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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150-176 (01. Juli 1902 - 31. Juli 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0116

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Bayern.

— Tie „Köürische Zeitung" teilt mit, daß Herr
Landmann sein Entlassungsgesuch nicht eingereicht
hat, mohl aber ist mündlich über seinen Rücktritt oerhan-
delt worden, der übrigens unabänderlich ist.

München, 16. Juli. Jm Finanzausschuß
oer Abgeordnetentammer lehnten die Klerika-
l en 12 000 Mark für die Akademie der Tonkünste und
Lie 100 000 Mark für Erwerbung von Kunstwerken mit
Rücksicht anf die Politische Lage, das heißt weil der Kul-
tusnnnister von Landmann gefallen ist und man
nicht wisse, wer sein Nachfolger werde, ab.

Aus der Karlsruher Zeitung

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
dem Rentner Zosef Bischoff in Berlin das Rittertreuz
zweiter Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen und
den Sekretär Karl Dollmätsch bei der Grohh. General-
direktion der Staatseisenbahnen zum Hauptmagazinsverwalter
ernannt.

— Das Großh. Ministerium der Justiz, des Kultus und
Unterrichts hat die Registraturasfistenten Georg Sigmund
Lerm Landgericht Mannheim und Nikolaus I ö st beim Land-
gerrcht Heidelberg zu Registraroren, die Registratoren August
Raub beim Amtsgericht Rastatt und Friedrich Lutz beim
Amtsgericht Pforzheim zu Gerichtsschreibern, den Aktuar
Philipp Helmftädter beim Oberlandesgericht zum Ex-
pediturassistenten, den Aktuar Max Bollong beim Landge-
richt Mannheim zum Registraturassistenten, sowie die Gerichts-
schreibergehilfen Jgnaz Huber beim Amtsgericht Oberkirch
und Georg Krumm beim Amtsgericht Gengenbach zu Re-
gistratoren je beim gleichen Gericht ernannt.

Karlsruhe, 16. Juli. Ter Großherzog und
Die Großherzogin werden morgen, den 17. ds., abends,
sich spät von St. Blasien nach Albbruck begeben, und dort
Len Salonwagen besteigen, um zu übernachten. Am ^8.
Früh werden dieselben die Reise von Waldshut über
Zürich nach Chur fortsetzen und von da zu Wagen nach
Lenzerheide fahren. Am 19. gedenken Jhrs Königliche
Hoheiten nach St. Moritz zu reisen und abends dort ein-
zutreffen.

— Auswanderungswessn. -Durch deir
Etat des Auswärtigen Amtes für das Rechnungsjahr
Ü902 ist Ler Deutschen Kolonialgessllschaft ein Reichszu-
schuß für die Schaffung einer Auswanderer-Auskunfts-
stelle bewilligt worden. Die Kolonialgesellschast hat da-
raufhin die unter der Oberaufsicht des Reiches stehende
Zentral-Auskunftsstelle sür Auswanderer in Berlin er-
richtet und zu deren Leiter den Kaiserlichen Generalkon-
sul a. D. Koser ernannt. Die Zentral-Auskunftsstelle
hat bereits ihre Thätigkeit eröffnet. Sie erteilt auf
mündliche oder schriftliche AnfragsN auswanderungslustt-
gen Personen unentgeltlich Auskunft über die in Slussicht
genommenen Auswanderungsziele. Die Geschäftsräume
befinden sich in Berlin, W., Schellingstraße 4.

Ausland.

England.

London, 16. Juli. Die Genesung des Kolonial-
ministers Chamberlain wird durch häufige
Schwächeanfälle verzögert, welche eine Folge des Blut-
derlustes sind. Der Puls schwankt. Die Aerzte ha-
ben dem Patienten volle Ruhe und Lustveränderung an-
geordnet. Die bqjldige Rückkehr des Kolonialministers
Zu den politischen Geschästen ist nicht zu erwarten.

Rußland.

Petersburg, 16. Juli. Der Kaiser ernannte
Len Prinzen Louis Napoleon, bisher Komman-
Leur des Garde-Ulanen-Regiments „Kaiserin Alexan-
Lra", zum Kommandeur der kaukasischen Kavallerie-
Livision.

