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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 (1. März 1900 - 31.März 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0302

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schnittlich in den Jahren 1888 bis 1897 nur 4691 un-
eheliche Kinder geboren (gegen 7016 im Jahr 187 l). Die
Petenten sind der Ansicht, daß die Einschränkung oder
Beseitigung der vorhandenen Schäden nur durch polizei-
liches Einschreiten geschehen kann in Form von verschärften
Strafen gegen jede Ausschreitung über Zucht und Sitte
und insbesondere von Beschränkung oder Verbot des
Wirthshausbesuches und des nächtlichen Umhertrcibens.
Die Kommission hat gegen diese Vorschläge Bedenken und
glaubt, daß die bestehenden gesetzlichen Bestimmungen aus-
reichen. Dagegen liege die Vermmhung nahe, daß da und
dort die Behörden cs an der nöthigen Strenge fehlen
lassen. Diese sollten von der oberen Behörde zur besseren
Wahrnehmung ihrer Pflicht angehalten werden. In diesem
Sinne beantragt die Kommission Ueberweisung zur
Kenntnißnahme.

Aus der Karlsruher Zeitung.
Karlsruhe, 14. März. Der Großherzog empfing
heute früh gegen 9 Uhr den Generalobersten der Kavallerie,
Freiherrn von Los, welcher sodann nach Italien abreiste.
Von 11 bis halb 2 Uhr ertheilte Se. Königl. Hoheit Au-
dienzen, darunter dem Landgerichtsdirektor Dr. West in
Heidelberg und dem Universitätsprofessor Dr. Braune in
Heidelberg. Die Großherzogin hatte eine schlafreiche
Nacht und fühlt heute eine entschiedene Besserung in ihrem
Allgemeinbefinden. Temperatur und Puls sind befriedigend.
Der Bronchialkatarrh ist in allmählicher Abnahme begriffen.
Die immer noch mangelnde Ernährung hat ein großes
Schwächegefühl zur Folge. Von dem Erbgroß Herzog
und der Erbgroßherzo gin sind gute Nachrichten aus
Abbazzia eingetroffen._
Auslan d.
Rußland. Petersburg, 13. März. Viel bemerkt wird
ein heftiger Artikel des Grashdanin gegen die Politik
Frankreichs. Auch sonst macht sich in der hiesigen
Presse in der letzten Zeit eine Verstimmung gegen Frank-
reich anläßlich der Rede des Kammerpräsidenten Deschanel
in Nogent le Rotrou bemerkbar. Es wird die Meinung
geäußert, daß Rußland nicht gewillt sei, sich von Frank-
reich Lehren ertheilen zu lassen. Zugleich wird die unter-
würfige Politik Frankreichs gegenüber England verurthcilt.
England. Aus London wird gemeldet, daß sich
daselbst ein empfindlicher Mange lan Zeitungspapier
fühlbar zu machen beginnt; der Preis soll bereits um
20 bis 40 Prozent gestiegen sein. Infolge des enormen
Bedarfs an Zeitungen aus Anlaß des Krieges mit den
Buren können die Papierfabriken trotz Anspannung aller
Kräfte den an sie herantretenden Anforderungen nicht ge-
nügen. Dazu kommt, daß wegen der ungünstigen Witterung
des vergangenen Sommers die Zufuhr von Holzstoff aus
Schweden und Norwegen sich sehr vermindert, die aus
Nordamerika ganz aufgehört hat. In welchem Umfange
sich der Bedarf der Zeitungsexpeditionen an Papier gesteigert
hat, erhält aus folgendem Beispiel: Die täglich acht
große Folioseiten starke Londoner Zeitung Daily Mail
hatte vor dem Kriege eine Auflage von 620000 Exem-
plaren; jetzt werden täglich rund 1052 000 Exemplare
verkauft; dabei ist sie noch nicht die verbreitetste der zahl-
reichen Londoner Zeitungen. Wenn der Krieg noch längere
Zeit dauert und sich die Auflage der Zeitungen auf der-
selben Höhe hält oder gar noch steigert, fürchtet man, daß
es eines Tages den Zeitungsdruckereien an Papier fehlen
wird.
