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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150-176 (01. Juli 1902 - 31. Juli 1902)
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ruhe, den technischen Assistenten Wilhelm Schneider in Karls-
ruhe, und zwar Frank unter Belassnng des Titels „Baukon-
trolleur" und die übrigen unter Verleihnng des Titels „Bankon-
trollenr" zu Aeichnern ernannt.

— Es wurden vom Ministerium Hochbanassistent Philipp
Wittmannin Mannheim, Hochbauassistent Philipp Christoph
in Karlsruhe und technischer Assistent Karl Bri ll nnter Ver-
leihung des Titels „Baukontrollenr" zn Zeichnern ernannt. Ferner
wnrden zugeteilt: Bankontrolleur Frank dem Großh. Bahn-
bauinspektor in Bruchsal, Bankontrollenr Angstmann dem
Großh. Bahnbauinspektor in Mannheim, Bankontrollenr Zaiß
dem Großh. Bahnbaninspektor in Heidelberg I, Bankontrollenr
Zeitvogel der Großh. Verwaltnng der Eisenbahnmagazine,
Bankontrolleur Schneider der Großh. Generaldirektion der
Staatseisenbahnen, Zeichner Zehuer der Großh. Generaldirektion
der Staatseisenbahnen, Baukontrollenr Wittmann dem Großh.
Bahnbauinspektor in Mannheim, Baukontrolleur Christoph
dem Großh. Bahnbaninspektor in Karlsruhe nnd Baukontrollenr
Brill der Großh. Generaldirektion.

, — Dem technischen Assistenten Ernst Haas bei der Fabrik-
inspektion wurde die etatmäßige Stelle eines technisch gebildeten
Hilfsarbeiters daselbst übertragen.

— Es wnrden im Einverständnis mit dem Erzbischöflichen
Ordinariat die Revidenten Richard Maier und Wilhelm Kühn
beim Katholischen Oberstiftungsrat zn Revisoren ernannt.

— Den Gewerbeschnlkandidaten Theodor Sickinger und
Gustav Herbold wurden etatmäßige Amtsstellen als Gewerbe-
lehrer an den Gewerbeschnlen in Freibnrg, bezw. in Mannheim
Lbertragen.

Ausland.

England.

j Lündo n, 26. Julr. Die Konfere n z der
K o t o n i a l m i n i st e r mit Mr. CHamberlain und
anderen Vertretern der Regierung wird bereits im Laufe
der nächsten Woche zum Abschlusse gelangen — viel
früher, als man ursprünglich erwartete. Es wird heute
fchon zugestanden, daß auch in keiner einzigen der auf-
geworfenen Fragen, namentlich jene der gemeinsamen
Reichsverteidigung, der Vorzugstarife zwischen den Kolo-
nien und dem Btutterlande und dem vielgenannten briti-
fchen Zollverein, eine Einigung erzielt wurde und daß
dementsprechend auch keine endgültigen Beschlüsse gefaßt
werden können. Die hochgefpannten Erwartungen, die
man an diese Konferenz knüpft, sind daher unerfüllt
geblieben und waltet darob, namentlich in den Kreisen der
Schutzzöllner, keine geringe Enttäuschung vor. Zum
Troste führt man nun an, daß die Verhandlungen doch
nicht ganz nutzlos waren und eine Grundlage geschaffsn
haben, auf der weiterhin verhandelt werdsn könne, wenn
die Kolonialminister daheim mit den beziigli-chen Volks-
vertretungen Beratungen gepflogen haben werden. Es
soll die Absicht gehegt werden, diese Konferenzen alle
drei Jahre in London abzuhalten.

London, 28. Juli. Der heutige ärztliche Bericht
lautet: Der Zustand des Königs Eduard ist fort-
dauernd aus g ez eich net. Die Wunde heilt rasch. Der
König konnte vom Liegstuhl auf einen Rolllehnstuhl gebracht
werden.

RuUand.

— Die „Pol. Korr." meldet aus Petersburg, daß
der Unterrichtsminifter eine Reform der russ i-
schen tl ni v e r s i t ä t en beabfichfiiiL und hervor-
ragende Fachmänner ins Ausland entsandt habe, die das
Ilnterrichtswesen studieren sollen. Nach Osterreich,
Deutschland und der Schweiz wurde Professor Budilo-
witsch entsandt.

Wirtsyausreformer im Aeichstage.

