als ei angenommen habe. Er wäre froh, wenn alle Bahnen
solch günstige Resultate erzielen würden. Preußen werde keinerlei
Versuche unternehmen, uns zum Beitritt zur preußisch-hessischen
Belriebsgemeinschaft zu nöthigen, nicht einmal die kleine Main-
Neckarbahn. Für letztere wäre es vielleicht nur von Vortheil,
wenn sic der preußisch-hessischen Betriebsgemeinschaft einverleibt
würde. Die Regierung habe sich auch bereits die Frage nahe-
gelegt, ob es nicht besser wäre, den gemeinschaftlichen Eigen-
thumsvertrag zwischen Preußen, Hessen und Baden auf-
zulösen und ein anderes Verhältniß zu schiffen. Er
bemerke ausdrücklich, daß ein derartiger Antrag nicht von Preußen
ausgehe. Die beste Lösung wäre die, wenn jedes Land seinen
Theil zurücknimmt und ein gemeinsamer Betrieb Heidelberg-
Frankfurt eingeführt würde. Einnahmen und Ausgaben würden
dann im Verhältniß zur Länge der Strecke getheilt. Die
Zeitungsnachricht, daß bereits eine Entscheidung gefallen ist, ent-
behre der Begründung; es waren nur Vertreter der Regierungen
zusammengekommen, um zu berathen, wie am besten eine Ver-
einfachung des Betriebs zu erzielen wäre.
Das Haus war durch die Erklärung des Ministers sichtlich
überrascht. Da Viceprästdent Lauck unmittelbar darauf —
um halb 2 Uhr — die Sitzung schloß, erfolgte heute keine Er-
örterung der bedeutsamen Erklärung. Man darf gespannt sein,
wie dieselbe von den Abgeordneten ausgenommen wird. Für die
Generaldebatte sind noch 11 Redner vorgemerkt.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben der
Vorsteherin in der St. Josephsanstalt in Herthen, Schwester
Adelina Asal, die silberne Verdienstmedaille, den Hofmusikern
Karl Lehn und Franz Reick in Karlsruhe das Verdienstkreuz
vom Zähringer Löwen verliehen und dem Postdirektor D o:: s-
bach in Waldshut die Erlaubniß zur Annahme und zum Tragen
des ihm verliehenen Kgl. Preuß. Kronenordens 3. Klasse ertheilt.
— Expeditionsassistent Eugen Kleiber in Mannheim wurde
nach Kedl versetzt.
Ausland.
Frankreich. Paris, 4. Mai. Die Burenabord-
nung veröffentlicht in dem Augenblick ihrer Abreise nach
Amerika durch die hiesigen Blätter eine Erklärung an
das amerikanische Vslk, in der eS heißt: „lieber
den Zweck unserer Entsendung sind viele unzutreffende
Meinungen in Umlauf. Im Augenblicke unserer Abreise
nach Amerika glaubten wir die Zeit gekommen, deutlich zu
sprechen. Wir gehen nach Amerika, um die Regierung und
das Volk der Vereinigten Staaten um ihren Bei-
stand zur Wiederherstellung des Friedens in
Südafrika zu bitten.
Afrika. Im Burenkrieg haben die Engländer
einen neuen Erfolg erzielt: am 3. d. M- haben sie
Brandfort, die erste Hauptstellung der Buren nörd-
lich von Bloemfontein, eingenommen. Die Stellung
wurde genommen infolge einer combinirten Bewegung der
Divisionen Ducker und Pole Carew im Osten und im
Centrum, sowie Huttons berittener Infanterie im Westen.
Die Buren, die durch diese Bewegung überrascht waren,
zogen sich in aller Eile in nordöstlicher Richtung zurück.
Brandfort liegt etwa 50 Kilometer nördlich von Bloem-
fontcin. Die Buren hatten den Ort stark befestigt und
nun müssen sie ihn beim ersten Anlauf der Engländer auf-
geben ! — Auch die Buren bei Thabanchu haben sich weiter
zurückgezogen. — Die Pferdeseuche dauert an und
dezimirt den Pferdebestand der englischen Kavallerie.
Eingabe des Süddeutschen Eiseubahnrcform Vereins.
Unterm 3. Mai hat der Vorstand des süddeutschen Eisenbahn-
reform-Vereins eine Eingabe an den Landtag gerichtet, worin
er demselben die bekannten Wünsche der Reformer unterbreitet:
Kilometerhefte von 1000 Kilometern dritter Klasse zu 20 Mk.
und halbe von 500 Kilometern zu 10 Mk. auszugebcn, die Hefte
allgemein übertragbar zu erklären und die Zeitbeschränkung
auszuheben, sowie Wagen III Klasse in alle Schnellzüge etnzu-
stellen.
Der Schluß der Eingabe lautet: Der Südd. Eisenbahn-
reform-Verein wendet sich mit seinen auf Ermäßigung der Per-
sonentarife gerichteten Vorschlägen heute um so zuversichtlicher
an die hohen Landstände und an die Großh. Regierung, als nicht
nur der letzte Landtag ein weiteres Vorgehen in der Richtung
des Kilometerheftes auf das nachdrücklichste empfohlen hat, son-
dern die Großh. Regierung auch die Zusicherung gegeben hat,
dieser Anregung Folge geben zu wollen. Es sollte nur erst das
Ergebniß der bezüglichen Verhandlungen mit den übrigen Bundes-
staaten abgewartet werden. Diese nun schon über ein Jahrzehnt
lang sich hinziehenden, Ende 1899 abgebrochenen Verhandlungen
find bis zu dieser Stunde völlig ergebnißlos geblieben. Nicht
einmal die in Aussicht genommene sog. Südd. Tarifgemeinschaft
ist zu Stande gekommen. Letzteres ist unter obwaltenoen Um-
ständen als ein Glücksfall zu achten, indem Baden, wenn eine
solche zu Stande gekommen wäre, voraussichtlich nur seine
Aklionsfreiheit preisgegeben hätte und an erhöhte Tarife ge-
bunden worden wäre. Wie bet der Einführung der Arbeiterzüge
und des Kilometerheftes ist das Großherzogthum Baden durchaus
tn der Lage, vollständig selbständig vorzugeyen. Am allerwenig-
sten hat es in diesem Falle von Preußen eine Gefährdung zu
fürchten, indem Preußen ohnehin bereits sowohl den Güter- wie
den Personenverkehr mit Hilfe der Pfalz und der von Berlin
aus verwalteten Reichsbahnen soviel als überhaupt möglich von
den badischen Linien abgeleitet hat. Je entschiedener Baden in
der Richtung weitgehender Tarifermäßigung und Verkehrs-
erleichkernng den Vortritt behauptet, desto wirksamer wird es
seine eigensten Eisenbahninteresse» wahcnehmen und zugleich,
ähnlich wie mit der zehntägigen Rückfahrtkarte, eiste Verständi-
gung mit den übrigen süddeutschen Staaten anbahnen.
