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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 127-149 (1. Juni 1900 - 30. Juni 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0606

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dem bisherigen Bestandzins von 38 632 03 ^ ergiebt sich
somit eine Ermäßigung von 3,68 Prozent.

Ausland.
Frankreich. Paris, 31. Mai. In dem heutigen
Ministerrath theilte der Justizmiiiister mit, daß er
dem Generalstaatsanwalt eine Klage gegen die Auro re
wegen eines die Armee beleidigenden Artikels übermittelt
habe.
Türkei. Konstantinopel, 30. Mai. Die Meldung
Von der Annahme des Enttlassungsgesuches des Ober-
kommissars der Pforte in Egypten, Ahmed Mukhtar,
bestätigt sich nicht.
Asien. Nach einem Telegramm Londoner Blätter aus
Shanghai, hat die chinesische Regierung ein
Edict erlassen, wodurch die Zugehörigkeit zum Bund der
Boxer mit der Todesstrafe bedroht wird. Ob es
der Regierung mit dem Verbot völlig Ernst ist, muß nach
dem Bisherigen bezweifelt werden. Allerdings bringen
die Boxer sie in eine unangenehme Lage gegenüber den
Fremdmächten.
Tientsin, 30. Mai. Die chinesischen Behörden
verweigerten den russischen Truppen die
Erlanbniß, die Forts von Taku zu passtren. (Das wird
Rußland sich nicht gefallen lassen. Die Truppen sind
augenscheinlich als Schutztruppen nach Peking bestimmt.)
Tsingtau, 30. Mai. Der Kreuzer „Kaiserin
Augusts" nahm einen Offizier und 50 Marine-
soldaten an Bord und ging nach Taku weiter.
Jokohama, 31. Mai. Ein japanischer Kreuzer hat
Befehl erhalten, nach Tientsin zu gehen.
Afrika. Ueber den vrrmuthlich letzten Akt im
Kriege der Engländer gegen die Buren ist zu berichten:
Die Generäle French und Hamilton hatten bis Montag
Abend vergeblich versucht, im Westen von Johannesburg
vorzudringen. Am Dienstag griff Hamilton die starke
Stellung der Buren, drei Meilen südlich des Rand, an.
In dem bis nach Eintritt der Dunkelheit dauernden Ge-
fechte wurden die Buren, welche hartnäckig Widerstand
leisteten, von den Gordonhochländern aus ihren Stellungen
vertrieben. Dieser Erfolg der Engländer hat ohne Zweifel
mit dazu beigetragen, die Garniston in Johannesburg zu
rntmuthigen. Am gleichen Dienstag traf bekanntlich Ro-
berts direkt vom Süden her dicht bei Johannesburg ein.
Seine Vorausansage, daß er am Mittwoch in Johannes-
burg einziehen werde, hat sich nur deshalb nicht bestätigt,
weil ein Burenparlamentär ihn ersuchte, noch 24 Stunden
länger zu warten. Roberts habe eingewilligt, da er darauf
bedacht sei, eine etwaige Ruhestörung in der Stadt zu ver-
meiden, und auch noch feindliche Abtheilungen die Hügel der
Umgebung besetzt hielten, welche vorher gesäubert werden
mußten. Am Donnerstag haben dann nach einem Telegram m
von Lord Roberts die englischen Truppen Johannesburg
besetzt. Die englische Flagge wurde auf dem Regierungs-
gebäude aufgepflanzt. Von Johannesburg bis nach Pre-
toria ist nicht weit. Die Nachricht, daß die Engländer
noch am gleichen Tage die Hauptstadt Transvaals be-
setzt hätten, ist heute noch nicht bestätigt. Möglich ist sie.
Ausgeschlossen erscheint eS nach den vorliegenden Nach-
richten, daß die Buren bei Pretoria Widerstand geleistet
hätten oder leisten. Die Bewohner Pretorias sind Hals
über Kopf geflohen. Auch Präsident Krüger hat sich ge-
flüchtet. Die Londoner Westminster Gazette meldet, er sei
sechs Meilen von Pretoria gefangen worden. Doch ist
diese Nachricht mit der größten Vorsicht aufzuuehmen.