Erst jetzt wird bekannt, daß sich am 6. Juni Reichs-
tagsabgeordnete verschiedener Fraktionen zu einer Be-
fprechung vereinigt haben, um ein Programm der Gast-
hausreform durch die Reichsgesetzgebung festzustellen. Die
Namen der Beteiligten werden nicht genannt, weil zuerst
die Zustimmungen gleichgesinnter Kollegen eingeholt wer-
den folleu. Das Proqramm ist jedoch in dem Organe
des „Dentschen Vereins für Gasthaus-Reforni", desseu
Verwaltimg in Weimar geführt wird, bereits mitgeteilt.
Es sind einige neue uud ziemlich weitgehende Forderuu-
qen darin, wie man aus dem Extrakt beurteilen kann,
Len wir dem ausführlichen Schriftstücke entnehmen. Dies
sind die wichtrgsten Grundfätze: Ausdehnimg der Be-
dürfnisfrage auf alle Gemeinden. Zw Orten unter
50 000 Eiuwohner nicht mehr als eine Schankstätte auf
300 Einwohner, in größeren Orten höchstens eme auf
600 Einwohner. Die Konzession gilt allemal auf fimf
Jahre nur. Sie kann von Erfüllung bestimmter For-
derimgen abhängig gemacht werden. Dic Gemeinden

ren an der Südseite des Schlotzberges, der ihr Eigentum, einen
Stembruch angelegt und ihn, dank der Rührigkeit der Stein-
Lruchvevwaltung, — unter einseitiger UeberschreitLng der ihr
s. Zt. vom Grotzh. Forstamt gezogenen Grenzen — bis hart
an die Vorburg ausgedehnt. Die wirtschaftliche Bedeutung
Lieser Ausbeutung für die Gemeinde, besser, für die heutige
Generation von Dossenheim, ist unbestritten. Die Grotzh.
Regierung sieht es aber für ihre Pflicht an, neben den materiel-
len Jnteresscn auch die ideellen zu wahren. So hat sie
denn nach Anhörung aller in Betracht kommenden Faktoren
und Sachverständigen vor etwa einem Mouat dem Gemeindcrat
Dossenheim einen Vermittlungsvorschlag gemacht, nach -dem
Burg und Vorbnrg geschont werden, am West- und Ostabhcmg
der Burg aber der Betrieb des Steinbruchs nach den Wünschen
der Gemeinde erfolgen soll. Es stcht zu erwarten» datz die
Gemeindeverwaltung Dossenheim diesem wohlerwogenen Vor-
schlage zustimmt, mii so mehr, als auch aus materiellen Grün-
den 'der Abbau der Burgruine Schauenburg zweckwidrig: Laut
dem Gutachten der Grotzh. geologischen Landesanstalt besteht
uämlich der „Schlotzberg" keineswegs ausschließlich aus Por-
phhr; vielmehr stötzt etwa iu der Mitte des Hügels Granit an,
desscn Felsen ja auch im Burggrabeu offen anstehen; somit
rnützte doch bereits vor dieser Grenzlinie der Nbbau auf Por-
phyr eingcstellt werden und das jetzige schöne Bild ciner urglten
Bnrgruine nnd ein herrlicher Aussichtspunkt würde ohne Rot
iind 'Zweck ganz oder halb zerstört sein.

SoseidennauchandieserStelledemdrrn-
genden Wunsche Ausdruck geliehen, datz die
Gemeindeverwaltung Dossenheim in wohl-
verstandenem eigenen Jnteresse die Burg-
ruine Schauenburg als wertvollen ideellen

BesitzderGemeindeauchkünftigenGeschlech-

tern überliefern möge.

Heidelberg, 27. Juli 1S02.

Professor Dr. K. P faff,

Bezirkspfleger der Kunst- und Altertumsdenkmäler.

können^deii Braniikwemverkauf und -schank ganz unter-
sagen. Sie können alle Konzessionen einer gemeinnützigen
Gesellschaft nach dem Gotendurger System übertragen.
Die Konzessionsnachsucher müssen nicht nur in sittlicher,
sondern auch in finanzieller Beziehung Gewähr leisten.
Der Kleinhandel mit geistigen Getränken in ofsenen Ge-
fäßen ist nur Gast- nnd Schankwirts-chaften gestattet. Die
Konzession kann jederzeit durch Enteignungsverfahren
entzogen werden. Alle Schankstätten sind nachts von
1—6 Uhr und an den Vormittagen der Sonn- und Fest-
tage zwei Stunden lang zu schließen. Personen unter
16 Jahren dürfen alkoholische Getränke nicht erhalten.
Auf Borg dürfen diese Getränke nicht verabreicht werden.