Eine durchgreifende Tarifermäßiguag mit entsprechender Ver-
kehrssteigerung ist tndeß, ohne Gefahren aller Art, nur durch-
führbar, wenn das Staatsbahnnetz rechtzeitig entsprechend aus-
gestaltet wird. Es ist daher besonders zu begrüßen, daß die
Budgetcommission der Zweiten Kammer die bezüglichen Vor-
schläge der Großh. Regierung bis zu einem Betrag von weit
über 100 Millionen Mark für die nächste Budgetpertode geneh-
migt hat und auch für wettere Pläne nach dieser Richtung die
erforderlichen Geldmittel zu bewilligen bereit scheint. Nichts ist
in dieser Beziehung wichtiger als der Karlsruher Hauptbahnhof,
der längst schon nicht mehr dem Verkehr genügt, die Centrale
des gesammten Staatsbahnnetzes, ohne weitere Zögerung von
Grund uns neu zu gestalten. Der Südd. Eisenvahnreformoerein
»erstattet sich zugleich noch einmal darauf htnzuwetsen, wie un-
aufschiebbar die Fortsetzung der Rhetnthalbahn von Rastatt ab,
des Rückgrats des gesammten Staatsvahnnetzes, geworden ist,
zumal seit Eröffnung des Kehler Hafens.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 5. Mai.
** Der Großherzog und die Großherzogiu von Hessen kamen
gestern Mittag 2 Uhr 31 Min. auf der Rückreise aus Italien
hier durch.
A Der Vachverein wird am Sonntag den 2 7- Mai,
Nachmittags ln der hiesigen Sr. Petersklrche auf mchrieitS
geäußerten Wunsch eine zweite Aufführung des Weih-
nacht s m y st e r i u m s v o n Philipp Wolfruin ver-
anstalten, welcher Ihre Königlichen Hoheiten der Gro si-
tze r zog und die Großherzogin beizuwohnen beab-
sichtigen. Die Soli werden gesungen werden von Frau I.
Uzielsi, Fr!. A- Wiegand (Frankfurt a-M.), Herrn Robert
Kaufmann (Zürich), Herrn Gg. Keller (Ludwigshafen) und
hiesige» Solisten. Die Leitung hat der Komponist über-
nommen.
K Kunstverein. Unter den gegenwärtig ausgestellte» Oel-
gemälden ist ein sehr flottgemaltes Genrebild von Hirtb du Frenes-
München, „Träumerei", besonders zu beachten. Den Haupt-
anziehungspunkt aber bilden die 150 Lichtdrucke der Werke von
Prof. Hans Thoma; diese erste Sammlung enihält diejenigen
Werke des jetzt allseitig in seinem Werth erkannten Meisters,
welche in Frankfurt a. M. in bleibenden Besitz von Gallerten
und Privaten übergegangen und von Hrn. Prof. Henry Thode
zum 60. Geburtstage des Meisters als „Hans Thoma-Werk"
herausgegeben sind. In der dem Werke beigegebenen Besprechung
schreibt Hr. Prof. Thode: „Seit Albrecht Dürer hat die deutsche
Kunstgeschichte wobl keinen Maler aufzuweisen, der an Retchthum
der Phantasie und an Universalität Hans Thoma gleichkommt."
Nun bietet der Kunstverein morgen eine interessante Neuheit, ein
Buch „Albrecht Dürer's sämmtliche Kupferstiche"
(104 Blatt), wodurch Gelegenheit geboten ist, einen Vergleich
zwischen den beiden Altmeistern der deutschen Kunst zu ziehen.
Zu erwähnen sind dann noch vier vaterländische Kunstblätter als
erste Publikation des Alldeutschen Verbands: „Hermanns-Denk-
mal", „Fürst Bismarck" von Lenbach, P. Benecke's „Sieg über
die englische Flotte" (1468) und „Kaiser Wilhelm I bei Sedan".
Maxim. Dasio-München bringt sein Opus VI, „Orpheus", und
führt in 9 Blatt Ortginalradirungen die Macht des Gesangs
und der aufopfernden Liebe vor. Die 40 Blatt Aquarelle von
G. M- Eckert sind auch noch ausgestellt.
):( Volksbank. Wie verlautet, ist die auf den 8. d. an-
beraumte Generalversammlung der Volksbank auf Wursich
der Mannheimer Bank vertagt worden, weil der z. Zi.
bestehende theure Geldmarkt dieser zu einer Aktienemission
zu ungünstig erscheint.
Hc Rodensteiner. Die Komiker-Gesellschaft „Ernesto", die
gestern im Restaurant zum Rodensteiner auftrat, sticht vortheil-
haft ab von ähnlichen Unternehmungen und ist bestrebt, etwas
wirklich Gediegenes und Humorvolles den Gästen zu bieten. Der
gestrige gute Besuch des Concertes, sowie der reiche Applaus,
der jede Pidce begleitete, geben den Beweis dafür ab, daß solches
hier anerkannt wird. Die drei Grazien Lilly, Milly und Mizzi
in ihren hübschen Kostümen sehen allerliebst aus und singen
nicht übel. Besonders chic und graziös bewegt sich Frl. Adele
genannt Milly und die kleine Mizzi. Erstere, in der schönen und
kleidsamen rothen Husarenuniform, erfreute mit ihrer Collegin
Lilly die Zuhörer durch schneidiges Auftreten, während die kleine
Mizzi mit der Puppe durch ihre kindlich naive Vortragsweise fast
glauben machte, sie sei wirklich so kindlich unerfahren. Nicht un-
erwähnt bleibe der vorzügliche Komiker und Artist, den die Ge-
sellschaft in Herrn Ferdinand Hirschhauer besitzt. Durch seine
humorvollen Vorträge hielt er die Lachmuskeln der Anwesenden
in steter Bewegung. Daß dabei auch die Engländer und die
Buren sowie die Isx Heinze herhalten mußten, ist natürlich.
Die Gesellschaft befand sich auf der Durchreise und konnte nur
den einen Abend hier gastiren. Hoffentlich aber läßt sich das
Ernesto-Ensemble gelegentlich hier wieder einmal sehen und hören.
8. Strafkammersitzung vom 4. Mai. Vorsitzender: Herr
Landgerichlsdtrektor Br. West. Vertreter der Großh. Staats-
behörde: Herr Staatsanwalt Dr. Sebold, tn den Berufungs-
sällen: Herr Referendar Meier.
1. Nach einem geringfügigen Wortwechsel zwischen jungen
Burschen in einer Wirlhschaft zu Hilsbach im September v. I.
wurde einer derselben ohne alle weitere Veranlassung durch zwei
Messerstiche in die Oberschenkel schwer verletzt. Er befand sich
infolgedessen '/, Jahr in ärztlicher Behandlung, längere Zeit in
Lebensgefahr und hat als Folgen seiner Verletzungen eine chronische
Nierenentzündung und einen Herzfehler daoongelragen, so daß er
voraussichtlich dauernd dem Slechthnm verfallen ist. Als der That
verdächtig wurde der 20 Jahre alte Bahnarbeiter Jakob Bücher
unter Anklage gestellt. Er gtebt zwar nicht zu, gestochen zu
haben; die näheren Umstände lassen den Gerichtshof jedoch zur
Ueberzeuguug von der Schuld des Angeklagten kommen, und ec
wird deshalb zu 1 Jahr Gefängntß vcrurtheilt.
