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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 127-149 (1. Juni 1900 - 30. Juni 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0624

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landschaftliche Schönheit, welche die dortige Stromschnelle, der
sogen. „Laufen", bildet, nicht wesentlich beeinträchtigt werde."
Abg. Lauck, als Berichterstatter, stellt Namens der Bndget-
Commission den Antrag, die Kammer wolle den Antrag Dieterle
u. Gen. der Regierung zur Kenntnißnahme überweisen.
Die Commission, deren Mitgliedern die landschaftliche Schönheit
des „Laufen" wohl bekannt ist, hat sich nicht entschlossen, bei der
weittragenden Bedeutung, die ein solches Werk für die wirth-
schaflliche Zukunft so vieler Gemeinden jener Gegend und
für die Förderung der industriellen Erwerbsthätigkeit überhaupt
hat, den weitgehenden Antrag Dieterle u. Gen. zu empfehlen.
An der nun folgenden Debatte bethetligten sich die Adgg.
Dieterle, Blümmel und Birken maier. Ersterer hätte aus
ästhetischen, patriotischen und wirthschaftlichen Gründen mit Bezug
auf jene Gegend bei Laufenburg, deren landschaftliche Reize er
in längerer Rede verherrlichte, eine empfehlende Ueberweifung
gewünscht, während Abg. Blümmel aus wirthschaftlichen Gründen
die Anlage eines Werkes fordert und Abg. Birken maier
außerdem die Regierung ersucht, bei der Anlage eines solchen
Werkes Vorkehrungen im Interesse der Fischerei (Lachszug) zu
treffen.
Der Vertreter der Regierung ist mit den Ausführungen ein-
verstanden und gibt seine Zusage zu den ausgesprochenen Wünschen.
Die Annahme des Antrages erfolgte sodann einstimmig.
Die noch zu erledigenden Gegenstände der Tagesordnung be-
treffen Petitionen. Namens der Petitionskommtssion be-
richtet Abg. Hennig über die Bitte der Wittwe des Schutz-
manns Metzger in Karlsruhe um Sustentationsgehalt. Der
Antrag gehr auf empfehlende Ueberweifung und wird einstimmig
angenommen. Abg. Kramer erstattet Bericht über die Bitte
des pensionirten Bahnwarts Josef Hermann in Vtllingen um
Unterstützung. Nach Befürwortung durch den Abg. Birkenmater
wird der Antrag, der auf Ueberweifung zur Kenntnißnahme lautet,
angenommen. Als Berichterstatter über die Bitte des ehemaligen
Kanoniers Josef Reis in Bischheim im Elsaß um Unterstützung
beantragt der Abg. Burkh a rd Uebergang zur Tagesordnung,
der debattelos angenommen wird.
Nächste Sitzung Freitag 9 Uhr.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Mit Entschließung der Großh. Zolldirektion wurde Haupt-
«nntsassistent Wilhelm Weigel in Kleinlaufenburg zum Zoll-
verwalter daselbst ernannt.
Karlsruhe, 6. Juni. Der Erb gro tzh erzog
reiste heute früh 5 Uhr nach Coblenz zurück. Der
Großherzog empfing heute Vormittag 11 Uhr den
Minister Dr. Eisenlohr und um 12 Uhr den Minister Dr.
Buchenberger zum Vortrag. Gegen 1 Uhr nahm Seine
Königliche Hoheit die Meldung des Generalmajors von
Lessel, beauftragt mit der Führung der 28. Division,
entgegen. Nach 2 Uhr reiste die Erbgroßherzogin
nach Coblenz; dieselbe wurde von der Großherzogin zum
Hauptbahnhof geleitet. Später empfing der Großherzog
den Major von Pannewitz nahm dann von halb 4 Uhr
an den Vortrag des Präsidenten Dr. Nicolai entgegen.