Musikfest im Schwetzinger Schloß zu Gunsten des
Karlsruher Ludwig-Wilhelm Krankenheims.
Dem Bernehmen nach ist beabsichtigt, am Dienstag, den
12. Juni d. I.. Nachmittags ein größeres musikalisches Fest in
den Räumen des Großh. Schlosses und im Schloßgarten zu
Schwetzingen abzuhalten, dessen Reinertrag dem Ludwig.Wilhelm-
Ärankeuheim in Karlsruhe zugut kommen soll. Die Veranstaltung
erfolgt auf Anregung der Großherzogin und es darf erwartet
werden, daß die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften mit dem
Hofe aus Karlsruhe dem Feste beiwohnen werden. Den Mittel-
punkt desselben bildet ein S y m p h o n i e k o n z e r t der Karls-
ruher Hofkapelle, dqs um 5 Uhr Nachmittags in den prächtigen
Zirkelsälen des Schwetzinger Schlosses unter Leitung des General-
musikdirektors Felix Mottl beginnt; den vokalen Theil desselben
wird die Großh. Kammersängerin, Frau Henriette Mottl, aus-
führen.
Daran schließt sich im Schloßgarten, der jetzt im herrlichsten
Frühlingsgrün einen unvergleichlich schönen Anblick bietet, ein
Promenadekonzert der Grenadierkapelle. Für Restauration
im Garten und entsprechende Sitzgelegenheit wird reichlichst Sorge
getragen werden. Bei ungünstiger Witterung bieten die Zirkel-
jäle und die Säle des Schlosses genügende Unterkunft.
Da, wie wir hören, die Eintrittspreise sehr mäßig in Aussicht
genommen find, — 1 Mark für den Garten bezw. 4 Mark für
Garten- und Symphoniekonzert des Hoforchesters —, so darf
nicht nur in Anbetracht des Gebotenen, sondern insbesondere
hingeseheu auf den wohlthätigen Zweck ohne Zweifel auf einen
sehr starken Besuch aus Schwetzingen und Umgebung, namentlich
aus Mannheim, Heidelberg, der Rheinpfalz 2c. gerechnet werden.
Mit Rücksicht hierauf wird Fürsorge getroffen werden, daß, soweit
die regelmäßigen Kurs- und Lokalzüge nicht ausreichen, um die
auswärtigen Besucher zum Beginn des Festes zwischen 3 und 5
Uhr nach Schwetzingen und nach Beendigung desselben gegen
d Uhr von da wieder nach der Heimath zu bringen, für die Be-
förderung nach den verschiedenen Richtungen Extrazüge zur Ver-
fügung stehen.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 1. Juni.
-fl Lebende Bilder zu Gunsten der Vismarcksäule. Wie uns
von zuverlässiger Seite mitgetheilt wird, beträgt der Reinertrag
2547 Mk. 38 Pf. Dies erfreuliche Resultat war nur zu er-
reichen durch die Opserwilligkeit, mit welcher der Ausschuß der
Studentenschaft sowohl, wie alle anderen Mitwtrkenden die ihnen
entstandenen Kosten selbst getragen haben.
L.K. Zur Gutenbergfeier in Mainz. Zu der aus Anlaß der 500-
jährigen Wiederkehr des Geburtstages des Erfinders der Buch-
druckerknnsi, Johannes Gutenberg, in seiner Vaterstadt
Mainz statlfindenden Feier wurde folgendes offizielles Programm
ausgestellt: Samstag, den 23. Juni: Mittags 12 llhr Eröffnung
der typographischen Ausstellung in den Räumen des ehemal.