2. Der 40Jahre alte Tagtöhnec Heinrich G ro ß von Oestringen
stahl seinem Dienstherrn hier verschiedene Gegenstände im Werthe
von 11 Mk., einem Metzger eine Schürze und seinem Zimmerge-
nossen eine Hose und einen Geldbetrag von 17 Mk. Gegen den
wegen Diebstahls schon vorbestraften Angeklagten wird eine Ge-
fängnißstrafe von 8 Monaten, 3jährtgec Ehrverlust und Zulässig-
keit von Polizeiaufsicht ausgesprochen.
3. Adam Bräcklein, 34 Jahre alter Taglöhner von Bam-
berg, und
4. Benni Strauß gen. Pfeifer, 44 Jahre alter Handels-
mann von Rohrbach bei Sinsheim stehen beide unter Anklage
wegen Verbrechens gegen ote Sittlichkeit im Sinne des 8 176
Ziff. 3 R.-St.-G.-B. und werden, da beide wegen des gleichen
Verbrechens schon vorbestraft sind, Bräcklein zu 1 Jahr 6
Monaten und Strauß zu 2 Jahren Zuchthaus verurtheilt.
Außerdem wird gegen beide Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte
auf die Dauer von 5 Jahren ausgesprochen. Die Verhandlungen
fanden unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. (Schluß folgt.)
cü Schösfengerichtssttzung vom 3. Mai. 1) Erich Alexander
Weichert aus Görlitz, z. Zt. in Haft hier, erhielt wegen Dieb-
stahls 1 Woche Gefängniß, welche durch Untersuchungshaft ver-
büßt ist. 2) Josef Schmtb aus Däschingen erhielt wegen Körper-
verletzung 2 Wochen Gefängntß und wurde der Stock
eingezogen. 3) Anna Katharina Kreiter aus Schwetzingen erhielt
wegen Unterschlagung 20 Geldstrafe eventl. 4 Tage
Gefängniß. 4) Ludwig Planz, Karl Friedrich Miltner und Peter
Bauer, alle aus Dossenheim und angeklagt wegen Sachbeschädigung,
erhielt jeder einen gerichtlichen Verweis. 5) Josef Beierle aus
Heidelberg erhielt wegen Uebertretung des 8 360 " R.St.G.B.
und Widerstands 10 Geldstrafe und 18 Tage Gefängniß.
6) Die Verhandlung gegen Jakob Ludwig Zimmermann aus
Eppelheim, angeklagt wegen Körperverletzung, wurde vertagt.
7) Johann Wetsch aus Gnaventhal erhielt wegen Körperverletzung
1 Woche Gefängniß. 8) Die Verhandlung gegen Johann Georg
Wallenwein und Georg Karl Müller, beide aus Gaiberg und an-
geklagt wegen Beleidigung, wurde vertagt. 9) Karl Bähr aus
Sandhaufen, z. Zt. in Hast hier, erhielt wegen Körperverietzung
2 Monate und 10 Tage Gefängniß.
* Das Romanfeuilleto« findet der Leser im heutigen
zweiten Blatt.
* Gottesdienstordnung siehe zweites Blatt.
— Ueberfahre« wurde gestern Abend von der Nebenbahn
zwischen Handschuhsheim und Dossenheim ein mit einem Pferd
bespanntes Fuhrwerk; dasselbe wurde zertrümmert und dem
Pferde ein Fuß abgefahren.
— Polizeibericht. Zwei Mannspersonen wurden gestern
verhafte:, einer wegen Diebstahls und Beltelns, der andere
hatte sich einer Straferstehung entzogen. Drei Personen
kamen wegen Ruhestörung zur Anzeige. Eine geistesgestörte
Frauensperson wurde aufgegriffen und in die Irren-Klinik
verbrach:.
Walldorf. 4. Mai. Wie bereits früher in diesem Blatte
berichtet, hat der Kriegerverein Herrn William Waldorf Astor
in Newyork, den Ehrenbürger der Gemeinde Walldorf, auf An-
regen des 1. Vorsitzenden des Vereins, Herrn Bürgermstr. Abel,
auf 1. Januar 1900 zu seinem Ehrenmitgliede ernannt und ihm
die von Herrn Lender, Rektor der Gewerbeschule tn Heidelberg,
kunstvoll gefertigte Ehrenurkunde zugehen lassen. Gestern Abend
kam die Nachricht, daß Herr William Waldorf Astor die Ehren-
mitgliedschaft gerne annehme und gleichzeitig dem Verein die
Spende von 10000 Mk. überweise. Große Freude herrscht so-
wohl unter den Vereinsmitgliedern, wie auch unter der ganzen
Einwohnerschaft über diese hochherzige Zuweisung unseres Ehren-
bürgers. Kommenden Sonntag wird der Kriegerveretn in einer
Generalversammlung über die Anlage und Verwendung des Ka-
pitals bcrotben.
X Bruchsal. 4. Mai. Am nächsten Sonntaa, den 6. d M-
w:rd hier in der Festhalle zum Kaiseryos die Land.e?-
ausstelluug von Lehrlings arbeiten eröffne:
werden; dieselbe wird bis einschließlich 13. Mai unenigeu
sich zugänglich sein. Der allgemeine Eindruck der Ausstellung
ist der, daß entsprechend der vermehrken Betdeiliannq an
Ausstellung auch die Beichaffenheit der Arbeitsstücks einen
erfreulichen Fortschritt aufweist und zu den schönste»
Hoffnungen für die Weiterentwickeinug der Gewerbe, '»
unserm Lande berechtigt. Eine Besichtigung der Arbeiten
bietet soviel Interessantes und Anregendes, daß der Beine»
der Ausstellung allen Gewerbetreibenden und Freunden
Gewerbe ans Herz zu legen ist.
8.6. Karlsruhe, 4. Mai. Unsere elektrische Straßes
bahn hat heute den ersten größeren Unglücks fall zu ott
zeichnen: Der ledige Fuhrknecht Christian Lange »dürfe»
aus Weingarten, der mit einem beladenen Steinwagen in der
Durlacher Allee über das Bahngleise fahren wollte, wurde vo»
einem Motorwagen überfahren und auf der Stelle gelobtet. Da»
Handpferd kam mit einer geringen Verletzung davon. ^
"Theater- und Kunftnachrichteu.
Mannheim (Großh. Hof- und Nationaltheater.) Sonntag'
6. Mai (Ab. L): „Die Stumme von Portici". Montag, 7. M»'
(Ab. 8): „Mutier Erde".