London, 14. März. Gestern wurde ein Blaubuch
ausgegeben, welches die Schriftstücke betreffend die Be-
schlagnahmung der deutschen Dampfer „Herzog", „Bundes-
rath" und „General" enthält. Die Sammlung beginnt
mit dem 16. Dezember, wo der kommandircnde Admiral
des Mittelmcergeschwaders berichtete, daß der Dampfer
«Herzog" mit Reisenden in Kahkianzügen, anscheinend nach
Transvaal fahrenden Offizieren und Soldaten, abgegangen
fei. Die Sammlung schließt mit dem 20. Januar. Aus
dem Blaubuch geht hervor, daß der deutsche Consul in
Durban sofort, nachdem der „Bundesrath" durch ein
Kriegsschiff eingebracht war, namens seiner Regierung Ein-
spruch erhoben habe. Am 9. Januar übergab der deutsche
Botschafter Graf Hatzfeld im Aufträge der deutschen Re-
gierung Lord Salisbury eine Note, in der die sofortige
Freigabe des „Bundesrath" verlangt wurde. Lord Salis-
bury antwortete am 1. Februar, England könne nicht zu-
gcben, daß Gründe für die Freigabe des „Bundesrath"
ohne Untersuchung durch eiu Prisengericht vorhanden
feien; er erkenne jedoch an, daß es wünschenswerth
sei, die Untersuchung möglichst rasch zu vollenden, und
zwar mit Rücksicht auf die Reeder, die unverdächtigen
Fahrgäste und die Waaren. Lord Salisbury theilte gleich-
zeitig dem deutschen Botschafter mit, es sei Befehl ergangen,
die Durchsuchung von Schiffen in Aden einzustellen und
keine deutschen Postdampfer auf bloße Verdächtigung hin
anzuhalten. Am 17. Januar übersandte Lord Salisbury
an Loscelle eine Abschrift mit der Hatzfeldschen Note und
bemerkte, er habe mit Ueberraschung von dem Vertreter
einer Macht, mit der die englische Regierung auf freund-
schaftlichem Fuße zu stehen glaubte, eine Mittheilung er-
halten, welche so schroff gehalten sei, und den britischen
See-Offizieren Mißachtung des Völkerrechts vorwarf, wofür
keine Begründung vorhanden sei. — Die englischen Blätter,
voran die Times, arbeiten sich nachträglich in großen
Zorn hinein wegen der scharfen Sprache des deutschen
auswärtigen Amtes. Indessen, welche Sprache hätte
wohl das englische auswärtige Amt geführt, wenn deutsche
Kriegsschiffe sich erlaubt hätten auf einen ganz vagen
Verdacht hin englische Postdampfer anzuhalten und zu be-
schlagnahmen!
Afrika. Die Antwort Salisbury's auf den Friedens-
vorschlag der Präsidenten Krüger und Steyn ist manchen
englischen Blättern noch nicht scharf genug gewesen, andere
finden sie genügend scharf; alle betonen, daß keine Rede

davon sein kann, den Burenstaaten das bisherige Maß von
Selbständigkeit zn belassen. Man ist nun überall sehr
gespannt darauf, was die Buren weiter thun werden. In
Wien ist man der Meinung, daß es bald zum Frieden
kommen werde. Das würde nach Lage der Dinge voraus-
setzen, daß die Buren England auffordern, nun seine
Friedensbedingungcn mitzutheilen und daß sie auf diese
Bedingungen eingehen. Möglicherweise wird der Kampf
von den Buren weiter fortgesührt. In Bloemfontein wird
General Roberts vermuthlich alsbald eine englische Ver-
waltung einsetzen. Man glaubt, daß eine große Zahl von
Oranjeburen dann die Flinte niederlegen wird, andere
werden sich nach Transvaal zurückziehen. Dringen die
Engländer bis zur Hauptstadt von Transvaal vor, dann
bleibt den Buren noch die Möglichkeit, sich nördlich in die
Berge znrückzuziehen. — Wie die Times ans Lorenzo-
Marquez meldet, ist eine Friedensgesandtschaft
der Buren, bestehend aus Fischer, Volmarans und
Wessels, am 13. ds. Mts. nach Europa abgereist. —
Der Aufstand im Norden der Kapkolonie scheint sich zu
legen. Das Bureau Reuter meldet, daß zwei englische
Offiziere am 9. ds. in Lund ca ns Nek mit einer
großen Abtheiluug Aufständischer zusammen trafen, die ge-
kommen waren, um 5900 Gewehre und eine Menge
Schießvorrath auszuliefern. Mau erwartet, daß sich
noch mehr Aufständische ergeben würden. Unter den Auf-
ständischen, die sich ergaben, befinden sich drei Feldkornets.