kurfürstlichen Schlosses. Abends 7 Uhr großes Konzert der
Mainzer Liedertafel und des Damen-Gesangvereins unter Leitung

des Kapellmeisters Herrn Dr. Volbach und unter Mitwirkung
der städtischen Kapelle im Konzerthause des Vereins: „Judas
Maccabäus", Oratorium von Händel in Chrysander'icher Bear-
beitung (gewonnen sind für diese Aufführung eine Anzahl erster
Solisten). — Sonntag, den 24. Juni (Hauptfeicr!: Vormittags
10 Uhr: Akademische Feier in der Stadthalle: Jubel.Ouvertüre
von Weber. Begrüßung. Kantate von Volbach. Festrede (Herr
Universttätsprofeffor Dr. A. Köster von Leipzig). Chor aus der
„Schöpfung" von Haydn. Mittags 12 Uhr Huldigung vor dem
Gutenberg-Denkmal (800—900 Männer- und Knabenstimmen
werden das Io vom» von Neukomm absingen); in den Jubel
der Menge mischen sich die Donner der auf den Müllen aufge-
pflonzten Kanonen, das Geläute aller Glocken und Trommelwirbel;
Deputationen bringen vor dem Denkmal ihre Glückwünsche dar.
Nachmittags 3 Uhr Zusammenkunft der Buchdruckergehilfen in
der Neuen Anlage Abends 8 Uhr Kommers in der Stadthalle.
— Montag, den 25. Juni: Vormittags 10 Uhr großer historischer
Festzug in folgender Ordnung: der Grundgedanke ist naturgemäß
die Huldigung Gutenvergs. Er beginnt mit des Erfinders Zeit-
genossen und bringt die hervorragenden kultur- und kunstgeschicht-
lichen Momente, deren Entwickelung auf die Erfindung der Buch-
druckerkunst zurückzuführen ist, in folgenden Abschnitten: Zeit
Gutenbergs. — Die Zeit der Meistersinger und der ersten Druck-
werke. — Die ersten Zeitungen, die Post, die Zeit Albrecht
Dürer's.— Die Dichtkunst und die Wissenschaft. — Der große Kur-
fürst und der Mainzer Kurfürst Johann Philipp von Schönborn.
— Friedrich der Große und Josef II. mit ihrer Zeit. — Weimar-
anische Zeit. — Leipzig und sein Buchhandel. — Die Huldigung
der modernen Kulturstaaten. — Die Huldigung Deutschlands.
Die Jünger des Meisters, Drucker, leiten den Zug ein und
schließen ihn auch. Abordnungen aus ihrer Mitte sind schon aus
allen Theilen Deutschlands angcmeldet. — Abends 8 Uhr
Kostümfest in der Stadthalle und im Stadthallegarten. — Diens-
tag, den 26. Juni: Vormittags 10 Uhr, Versammlung im kurfürst-
lichen Schlosse: „Das Gutenberg-Museum und sein Ausbau".
Nachmittags 2 Uhr Rheinfahrt. Besuch von Bingen und Eltville.
Rückfahrt bei festlicher Beleuchtung der Rheinufer. — Für das
Gutenverg-Museum der Feststadt hat ein Mainzer in London
10000 ^ gesammelt, außerdem haben die hessischen Landlags-
abgeordneten für den gleichen Zweck 25000 und die Stadt
Mainz 50000 bewilligt. Für den Festzug, der an Groß-
artigkeit seines gleichen suchen wird, giebt die Stadt Mainz
25000 her und von Seiten der Bürgerschaft sind 30000
ausgebracht worden. In welcher Weise einzelne Vereine für eine
glänzende Durchführung des Gutenbergfestzuges eintreten, mag
als Beispiel die Mainzer Liedertafel dienen, welche über 10 000
aufbrachte.
** Circus Corty Althoff. Nach längerer Pause werden wir
hier wieder einen Circus zu sehen bekommen und zwar den rühm-
lichst bekannten Circus Corty-Althoff, der gegenwärtig in Hell-
braun Vorstellungen giebt und dort großen Beifall erzielt. Der
CircuS wird bald nach Pfingsten zu einem kurzen Gastspiel hier
erntreffen.
O Schöffeng erichtsfitzrmg vom 31. Mai. Vorsitzender: Herr
Oberamtsrichter Süpsle. 1) Wilhelm Moriell aus Radolfzell
erhielt wegen Beleidigung 30 Geldstrafe ev. 6 Tage, 2) Peter
Jakob Karl Gärtner aus Karlsruhe wurde von der Anklage
wegen Diebstahls freigesprochen. 3) Emil Adolf Seng aus Wald-
kirch erhielt wegen Sachbeschädigung und Widerstands 14 Tage
Gefängniß und 5 Geldstrafe, 4) Johann Effenhauer gen.