Karlsruhe. (Großh. Hoftheater.) ». Im Hostheater in Karl»
ruhe: Sonntag, 6. Mai: „Die Walküre". _.
Handel und Berkehr.
Frankfurt, 4. Mai. Heidelberger Obligationen 3V,P^'
von 1894: 92.30 b. G.
Berlin, 4. Mai. Heidelberger Straßen- und Bergbah»'
gesellschaft 152.10 g. ,
Heidelberg, 5. Mai. (Marktpreise.) Heu per Cent»
X. 3.20 bis 3.40, Korn-Stroh per Ctr. 2.80 bis 3. '
gem. 1.80 bis 2.—, gelbe Kartoffeln per Centner 2.10 »
2.20, Salatkartoffeln 3.20 bis 3.30, Butter tn Ballen
bis 1.05, tn Pfund 1.10 bis 1.20, Spargelu per Piunh »
bis 50 Zwiebeln 8 bis 10 Knoblauch 35 F, Gelbru°-'
4 bis 6 Schwarzwurzeln 30 dis 50 Eier per Stück 5 »°
6 per Hundert 5.—, Blumenkohl per Stück 00 bis Op^s.
Rothkraut 40 bis 50 Boden-Kohlrabt 4 bis 6 Sellerie,
bis 8 F, Lauch 4 bis 6 F, Rettich 4 dis 6 Meerrettich 1? S
Gurken 40 dis 60 Kopfsalat 15 bis 18 F, Aepsel per Luv
3 bis 4 per Psund 15 bis 18 Gebund Petersilie 5
8 Gebund Schnittlauch 3 Gebund Radieschen 3 ^
barber 3 bis 4 Lattig 8 bis 10 Spinat 10 bis 20 ^_„
WasserstandSnachrichren.
Neckar.
Heidelberg, 5.. 1,46, gef. 0,01m
Hellbronn, 3,0.90, ges. 0,02m
Mannheim, 4.3,98, gest.017m
Rhein.
Lauterburg, 4.. 4,24, gef-0'0»^
Maxau, 4., 4,28. gef.
Mannheim, 4., 4,00, gest.
s-
Witterungsdeovachlungen.
Heidelberg, 5 Mai. Thermometerstand (nach 6.) g g°;
7 Uhr: -ft 12.8° Niederster Stand seit gestern Morgen:
höchster: -ft 20.2°. Wind: SO. Himmel: wolkenleer. ^
Meter' nd: Morgens 7 llbr: 753.7 mm._
Verloosungen. .
Stadt Genua 130 Fr.-Loose vom Jahre 1870.
am 1. Mai 1900. Hauptpreise: Nr. 12761 L 50000 ttk-
57546 L 5000 Fr. Nr. 41601 ä 2500 Fr. Nr. 24152 A
54405 a 1000 Fr. Nr.' 689 5506 21642 31550 58509 »fXz
5 500 Fr. Nr. 4314 7818 9210 15498 32420 44336
46977 48025 6984 l L 250 Fr.
Neueste Nachrichten. p
München, 5. Mai. Das heute über das Befir> ° x
des Königs Otto ausgegebene Bulletin lautet: L
König klagte nicht mehr über Schmerzen und gibt ^
auf Druck keine Schmerzempfindu.ig mehr zu erkem ^
Jndeß ist das Allgemeinbefinden durch die vorausgeS"'^-
Störung sichtlich beeinträchtigt und der KräfteM
weniger befriedigend. . xgl-
Berlin, 4. Mai. Bei der heutigen Galatafel lR
Schlosse brachte Kaiser Wilhelm folgenden
spruch aus:
Es wird mir schwer, Worte zu finden, um Eurer
meinen Dank und den meines Volkes darzubringen für „ d.»
Majestät gnädigen erneuten Besuch. Aber wenn ich »» §
schönsten Worte finden und zusammenfügen wollte, so w»
doch nicht im Stande, die Gefühle wiederzugeben, die u:>»
bewegen. Worte müssen verstummen, wo der Pulsschlag Fell,
gesammten Volkes sich fühlbar macht. Dieser Puls- »N» pst"
schlag hat heute Euerer Majestät entgegen geschlagen,
noch nie. Der jubelnde Empfang in Berlin an: heutig
gilt zunächst Euerer Majestät erhabenen Person, als dem
und weisen Herrscher. Aber mein Volk sieht auÄ sse.
Majestät den treuen Freund und B u n d e s g e n b»
meines seligen Herrn Großvaters, meines Herrn
meiner selbst. Uno nun sind Euere Majestät erschienen, gst"
vierten Generation die unschätzbare Gabe Euerer
und Freundschaft anzutragen, fürwahr das herrlichste
welches heute unter allen Geschenken meinem Sohne wnv q^ce
werden kann. Zugleich aber haben Eure Majestät d»r« >,
Besuch der We lt o ffenb art, wie fest und!.'"
Bund besteht, den Ew. Majestät dereinst mit meinew^gA:
Herrn Großvater und dem Herrscher des schönen, gpie! ,
Landes Jlatien abgeschlossen haben. Wahrlich, . G ^
Bund ist nicht unreine Ucbereinkunft ». gr"i>
danken der Fürsten, sondern je mehr »» pt „
erbestanden hat, Haler sich tief e i N g e' ^ A
die Uekerzeugung der Völker, und wenn p>,,
zen der Völker zusammenschlagen, dann kann sie »ff
auseinandcrreißen. Gemeinsame Interessen, gewe>"' p pm.v
fühle, gemeinsam getragenes Freud' und Leid oerbin u
drei Völker heute über 20 Jahre, und obwohl oft.
mit Hoyn und Kritik übergossen, ist es den drei Völker: ^
bisher den Frieden zu bewahren und ^ k
des Friedens in aller Welt angesehen z
So beugt sich denn auch heute mein Volk dem ..zs
. , ...
Aeltesten dieses Bundes.
Unsere Wünsche, die sich am heutigen Tage »m Ew-
und Ew. Majestäi erlauchtes Haus und Ihre Völker k»^'
schaaren, gipfeln in noch einem anderen Punkt. 3cb ü 7,^ t» ^sck
zu weit zu gehen, wenn ich ausspreche, daß, soweit ist
scheu Landen ein Vaterherz schlägt, es Ew. Matt" >>>M.
