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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 127-149 (1. Juni 1900 - 30. Juni 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0694

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lichter Gustav Schäfer in Tauberbischofsheim nach Mannheim
versetzt.
— Polizeiwachtmeister Wilhelm August Zimmermann
bei Großh. Bezirksamt Heidelberg wurde zum Polizeikommissär
ernannt, Polizeisergeant Heinrich Obermann bei Großh. Be-
zirksamt Mannheim wurde zum Polizeikommissär ernannt und
Bezirksassistenzarzt Dr. Johannes Holl in Heidelberg wurde
etalsmäßig angestellt.
Karlsruhe, 26. Juni. Die Großherzogin
trifft heute Abend um halb 10 Uhr aus Weimar wieder
in Schloß Baden ein.

Ausland.
Oesterreich. Wien, 25. Juni. Die vom Erzherzog
Franz Ferdinand als dem nächstberechtigten Thron-
folger abzugebende Eideserklärung wird sich darauf
beziehen, daß die von ihm mit der Gräfin Chotek ab-
zuschließende Ehe eine morganatische ist und aus dieser
Ehe entstammende Kinder nicht zur Thronfolge berufen
sein können, seine Gemahlin nicht Kaiserin von Oesterreich
und Königin von Ungarn sein kann und Stellung und
Titel ihres Gatten nicht theilt. Der Erzherzog gibt diese
Erklärung für sich, seine Gemahlin und die gesammte recht-
mäßige Nachkommenschaft ab. Der Eid des Erzherzogs
wird sich auch darauf beziehen, die bestehenden Rechtsordnungen
auch künftig, wenn er zur Thronfolge berufen sein sollte,
nicht zu ändern. Nach Ablegung des Eides wird der Kaiser
formell seine Zustimmung zur morganatischen Vermählung
des Erzherzogs mit der Gräfin Chotek ertheilen. Die Eides-
leistung des Erzherzogs ist in Rücksicht auf die pragmatische
Sanktion in Ungarn unbedingt nothwendig, da im Sinne
des ungarischen Gesetzes die Kinder des Erzherzogs un-
bedingt thronberechtigt wären. Der jetzt 36 jährige Thron-
folger lernte die jetzt 32 jährige Gräfin Sophie Chotek vor
drei Jahren als Hofdame im Hause des Erzherzogs Fried-
rich kennen und soll sich bald durch ein Versprechen gebunden
haben. Ihr verstorbener Vater Graf Bohuslaw Chotek
war böhmischer Statthalter unter Hohenwart, später Ge-
sandter in Brüssel und Dresden. Eine Tochter ist mit
Jaroslaw Thun vermählt, wodurch auch der frühere Oberst-
hofmeister und Minister Graf Franz Thun dem Thronfolger
verschwägert wird. Eine fünfte Tochter ist mit eim-ii sächsischen
Officier, Grafen Joachim Schönburg, die sechste Tochter
mit Herrn Karl Adam v. Wuthenau in Dresden verheirathet.
Die jüngste Tochter Henriette ist noch unvermählt. Die
Gräfin Chotek wird wahrscheinlich den Titel einer Fürstin
von Reichstätt erhalten.
Wien, 26. Juni. Die Trauung des Erzherzogs
Franz Ferdinand findet bestimmt am Sonntag in
Reichstadt statt.
Frankreich. Paris, 26. Juni. Fürst Leo Galizyn
in Moskau ließ heute Morgen vor der Büste des Prä-
sidenten Krüger in der Ausstellung Transvaals am
Trocadero einen silbernen Kranz niederlegen mit der
Inschrift: „Dem Vertreter eines kleinen Volkes und einer
großen Idee Achtung und Verwunderung." Der Commissar
der Ausstellung Transvaals sandte ein Telegramm nach
Moskau, in dem er dem Fürsten für diesen werthvollen
Beweis seiner Sympathie und dieses Unterpfand aufrichti-
ger Freundschaft dankte.
