zweiten Ehe ihres Vaters mit der Herzogin Maria Josefa
von Braganza, einer älteren Schwester der Erbgroßherzogin !
von Luxemburg. Dieser Ehe sind fünf Kinder entsprossen,
drei Töchter und zwei Söhne; die älteste von jenen hat
sich vor zwei Jahren mit dem Grafen Hans-Veit zu
Törring-Jettenbach verheirathet. Aus der ersten Ehe des
Herzogs Karl Theodor mit der Prinzessin Sofia von
Sachsen ist eine Tochter hervorgegangen, welche die Ge-
mahlin des Herzogs Wilhelm von Urach ist.
— Unter dem katholischen Klerus in Bayern mehren
sich die Vergehen gegen die Sittlichkeit in so bedenklicher
Weise, daß selbst der ultramontane Bayr. Kur. entrüstet
ausruft: „Es ist zu viel! Irgendwo muß doch ein
Grund zu finden sein für diese in letzter Zeit sich häufenden
betrübenden Erscheinungen. Vertuschen hilft nicht mehr,
sondern Aufdecken der Wirklichkeit, damit man den Gründen
nachzuforschen veranlaßt ist." Dem Centrum muß die
Sache umso unangenehmer sein, als es gerade jetzt seinen
„moralischen" Feldzug gegen die „Unsittlichkeit in der Kunst
und Literatur" führt.
Elsaß-Lothringen. Metz, 6. April. Dem comman-
direnden General des 16. Armeecorps, Graf Häseler,
der am Anfang dieses Monats auf eine zehnjährige Thätig-
keit in dieser Stellung zurückblicken konnte, haben die
Spitzen der dem Corpsverbande angehörigen Stellen bei
diesem Anlaß ihre Verehrung und Zuneigung durch eine
Abordnung aussprechen lassen. Dem Vernehmen nach ist
übrigens die Zeit seiner hiesigen Thätigkeit bald abgelaufen;
es heißt, daß der Großherzog von Baden seine
Armee-Inspektion niederzulegen beabsichtige und in
Graf Häseler seinen Nachfolger finden werde.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
dem außerordentlichen Professor an der technischen Hochschule in
Dresden Dr. Friedlich Po ckel8 die etatmäßige außerordentliche
Professur für Physik, insbesondere theoretische bezw. mathematische
Physik an der Universität Heidelberg übertragen und den Großh.
Notar Epiphan Ketter er in Haslach in den Ruhestand
versetzt.
— Expeditionsassistent Ignaz Fischer in Neuhausen wurde
nach Frctburg versetzt.
Karlsruhe, 9. April. Die Grobherzoglichen Herr-
schaften nahmen gestern Vormittag an dem Gottesdienst in
der Schloßkirche Theil, bei welchem Oberhofpredigcr
v. Helbing die Predigt und Ansprache an die Konfirman-
den hielt. Ihre Königlichen Hoheiten verblieben auch noch
zur Einsegnung der zahlreichen Konfirmanden. Später
folgten die Höchsten Herrschaften der Einladung der Prin-
zessin Wilhelm zur Frühstückstafel. Abends 5 Uhr be-
suchten Ihre Königlichen Hoheiten die Aufführung des
Vereins für evangelische Kirchenmusik. Prinz Max ist
nach Berlin gereist, von wo er sich dann nach Wien be-
geben wird. Heute um 12 Uhr 15 Minuten traf die
Prinzessin Feodora von Schleswig-Holstein-Angustenburg,
Schwester der Kaiserin, aus Straßburg hier ein. Ihre
Durchlaucht wurde am Bahnhof von dem Oberschloßhaupt-
mann von Offensandt-Berckholtz empfangen und zum Groß-
herzoglichen Schloß geleitet. Die Prinzessin wird bis zum
Abend hier verweilen und dann nach Berlin reisen. Der
Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin beabsichtigen mor-
gen, Dienstag, Abend aus Wien hier einzutrcffen.
Ausland.
Oesterreich-Ungar». Wien, 9. April. Zu Ehren
des badischen erbgroßherzoglichen Paares fand
gestern beim Kaiser ein Mahl statt, an dem die in
Wien weilenden Mitglieder des Kaiserhauses, der Herzog j
und die Herzogin von Cumberland, Prinzessin Marie von
Hannover, Prinzessin Marie Luise und ihr Bruder Prinz
Georg von Cumberland und der Minister des Auswärti-
gen Graf v. Goluchowski theilnahmen.
Schweiz. Zürich, 7. April. Infolge der Umwand-
lung des hiesigen deutschen Konsulates aus einem
Wahlkonsulat in ein Berufskonsul at hat der bis-
herige konsularische Vertreter des Deutschen Reiches in
Zürich Dr. H. Klose (früher Vizekonsul in Lugano)
seinen Rücktritt genommen. Die Leitung des neuen
Berufskonsulates Zürich wird der bisherige Generalkonsul
des deutschen Reiches in Basel Geh. Regierungsrath Dr.
Julius v. Eckardt übernehmen.
Afrika. In England ist man nicht wenig ärgerlich
darüber, daß die englischen Offiziere trotz aller bisherigen
Erfahrungen so sorglos sind. Es sei doch ein starkes
Stück von Leichtsinn, daß sich die Truppen Broadwoods
bei den Wasserwerken, östlich Bloemfontain, ohne
jede Sicherung dem süßen Schlummer hingegeben haben,
wie man jetzt aus dem Burenbericht erfährt. — Ueber die
Gefangennahme der fünf englischen Kompagnien bei
sie ihr auf's dringendste und mit Erfolg, die Partie auszufchla- /
gen, um einem gleich unerquicklichen Dasein zu entgehen. Als '
dann aber ihr Mann todt ist, empfindet sie, daß ihre Neigung
zu ihm doch nicht erloschen war, sie fühlt und sieht ein, daß ein
Mädchen dem Mann seiner Neigung folgen soll auf die Gefahr
hin, daß das Leben ihm Dornen statt Rosen bringt und sie ist
sehr einverstanden, als aus der Partie doch noch Etwas wird.
Der Sohn ist ein Streber, bestimmt, ziclbewußt und ohne
Herz. Er besinnt sich keinen Augenblick, seine List im Elend
fitzen zu lassen, da er doch „eine Unbedachtheit" nicht mit seiner
ganzen Zukunft büßen will. Seine Familie verläßt er nach der
Katastrophe, weil das für ihn und seine Karriöre so besser ist.