Bewegung dafür danken wird, daß Ew. Majestät we>
Sohne Ihren Segen mit auf seinen Lebensweg S- ".-M
Allen Gefühlen aber, die mein Volk, mein HauS u>w -
erfüllen, geben wir Ausdruck, indem wir rufen: ^
der Kaiser und König Franz Joseph Hurrahl Hurra»
Der Kaiser und König Franz Joseph
hierauf mit folgenden Worten: ,
Von den herzlichen Worten Euerer Majestät
danke ich aus vollem Herzen für den schönen w» ,-sil»
Euere Majestät mir bereitet haben, und .gedenke '
Erkenntlichkeit des festlichen Empfanges seitens 6»
solch günstige Resultate erzielen würden. Preußen werde keinerlei
Versuche unternehmen, uns zum Beitritt zur preußisch-hessischen
Belriebsgemeinschaft zu nöthigen, nicht einmal die kleine Main-
Neckarbahn. Für letztere wäre es vielleicht nur von Vortheil,
wenn sic der preußisch-hessischen Betriebsgemeinschaft einverleibt
würde. Die Regierung habe sich auch bereits die Frage nahe-
gelegt, ob es nicht besser wäre, den gemeinschaftlichen Eigen-
thumsvertrag zwischen Preußen, Hessen und Baden auf-
zulösen und ein anderes Verhältniß zu schiffen. Er
bemerke ausdrücklich, daß ein derartiger Antrag nicht von Preußen
ausgehe. Die beste Lösung wäre die, wenn jedes Land seinen
Theil zurücknimmt und ein gemeinsamer Betrieb Heidelberg-
Frankfurt eingeführt würde. Einnahmen und Ausgaben würden
dann im Verhältniß zur Länge der Strecke getheilt. Die
Zeitungsnachricht, daß bereits eine Entscheidung gefallen ist, ent-
behre der Begründung; es waren nur Vertreter der Regierungen
zusammengekommen, um zu berathen, wie am besten eine Ver-
einfachung des Betriebs zu erzielen wäre.
Das Haus war durch die Erklärung des Ministers sichtlich
überrascht. Da Viceprästdent Lauck unmittelbar darauf —
um halb 2 Uhr — die Sitzung schloß, erfolgte heute keine Er-
örterung der bedeutsamen Erklärung. Man darf gespannt sein,
wie dieselbe von den Abgeordneten ausgenommen wird. Für die
Generaldebatte sind noch 11 Redner vorgemerkt.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben der
Vorsteherin in der St. Josephsanstalt in Herthen, Schwester
Adelina Asal, die silberne Verdienstmedaille, den Hofmusikern
Karl Lehn und Franz Reick in Karlsruhe das Verdienstkreuz
vom Zähringer Löwen verliehen und dem Postdirektor D o:: s-
bach in Waldshut die Erlaubniß zur Annahme und zum Tragen
des ihm verliehenen Kgl. Preuß. Kronenordens 3. Klasse ertheilt.
— Expeditionsassistent Eugen Kleiber in Mannheim wurde
nach Kedl versetzt.
Ausland.
Frankreich. Paris, 4. Mai. Die Burenabord-
nung veröffentlicht in dem Augenblick ihrer Abreise nach
Amerika durch die hiesigen Blätter eine Erklärung an
das amerikanische Vslk, in der eS heißt: „lieber
den Zweck unserer Entsendung sind viele unzutreffende
Meinungen in Umlauf. Im Augenblicke unserer Abreise
nach Amerika glaubten wir die Zeit gekommen, deutlich zu
sprechen. Wir gehen nach Amerika, um die Regierung und
das Volk der Vereinigten Staaten um ihren Bei-
stand zur Wiederherstellung des Friedens in
Südafrika zu bitten.
Afrika. Im Burenkrieg haben die Engländer
einen neuen Erfolg erzielt: am 3. d. M- haben sie
Brandfort, die erste Hauptstellung der Buren nörd-
lich von Bloemfontein, eingenommen. Die Stellung
wurde genommen infolge einer combinirten Bewegung der
Divisionen Ducker und Pole Carew im Osten und im
Centrum, sowie Huttons berittener Infanterie im Westen.
Die Buren, die durch diese Bewegung überrascht waren,
zogen sich in aller Eile in nordöstlicher Richtung zurück.
Brandfort liegt etwa 50 Kilometer nördlich von Bloem-
fontcin. Die Buren hatten den Ort stark befestigt und
nun müssen sie ihn beim ersten Anlauf der Engländer auf-
geben ! — Auch die Buren bei Thabanchu haben sich weiter
zurückgezogen. — Die Pferdeseuche dauert an und
dezimirt den Pferdebestand der englischen Kavallerie.
Eingabe des Süddeutschen Eiseubahnrcform Vereins.
Unterm 3. Mai hat der Vorstand des süddeutschen Eisenbahn-
reform-Vereins eine Eingabe an den Landtag gerichtet, worin
er demselben die bekannten Wünsche der Reformer unterbreitet:
Kilometerhefte von 1000 Kilometern dritter Klasse zu 20 Mk.
und halbe von 500 Kilometern zu 10 Mk. auszugebcn, die Hefte
allgemein übertragbar zu erklären und die Zeitbeschränkung
auszuheben, sowie Wagen III Klasse in alle Schnellzüge etnzu-
stellen.
Der Schluß der Eingabe lautet: Der Südd. Eisenbahn-
reform-Verein wendet sich mit seinen auf Ermäßigung der Per-
sonentarife gerichteten Vorschlägen heute um so zuversichtlicher
an die hohen Landstände und an die Großh. Regierung, als nicht
nur der letzte Landtag ein weiteres Vorgehen in der Richtung
des Kilometerheftes auf das nachdrücklichste empfohlen hat, son-
dern die Großh. Regierung auch die Zusicherung gegeben hat,
dieser Anregung Folge geben zu wollen. Es sollte nur erst das
Ergebniß der bezüglichen Verhandlungen mit den übrigen Bundes-
staaten abgewartet werden. Diese nun schon über ein Jahrzehnt
lang sich hinziehenden, Ende 1899 abgebrochenen Verhandlungen
find bis zu dieser Stunde völlig ergebnißlos geblieben. Nicht
einmal die in Aussicht genommene sog. Südd. Tarifgemeinschaft
ist zu Stande gekommen. Letzteres ist unter obwaltenoen Um-
ständen als ein Glücksfall zu achten, indem Baden, wenn eine
solche zu Stande gekommen wäre, voraussichtlich nur seine
Aklionsfreiheit preisgegeben hätte und an erhöhte Tarife ge-
bunden worden wäre. Wie bet der Einführung der Arbeiterzüge
und des Kilometerheftes ist das Großherzogthum Baden durchaus
tn der Lage, vollständig selbständig vorzugeyen. Am allerwenig-
sten hat es in diesem Falle von Preußen eine Gefährdung zu
fürchten, indem Preußen ohnehin bereits sowohl den Güter- wie
den Personenverkehr mit Hilfe der Pfalz und der von Berlin
aus verwalteten Reichsbahnen soviel als überhaupt möglich von
den badischen Linien abgeleitet hat. Je entschiedener Baden in
der Richtung weitgehender Tarifermäßigung und Verkehrs-
erleichkernng den Vortritt behauptet, desto wirksamer wird es
seine eigensten Eisenbahninteresse» wahcnehmen und zugleich,
ähnlich wie mit der zehntägigen Rückfahrtkarte, eiste Verständi-
gung mit den übrigen süddeutschen Staaten anbahnen.