Brecht II. aus Heidelberg, wegen Beleidigung 20 Geldstrafe
event. 4 Tage, 5) Wilhelm Wolf aus Wieblingen erhielt wegen
Diebstahls einen gerichtl. Verweis, 6) Georg Friedrich Ruppert
aus Kirchheim wegen Beleidigung 2 Wochen Gefängniß,
7) Philipp Renner aus Neckargemünd wegen Diebstahls und
Diebstahlsversuchs 1 Woche Gefängniß, 8) Heinrich Josef
Schallenberger aus Gauangelloch wegen Körperverletzung 30
Geldstrafe ev. 6 Tage.
— Polizeibericht. Sechs Personen kamen in vergangener
Nacht wegen Ruhestörung und Unfugs zur Anzeige.
— Affolterbach 1. Juni. Touristen und sonstige Interessen-
ten klagen sehr darüber, daß der seinerzeit vom Odenwald-Club
angelegte nahe F u ß w eg nach Olfen sich in sehr schlechtem
Zustande befindet. Bcsonders sei es auch sehr nöthig, daß man
an dem tiefen Felsenabhauge am alten Steinbruch eine Schutz-
vorrichtung anbringen lasse, bevor ein Unglück passirt ist.
Karlsruhe, 30. Mai. Die Mitglieder des deutschen
Kriegerbundes in Newyork besichtigten heute die Stadt
und trafen mit den hiesigen Militär- und Waffcnvereinen von
11 bis 1 Uhr zum Frühschoppen in der Moninger'schcn Restau-
ration zusammen. Hier hielt der Gauvorsitzende Professor Mül-
ler eine Begrüßungsansprache, die von dem Präsidenten des
deutschen Kriegerbundes in Newyork, Richard Müller, erwidert
wurde. Der Bund zählt über 1100 Mitglieder und ist in 23
Unteiverbände eingetheilt.
Karlsruhe, 30. Mai. Beim Bad. Landesverein vom Rothen
Kreuz sind an Geldspenden zur Unterstützung und Pflege der
Verwundeten im Transvaalkriege Mk. 5923.43 eingegangen. In
dem letzten Gabenverzeichniß befindet sich eine Beisteuer durch
Generalleutnant z. D. von Winning in Heidelberg aus einer
Sammlung des Männerhilfsvereins daselbst mit Mk. 37.
L.6. Karlsruhe, 31. Mai. Der Stadtrath hat dem Mini-
sterium des Innern, das, wie bekannt, aus Mitteln der Staats-
kasse Handwerkern, Gewerbetreibenden, Kleimndustriellen, Werk-
meistern und Arbeitern, sowie sonstigen gewerblichen und techni-
schen Sachverständigen Geldbeihilfe zur Erleichterung des Be-
suches der Weltausstellung in Paris gewährt, aus der
Stadlkasse die Summe von 1000 Mark bchänd.gt mit der Be-
stimmung, diesen Betrag zu ähnlichen Beihilfen zu Gunsten
hiesiger Gewerbetreibender und Arbeiter zu verwenden. — Nach
einem dem Stadtrath vorliegenden Bericht des Berliner Polizei-
präsid ums hat sich der Betrieb der Berliner elektrischen Straßen-
bahnen mittelst Akkumulatoren im Allgemeinen recht gut
bewährt: Es steht danach für die hiesige Straßenbahngesellschaft
wenig Hoffnung, daß ihrem Gesuche um Einführung einer ober-
irdischen Leitung durch die Stadt in absehbarer Zeit wird ent-
sprochen werden.
LA. Karlsruhe, 1. Juni. Wie wir erfahren, ist Stadtpfarrer
Halbig wieder ,o weit hergestellt, daß er bereits öfter dem
i geistlichen Rath Dekan Lender in «sasbach ganz allein Besuche
^ abstatten konnte.