Die jüngste Tochter nimmt zu gleicher Zeit eine Stelle als
Probirmamsell in einem großen Konfektionsgeschäft an. Sie
hofft, dem Chef zu gefallen und baut darauf ihre Zukunftspläne.
Das Milieu ist sehr sorgfältig ausgearbeitet, aber dem Dich-
ter fehlt die dramatische Kraft, um seine Personen auch richtig in
Bewegung zu setzen. Er hat dem Publikum viel zu sagen, aber
er sagt es nicht im dramatischen, sondern im epischen Stil. Er
legt ihnen lange Tiraden in den Mund, von Handlung sieht
man fast nichts. Dieser Grundfehler verhindert jede dramatische
Wirkung.
Auch die Kunst der Darsteller konnte das Stück nicht retten.
In der Rolle des Kassier v. Köstler war Herr Sigl wieder
vortrefflich. Die sichere Auffassung und die energische Durchfüh-
rung der Rolle verdient alles Lob. Die Scene im dritten Akt,
kurz vor der Katastrophe — sie erinnert an den Meineidbauer —
Reddersburg, 50 Km. südlich von Bloemfontain, liegt
nun ein etwas ausführlicher Bericht vor.
Danach waren die Royal Irisch Rifles und einige berittene
Infanterie auf einer Beruhigungstour in den Osten des
Freistaates entsandt worden. Auf dem Rückweg nach
Bethanie wurden sie am Dienstag Mittag 8 Meilen östlich
von Reddersburg durch eine Burenstreitmacht abgeschnitten.
Späher meldeten, daß der Feind von ziemlicher Stärke sei,
und Geschütze besitze. Die Infanterie verschanzte sich daher
auf einer Bodenerhebung. Die Buren eröffneten das
Feuer aus ihren Geschützen, worauf die Engländer, die
keine Geschütze hatten, nicht antworten konnten. Die
Munition wurde von den Engländern sparsam verbraucht,
da der Feind auch meistens außer Schußweite blieb und
in der Hoffnung, daß der Schall der Kanonen Hilfe
bringen würde. Nachmittags kamen die Buren näher und
vor Dunkelheit unterhielten sie ein Feuer von drei Seiten.
Sie hatten drei Geschütze und waren etwa 2500 Mann
stark. Das Feuer dauerte während der Nacht fort. Um
2 Uhr Morgens war die Munition der Engländer erschöpft.
Bei Tagesanbruch verdoppelten die Buren ihr Feuer und
zwangen die englische Truppe zur Kapitulation. —
Als General Galacre einige Stunden später an den Olt
kam, waren die fünf englischen Kompagnieen schon gefangen
fortgeführt. Gatacre hat nun die Aufgabe, die Bahn nach
Bloemfontein in jener Gegend zu sichern. Die Besorgniß
des General Roberts, abgeschnitten zu werden, ist so groß,
daß General Kitchener den Specialauftrag erhalten hat,
die Verbindung zu sichern. Ob ihm das möglich ist, steht
dahin. Die Buren treten bald da, bald dort in Schaaren
auf, wo man sie nicht vermuthet, und es wird nicht leicht
sein, die ganze lange Eisenbahnstrecke gegen sie zu schützen.
— Lord Roberts soll seit der Entsetzung Kimberleys
11000 Pferde verloren haben. So lange er
diesen Verlust nicht einigermaßen ergänzt hat,
kann er nichts Rechtes unternehmen. Seine Erfolge hat
er fast ausschließlich mit der Kavallerie und der berittenen
Infanterie erzielt. — Auch aus Rouxville an der Süd-
grenze des Oranjestaates wird ein Zusammenstoß zwischen
Engländern und Buren gemeldet; die Engländer mußten
sich nach Aliwaluorth zurückziehen. Der Eindruck, den
man gegenwärtig von der Situation gewinnt, ist der, daß
Roberts bei Bloemfontein und Buller in Natal ziemlich
fcstsiöen.
Amerika. Washington, 9. April. Gestern Abend
fand, nach dem Bureau Reuter, im großen Opernhause
eine sehr zahlreich besuchte Versammlung zugunsten
der Buren statt, an der viele Senatoren und Mit-
glieder des Repräsentantenhauses unv andere hervor-
ragende Persönlichkeiten theilnahmen. Eine Entschließung,
in der den Buren Zuneigung ausgesprochen wird, wurde
unter allgemeinem Beifall angenommen.
Li'Hllnn«« trsohnisv.
Gar viele der sprachbeflissenen Studenten, Beamten, Kaufleute
und Lehrer verbringen ihre Ferienzeit oder ihren Urlaub in dem
Lande, wo man die betreffende Sprache spricht. Die „Ferienkurse"
in Lausanne, Genf und Paris haben immer sehr viele Theilnehmer
aus Deutschland. Für uns Badener ist aber eine Stadt näher,
in der man ein ausgezeichnetes Französisch spricht, und an deren
Universität die „Lllianes kranxaiso" seit einigen Jahren Kurse
eingerichtet hat; es ist Nancy.
Diese Kurse dauern das ganze Jahr; man kann nach Belieben
ein- und austreten. Alle vier Monate findet für die Theilnehmer.
die ein Diplom wünschen, ein Examen statt- Damen und Herren
betheiligen sich gemeinsam an den Kursen, die von zwei tüchtigen
Lehrern, einem Professor am Gymnasium und einem Direktor
einer Bürgerschule, in einem Saale der Universität abgehalten
! werden. Zudem hat die „^lliunos" einen dritten Lehrer ge-
i Wonnen, der wöchentlich zweimal Vorlesungen über Literatur
hält. Die Kurse dauern täglich zwei Stunden. Der Donnerstag
ist ganz frei. Zur Besprechung kommt das ganze Gebiet der
französischen Sprache (Useturo, ortbograpbis,grammairs,rö<!aotion,
sxoroisas äo oonvsrsation, kistoiro st institutions äs Francs.)
Es wird sehr viel gearbeitet; man ist zu einem gewissenhaften
Studium gezwungen.
Die Theflnehmer der Kurse zahlen das erste Mal 40 Francs
und haben dann die Berechtigung, 40 Vorlesungen zu besuchen-
Später bezahlt man nur für so viele Stunden, als man noch zu
hören gedenkt. (1 Vorlesung —2 Stunden -1 Franc.) — Die
Kosten des Aufenthalts in der Stadt richten sich natürlich ganz
nach den persönlichen Ansprüchen. Es giebt Zimmer für 20—60
Francs im Monat; wer im Restaurant ißt, zahlt monatlich
45—80 Fr. Pensionen hat es auch, in einer guten Familie be-
trägt die Pension 100—200 Fr. im Monat.
