für den Flaschenbierhandes. Die Wahl des Abg. Schmid
(Baden-Bühl) wird für giltig erklärt. Alsdann setzt das
Haus die all gem eine Berathung über das Budg et
der Lan dwirthschaft fort.
Abg. Werr (Ctr.) spricht den Landwirthen Muth zu und
empfiehlt den fleißigen Besuch der landwirthschaftlichen Winter-
schulen. Er wundert sich, daß die Landwirthe von den einfachen
Hausmitteln gegen die Maul- und Klauenseuche so wenig Ge-
brauch machen. Bedauerlich sei, daß die Militärbehörden von
den Landwirthen keine Brodfrüchte abnehmen. Abg. Heim-
burger (dem.) wünscht gebührende Berücksichtigung der Land-
wirthe bet den neuen Handelsverträgen, ohne daß jedoch ein
anderer Zweig des Erwerbslebens darunter nothletde. Die
Verkaufsgenossenschaften wären namentlich für die Tabakbauern
zu empfehlen. Den Landwirthen könnte man durch eine richtige
Gestaltung der Eisenbahntartfe entgegenkommen. Abg. Klein
(nat.-lib.) befürwortet die Errichtung einer Zuchtstation für das
Unterland und eine höhere Dotation der Kreise. Bezüglich der
Landwirthschaftskammer schlicht er sich den Ausführungen des
Ministers an. Abg. Burckhardt (wild) wünscht, daß nur
„titellose" Landwirthe auf die Pariser Weltausstellung geschickt
werden. Auf die „kleinen Mittel" hält er nichts; nur eine Er-
höhung der Getreidezölle könne die Nothlage lindern. Der Staat
sollte die Kosten für die Sperrmahrcgeln gegen die Maul- und
Klauenseuche übernehmen. Gegenwärtig sei es so, daß die Thier-
ärzte von der Maul- und Klauenseuche leben könnten. Wenn die
Landwirthschast rentabel gemacht wird, höre auch die Landflucht
auf; dann haben die jungen Leute wieder mehr Freude an der
Landwirthschast. „Denn", so schließt der Redner, „wo kein Geld
ist, da hören die Ideale auf". Abg. Eder (dem.) befürwortet
Erhöhung der Tabak- und Getreidezölle. (!) — Man darf ge-
spannt sein, was der Bad. Landesbote zu diesem programm-
widrigen Verhalten eines Demokraten sagt! — Abg. Mampel
(Antis.) bemängelt die Art und Weise der Tabakbesteuerung.
Abg. Obkircher (nat.-lib.) befürwortet die Errichtung weiterer
Prämiirungsorte in seinem Bezirk, etwa in Fahrenbach und
Haßmersheim. Abg. Uibcl (nat.-lib.) wendet sich gegen Mampel,
der die Behauptung aufstellte, daß die praktischen Landwirthe
mehr von der Landwirthschast verstehen, als die Oekonomieräthe.
Offenbar sei Mampel empört darüber, daß das Ministerium be-
strebt ist, der Landwirthschast durch Bildungsmittel aufzuhelfen.
Mit dieser Ansicht stehe wohl Mampel allein da. Redner weist
sodann auf die sozialen Wirkungen der Arbeitsnachwcisanstalten
hin, die den Landwirthen viele Arbeitskräfte zuführen. Mit Recht
habe das Haus die Position für diese Anstalten für überschreitbar
erklärt und es sei nur zu wünschen, daß die Regierung von ihrer
Befugniß auch Gebrauch macht. Abg. Blümmel (Centr.)
wünscht, daß die Landwirthe über das neue Jagdgesetz belehrt
weiden. Abg. Köhler (Centr.) empfiehlt die Verwendung von
Kneipp's Malzkaffee. (!) Abg. Kriechle (nat.-lib.) constatirt,
daß sich seine Wünsche und Beschwerde» fast in allen Punkten mit
dem decken, was bisher von den einzelnen Rednern vorgebracht
wurde. Bedauerlich sei, daß die Bauerniöchter keine Landwirthe
mehr heirathen wollen. Die Sparkassen können viel zur Linde-
rung der landwirthschaftlichen Roth beitragen durch Ermäßigung
des Zinsfußes und Stundung in Mißjahren. Er spricht sich
gegen eine Landeskreditkasse und für Absatzgenossenschaften aus.
Abg. Dreesbach (soz.) ist nicht befriedigt von dem Gang der
Debatte. Man könnte fast glauben, in Baden gebe es nur Be-
amte und Landwirthe. Vom Handwerkerstand höre man wenig
im Landtag und auch der Mittelstand in den Städten scheine
ohne Vertretung zu sein. Er könne nicht zugeben, daß
es draußen im Lande heiße, die badische Kammer sei ein-
stimmig für die Erhöhung der Getreidezölle eingetreten, da
ja auch die demokratischen Abgeordneten mit Außeracht-
lassung ihres Princips die Erhöhung befürworteten.
Er gebe zu, daß die Hoffnungen der Landwirthe durch die
Handelsverträge nicht erfüllt wurden; indessen seien es vorwiegend
die ostelbischen Agrarier, die nach höheren Getreidezöllen rufen.
Zn Baden liegen die Verhältnisse ganz anders. Das Fleischschau-
gesetz, das die Ouvertüre zu den neuen Handelsverträgen bilde,
werde wohl kaum in der jetzigen Fassung angenommen werden.
Die Regierung habe die Pflicht, die Wünsche der Consumenten
und der besitzlosen Klasse zu berücksichtigen. Er spricht sich gegen
die Verweisung des Saccharins in die Apotheken und gegen die
Abschaffung des Schulzwangs für die Tyroler Hirtenbuben a"s.
Abg. Gieß! er (Cent.) polemisirt gegen Dreesbach und bedauert,
daß die Absatzgenossenschaften bisher so wenig Anklang gefunden
haben. Die Kaltblutzucht sei empfehlenswerth, weil der Bedarf
an schweren Pferden in den Großstädten in stetem Wachsen be-
griffen sei.
Um V-2 Uhr wird die Sitzung auf Antrag des Berichter-
statters Frank abgebrochen. Fortsetzung: morgen-
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Bezirksrabbinrr Dr. Josef Eschelbacher in Bruchsal das Rit-
terkreuz erster Klasse mit Eichenlaub des Ordens vom Zähringer
Löwen verliehen und den Bezirksgeometer Oberaeometer Albert
Krieger in Durlach auf sein Ansuchen wegen vorgerückten
Alters und leidender Gesundheit unter Anerkennung seiner lang-
jährigen treuen Dienste in den Ruhestand versetzt.
