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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150-176 (01. Juli 1902 - 31. Juli 1902)
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öie „Tägl. Rlindschau", mit der Erteilung von Konzes-
fionen in der Regel stets sehr schnell bei der Hand, zu-
mal in den meisten Fällen die Sache so dargestellt wivd,
als ob es sich um dringend noüvendige Erweiterungs-
bauten schon vorhandener Bauten handle.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dein
Oberlehrer Oskar Küß wieder an der Höheren Vürgerschule
in Breisach das Ritterkrenz zweiter Klasse mit Eichenlanb des
Ordens vom Zähringer Löwen verliehen nnd denselben anf sein
Ansuchen wegen vorgerückten Alters nnter Anerkennung seiner
langjährigen und tren qeleisteten Dienste auf den Schluß des
Schuljahres 1901/02 in den Ruhestand versetzt.

— Es wnrden die Revidenten Stephan Brecht beim Bezirks-
amt Staufen, Florian Schmidt beim Bezirksamt Breisach,
Johann Schreiber beim Bezirksam Ueberlingen zu Revisoren
ernannt.

— Aktuar Friedrich Schäfer beim Landgericht Karlsrnhe
wnrde zum Negistraturassistenten beini Landqericht Mannheim
«rnannt.

— Registrator August Fr ey m ü l l er beim Amtsgericht
Baden wurde znm Amtsgericht Mannheim versetzt, und Gerichts-
schreiber Johann Trunk beim Amtsgericht Meßkirch znm
Registrator beim Amtsgericht Baden, Registrator Georg Manrer
Leim Amtsgericht Waldshut zum Gerichtsschreiber beim Amts-
oericht Meßkirch und Aktnar Peter Wasmer beim Amtsgericht
Bretten znm Registrator beim Amtsgericht Waldshnt ernannt.

— Zetchenleyramtskandidaten. Aus Grund der in der Zeit
voni 10. bis 19. d. M. abgehaltenen Prüfung sind folgende
Zeichenlehreraspiranten unter die Zeichenlehramtskandidaten auf-
genommen worden: August Gan tert von Oberwinden, Otto
Geismar von Breisach, Adols Hildenbrand von Löffiugen

Aus Sta-t und Land.

Heidelberg, 21. Juli.

X Stadträtliche Borlagen an den Bürgerausschuß. V o r-

lage I, betr. die Ergänzung des Ortsstatus über die Ver-
pflichtung zum Besuch der Gewerveschule. Danach solleu auf
Wunsch der Schuhmacherinnung uud der freien Schueideriunung
die Schuhmacher- und Schneiderlehrliuge gewecbeschulpflichtig
gemacht werdeu. Der Stadtrat bcautragt dementsprechend:
Das Ortsstatut über die Verpflichtuug zum Besuch der Ge-
Werbeschule vom 28. Januar 1899 wird dahin erwcitert, datz im
Paragraph 2 desselbeu, — bei der Aufführung der Gewerbe-
unternehmer, auf deren Arbeiter die Vorschrift des Para-
graph 1 des Ortsstatuts Anwendung findet — nach „Schrniede"
eingesügt wird: „Schneidcr" und nach „Schreiner" eingesetzt
Wird: „Schuhmacher".

Vorlage II sieht cine Abänderung im Dienstvertrag mit
dcm städt. Oberförster vor, dessen Wohnungsgeld bisher in
Höhe von 620 Mk. pensionsfähig ioar. Da inzwischen das
pensionsfähige Wohnungsgeld der staarlichen Obcrförster er-
höht ist, wird beantragt: Der Bürgcrausschutz wolle in Ab-
ünderung des Gemeindebeschlusses vom 20. Nlai 1897 sich da-
mit einverstanden erklären, datz das nach diesem Beschlusse dem
Worstande des städtischen Forstamtes, Oüerförster Krutina, zu-
stehende Wohnungsgeld bei Bemessung einer etwaigen Pension
ohne Rücksicht auf seinen Bctrag in derjenigen Höhe zu Grunde
gelegt wird, in welcher es, wenn seine Stelle eine staailiche
wäre, nach den jeweils hierfür matzgebenden Grundsützen in
Rechnung gezogen würde.

