dem Bereiche der Großh. Bad.
Staatseisenbahnen. Versetzt: die Eisenbahnasststenten:
Max Schultheiß in Neckargemünd nach Sichern, Theoder
Bllchler in Schlierbach nach Heidelberg; die Expeditions-
gehilsen: Peter Wetz in Mannheim nach Neckargemünd, August
Schneider in Sichern nach Bammentyal, Robert Goos in
Heidelberg nach Schlierbach, Hermann Roßbach in Heidelberg
»ach Oos; Bnreaugehiife Theodor Krautheimer in Zlgloster-
hausenmach Eschclbronn. Schaffner Konraü Schwarz in Basel
nach Heidelberg.
Brand des IsiöLtl'S kranoaiZ.
Paris, 8. März. Im IbeLtrs krso^ai» vruch heute Mittag
Feuer aus. Als Feuerlärm geschlagen wurde, eilte von alle»
Seiten Hilfe herbei; um das Gebäude sammelte sich eine grotzk
Menschenmenge an. Gegen 1 Uhr stand das ganze Gebäude rrl
Flammen; einige Maschinisten konnten sich nur mit Mühe retten,
da die Treppe in Feuer und Rauch gehüllt war; ein alter
Mann, der sich auf einen Balkon »ach der Rue Richelieu ge'
flüchtet hatte, wurde auf einer Leiter, die man auf eine»
Omnibus stellte, in Sicherheit gebracht. Ter größte Thcil dcr
Kunstgegennande und die Bibliothek wurde» gerettet. Mehrere
Schauspielerinnen, die sich für die Nachmittagsvorstellung
kleideten, wurden von Feuerwehrleuten gleichfalls mit Leitern >»
Sicheiheit.ge'-racht. Man hoffte, den Brand einzugrenzeu. Gegen
1V« Uhr wurde von den Feuerwehrleuten der verkohtte Leich»a»l
einer Schauspielerin aufgefunden. Die Leiche ist als die der
Schauspielerin Henriot recognoscirt worden. Das Feuer brach
auf dem Hintergründe der Bühne aus, als d e Schauspielerinnen
Dudley und Henriot für die morgige Matinöe probten. Es er-
griff die Dekorationen und verbreitete sich sehr rasch; das
Personal rettete mit Mühe einige Gegenstände, indem es dieselbe»
aus dem Fenster warf. Die klassische Heimstätte der französischen
Bühnenkunst, das Haus Molidces, das berühmte „ItreLtrs
krsnyais-, ist völlig zerstört. Nur die vier Mauern und ein The»
des Foyer stehen noch rauchgeschwärzt in diesem Augenblick da.
Das Innere ist eine völlig ausgedrannle Stätte zur Stunde, »R
die Hauptmauern und das Foyer einstürzen werden. Es ist "»
wahres Glück, daß das Feuer, dessen Entstehen noch nicht aul'
geklärt ist, nicht eine Stunde später ausbrach. Das Unglück
wäre dann bei vollbesetztem Hause eingetreten, und bei der
Schnelligkeit, mit der die Flammen um sich griffen, fürchterlich
geworden.
Eingesandt.
Heidelberg. 9. März. Wieder ist vom Kaiser Wilhelm'
Denkmal cie Rede. Als der Einsender das Modell vor zw"
Jahren zum ersten Mal sah, hatte er sofort die Empfindung,
daß es von zwei verschiedenen Persönlichkeiten ausgegan«"'
wäre. Im Lauf der Zeit schwirrten dunkele Gerüchte an sei»
Ohr, daß es allerdings zwei Künstlern sein Dasein verdanke-
Neuerdings traten in der That zwei Schöpfer aus. Es ist iw
BeratbungSsaale der Stadt die durchaus zutreffende AnsiA
ausgesprochen worden, daß im Denkmal zwei Gedanken niw'
in einander gehen wollten. Möchte man doch auf dieser E"
kemttnlß fußen! Warum will man mit aller Gewalt an diesem
steifleinenen Brunnen festhalten. dessen Obelisk der bewußte oder
unbewußte Abkömmling unserer beliebten Grabsäulen ist. ThürMe
man in den Garten-Anlagen Felsblöcke aufeinander, lasse Was,"
dazwischen hervorspruteln, Quellen gleicv, eine Einleitung M
unsere herrlichen Waldungen. Berge und Schloßgarten — o°e
etwas dergleichen! Dann bleibt Raum genug für ein Sta»?'
bild auf der Höhe, oder eine Büste, vielleicht auch nur für "»
Medaillon auf ihnen. l,
Theater- und Kunst-Nachrichten.
Heidelberg, 9. März. Im Stadt-Theater gelangt E
nächsten Sonntag das Lustspiel „Doktor Klaus" von Adolp«
L'Arronge, bekanntlich ein Lieblingsstück des Heidelberg"
Theaterpudlikums, neu inscenirt zur Aufführung. Die durchweg
dankbaren Rollen desselben werden gespielt von den DaM-
Brauny, Hoheneck, Konrad, Krüger, Klär, und den Herren Baue'
Klein, Meltzer, Hermann Rudolph, Kurt Rudolph, Sigl »»
Winterheld. Die Vorstellung findet im Abonnement statt;
wiederholte Aufführung de« trefflichen Werkes ist der vorgerückt
Saison wegen nicht in Aussicht genommen.