Aus Stadt und Land.

Heid elberg, 29. Juli.

I Ihre Kaiscrl. Hoheit Prinzessiir Eugenie von Olden
burg ist aus der Schweiz hier zu zweitägigem Besuch eiugetroffeii
und hat mit Gefolge iin Europäischen Hof Wohnuug geuommen.
Prinzessiu Eugeuie ist die Gemahlin des Herzogs Alexander von
Oldenburg, der bem rnssischen Zweig des Hanses Oldenburg an-
gehört.

A Der Heidelberger Erkiärung gegen die Männerklöster
haben sich in Ziegelhausen 232 Bürger ans allen Kceisen durch
Unterschrift angeschlossen. Es ist diese Kundgebnng ohne jede
Anregnng von anßen erfolgt, ein Beweis, wie sehr die drohende
Znlassung von Mäiinerklöstern die Gemüter erregt. Auf das
Beispiel Ziegelhausens seien die anderen Gemeinden unseres Be-
zirks aufmerksam gemacht. Nach den mis zugehenden Stimmnngs-
berichten brancht nur in jeder Gemeinde Jemand die Sache in
die Hand zu nehmen und die Unterschriften werden ihm in Menge
znkommen, wie in Ziegelhausen.

X Von der Universität. Jn der gestrigen Ansschuß-
sitzung wurden für das Wintersemester 1902—3 folgende Herren
in den engeren Ausschuß gewählt: Wildenberger (Karls-
rnhensia) Vorsitzcnder, Gödsl (Allemannia) Schristwart,
Herrmann (Ghibellinia) Kassenwart, Hünecke (Zchwarz-
burgia) Beisitzer. — Die Einweihnng der B i s m a r ck s ä n l e
findet Ende Oktober statt. — Der akadeinische Gesangver ein
veranstaltet am 1. August abends pnnkt 8 Uhr in der Uni-
versitätsanla seinen 13. Mnsikabend.

Z Der Studenten-Gesangvercin Schwarzburgia seierte vom
26. bis 28. Juli sein drittes Stiftnngsfest. Ein herrlich ver-
lanfenes Konzert nnter Leitnng des Herrn Musikdirektors Seelig
lettete die Feier am Samstag ein. Männerchöre, verstärkt durch
die Kartellvereine „Zaringia", Freibnrg, nnd „Arion",
Straßbnrg, sowie Kammermusik machten das Programm recht
abwechselnngsreich nnd bewiesen, wie ernst die „Schwarz-
bnrgia" die Musik pflegt und wie Schönes sie nnter der^hat-
krüftigen Leitnng ihres Dirigenten zn erreichen in der LaM ist.
An das Konzert schloß sich eine Tanz-Unterhaltung, die in
schönster Weise verlief und an der sich die hiesige und answärtige
Gesellschaft in regster Weise beteiligte. Am Sonntag fand Früh-
schoppen, Festesscn und Kommers statt, worauf am gestrigen
Tage ein Katerfrühstück, sowie eine Neckarfahrt nach Neckarsteinach
und Neckargemnnd das Fest der jnngen Verbindung abschloß.

Das hiesige .Üonservatorimn der Musik wurde in dem
soeben zu Ende ge'henden Schuljahr.tzon 115 Schülerinnen und
Schülern besucht. Die Anstalt hat sich das Ziel gestellt, bei
ihren Schülern eine möglichst vollständige Ausbildung in allen
theoretischen imd praktischen Zweigen der Tonkunst zu erreichen
und zwar cmf dem Wege einer systematischen, ernst und konse-
guent durchgeführten Unterrichtsmethode. Cs soll dcn An-
fängern in den Vorbereitungsklassen eine feste, gediegene
Grundlage geschaffen werden, auf der sie dann weiterbauen
und in den Mittel- und Oberklassen, in denen neben den Haupt-
fächern die allgemeinen musikalischen Kenntnisse zu erweitern
sind, höheren Zielen entgegenstreben können. Der Unterricht
wurde bon den Direktoren, sechs Lehrerinnen und sechs Lch-
rern in 25 Klassen (112 Wochenstunden) erteilt. Das neue
9. Schuljahx beginnt Dienstag, den 16. September 1902, an
welchem Tage die Prüfung der Neueintretcnden stattfindet.