Vorlage III betrifft die Korrektion der Unteren Faule-
pelzgasse. Es 'bietet sich gegenwärtig Gelegenheit, die seiner
Zeil im Prinzipe beschlossene allgemeine Korrektion dieser
Stratze noch ein Stück weiter zu führen, da dcr Eigentümer
des mit seincr Gartenmauer in die Untere Faulepelzgasse ein-
springenden Grundstückes Zwingerstratze Nr. 8., Rechtsanwalt
Hammer, bercit ist, den von seinem Besitztum in die Stratze
fallenden Gelündcstrcifen von etwa 40 Ouadratmcter Flächen-
inhalt unker der Bedingung an die Stadtgemeinde abzutreten,
datz ihm fiir das Gclände ein Einheitspreis von 60 Mk.
fiir den Quädratmeter bezahlt und autzerdem die bestehende
Einfriedigung in die neue Grenze auf Kosten der Stadt zurück-
versetzt wird. Der Stadtrat beantragt: Der Bürgerausschutz
wolle genehmigen, datz behufs Verbreiterung der Unteren
Faulepelzgasse auf obiger Grundlage mit dem Eigentümer dcr
Liegenschaft Zwingerstrahe Nr. 8 eine Vereinbarung getroffen
nnd dah die aufzuwendcnden Kosten im Betragc von 3400 Mk.
in den nächsten Voranschlag eingestellt werden.

Vorlagc IV betrifft die Verpachtnng der Wolfsbrunnen-
wirtschaft. Die städtische Wirtschaft aus dem Wolfsbrunnen
wurde bisher von Gastwirt Hermann Leitz, dem Sohne der
früheren Eigentümerin Müller Jak. Leitz Wtw., auf Grund
eines mit der Stadt abgeschlossenen Pachtvertrages, welcher an
Martini d. I. zu Cnde geht, als Pächter betrieben. Da die
Wirtschaftsführung des Genannten eine zufriedenstellende war,
möchte der Stadtrat empfehlen, von einem öffentlichen Ver-
pachtungsausschreiben Umgang zu nehmen und den Betrieb
der Wolfsbrunncnwirtschaft auf eine weitere Pachtperiode von 6
Jahren dem bisherigen Pächter unter den alten Bedingungen,
insbesondcre gcgen Weitercntrichtung des seithcrigen Pacht-
zinses von 800 Mk. per Jahr, zu überlassen. Gastwirt Leitz
ist zu einer Fortsetzung des Pachwerhältnisses auf dieser Grund-
lage bereit. Der Stadtrat beantragt: Der Bürgerausschuh
wolle der vorgeschlagencn Verpachtung seine Zustimmnng
geben.

Vorlage V bezieht sich auf die Errichtung einer Bis-
marcksäule. Wie in anderen Universitätsstädten Deutschlands,
so hat sich auch hier vor einigen Jahren auf Anregung der Stu-
identenschaft ein aus den verschiedensten Kreisen der Bevölke-
rung entnommener Ausschutz gebildet, welcher sich die Errich-
tung einer Bismarcksäule nach dem seiner Zeit von der ge-
samten deutschen Studentenschaft angenommenen preisgekrön-
ten Vorbilde anf einem hervorragenden Punkte unserer Berge
zur Aufgabe gcmacht. Der Thätigkeit dieses Ausschusses ist
es nunmehr gelungen, im Wege freiwilliger Sammlungen, an
denen stch vor allem die hiesige Studentenschaft und früher
Studierende unserer Hochschule betciligten, sowie durch Ver-
anstaltung von Festspielen einen Geldbetrag zusammenzubrin-
gen, der nnter Zuschlag der noch mit Bestimmtheit zu erwarten-
den weiteren Gaben ausreichen wird, um eine derartige Säule
in der Höhe von etwa 16 Meter zur Ausführnng zu bringen.
Als Ausstellungsort hat der Ansschuß den weithin sichtbaren
Absatz am Wcstabhange des Heiligenberges gewählt, die sog.
Kutzelhecke, einen Punkt, welcher, wie bekannt, eine schöne
Fernsicht in die Ebene und einen Ueberblick über die gesamte
Stadt bietet und sich für den fraglichen Zweck, wie kein zweiter,
oignel. Die Ausführung der Säulc, mit der nnnmehr begon-
nen werden soll, ist in einfachen, schweren Vcrhältnissen ge-
dacht, die jedoch eine derartige Einzelausgestaltung erfahren
werden, das; das Ganzc der Umgcbung dcr Stadt zur Zierde
gereichen wird. Auf der Plattform der Säule soll eine Feuer-
pfanne angebracht werden, von der aus an besonderen patrioti-
schen Erinnerungstagen Flammen aufsteigen sollen. Der
Stadtrat glaubt, datz die Erstellung ciner solchen Säule auf der
Kutzelhecke auch' vom allgemein städtischen Standpunkie aus nur
begrützt werden kann und möchtcn sich deshalb als Eigentümer
des Grund und Bodens zur Uebernahme dieses Denkmals in
städtische Obhnt gerne bereit erklären. Zur weiteren Bethä-
tignng seincs Jnteresses an der beabsichtigten Ehrung des
Gcdächtnisscs an unseren grötzten Ehrenbürger möchte er serner
empfehlen, datz, soweit sich dies mit den landschaftlichen und
sorstwirtschaftlichen Riicksichten vereinbaren lätzt, für den Säu-