Afrika. Kapstadt, 25. Juni. DewetsKommando
ist noch sehr rührig. Am Samstag schnitt es die
Vorposten der Canadier auf der Eisenbahnstrecke Kronstad-
Honingspruit ab, griff das verschanzte Lager des Shropshire-
Regiments und des kanadischen Kontingents bei der Bahn-
station Honingspruit an, fing ferner einen nach Süden
fahrenden Militärzug ab und riß die nach Norden und
Süden führenden Schienenwege auf. Die befreiten britischen
Gefangenen auf Waseroal kamen dem Militärzug zu Hilfe.
Es entspann sich ein mehrstündiger verzweifelter Kampf.
Als Verstärkungen aus Kronstad eintrafen, zogen sich die
Buren zurück. Die Verluste der Engländer betragen ein
Offizier und drei Mann todt, ein Offizier und sechzehn
Mann verwundet.

28. Deutscher Aerztetag.
Freiburg. 22. Juni.
Der 28. Deutsche Aerztetag wurde heute Vormittag durch
Prof. Dr. Löbker-Bochum im Saale des Kaufhauses eröffnet.
Anwesend waren nach der Köln. Ztg. 118 Delegtrte, die 183
Vereine und 1t 790 Stimmen vertreten- Die Zahl der dem
Aerztevereinsbund angehörenden Vereine beträgt 291 mit 16586
Mitgliedern.
Der geschäftsführende Ausschuß hat zur Frage der Zulassung
der Realgymnasial-Absolventen zum medizinischen
Studium folgendermaßen Stellung genommen: Unter Wahrung
des bisherigen Standpunktes der großen Mehrzahl der deutschen
Aerzte, die die Vorzüge der elastischen Vorbildung sowohl für
das Studium der Medizin, als auch namentlich für die Ethik
des Berufs an sich selbst erfahren haben, aber auch unter voller
Würdigung der Forderungen des Zeitgeistes, glaubten wir Ver-
wahrung einlegen zu müssen gegen die Zulassung der Real-
gymnasial-Abiturtenten ausschließlich zum Studium der
Medizin, während ihnen die andern gelehrten Berufsarten
nach wie vor verschlossen bleiben sollten Auch sprachen wir
unsere Meinung im Interesse aller gelehrten Stände und nicht
zum wenigsten im Interesse der ganzen Nation dahin aus, daß
man die Entscheidung in der Zulassungsfrage wenigstens so lange
hinansschiebcn möchte, bis die Organisation des höheren Unter-
richts, der Lehrgang der Gymnasien, Realgymnasien und Ober-
realschulen überall zu einem endgültigen Abschlüsse gediehen sei.
Namens der Großh. badischen Regierung im Auftrag des
Ministers v. Eisenlohr begrüßte den Aerztetag der Chef der bad.
Medicinalverwaltung Geh. Rath Dr. v. Battlehner. der u. A.
auch den Wunsch aussprach, daß die deutschen Aerzte endlich
einmal eine deutsche Aerzte-Ordnung erhalten möchten, dieses
Ziel der unvergeßlichen Kollegen H. E. Richter und E. Graf.
<Lebh. Beifall.)
Geh. Sanitätsrath Becker-Berlin berichtet sodann über
„Die Nothwendigkeit der obligatorischen Leichenschau", die allein
den Staatsbehörden rechtzeitig Kennlniß verschaffen könne von
Seuchen, insbesondere aber auch von Endemieen, die oft noch
verheerender wirken; seien doch z. B. in Preußen allein in den
fünf Jahren von 1882 bis 1886 an Diphtherie und Masern
821000 Menschen gestorben, mehr als im ganzen Jahrhundert
an der Cholera. Die Kosten wären keineswegs zu groß; für die
zwölf Millionen Menschen, die den Krankenkassen angehören,
werden »die Todtenscheine jetzt schon umsonst von den Aerzten
ausgestellt. Referent stellt folgende Thesen auf: 1. Die gesetz-

liche Einführung der obligatorischen Leichenschau ist im Interesse
der Volkswohlfahrt eine Nothwendigkeit. 2. Die Leichenschau ist
von tn Deutschland approbirten Aerzten auszuführen.— Geh.