Daß die ^llisnos kran^Lms — „uns assoeiation nationale
pour !a Propagation äs la langus kranyaiss" — in Nancy
solche Kurse eingerichtet hat, geschah ohne Zweifel deshalb, weil
die Stadt von Deutschland aus leicht zu erreichen ist. Wer z. B.
über Karlsruhe reist und von da mit dem Schnellzug um 8 Uhr
Morgens wegfährt, kann behaglich in Nancy zu Mittag essen.
Die Stadt liegt zu beiden Seiten der Meurthe, ist von lieblichen
Hügeln umrahmt und verdient nicht mit Unrecht den Beinamen
„la Ooquotts", den ihr der Franzose gegeben hat. Nancy hat
eine berühmte Universität (— der Besuch der meisten Vorlesungen
kostet nichts —) und eine große Bibliothek mit freiem Zutritt
/ kam vorzüglich zur Geltung. Sie ist die einzige im Stück, in der
! dramatisches Leven pulsirl.
Die Frau v. Köstler nahm Frl. Krüger etwas zu reservirt.
Das Ausdrucksvermögen des Autors ist in dieser Rolle am
schwächsten. Ein wenig Nachhilfe wäre da wohl angebracht.
Alle Elafticität braucht dieser gedrückten Frau nicht zu fehlen.
Von den beiden Töchtern bat die jüngere, die starkes rücksichts-
loses Temperament besitzt, die dankbarere Rolle. Frl. Konrad,
die schon oft hübsche Proben ihres Talentes abgelegt hat, be-
hauptete auch hier wieder ihren Platz mit anerkennenswertber
Entschiedenheit. Frln. Heinrich spielte die gesetztere, solidere
ältere warmherzig und mit guter Ucberlegnng. Sehr hübsch durch
den Gegensatz zu ihrer sonstigen Gemessenheit war die Scene,
in der sie ihren Bürgerschullehrer bei einem Glase Wein zum
Sprechen bringt. Schade, daß der Dichter da sich nicht anders
als durch eine langweilige Märchcnerzählung zu helfen weiß.
Den Lehrer spielle Herr Weinmann; es ist nur eine kleine
und dazu konventionelle, aoer nicht einmal sehr natürliche
Rolle. Den unsympathischen Streber von Sohn zeichnete Herr
May ring in festen Umrissen. Die Nebeurolleu der Lisi Klein
(Frl. Hoheneck), des Hans Klaus (tzr. Klein) und des Dienst-
mädchens Marie (Frl. Stern au) wurden in zufriedenstellender
Weise durchgeführt.
Der Beifall, der sich nach dem ersten Akte hervorwagte. fand
starken Widerspruch und nur am Schluffe, als alle Welt sich zum
Ausbruche anschickle, behauptete er das Feld. k'. L-I.
für Jedermann (über 100 000 Bände.) Die Stadt hat sehr viele
Sehenswürdigkeiten, interessante alte Thore, hübsche Gebäude,
herrliche Kirchen und großartige Anlagen (die weltberühmte Place
Stanislas).
Die Lehrer der Allianos machen oft mit ihren Schülern größere
und kleinere Spaziergänge, um Land und Leute näher kennen S»
lernen. Die meisten Besucher haben Domremy gesehen, viele a»
prächtigen Gebirgstouren in die Vogesen sich betheiligt. Es wird
die Leser dieses Blattes interessiren, daß das Comits der „^llisnco
in Nancy mit seinen ehemaligen und neuen Schülern am 1. Aug-
und 1. Sept. die Weltausstellung in Paris zu besuchen gedenkt-
Jn Anbetracht der kleinen Reisekosten wird die Betheiligung gro»
werden. Aus dem Programm sei Folgendes mitgetheilt: Vo»
Nancy aus Fahrt 2. Classe hin und zurück — unterwegs BesM
von Reims — lOtägiger Aufenthalt in Paris (davon 1 Tag M
Versailles) — Morgens Besichtignng der Stadt, Mittags der
Ausstellung — freie Station — dreimalige Mahlzeit (inbegr.std
dem Preis) 10 Eintrittskarten zur Ausstellung — bedeutende Er
Mäßigung bei Besuch der Theater und der Etablissements der
Ausstellung: Das alles kostet für ehemalige Schüler 130 Fr;
für neue 170 Fr., also 104 bezw. 136 Mk. Das Geld u-
mindestens 1 Monat vor der Reise durch Postanweisung odcr
Check an lK. Antoine, prokesssur au Ozmös 7 bis rus ä XnooimA
ä kkaue^ einzusenden. Da die Zahl der Theilnehmer beschränk
sein wird, empfiehlt es sich, die Anmeldung möglichst frühzeW
zu besorgen. Ferienkurse beginnen in Nancy am 1. Juli und
August. Prospekte über die „Allianos kran^alse" versendet
Antoine auf Wunsch sehr gerne.
Aus Äadt und Land.
Heidelberg, 10. April.
** Der Graf-Regent von Lippe-Detmold passirte in vef
gangener Nacht 12 Uhr 36 Min. auf der Reise in die Sch»*''
bst
die hiesige Station.
Der nächste deutsche Historikertag wird Ostern oder Her
1902 hier in Heidelberg abgehalten werden.
Ol SchöffengerichtSsttzung vom 9. April. 1) Franz Ta»«
Basel aus Reinhausen z. Zt. hier in Haft, erhielt wegen D>«
stahls 10 Tage Gefängniß. 2) Die Anklagesache gegen Karoli»
Paula Beck aus Neustadt, z. Zt. hier in Haft, wegen Diebstahl
wurde an das Gr. Landgericht überwiesen. 3) Barbara H»H
mann aus Gemünden, z. Zt in Hast hier, erhielt wegen Die-,
stahls 1 Woche Gefängniß, 4) Wilhstm Friedrich Dautel ^
Hochdorf, z. Zt. dahier, wegen Unterschlagung 4 Tage Gefängm»-
5) Die Verbandlung gegen Johanna Ernesti geb. Falck
Lichtenthal, hier wohnhaft, wegen Unterschlagung wurde vertag
desgleichen 6) diejenige gegen Elisabeth« Katharina Susa»».