— Expeditions- und Telegraphenassistent Adam Straub in
Breiten wurde nach Karlsruhe versetzt.
— Dem von der Kaiserlich Russischen Regierung zum Vize-
konsul für die Stadt Mannheim ernannten Herrn Fabrikanten
Alois Bender daselbst ist Seitens der Großh. Regierung das
zur Ausübung seiner konsularischen Funktionen erforderliche
Exequatur ertheilt worden.
Karlsruhe, 29. März. Um 12 Uhr empfingen der
Großherzog und die Großh erzogin im Marmorsaal
die Kadetten des hiesigen Kadettenhauses, welche nun zur
Hauptkadettenanstalt nach Groß,Lichterfelde abgehen. Der
Kommandant Oberst von Sydow und die Compagniechefs
stellten den höchsten Herrschaften die abgehendcn Kadetten
vor, welche einzeln durch Ansprachen geehrt wurden. Zur
Frühstückstafel erschien die Prinzessin Wilhelm. Nachmit-
tags machte die Großherzogin wieder eine Spazierfahrt im
geschlossenen Wagen. Abends besuchen die Großherzog!.
Herrschaften das Gesammtgastspiel des Elsässtschen Theaters.
Der Großherzog hatte die Absicht, der Einladung zur Ent-
hüllungsfeier des Bismarck-Denkmals in Mannheim zu fol-
gen und es waren Hierwegen alle nöthigen Anordnungen
getroffen. Eine leichte katarrhalische Affektion gebot Sr.
König!. Hoheit jedoch sich in gegenwärtiger Jahreszeit zu
schonen und auf den Besuch in Mannheim zu verzichten.
Prinz Max wird wahrscheinlich zum Sonntag für einige
Tage hierher kommen und dann nach Wien zurückkehren.
Ausland.
Rußland. Die russischen Eisenbahnen dehnen
sich gegenwärtig vom Schwarzen bis zum Weißen Meere
einerseits und andererseits von der Ostsee bis zum Gelben
Meere aus. Da die ungeheuren Länderstrcckcn im Bereiche
des russischen Eisenbahnnetzes theils äußerst wenig, theils
noch gar nicht kulturell in Angriff genommen sind, so wird
mit der Zeit die russische Eisenbahnpolitik, welche einst-
weilen noch überwiegend den Bau von Hauptlinien betreibt,
sich der Herstellung von Zweig- und Verbindungsbahnen <
zuwenden müssen, welche den Auf- und Anschluß der mehr )
abseits vom Durchgangsverkehr gelegenen Gebietsstrecken zu
vermitteln haben. Im Allgemeinen zeigt das russische
Eisenbahnwesen das Bild eines stetigen Fortschrittes. Im
Jahre 1899 wurden 75'/z Millionen Passagiere befördert,
5 Millionen mehr als im vorhergegangernn Jahre, der
Güterverkehr stieg in demselben Zeitraum um 10 Prozent.
Das rollende Material hat sich seit 1894 um 50 Prozent
vermehrt. Doppelte Gleise liegen jetzt >n einer Länge von
beinahe 9000 Werst.
England. Nottingham, 29. März. Auf dem Früh-
stück der liberalen Vertrauensmänner erklärte Herbert
Gladstone, alle Liberalen seien darin einig, daß es Pflicht
der Regierung sei, eine Wiederholung des Krieges unmög-
lich zu machen. Es sei wichtig, der Welt zu zeigen, daß
die britische Macht die vorherrschende in Süd-
afrika sei.
Afrika. Die New-Iorker World veröffentlicht eine
Unterredung ihres Korrespondenten in Pretoria mit dem
Präsidenten Krüger vom 7. Februar. Der Präsident
sagte, so sicher wie es einen Gott der Gerechtigkeit gäbe,
so sicher werde Transvaal siegreich sein.
Das könne einen Monat, aber auch drei Jahre dauern,
aber einen anderen Ausgang gäbe es nicht. Transvaal
werde kein Eigenthum verletzen; die Minen seien so sicher
wie in den Händen ihrer Besitzer. Er, der Präsident,
würde sich übrigens nur wundern, daß, wenn der Mond
bewohnbar wäre, John Bull ihn nicht schon längst
annectirt hätte. — In einem als Antwort auf den Auf-
ruf des Lords Roberts erlassenen Rundschreiben, erklärt
laut Times Präsident Stejn, die Politik Englands
in Afrika habe gegenüber denen, die sich ihr wldersetzen,
stets den Grundsatz Öiviäs st irnpsra! (theile und herrsche!)
befolgt. Vor Beginn der Feindseligkeiten habe es versuch!,
den Oranjefreistaat für sich zu gewinnen, um ihn von
Transvaal zu trennen, um die Einverleibung beider
Republiken zu erleichtern. Die Burghers seien niemals
von ihren Führern irre geführt worden. Nunmehr ver-
suche der Feind abermals sie zu entzweien und eine Be-
lohnung für Verräther und Memmen auszusetzen. D>e
schmachvolle Verwüstung von Jacobsdal und die Ver-
haftung von Burghers in Bloemfontein zeigen, welches
Maß von Vertrauen man den Engländern cntgegenbringen
dürfe. Die Hauptstadt sei zwar vom Feinde besetzt, das
Land aber nicht verloren. Man müsse im Gegentheil in
diesem Augenblick die größte Gleichmuth beweisen. —
Die englischen Blätter widmen dem verstorbenen Buren-
general Joubert ehrende Nachrufe. Die Times bemerkt:
Der Verlust Jouberts rst unersetzlich, besonders für den
Fall, daß Unterhandlungen zwischen den beiden Re-
publiken und der englischen Regierung ausgenommen
werden. (Bekanntlich ist Joubert ursprünglich gegen den
Krieg gewesen.) — In Bezug auf die nächsten Absichten
der englischen Kriegsleitung bemerkt die Times: Die
Verzögerung unseres Aufenthalts in der Nähe von Bloem-
fontein ist durch nothwendige militärische Vorsichts-
maßregeln veranlaßt worden. Man darf nicht ver-
gessen, daß unsere neuen Operationen uns in ein uns
feindlich gesinntes Land führen. Man darf auch nicht
vergessen, daß wir in der letzten Zeit Verluste erlitten
haben. Wir werden unseren Vormarsch zu Beginn des
südafrikanischen Winters in Natal und im Oranjestaat
wieder aufnehmen und wir müssen darauf gefaßt sein,
daß unsere Pferde, die schon in der letzten Zeit gelitten
hatten, durch die Schärfe des Winters noch arg mitge-
nommen werden. Es wäre unter diesen Umständen ein
Selbstmord, die Truppen varrücken zu lassen, bevor sie
gegen die Winterkälte hinreichend ausgerüstet sind.