> , Schöffengerichtssttzung vom 28. Jnli. 1) Hngo Robert
May von Heidelberg erhielt wegen Widerstcmds 9 Tage Ge-
fängnis, 2) Marie Haas von Heidelberg wegen Diebstahls 10 Tage
Gefängnis, 3) Heinrich Voege von Heidelberg wegen Beleidigung,
Hausfriedensbruchs und Widerstands 60 Mark Geldstrafe cvent.
12 Tage Gefängnis. 4) Marie Lchmaim von Heidelberg wnrde
von de'r Anklage wegen Sachbeschädignng freigesprochen. 6) Josef
Brnst von Heidelberg erbielt wegen Diebstahls 1 Tag Gefängnis
und 6) Cyriak Schuhmacher, z. Zt. in Haft dahier, wegen Körper-
verletznng 2 Monate Gefängnis.

Z Ladenburg, 28. Jnli. (D i e hiesige Oberrealschule)
war im abgelanfenen Schuljahr von 153 Schülern besncht. 13
traten im Lanfe des Jahres ans. Die Schlußfeier findet am
Donnerstag statt. Das neue Schuljahr begiimt am 13. Sept.

Mannheim, 23. Juli. (D i e G a st r o l l e n derDiebe
i n d en I1-Z üge n) sind schon wiederholt Gegenstand der
Erörterung in der Presse gewescn. Kürzlich wurde auf dem
hiesigen Bahühof eine noch unbekcmnte Person festgenommcn,
die beschnldigt ist, einem Reisenden im O-Zuge die 800 Mark
enthaltende Briestasche entwendet zu haben. Die Staatscm-
waltschaft hat bisher vergeblich versucht, das Jnkognito des
Diebes zu lüften. Der Thäter gab zuerst an, er heitze Herscu
Meudel, sei in Botozani oder Botuscmi iu Rnmänien geboren
und Artist; in seinem Besitze befand sich ein auf diesen Namen
lautendes Legitimationspapier. Bei seiner späteren Berneh-
mung gestand er aber zu, datz er das Legitimationspapier bon
eiuer unbekanuten, mit solchen Papieren hcmdelnden Person
gekauft habe. Er behauptet nun, er heitze Henri Cools, sei
-Sohn des Fischhändlers Jean Baptiste Frcmcois Cools, wohne
in Brüssel, Vorstadt Laeken, Rue Marie Christine 175, sei ur-
sprünglich Fischer gewesen und in Brüssel sechsmal wegen
Taschendiebstahls vorbestraft. Er -will am 16. v. M. von
Brüsfel abgcreisi sein, nachdem er dort durch Vermitteluug von
Wetten bei einem Rennen 4—600 Francs verdient hätte; er
sei nach Paris gefahren, bon dort nach Straßbürg, von hier
nach Karlsruhe und habe beabsichtigt, nach Mainz zu reisen.
Jm Besitze des Cools befcmd sich eine schwarzlederne Brief-
taschc mit dem in Goldschrift eingestempelten Namen „Oskar
Lepoint, Fabrikant" und eins Note der Banque de France
Lber 100 Francs. Die Handtasche des Diebes ist noch nicht
gefunden. Der Thäter hat sich dadurch besouders verdüchtig
gemacht, datz er seine photographische Aufnahme dur'ch Schlie-
tzen der Augen und Berzerren des Gesichts undeutlich zu machen
gesucht hat. Es handelt sich danach sicherlich um einen inter-
nationalen Gauner, der noch eine Anzahl nicht gesühnter
Strafthaten zu vertreten hat.

Karlsruhe, 28. Juli. (Gymnasium.) Am 24., 25.
uud 26. Juli fand im Gymnasium die A b i t u r i e n t e n-
prüfung stalt, die von Geh. Hofrat Dr. Curtius aus Heidel-
berg geleitet wurde. Von 84 Schülern dcr Oberprima bestan-
den 82 die Prüfung, darunter 7 mit der ersten Note.

Karlsruhc, 28. °Jnli. (Jn der Vorstandssltzung)
des Vercins badischer Lehrerinnen vom 21. d. M. wurde an
Stelle der seiiherigen 1. Vorsitzenden, Fräulein Minna Laivz,
Fräulein Elise Schmidt, Lehrerin a. D. Mannheim, zur 1. Vor-
sitzenden gewählt.