lenbau Sreine ans dem L-tadtwatde abgegeben werden. Ter
Stadtrat bittet: Der Bürgerausschutz wolle sich mit diesem
Vorgehcn einverstcmden erklären.

Nkir Vorlage VI beantragt der Stadtrat: Der Bürger-
ausschnß wolle sich mit der Bewilligung eines Unterstützungs-
gehaltes von jährlich 380 Mk. an die Witwe des Kanzleiassi-
stenren I. Leuser mit Wirkung vom 1. November v. I. ab
einverstanden erklären.

Mrt Vorlage VII beantragt der Stadtrat: Der Bürger-
ausschutz wolle den seitherigen Stadtkassenassistcnten Johann
Fehringer zum Rechner der Schlacht- uNd Viehhofkasse, den
seitherigen Schlachthofkassier Fritz Link zum Rechner der Leih-
hauskasse und den seitherigen Leihhauskassier Heinrich Hoff-
mann zum Rechner der Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerks-
kasse ernennen.

Vorlage VIII beantragt: Der Bürgerausschutz wolle
znstimmen, 1. datz rn den Gehaltstaris folgende Amtsstellen
mit den beigesetzten Anfangs- und Höchstgehaltssätzen neu
aufgenommen werden: nnter II Armenvcrwaltung, Kanzlei-
assistcnt 1600—2500 Mk., unrer XI Hochbauamr, Theater-
meistergehilfe 1200—-1600 Mk., untcr XIV Elektrizitäts-
werke, Maschinenmeister 1800—3000 Mk. nebst 250 Mk. Woh-
nnngsanschlag; 2. datz mit den nachverzeichneren Bediensteten
die in Paragraph 3 Absatz 1 der Dicnst- und Gehaltsordnung
vorgeschriebenen Anstellungsverträge von dem beigesetzten Zeit-
punkre an abgcschlossen werden: mit Kanzleiassistent Karl För-
derer beim Armenrat vom 12. September 1901 an, mit Theater-
meistergehilfe Georg Schön bcim Hochbauamt vom 1. Januar
1902 an, mit Maschincnmeister Friedrich Franke beim Elek-
trizitätswerk vom 1. Jannar 1902 an, mit Berwaltungsge-
hilfe Ludwig Schneider beim Gaswcrk vom 1. Januar 1901
an, mit Kassendicner Josef Nermer beim Gaswerk vom 1. Mai
1601 an.

Mit Vorlage IX beantragt der Stadtrat: Der Bürgcr-
ausschuß wollc zur Deckung dcr bei Erbauung der Elektrizi-
tätswerksanlage crwachscnen Ileberschreitung von 25 775 Mk.
eincn aus Anlchensmitteln zu deckenden Rachtragskredit in
dieser Höhe bewilligen.