Barbara gen Lilly Haffner ans Mannheim, z. Zt. in Worw.
wegen Unterschlagung. 7) Friedrich Karl Hermann Meyer »»
Greußen, z. Zt. in Worms in Hast, erhielt wegen Unterschlao»»,
2 Wochen Gefängniß. 8) Friedrich Wilhelm Reiser aus R»H,
bach, wegen Körperverletzung eine Geldstrafe von 20 W. eve»'
4 Tage Gefängniß, 9) Friedrich Windtsch aus Ktrchheim, well»
Körperverletzung und Uebertretung des Z 360" 1 Woche VA
und 3 Wochen Gefängniß. 10) Jakob Krambs, Wilhelm K»*'
Philipp Jakob Jung und Wilhelm Christian Rohnacker, » ,
aus Kirchheim, erhielten wegen Beleidigung und lieber»«»''
des 8 360", " Krams und Kocher je 15 Wl Geldstrafe ev. 3T0^
Haft und 25 Geldstrafe ev. 5 Tage Gefängniß, Jung 20-7,
Geldstrafe ev. 4 T. Gefängniß und 15 Geldstrafe ev. 3
Gefängniß. Rohnacker 10 Geldstrafe ev. 2 Tage GesäE/,
11) Gustav Dünnbier aus Fretwaldau, z. Zt. in Enskir«
erhielt wegen Diebstahls 1 Woche Gefängniß. , /
— Zimmerbrand. In vergangener Nacht gegen 12 Uhr Ep
in einem hiesigen Hotel ein Zimmerbrand statt, wobei »W
schiedenes Mobiliar verbrannte. Der Schaden beläuft sich »
ungefähr 500 Mk. ^
— Polizeibericht. Eine Mannsperson wurde gestern wA §
Urkundensälschung und Betrugs verhaftet; vier Personen
wegen Ruhestörung zur Anzeige.
^ Schönau, Amt H., 9. April. In Sachen der Erba»»/
einer Eisenbahn durch da« Steinachthal fand g«'
Nachmittag im Saale zum „Löwen" in Heiligkreuzstei»"/
eine weitere von Interessenten zahlreich besuchte Versaml»'»^
statt, die einen dem Unternehmen günstigen Verlauf nahm, /l
der Versammlung betheiligten sich auch zur allgemeinen FH/
die Herren Landtagsabgeordneten Müller-Weinheim und^/
sessor Ro h rhu rst - Heidelberg. Es wurde eine Komn>issi»»/i>
stimmt, die demnächst eine Denkschrift über die Angelegt»"/
ausardeiten wird. — Unter reger Betheiligung fand in M
Woche in dem Saale der Kleinkinderschule die Schlußpr»'Ap
des durch den Frauenverein in diesem Jahre in hiesiger ^
meinde ins Leben gerufenen zweiten Kochkurse« statt.
Beginn der Feier trugen die Schülerinnen unter der D'l« /
des Herrn Schulverwalters Scheu erich ein schönes Ln»
In einer meisterhaften Rede spendete alsdann Herr Pjh/k
Ariderer zunächst I. K. H. der Großherzogin herzliche. A/
des Dankes, und hob dann im weiteren Verlaufe seiner Re-^/
wohlthätige Wirkung der Kochkurse in den Gemeinden
der Weise hervor. Hierauf nahm die eigentliche Prüfung stch'
Anfang, deren Ergebniß in allen Tbeilen als vorzüglich »HW
net werden kann und jeden der Anwesenden von dem grün»'//
Wissen der Kochschülertnnen überzeugen konnte. Lobend
das Lehrgeschick, die würdevolle Ruhe und peinliche GeH
Hastigkeit, womit die jugendliche Lehrerin, Fräulein And»
Karlsruhe, ihres schwierigen Amtes waltete, erwähnt zu H>sl«
Mögen die Früchte dieser beiden Kochkurse von den segeiE!.,/'
Erfolgen für unsere Gemeinden begleitet sein l Der uuisiH«/
Leitung des Frauenvereins aber, sowie den vielen hoch»,
Spendern von Gaben, die das gemeinnützige
c^c'
Z-4
Unternehnü^
möglicht haben, gebührt wohlverdienter Dank, den wir »
dieser Stelle zum Ausdruck bringen wollen.
):( Wiesloch, 9. April- Seit einiger Zeit
hier sich aufhailenden Würtlemberger in einem H ^
Württemdergia genannt, sich zusammengefunve»:,/,
der Nacht vom Samstag auf Sonntag haben nun w' pH
nach vorausgegangener Äierprode einen nächtlichen
gang gemacht und Streiche ausgeführt, die man
„Schwabenstreiche" nennen kann. Die eiserne EinfrHpgcH
an einem Garten haben sie Hingerissen, wobei die i
dicken Eisenstäbe ganz krumm gebogen wurden.
Gärten wurden durch dieselben die Üattenzäune ulE'/A
so daß dadurch ein ziemlicher Schaden und nebenbei
Aerger bei den Besitzern der Gärten verursacht
Haupträdelsfübrer sind heute hinter Schloß und
bracht worden und sehen jedenfalls einer empo
Strafe für ihr rohes Benehmen entgegen.
A Wiesloch. 9. April. Das Dienstmädchen derF»'»js
dahier har sich beule Morgen durch Vitriol
Man fand dasselbe bewußtlos in einem Zimmer »MS«,!«
fchast. Ein sofort herbeigerusener Arzt brachte das Ag W
wieder zum vollen Bewußtsein. Es erzählte
ganzen Hergang seiner That, die cs sehr bereu«-^ »W
Stunden späier aber starb es. Die Verstorbene
Jahre auf der gleichen Stelle, war sparsam und « ,i» F
der Herrschaft wie das Kind behandelt. Der--tzE/
Selbstmordes ist bis jetzt unbekannt: doch will »H Ke» ,
bei dem Mädchen in letzter Zeit kleine Anzeichen vo /
störung beobacytet haben. aiil,< l,
Mannheim. 9. April. Die Hinrichtung deS /
ders Link scheint in der That dadurch verzögert
sein, daß der Todeskandidat ein Geständniß ablegte, /v
er auch der Mörder der Kalhar. Eubler in Heidelberg/ V.
der Mannh. A»z. nunmehr in Erfahrung bringt, hg,
Geständniß widerrufen. Selbstverständlich müssen
liehen Erhebungen darüber gemacht werden, ob b« g^ck
Links nur als ein leeres Gerede aufzunehmen ft»»
von Braganza, einer älteren Schwester der Erbgroßherzogin !
von Luxemburg. Dieser Ehe sind fünf Kinder entsprossen,
drei Töchter und zwei Söhne; die älteste von jenen hat
sich vor zwei Jahren mit dem Grafen Hans-Veit zu
Törring-Jettenbach verheirathet. Aus der ersten Ehe des
Herzogs Karl Theodor mit der Prinzessin Sofia von
Sachsen ist eine Tochter hervorgegangen, welche die Ge-
mahlin des Herzogs Wilhelm von Urach ist.