Unter dem ausgelieferten Schießvorrath für Gewehre
wurden Sprenggeschosse (englischer Herkunft?) gefunden.
— Die Hoffnung der Buren, als kleine Entschädigung für
die Prüfungen der letzten Zeit den Ort Mafeking einzu-
nehmcn, scheint sich auch nicht zu bestätigen. Die Noch
dort war schon aufs höchste gestiegen; allein der englische
Entsatz ist noch zur rechten Zeit gekommen. Oberst Plummer
hat mit einer Abtheilung seiner Truppen die belagernden
Buren angegriffen, sie zurückgedrängt und zunächst einmal
einen Wagen mit Proviant in die Stadt schieben lassen.
— So sieht es heute allenthalben für die Buren traurig
aus. Eine Einmischung der Mächte ist nicht zu erwarten
und so werden, wenn nicht noch eine ganz unerwartete
Wandlung eintritt, die Buren sich wohl oder übel der
englischen Herrschaft unterwerfen müssen.

Be- und Entladungssristeu für Wagculadungsgüter.
Um den Interessenten bei Durchführung der neuen
Vorschriften lsiehe das Inserat in der gestrigen Nummer)
nach Möglichkeit entgegenzukommen, hat die Eisenbahnverwaltung
geeignete Vollzugsanoidnungen getroffen, und zwar sind zunächst
die Dienststellen gehalten, diejenigen Wagenladungen, welche in
den späten Nachmittagsstunden auf der Station eintreffen, den
Empfängern thunlichst noch am gleichen Abend anzumelden,
damit diese in der Lage find, die zur Abholung der Güter am
folgenden Tag erforderlichen Anordnungen (Bestellung der Fuhr-
werke u. s. w.) rechtzeitig zu treffen.
Sodann ist vorgeschrieben worden, daß in den Fällen, wo
Wagen zur Beladung für einen Zeitpunkt bestellt werden, zu
welchem sie nach dem Ermessen der zuständigen Dienststelle nicht
eintreffen oder sonst verfügbar werden können, der Besteller hier-
von, soweit thunlich, mündlich oder durch Fernsprecher, am
Stationsort auch durch Boten, sonst brieflich in Kenntniß zu
setzen ist. Diese Mitthetlung kann auch, sofern dies allgemein
oder bei der Wagenbestellung für den einzelnen Fall beantragt
wird, auf Kosten der Besteller durch Telegramm oder außerhalb
des Stationsortes durch besonderen Boten erfolgen. Hat die
Mittheilung nicht erfolgen können oder ist sie so spät zur Kennt-
niß des Bestellers gelangt, daß die Anfuhr der zu verladenden
Güter bereits begonnen hat, so wird gestattet, die Sendung,
soweit Platz verfügbar ist, auf dem Bahnhof an geeigneten
Stellen — nöthigenfalls auch auf den Güterböden — bis zur
Bereitstellung des bestellten Wagens gegen Zahlung des tarif-
mäßigen Lager- oder Platzgcldes zu lagern. Bon dem späteren
Eintreffen der bestellten Wagen wird den Bestellern, insbesondere
solchen, welche mit einer zur Verladung bestimmten Sendung
unverrichteter Sache wieder zurückkehren mußten, möglichst früh-
zeitig auf dem oben angegebenen Wege ebenfalls Mittheilung
gemacht werden.
Schließlich ist im Interesse einer möglichst raschen Anmeldung
der angekommenen Wageuladungsgüter die zur Zeit bestehende
Vorschrift, wonach für die Anmeldung mittelst Fernsprechers die
geordnete Benachrichtigungsgebühr erhoben wird, durch folgende
ersetzt worden: „Für die Anmeldung von Wagenladungsgütern
mittelst des Fernsprechers wird eine Vergütung nur insoweit er-
hoben» als für die Benützung des Fernsprechers bahnseitig eine
Gesprächsgebühr von AI Pfg. und mehr (vergl. 8 7 der Fern-
sprechgebührenordnung vom 20. December 1899 R.G.Bl. S. 712)
zu entrichten ist. Es kommt also für die telephonische Anmeldung
von Wagenladungsgütern eine Gebühr nur dann noch in Ansatz,
wenn die Anmeldung nach einem andern Orte oder auf größere
Entfernung zu erfolgen hat.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, IS. März.