Petersburg, 16. Juli. Der Kaiser er-
nannte denKönig von Jtalien zum Chef des
!14. Litthauischen Dragonerregiments.

Afrika.

— Dem „Daily Expreß" wird aus Kapstadt un-
ter dem 14. Juli telegraphiert, daß die Rebellenkomman-
Lanten Conroy, Llbraham und Louw nach Damara-

und machte im Augenblicke der Abfahrt, um den Reiz zu
erhöhen, Trapezübungen in dem Tauwerke. Er verlor
Labei den Halt, stürzte auf die Erde und verletzte sich
schwer. Der Ballon stteg mit dem Kinde schnell in
Lie Höhe und alle Anwesenden hielten das Kind für
verloren. Der Ballon fiel jedoch nach kurzer Zeit in
Belgien nieder, ohne daß dem Kinde Labei etwas passiert
war.

— London, 16. Juli. Ein weitsrer erfolgreicher
Aufstieg mit dem neuerfundenen Mellin-Luft-
schiff hat am Krystallpalast bei Sydenham stattgesun-
Len. Frau Spencer, die Gatttn des bekannten Luft-
schiffers Spencer, war die einzige Jnsassin des Luft-
sahrzeuges, das sich bis zu einer Höhe von 250 Fuß er-
hob; dreißig Minuten lang manövrierte sie mit dem
Ballon nach allen Richtungen und es gelang ihr mit
Leichtigkeit, den Palast zu umkreisen.

— Bcncdig, 15. Juli. Es hat in ganz Jtalien tie-
sen Eindruck gemacht, daß das Ausland, vornehmlich
Las Deutsche Reich, seine Teilnahme bei 'dem Einsturz
Les Glockenturms so rasch und so innig bekundet hat.
Die Blätter 'drucken an auffälliger Stelle die schon er-
wähnte Depesche des Reichskanzlers Grafen Bülow an
den Bürgermeister von Venedig ab, die folgendermaßen
lautet: „Voll der größten Trauer über den Einsturz des
herrlichen Campanile bitte ich Sie, den Ausdruck meines
nusrichügsten Mitgefühls für die ruhmreiche Stadt Ve-
nedig entgegenzunehmen. Jch hoffe, daß dieses schöne
Denkmal wieder aufgerichtet werden und in neuem
Glanze erstrahlen wird". Wenn man nach dem bis-
herigen Ergebnisse der Sammlungen schließen darf, so
-wird diese Hoffnung des Grafen Bülow, welche mit Len
Wünschen der gesamten zivilisierten Welt übereinsttmmt,
erfüllt werden. Der Bausonds verzeichnet bereits pri-
vate Spenden in der Gesamthöhe von 600 000 Lire. Die
Venettaner wollen, daß Venedig allein oder höchstens
ganz Jtalien die Kosten aufbringe. Das Ausland solle
zur Linderung dieses nattonalen Unglücks nicht heran-
gezogen werden.

— Chalon sur Saone, 16. Juli. Gestern Nachmit-

land mit 30 Rebellen entkommen seien. Auf den
Erstgenannten wurde gefahndet, weil er Eingeborene er-
schossen haben soll. Der letztgenannte, der ein wohl-
habender Farmer gewesen war, wird beschuldigt, die
Fraueu dreier im englischen Heere dienender Farmer er-
mordet zu haben. Es gelang den Rebellen, eine Vieh-
herde von 1000 Stück mit über die Grenze zu nehmen.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 17. Juli.

Heidelberger Sänger auf dem deutschen Sängerbundes-
fest in Graz. Anläßlich des vom 26. bis 30. Juli d. I. statt-
findenden 6. deustchen Sängerbundesfestes -in Graz wird auch
Heidelüerg durch mehrere Deputationen vertreten sein, und
zwar „Liederkranz" und „Liedertafel" mit je sechs und
„Harmonie Weststadt" mit drei Mitgliedern mit ihren Vereins-
fahnen.

* * Das Baden im offenen Neckar ist verboten. Diese Vor-
schrift scheint immer noch nicht allgemein bekannt zu fein;
denn gestern kamen wieder eine Anzahl Knaben wegen Ver-
letzung dieser Borschrift zur Anzeige.