— Unter dem katholischen Klerus in Bayern mehren
sich die Vergehen gegen die Sittlichkeit in so bedenklicher
Weise, daß selbst der ultramontane Bayr. Kur. entrüstet
ausruft: „Es ist zu viel! Irgendwo muß doch ein
Grund zu finden sein für diese in letzter Zeit sich häufenden
betrübenden Erscheinungen. Vertuschen hilft nicht mehr,
sondern Aufdecken der Wirklichkeit, damit man den Gründen
nachzuforschen veranlaßt ist." Dem Centrum muß die
Sache umso unangenehmer sein, als es gerade jetzt seinen
„moralischen" Feldzug gegen die „Unsittlichkeit in der Kunst
und Literatur" führt.
Elsaß-Lothringen. Metz, 6. April. Dem comman-
direnden General des 16. Armeecorps, Graf Häseler,
der am Anfang dieses Monats auf eine zehnjährige Thätig-
keit in dieser Stellung zurückblicken konnte, haben die
Spitzen der dem Corpsverbande angehörigen Stellen bei
diesem Anlaß ihre Verehrung und Zuneigung durch eine
Abordnung aussprechen lassen. Dem Vernehmen nach ist
übrigens die Zeit seiner hiesigen Thätigkeit bald abgelaufen;
es heißt, daß der Großherzog von Baden seine
Armee-Inspektion niederzulegen beabsichtige und in
Graf Häseler seinen Nachfolger finden werde.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
dem außerordentlichen Professor an der technischen Hochschule in
Dresden Dr. Friedlich Po ckel8 die etatmäßige außerordentliche
Professur für Physik, insbesondere theoretische bezw. mathematische
Physik an der Universität Heidelberg übertragen und den Großh.
Notar Epiphan Ketter er in Haslach in den Ruhestand
versetzt.
— Expeditionsassistent Ignaz Fischer in Neuhausen wurde
nach Frctburg versetzt.
Karlsruhe, 9. April. Die Grobherzoglichen Herr-
schaften nahmen gestern Vormittag an dem Gottesdienst in
der Schloßkirche Theil, bei welchem Oberhofpredigcr
v. Helbing die Predigt und Ansprache an die Konfirman-
den hielt. Ihre Königlichen Hoheiten verblieben auch noch
zur Einsegnung der zahlreichen Konfirmanden. Später
folgten die Höchsten Herrschaften der Einladung der Prin-
zessin Wilhelm zur Frühstückstafel. Abends 5 Uhr be-
suchten Ihre Königlichen Hoheiten die Aufführung des
Vereins für evangelische Kirchenmusik. Prinz Max ist
nach Berlin gereist, von wo er sich dann nach Wien be-
geben wird. Heute um 12 Uhr 15 Minuten traf die
Prinzessin Feodora von Schleswig-Holstein-Angustenburg,
Schwester der Kaiserin, aus Straßburg hier ein. Ihre
Durchlaucht wurde am Bahnhof von dem Oberschloßhaupt-
mann von Offensandt-Berckholtz empfangen und zum Groß-
herzoglichen Schloß geleitet. Die Prinzessin wird bis zum
Abend hier verweilen und dann nach Berlin reisen. Der
Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin beabsichtigen mor-
gen, Dienstag, Abend aus Wien hier einzutrcffen.
Ausland.
Oesterreich-Ungar». Wien, 9. April. Zu Ehren
des badischen erbgroßherzoglichen Paares fand
gestern beim Kaiser ein Mahl statt, an dem die in
Wien weilenden Mitglieder des Kaiserhauses, der Herzog j
und die Herzogin von Cumberland, Prinzessin Marie von
Hannover, Prinzessin Marie Luise und ihr Bruder Prinz
Georg von Cumberland und der Minister des Auswärti-
gen Graf v. Goluchowski theilnahmen.
Schweiz. Zürich, 7. April. Infolge der Umwand-
lung des hiesigen deutschen Konsulates aus einem
Wahlkonsulat in ein Berufskonsul at hat der bis-
herige konsularische Vertreter des Deutschen Reiches in
Zürich Dr. H. Klose (früher Vizekonsul in Lugano)
seinen Rücktritt genommen. Die Leitung des neuen
Berufskonsulates Zürich wird der bisherige Generalkonsul
des deutschen Reiches in Basel Geh. Regierungsrath Dr.
Julius v. Eckardt übernehmen.
Afrika. In England ist man nicht wenig ärgerlich
darüber, daß die englischen Offiziere trotz aller bisherigen
Erfahrungen so sorglos sind. Es sei doch ein starkes
Stück von Leichtsinn, daß sich die Truppen Broadwoods
bei den Wasserwerken, östlich Bloemfontain, ohne
jede Sicherung dem süßen Schlummer hingegeben haben,
wie man jetzt aus dem Burenbericht erfährt. — Ueber die
Gefangennahme der fünf englischen Kompagnien bei
sie ihr auf's dringendste und mit Erfolg, die Partie auszufchla- /
gen, um einem gleich unerquicklichen Dasein zu entgehen. Als '
dann aber ihr Mann todt ist, empfindet sie, daß ihre Neigung
zu ihm doch nicht erloschen war, sie fühlt und sieht ein, daß ein
Mädchen dem Mann seiner Neigung folgen soll auf die Gefahr
hin, daß das Leben ihm Dornen statt Rosen bringt und sie ist
sehr einverstanden, als aus der Partie doch noch Etwas wird.
Der Sohn ist ein Streber, bestimmt, ziclbewußt und ohne
Herz. Er besinnt sich keinen Augenblick, seine List im Elend
fitzen zu lassen, da er doch „eine Unbedachtheit" nicht mit seiner
ganzen Zukunft büßen will. Seine Familie verläßt er nach der
Katastrophe, weil das für ihn und seine Karriöre so besser ist.