> lO Aus Baden, 30. Mai. In der Pfingstwoche findet in
Köln die „Deutsche Lehrcrversammlung" statt. Zu den Haupt-
; Verhandlungen find als Themata gewählt: 1. Rückblicke und
. Ausblicke in der Jahrhundertwende. 2. Die Bedeutung einer ge-
; steigerten Volksbildung für die wirthschaftliche Entwicklung
, unseres Volkes. 3. Wie stellen wir uns a) zur Einführung des
- Handfertigkellsunterrichts der Knabenschulen? b) zur Einführung
, des Haushaltungsunterrichts in Mädchenschulen? Unter den
übrigen Vorträgen finden wir zwei von badischen Lehrern. Herr
- Reallehrer Adolf Mang aus Heidelberg spricht über:
„Wie sind die Lehrmittel der astronomischen Geographie zu ver-
billigen, damit dieser Lehrgegenstand in Zukunft in allen, auch
den unbemitteltsten Schulen, wirklich leichtfaßlich, geist- und
s gemüthbildend ertheilt werden kann?" Herr Hauptlehrer Gustav
g Knödel aus Holzhausen referirt über: „Veranschaulichung
- der vier Grundrechnungsarten mit ihren Vorstufen und Variationen
r an der deutschen Rechenmaschine". Zur Ehrung der deutschen
n Lehrerversammlung wird der unter dem Protektorat Sr. Majestät
des Kaisers Wilhelm II. stehende Kölner MännergesanHverein im
>- Gürzenich ein Concert geben. Dieser Verein errang ja voriges
!- Jahr in Kassel den Kaiserpreis. Man ersieht aus obigen Notizen,
ll daß die deutschen Lehrer, eingedenk ihrer höchsten Pflicht, Volks-
n lehrer zu sein, wichtige Verhandlungen Vorhaben. Mögen sie von
g Segen gekrönt werden!
I. X Patentbericht für Baden vom 29. Mai 1900, mit-
:r getheilt von dem Internationalen Patentbureau C. Kley er in
g Karlsruhe (Baden), Filiale Mannheim 0 5, 12. (Auskünfte ohne

Recherchen werden den Abonnenten dieser Zeitung gratis ertheilt.)
». Patent-Anmeldungen: L. 22538. Strohbindc-
Vorrichtung mit Strohsetten. Michael Gesellgen und Johann
Ochßner, Mannheim. Vom 3. August 1899 ab. — b. Palen t-
E r t h e i l u n g e u: Keine. — o. Gebrauchsmuster-
Eintragungen: Nr. 134 466. Durch einknöpfbare Aermel
in ein Hauskleid verwandelbare Schürze. Ludwig Feist, Mann-
heim. k 2. 8. Vom 1. Mai 1900 ab. — Nr. 133 790. Carbid-
Behälter-Verschluß mit Spannbügel. Oberrheinische Metallwerke
G. m. b G.. Mannheim. Vom 31. März 1900 ab. —
Nr. 134 275. Seilerrod mit Klemme und auskuppelbarem Spinn-
baken. Leodegar Breinlinger, Offenburg, Baden. Vom 19. August
1899 ab. — Nr. 134 225. Wahrsagefigur mit von außen dreh-
barer, im Inneren befindlicher Scheibe als Anhänger. Gebr.
Falk, Pforzheim. Vom 2. April 1900 ab.
Kleine Zeitung.
— Wiesbaden, 27. Mai. Der Köln. Ztg. wird geschrieben:
Der Kapellmeister unserer Achtziger. Musikdirektor Münch,
ist nach fast 50jähriger Dienstzeit in den Ruhestand getreten, un-
mittelbar nach einem kleinen Mißgeschick, das ihm bet der
üngsten Parade vor dem Kaiser widerfuhr. Als nämlich
von den aufgestellten drei Bataillonen die beiden ersten vorbei-
marschirt waren, schwenkte Münch mit seiner Musik ein und
überließ das dritte Bataillon sich selbst. Zum Uebeifluß verlor
auch der Schellenbaumträger vor den Augen des Kaisers einen
der Roßschweife.
