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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150-176 (01. Juli 1902 - 31. Juli 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0206

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vielmehr nach Vollendung dieser Vergiftung hat es fast
10 Jahre gedanert, bis ich meine geistige und moralische
Gesundheit wieder gewonnen habe. Es giebt nur eins
Erziehung, die man eine „freie" im wahren Sinne des
Wortes nennen kann; das ist die, welche von positiver
Religton nichts weiß. Für diesen Unterricht soll
man auch allein eintreten." — Oetave Mirbeau er-
widerte: „Jch bin in eineni religiösen Etablissement, bei
den Jesuiten von Vannes, erzogen worden. Von dieser
Erziehung, die nur auf Lüge und Furcht beruht, habe
ich lange die Schrecken der jesuitischen Moral übrig be-
halten. Und nur nach schweren Kämpfen, nach schmerz-
lichen Anstrengungen habe ich mich von diesem abscheuli-
chen Haufen von Aberglauben emanzipieren können, durch
den man den Geist des Kindes in Fesseln schlägt, um den
Mann später besser zu beherrschen. Jch trage nur einen
Haß im Herzen, aber er ist groß und ties: den Haß
vor der geistlichen Erziehung.

England.

— Bei einer Operation, der Lord Methue n jüngst
in London sich unterzog, wurden verschiedene Knochen-
splitter aus der Wunde entsernt. Wie es heißt, ist der
chirurgische Eingrisf glänzend gelungen, und es liegt
nunmehr die begründete Hoffnung vor, daß der englische
General nach mehrmonatlicher Krankheit endlich glücklich
genesen wird, wobei aber immerhin sraglich bleibt, ob die
leidige Steifheit des verwundeten Beines gänzlich be-
hoben werden kann.

Amerika.

— Ueber die S t e l l u n g der Schwarzen in
den Vereinigten Staaten geht der „Daily
News" ein Bericht aus Washington zu, der Beachtung
verdient. Es heißt da:

Es ist ganz unmöglich, datz irgend eine Menschenrasse
auf der weiten Erde von der Hand der Weißen größeres Unrecht
zu erdulden hat, als die Neger in den südlichen Staaten. Die
ganze zivilisierte Welt würde entsetzt sein, wcnn auch nur
die Hälfte der Wahrheit bekannt würde. Der Neger, der am
22. Mai in Texas verbrannt wurde, hatte vorher die barbari-
schesten Folterqualen zu Lberstehen. Ehe der Scheiterhaufen
unter ihm angezündet wurde, brannte man ihm die Augen
mit glühenden Eisen aus. Dann brannte man ihm die Kleider
vom Leibe, schlitzte seinen Leib mit Messern auf und marterte
ihn, bis sein Haupt auf die Brust sank. Dann erst zündete
der Mann, desfen Frau üehauptete, von dem Neger vergewal-
tigt worden zu sein, den Scheiterhaufen an. Es war entsctzlich,
was der arme Bursche zu leiden hatte, und er flehte jammernd:
„Bitte, weiße Herren, erschießt mich, erschießt michl" Einige
Tausend Personen wohnten dem entsetzlichen Schauspiel bei
und wollten, daß die Dkartern noch berlängert werden, was
aber durch den Eintritt des Todes vereitelt wurde. Die
Negerverbrennungen bilden jetzt in Texas", heißt es weiter,
„eine Art von Volksfesten. Um die öffentliche Meinung
zu beeinflussen, werden die schändlichsten Dinge über die

Neger erfunden und gsdruckt. Und dabei sind sie nicht halb
so schlimm, als die Weißen, unter denen sie leben. Jn den
südlichen Staaten insbesondere fühlen sie, daß, ihrer Hautfarbe
wegen, ein Kainszeichen auf ihnen lastet und das macht sie
gleichgiltig und uübekümmert um alle Folgen von dem, was
sie thun. Jm Norden haben sie auch wenige Freunde, unter
diesen aber befindsn sich Präsident Roosevelt und Senator
Gallinger."

Aus Stadt und Land.