Ausland.
Italien. Rom. 5. Juni. Das Wahlergebniß
ist, obgleich das Ministerium über einen festen Anhang von rund
300 Abgeordneten verfügen wird, keineswegs befriedigend
für die Regierung. Zwar geht die constitutionelle Opposition
von 137 auf etwa 120 Stimmen zurück, aber dafür
wächst die äußerste Linke auf fast 90 Stimmen an. Nicht
nur die Socialisten, sondern auch die Republikaner und die
Radicalen, deren Verminderung man erwartet hatte, sind
verstärkt; der Zuwachs der socialistischen Wähler in ganz
Italien ist bedeutend, mindestens 50 Procent.
Asien. Nach einer Pekinger Meldung der Times
wärendie neuerlichen Ermordungen von Europäern
unzweifelhaft aus die Mitschuld des chinesischen
Cab inets bei den Boxerwirren zurückzuführen. Ein
am 3. Juni ergangener G? heimbefehl habe den
Soldaten untersagt, auf dieBoxer zu feuern.
Die in Huangtsan gefallenen Soldaten hatten keinen
Widerstand geleistet. Sie wurden nur getödtet, weil sie
die Bahn bewachten. Unter den Hauptförderern der Boxer
sind Prinz Tuan, der Vater, und Hsutung, der Gou-
verneur des Thronerben, sowie Tungfuhsiang, Befehls-
haber de: Äansusoldaten, Horden, die seit langem die
Sicherheit der Europäer in Tschili bedrohen. Peking sei
anscheinend ruhig, doch herrsche viel verhaltene Auf-
regung. Der Schutz der Bahn nach Tientsin sei unbe-
dingt nöthig.
Tientsin, 6. Juni. Gestern ist von Kosaken-
patrouillen nach Tientsin die Meldung gebracht worden,
daß 1500 Boxer sich anschicken, auf Tientsin zu
marschiren, von dem sie noch 40 Kilometer entfernt sind.
Da die deutsche Colon ie einen schon in der Nacht
möglichen Angriff besorgte, wurden auf ihre Bitten zwei
Officiere und vierzig Mann vom „Iltis" zum Schutze der
Colonie ausgeschifft. Alle Nachrichten aus dem Innern
stimmen darin überein, daß die Bewegung der Boxer sich
nicht gegen die eine oder die andere europäische Nation,
sondern gegen alle Europäer überhaupt richtet, auf
deren gänzliche Vertreibung es die mit den europäischen
Machtverhältnissen gänzlich unbekannten Leiter der Bewegung
abgesehen haben.
Afrika. Die Freude der Engländer über die Be-
setzung von Pretoria wird ein wenig vergällt durch die
Meldung des Lord Roberts, daß am 31. Mat das
13. Bataillon der Imperial Ieomanry in
der Nähe von Lindley gezwungen wurde, sich einer weit
überlegenen Streitmacht der Buren zu ergeben. Lord
Methuen habe einen ausgezeichneten Marsch gemacht, um
die Ieomanry zu befreien. Ec habe innerhalb 25 Stunden
44 Meilen zurückgelegt, sei jedoch zu spät gekommen.
Lord Methuen habe dann 2000 bis 3000 Buren ange-
griffen und sie nach fünfstündigem Kampfe vollständig
zurückgeworfen. Lindley liegt östlich von Kroonstadt im
Oranjefreistaat. Es ist einigermaßen überraschend, daß dort
noch eine so starke Burenabtheilung stand. Indessen glaubt
man in England nicht, daß dieselbe etwa durch Unterbrechung
der Eisenbahnverbindung gefährlich werden könnte. Die
Gefangennahme des Bataillons hat Roberts wohlweislich
verschwiegen, bis er seinen Einzug in Pretoria melden
konnte, lieber den letzten Akt vor Pretoria berichtet Ro-
berts: Ein Parlamentär wurde abgeschickt, der die Ueb er-
gäbe der Stadt forderte. General Botha schlug