Vorlage X betrifft die Wasserversorgung des Stadt-
teils Neuenheim. Die Vorlage geht davon aus, datz der eine
über die alte Brücke führende Strmig der Wasserleitung zur
Versorgung Neuenheims nicht ausreicht. Sie schlägt die Ver-
legnng eines sogen. Dükers, d. h. cines unter dvm Neckar zn füh-
rcNdcn Leitungsrohres vor. Die Kosten des Dükcrs, der nnter-
halb der neuen Brücke, etwa im Zuge der Bismarckstraße gegvn
die Schulzengasse zu projcktiert ist, sind allerdings ziemlich er-
heblich: sie werden für eine lichteRohvweite von 200mm nnd bei
eincr Länge von 165 Meter voraussichtlich betragen: Düker-
verlegung laut Offerte der Tiefbauunternehmnng Grün u.
Bilfiiiger Mannheim 11 500 Mk., Rohrlegung mit Schutzan-
strich n. s. w. 2 800 Mk., Anschlutz- nnd Nebenarüeitcn 1 200
Mark, Unvorhergesehenes und Tlbrundung 2 500 Mk., Summe
18 000 Mk. Der Stadtrat beantragt: Der Bürgeransschutz
wolle genehmigcn, datz mit einem voraussichtlichen, ans An-
lehnngsmittcln zu bestreitcnden Aufwand von 18 000 Mk. die
Wasserleitnng im Stadtteil Neuenhcim mit jener auf dem
linken Neckarnser dnrch einen unterhalb der neuen Brücke
zu erstellenden Düker verbunden werdc. — Zwar
wird mit dcr Ansführung dicser Arbeit noch nicht
allen Anliegen der Neuenheimer Mitbürger auf dem Gc-
biete der Wasserversorgung abgsholfen nnd insbesondcre, was
eine gründlichc Umgestaltung der Wasserdruckverhältnisse in
den höheren Lagen von Ncucnheim bctrifst, nach wie vor aus
eine spätere Znhilfenahme des Handschuhsheimcr Leitungs-
wasscrs abzuheben sein. Dagegen wird dic 'Erstellung cines
Wasserdükers immerhin eine erhebliche und fühlbare Verüesse-
rung der jetzigen Znstände mit sich bringen, anch ist sie ein
früher oder später ohnehin nötiges organisches Glied in der
weitcren Ausgestaltung der Gesamtwasserversorgung der Stadt.

Borlage XI betrifft die Gasversorgung von Schlierbach
und Ziegelhausen. Es kommen für obigen Zwcck nnr in Be-
tracht: i. die Verwendung einer Speiseleitung, die, an das
vorhandene Spciserohr in Neuenheim anschlietzcnd, Gas nnter
Bchälterdruck nach Ziegelhausen und Schlierbach fövdert; dabci
stellt sich dic gesamte Bausummc anf 121 000 Mk.; 2. einc
Druckspeisclcitung mit Kompressoranlage auf dem Gaswerke,
welche das Gas unter noch höherem Druck, als Behälterdruck,
in die Vororte führt; sie kann entsprechend schwächer gcnommen
werdeu, wodurch sich der Bauaufwand auf 112 000 Mk. redu-
ziert; eine solche Leitung kann auch zur Speisung von Nencn-
heim-Handschuhsheim nnd der Oststadt bei der alten Brücke
mit verwendet wcrden, was eine wesentliche Verbesserung und
Nnsglcichung der Druckverhältnisse in 'der ganzen Stadt er-
möglichen wird. Auch eine Verbindnng dieser beiden Pläne ist
möglich, derart, daß man die Speiscleitung so weit macht,
datz man zunächst noch ein oder zwei Jahrc mit Gasbehältcr-
drnck anskommt und den Kompressordruck erst später nach Ber-
mehrung des Bedarfs zufügt. Eine solche Versorgungsart
erfordert einen Gesamtaufwand von 118 000 Mk. Hiervon
gehen ab: Straßenbeleuchtungsanlage Ziegelhausen, die auf
Rechnung der Gcmeinde erfolgt, 3000 Mk., sodatz cine eigent-
liche Bansnmme von 115 000 Mk. verbleibt. Von dieser
Summe können, um die rcinen Kosten des eigentlichen Geschäfts-
unternehmens zu ermitteln, weiter in Abzug gebracht werden:
für Einrichtung der öffentlichen Belenchtung in Schlierbach
8000 Mk., Anteil für die Mitversorgung bon Handschuhshcim
nnd Neuenheim 6000 Mk., desgleichen für die spätere Mitver-
sorgung der Oststädt bei der alten Briicke 6000 Mk., Summa
15 000 Mk., sodatz für ein Gewerbekapital von beiläufig
100 000 Mk. die Rentnbilitätsfragc zu prüfen wäre. Nun sind
fnr Schlierbach und Ziegelhausen angemeldet zusammen 1239
Flammen mit einem voraussichtlichen Jahrcskonsnm von
70 000 Kubikmeter und einer Gesamteinnahme von 9350 Mk.
im Jahre. Dieser Konsnm ist vielleicht im crstcn Jahre noch
nicht zn erreichen, sicherlich aber in längstens 2—3 Jahren,
nnd wird nach allgemeincr Erfahrnng alsdann von Jahr zn
Zahr weiter anwachsen. Es ist demnach 'die obengenannte Ren-
tabilitätsbedingnng im Anfang voraussichtlich nicht erfüllt.
Doch ist mit Sicherheit zu erwartcn, datz schon in wemgen
Jahrcn die Anlage einen Konsnm von rcntabler Höhe erreichen
wird. Mit der Gemeinde Ziegelhansen ist in vorliegender
Sache ein Vertrag vereinbart worden, dcm der dortige Bür-
gcransschntz unterm 3. d. M. zugestimmt hat. Der Stadtrat
bcantragt: Der Wirgeransschutz wolle diesen Bertrag auch ser-
nerseits gutheitzcn, die Ansführung des Projekts der Gas-
werksdircktion bczüglich der Gasversorgung von Schlierbach
nnd Ziegelhansen genehmigen und hiefür einen aus Anlchens-
mitteln zu schopsenden Kredit von 115 000 Mk. bewilligen.