LL. Karlsruhe, 28. Juli. sP a ck e t m a r d e r.) Der
schon längere Zeit im hiesigen Postamt -2 hausende Packet-
marder ist in ber Person des Aushelfers Gänsmantel aus
Huttenheim ermittelt und berhaftet worden. Derselbe hatte
es hauptsächlich auf Soldatenpackete abgesehen, in denen er
— häufig nicht mit Unrecht — bares Geld vermutete.

Pforzheim, 26. Juli. (Die Oberrealschule) hat
soeben ihren Bericht über das nunmehr abgelaufene Schuljahr
1901—1902 ausgegeben. Die Anstalt, die in den letzten
Jahren sich ganz bedeutend erweitert hat, zählte im abgeüm-
fenen Jahre 566 Schüler, die in 18 Klassenabteilungen unter-
richtet wurden. Die unteren drei Klassen zählten je drei
und die mittleren je zwei Parallelabteilungen. Von den
666 Schülern traten im Laufe des Jahres 44 aus, so daß
der Stand auf Ende Juli 522 beträgt. Das gesamte Lehrer-
kollegium beziffert sich aus 28 Lehrer. Dem Jahresberichte
ist auch dieses Jahr wiedcr eine wissenschaftliche Beilage bei-
gegeben. Diese ist von Dr. K. Hofmann verfaßt und behan-
dclt in äußerst interessanter Ausführung die Schicksale des
ehemaligen kurpfälzischen Oberamtes Boxberg im dreißig-
jährigen Kriege.

LO. Freiburg, 28. Juli. (Die hiesige Hand-
werkskammer) hat in den verflossenen 4 Monaten eine
rege Thätigkeit entfaltet. Die Gesellenprüfungs-Ausschüsse,
deren Zahl sich auf 40 beläuft, haben 390 Prüfungen abge-
nommen. Der Erlaß einer Meisterprüfung wird von dem
Kammervorstand in Aussicht gestellt, da hierwegen gegenwärtig
noch Verhandlungen mit dem Ministerium des Jnnern schwe-
ben. An Reisebeihülfen zum Besuche der Düsseldorfer Aus-
stellung hat die Kammer aus cigenen Mitteln die Summe von
600 Mk. verwendet und einen Sonderzuschuß von Regierungs-
seite in Höhe von 330 Mk. in entsprechender Weise an Gesuch-
steller zur Verteilung gebracht. Zur Belebung der Handwerker-
organisation sind vom Sekretär etwa 24 Vorträge abgehalten
worden.

Aus dem Breisgau, 26. Juli. (Die Störche b e r e i-
ten ihre Abreise v o r.) Auf den ausgedehnten Wiesen-
geländen bei Riegel, Emmendingen und Kenzingen sammeln sie
sich gegenwärtig zum gemeinschaftlichen Zuge nach dem Süden.
Zuweilen erblickt man ein ganzes Heer dieser langbeinigen
Sumpsvögel durch ein Wiesenfeld schreiten, alles verschlingend,
ivas ihnen an kleineren lebenden Tieren in den Weg kommt.
Schädliche Tiere, wie Mäuse, Maulwürfe u. s. w. vertilgt der
Storch freilich in großer Menge, aber auch die jungen nützlichen
Singvögel, die Wachteln, die Rebhühner, die Fasanen in den
Nestern verschont er nicht, und der Jägersmann ist schon lange
nicht mehr gut zu sprechen auf den schwarz-weihen Räuber,

obgleich die Poesie ihn als Liebling des Bolkes so sehr ver-'
herrlicht.

8L Bom Hotzenwald, 28. Jüli. (Mi t der Ausnü-
tzung der Wasserkraft der Murg) bei Hottingen
zum elektrischen Betrieb der Webstühle in unserer Gegend
scheint es Ernst zu werden. 21 Gemeinden aus den Amts-
bezirken Säckingen und Waldshut haben dem Plane ihre Zu-
stimmung gegeben nnd ihre Bereitwilligkeit erklärt, auch in
finanzieller Hinsicht das Unternehmen zu unterstützen. Die
Weber hoffen, daß mit dem Baiu der elektrischen Leitungen
und Einrichtungen noch in diesem Jahr begonnen wird. Für
das Unternehmen soll eine Genossenschaft gegründet werden,
ähnlich dcrjenigen von Sissach-Gelterkinden (Kanton Basel-
Land). Der Kostenauswand von beinahe 400 000 Mk. soll
laut „Säck. Tgbl." durch Kapitalaufnahmen der Gemeinden
und Beiträge der beteiligten Firmen gedeckt werden; auch die
Weber müssen verhältnismäßig geringe, mehrjährige Zahlun-
gen leisten und werden dafür durch den bevorstehenden besseren
Verdienst entlohnt. Die Arbeiten zur Erstellung der Kraft-
verteilungsanlage sind bereits zur freien Bewerbung ausge-
schrieben worden.