einen Waffenstillstand vor, um die Bedingungen der Ueber-
gabe festzustellen. Lord Roberts ließ jedoch sagen, die
Übergabe müsse bedingungslos sein, sonst würde er bei
Tagesanbruch in die Stadt einrücken. Botha erwiderte,
er habe beschlossen, die Stadt nicht zu vertheidigen, und
vertraue, daß die Frauen und Kinder und das Eigenthum
geschützt würden. Drei der höchsten Civilbeamten kamen
um 1 Uhr früh zu Lord Roberts und erklärten, sie
wünschten die Stadt zu übergeben. Die Gattinnen Krü-
gers und Bothas befinden sich beide in Pretoria. Einige
britische Gefangene sind weggeschafft worden; die Mehr-
zahl befindet sich in Waterval. Es waren über 100 Of-
fiziere in Pretoria. — Aus Pretoria, 6. Juni, meldet
Lord Roberts: Die Besetzung der Stadt verlief gestern
in befriedigender Weise. Die britische Flagge ist nun auf
den Regierungsgebäuden gehißt. Die Truppen fanden
eine viel begeistertere Aufnahme, als ich erwartete.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 7. Juni.
** Durchgereist. DieHerzogin von Sachsen Koburg-
Gotha passirte auf der Durchreise von Darmstadt nach Paris
heute Nacht um 12 Uhr 47 Minuten die hiesige Station.
** Der Gemeinnützige Verein hielt gestern Abend im Garten-
saale der Harmonie eine außerordentliche Generalversammlung
ab. Der Vorsitzende, Herr Max Klingel, theilte mit daß der
Verein beabsichtige, zwei bis drei transparente, elektrische Straßen-
uhren anbringen zu lassen. Die geeignetsten Stellen hierfür
seien der Marktplatz, das westliche Ende der Hauptstraße und
eventuell die Mitte der Anlage beim Wredeplatz. Die Herren
Methlow am Markt, Hofapotheker Dr. Glassner und Frau Rom,
Leopoldstraße 27, haben aus's bereitwilligste sich damit ein-
verstanden erklärt, daß die Uhren an ihren Häusern angebracht
werden. Die Kosten für zwei Uhren würde sich auf ca. 2000 X-,
für drei Uhren auf ca. 2800 belaufen. Das Zifferblatt der
Uhren würde einen Durchmesser von 65 Lentimeler haben, wäre
also erheblich größer, als das der jetzt bei Herrn Uhrmacher
Burgweger angebrachten Uhr. In der an die Mittheilungen des
Vorsitzenden sich anschließenden Besprechung wurde beantragt,
drei Uhren an den genannten Plätzen errichten zu lassen und
dieser Antrag einstimmig genehmigt. Dem Ausschüsse wurde ein
Kredit bis zu 3000 zur Ausführung bewilligt. Die elektrische
Kraft für den Betrieb der Uhren, die mit der Lentraluhr im
Rathhause verbunden werden, sowie die Beleuchtung übernimmt
die Stadt. Auf ergangene Anfrage theilte der Vereinsrechner.
Herr Prio. Hermann Müller, mit, daß sich das Gesammt-
vermögcn des Vereins auf ca. 8000 belaufe, wovon allerdings
2000 schon für einen bestimmten Zweck (für die gärtnerische
Anlage des Ludwigsplatzes) festgelegt sind. Nach Erlebigung der
Tagesordnung kamen noch einige andere Gegenstände zur Sprache.
Es wurde der immer noch unschöne Zustand des Wolssbrunnen»
wegeS an einigen Stellen bemängelt, wo durch Latteneinzäunungen
„die Welt wie mit Brettern vernagelt" erscheine. ES sei zwar
bezüglich der Abgrenzung unbebauter Grunbstücke ein Orrsstatut
erlassen worden, das aber keine rückwirkende Kraft besäße. Es
wurde die bestimmte Hoffnung ausgesprochen, daß die betreffenden
Grundbesitzer am Wolfsbrunnen- wie am Philosophenwege so viel
Lokalpatriotismus besitzen möchten, dem gerügten unschönen Zu-
stand endlich ein Ende zu machen. Weiter wurde gerügt, daß
der vom Hotel Belleoue nach dem Wolfsbrunnen führende, vom
Schloßverein erstellte Waldweg auch als Reitweg benützt
werde, was zu großen Unzuträgltchkeiten führe, da der
Weg, besonders im Anfang beim Hotel Bellevue, sehr
schmal sei. Der Ausschuß will hierüber vorstellig werden.
An dem unterhalb des Schloßhotels und des Hotels Belleoue
hinztehendeN öffentlichen Weg findet sich an beiden Enden die
Bezeichnung „Privalwcg" und der gleichzeitig angebrachte Pfeil
weist auf diesen Weg. statt auf die aus dem Gebiete der Schloß-
Hotel-Aktiengesellschaft hier mündenden Prioatwege. Es soll
eine Aenderung in der Pfeilrichtung angeregt werden. Weiter
wurde die Aufstellung einer Bank am Hutzelwaldpfad gewünscht.
Auch die Beseitigung der Reklameschilder an den Pferdebahn-
wagen. die schon auf der letzten regelmäßigen Generalversamm-
lung zur Sprache gekommen war, aber noch nicht vollständig
durchgeführt ist, kam wieder zur Erörterung. In unserer Nachbar-
stadt Mannheim und in anderen größeren Städten sei eine der-
artige Verwendung der Pferdebahnwagen zu Reklamezwecken nicht
gestattet. Man erwarte, daß die fraglichen Reklamelafeln von
den hiesigen Pferdebahnwagen baldigst verschwinden. Schließlich
wurde noch eine lebhafte Reklame anläßlich der hier stattfindenden
Schloßbelenchtungen angeregt. Ein anwesender Vertreter des
Wirthsverems sagte eine thätige Mitwirkung dieses Vereins
hierbei zu.
A Der Circus Corty-Althoff gab gestern Abend auf dem
Meßplatz in der Bergheimer Straße seine erste Vorstellung. Das
große Zelt desselben ist mit allem Comfort der Neuzeit einge-
richtet. Die Pferde sind Racepferde und haben ein sehr gutes
Ansehen; sie sind durchgängig tüchtig dressirt und gehorchen auf
einen Wink. Daß hier und da einmal die Peitsche etwas nach-
helfen muß, ist natürlich, es sind eben unvernünftige Thiere.
Die Künstler haben mit ihren Aufführungen das Publikum in
Erstaunen gesetzt. Gleich nach halb 8 Uhr eröffnet« die Circus-
kapelle unter Leitung ihres Kapellmeisters Hrn. W. Kaiser die
Vorstellung. Die Leistungen des kleinen Musikkorps waren be-
friedigend. Auf jede der nun folgenden Nummern des reich-
haltigen Programms hier einzeln einzugehen, würde zu wett
führen und es seien nur kurz die Hauptpunkte in Erwähnung
gebracht. Den Huldigungsgrub an die Stadt Heidelberg führte
das gesammte Künstlerpersonal aus und zeigte, daß der Circus
über eine Menge von Kräften verfügt. Nachdem die Mitwirkcn-
den nach Art einer Polonaise sich durch die Manege bewegt hat-
ten, wurde ein Ritterkampfspiel vorgeführt. Der Herr Direktor
in blankem Harnisch auf schön geschmücktem Roß und seine Ge-
mahlin, ebenfalls hoch zu Roß in reich verziertem Gewand und
eine Krone auf dem Haupt, halten in der Manege Aufstellung
genommen und brachten den Zuschauern durch freundliches Grüßen
ihre Huldigungen dar. Von den nun folgenden Kunststücken
wollen wir besonders erwähnen Signorina Lyecesila als vorzüg-
liche Grotesk-Reiterin, Hrn. M. Hermann, der kühnste Jockey-
Reiter, und Hrn. Goitlieb Letsche und Mlle. Louise in ihrem
„Ilstour du LaU". auf zwei nebeneinander laufenoen Pferden.
Die Leistungen aller eben genannten Personen sind ftaunenerregend;
man sollte kaum glauben, daß solche Kunststücke überhaupt aus-
zuführen seien. Daß hierzu eine lang andauernde, nie zu unter-
brechende Uebung, sowie ein eiserner Wille gehört, wird sich
Jeder, der solches gesehen, wohl denken können. Frau Direktor
Adele Althoff, welche uns in der vierten Nummer ihre vorzüglich
dresurten Freiheitspferde vorführte, zeigte, daß auch sie für die
Dressur der Pferde ein großes Talent besitzt. Als ein vorzüglich
dreffirtes und gebildetes Pferd lernten wir den vom Herrn
Direktor Pierre Älthoff gerittenen „Toledo" kennen. Oft hat man
schon sehen können, daß ein Pferd im Circus nach dem Takte
der Musik einherschreitet, auf einen Wink oder Schenkeldruck hin
rechts oder links Galopp springt, aber so genau und präzise wie
diefes das ausführte, ist es sicher etwas ganz seltenes. Noch zu er-
wähnen hätten wir die Vorstellungen der Geschwister Jungmann
auf dem straff gespannten Telegraphendraht. Großartig waren
die Leistungen, und selten sieht man solche Künstler in dieser
Branche. Zum Schluffe seien noch diejenigen Nummern des
Programms erwähnt, worin die Clowns und dummen Auguste
ihre Rollen spielten. Der Circus verfügt auch in dieser Hinsicht
über vorzügliche Kräfte und jedes Auftreten hielt die Lach-
muskeln der Zuschauer in steter Bewegung. Kurz, jede Nummer