Glencoe, 29. März. Reutcrmeldung vom 27. d. M.:
Im hiesigen Burenlager ging ein Schreiben des Generals
Buller ein mit der Ankündigung der bevorstehenden
Freilassung des deutschen Arztes Dr. Albrecht, welcher
bei Ladysmith gefangen genommen worden sei, weil er
zwei verwundete Burenoffiziere habe entkommen lassen, ob-
wohl sie ihr Ehrenwort gegeben hatten, nicht zu fliehen.
(Ist etwa der deutsche Arzt der Kerkermeister der beiden
Burenoffiziere gewesen? Was hat der deutsche Arzt damit
zu schaffen, daß die Burenoffiziere ihr Wort nicht halten?)
Ferner sollen den Buren die der holländischen Ambulanz
gehörigen Gegenstände, welche elf Wagen füllen, wieder
zurückgegeben werden.
Bloemfontein, 29. März. Generalmajor Fr euch
berichtete wie Daily Chronicle meldet, daß Ollvler und
Grobler mst 6000 Mann nördlich ziehen, um sich
den Transvaalern anzuschließen.
Bloemfontein, 29. März. Lord Roberts meldet:
General Clements fand bei der Besetzung von Faule-
smith in einem Grubenschacht einen Neunpfünder und ein
Maximgeschötz sowie eine große Menge zerschlagener
Munition. Die Auslieferung der Waffen durch die Buren
schreite allmählich fort.
Kimbcrley. 29. März. Am Dienstag fand bei
Warrenton, wo die Buren in großer Stärke stehen, den
ganzen Tag heftiges Feuer statt. Ein englischer
Soldat wurde verwundet, zahlreiche Pferde und viel Vieh
getödtet.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 30. März.
K Postalisches. Wir machen an dieser Stelle noch besonders
auf die im Anzeigentheil vorliegender Nummer der Heidelberger
Zeitung enthaltene Bekanntmachung der Kaiser!. Oberpostdirektion
Karlsruhe aufmerksam. Nach derselben werden die ermäßigten
Gebühren für den Ortsverkehr auch auf den Verkehr mst
Handschuhsheim und Ziegelhausen ausgedehnt, eine
Aenderung, die allseitig mit Freuden begrüßt werden wird, bringt
sie doch eine nicht unerhebliche Ermäßigung der Gebühren mit sich.
Da nun auf diese Weise das Gebiet des Ortsverkehrs bedeutend
erweitert wird, so möchten wir uns die Frage erlauben, ob dies
nicht auf die Zonenbildung von Einfluß ist. Wir haben hierbei
vornehmlich den Verkehr mit Frankfurt a. M. im Auge. Wie
bekannt, liegt Frankfurt für Heidelberg in der zweiten Zo"H
jedoch ist die Entfernung von dem Endpunkte der ersten Zone na«
Frankfurt eine so geringfügige, daß, wenn Handschuhsheim z»w
Bestellbezirk von Heidelberg gerechnet wird, Frankfurt mögliche
weise noch in die erste Zone von Heidelberg aus zu liegen kä""-
Es wäre jedenfalls von Interesse zu erfahren, ob, wenn dies der
Fall, die Erweiterung des Ortsverkehrbezirks die Einbeziehung
von Frankfurt in die erste Zone zur Folge haben würde.
Zum Konkurs der Firma Lurch u. Cie. erfährt der Neue AnZ-
von angeblich gut umenchteter Seite, daß nachher ausgestellte"
Bilanz sich die Passiva auf rund 1535 000 und die Aktiva a"'
rund 1244 000 belaufen, so daß mindestens 75 Prozent >"
der Masse liegen. Dabei ist die Papierfabrik Treuenbrietzen ein'
schließlich aller Grundstücke, Vorrätke, Ausstäude und Juventus'
werthe mit 4(0 000 ^ eingestellt, deren Gebäude für sich allen'
gerichtlich auf 286 000 geschätzt sind.
— Unfall. DoS Pferd eines von auswärts hier eingetroffenen
Fuhrwerks blieb gestern iu der Bergheimerstraße mit dem dliner)'
Fuße in den Schienen der Nebenbabn stecken und verletzte
derart, daß es in dem nächsten Stalle untergebrachl welch»
muß'e; cs ist fraglich, ob es wieder zum Dienst zu gebrauchen
lD Schöffengertchtssttzrmg vom 29. März. Vorsitzender: Hel
Oberamtslichter Süpsle. 1) Gustav Gottlieb Kunz
Großerlach, z. Zt. hier in Haft, wurde von der Anklage weg",
Betrugs sreigesprochen. 2) Robert Edmund August Schweige'
au? Baden, z. Zt. hier in Haft, erhielt wegen Unterschlag""»
14 Tage Gefängniß, verbüßt durch Untersuchungshaft, 3) Jchch
Marschall, Kaufmann in Pforzheim wegen Beleidigung
Geldstrafe von 25 ev. 5 Tage Hast, 4) Jakob Appel, Cemes'.
arbeiter in Leimen, wegen Körperverletzung 2 Wochen Gesäng"'"!
5) Johann Georg Uhrig, Taglöhner hier, wegen Sachbeschädigung
eine Geldstrafe von 10 ^e. ev. 2 Tage Hast, 6) August K"vZ
Möbelpacker, und Klara Friederike Schönig, Fabrckarbeilertn, be'
dahier, erhielten wegen Hausfriedensbruchs Knolt 1 Woche ^ .
fängnrß, die Schönig 2 Wochen Gefängniß. 7) Die Verhandln'
gegen Karl Hutzenlaub, Hausirer dahier, wegen Ruhestörung
Beleidigung wurde wegen Nichterscheinens des Angeklagten »',,
tagt. 8) Heinrich August Kiihni, Dienstknecht in Kirchhcim, erd'
wegen Bedrohung 3 Lage Gefängniß, 9) Anna Berg, NäVs',
in Petersthal, wegen Diebstahls und Unterschlagung 18
Gefängniß, 10) Stanislaus Kluk-Kluczyki aus Zwigrvd, z-^,
hier in Hast, wegen Diebstahls 38 Tage Gefängniß (20 »U
sind durch die Untersuchungshaft verbüßt), 11) Georg KU" .