Mannheim. (Großh. Hof- und Nationaltheater.) Sonntag
11. März (Ab. ^): »Der Bärenhäuter". ,,
Frankfurt a- M. An Stelle des Hofopernsängers He"
Kraus vom Kgl. Hoftheater in Berlin, der am SamStag '.
Opernhaus den „Siegfried" singen sollte, aber erkrankt ist u>
sein Gastspiel absagen mußte, tritt Herr Kammersänger Silov
Burgstaller in der Titelvartie als Gast auf. _-
Handel und Verkehr.
Mannheim. 8. März. (Aktien.) Oberrh. Bank 125— x
Rheinische Creditbank 143,50 G. Rheinische Hypothekeiib?
164.— G. Heidelberger Aklienbraueret 145.— G. SchrödUA
Brauerei-Aktien 150.— B. 148.- G. Portland - Cementw"
Heidelberg 160.— B.
Frankfurt. 8. März Efsektensocietät. Abends 6V«.^.
Oesterr. Credit 234.40 b. Diskonto-Kommandtt 196.40—
Deutsche Lank 211.50 b. Dresdener Bank 164 80 b. Berl'»^
Bank 117.90 b. Oesterr. Staatsbahn 139.50 b. Gott»" ^
143.30 B. 26 G. Schweizer Central 145.30 B. 20 G. S-HW"» „
Nordost 93 B. 92.90 G. Union 80.10 «. 80 G. Jura-Ltmk> h,
89 50 b. G. Lombarden 29.30 b. 3pCt. Portugiesen 24.3^.
4vCt. Spanier 70.30 d. 4pCt. Italiener 94.80 B. 70 G. 4V,PA
Chile große Stücke 83.60 b. G. Esch weiter Bergw.-Ges- A
b. G. Bochumer 275.90—276 b. Gelsenkirchener 211.30 B. h.
Harpcner 228.40 b. Hibernia 238.60-90 b. Laura 273.^ x
Elektr.-Ges. Schlickert 232.40 b. G. Elektr.-Ges. Loh»^»
168.90 b. Röhrenteffel Dürr 109 b. G. Internat. Elektr.
143 b. G. Verzinkerei Hilgers 130.10 b. G. Alkali Weste"»
216 b. .q50.
6V<—6'/, Uhr: Lombarden 29.40 Jura-Simplon ^
Hibernia 238.90. 4pCt. Spanier 70.40 P. 30 G. hie
Bei geringen Umsätzen konnten sich auf allen Gebiet"'
ungefähren Mittags-Schlußkurse behaupten. Spanier würbe»
Paris etwas höher bezahlt. giM-
Mannheim. 8. März. (Produktenbörse.) Per 100^^,,
Wetzen Pfälzer 16.75 bis —, Norddeutscher 16.75 biS zss
Azima 17.50 bis 18.-. Theodosta 18- bis 18.50,
—.— vis —, Gtrka 17.25 bis 17.50, Taganrog 17*»^ht)
17.50, rumänische —bis —, amerikanische Winter
bis —.—. amerikan. Spring 17.25 bis , Wolla-^sse
17 25 bis 17.50, Milwaukee bis —Sem-»"
17.75 bis 18.—, Kalifornier —bis . La PlaM
bis —. Kannsas II 17.— bis 17.25, Kernen 16 75 bis
Roggen Pfälzer 15.25 bis . Russischer 15 50 bis _ ^
Norddeutscher —.— bi« —, Gerste hies. Gegend Ib.
—, Pfälzer 16.25 bis 16.75, Ungarische 17.50 bis
Futtergerste 13 25 bis 13.50, Hafer Bad. alter 1450 bis ^
Norddeutscher — — bis —.—, Russischer 14.— bis
Württembergcr —bis —, Amerikany 14.25 bis
Mais Amerik. mixed 10.75 bis —.—, La Plata 11.— bi«
Mai« Donau 11.20 bis —, Kohlreps deutscher n«u"
bis —, Wicken 17.— bis —, Roth Kleefarnen Lsl' gSQ'
140.—, Pfälzer —bis —. Deutscher II 85.— bis xgc-
Amerikaner —.— bis —, Luccrne 90.— bis 95.—, BAd»
95.— bis 106.—, Esparsette 23.— dt« 26-, Leinöl »> gw
56.- bis Rüböl mit Faß 60.- bis bei t>e
—bis —. Petroleum Amerikany 24.70 bis 24'"
Waggon 24.50 bis —, bei Bassinwag. 20.60 b'S^ "
Russisches —.— bis —bei Waggon 23.70 bis --
Bassinwag. 2010 bis —, Sprit versteuert 119.— "
90er unversteuert 33.50 bis —^ ^
Weizenmehl 00 0 1 2 3 -gM
27.50 25.50. 23.50 22.50 21.S»
Roggenmehl 0 : 24.25, 1: 21.25.
Tendenz: Getreide ziemlich unverändert. .
Lchisfsnachrichten. NorddeutscherLloyd in ^
(Agentur in Heidelberg: Josef Münch. Hauplstrav ^ Zß-
gekommen sind folgende Dampfer: „Oldenburg" »w
hi-