des Programms kam tadellos zur Ausführung und erntete den
Dank des Publikums durch anhaltendes Beifallklatschen. JedE
können wir den Besuch des vorzüglichen Circus Corty-AltM
bestens empfehlen. Leider war es dem Herrn Direktor MÄ'
möglich, den Jubiläumsplatz für die Tage seines Hierseins
bekommen, sonst würde der zwar gute gestrige Besuch noch
Vieles stärker gewesen sein.
* Gartenfest in Schwetzinge«. Zu dem am 12. d. i»
Schwetzingen stattfindenden Garteufest, das in diesem Blatte
schon wiederholt erwähnt wurde, ist für Heidelberg der Karten-
verkauf der Kunsthandlung von Edm. v. König übertragen. Einst'O
weilen, bis zum Eintreffen der Karten, liegen Einzeichnuug-
listen auf.
— Selbstmordversuch. Füsilier Büttner vom 17. bayerischen
Infanterie-Regiment wollte heute früh halb 3 Uhr vom mittleren
Pfeiler der alten Neckarbrücke aus in den Neckar springen; er
kürzte aber auf das den Pfeiler umgebende Land und zog sieh
schwere Verletzungen zu. Auf Veranlassung der Polizei holte ei«
Schiffer den Schwerverletzten, der ins Militärlazareth gebracht
wurde.
— Polizeibericht. Gestern wurden eine Person wegen BettelB
und vier Personen wegen groben Unfugs verhaftet.