Mit Vorlage XII beantragt 'der Stadtrat, der Mirger-
ansschutz wolle sich damit einverstanden crklären, datz die Grohh.
Sternwarte mit einem aus Anleyensmitteln zn deckenden Anf-
wand von 11 000 Mark an das städtischc Elektrizitätswerk
angeschlossen werde.

V o r l ag e XIII betrifft den Ankanf von Grundstücken im
Gemarkungsteil Neuenheim. Als vor kurzcm aus der Hinter-
lassenschaft des Privatmanns Johaiui Georg Schröder dahier
ein größerer Komplex von Feldgrundstücken im Gemarkungsteil
Nenenheim znr öffentlichen Versteigernng kam, hielt der Stadt-
rat es für richtig, sich an dieser letzteren zn beteiligen, da die
Stadtgcmeinde beständig Bedars an Grundbesitz hat nnd da die
Anssicht bestand, bei dieser Gelegenheit grötzere Stücke für die
Gemeinde zu erwerben. Bei dem Steigerungstermin am 8.
d. M. ist es dem Stabtrat nun gelungen, im Ganzen 10 Hektar
30 Ar Acker- nnd Wiesengelände zu erwerben. Hiervon liegen
2 Hektar 50 Ar in unmittelbarer Nähe des Neuenheimer Fried-

hofes. Weiterc 6 Hektar 69 Ar liegen im westlichen Teile der
alren Neuenheimer Gemarknng in den Geivannen Röscher und
Oberes Neckarseld. Jn deren Nachbarschaft folgen dann ein-
zelne Stücke, im Unteren Neckarfeld 38 Ar 43 Ouadrat-
meter und in der Farrenwiese 47 Ar 6 Ouadratmeter, soivie
in dem unmittelbar an das Neckarfcld angrenzenden Teile der
Gemarkung Haudschuhsheim 1 Hektar 26 Quadratmeter. Die
Preise, welche für die geschilderten Ankäufe geboten werden
mutzten, können, wenn mau die Eiuwirkungen ins Auge fatzt,
Welche gerade durch die in letzter Zeit eingetretenen, so wich-
tigen Ereignisse in unserem Gemeindcleben, auf dem Grund-
stücksmarkt versncht wurden, keineswegs als hohe bezeichnet
werden. Besonders günstig liegen die Verhältnisse bezüglich
der Erwerbungen in der Nühe des Ncuenheimer Friedhofes,
wo für den Ouadratmeter 3.06—3.20 Mk. entrichtet wurden.
Auch die für die westwärts gelegenen Stücke gegebenen Kaus-
preise, welche sich aus Ncuenheimcr Gemarkung im Oberen
Neckarfeld und Gewann Röscher zwischen 1.70—i.96 Mk. be-
wegen, im übrigen aber nur 90 Pfg., bezw. 77 Pfg. für den
Quädratmeter betragen, cntsprecheu unter Berücksichtigung der
inzwischen eingetretenen allgemeincn Wcrtsteigerung im Durch-
schnitte ungefähr dem, was seitcns der Stadt bereits vor einigcn
Jahren schon bezahlt worden ist. Die Gesamtsumme, welche
für die fraglichen Ankänfe cntrichtet werden mntz, ist aller-
dings eine ziemlich beträchtliche, sie belänft sich auf 198 580
Mark. Der Stadtrat hätte es indessen fnr ein Versäumnis
anseheu müssen, wenn mau von einer Gelegenheit, den städti-
schcN Grundbesitz so erheblich zu vermehren, wie solche dnrch
die Versteigerung der Schröderschen Hinterlassenschaft geboten
war, keinen Gebrauch gemacht hättc. 'Er bcantragt: Der
Bürgerausschutz wolle dic gekgentlich der Versteigerung der
Hinterlassenschaft 'des Privatmamis I. G. Schröder vorge-
nommene Erwcrbung von zusammcn 10 Hektar 30 Ar Gclände
gntheitzen nnd beschließen, das; der Ankanfspreis in Höhe bon
198 580 Mk. ans Anlehensmitteln bcstritten werde.