80 Freiburg, 28. Jnli. (Blitzschlag.) Jn der Nacht
anf Sonntag zog iiber St. Peter ein schweres G-ewitter, welches

bedeutenden Schaden verursachte. Der BNtz schlug in den
sogenannren Hornhos und zünüete, so datz das ganze Anwesen
lofort m Flammen srand. Tas Hans war zum grötzren Teil
mir Stroh gedeckt, welches nach dem Entzündeu herunrerrutschre
und so rings um das Haus einen brennenden Wall üildere,
so datz niemand mehr weder aus noch ein hätre gehen können.
Ein Glück kann mau es nennen, Latz öie Hausbewohner Lurch
enicn Zufall aufgestanden waren. Zwei Herren nämlich,
welche von Freiburg aus üüer den Höhenweg hierher wander-
ten, wnrden, laut „Freib. Ztg.", von dem Gewitter überrascht
und klopften die Bewohner aus dem Bette. Bald darauf er-
folgte der verhüngnisvolle Schlag. Autzer dem baren Gelde
kormte nichts gerettet werden. Zwei Pferde, etwa 30 Srück
Rindvieh, etliche Schafe und Schweine kamcn in den Flammen
um. Die Fahrnisse sollen versicheri sein.

Staufen, 28. Juli. (U e b e r f a h r e n.) Der um halb
9 Uhr abends hier durchfahrende Zug der Nebenbahn überfuhr
am Samstag beim Uebergang an der Stratze von Sraufen
uach Krozingcn das Fuhrwerk des Wirres Hatzler vou Thiengen.
Die Droschke wurde zertrümmert, das Pferd blieb unverletzr.
Herr Hatzler wurde in ernen Graüen geschleudert und kam
mit leichten Verletzungen davon. Am Uebergang befand sich
k'eine Barriere.

8L Villingen, 28. Juli. (Z u m L a n d e s f e u e r -
weh rfest), das am 2., 8. nnd 4. August in Villingen ftatr-
sindet, habeu sich jetzt 200 Korps mit 8000 Mann angemeldet.
Die Beschickung der Ausstellung von Feucrwehr-Requisiten und
Löschgeräten ist reicher, als bei den Ausstellungen an anderen
Orten. Jnteresscmt ist u. a. eine Motorspritze, wetche durch
Motor bewegt und deren Pumpe durch Motor getrieben wird.

Aus Badcn. Jn Karls r u h e - rst am 28. d. M. Ver-
lagsbuchhändler Josef Bielefeld, österreichisch-ungarischer Kon-
sul, früher Vorsitzender des Deutschen Verlegervereins, nach
kurzer Krankheit an ciner Herzlähmung gestorben.

Heidelberger Vereinsangelegenheiten.

-r- Der Verein bayerischer Staatsangehöriger hielt am
Sonntag Abend in den oberen Lokalitäten des Hotels „Adler"
eine musikalisch-deklamatorische Abendunterhaltung mit Tanz
ab, welche sehr stark besucht war, sodah bald eine sehr gemütliche
Stimmung Platz griff uud die Teilnehmer bis zum frühen
Morgen vereinie. Das etwa 20 Nummcrn umfassende Pro-
gramm enthielt mehrere neue Ueber'brettl-Liedcr, sowie den
bekannteften Schlager aus der Operette „Das sütze Mädel"
von Reinhard, mit grotzem Beifall vorgetragen von Herrn
D i e i r i ch, ferner Liedcr für Bariton, vorgctragen von Herrn
R i n g l e r, dcr sich als Träger eines sehr sympathischen
Stimmmaterials entpupptc und für seine humoristischen Vor-
trüge eiu dankbares, beifallsfreudiges Auditorium fand. Herr
Bechtel von der Zithergesellschaft Hcidelberg trug mit be-
kannter Virtuosität einige Solostücke für ^Zither vor, welche
derart gefielen, datz der Vortragende sich zu einem Dacapo ver-
stehen mutzte. Klaviervorträge des Herrn Georgi und von
Fräulein Dietrich wechselten mit Ansprachen, Melodramen,
u. s. -w. in bunter Reihenfolge ab. Jm Lauf des Abends wurde
rn Worten höchster Anerkennung der Verdienste gcdacht, welche
sich der 1. Vorstcmd, Herr Zahnarzt Dietrich, während der
Zeit seincr Amtsführung um den Verein erworben hat. Der
grotze Aufschwung, den letzterer seither nahm, wurde ihm als
bcsonderes Verdienst angerechnet. Als Dcmk des Vererns auch
für seine Mitwirkung als Tenorist und Recitator wurde ihm
ein müchtiger Lorbeerkranz mit blau-weitzen Schleifen über-
reicht, den der also Gefeicrte mit Worten des Dankes entgegen-
nahm. Den Beschlutz der Vercmstaltung bildete e!n frdeles
Tanzkränzchen.