Kleine Zeitung.
— „Der Vater bedankt sich." Im Ofsiziersexamen bat der
Kronprinz, der am 29. Mai im Stadtschloß zu Potsdam
mit drei Fähnrichen, v. Hochberg, v. Sommerfeld und Stein-
bömer, gemeinsam geprüft wurde, so hervorragende Kenntnisse
bewiesen, daß ihm das Prädikat „vorzüglich" zuertheill werden
konnte. Zu der Prüfung vor dem Präses der Obermilitär-
examinationskommission General Scheel waren außer dem Kom-
mandeur der Kriegsschule alle diejenigen Offiziere der Kriegs-
schule befohlen worden, die den Kronprinzen unterrichtet hatten-
Alle diese Offiziere wurden auch zur Frühstückstafel befohlen
und nach deren Schluß der Kaiserin oorgestellt. Nach der Pots-
damer Parade am Donnerstag erhielten, wie die Kreuzzeitung
meldet, alle Offiziere aus der Hand des Kronprinzen Ordens-
auszeichnuugen. Bei der darauf folgenden Meldung reichte der
Kaiser den Offizieren die Hand mit den Worten: „Der Vater
bedankt sich."
— Zur Beruhigung. Papa: „Sage Fritz, was wünschst
Du Dir zum Geburtstage?" — Fritz: „Eine Trommel."
Papa: „Das wäre so ein Vergnügen, den ganzen Tag den Spek-
takel anzuhören!" — Fritz: „Papa, ich verspreche Dir, bloß zu
trommeln, wenn Du schläfst!"_
Theater- und Kunft-Nachrichteu.
Mauuheim (Großh. Hof- und Nationallheater.) Freitag,
8. Juni (Ab. S): Zum ersten Male: „Die kleinen Michu's".
Operette in 3 Aufzügen von A. Vanloo und G. Doval. Deutsch
von Julius Freund und .H. Bolten-Baeckers. Musik von Andiö
Messager.
Handel und Berkehr.
Mannheim, 6. Juni. (Aktien.) Oberrh. Bank 124.— G-
Rheinische Creditbank 113.30 G. Rheinische Hypothekenbank
163.50 G. Heidelberger Aktienbrauerei 148.— G. Schrödl'sche
Brauerei-Aktien 151.— G. Portland - Cementwerk Heidelberg
160.— B.
Frankfurt. 6. Juni Efselten so cietät. Abends 6V« Uhr.
Credit-Aktien 222.80—60 b. Diskonto-Kommandit 184.20 b.
Deutsche Bank 197.70 ult. b. 197.80 b. cpt. Nationalbank 137.60
ult. b. 137.70 cpt. b. Berliner Bank 114 b. G. Oesterr. Staats-
bahn 140.90 b. Lombarden 29 b. Gotthard 140.80 B. 70 G-
Schweizer Central 146.40 B. 30 G. Schweizer Union 81.30 B-
20 G. Jura-Simvlon 88.40 B. 30 G. Nordd. Lloyd 122 50 b.
4pCt. Italiener 95 b. G. Bochumec 238.60—237.80 —238 b.
Gelsenkirchen 204.50 B. 40 G. Harpener 216.10—215 60—80 b.
Hib-rnia 224-223.30-224 b. Laura 250.50 -249.40—60 b.
Eschweiler Bergwerks-Verein 273.50 b. G. Allgem. Elektr.-Ges.
6'/«—6'/, Uhr: Diskonto 184.20—30.
Auf mattere Schlußnotirungen der Wcstborscu, insbesondere
Rückgang von Rio Linto und südafrikanischen Goldminen-AktieN,
sowie auf Befürchtungen wegen der chinesischen Wirren verkehrte
die Abendbörse in schwächerer Haltung.
Berlin, 6. Juni. Heidelberger Straßen- und Bergbahn-
gesellschafl 152.10 g.
Lchiffsnachrichten. Nordd eut sch er Ll oyd in Bremen-
(Agentur in Heidelberg: Josef Münch, Hauptstraße 1.) An-
gekommen sind folgende Dampfer: „Sachsen" am 4. Juni in
Kobe, „Stuttgart" am 4. Juni in Suez, „Wittenberg" aM
4. Juni in Penang, „Köln" am 2. Juni in Colombo.