Eine durchgreifende Tarifermäßiguag mit entsprechender Ver-
kehrssteigerung ist tndeß, ohne Gefahren aller Art, nur durch-
führbar, wenn das Staatsbahnnetz rechtzeitig entsprechend aus-
gestaltet wird. Es ist daher besonders zu begrüßen, daß die
Budgetcommission der Zweiten Kammer die bezüglichen Vor-
schläge der Großh. Regierung bis zu einem Betrag von weit
über 100 Millionen Mark für die nächste Budgetpertode geneh-
migt hat und auch für wettere Pläne nach dieser Richtung die
erforderlichen Geldmittel zu bewilligen bereit scheint. Nichts ist
in dieser Beziehung wichtiger als der Karlsruher Hauptbahnhof,
der längst schon nicht mehr dem Verkehr genügt, die Centrale
des gesammten Staatsbahnnetzes, ohne weitere Zögerung von
Grund uns neu zu gestalten. Der Südd. Eisenvahnreformoerein
»erstattet sich zugleich noch einmal darauf htnzuwetsen, wie un-
aufschiebbar die Fortsetzung der Rhetnthalbahn von Rastatt ab,
des Rückgrats des gesammten Staatsvahnnetzes, geworden ist,
zumal seit Eröffnung des Kehler Hafens.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 5. Mai.
** Der Großherzog und die Großherzogiu von Hessen kamen
gestern Mittag 2 Uhr 31 Min. auf der Rückreise aus Italien
hier durch.
A Der Vachverein wird am Sonntag den 2 7- Mai,
Nachmittags ln der hiesigen Sr. Petersklrche auf mchrieitS
geäußerten Wunsch eine zweite Aufführung des Weih-
nacht s m y st e r i u m s v o n Philipp Wolfruin ver-
anstalten, welcher Ihre Königlichen Hoheiten der Gro si-
tze r zog und die Großherzogin beizuwohnen beab-
sichtigen. Die Soli werden gesungen werden von Frau I.
Uzielsi, Fr!. A- Wiegand (Frankfurt a-M.), Herrn Robert
Kaufmann (Zürich), Herrn Gg. Keller (Ludwigshafen) und
hiesige» Solisten. Die Leitung hat der Komponist über-
nommen.
K Kunstverein. Unter den gegenwärtig ausgestellte» Oel-
gemälden ist ein sehr flottgemaltes Genrebild von Hirtb du Frenes-
München, „Träumerei", besonders zu beachten. Den Haupt-
anziehungspunkt aber bilden die 150 Lichtdrucke der Werke von
Prof. Hans Thoma; diese erste Sammlung enihält diejenigen
Werke des jetzt allseitig in seinem Werth erkannten Meisters,
welche in Frankfurt a. M. in bleibenden Besitz von Gallerten
und Privaten übergegangen und von Hrn. Prof. Henry Thode
zum 60. Geburtstage des Meisters als „Hans Thoma-Werk"
herausgegeben sind. In der dem Werke beigegebenen Besprechung
schreibt Hr. Prof. Thode: „Seit Albrecht Dürer hat die deutsche
Kunstgeschichte wobl keinen Maler aufzuweisen, der an Retchthum
der Phantasie und an Universalität Hans Thoma gleichkommt."
Nun bietet der Kunstverein morgen eine interessante Neuheit, ein
Buch „Albrecht Dürer's sämmtliche Kupferstiche"
(104 Blatt), wodurch Gelegenheit geboten ist, einen Vergleich
zwischen den beiden Altmeistern der deutschen Kunst zu ziehen.
Zu erwähnen sind dann noch vier vaterländische Kunstblätter als
erste Publikation des Alldeutschen Verbands: „Hermanns-Denk-
mal", „Fürst Bismarck" von Lenbach, P. Benecke's „Sieg über
die englische Flotte" (1468) und „Kaiser Wilhelm I bei Sedan".
Maxim. Dasio-München bringt sein Opus VI, „Orpheus", und
führt in 9 Blatt Ortginalradirungen die Macht des Gesangs
und der aufopfernden Liebe vor. Die 40 Blatt Aquarelle von
G. M- Eckert sind auch noch ausgestellt.
):( Volksbank. Wie verlautet, ist die auf den 8. d. an-
beraumte Generalversammlung der Volksbank auf Wursich
der Mannheimer Bank vertagt worden, weil der z. Zi.
bestehende theure Geldmarkt dieser zu einer Aktienemission
zu ungünstig erscheint.
Hc Rodensteiner. Die Komiker-Gesellschaft „Ernesto", die
gestern im Restaurant zum Rodensteiner auftrat, sticht vortheil-
haft ab von ähnlichen Unternehmungen und ist bestrebt, etwas
wirklich Gediegenes und Humorvolles den Gästen zu bieten. Der
gestrige gute Besuch des Concertes, sowie der reiche Applaus,
der jede Pidce begleitete, geben den Beweis dafür ab, daß solches
hier anerkannt wird. Die drei Grazien Lilly, Milly und Mizzi
in ihren hübschen Kostümen sehen allerliebst aus und singen
nicht übel. Besonders chic und graziös bewegt sich Frl. Adele
genannt Milly und die kleine Mizzi. Erstere, in der schönen und
kleidsamen rothen Husarenuniform, erfreute mit ihrer Collegin
Lilly die Zuhörer durch schneidiges Auftreten, während die kleine
Mizzi mit der Puppe durch ihre kindlich naive Vortragsweise fast
glauben machte, sie sei wirklich so kindlich unerfahren. Nicht un-
erwähnt bleibe der vorzügliche Komiker und Artist, den die Ge-
sellschaft in Herrn Ferdinand Hirschhauer besitzt. Durch seine
humorvollen Vorträge hielt er die Lachmuskeln der Anwesenden
in steter Bewegung. Daß dabei auch die Engländer und die
Buren sowie die Isx Heinze herhalten mußten, ist natürlich.
Die Gesellschaft befand sich auf der Durchreise und konnte nur
den einen Abend hier gastiren. Hoffentlich aber läßt sich das
Ernesto-Ensemble gelegentlich hier wieder einmal sehen und hören.
8. Strafkammersitzung vom 4. Mai. Vorsitzender: Herr
Landgerichlsdtrektor Br. West. Vertreter der Großh. Staats-
behörde: Herr Staatsanwalt Dr. Sebold, tn den Berufungs-
sällen: Herr Referendar Meier.
1. Nach einem geringfügigen Wortwechsel zwischen jungen
Burschen in einer Wirlhschaft zu Hilsbach im September v. I.
wurde einer derselben ohne alle weitere Veranlassung durch zwei
Messerstiche in die Oberschenkel schwer verletzt. Er befand sich
infolgedessen '/, Jahr in ärztlicher Behandlung, längere Zeit in
Lebensgefahr und hat als Folgen seiner Verletzungen eine chronische
Nierenentzündung und einen Herzfehler daoongelragen, so daß er
voraussichtlich dauernd dem Slechthnm verfallen ist. Als der That
verdächtig wurde der 20 Jahre alte Bahnarbeiter Jakob Bücher
unter Anklage gestellt. Er gtebt zwar nicht zu, gestochen zu
haben; die näheren Umstände lassen den Gerichtshof jedoch zur
Ueberzeuguug von der Schuld des Angeklagten kommen, und ec
wird deshalb zu 1 Jahr Gefängntß vcrurtheilt.