Steinhauer, und Eduard Sommer, Maurer, beide in Alten»" §
erhielten wegen Körperverletzung Kunkel eine Geldstrafe "
70 ev. 14 Tage Gefängniß, Sommer 1v Geldstrafe e»'
3 Tage Gefängniß.
— Polizeibericht. Zwei Mannspersonen kamen wegen R""
störung zur Anzeige.
ch Mannheim 28. März. (Strafkammer.) Am lO. M
d. I. lockte der Taglöhner Karl Holzbach von Neckarau ,
Ludwigshafen auf der Straße das fünfjährige Töchterchen e" ^
Kaufmannes, das von seiner Mutter zur nahen Apotheke «ei« „
worden war, an sich, indem er ihm versprach, er werde ihm
großen Osterhasen kaufen. Das Kind folgte dem Verfug
über die Rdeinbrücke, die Stefanienpromenade entlang drs » ^
Birkenhäuschen. Als er nach einiger Zeit — es war znA'»t
8 und 9 Uhr Abends und ziemlich dunkel — mit seinem
den Damm herab in die Weiden gegen das Ufer des
ging, wurde er von einigen Fischern umzingelt, denen
Treiben de« Kerls bei so vorgerückter Zeit aufgefallen ^
Wären die Fischer nicht dazugekommen, so hätte sich aller
scheinlichkeit nach der Fall Link wiederholt. Holzbach
Kind entweder in den Rhein geworfen oder sonstwie *>«1° „»
Das Gericht verurtheilte ihn heule wegen Sit!lichkeitsverg-"^,e
zu 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus und Verlust der Ehre"'
auf die Dauer von 10 Jahren. Der Fall mag den Elte»"
dringenden Warnung dienen, nicht zu unterlassen, ihren K»' „>
etnzuschärfen,' daß sie sich vor Lockungen fremder Perio"
Acht nehmen. s-ei^'
ID Bruchsal, 28. März. Unter dem Vorsitz ihres
Vertreters tagte heute im Kaiscrhof hier die^ K» jj,»
Versammlung der B o l k 8 s ch u l t e h r e r des schm - zst
Bruchsal, welche außerordentlich stark besucht war. 2"' „ck
Tagesordnung stand die Bcratyung über die Schritte,
Vereinsvorstand des badischen Volksschullehrervereins
Einreihung in's Beamtengesetz unternommen hat.
schicdenen Redner lieferten in sachlichen Darlegungen de">»>"
daß das Einkommen der Volksschullehrer ein unzulänglich
es daher nur ein Akt der Gerechtigkeit ist. ihre Geh"'
analog denen anderer Beamten mit gleicher Bildung S" u.
Daß der Obmann der Vereins eine Petition und Denks«'
den Landtag eingereicht, wurde mit Freuden begrüßt ""
stimmig gmgeheißen. Aus der Mitte der Versammlung ^ ist
der Antrag gestellt, künftighin mehr als bisher die Pren'^ ^
nützen, um in ihr wahrheitsgetreu und ohne «che".,st
soldungsverhältnisse der VolkSschullehrcr in die Oeffentlt« jie>
bringen, damit sie besser bekannt werden. Mögen die
sammlung zum Droste zugerufenen Worte Emanuel G"»
„Und dräut der Winter noch so sehr,
Mit trotzigen Gebärden,
Und streut er Eis und Schnee umher,
Es muß doch Frühling werden" »"
durch eine gerechte Besserstellung der Volksschullehrer
bewahrheiten! c>s„a"a?i'
8.6. Karlsruhe, 29. März. Für das Kaiserin-A §
Denkmal in Weimar sind bereits über 15000 ,,r>
trägen aus Baden eingegangcn. Der Großherzog spendete ^
8.6. Karlsruhe, 29. März. Heute wurde hier ""
nationale" Katzenausstellung eröffnet, die von ca- U »'
Thieren beschickt ist. Das Gros der Aussteller rekrnt'''.
Baden. Eine persische Katze ist mit 10000 Mk. bewertye'-
Stadt-Theater.
rfx Heidelberg, 30- xsv
„Fra Diavolo", komische Oper in 3 Akten v»" /
Musik von Auber.
„Zum Benefiz" — klingt so altmodisch, so kiel«!' h^t »
und doch aus alter Gewohnheit so willkommen. Geste»' ^n>",zi»
Zweckbestimmung Anlaß, Musikdirektor Radig ein ° „F'
fassendes Schlußwort der Anerkennung für seil"
Dirigententhätigkeit auszusprechen. Orchestertusch, H' § Z'
Lorbeerkränze in größtem Format waren die äuß" ne»
derselben. Sie war verdient und kam von Herzen. §
Das Glück, das dem Dirigenten während der
so willig zur Seite gestanden war, wollte ihm gera»e ÄA-L
Abend untreu werden. Zu dem mit aller Liebe uu".^„» t',
samkeit einstudirten „Fra Diavolo" meldete sich der V
heiser, womit der Oper der richtige Glanz gero"»'^sa>"d -
Folge dessen war auch das reizende Werk stf'^i"'',"
geschrumpft. U-brigens fehlten nicht nur v"Up'W,
Helden, sondern auch Anderes, wie der reizende , ,,/iI
dritten Aktes. -„tofi^ii! ^
Für Dr. Copony , der hier sich so bedeutend s>
es bedauerlich, daß er nach der klangvollen That'g
einem so malten Abgang begnügen mußte. ,r
Fülle des Sttmmklangs war überhaupt niw» ",
unter dem die letzte Aufführung stand. -,,miU'^c
Das Beste bot Frl. Hesch, obgleich ihre -- A
Höhe nicht absolut gehorchen wollte. Im ckebr 8 x>
Zerline gesanglich wie schauspielerisch sehr sympat0«jg H'hu!'?
liegt Frln. Szanto nicht besonders. Als Loro A,,"
Rudolph, wie von früher bekannt, sehr ainüsaM- ^st''
zu geben, war Herr Gabelmann als Lorenzo
gelang es ihm mehrmals lebhaften Beifall s B
pisoo äs räsistullv« bildete die Komiterleistung des V
(Baden-Bühl) wird für giltig erklärt. Alsdann setzt das
Haus die all gem eine Berathung über das Budg et
der Lan dwirthschaft fort.