Die jüngste Tochter nimmt zu gleicher Zeit eine Stelle als
Probirmamsell in einem großen Konfektionsgeschäft an. Sie
hofft, dem Chef zu gefallen und baut darauf ihre Zukunftspläne.
Das Milieu ist sehr sorgfältig ausgearbeitet, aber dem Dich-
ter fehlt die dramatische Kraft, um seine Personen auch richtig in
Bewegung zu setzen. Er hat dem Publikum viel zu sagen, aber
er sagt es nicht im dramatischen, sondern im epischen Stil. Er
legt ihnen lange Tiraden in den Mund, von Handlung sieht
man fast nichts. Dieser Grundfehler verhindert jede dramatische
Wirkung.
Auch die Kunst der Darsteller konnte das Stück nicht retten.
In der Rolle des Kassier v. Köstler war Herr Sigl wieder
vortrefflich. Die sichere Auffassung und die energische Durchfüh-
rung der Rolle verdient alles Lob. Die Scene im dritten Akt,
kurz vor der Katastrophe — sie erinnert an den Meineidbauer —
Reddersburg, 50 Km. südlich von Bloemfontain, liegt
nun ein etwas ausführlicher Bericht vor.
Danach waren die Royal Irisch Rifles und einige berittene
Infanterie auf einer Beruhigungstour in den Osten des
Freistaates entsandt worden. Auf dem Rückweg nach
Bethanie wurden sie am Dienstag Mittag 8 Meilen östlich
von Reddersburg durch eine Burenstreitmacht abgeschnitten.
Späher meldeten, daß der Feind von ziemlicher Stärke sei,
und Geschütze besitze. Die Infanterie verschanzte sich daher
auf einer Bodenerhebung. Die Buren eröffneten das
Feuer aus ihren Geschützen, worauf die Engländer, die
keine Geschütze hatten, nicht antworten konnten. Die
Munition wurde von den Engländern sparsam verbraucht,
da der Feind auch meistens außer Schußweite blieb und
in der Hoffnung, daß der Schall der Kanonen Hilfe
bringen würde. Nachmittags kamen die Buren näher und
vor Dunkelheit unterhielten sie ein Feuer von drei Seiten.
Sie hatten drei Geschütze und waren etwa 2500 Mann
stark. Das Feuer dauerte während der Nacht fort. Um
2 Uhr Morgens war die Munition der Engländer erschöpft.
Bei Tagesanbruch verdoppelten die Buren ihr Feuer und
zwangen die englische Truppe zur Kapitulation. —
Als General Galacre einige Stunden später an den Olt
kam, waren die fünf englischen Kompagnieen schon gefangen
fortgeführt. Gatacre hat nun die Aufgabe, die Bahn nach
Bloemfontein in jener Gegend zu sichern. Die Besorgniß
des General Roberts, abgeschnitten zu werden, ist so groß,
daß General Kitchener den Specialauftrag erhalten hat,
die Verbindung zu sichern. Ob ihm das möglich ist, steht
dahin. Die Buren treten bald da, bald dort in Schaaren
auf, wo man sie nicht vermuthet, und es wird nicht leicht
sein, die ganze lange Eisenbahnstrecke gegen sie zu schützen.
— Lord Roberts soll seit der Entsetzung Kimberleys
11000 Pferde verloren haben. So lange er
diesen Verlust nicht einigermaßen ergänzt hat,
kann er nichts Rechtes unternehmen. Seine Erfolge hat
er fast ausschließlich mit der Kavallerie und der berittenen
Infanterie erzielt. — Auch aus Rouxville an der Süd-
grenze des Oranjestaates wird ein Zusammenstoß zwischen
Engländern und Buren gemeldet; die Engländer mußten
sich nach Aliwaluorth zurückziehen. Der Eindruck, den
man gegenwärtig von der Situation gewinnt, ist der, daß
Roberts bei Bloemfontein und Buller in Natal ziemlich
fcstsiöen.
Amerika. Washington, 9. April. Gestern Abend
fand, nach dem Bureau Reuter, im großen Opernhause
eine sehr zahlreich besuchte Versammlung zugunsten
der Buren statt, an der viele Senatoren und Mit-
glieder des Repräsentantenhauses unv andere hervor-
ragende Persönlichkeiten theilnahmen. Eine Entschließung,
in der den Buren Zuneigung ausgesprochen wird, wurde
unter allgemeinem Beifall angenommen.
Li'Hllnn«« trsohnisv.
Gar viele der sprachbeflissenen Studenten, Beamten, Kaufleute
und Lehrer verbringen ihre Ferienzeit oder ihren Urlaub in dem
Lande, wo man die betreffende Sprache spricht. Die „Ferienkurse"
in Lausanne, Genf und Paris haben immer sehr viele Theilnehmer
aus Deutschland. Für uns Badener ist aber eine Stadt näher,
in der man ein ausgezeichnetes Französisch spricht, und an deren
Universität die „Lllianes kranxaiso" seit einigen Jahren Kurse
eingerichtet hat; es ist Nancy.
Diese Kurse dauern das ganze Jahr; man kann nach Belieben
ein- und austreten. Alle vier Monate findet für die Theilnehmer.
die ein Diplom wünschen, ein Examen statt- Damen und Herren
betheiligen sich gemeinsam an den Kursen, die von zwei tüchtigen
Lehrern, einem Professor am Gymnasium und einem Direktor
einer Bürgerschule, in einem Saale der Universität abgehalten
! werden. Zudem hat die „^lliunos" einen dritten Lehrer ge-
i Wonnen, der wöchentlich zweimal Vorlesungen über Literatur
hält. Die Kurse dauern täglich zwei Stunden. Der Donnerstag
ist ganz frei. Zur Besprechung kommt das ganze Gebiet der
französischen Sprache (Useturo, ortbograpbis,grammairs,rö<!aotion,
sxoroisas äo oonvsrsation, kistoiro st institutions äs Francs.)
Es wird sehr viel gearbeitet; man ist zu einem gewissenhaften
Studium gezwungen.
Die Theflnehmer der Kurse zahlen das erste Mal 40 Francs
und haben dann die Berechtigung, 40 Vorlesungen zu besuchen-
Später bezahlt man nur für so viele Stunden, als man noch zu
hören gedenkt. (1 Vorlesung —2 Stunden -1 Franc.) — Die
Kosten des Aufenthalts in der Stadt richten sich natürlich ganz
nach den persönlichen Ansprüchen. Es giebt Zimmer für 20—60
Francs im Monat; wer im Restaurant ißt, zahlt monatlich
45—80 Fr. Pensionen hat es auch, in einer guten Familie be-
trägt die Pension 100—200 Fr. im Monat.