T Zur Laudtagswahl. Gestern Abend fand im Gartensaal
der Harmonie eine Wahlmänner-Versammlung behufs Aufstellung
eines Kandidaten für den Landtag an Stelle des verstorbenen
Herrn Leimbach statt. Neben dem von dem Ausschuß der nat.-ltb.
Partei vorgeschlagenen Herrn Prof. Nohrhurst wurde von
einer Seite, um den Wahlmännern eine Auswahl zu bieten, eine
Anzahl weiterer Namen genannt. Mit 88 Stimmen gegen eine,
die Herr Major Köhnhorn erhielt, entschied sich die Versammlung
für Herrn Prof. Rohrhurst, ein Resultat, das als äußerst ehren-
voll für den Erkorenen bezeichnet werden darf. Es ist nun zu
wünschen, daß auch diejenigen Wahlmänner, die gestern fehlten,
am Dienstag zur Wahl kommen und daß Herr Prof. Rohrhurst
etnmüthtg zum Abgeordneten gewählt wird. Auf die Thätigkeit
des Herrn Rohrhurst in der Zweiten Kammer setzt die nat.-lib.
Partei die besten Hoffnungen.
dl Freiwillige Feuerwehr. Bei den am 11. d. vorgenommenen
Wahlen der I. Compagnie wurden gewählt zum Zugführer des
1. Zuges Dachdeckermeister Alwin Müller, zum Zugführer des
2. Zuges Schuhmachermctster Carl Fr. Volk, zum Beigeordneten
des 1. Zuges Flaschnermeister Alexander Heimberger, und zum
Beigeordneten des 2. Zuges Schuhmachermcister Franz Schäfer.
Bei den gestern abgehaltenen Wahlen der II. Compagnie wurden
gewählt zum Zugführer des 1. Zuges Zimmermeister Aloys Veth,
zum Zugführer des 2. Zuges Schmiedmeister Philipp Maßholder.
In der III. Compagnie (Neuenheim) wurde an Stelle des seit
2» Jahren an der Spitze derselben stehenden Hauptmanns
Heinr. Lenz Schlossermetster Karl Heuser als solcher vom Stadt-
rath ernannt. Ferner wurden am 12. d. zu Zugführern gewählt:
für die Slcigermannschaft (1. Zug) Tünchermeister Seb. Koch,
für die Spritzen- und Wassermannschafl (2. Zug) Schuhmacher-
meister Peter Langer.
— Polizeibericht. Zwei Mannspersonen wurden gestern
wegen BettelnS verhaftet; eine weitere kam wegen groben Unfugs
zur Anzeige.

Rohrbach b. Sinsheim, 13. März. Im Steinbruch zu Steins -
furth ereignete sich heute, dem Landboten zufolge, ein bedauerlicher
Unglücksfall. Durch unverwuthet los gewordene Stein-
mnsfen würde der Steinbrucharbeiter Jakob Eiermann von hier
halb verschüttet; ein spitzes Holz drang ihm tief in die Augen-
höhle ein und verursachte eine so schwere Kopfverletzung, daß der
Bedauerlicle sofort in das Spital nach Sinsheim verbracht
werden mußte, wo er jetzt schwer krank darnieder liegt. Der
Vater des Verunglückten starb vor einigen Monaten nach langem,
schweren Leiden, während der Bruder desselben nach Heidelberg
zu einer Fußoperatiou, vermuthlich Amputation, verbracht wurde-
Ei» hartes Geschick für diese bedauernswerlhe Familie.
V. Hirschhorn a. Neckar, 14. März. Die große Loh-
rindenversteigerung, welche gestern dahier abgehalten
wurde, und bei welcher 40000 Centner Rinden aus Staats- und
Geirelndewaldungen rc. zum Ausgebot kamen, hat leider wieder
keinen Preisausschlag aufzuweisen; denn die wohl erfolgte durch-
schnittliche Preiserhöhung von etwa 15—20 Pfg. pro Centner
liefert keine besonderen Mehreinnahmen, umsomehr, da die Lag-
löhne für das Rmdeuschälen jährlich ganz bedeutend steigen-
Auch dürft- ein Preisrückgang schon deshalb nicht eifolgt sein,
weil man dieses Jahr gerade der niederen Preise wegen ver-
schiedenen Orts keine oder doch viel weniger Rinden schält, so
daß diesmal nicht ganz 40000, während früher immer S0 000
Centner zum Ausgebot kamen. Die Waldbesitzer wurden also
auch Heuer wieder recht ernstlich zur Anpflanzung von Nadel-
hölzern ermahnt.
ff Rheinau, 12. März. Wohl wenige Orte dürften eine»
ähnlich starken Aufschwung erfahren haben wie Rheinau.