Rath Dr. Battlehner-Karlsruhe erinnert daran, daß in Baden
die obligatorische Leichenschau seit 1820 eingeführt ist, ohne daß
Klagen beständen, auch nicht in der ärmsten Gemeinde. Das
Haupthinderniß in der Sache sei das Königreich Preußen, das
am Kostenpunkt sich stoße Redner kommt dabei auch auf das
Reichsseuchengesetz zu sprechen; der vom Reichstag angenommene
Torso befriedige wenig oder gar nicht, in dieser Form sei das
Gesetz überflüssig; gegen Cholera und Pest hätten die Regie-
rungen auch früher schon stets rasch genug die nöthigen Maß-
regeln ergriffen. Dieses Reichsseuchengesetz diene zu nichts, als
die mangelhafte Medicinalorganisatton in Preußen zu verdecken
(lebhafter Beifall), das auch allein den Reichskommissar durch-
gesetzt hat, dernach seiner Meinung bei einer richtigen Medicinal-
organisation in Preußen ganz überflüssig wäre und der für die
andern eher hinderlich wirke.
Eine längere Erörterung veranlaßte der Antrag des Bc-
zirksvereins Leipzig-Land, der Aerztetag wolle wiederholt den
Äundesrath um Einführung eines „praktischen Jahres"
bitten, und zwar in der Weise, daß dieses praktische Jahr so-
wohl an Krankenhäusern als auch bei praktischen Aerzten ab-
geleistet werden könne. Götz-Plagwitz begründet den An-
trag mit dem Hinweis darauf, daß die Kliniken und
Krankenhäuser für die große Zahl der Praktikanten nicht genügen
werden, wenn einmal das praktische Jahr eingesührl wird, und
daß ältere und jüngere Aerzte sich in Bezug aus praktische und
wissenschaftliche Fragen oft recht glücklich gegenseitig zu ergänzen
in der Lage seien. Geh.-Rath Dr. Battlehner hielt den Antrag
für überflüssig; die Möglichkeit, das praktische Jahr bei prakti-
schen Aerzten zu absolviren, sei für die neue Prüfungsordnung
ohnehin in Aussicht genommen. Engelhorn-Göppingen theilt
mit, daß in Württemberg bis 1872 schon diese Einrichtung be-
standen und sich bewährt hatte.
In der Nachmittagssitzung erstattete Henius-Berlin ein
Referat über die Bedeutung des Samariter- u. Rettungs-
wesens für den deutschen Aerztestand
Damit waren um 3 Uhr die Verhandlungen des ersten Tages
beendet.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 27. Juni.
** Durchgereist. Ihre König!. Hoh. die Großherzogin
traf gestern Abend 6.36 Uhr auf der Rückreise von Weimar hier
ein und reiste alsbald nach Baden-Baden weiter.
A Angenommene Widmung. Seine Königliche Hoheit der
Großherzog hat die Widmung der von Musikdirektor
Sahlender komponirten Oper „Der Mummelsee"
— Dichtung von Wilhelm Schriefer (Wien) — angenommen und
dem Komponisten ein hierauf bezügliches Schreiben durch die
General-Intendanz der Großherzogl. Civil-Liste zugehen lassen.
Die Erstaufführung des Werkes fand bekanntlich im Laufe der
vergangenen Saison am hiesigen Stadttheater unter Musikdirektor
Radigs Leitung statt.