Besitzwechsel. Von der Brauereigesellschaft „Zum Engel"
kaufte dle Wirtschaft „Zur Ritterhalle" in der Lepergasse
Rr. 6 Herr Ellesser um den Preis von 63 500 Mk. Der
Verkaufsaüschlutz wurde vermittelt durch Herrn G. Morr.

Iv Schöffengerichtssttzung vom 12. Juli. 1) Hch. Müller,
Landwirt hier, wurde von der Anklage wegen Forstdiebstahls
freigesprochen; 2) die Anklagesache gegen Jakob Herzog IL.,
Makler von Sandhausen, wegen Beleidigung des Zigarrcnmachers
Jos. Böhler in Sandhausen wurde durch Vergleich erledigt;
3) Wilhelm Stephan von St. Jlgen erhielt wegcn Beleidigung
der Vranereidirektoren K. Schwartz und Hch. Jffinger tn Speher
8 Tage Gefängnis; 4) die Anklagesache gegen Georg Fein, Zim-
mermeister in Kirchheim, wegen Beleidigung des Wirts Angust
Treibcr in Kirchheim wurde durch Vergleich erledigt; 5) die Ver-
handlung der Änklage gegen Ludwig Rensch, Steinbrecher in
Nußloch, wegen Beleidigung des Landwirts Johannes Kreuz-
wieser Ehefrau in Nußloch wurde vertagt; 6> Therese Wirsching,
Dicnstmagd in Schwanheim, erhielt wegen Beleidigung des Uhr-
machers Philipp Klein in Bensheim 10 Mk. Geldstrafe oder zwei
Tage Haft.

Polizeibericht. Eine Kellnerin und ein Dienstmädchen
wurden wegen Umherziehens und zwei Arbeiter wegen Bettelns
bezw. Landstreicherei verhaftet. Wegen Unfugs kam eine Per-
son zur Anzeige.

X Die Prämiierung auf der Mannheimer Gewerbeaus-
stcllung. Während bei anderen Ausstellungen sich das Komitee
beeilt, das E.rgebnis der Preisverteilung möglichst rasch ofsiziell
bekannt zu geben, täm man in Mannheim auf den mindestens
sonderüaren Einfall, von einer osfiziellen Bekanntmachung des
Prämiierungsergebnisses abzusehen. Als Motiv dieses merk-
würöigen Beschlusses giebt man an, daß verschiedene Aussteller
wegen der ihnen verliehenen Preise unzufrieden seien. Da in-
folge dieses Verhaltens des Mannheimer Ausstellungskomitees
eine offizielle Preisliste uns nicht vorliegt, haben wir gestern
aus der privaten Zusammenstellung eines Dlannheimer Blattes
die auf Heidelberg entfallenden Preise mitgeteilt. Ein anderes
Mannheimer Blatt führt noch folgende auf: Gg. Hölzer, Buch-
binderei, Heidelberg, 8. Preis; R. Dieffenbacher, Buchbiuderei,
Heidelberg, 2. Preis. Ferner haben erhalten die Heidelberger
Glasmalereianstalt H. Beiler sen. für vorzügliche Opaleszent-
glasfenster, 2. Preis; Hoflieferant M. Burckhardt, kunstge-
werbliche Werkstätte und Möbelfabrik, Heidelberg, 1. Preis.
— Die Preisabstufung war folgende: goldene Medaille (1.),
silberne Medaille (2.), bronzene Medaille (3.), lobende An-
erkennung (4.).

Nnfall. Das fünf Jahre alte Kind des Postschaffners
Freh fiel gestern vom zweiten Stock eines Hauses in der
Römerstraße auf eine mit Blech beschlagene Kellerthür im
Hofe und blieb bewußtlos liegen. Das Knd wurde in eine
hiesige Privatklinik verbracht.