Vorlage XIV bezieht sich anf die Unterbringnng der
städtischen Kunst- nnd Altertümersammlung. Die Zeit dec
Untcrbringnng 'der städtischen Kunst- nnd dlltertümersammlung
im Otto-Heinrichsbau wird aller Voraussicht nach eine längere
sein, als ursprünglich angenommen worden ist. Es kommt
dies daher, datz der Friedrichsbau inzwischen in einer Weise
restauricrt Wnr5e, welchc dic Wiederaufnahmc der städtischen
Sammlung in denselben nicht als ratsam erscheinen lätzt.
Sollcn die wertvollen Gegenstänhe dcr Sammlung, insbcsondere
die Bilder, dasclbst keinen Schadcn nehmen, so ist nach An-
sicht der Sachverständigen zweierlei notwendig: 1. eine bessere
Verschalung der Decke, 2. eine Hcizeinrichtimg, die während
des Winters in Funktion zn setzen lväre. Von den technischen
Aemtern sind die Kosten der Deckenverschalnng mit den dazu
gehörigen Oberlichtfenstern auf 1800 Mk., und jcne der Heiz-
einrichtung, dic dnrch Gasöfen bewirkt werden soll, auf 900
Mark veranschlagt. Der Stadtrat beantragt: Der Bürgeraus-
schns; wolle die Ausführnng dieser Arbeiten mit cinem, aus
Beticbsüberschüssen der Wirtschaft zu' deckenden Aufwand von
1800 -I- 900 — 2700 Mk. gntheitzen.

-n Eine Wirtschnft mit automatischer Bedienung wird dem
Vernehmen nach in dem Hause Hauptstratze 77, Ecke der
Biencnstratze, wo sich ehedem ein Cafe befand, eingerichtet wer-
den.

O Strafkammer. Sitznng vom 18. Juli. Vorsitzen-
der: Landgerichtsdirektor Dr. W e st. Vertreter der Grotzh.
Staatsbehörde: Staatsanwalt Dr. Sebold. 1. Schntz-
mann Wilhelm Schlipphake hier ist der Körperverletzung
im Amte angeklagt. Durch die Beweisaufnahme wurde fest-
gestellt, datz er in der Nacht vom 2l. auf den 22. April l. I.
auf der Hauptstratze einen jungen Mann wcgen einer gering-
fügigen Ruhestürung zur Ruhe verwies, denselben dann grund-
los verhaftete und dabei ihm ohne alle Veranlassung einen
Faustschlag ins Gesicht versetzte, so datz das getroffene Auge
anschwoll und blutete. Auf der Wachtstube suchte Schlipphake
den Verletztcn zu der Erklärung zn bestimmcn, er habe die
Verlctzung am Auge in einer Schlügerei erhalten. Als ihm
dies nicht gelang, mitzhandelte er den Arrestanten mit einem
Gnmmischlauch, wobei ihm andere Schntzleute behilflich wa-
ren. Die deutlichen Spuren der Mihhandlungen wnrden spä-
tcr gerichtsärztlich festgestellt. Schlipphake wird der Anklage
gemütz unter Annahme mildernder Umständc zu 6 Wochen
Gefüngnis vcrurteilt. Als strafmildernd kam in Betrachr, datz
der Angeklagte in jener Nacht einen anstrengenden Dienst haiie,
wie üüerhaupt der Dienst der Heidelberger Schutzmannschast
ein üußerst schwieriger sei, nnd datz Schlipphake wohl auch durch
das Berhalien des jungen Mannes gereizt worden sein mag.