IV. Vortrag Stöcker. In der evangelischen Kapelle sprach
vorgestern Abend Hofprediger a. D. Stöcker aus Berlin über
„Großstadt und Evangelium". Er deckte die Licht- und
Schattenseiten des großstädtischen Lebens vor uns auf, schilderte
Leben und Treiben, besprach die Wohnungsverhältnisse, die
Miethspreise, das Verhältniß von Arbeit und Vergnügen. Diese
Beschreibung der „Seele der großen Stadt" sachlich und dabei
warm und ohne Hinllberschweifen ins Gebiet politischer Fragen
gegeben, muthete uns sympathisch an. Ein Berliner Stadtmissio-
nar zählte in einem Bezirk von 200 Familien nur 3 alte Leute,
so sehr setze sich die große Stadt aus zugewanderlen jungen
Menschen zusammen, die ihre Heimath aufgegeben hätten. Das
Loos der Kinder, die in den steinernen Särgen der Berliner
Häuser und Straßen aufwüchsen, sei traurig. Von 100 Sonn-
tagsschulkindern habe gerade eins gewußt, was ein Lamm sei,
und dessen Vater sei ein Metzger gewesen. — Anknüpfend an
die Thatsache. daß an Selbstmorden in Berlin offiziell jährlich
gegen 500 bekannt würden, erzählte Stöcker aus der Praxis der
Berliner Stadtmission Besonderes von Fällen von Selbstmord und
kam dann auf sein erstes Auftreten vor 22 Jahren zu sprechen.
Als er zuerst in die großen Versammlungen gegangen sei, um
Johann Most entgegenzutreten, und wie, da er vom Evangelium
zu spreche» begonnen habe, es ihm aus der Versammlung warm
entgegengeschlagen sei an Verständniß und Theilnahme, habe er
sich sagen müssen, noch sei nichts verloren: „Es war vielleicht
der schönste Augenblick meines Lebens." Seit Ende 1870 sei
manches geschehen, um gesundes Gemeindeleben zu schaffen. Die
Kirchen würden gut besucht. Solange aber das Familienleben
an Zerrüttung leide (theure Wohnungen, Schlafstellenunwesen),
die Eheschließungen überaus leichtsinnig und die Kindererziehung
ohne die rechte Autorität und Pietät stattfänden, sei die Aufgabe
der Arbeit mit dem Evangelium überaus erschwert. Stöcker
zeigte sich ganz von der gewinnenden Seite. Seine Rede-
weise ist streng einfach und doch nicht ohne Feuer, so daß sein
Vortrag bet der zahlreichen Versammlung einen starken Eindruck
hinterließ.
)( Volksfestspiel in Speyer. Unter Hinweis ans die
heute und Sonntag in Speyer stattfindende Aufführung des
Volksfestspteles „der Reichstag von Speyer" geben
wir nachstehend einen Auszug einer in der Täglichen Rundschau
veröffentlichten Besprechung dieses Festspieles bekannt. „Eine
Bitte für die Protestations.'irche in speyer". Und zwar eure
überaus liebliche, poetische Bitte ist es, die eine junge Dichterin,
Maria Luise Hesse in Marburg, an die deutschen Glaubens-
genossen richtet, um auch an ihrem Thetle das Interesse für die
Glaubensthat der Väter im Jahre 1529 zu wecken und der
Vollendung des erhabenen Denkmals zum Gedächtniß der Schöpfer
unseres konfessionellen Ehrennamens durch ihre Gabe zu dienen.