Eingesandt.

Heidelbsrq, 25. Juli. An der Kreiizmig der Sophien- und
Bergheimerstraße umstand gestern Abend zivischen 6 und 7 Uhr
ein Haufen Nengieriger ein Opfer menschlicher Unvermmft imd
Gransamkeit. Es handelte sich freilich „nur" um einen Hnnd.
Ein Bulldogg lag im Znstande völliger Erschöpfnng, mit keuchender
Brust nnd lechzender Znnge, lang hingestreckt ans der Erde und
versnchte vergeblich, sich anfzurichtsn. Erst nach einiger Zeit gelang
ihm dies; aber als er, wie halb gelähmt, eine Strecke weit sich
fortgeschleppt hatte, brach er cmfs nene zusammen. Allem An-
schei'ne nach war das Tier, das, wie von Zengen dieser Scene
bestimmt bchanptet wnrde, einer hiesiqen stndentischen Verbindung
ehören soll, ein Opfer der leidigen Unsitte geworden, Hnnde mit
em Wagen laufen zu lassen. — Jm Hinblick anf dieses Vor-
komnmis erscheint es mir als Pflicht, nenerdings (wie es, soviel
ich mich erinnere, seitens des hiesigen Tierschntzvereins schon
früher geschehen ist) öffentlich daraus hinznweisen, daß es u M
menschllch ist, Hnnde einem rasch rollenden Gefährt, sei es
Bahn, Wagen oder Rad, anf weitere Strecken nachlanfen M
lassen. Doppelt unmenschlich aber würe es, wissentlich ein dnrch
die eigene Unbarmherzigkeit zn Tode erschöpftes Tier auf offener
Straße seinem Schicksale zu überlassen. Wir nehinen an, baß im
gegenwärtigen Falle der oder die Besitzer des Hnndes von dessen
Znrückbleiben keine Kenntnis hatten. Aber anch gegen jeden Fall
von fahrlässiger Tierqnälerei sollte nimachsichtig mit Anzeige nnd
Strafe vorgegangen werden. Or. R. S.

Kleine Zeitung.

— Schlettstadt, 28. Juli. Der Leutnant Stuben-
rauch im Rheinischen Jägerbataillon Nr. 8 ist gestern
infolge LosgehenZ eines Gewehres auf der Jagd erschossen
worden. Er war sofort tot.

— München, 28. Juli. Das malerisch gelegene und
wohlbekannte Kirchlein in St. Heinrich bei Seeshaupt
am Starnberger See ist gcstern Abend durch einen Blitz-
strahl entzündet worden. Sämtliche Holzteile sind einge«
äschert worden. Auch sonst richtete das gestern nieder->
gegangene Wetter vtelfach Schaden an. Der Zugverkehr
erlitt teilweise Verspätungen.

— Augsbmg, 28. Juli. Die „Augsburger Abend-
Zeitung" meldet: Der Luftballon „Augusta" der Rieding-
schen Ballonfabrik in Augsburg stieg am Samstag Abend
8 Uhr 20 Minuten zu einer Nachtdauerfahrt auf und flog
über die russische Grenze. Der Ballon landete mit seineN
zwei Jnsassen im Gouvernement Kalisch. Die Landung
ging glücklich von statten.

— Bom Befindeu Professor Birchows. Nach einer
Meldung aus Harzburg schreitet die Besserung im BefindeN
des Prof. Virchow nur langsam und wenig merkbar fort.
Der Patient muß weiter das Bett hüten, das Allgemein-
befinden ist jedoch ohne Fieber.

— Partenkirchen, 28. Juli. Am Samstag Nach'
mittag wurde der Realschullehrer Kreuther aus Regens^
burg beim Abstieg von der Zugspitze, 16 Meter unterhalo
derselben vom Schlage getroffen und war sofort tot. SeiN
Begleiter, Realschulassistent Poellein erschrack hierüber st>
sehr, daß er abstürzte und dabei ebenfalls den To d fand-
Beide Leichen wurden gestern nach Partenkirchen gebracht-

— Zürich, 28. Jult. Von d-r Zindlenspitze tM
 
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