2. Der 40Jahre alte Tagtöhnec Heinrich G ro ß von Oestringen
stahl seinem Dienstherrn hier verschiedene Gegenstände im Werthe
von 11 Mk., einem Metzger eine Schürze und seinem Zimmerge-
nossen eine Hose und einen Geldbetrag von 17 Mk. Gegen den
wegen Diebstahls schon vorbestraften Angeklagten wird eine Ge-
fängnißstrafe von 8 Monaten, 3jährtgec Ehrverlust und Zulässig-
keit von Polizeiaufsicht ausgesprochen.
3. Adam Bräcklein, 34 Jahre alter Taglöhner von Bam-
berg, und
4. Benni Strauß gen. Pfeifer, 44 Jahre alter Handels-
mann von Rohrbach bei Sinsheim stehen beide unter Anklage
wegen Verbrechens gegen ote Sittlichkeit im Sinne des 8 176
Ziff. 3 R.-St.-G.-B. und werden, da beide wegen des gleichen
Verbrechens schon vorbestraft sind, Bräcklein zu 1 Jahr 6
Monaten und Strauß zu 2 Jahren Zuchthaus verurtheilt.
Außerdem wird gegen beide Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte
auf die Dauer von 5 Jahren ausgesprochen. Die Verhandlungen
fanden unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. (Schluß folgt.)
cü Schösfengerichtssttzung vom 3. Mai. 1) Erich Alexander
Weichert aus Görlitz, z. Zt. in Haft hier, erhielt wegen Dieb-
stahls 1 Woche Gefängniß, welche durch Untersuchungshaft ver-
büßt ist. 2) Josef Schmtb aus Däschingen erhielt wegen Körper-
verletzung 2 Wochen Gefängntß und wurde der Stock
eingezogen. 3) Anna Katharina Kreiter aus Schwetzingen erhielt
wegen Unterschlagung 20 Geldstrafe eventl. 4 Tage
Gefängniß. 4) Ludwig Planz, Karl Friedrich Miltner und Peter
Bauer, alle aus Dossenheim und angeklagt wegen Sachbeschädigung,
erhielt jeder einen gerichtlichen Verweis. 5) Josef Beierle aus
Heidelberg erhielt wegen Uebertretung des 8 360 " R.St.G.B.
und Widerstands 10 Geldstrafe und 18 Tage Gefängniß.
6) Die Verhandlung gegen Jakob Ludwig Zimmermann aus
Eppelheim, angeklagt wegen Körperverletzung, wurde vertagt.
7) Johann Wetsch aus Gnaventhal erhielt wegen Körperverletzung
1 Woche Gefängniß. 8) Die Verhandlung gegen Johann Georg
Wallenwein und Georg Karl Müller, beide aus Gaiberg und an-
geklagt wegen Beleidigung, wurde vertagt. 9) Karl Bähr aus
Sandhaufen, z. Zt. in Hast hier, erhielt wegen Körperverietzung
2 Monate und 10 Tage Gefängniß.
* Das Romanfeuilleto« findet der Leser im heutigen
zweiten Blatt.
* Gottesdienstordnung siehe zweites Blatt.
— Ueberfahre« wurde gestern Abend von der Nebenbahn
zwischen Handschuhsheim und Dossenheim ein mit einem Pferd
bespanntes Fuhrwerk; dasselbe wurde zertrümmert und dem
Pferde ein Fuß abgefahren.
— Polizeibericht. Zwei Mannspersonen wurden gestern
verhafte:, einer wegen Diebstahls und Beltelns, der andere
hatte sich einer Straferstehung entzogen. Drei Personen
kamen wegen Ruhestörung zur Anzeige. Eine geistesgestörte
Frauensperson wurde aufgegriffen und in die Irren-Klinik
verbrach:.
Walldorf. 4. Mai. Wie bereits früher in diesem Blatte
berichtet, hat der Kriegerverein Herrn William Waldorf Astor
in Newyork, den Ehrenbürger der Gemeinde Walldorf, auf An-
regen des 1. Vorsitzenden des Vereins, Herrn Bürgermstr. Abel,
auf 1. Januar 1900 zu seinem Ehrenmitgliede ernannt und ihm
die von Herrn Lender, Rektor der Gewerbeschule tn Heidelberg,
kunstvoll gefertigte Ehrenurkunde zugehen lassen. Gestern Abend
kam die Nachricht, daß Herr William Waldorf Astor die Ehren-
mitgliedschaft gerne annehme und gleichzeitig dem Verein die
Spende von 10000 Mk. überweise. Große Freude herrscht so-
wohl unter den Vereinsmitgliedern, wie auch unter der ganzen
Einwohnerschaft über diese hochherzige Zuweisung unseres Ehren-
bürgers. Kommenden Sonntag wird der Kriegerveretn in einer
Generalversammlung über die Anlage und Verwendung des Ka-
pitals bcrotben.
X Bruchsal. 4. Mai. Am nächsten Sonntaa, den 6. d M-
w:rd hier in der Festhalle zum Kaiseryos die Land.e?-
ausstelluug von Lehrlings arbeiten eröffne:
werden; dieselbe wird bis einschließlich 13. Mai unenigeu
sich zugänglich sein. Der allgemeine Eindruck der Ausstellung
ist der, daß entsprechend der vermehrken Betdeiliannq an
Ausstellung auch die Beichaffenheit der Arbeitsstücks einen
erfreulichen Fortschritt aufweist und zu den schönste»
Hoffnungen für die Weiterentwickeinug der Gewerbe, '»
unserm Lande berechtigt. Eine Besichtigung der Arbeiten
bietet soviel Interessantes und Anregendes, daß der Beine»
der Ausstellung allen Gewerbetreibenden und Freunden
Gewerbe ans Herz zu legen ist.
8.6. Karlsruhe, 4. Mai. Unsere elektrische Straßes
bahn hat heute den ersten größeren Unglücks fall zu ott
zeichnen: Der ledige Fuhrknecht Christian Lange »dürfe»
aus Weingarten, der mit einem beladenen Steinwagen in der
Durlacher Allee über das Bahngleise fahren wollte, wurde vo»
einem Motorwagen überfahren und auf der Stelle gelobtet. Da»
Handpferd kam mit einer geringen Verletzung davon. ^
"Theater- und Kunftnachrichteu.
Mannheim (Großh. Hof- und Nationaltheater.) Sonntag'
6. Mai (Ab. L): „Die Stumme von Portici". Montag, 7. M»'
(Ab. 8): „Mutier Erde".