Abg. Werr (Ctr.) spricht den Landwirthen Muth zu und
empfiehlt den fleißigen Besuch der landwirthschaftlichen Winter-
schulen. Er wundert sich, daß die Landwirthe von den einfachen
Hausmitteln gegen die Maul- und Klauenseuche so wenig Ge-
brauch machen. Bedauerlich sei, daß die Militärbehörden von
den Landwirthen keine Brodfrüchte abnehmen. Abg. Heim-
burger (dem.) wünscht gebührende Berücksichtigung der Land-
wirthe bet den neuen Handelsverträgen, ohne daß jedoch ein
anderer Zweig des Erwerbslebens darunter nothletde. Die
Verkaufsgenossenschaften wären namentlich für die Tabakbauern
zu empfehlen. Den Landwirthen könnte man durch eine richtige
Gestaltung der Eisenbahntartfe entgegenkommen. Abg. Klein
(nat.-lib.) befürwortet die Errichtung einer Zuchtstation für das
Unterland und eine höhere Dotation der Kreise. Bezüglich der
Landwirthschaftskammer schlicht er sich den Ausführungen des
Ministers an. Abg. Burckhardt (wild) wünscht, daß nur
„titellose" Landwirthe auf die Pariser Weltausstellung geschickt
werden. Auf die „kleinen Mittel" hält er nichts; nur eine Er-
höhung der Getreidezölle könne die Nothlage lindern. Der Staat
sollte die Kosten für die Sperrmahrcgeln gegen die Maul- und
Klauenseuche übernehmen. Gegenwärtig sei es so, daß die Thier-
ärzte von der Maul- und Klauenseuche leben könnten. Wenn die
Landwirthschast rentabel gemacht wird, höre auch die Landflucht
auf; dann haben die jungen Leute wieder mehr Freude an der
Landwirthschast. „Denn", so schließt der Redner, „wo kein Geld
ist, da hören die Ideale auf". Abg. Eder (dem.) befürwortet
Erhöhung der Tabak- und Getreidezölle. (!) — Man darf ge-
spannt sein, was der Bad. Landesbote zu diesem programm-
widrigen Verhalten eines Demokraten sagt! — Abg. Mampel
(Antis.) bemängelt die Art und Weise der Tabakbesteuerung.
Abg. Obkircher (nat.-lib.) befürwortet die Errichtung weiterer
Prämiirungsorte in seinem Bezirk, etwa in Fahrenbach und
Haßmersheim. Abg. Uibcl (nat.-lib.) wendet sich gegen Mampel,
der die Behauptung aufstellte, daß die praktischen Landwirthe
mehr von der Landwirthschast verstehen, als die Oekonomieräthe.
Offenbar sei Mampel empört darüber, daß das Ministerium be-
strebt ist, der Landwirthschast durch Bildungsmittel aufzuhelfen.
Mit dieser Ansicht stehe wohl Mampel allein da. Redner weist
sodann auf die sozialen Wirkungen der Arbeitsnachwcisanstalten
hin, die den Landwirthen viele Arbeitskräfte zuführen. Mit Recht
habe das Haus die Position für diese Anstalten für überschreitbar
erklärt und es sei nur zu wünschen, daß die Regierung von ihrer
Befugniß auch Gebrauch macht. Abg. Blümmel (Centr.)
wünscht, daß die Landwirthe über das neue Jagdgesetz belehrt
weiden. Abg. Köhler (Centr.) empfiehlt die Verwendung von
Kneipp's Malzkaffee. (!) Abg. Kriechle (nat.-lib.) constatirt,
daß sich seine Wünsche und Beschwerde» fast in allen Punkten mit
dem decken, was bisher von den einzelnen Rednern vorgebracht
wurde. Bedauerlich sei, daß die Bauerniöchter keine Landwirthe
mehr heirathen wollen. Die Sparkassen können viel zur Linde-
rung der landwirthschaftlichen Roth beitragen durch Ermäßigung
des Zinsfußes und Stundung in Mißjahren. Er spricht sich
gegen eine Landeskreditkasse und für Absatzgenossenschaften aus.
Abg. Dreesbach (soz.) ist nicht befriedigt von dem Gang der
Debatte. Man könnte fast glauben, in Baden gebe es nur Be-
amte und Landwirthe. Vom Handwerkerstand höre man wenig
im Landtag und auch der Mittelstand in den Städten scheine
ohne Vertretung zu sein. Er könne nicht zugeben, daß
es draußen im Lande heiße, die badische Kammer sei ein-
stimmig für die Erhöhung der Getreidezölle eingetreten, da
ja auch die demokratischen Abgeordneten mit Außeracht-
lassung ihres Princips die Erhöhung befürworteten.
Er gebe zu, daß die Hoffnungen der Landwirthe durch die
Handelsverträge nicht erfüllt wurden; indessen seien es vorwiegend
die ostelbischen Agrarier, die nach höheren Getreidezöllen rufen.
Zn Baden liegen die Verhältnisse ganz anders. Das Fleischschau-
gesetz, das die Ouvertüre zu den neuen Handelsverträgen bilde,
werde wohl kaum in der jetzigen Fassung angenommen werden.
Die Regierung habe die Pflicht, die Wünsche der Consumenten
und der besitzlosen Klasse zu berücksichtigen. Er spricht sich gegen
die Verweisung des Saccharins in die Apotheken und gegen die
Abschaffung des Schulzwangs für die Tyroler Hirtenbuben a"s.
Abg. Gieß! er (Cent.) polemisirt gegen Dreesbach und bedauert,
daß die Absatzgenossenschaften bisher so wenig Anklang gefunden
haben. Die Kaltblutzucht sei empfehlenswerth, weil der Bedarf
an schweren Pferden in den Großstädten in stetem Wachsen be-
griffen sei.
Um V-2 Uhr wird die Sitzung auf Antrag des Berichter-
statters Frank abgebrochen. Fortsetzung: morgen-
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Bezirksrabbinrr Dr. Josef Eschelbacher in Bruchsal das Rit-
terkreuz erster Klasse mit Eichenlaub des Ordens vom Zähringer
Löwen verliehen und den Bezirksgeometer Oberaeometer Albert
Krieger in Durlach auf sein Ansuchen wegen vorgerückten
Alters und leidender Gesundheit unter Anerkennung seiner lang-
jährigen treuen Dienste in den Ruhestand versetzt.