— Vom Niederwald, 29. Mai. Die Delegation des
Deutschen Krtegerbundes in Newyork auf ihrer
Deutschlandsfahrt beging heute in Verbindung mit den Krieger-
vereinen von Rüdesheim und Aßmannshauser! eine er-
hebende patriotische Feier am Niederwaldd enkmal. Nachdem der
Vorsitzende des Rheingauer Kriegerbundes, Herr von Beckerath,
die amerikanischen Kameraden begrüßt hatte, dankte der Präsident
des Deutschen Krieger-Bundes in Newyork, Herr Rich. Müller,
mit beredten Worten, und gelobten die einstigen Soldaten der
deutschen Armee, im fernen Westen ihr altes Vaterland nie zu
vergessen. Als Zeichen treuer Anhänglichkeit wurde ein Lorbeer-
kranz mit der amerikanischen Schleife am Denkmal niedergelegt.
Die Aßmonnshäuser Kurkapelle spielte darauf die „Wacht am
Rhein" und andere patriotische Weisen. Unter Vorantritt der
Kurkapelle und unter Führung des Aßmannshauser Kriegervereins
wurde alsdann nach AßmannShausen marschirt. Dort an-
gelangt, hielt Herr Bürgermeister Schmitz eine herzliche Be-
grüßungsansprache, die bei den Deutsch-Amerikanern lebhaften
Widerhall fand. Nunmehr wurden in dem alten ichaltigen Kur-
park, unmittelbar am Rhein, gegenüber der Burg Rheinstein,
einige Erfrischungen eingenommen und nach einer einstündigen
Rast alsdann mittelst Motorbooten die Fahrt nach Rüdesheim
angetretcn. In dem ersten Boote hatte die Aßmannshäuser Kur-
kapelle Platz genommen und unter Musikklängen und Böllerschüs-
sen dampfte man stromaufwärts, noch lange begleitet von leb-
haften Zurufen und Tücherwinken. Die auf nationalem Grunde
bastrende Deulschlandsfahrl, welche gleichsam einen Triuwphzug
durch Deutschland darstellt, verdanken die deutsch-amerikanischen
Krieger dem rastlosen Bemühen des bekannten Schriftstellers S-
Steinberg in Hamburg.
— Berlin, 31. Mai. Der Lehrer Cour bet. der gestern
die auffällige Scene Unter den Linden herbeiführte, war bereit«
in verschiedenen Irrenanstalten urllergebracht. Tie ärztliche
Untersuchung wird ergeben, ob Courbet abermals einer Irren-
anstalt übergeben werden muß.
— Der Mord an der Lehrerin Medenwaldt in Berlin
scheint nun doch nicht ungesühnt bleiben zu sollen. Unter dem
Verdachte, den Mord an der Lehrerin Fräulein Medenwaldt ver-
übt zu haben, ist nach dem Berl. Tgbl. ein Schlosser Paul
Neu mann dem Untersuchungsrichter vorgeführt worden. Neu-
mann ist ein gewiegter, mit Zuchthaus schon vorbestrafter Ein-
brecher und kürzlich auch bei einem Einbruch festgenommen
worden. Seine Spezialität waren Einbrüche bei Lehrer-
innen während der Schulzeit in den Stunden von 9'/° Uhr
Vormittags bis 12'/, Uhr Nachmittags. Er klingelte und öffnete,
wenn er keine Antwort erhielt, die Wohnung mit einem Nach-
schlüssel, um zu stehlen, was er bekommen konnte. Am 16. Mai
wurde er bei einem Einbruch ertappt und festgenommen. Im
letzten Augenblick versuchte er noch, einen Zettel zu verschlucken.