Als bei der in Speyer 1893 tagenden Generalversammlung
des Evangelischen Bundes der Grundstein zu der herr-
lichen golhischen Gedächtnißkirche gelegt wurde, war
auch das junge Mädchen aus Marburg gegenwärtig und folgte
mit seinen Hellen Kinderaugen jedem Akte der feierlichen Hand-
lung. Seitdem hat es die jugendliche Begeisterung für den Bau
nicht wieder verlassen. Klingende Bausteine in erheblicher Zahl
sind von ihm in Freundeskreisen gesammelt und an dieBaukasse
in Speyer abgefllhrt worden. Aber immer wieder stieß es auch
bei willigen Gebern auf eine befremdliche und beschämende Un-
kenntniß bezüglich der Bedeutung jenes folgenreichen Protestes
in Speyer. Und da setzte sich die Dame hin, studirte eifrig die
Quellen, machte sich ihre Notizen, fand zu ihrer großen Freude,
daß ihr verehrter Landgraf Philipp von Hessen auch auf dem
Reichstage zu Speyer die ausschlaggebende, tapferste und glaubens-
freudigste Rolle gespielt hatte — und unter den Händen erwuchs
dann der poetisch schon mannigfach Geschulten ein reizendes
kleines Volksschallspiel „Der Reichstag von Speyer
1529". Sie gab es in Druck, sandte es dem Ausschüsse des
Kirchenbaus zur Begutachtung — und siehe da, dieser nahm es
nicht nur dankbar und anerkennend an, sondern setzte auch eine
Erstaufführung für das laufende Jahr fest. Marte Luise Hesse
aber bestimmte alle Reineinnahmen aus dem buchhändlerischen
Vertriebe sowie aus etwaigen weiteren Aufführungen für die
Dankeskirche in Speyer und darf nun wohl erwarten, daß ihre
dichterische Gabe an das protestantische Deutschland von vielen
Händen ausgenommen werde und in vielen Herzen Freude, Dank
und Andacht wecken. Das kleine Schauspiel ist völlig dazu an-
gethan. Auf der Bühne muß es in seiner knappen Form, edlen
Sprache und vorwärts drängenden Handlung Erfolg haben.
Aber auch vorgelesen verfehlt es seine Wirkung nicht. Das
Ganze schreitet flott und frisch vorwärts und erfreut und erbaut.
-Pt Versammlung süddeutscher Kachelofenfabrikauten. Die
seit zwei Jahren bestehende „Freie Vereinigung süd-

deutsch er Ka ch elo f enfab r i ka nten" hielt ihre Quartal-
sitzung letzten Montag und Dienstag in unserer Stadt ab. Der
Hauptzweck der Sitzung war die Schaffung einheitlicher Ver-
kaufsbedingungen, die Regelung des Creditwesens und eine gleich-
mäßige, den Höheren Fabrikationspreisen entsprechende Preis-
erhöhung; alles dies jedoch nur im Verkehr mit der Wieder-
verkäuferkundschast. In Betracht kommen im Ganzen 12 Firmen,
mit einer Gesamnttprodukttonsfäh'gkeit von ca. 45000 Oefen pro
Jahr, von denen die erschienenen Fabrikanten 35 000 Thonöfen
jährlich erstellen. Die Anwesenden erzielten einstimmige Beschlüsse
und an der nachträglichen Genehmigung seitens der am Er-
scheinen verhinderten Collegen ist nicht zu zweifeln. Der Vorsitz
liegt nach wie vor in den Händen des Herrn Karl Knaus dahier.
T Vom Elektrizitätswerk. Seit 2 bis 3 Tagen befindet sich
das hiesige Elektrizitätswerk in Probebetrieb; gestern Abend
wurde das erste Licht erzeugt. In 3 bis 4 Tagen schon ist es
möglich, den Strom in die Stadt abzugeben, uno es werden die
Abnehmer ersucht, die Installation der Leitung recht bald fertig
zu stellen, damit der Anschluß ungestört erfolgen kann.
"Jubiläum. Herr Direktor Schott vom Heidelberger
Cementwerk begeht heute sein 25jährigs Jubiläum als Direktor
des Werkes. Die Heidelberger Handelskammer, deren erster
Vorsitzender der Jubilar ist, hringt ihm durch eine Abordnung
von drei Herren ihre Glückwünsche aus diesem Anlaß dar.
0 Militärkonzert im Rheingold. Am Freitag Abend findet
im Hotel-Restaurant Rheingold, Bergheimerstraße, ein Konzert
der hier weilenden Kapelle des Großh. Mecklcnb. Garde-Jäger-
Bataillons aus Colmar statt, worauf wir auch an dieser Stelle
aufmerksam machen. (Näheres siehe im Inserat in der heutigen
Nummer.)