-p Von der Bergstrahe, 17. Juli. (E r n t e b e g i n n.)
Mit dem Schneiden rmd Einheimsen des Kornes hat man diese
Woche an der Bergstraße begonnen. Kommende Woche dürfte
die Ernte vollständig ihren Anfang nehmen. Die Früchte reifen
infolge der schon lange anhaltenden Trockenheit und großen
Hitze sehr schnell. Alle Halmfrüchte ohne Ausnahme stehen sehr
schön, sind sehr körnerreich und versprechen eine ergiebige Ernte,
sowohl nach Menge als nach Güte. Heute Nacht zwischen 11
und 12 Uhr zog ein Gewitter über unsere Gegend und erfrischte
die Pflanzen durch einen durchweichenden Regen. Die Trocken-
heit war so groß und der Boden so hart, daß sich ohne große
Ansttengimg und Mühe^bsKut^nichsiarbeiten^ließ^_

tag zwischen 6 und 7 Uhr sind 'durch einen heftigen
Wirbelstnrm kleinere Häuser umgerissen, Bäume
entwurzelt und Boote auf der Scwne zum Sttnken ge-
bracht worden. Mit dem Sturme war ein wolkenbruch-
artiger Regen verbunden, welcher Straßen und Geschäfts-
lokale nnter Wasser setzte.

— Die bekannte Tänzerin Saljaret ist auf ihrer
Dnrchreise aus Rußland nach Amerika an Bauchfellent-
zündnng schwer erkrankt. Die Krankheit ist deshalb um
so ernsthafter, weil Saharet erst im vorigen November
wegen einer schweren Unterleibskrankheit operiert wukde.

Tßeater- und Kunstnachrichen.

-i- Deutsches Männer-Doppelquartett. Ueber dieses aus-
gezeichnete Quartett, das am Samstag mit dem städtischen
Orchester hier konzertieren wird, lesen wir in einem Stratz-
burger Blatt: „Stratzburg. — Das Orangerie-Konzert des
städtischen Ochesters bot diesmal ein ganz besonderes Jnter-
esse durch die angekündigte Mitwirknng des Deutschen Männer-
Doppelquartctts, bestehend aus Sängern erster deutscher Opern-
bühnen. Nun, die Erwartungen der ungemein zahlreich er-
schienenen Zuhörerschaft sollten in reichem Maße erfüllt wer-
den. Es war ein seltener Genutz, den Liedervorträgen sowohl
ernsten, als auch heiteren Charakters, zu lauschen. Die Be-
geisterung des Auditoriums steigerte sich von Nnmmer zu Num-
mer. Ganz besonderen Beifall fanden „Das Mutterherz" von
Bucha, „Heimat" von Fischer und in der letzten Programm-
Abteilung: „Turmwarts Minne" und das tief ergreifende
Lied: „Des Kindes Sehnen" von Mickiewicz. Nicht minder
abwechselungsreich war auch der orchestrale Teil des Konzertes
unter der bewährten Leitung des Herrn Kapellmeisters Kried.
Die geräumige Terrasse vor der Hauptrestanration war wieder
vollständig bis auf den letzten Platz besetzt.

Heidelberg, 17. Juli. Richard von Schenk, unser
junger Mitbürger, dessen Auftreten in der hiesigen Harmonie-
Gesellschaft sowie in privaten Kreisen zn den besten Hoffnun-
gen berechtigt, ist nach Beendigung seiner Studien bei Sah -
lender hier und F e n t e ns-Mannheim für kommenden
Winter am Stadttheater in K a iserslautern als Baß-
Buffo verpflichtet worden. Die besten Wünsche begleiten den
strebsamen jungen Künstler an die neue Stätte seines Wirkens.

X Mvsbach, 16. Juli. (Todesfall.) Der Vorstand
der hiestgen Wasser- und rstraßenbau-Jnspektroir, Hcrr Ober-
bainnspektor Karl Wiese ist nach ganz kurzem Krankenlaqer
gestern Nachmirtag 1 Uhr gestorben. Der tüchtige Beamte stanä
im 54. Lebensjahre und hinterlützt außer seiner Gattin vier
unmündige Kinüer. Die Leiche wird nach Emmendinaen über-
führt.