Der Kriminalbeamte, der ihn dingfest machte, holte ihm jedoch
das Papier aus dem Munde wieder heraus, und man fand nun
darauf eine Reihe von Adressen von Lehrerinnen, die Neumann
noch hcimsuchen wollte. Nach mehreren scharfen Verhören räumte
der Verhaftete Einbrüche 'bei den Lehrerinnen Goerkc in der
Zorndorferstraße, Wormann in der Kaiserstratze, Müller in der
Perlebeigerstraße, Hotze in der Pfuelstraße, Fritzsche und Holtz
in der Emdenerstraße ein. Die Beute pflegte er einem Helfer
zu übergeben, der sich au den Einbrüchen selbst nicht betheiligte,
sondern auf den Absatz des gestohlenen Gutes beschränkte. Auch
dieser wurde festgenommen. Die bei den Verbrechern noch Vor-
gefundenen Sachen, eine ganze Sammlung von Schmuck- und
Werthgegeuständen, wurden dem Fräulein Seeger, der einzigen
Person, die als Freundin mit der Ermordeten verkehrt hat, vor-
gelegt. Fräulein Seeger erkannte sofort zwei altmodische
Damenringe als das Eigenthum ihrer ermordeten Freundin
wieder. Fräulein Seeger fielen beim Durchsuchen der einen
ganzen Tisch füllenden Sachen auch noch ein hölzernes Schmuck-
kästchen, ein Portemonnaie und ein Kneifer auf, die sie als
Eigenthum des Fräulein Medenwaldt sofort wieder erkannte.
— Ueber „kü n st l i ch e".Vögel berichtet das N. Wien. Tgbl.:
Vor einiger Zeit hat der Bund der Vogclfreunde eine energische
Aktion zum Schutze der Singvögel eingeleilet und ist hauptsäch-
lich dagegen ausgetreten, daß die Bälge von Singvögeln als
Schmuck für Damenhüte verwendet werden. In einem Ausritt
an die Bevölkerung hat der genannte Verein der Oeffentlichke»
den Vorschlag unterbreitet, daß denjenigen Damen, welche Federn-
hüte tragen, der Gruß verweigert werde. Mit diesem Vorschlag
hat sich die Genossenschaft der Federnschwücker in einer Umfrage
beschäftigt, welche kürzlich zur Berathung über die Lage der
Wiener Fcdernschmucker statisand. Von mehreren Sachverstän-
digen wurde geltend gemacht, dag die Wiener Federnschmücker
schon seit Jahren keine Singvögel verarbeiten, vielmehr Vogel-
bälge und Federn als Schmuck für Damenhüle aus Gäitte--
Hühner- und Faiancnfedern Herstellen oder nachahmen. G'v
Sachverständiger führt aus: In den letzten Jahren seien in Wien
750000 künstliche Vögel, meist weiß oder in lichten Farben er,
zeugt worden, alle aus Hausgeflügelfedern. Die Wiener Federn
schmücker, erklärte ein anderer, würden die Schaffung eines Ge-
setzes, welches den Verkauf bestimmt namhaft gemachter Vogel*
famtlien bei strengster Strafe verbietet, mit Freuden begrüßen-
— St. Quentin (Frankreich), 31. Mai. Der gestern Nachmittag
1 Uhr 50 Mm. von Paris nach Petersburg abgegangene Exprev
zug ist auf der Brücke über den Mennessis-Kanal mit eine»
Güterzug zusammenge stoßen. Die Maschine des Exprev
zuges stürzte ins Wasser. Die beiden Lokomotivführer sind too -
Von den Reisenden wurde Niemand erheblich verletzt.
— Der Neidische. A.: „Da geht ein Mann, den ich tt* -
beneidet habe." B.: „Weshalb?" A.: „Er hat meiner Fra
einen Heirathsantrag gemacht und sie hat ihm einen Kv
gegeben."_i__ —-
Literarisches. ^
—Z Für die Reisezeit. Im Verlage der Kölnischen l>n
Düsseldorfer Dampsschifffahrts-Gesellschaft ist für den Gebrau
während des Sommerdienstes in 1900 ein kleines Reisehandv
erschienen, das den Titel „Praktischer Rheiuführer o ^
Rheindampsschifffahct.KölnischeundDüsseldoii
Gesellschaft" trägt. Das Büchelchen, das unentgeltM
Vertheilung kommt, gibt eine Anleitung, wie Ausflüge na«
Rheine von den verschiedensten Städten aus praktisch und bea» ,
unternommen werden können. Uebersichtlich in der Zusauiw
 
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