Karlsruhe. (Großh. Hoftheater.) ». Im Hostheater in Karl»
ruhe: Sonntag, 6. Mai: „Die Walküre". _.
Handel und Berkehr.
Frankfurt, 4. Mai. Heidelberger Obligationen 3V,P^'
von 1894: 92.30 b. G.
Berlin, 4. Mai. Heidelberger Straßen- und Bergbah»'
gesellschaft 152.10 g. ,
Heidelberg, 5. Mai. (Marktpreise.) Heu per Cent»
X. 3.20 bis 3.40, Korn-Stroh per Ctr. 2.80 bis 3. '
gem. 1.80 bis 2.—, gelbe Kartoffeln per Centner 2.10 »
2.20, Salatkartoffeln 3.20 bis 3.30, Butter tn Ballen
bis 1.05, tn Pfund 1.10 bis 1.20, Spargelu per Piunh »
bis 50 Zwiebeln 8 bis 10 Knoblauch 35 F, Gelbru°-'
4 bis 6 Schwarzwurzeln 30 dis 50 Eier per Stück 5 »°
6 per Hundert 5.—, Blumenkohl per Stück 00 bis Op^s.
Rothkraut 40 bis 50 Boden-Kohlrabt 4 bis 6 Sellerie,
bis 8 F, Lauch 4 bis 6 F, Rettich 4 dis 6 Meerrettich 1? S
Gurken 40 dis 60 Kopfsalat 15 bis 18 F, Aepsel per Luv
3 bis 4 per Psund 15 bis 18 Gebund Petersilie 5
8 Gebund Schnittlauch 3 Gebund Radieschen 3 ^
barber 3 bis 4 Lattig 8 bis 10 Spinat 10 bis 20 ^_„
WasserstandSnachrichren.
Neckar.
Heidelberg, 5.. 1,46, gef. 0,01m
Hellbronn, 3,0.90, ges. 0,02m
Mannheim, 4.3,98, gest.017m
Rhein.
Lauterburg, 4.. 4,24, gef-0'0»^
Maxau, 4., 4,28. gef.
Mannheim, 4., 4,00, gest.
s-
Witterungsdeovachlungen.
Heidelberg, 5 Mai. Thermometerstand (nach 6.) g g°;
7 Uhr: -ft 12.8° Niederster Stand seit gestern Morgen:
höchster: -ft 20.2°. Wind: SO. Himmel: wolkenleer. ^
Meter' nd: Morgens 7 llbr: 753.7 mm._
Verloosungen. .
Stadt Genua 130 Fr.-Loose vom Jahre 1870.
am 1. Mai 1900. Hauptpreise: Nr. 12761 L 50000 ttk-
57546 L 5000 Fr. Nr. 41601 ä 2500 Fr. Nr. 24152 A
54405 a 1000 Fr. Nr.' 689 5506 21642 31550 58509 »fXz
5 500 Fr. Nr. 4314 7818 9210 15498 32420 44336
46977 48025 6984 l L 250 Fr.
Neueste Nachrichten. p
München, 5. Mai. Das heute über das Befir> ° x
des Königs Otto ausgegebene Bulletin lautet: L
König klagte nicht mehr über Schmerzen und gibt ^
auf Druck keine Schmerzempfindu.ig mehr zu erkem ^
Jndeß ist das Allgemeinbefinden durch die vorausgeS"'^-
Störung sichtlich beeinträchtigt und der KräfteM
weniger befriedigend. . xgl-
Berlin, 4. Mai. Bei der heutigen Galatafel lR
Schlosse brachte Kaiser Wilhelm folgenden
spruch aus:
Es wird mir schwer, Worte zu finden, um Eurer
meinen Dank und den meines Volkes darzubringen für „ d.»
Majestät gnädigen erneuten Besuch. Aber wenn ich »» §
schönsten Worte finden und zusammenfügen wollte, so w»
doch nicht im Stande, die Gefühle wiederzugeben, die u:>»
bewegen. Worte müssen verstummen, wo der Pulsschlag Fell,
gesammten Volkes sich fühlbar macht. Dieser Puls- »N» pst"
schlag hat heute Euerer Majestät entgegen geschlagen,
noch nie. Der jubelnde Empfang in Berlin an: heutig
gilt zunächst Euerer Majestät erhabenen Person, als dem
und weisen Herrscher. Aber mein Volk sieht auÄ sse.
Majestät den treuen Freund und B u n d e s g e n b»
meines seligen Herrn Großvaters, meines Herrn
meiner selbst. Uno nun sind Euere Majestät erschienen, gst"
vierten Generation die unschätzbare Gabe Euerer
und Freundschaft anzutragen, fürwahr das herrlichste
welches heute unter allen Geschenken meinem Sohne wnv q^ce
werden kann. Zugleich aber haben Eure Majestät d»r« >,
Besuch der We lt o ffenb art, wie fest und!.'"
Bund besteht, den Ew. Majestät dereinst mit meinew^gA:
Herrn Großvater und dem Herrscher des schönen, gpie! ,
Landes Jlatien abgeschlossen haben. Wahrlich, . G ^
Bund ist nicht unreine Ucbereinkunft ». gr"i>
danken der Fürsten, sondern je mehr »» pt „
erbestanden hat, Haler sich tief e i N g e' ^ A
die Uekerzeugung der Völker, und wenn p>,,
zen der Völker zusammenschlagen, dann kann sie »ff
auseinandcrreißen. Gemeinsame Interessen, gewe>"' p pm.v
fühle, gemeinsam getragenes Freud' und Leid oerbin u
drei Völker heute über 20 Jahre, und obwohl oft.
mit Hoyn und Kritik übergossen, ist es den drei Völker: ^
bisher den Frieden zu bewahren und ^ k
des Friedens in aller Welt angesehen z
So beugt sich denn auch heute mein Volk dem ..zs
. , ...
Aeltesten dieses Bundes.
Unsere Wünsche, die sich am heutigen Tage »m Ew-
und Ew. Majestäi erlauchtes Haus und Ihre Völker k»^'
schaaren, gipfeln in noch einem anderen Punkt. 3cb ü 7,^ t» ^sck
zu weit zu gehen, wenn ich ausspreche, daß, soweit ist
scheu Landen ein Vaterherz schlägt, es Ew. Matt" >>>M.
Bewegung dafür danken wird, daß Ew. Majestät we>
Sohne Ihren Segen mit auf seinen Lebensweg S- ".-M
Allen Gefühlen aber, die mein Volk, mein HauS u>w -
erfüllen, geben wir Ausdruck, indem wir rufen: ^
der Kaiser und König Franz Joseph Hurrahl Hurra»
Der Kaiser und König Franz Joseph
hierauf mit folgenden Worten: ,
Von den herzlichen Worten Euerer Majestät
danke ich aus vollem Herzen für den schönen w» ,-sil»
Euere Majestät mir bereitet haben, und .gedenke '
Erkenntlichkeit des festlichen Empfanges seitens 6»