— Expeditions- und Telegraphenassistent Adam Straub in
Breiten wurde nach Karlsruhe versetzt.
— Dem von der Kaiserlich Russischen Regierung zum Vize-
konsul für die Stadt Mannheim ernannten Herrn Fabrikanten
Alois Bender daselbst ist Seitens der Großh. Regierung das
zur Ausübung seiner konsularischen Funktionen erforderliche
Exequatur ertheilt worden.
Karlsruhe, 29. März. Um 12 Uhr empfingen der
Großherzog und die Großh erzogin im Marmorsaal
die Kadetten des hiesigen Kadettenhauses, welche nun zur
Hauptkadettenanstalt nach Groß,Lichterfelde abgehen. Der
Kommandant Oberst von Sydow und die Compagniechefs
stellten den höchsten Herrschaften die abgehendcn Kadetten
vor, welche einzeln durch Ansprachen geehrt wurden. Zur
Frühstückstafel erschien die Prinzessin Wilhelm. Nachmit-
tags machte die Großherzogin wieder eine Spazierfahrt im
geschlossenen Wagen. Abends besuchen die Großherzog!.
Herrschaften das Gesammtgastspiel des Elsässtschen Theaters.
Der Großherzog hatte die Absicht, der Einladung zur Ent-
hüllungsfeier des Bismarck-Denkmals in Mannheim zu fol-
gen und es waren Hierwegen alle nöthigen Anordnungen
getroffen. Eine leichte katarrhalische Affektion gebot Sr.
König!. Hoheit jedoch sich in gegenwärtiger Jahreszeit zu
schonen und auf den Besuch in Mannheim zu verzichten.
Prinz Max wird wahrscheinlich zum Sonntag für einige
Tage hierher kommen und dann nach Wien zurückkehren.
Ausland.
Rußland. Die russischen Eisenbahnen dehnen
sich gegenwärtig vom Schwarzen bis zum Weißen Meere
einerseits und andererseits von der Ostsee bis zum Gelben
Meere aus. Da die ungeheuren Länderstrcckcn im Bereiche
des russischen Eisenbahnnetzes theils äußerst wenig, theils
noch gar nicht kulturell in Angriff genommen sind, so wird
mit der Zeit die russische Eisenbahnpolitik, welche einst-
weilen noch überwiegend den Bau von Hauptlinien betreibt,
sich der Herstellung von Zweig- und Verbindungsbahnen <
zuwenden müssen, welche den Auf- und Anschluß der mehr )
abseits vom Durchgangsverkehr gelegenen Gebietsstrecken zu
vermitteln haben. Im Allgemeinen zeigt das russische
Eisenbahnwesen das Bild eines stetigen Fortschrittes. Im
Jahre 1899 wurden 75'/z Millionen Passagiere befördert,
5 Millionen mehr als im vorhergegangernn Jahre, der
Güterverkehr stieg in demselben Zeitraum um 10 Prozent.
Das rollende Material hat sich seit 1894 um 50 Prozent
vermehrt. Doppelte Gleise liegen jetzt >n einer Länge von
beinahe 9000 Werst.
England. Nottingham, 29. März. Auf dem Früh-
stück der liberalen Vertrauensmänner erklärte Herbert
Gladstone, alle Liberalen seien darin einig, daß es Pflicht
der Regierung sei, eine Wiederholung des Krieges unmög-
lich zu machen. Es sei wichtig, der Welt zu zeigen, daß
die britische Macht die vorherrschende in Süd-
afrika sei.
Afrika. Die New-Iorker World veröffentlicht eine
Unterredung ihres Korrespondenten in Pretoria mit dem
Präsidenten Krüger vom 7. Februar. Der Präsident
sagte, so sicher wie es einen Gott der Gerechtigkeit gäbe,
so sicher werde Transvaal siegreich sein.
Das könne einen Monat, aber auch drei Jahre dauern,
aber einen anderen Ausgang gäbe es nicht. Transvaal
werde kein Eigenthum verletzen; die Minen seien so sicher
wie in den Händen ihrer Besitzer. Er, der Präsident,
würde sich übrigens nur wundern, daß, wenn der Mond
bewohnbar wäre, John Bull ihn nicht schon längst
annectirt hätte. — In einem als Antwort auf den Auf-
ruf des Lords Roberts erlassenen Rundschreiben, erklärt
laut Times Präsident Stejn, die Politik Englands
in Afrika habe gegenüber denen, die sich ihr wldersetzen,
stets den Grundsatz Öiviäs st irnpsra! (theile und herrsche!)
befolgt. Vor Beginn der Feindseligkeiten habe es versuch!,
den Oranjefreistaat für sich zu gewinnen, um ihn von
Transvaal zu trennen, um die Einverleibung beider
Republiken zu erleichtern. Die Burghers seien niemals
von ihren Führern irre geführt worden. Nunmehr ver-
suche der Feind abermals sie zu entzweien und eine Be-
lohnung für Verräther und Memmen auszusetzen. D>e
schmachvolle Verwüstung von Jacobsdal und die Ver-
haftung von Burghers in Bloemfontein zeigen, welches
Maß von Vertrauen man den Engländern cntgegenbringen
dürfe. Die Hauptstadt sei zwar vom Feinde besetzt, das
Land aber nicht verloren. Man müsse im Gegentheil in
diesem Augenblick die größte Gleichmuth beweisen. —
Die englischen Blätter widmen dem verstorbenen Buren-
general Joubert ehrende Nachrufe. Die Times bemerkt:
Der Verlust Jouberts rst unersetzlich, besonders für den
Fall, daß Unterhandlungen zwischen den beiden Re-
publiken und der englischen Regierung ausgenommen
werden. (Bekanntlich ist Joubert ursprünglich gegen den
Krieg gewesen.) — In Bezug auf die nächsten Absichten
der englischen Kriegsleitung bemerkt die Times: Die
Verzögerung unseres Aufenthalts in der Nähe von Bloem-
fontein ist durch nothwendige militärische Vorsichts-
maßregeln veranlaßt worden. Man darf nicht ver-
gessen, daß unsere neuen Operationen uns in ein uns
feindlich gesinntes Land führen. Man darf auch nicht
vergessen, daß wir in der letzten Zeit Verluste erlitten
haben. Wir werden unseren Vormarsch zu Beginn des
südafrikanischen Winters in Natal und im Oranjestaat
wieder aufnehmen und wir müssen darauf gefaßt sein,
daß unsere Pferde, die schon in der letzten Zeit gelitten
hatten, durch die Schärfe des Winters noch arg mitge-
nommen werden. Es wäre unter diesen Umständen ein
Selbstmord, die Truppen varrücken zu lassen, bevor sie
gegen die Winterkälte hinreichend ausgerüstet sind.