L Militärisches. In Ziegelhausen liegt bayerische
Artillerie in Quartier, die in der Rheinpfalz garnisonirt und sich
auf dem Rückmarsch von den Schießübungen bet Würzburg nach
ihrer Garnison befindet. Eine Abtheilung hievon passirte heute
früh die Ziegelhäuser und Neuenheimer Landstraße. — Gestern
war hier badische Artillerie einquartiert, die heute früh den Marsch
auf der Bergstraße nach dem Schießplatz bei Köln fortsetzte.
^ Auf der Reise nach China. Vom 14. Armeecorps wurden
4 Unteroffiziere und 59 Mann, von 620 die sich gemeldet hatten,
für den Dienst in China angenommen. Dieselben versammelten
sich heute am hiesigen Bahnhof und traten mit dem Schnellzug
12 Uhr 32 Min. die Reise nach Wilhelmshafen an. Die Leute
waren hier in der besten Stimmung. Sie aßen und tranken und
sangen in der Bahnhofrestauration und freuten sich der Abwechs-
lung, die in ihr Dasein gekommen ist.
* Reiseverkehr nach Paris. Wie aus einer Bekanntmachung
der Gr. Gencraldirektion der Staatseisenbahneu im Anzeigetheil
der heutigen Nummer hervorgeht, wird vom 1. Juli ab eine
weitere Schnellzugsverbindung nach Paris eingerichtet, mittelst
deren man Paris um 7 Uhr Vorm, erreicht bei Abfahrt von
München um l.i0 N., Stuttgart 5.45 N., Pforzheim 6.56 N.,
Frankfurt o. M. 4.52 N., Mannheim 6.08 N.< Heidelberg 6.44 N.,
Karlsruhe 7,37 N., Rastatt 7.57 N., Baden 7,59 N„ Appen-
weier 8.37 N-, Kehl 8,51 N. Da in den betreffenden Zügen
Wagen I-, II. u. III. Klasse von München bis Paris durchlaufen,
wird diese weitere Verbindung wohl eine lebhafte Benützung
erfahren.
* Das Romanfeuilleton findet der Leser im heutigen
zweiten Blatt.
§ Richtigstellung. Man schreibt uns: In Nr. 145 Ihres
Blattes berichten sie, daß die Schutzmannschaft den versuchten
Selbstmord der verwittwelen Marie Schwegler aus Schwetzingen
verhindert habe; es beruht dies auf einem Jrrthum. Der Kutscher
des Herrn Oberst von Mosch, Michael Gräff, sprang in den
Fluß und rettete die Lebensüberdrüssige.
— Kaminbrand. Vergangene Nacht halb 11 Uhr brach in
einer Bäckerei in der Haspclgasie ein Kaminbrand aus; er wurde
noch rechtzeitig bemerkt und von der Berufsfeuerwehr gelöscht.
— Unfall. Ein 34jähriger Dienstknecht fiel gestern in der
Eppelheimer Landstraße in betrunkenem Zustande von einem mit
Eisen beladenen Wagen herunter. Die Wagenräder gingen ihm
über beide Füße, was jedoch keine ernstlichere Verletzung zur
Folge hatte; dagegen zog er sich durch den Sturz eine Gehirn-
erschütterung zu.
— Poltzeibericht. Ein Maler wurde wegen Bettelns ver-
haftet. Zur Anzeige kamen vier Personen wegen Unfugs.
O Liberale Versammlung in Meckesheim. Es soll am
kommenden Sonntag, den 1. Juli d. Js., Nachm. 3'/« Uhr, eine
Versammlung in Meckesheim stattfinden, in welcher
Herr Reichstagsabgeordneter Beck über seine Thätigkeit im Reichs-
tag Bericht erstatten wird. Nachdem Herr Beck im Laufe des
Monats Februar in der Stadt Eberbach, dann am 24. April d- I.
hier in Heidelberg Bericht erstattet hatte, hat er für den Amts-
bezirk Mosbach zunächst in Schefflenz am 17. Juni, dann für
den Amtsbezirk Eberbach in Schollbrunn am 24. Juni zu gleichem
Zwecke in zahlreich besuchten Versammlungen Vortrag gehalten.