Bei der Volkszählung 1895 wurden 489 Einwohner ermittelt.
Nach einer zuverlässigen privaten Zählung waren es am 1 März
1528, so daß sich also in etwas üb.r vier Jahren die Einwohner-
schaft verdreifacht hat. Ein weiterer Zuwachs ist für die
nächsten Monate zu erwarten, wenn das Stahlwerk und die
Zündholzfabrik in Betrieb genommen werden. — Daß hier nicht
billig zu leben ist. zeigen besonders die Mi ethsp reise. Wob'
nungcu von vier bis fünf ziemlich kleinen Zimmern kosten 600
bis 800 Mark und mehr, je nach Lage. Kleine Dachwohnungen
kosten bis 300 Mk. und mehr. Eine rühmliche Ausnahme machen
die Arbeiterhäuser der „Rheuania", in welchen eine Wohnung ulit
4 kleinen Räumen und Zubehör nur 120 bezw. 96 Mark jährlich
kostet. Andere Firmen tragen einen Theil des Wohnungsgeldes,
damit ihre Angestellten nicht unter den hohen Preisen zu leiden
haben.
6.8 Mannheim. 14. März. In dem von der Stadt Man»'
heim erstellten Judustriehafen ist ein Stalionsamt 2. Klaffe für
den Güterverkehr errichtet worden, welches heute dem allgemeinen
Verkehr eröffnet wird. Das Stationsamr führt den NaM-N
„Mannheim-Jndustriehafen."
ff Mannheim, 14. März. Der 24 Jahre alte Hauptlehrer
Friedrich Erles von Hockenheim wurde heute vor der hiesige»
Strafkammer wegen Körperverletzung im Amte zu einer Geld-
strafe von 20 eventuell 2 Tagen Gefängniß verurtheilt-
Erles batte im Mai v. I. dem 12 Jahre alten Volksschüler
Bernhard Seßler wegen seiner Unaufmerksamkeit einen Schlag
mit dem Stock über den Kopf und einen Stoß gegen das Kin»
versetzt. Einige Zeit nachher kränkelte der Junge und starb,
jedoch steht sein Tod in keinerlei Beziehung zu der ihm wider-
fahrenen Mißhandlung. Die unzweideutige Feststellung dieser
Thatsache, wie st- durch den Vorsitzenden des Gerichts erfolgte,
bezeichnte der Staatsanwalt als die erfreuliche Seile der Ver-
handlung für den Angeklagten, von dem eine üble Nachrede Z»
Unrecht das Gerücht ausgesprengt habe, er sei an dem Tode ves
Kindes schuld. Der Vertheidiger des Erles, Rechtsanwalt Katz-
führte unter den MtlderuugSgründen an, daß der Angeklagte
durch die Umtriebe feindlich gesinnter Kollegen das Opfer »o»
Aufregungszuständen geworden fei, die ihn bis ins Irrenhaus
gebracht hätten. Mit Rücksicht auf diese Zustände, von denen
sich der Mann leidlich erholt hat, wurde auch die Beweisaufnahme
möglichst eingeschränkt.
6.8. Bühl, Stadt, 14. März. Am Sonntag kam eS i»>
Lamm dahier zu einer Schlägerei zwischen hiesigen u»d
Vimbucher Burschen wegen eines Mädchens. Dabei erhielt der
verheiralhcte Taglöhner Edelmar von hier, der abwehren wollte,
einige unbedeutende Stiche, dagegen der junge Hönig au« ViwbN»
einen gefährlichen Stich in die Lunge, an dem er auf den To»
erkrankt darniederltegt. Unter der Beschuldigung, diesen oer
hängnißvollen Stich gethan zu haben, wurde der Maler Heinri«
Schmider von hier verhaftet.