Glencoe, 29. März. Reutcrmeldung vom 27. d. M.:
Im hiesigen Burenlager ging ein Schreiben des Generals
Buller ein mit der Ankündigung der bevorstehenden
Freilassung des deutschen Arztes Dr. Albrecht, welcher
bei Ladysmith gefangen genommen worden sei, weil er
zwei verwundete Burenoffiziere habe entkommen lassen, ob-
wohl sie ihr Ehrenwort gegeben hatten, nicht zu fliehen.
(Ist etwa der deutsche Arzt der Kerkermeister der beiden
Burenoffiziere gewesen? Was hat der deutsche Arzt damit
zu schaffen, daß die Burenoffiziere ihr Wort nicht halten?)
Ferner sollen den Buren die der holländischen Ambulanz
gehörigen Gegenstände, welche elf Wagen füllen, wieder
zurückgegeben werden.
Bloemfontein, 29. März. Generalmajor Fr euch
berichtete wie Daily Chronicle meldet, daß Ollvler und
Grobler mst 6000 Mann nördlich ziehen, um sich
den Transvaalern anzuschließen.
Bloemfontein, 29. März. Lord Roberts meldet:
General Clements fand bei der Besetzung von Faule-
smith in einem Grubenschacht einen Neunpfünder und ein
Maximgeschötz sowie eine große Menge zerschlagener
Munition. Die Auslieferung der Waffen durch die Buren
schreite allmählich fort.
Kimbcrley. 29. März. Am Dienstag fand bei
Warrenton, wo die Buren in großer Stärke stehen, den
ganzen Tag heftiges Feuer statt. Ein englischer
Soldat wurde verwundet, zahlreiche Pferde und viel Vieh
getödtet.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 30. März.
K Postalisches. Wir machen an dieser Stelle noch besonders
auf die im Anzeigentheil vorliegender Nummer der Heidelberger
Zeitung enthaltene Bekanntmachung der Kaiser!. Oberpostdirektion
Karlsruhe aufmerksam. Nach derselben werden die ermäßigten
Gebühren für den Ortsverkehr auch auf den Verkehr mst
Handschuhsheim und Ziegelhausen ausgedehnt, eine
Aenderung, die allseitig mit Freuden begrüßt werden wird, bringt
sie doch eine nicht unerhebliche Ermäßigung der Gebühren mit sich.
Da nun auf diese Weise das Gebiet des Ortsverkehrs bedeutend
erweitert wird, so möchten wir uns die Frage erlauben, ob dies
nicht auf die Zonenbildung von Einfluß ist. Wir haben hierbei
vornehmlich den Verkehr mit Frankfurt a. M. im Auge. Wie
bekannt, liegt Frankfurt für Heidelberg in der zweiten Zo"H
jedoch ist die Entfernung von dem Endpunkte der ersten Zone na«
Frankfurt eine so geringfügige, daß, wenn Handschuhsheim z»w
Bestellbezirk von Heidelberg gerechnet wird, Frankfurt mögliche
weise noch in die erste Zone von Heidelberg aus zu liegen kä""-
Es wäre jedenfalls von Interesse zu erfahren, ob, wenn dies der
Fall, die Erweiterung des Ortsverkehrbezirks die Einbeziehung
von Frankfurt in die erste Zone zur Folge haben würde.
Zum Konkurs der Firma Lurch u. Cie. erfährt der Neue AnZ-
von angeblich gut umenchteter Seite, daß nachher ausgestellte"
Bilanz sich die Passiva auf rund 1535 000 und die Aktiva a"'
rund 1244 000 belaufen, so daß mindestens 75 Prozent >"
der Masse liegen. Dabei ist die Papierfabrik Treuenbrietzen ein'
schließlich aller Grundstücke, Vorrätke, Ausstäude und Juventus'
werthe mit 4(0 000 ^ eingestellt, deren Gebäude für sich allen'
gerichtlich auf 286 000 geschätzt sind.
— Unfall. DoS Pferd eines von auswärts hier eingetroffenen
Fuhrwerks blieb gestern iu der Bergheimerstraße mit dem dliner)'
Fuße in den Schienen der Nebenbabn stecken und verletzte
derart, daß es in dem nächsten Stalle untergebrachl welch»
muß'e; cs ist fraglich, ob es wieder zum Dienst zu gebrauchen
lD Schöffengertchtssttzrmg vom 29. März. Vorsitzender: Hel
Oberamtslichter Süpsle. 1) Gustav Gottlieb Kunz
Großerlach, z. Zt. hier in Haft, wurde von der Anklage weg",
Betrugs sreigesprochen. 2) Robert Edmund August Schweige'
au? Baden, z. Zt. hier in Haft, erhielt wegen Unterschlag""»
14 Tage Gefängniß, verbüßt durch Untersuchungshaft, 3) Jchch
Marschall, Kaufmann in Pforzheim wegen Beleidigung
Geldstrafe von 25 ev. 5 Tage Hast, 4) Jakob Appel, Cemes'.
arbeiter in Leimen, wegen Körperverletzung 2 Wochen Gesäng"'"!
5) Johann Georg Uhrig, Taglöhner hier, wegen Sachbeschädigung
eine Geldstrafe von 10 ^e. ev. 2 Tage Hast, 6) August K"vZ
Möbelpacker, und Klara Friederike Schönig, Fabrckarbeilertn, be'
dahier, erhielten wegen Hausfriedensbruchs Knolt 1 Woche ^ .
fängnrß, die Schönig 2 Wochen Gefängniß. 7) Die Verhandln'
gegen Karl Hutzenlaub, Hausirer dahier, wegen Ruhestörung
Beleidigung wurde wegen Nichterscheinens des Angeklagten »',,
tagt. 8) Heinrich August Kiihni, Dienstknecht in Kirchhcim, erd'
wegen Bedrohung 3 Lage Gefängniß, 9) Anna Berg, NäVs',
in Petersthal, wegen Diebstahls und Unterschlagung 18
Gefängniß, 10) Stanislaus Kluk-Kluczyki aus Zwigrvd, z-^,
hier in Hast, wegen Diebstahls 38 Tage Gefängniß (20 »U
sind durch die Untersuchungshaft verbüßt), 11) Georg KU" .