Weiler, 15. Juli. (Ein wahres Athleten -
stuck), welches unter der Einwohnerschaft nicht geringe Be-
wunderung erregt, führte dem „Landboten" zufolge ein hiesi-
ger Bürgerssohn, der bei Steinhauermeister Joh. Abele be-
schaftigte Georg Molitor aus. Jnfolge erner mit stinen
Arbeitskollegen erngegangenen Wette trug derselbe ein Faß
Bier mit 16 Litern, den 51L Zentimeter dicken Spunden zwi-
schen den Zähnen haltend, von der Brauerei zum „Deutschen
Kaiser" nach der eine starke Viertelstunde enrsernten Werk-
stätte uud von da wiedex znrück, begleitet von Fr. Essig als
Kontrollperson. Für diesen Doppelgang war ihm drei Vier-
telstunde Zeit zugemessen, er kam aber noch einige Minuten
früher an, obgleich er auf dem Rückweg den längeren unö
autzerdem holperigen Weg um das Dorf ernschlug. Für diese
erstaunliche Kraftprobe, die in Anbetracht der denkbar schwie-
rigsten Transportausführung des Wettobjekts noch besonders
ins Gewicht fällt, trafen bei dem nachher erfolgten gemeinsamen
Leeren 'des Faffes' auf den Anteil des Wackeren sür 34 Pfg.
Trrnkstoff — wahrlrch, ein recht wohlverdientes Freibier! '

LL Karlsrnhe, 16. Julr. (Ein fchweresGewitter
mit Hagelschlag) ist geftern ichers' Oberland nie-
dergegcmgen. Jn Schönau i. W- fielen Hagelkörner in der
Größe einer Baumnuß, und winterlich weiß sah die ganze
Umgegend aus, da der Hagel mehrere Zentimeter hoch lag.
Was noch in Feld nnd Garten stand, ist total vernichtet. Hun-
derte von Fenstern und Zicgeln sind zerschlagen. Der Blitz
schlug i» einrge Bäume, welche total zerfetzt wurden. Zurn
Glück haben dre Reben keinen Schaden gelitten.

Baden-Baden, 16. Juli. (Unthat.) Unser Nachbarort
Oos tvurde am Abend des 14. ds. durch eine unsrnnige That
in Schrecken versetzt. Ein fremder Mensch feuerte ohne jede
Ursache auf ein achtzehnjähriges Mädchen, das vom Felde
heimkam, eincn Revolverschuh ab und verletzte es schwer, wenn
auch nicht lebensgefährlich, im Rücken. Die Kngel konnte bis
jetzt nicht entfernt werden. DerThäter wurde durch den Bürger-
meister Jhle sestgenommen. Er führt verwirrte Rcden, behaup-
tet der Sohn des italienischen Ministers Crispi zu sein und
dergleichen. Vermutlich hat man es mit einem Verrückten
zu thun.

Freiburg, 16. Juli. (D o k t o r j u b i l ä u m.) Am 15.
dieses Monats feierte der Senior der hiesigerr nredizinischen
Fakultät, Herr Geh. Rat Prof. Dr. Alfred Hegar sein
60jähriges Doktorjubilänm rm engsten Kreise. Dessenunge-
achtet 'hatten sich zahlreiche Deputationen von hier und aus-
wärts eingefunden, um den um die medizinische Wissenschast,
insbesondere die Ghnäkologie hochverdienten Gelehrten ihre
Hochachtung und Wertschätzung mit ihren Glückwünschen per-
sönlich zum AusVruck zu bringen. Bon der Unibersität Gie-
ßen, woselbst Herr Geh. Rat Hegar vor 50 Jahren promovierte,
waren die Herren Sommer, Professor der Psychiatrie, und
Pfannenstiel, Profeffor der Ghnäkologie, erschienen, um dem
Jubilar das Jubliäumsdoktordiplom zu überreichen.

8L Donaueschingen, 16. Julr. (Zum Brand in
Biesrngen.) Das „D. Wochenbl." schätzt den Schaden, der
durch den großen Brand in Biesingen verursacht wurde, auf
800 000 Mark. Während alle Welt, voran die Großherzogin,
bestrebl ist, das schreckliche Los der von der Katasttophe Betrof-
fenen durch milde Gaben zn lindern, glaubt dre ultramontane
„Fr. Stimme", welche schon bei der ersten Nachricht geflissent-
lich betont hat, daß Biesingen p r o t e st a n t i s ch rst, neuer-
dings darauf hinweisen zu sollen, daß diese Gemeinde „leider
durch große Mißachtung des Sonntags ringsum bekannt war".
Das fromme Blatt will augenschernlich seinen Lesern klar
machen, daß das Brandunglück in Biesingen wie die Katastrophe
auf Martinique ein Strafgericht Gottes war, was aber die
freien, durch ihren Mildthätigkeitssinn bekannten Katholiken
der Baar hoffentlich nicht abhalten wird, den unglücklichen
Mitbürgern in Mesingen thatkräftige Hilfe zu bringen.