Daß die ^llisnos kran^Lms — „uns assoeiation nationale
pour !a Propagation äs la langus kranyaiss" — in Nancy
solche Kurse eingerichtet hat, geschah ohne Zweifel deshalb, weil
die Stadt von Deutschland aus leicht zu erreichen ist. Wer z. B.
über Karlsruhe reist und von da mit dem Schnellzug um 8 Uhr
Morgens wegfährt, kann behaglich in Nancy zu Mittag essen.
Die Stadt liegt zu beiden Seiten der Meurthe, ist von lieblichen
Hügeln umrahmt und verdient nicht mit Unrecht den Beinamen
„la Ooquotts", den ihr der Franzose gegeben hat. Nancy hat
eine berühmte Universität (— der Besuch der meisten Vorlesungen
kostet nichts —) und eine große Bibliothek mit freiem Zutritt
/ kam vorzüglich zur Geltung. Sie ist die einzige im Stück, in der
! dramatisches Leven pulsirl.
Die Frau v. Köstler nahm Frl. Krüger etwas zu reservirt.
Das Ausdrucksvermögen des Autors ist in dieser Rolle am
schwächsten. Ein wenig Nachhilfe wäre da wohl angebracht.
Alle Elafticität braucht dieser gedrückten Frau nicht zu fehlen.
Von den beiden Töchtern bat die jüngere, die starkes rücksichts-
loses Temperament besitzt, die dankbarere Rolle. Frl. Konrad,
die schon oft hübsche Proben ihres Talentes abgelegt hat, be-
hauptete auch hier wieder ihren Platz mit anerkennenswertber
Entschiedenheit. Frln. Heinrich spielte die gesetztere, solidere
ältere warmherzig und mit guter Ucberlegnng. Sehr hübsch durch
den Gegensatz zu ihrer sonstigen Gemessenheit war die Scene,
in der sie ihren Bürgerschullehrer bei einem Glase Wein zum
Sprechen bringt. Schade, daß der Dichter da sich nicht anders
als durch eine langweilige Märchcnerzählung zu helfen weiß.
Den Lehrer spielle Herr Weinmann; es ist nur eine kleine
und dazu konventionelle, aoer nicht einmal sehr natürliche
Rolle. Den unsympathischen Streber von Sohn zeichnete Herr
May ring in festen Umrissen. Die Nebeurolleu der Lisi Klein
(Frl. Hoheneck), des Hans Klaus (tzr. Klein) und des Dienst-
mädchens Marie (Frl. Stern au) wurden in zufriedenstellender
Weise durchgeführt.
Der Beifall, der sich nach dem ersten Akte hervorwagte. fand
starken Widerspruch und nur am Schluffe, als alle Welt sich zum
Ausbruche anschickle, behauptete er das Feld. k'. L-I.
für Jedermann (über 100 000 Bände.) Die Stadt hat sehr viele
Sehenswürdigkeiten, interessante alte Thore, hübsche Gebäude,
herrliche Kirchen und großartige Anlagen (die weltberühmte Place
Stanislas).
Die Lehrer der Allianos machen oft mit ihren Schülern größere
und kleinere Spaziergänge, um Land und Leute näher kennen S»
lernen. Die meisten Besucher haben Domremy gesehen, viele a»
prächtigen Gebirgstouren in die Vogesen sich betheiligt. Es wird
die Leser dieses Blattes interessiren, daß das Comits der „^llisnco
in Nancy mit seinen ehemaligen und neuen Schülern am 1. Aug-
und 1. Sept. die Weltausstellung in Paris zu besuchen gedenkt-
Jn Anbetracht der kleinen Reisekosten wird die Betheiligung gro»
werden. Aus dem Programm sei Folgendes mitgetheilt: Vo»
Nancy aus Fahrt 2. Classe hin und zurück — unterwegs BesM
von Reims — lOtägiger Aufenthalt in Paris (davon 1 Tag M
Versailles) — Morgens Besichtignng der Stadt, Mittags der
Ausstellung — freie Station — dreimalige Mahlzeit (inbegr.std
dem Preis) 10 Eintrittskarten zur Ausstellung — bedeutende Er
Mäßigung bei Besuch der Theater und der Etablissements der
Ausstellung: Das alles kostet für ehemalige Schüler 130 Fr;
für neue 170 Fr., also 104 bezw. 136 Mk. Das Geld u-
mindestens 1 Monat vor der Reise durch Postanweisung odcr
Check an lK. Antoine, prokesssur au Ozmös 7 bis rus ä XnooimA
ä kkaue^ einzusenden. Da die Zahl der Theilnehmer beschränk
sein wird, empfiehlt es sich, die Anmeldung möglichst frühzeW
zu besorgen. Ferienkurse beginnen in Nancy am 1. Juli und
August. Prospekte über die „Allianos kran^alse" versendet
Antoine auf Wunsch sehr gerne.
Aus Äadt und Land.
Heidelberg, 10. April.
** Der Graf-Regent von Lippe-Detmold passirte in vef
gangener Nacht 12 Uhr 36 Min. auf der Reise in die Sch»*''
bst
die hiesige Station.
Der nächste deutsche Historikertag wird Ostern oder Her
1902 hier in Heidelberg abgehalten werden.
Ol SchöffengerichtSsttzung vom 9. April. 1) Franz Ta»«
Basel aus Reinhausen z. Zt. hier in Haft, erhielt wegen D>«
stahls 10 Tage Gefängniß. 2) Die Anklagesache gegen Karoli»
Paula Beck aus Neustadt, z. Zt. hier in Haft, wegen Diebstahl
wurde an das Gr. Landgericht überwiesen. 3) Barbara H»H
mann aus Gemünden, z. Zt in Hast hier, erhielt wegen Die-,
stahls 1 Woche Gefängniß, 4) Wilhstm Friedrich Dautel ^
Hochdorf, z. Zt. dahier, wegen Unterschlagung 4 Tage Gefängm»-
5) Die Verbandlung gegen Johanna Ernesti geb. Falck
Lichtenthal, hier wohnhaft, wegen Unterschlagung wurde vertag
desgleichen 6) diejenige gegen Elisabeth« Katharina Susa»».