Steinhauer, und Eduard Sommer, Maurer, beide in Alten»" §
erhielten wegen Körperverletzung Kunkel eine Geldstrafe "
70 ev. 14 Tage Gefängniß, Sommer 1v Geldstrafe e»'
3 Tage Gefängniß.
— Polizeibericht. Zwei Mannspersonen kamen wegen R""
störung zur Anzeige.
ch Mannheim 28. März. (Strafkammer.) Am lO. M
d. I. lockte der Taglöhner Karl Holzbach von Neckarau ,
Ludwigshafen auf der Straße das fünfjährige Töchterchen e" ^
Kaufmannes, das von seiner Mutter zur nahen Apotheke «ei« „
worden war, an sich, indem er ihm versprach, er werde ihm
großen Osterhasen kaufen. Das Kind folgte dem Verfug
über die Rdeinbrücke, die Stefanienpromenade entlang drs » ^
Birkenhäuschen. Als er nach einiger Zeit — es war znA'»t
8 und 9 Uhr Abends und ziemlich dunkel — mit seinem
den Damm herab in die Weiden gegen das Ufer des
ging, wurde er von einigen Fischern umzingelt, denen
Treiben de« Kerls bei so vorgerückter Zeit aufgefallen ^
Wären die Fischer nicht dazugekommen, so hätte sich aller
scheinlichkeit nach der Fall Link wiederholt. Holzbach
Kind entweder in den Rhein geworfen oder sonstwie *>«1° „»
Das Gericht verurtheilte ihn heule wegen Sit!lichkeitsverg-"^,e
zu 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus und Verlust der Ehre"'
auf die Dauer von 10 Jahren. Der Fall mag den Elte»"
dringenden Warnung dienen, nicht zu unterlassen, ihren K»' „>
etnzuschärfen,' daß sie sich vor Lockungen fremder Perio"
Acht nehmen. s-ei^'
ID Bruchsal, 28. März. Unter dem Vorsitz ihres
Vertreters tagte heute im Kaiscrhof hier die^ K» jj,»
Versammlung der B o l k 8 s ch u l t e h r e r des schm - zst
Bruchsal, welche außerordentlich stark besucht war. 2"' „ck
Tagesordnung stand die Bcratyung über die Schritte,
Vereinsvorstand des badischen Volksschullehrervereins
Einreihung in's Beamtengesetz unternommen hat.
schicdenen Redner lieferten in sachlichen Darlegungen de">»>"
daß das Einkommen der Volksschullehrer ein unzulänglich
es daher nur ein Akt der Gerechtigkeit ist. ihre Geh"'
analog denen anderer Beamten mit gleicher Bildung S" u.
Daß der Obmann der Vereins eine Petition und Denks«'
den Landtag eingereicht, wurde mit Freuden begrüßt ""
stimmig gmgeheißen. Aus der Mitte der Versammlung ^ ist
der Antrag gestellt, künftighin mehr als bisher die Pren'^ ^
nützen, um in ihr wahrheitsgetreu und ohne «che".,st
soldungsverhältnisse der VolkSschullehrcr in die Oeffentlt« jie>
bringen, damit sie besser bekannt werden. Mögen die
sammlung zum Droste zugerufenen Worte Emanuel G"»
„Und dräut der Winter noch so sehr,
Mit trotzigen Gebärden,
Und streut er Eis und Schnee umher,
Es muß doch Frühling werden" »"
durch eine gerechte Besserstellung der Volksschullehrer
bewahrheiten! c>s„a"a?i'
8.6. Karlsruhe, 29. März. Für das Kaiserin-A §
Denkmal in Weimar sind bereits über 15000 ,,r>
trägen aus Baden eingegangcn. Der Großherzog spendete ^
8.6. Karlsruhe, 29. März. Heute wurde hier ""
nationale" Katzenausstellung eröffnet, die von ca- U »'
Thieren beschickt ist. Das Gros der Aussteller rekrnt'''.
Baden. Eine persische Katze ist mit 10000 Mk. bewertye'-
Stadt-Theater.
rfx Heidelberg, 30- xsv
„Fra Diavolo", komische Oper in 3 Akten v»" /
Musik von Auber.
„Zum Benefiz" — klingt so altmodisch, so kiel«!' h^t »
und doch aus alter Gewohnheit so willkommen. Geste»' ^n>",zi»
Zweckbestimmung Anlaß, Musikdirektor Radig ein ° „F'
fassendes Schlußwort der Anerkennung für seil"
Dirigententhätigkeit auszusprechen. Orchestertusch, H' § Z'
Lorbeerkränze in größtem Format waren die äuß" ne»
derselben. Sie war verdient und kam von Herzen. §
Das Glück, das dem Dirigenten während der
so willig zur Seite gestanden war, wollte ihm gera»e ÄA-L
Abend untreu werden. Zu dem mit aller Liebe uu".^„» t',
samkeit einstudirten „Fra Diavolo" meldete sich der V
heiser, womit der Oper der richtige Glanz gero"»'^sa>"d -
Folge dessen war auch das reizende Werk stf'^i"'',"
geschrumpft. U-brigens fehlten nicht nur v"Up'W,
Helden, sondern auch Anderes, wie der reizende , ,,/iI
dritten Aktes. -„tofi^ii! ^
Für Dr. Copony , der hier sich so bedeutend s>
es bedauerlich, daß er nach der klangvollen That'g
einem so malten Abgang begnügen mußte. ,r
Fülle des Sttmmklangs war überhaupt niw» ",
unter dem die letzte Aufführung stand. -,,miU'^c
Das Beste bot Frl. Hesch, obgleich ihre -- A
Höhe nicht absolut gehorchen wollte. Im ckebr 8 x>
Zerline gesanglich wie schauspielerisch sehr sympat0«jg H'hu!'?
liegt Frln. Szanto nicht besonders. Als Loro A,,"
Rudolph, wie von früher bekannt, sehr ainüsaM- ^st''
zu geben, war Herr Gabelmann als Lorenzo
gelang es ihm mehrmals lebhaften Beifall s B
pisoo äs räsistullv« bildete die Komiterleistung des V