Demselben Zweck dienend kommt nun die Versammlung in Meckes-
heim hinzu, und es ist die Absicht des Herrn Reichstagsabgeord-
neten, auch in anderen Orten für die anderen Theile des Land-
bezirks Heidelberg Bericht zu erstatten- Wie man aus dem
Vorstehenden ersieht, ist unser Herr Reichstagsabgeordneter bemüht,
im weitesten Maße dem Wunsch Rechnung zu tragen, daß der
Abgeordnete mit seiner Wählerschaft in reger persönlicher Ver-
bindung bleibe.
Eppingen, 25. Juni. Der Bahnbau Eppingen—Steins-
furth vezw. Sinsheim und zwischen Odenheim—Elsenz—Hilsbach
geht dem Ziele immer näher entgegen und in sehr kurzer Zeii
werden diese beiden Linien dem öffentlichen Verkehr übergeben
werden. So erfreulich diese Thatsache ist, so bleibt doch noch
ein dringender Wunsch zu befriedigen. Denn ungeachtet die
Gemeinden Elsenz, Etchelberg und Tiefenbach Bahnanwohner
sind, so müssen sie doch in die Amisstadt Eppingen, mit welcher
die gedachten Gemeinden in amtlicher und geschäftlicher Be-
ziehung stehen, zu Fuß wandern. Es ist deshalb eine V e r-
bindungsltnie zwischen Eppingen und Elsenz ent-
weder über Rohrbach oder Adelshofen zu erstreben. Aus diesem
Grunde fanden sich gestern Nachmittag 2 Uhr, wie schon kurz
erwähnt, tn dem Saale zum Gasthof zur Eisenbahn hier eine
große Anzahl Betheiligter ein, um über die Schritte zu beralhen,
die zur Erlangung dieser Bahnverbindung für geeignet erachtet
werden. Bürgermeister Vtelhauer hier, als Vorsitzender der Ver-
sammlung, eröffnete die Besprechung mit einem einleitenden
Vortrag, wonach schon seil dem Jahre 1857 die jetzt zu er-
strebende Linie im Plane liegt, aber durch andere Bauten bis
jetzt noch auf die Seite gestellt wurde, aber es sei an der Zeit,
geeignete Schritte weiter zu thun. Es wurde ein Komitee ge-
bildet. das in erster Reihe mit einer Bitte bei der Regierung
vorstellig werden soll. Baumeister Gerber sagte, man solle jetzt
schon der Bahn eine bestimmte Richtung vorzeichnen. Hof-
Sattlermeister Ostertag aus Karlsruhe betonte mit Recht, daß
ein rasches Handeln durchaus nöthig sei. da das Material der
Eisenbahubau-Gesellschast noch in unserer Nähe sei, indem das-
selbe sonst mit großen Kosten herbeigeschafft werden müßte, was
den Bau vertheuern würde.
Bruchsal, 26. Juni. Die Persönlichkeit des in der Nacht auf
gestern unterhalb Ubstadt am Bahndamm todt aufgcfundenen
Mannes ist nach der Kraichg. Ztg. jetzt festgestellt worden. ES
ist der 24 Jahrr alte, als Bahnarbetter in Heidelberg beschäftigte
Ludwig Dreher von Weiher. Derselbe hat auf dem Heim-
weg von Langenbrücken nach Weiher den Bahndamm benützt und
ist, als er einem von Bruchsal kommenden Güterzug ausweichen
wollte, unter den von Heidelberg kommenden Personenzug ge-
rathen, der ihn ca. 300 Meter weit geschleift und zermalmt hat.
L.6. Karlsruhe, 24. Juni. Der 31 Jahre alte Apotheker
Michael Eckert aus Bruchsal wurde vom hiesigen Landgericht
wegen Urkundenfälschung zu 3 Tagen Gefängniß ver-
urtheilt. Der Bedauernswerrhe, der hochgradig an Morphium-
 
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