Barbara gen Lilly Haffner ans Mannheim, z. Zt. in Worw.
wegen Unterschlagung. 7) Friedrich Karl Hermann Meyer »»
Greußen, z. Zt. in Worms in Hast, erhielt wegen Unterschlao»»,
2 Wochen Gefängniß. 8) Friedrich Wilhelm Reiser aus R»H,
bach, wegen Körperverletzung eine Geldstrafe von 20 W. eve»'
4 Tage Gefängniß, 9) Friedrich Windtsch aus Ktrchheim, well»
Körperverletzung und Uebertretung des Z 360" 1 Woche VA
und 3 Wochen Gefängniß. 10) Jakob Krambs, Wilhelm K»*'
Philipp Jakob Jung und Wilhelm Christian Rohnacker, » ,
aus Kirchheim, erhielten wegen Beleidigung und lieber»«»''
des 8 360", " Krams und Kocher je 15 Wl Geldstrafe ev. 3T0^
Haft und 25 Geldstrafe ev. 5 Tage Gefängniß, Jung 20-7,
Geldstrafe ev. 4 T. Gefängniß und 15 Geldstrafe ev. 3
Gefängniß. Rohnacker 10 Geldstrafe ev. 2 Tage GesäE/,
11) Gustav Dünnbier aus Fretwaldau, z. Zt. in Enskir«
erhielt wegen Diebstahls 1 Woche Gefängniß. , /
— Zimmerbrand. In vergangener Nacht gegen 12 Uhr Ep
in einem hiesigen Hotel ein Zimmerbrand statt, wobei »W
schiedenes Mobiliar verbrannte. Der Schaden beläuft sich »
ungefähr 500 Mk. ^
— Polizeibericht. Eine Mannsperson wurde gestern wA §
Urkundensälschung und Betrugs verhaftet; vier Personen
wegen Ruhestörung zur Anzeige.
^ Schönau, Amt H., 9. April. In Sachen der Erba»»/
einer Eisenbahn durch da« Steinachthal fand g«'
Nachmittag im Saale zum „Löwen" in Heiligkreuzstei»"/
eine weitere von Interessenten zahlreich besuchte Versaml»'»^
statt, die einen dem Unternehmen günstigen Verlauf nahm, /l
der Versammlung betheiligten sich auch zur allgemeinen FH/
die Herren Landtagsabgeordneten Müller-Weinheim und^/
sessor Ro h rhu rst - Heidelberg. Es wurde eine Komn>issi»»/i>
stimmt, die demnächst eine Denkschrift über die Angelegt»"/
ausardeiten wird. — Unter reger Betheiligung fand in M
Woche in dem Saale der Kleinkinderschule die Schlußpr»'Ap
des durch den Frauenverein in diesem Jahre in hiesiger ^
meinde ins Leben gerufenen zweiten Kochkurse« statt.
Beginn der Feier trugen die Schülerinnen unter der D'l« /
des Herrn Schulverwalters Scheu erich ein schönes Ln»
In einer meisterhaften Rede spendete alsdann Herr Pjh/k
Ariderer zunächst I. K. H. der Großherzogin herzliche. A/
des Dankes, und hob dann im weiteren Verlaufe seiner Re-^/
wohlthätige Wirkung der Kochkurse in den Gemeinden
der Weise hervor. Hierauf nahm die eigentliche Prüfung stch'
Anfang, deren Ergebniß in allen Tbeilen als vorzüglich »HW
net werden kann und jeden der Anwesenden von dem grün»'//
Wissen der Kochschülertnnen überzeugen konnte. Lobend
das Lehrgeschick, die würdevolle Ruhe und peinliche GeH
Hastigkeit, womit die jugendliche Lehrerin, Fräulein And»
Karlsruhe, ihres schwierigen Amtes waltete, erwähnt zu H>sl«
Mögen die Früchte dieser beiden Kochkurse von den segeiE!.,/'
Erfolgen für unsere Gemeinden begleitet sein l Der uuisiH«/
Leitung des Frauenvereins aber, sowie den vielen hoch»,
Spendern von Gaben, die das gemeinnützige
c^c'
Z-4
Unternehnü^
möglicht haben, gebührt wohlverdienter Dank, den wir »
dieser Stelle zum Ausdruck bringen wollen.
):( Wiesloch, 9. April- Seit einiger Zeit
hier sich aufhailenden Würtlemberger in einem H ^
Württemdergia genannt, sich zusammengefunve»:,/,
der Nacht vom Samstag auf Sonntag haben nun w' pH
nach vorausgegangener Äierprode einen nächtlichen
gang gemacht und Streiche ausgeführt, die man
„Schwabenstreiche" nennen kann. Die eiserne EinfrHpgcH
an einem Garten haben sie Hingerissen, wobei die i
dicken Eisenstäbe ganz krumm gebogen wurden.
Gärten wurden durch dieselben die Üattenzäune ulE'/A
so daß dadurch ein ziemlicher Schaden und nebenbei
Aerger bei den Besitzern der Gärten verursacht
Haupträdelsfübrer sind heute hinter Schloß und
bracht worden und sehen jedenfalls einer empo
Strafe für ihr rohes Benehmen entgegen.
A Wiesloch. 9. April. Das Dienstmädchen derF»'»js
dahier har sich beule Morgen durch Vitriol
Man fand dasselbe bewußtlos in einem Zimmer »MS«,!«
fchast. Ein sofort herbeigerusener Arzt brachte das Ag W
wieder zum vollen Bewußtsein. Es erzählte
ganzen Hergang seiner That, die cs sehr bereu«-^ »W
Stunden späier aber starb es. Die Verstorbene
Jahre auf der gleichen Stelle, war sparsam und « ,i» F
der Herrschaft wie das Kind behandelt. Der--tzE/
Selbstmordes ist bis jetzt unbekannt: doch will »H Ke» ,
bei dem Mädchen in letzter Zeit kleine Anzeichen vo /
störung beobacytet haben. aiil,< l,
Mannheim. 9. April. Die Hinrichtung deS /
ders Link scheint in der That dadurch verzögert
sein, daß der Todeskandidat ein Geständniß ablegte, /v
er auch der Mörder der Kalhar. Eubler in Heidelberg/ V.
der Mannh. A»z. nunmehr in Erfahrung bringt, hg,
Geständniß widerrufen. Selbstverständlich müssen
liehen Erhebungen darüber gemacht werden, ob b« g^ck
Links nur als ein leeres Gerede aufzunehmen ft»»