Neckar.
Heidelberg, 7.. 1.31, gef. 0.04m
Heilbronn, 6,0,72, gef. 0,10 m
Mannheim. 6.4.11. aes.0 09m

Wasserstandsnachrichren.

Rhein.
Lauterburg, 6.. 4.41. gef. 0,17 m
Maxau, 6., 4,46. gest. 0,00 m
Mannheim. 6.4.17 aes 0.06m

Lttirrerung»deo>,ac»,ruaftc»
Heidelberg, 7. Juni. Thermometerstand (nach 6.) Morgens
7 Uhr: -s-16,8°. Niederster Stand seit gestern Morgen: -j- 15,8";
höchster: -s- 28,5°. Wind: SW. Himmel: bedeckt. Baro-
meterstand: Morgens 7 Uhr:748,7 mm. Niederschlag am 6. Juni
2,7 mm Regen. Gewitter mit starkem Wind.

Neueste Nachrichten.
Berlin, 6.Juni. Die Konferenz für die Reforw
des höheren Unterrichtswesens in Preußen
wurde heute Vormittag im Kultusministerium durch den
Minister Studt eröffnet. Nach der Begrüßung der Er'
schienenen durch den Minister und nach einem Rückblicke
des GeheimrathS Hinzpeter auf die Verhandlungen und
Ergebnisse der 1890er Schulkonferenz wurde in die Er'
örte^ung der Berechtigungsfrage eingetrelen. Die
Versammlung zeigte sich in überwiegender Mehr'
heit geneigt, der vom Minister zur Erörterung gestellten
Anerkennung der Gleichberechtigung der neun'
stufigen Vollanstalten für den Nachweis der allgemeinen
wissenschaftlichen Bildung grundsätzlich zazustimmen, vor'
behältlich des Ausweises der besonderen Vorkenntniffe M
diejenigen Fächer, welche für ein erfolgreiches Studium
den Besitz von solchen voraussetzen.
Berlin, 6. Juni. (Franks. Ztg.) Die Entwicklung
der Dinge in China wird hier mit großem Ernst ver'
folgt. Man hält vorläufig die anwesenden Truppen der
Mächte für ausreichend. Die Hauptsache ist, durch
meinfame energische Vorstellungen in Peking die chinesiM
Regierung zum Schutz der ausländischen Interessen )
zwingen.
Berlin, 6. Juni. Die Exzesse, die im St. Peter
dom von französischen Pilgern gegen deutl^
verübt worden sind, scheinen zu diplomatischen Verha"
lungen führen zu sollen. Wenigstens erfährt das Tage ^
daß der vreußische Gesandte beim Vatikan, Freiherr ^
Roteuhan, die Beschwerden der deutschen Pilger energ
vertreten wird. , p
Gasteiu, 6. Juni. (Frks. Ztg.) König Leop°
von Belgien ist hier angekommen. Am 18. Juni " > ,
hier Graf und Gräfin Lonyay zu achttägigem
 
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