6.8. Offenburg, 13. März. Der Bürgerausschuß hat >u
seiner gestrigen Sitzung, die über 4 Stunden dauerte, den Ver-
gleich zwischen Gemcinderath und S t i f t u ngs rat»
betreffs des Eigenlhums an der kath. Pfarrkirche, dem Meßner-
haus und dem alten Friedhof mit allen gegen 4 Stimmen, d»
schenkungsweise Ueberlassung eines Bauplatzes für eine zweiff
kath. Pfarrkirche mit allen gegen 3 Stimmen genehmigt. D>e
beiden Punkte riefen eine sehr lebhafte Debatte hervor.
Freiburg i. Br., 13. März. Der soeben feftgestellte Oe-
meindevora» schlag bringt eine Umlageerhö hung
5 Pfg. für 100 Mk. für die verschiedenen Wteuergaltungen >»'
Ausnahme der auf ihrer bisherigen Höhe von 8 8 Pfg. »A,
bleibenden Capitalrentensteuerkapitalien. Die betreffenden lu»
lagen betrugen seit dem Jahre 1886 ununterbrochen 35 Pfg-, °
mindeste Satz unter den größeren Städten des Landes; jetzt soll;'
sie auf 40 Pfg. erhöht werden. Die theils vollendeten, the'd
noch der Ausführung harrenden Unternehmungen der letzten
haben eine Umlageerhöhung unumgänglich gemacht.
X Patentbericht für Baden vom 13. März 1900.
getheill von dem Internationalen Patentbureau C. Kleyer z
Karlsruhe (Baden). Filiale: Mannheim, 6 2, 7. (Auskünfte oh>
Recherchen werden den Abonnenten dieser Zeitung bei Einsend« .
der Frankatur gratis ertheilt.) a. Patent-Anmeldung f'
6. 23 407. Weckzeitstellung bei Weckeruhren mit 24stündw.
Auslösung. Adolf Hummel, Freiburg i. B., Loulsenstraße .
Vom 20. Juli 1899 ab. — b. P a t e n t - E r t h e i l u n g
Nr. 110 952. Vorrichtung zum Anziehen von Fahrradbiea» x
mittels einer Zugschnur durch Drehen eines Handgriffs^
Lenkstange. V. Rehn, Baden-Baden, Langestraße 78.
24. Mai 1899 ab. — o. Gebrauchs«»
Eintragungen: Nr, 130 SSO. Dawenhuthalter. Jean 1-"^
Mannheim, Louiscnrina 7. Vom 19 Februar 1900 ab. >
Nr. 130 364, Acetylen-Entwickler mit offenem Elnwurfrohr » A
seitlich im Erzeuger liegendem Rost, welchem das Carbid
eine schiesgelegte Rinne zugeführt wird. C. und L. M"o
Hornberg. Vom 13. November 1899 ad. — Nr. 130 S07.
lose Scharnier-, Uhren-, Hals- und Armkelte rc. Carl Sch»» ^
Pforzheim. Vom 19. Februar 1900 ab._
Kleine Zeitung.
— Metz, 9. März. Das erste Bataillon des 174. Reg>>^
begann heute eine achttägige Marschübung zur Feststellung
Nährwerthes des kürzlich von der Mainzer Konservenfabr» p.
gestellten Eier-Zwiebacks und der gemischten Ko ns er
Der Zwieback wird an Stelle des BrodeS auSgegeben; die ^ jp
selben enthalten Fleisch und Gemüse zusammengekocht und st»
10 bis 15 Minuten zu einer Mahlzeit zu bereiten. Die M» st.
Übungen beginnen mit 30 Klm., werden aber allmählich 8^°, W'
Offiziere und Mannschaften dürfe» nichts als die gelieferten^
ttonen genießen. Die Kaserne, in die sie jeden Abend sst^stN
kehren, wird auf etwaige Einschmuggelung von Lebens»
strenge bewacht. . ^ der
— Kassel, 14. März. Am 13. ds. 7.44 Uhr Nachts f»A peN
Schnellzug Nr. 187 Kassel-Bebra bei Klm. 211.28S
in den Bahnhof einfahrenden Gülerzug Nr. 3403 Kaffet-^zec
auf. Drei Reisende, zwei Postbeamte, der Führer un»
des Schnellzuges wurden leicht verletzt. Drei Wag
Güterzuges wurden zertrümmert. Die Maschine und der
 
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