Ausländer in Deutschland.

Nach dem Ergebnis der Volkszählung vonr
1. Dezember 1900 betrug die Zahl der im deutschen
Reich sich aufhaltendeu Ausländer nahezu aN
780 000 Personen. Die Zahl hat im Laufe des letzten
Wlenscheualters siark zugenommen. 1869 schätzte man sie,
wie wir der „Allgem. Ztg." eutnehmen, auf 82 000,
am 1. Dezember 1871 wurden 206 765 gezählt, iw
Jahre 1880 konnte man schon 6,10 auf tausend PersoncN
Reichsangehöriger rechnen, eine Zahl, die sich von da
verdoppelt und verdreifacht hat. Am stärksten sind uw
ter den Ausländern die Oesterreicher vertreten, sie zäw
len über 390 000 Personen; nach ihnen kommen d^
Niederländer mit 11,3 Prozent, die Jtaliener mit 9
Prozent, die Schweizer mit 7,1 Prozent der gesamtell
ausländischen Bevölkerung Deutschlands. BesondeicS
häufig sind die Ausländer in Berlin-Charlottenburg,
Elsaß-Lothringen, Königreich Sachsen, Köln, Mnnche^
und Hamburg. Jn Elsaß-Lothringen leben 16 000 Fraw
zosen, 21 000 Jtaliener, 12 000 Schweizer und 10 500
LuxemLurger. Nach Elsaß-Lothringen beherbergt dffS
Königreich Sachsen die meisten Ausländer, hauptsächl^
der arbeitenden Klasse. Jn Berlin kommen 18,6
länder auf 1000 Berliner. Unter allen Ausländern
die Männer in der Mehrzahl, denn auf 100 männll«
Personen kommen nur 68 weibliche._

Kandek und Aerkeyr.

Mannheim, 16. Juli. lAktien.) Oberrh. Bank 120.---7
Rbein Credttbank 142.10 G. Rhein. Huvoth.-Bank 179.70 ^
Brauerei Kleinlein, Heidelberq 160 G- Schroedl'sche Brauer
Aktien 175.— G. Portland Zement Heidelberg 109.— B.

Siranlfnrt, 16. Juli. Es sektensozretäl. AdenüS 6V«
Creditaktien 214.40 d., Dtskonto-Kowmandit 185.20 b., NanE .

bank f. D. 115.40 b., Bapque Ottomane 114 b.. Schaafhansenl" §

Bankverein 119.30 b. n. G.. Lombarden 18.10 B. 18 G-,

98 40 b.< 4proz. Spanier 82.20 b., 3oroz. Portugiesen 29.4
30 G., Iproz. Türken C. 29.90 b., Iproz. Türken D LSL-, ^
Monop. Griechen 43.90 b. G., Piräus Larissa Gricchen 39<c-
G.. Bochumer 192.80 B. 70 G.. Harpener 170.30 b.. Sw"
173.25 b.. Elektr. Schuckert 100 b. G.. Elktr. HelioS 20.7»

60 G.

6'/, bis 6'/, Uhr: —

Bei ruhigem Verkehr notterten Banken und Montan ^
ganz unverändert. Griechen ^ waren fest, Türken auf
Realisicrungen leicht abgeschwächb_

Lzasterstal»v«nact,kTct»ren

Neckar
erg, 17., 1,20, grst. 0,01m
«n, 16., 0,49, gest 0,05m
ei«,16., 4.25, gef. 0.06m

Rhein. ^

Lauterburg. 16,4,64. gef- 0.
Maxa«. 16.. 4.74
Mauuheim. 16.. 4,3o, gef- 0.""
 
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