2. Georg Steger, ein gelernter Schreincr und Glaser von
Nenhaus, der sich später in einem Schweizer Zuchthaus zum
Kunstmaler ausgebildet, hat in der Eigenschaft des Zuhäl-
ters einer Dirne bereits in Stuttgart, Zürich, Basel usw. we-
gen unehelichen Zusammenlebens, Bctrugs, Raubcs usw, teil-
weise schwere Strafen erlitten. Ende Mai d. I. wurde er als
Zuhälter mit demselben Frauenzimmer auch hier aügefatzt.
Er erhält heute wcgen Verbrechens gegen Paragraph 181 o
R.-St.-G.-B. 1 Jahr Gefängnis und 5 Jahre Ehrverlust;
autzerdem wird die Zulässigkeit von Polizeianfsicht und die
Ueberweisung an die Landespolizeibehörde ausgesprocheii. Dw
Verhan'dlung fand unter Ausschluh der Oeffentlichkeit statt.

3. Taglöhner Johann Hettinger von Dossenheim, wohn-
haft in Handschuhsheim, bestimmte einen dortigen Wirt zuc
Hergabe von 8 Mk. unter der falschen Angabo, es sei für eineN
Verwandten des Wirts. Als ihm dies gelungen war, versuchte
er dasselbe Manöver nochmals mit Benutzung eines gefälsch-
ten Zettels. Der wegen Diebstahls, Betrugs, Unterschlagnng
usw. vorbestrafte Angeklagte wird zu 4 Monaten Gefängnis
verurteilt. 4. Taglöhner Georg Hambrecht von Kirch-
heim hatte ein Fahrrad durch Kauf auf Abschlagszahlung
erworben nnd 'dabei dem Verkänfer das Eigentumsrecht bis
znr völligen Ilbzahlung eingeräumt. Bevor diese aber erfolgte,
vcrpfändete H. das Rad nnd verkanfte den Pfandschein. We-
gen Unterschlagung hatte das Schöffengericht auf 2 WocheN
Gefängnis erkannt. Die Berusung des Angeklagten wiro
als unbegrün'det zurückgewiesen.

* Die Nebenbahn Mavnbeim—Weinheim—Heidelberg-"
Mannheim hat im Juni 66 597 Mk. eingenommen, d. i. 156 M.
mehr als im gleichen Monat des Vorjahres. Die Gesamteinnahws
vom 1. April ab beträgt 198 794 Mk., d. i. 3287 Mk. wenig-r
als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Bei 10 NebenbahneU
hat der Juni ein Mehr, bei 7 ein Weniger an Einnahmen gebraast-

n- Vortrag. Ueber „DasVolk der Denker in
der Zwangsjacke" wird am Freitag Abend ein Hcrt
Hofmann aus Berlin hier in der Ritterhalle sprechen. DM
Veranstaltung des Vortrages geht von der sozialdemokratischcr'
Partei aus.

X Polizeibericht. Verhaftet wurde ein Taglöhner wegc"
Trunkenheit und Unfug, wegen Ruhestörung kamen 7 PersoinM
zur Anzeige.

st- Von der Bergstraße, 23. Juli. (Ernte.) Diese Wow^
solltc die Ernte vollständig ihren Anfang nehmen und hat ZuM
Teil anch schon begonnen. Allein 'das Wetter hierzu ist die gnE
Woche so schlecht, datz man das Schneiden gerne unterläm-
Was hilft das Schneidcn und Hinlegen der Früchte aus ^
feuchtwarmcn, jetzt nassen Aecker, wenn man zum BoraN^
sieht, datz an ein Heimbringen derselben nnter Dach doch nro>
zu 'denken und die Gefcchr vorhanden ist, datz sie bei längerew
Liegenbleiben auswachsen. Korn liegt noch viel draußen,
ches schon in voriger Woche geschnitten worden ist. Die Früall
» sind infolge der schweren Gewittcrregen total auf die
I geschlagcn, so datz die Aecker wie gewalzt aussehen. Da säv"
 
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