Hyeater- uad Kunstnachrichten.

Bayreuth, 28. Fuli. Mit der Aufführung der „Götter-
dämmerung", die namentlich im Schlußakt von ergreifender
Wirkung war, endete heute die erste diesjährige Aufführung der
Nibelungentetralogie. Jm Mittelpunkt standen Ernst Kraus
als „Sicgfried", Ellen Gulbranson als „Brünhilde" und Frau
Schumann-Heink, die eine „Norne" und „Waltraute" sang-
Hans Richter dirigierte die Aufführung. Das Publikum spen-
dete am Schluß reichen Beifall.

Verantwortlich für den redaktionellen Teil K. Montua» für »«*

Jnseratenteil Th. Berkenbusch, beide in Heidelberz.


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Amts- «n- KreissVerkünsigungsblatt.

Bekanntmachung.

Die Abhaltung von
Schloßbeleuchtungen betr.
Nr. 42598. Am

Donnerstag, den 31. Juli 1902,

findet eine bengalische Beleuchtnng

der Schloßruine statt.

Ortspolizeilich wird bei diesem An-
laß hiermit angeordnet:

1. Die alte Neckarbrücke wird von
8^2 Uhr abends ab für den
Fuhrwerksverkehr gesperrt.

2. Beim Herannahen der Fest-
schiffe haben die größeren Fahr-
zeuge,- die beleuchtet sem müssen,
das Fahrwasser bis zur Be-
endiguug der Beleuchtung srei-
zuhalten bezw. an den Ufern
anzulegen, jedoch müssen die
Landungsstellen der Festschiffe
nnd deren immittelbare Um-
gebung freigehalten werden.

Auch müssen die Nachen,
die genügend zu beleuchten
sind, zu dieser Zeit das
Fahrwasser freihalten.

Z. Das Befahren deS Philo-
sophenwegS mit Fuhr-
werkcn aller Art (auch
Fahrrädern) und das Halten
auf demselben ist am Abend
der Schloßbeleuchtung von
8V2 Uhr ab verboten.

4. Das Mitbringen von Fahr-
rädern auf dieNeucnheimer-
landstrafie sowie aus den
Gehweg deS linkSseitigen
Neckarnsers zwischcn der
alten und neuen Brücke ist
von 8Vz Uhr ab bis eine
halbe Stunde uach SchluH
der Schlofibeleuchtung un-
tersagr

5. Die Anfahrt der Droschken hat
über die alte und die Rückfahrt
derselben über die neue Brücke
im Schritt und nach den An-
ordnungen der Schutzmann-
schaft zu geschehen. Das Um-
wenden der Droschken am Auf-
stellungsort ist verboten.

<6. Motorwagen ist das Befahren
der beiden Neckarufer zwischen
den beiden Brücken in der ge-
nannten Zeit nicht gestattet.

7. Die Droschkentaxe beträgt nach
Ziffer IV des Droschkentarifs
einschließlich der Abholung und
Rückfahrt (ohne Rücksicht auf
die Zahl der Personen) 8 Mk.

Hat der Kutscher für eine voraus-
'gegangene Fahrt eine Taxe von min-
Lestens 8 Mark bezogen mnd muß er
im Anschluß an diese Fahrt auf Ver-
langen des Fahrgastes zur Schloß-
beleuchtung fahren bezw. zur Besich-
tigung derselben anhalten, so ist eine
Zusatztaxe vou 4 Mk. zu entrichten.

HetLelberg, den 27. Juli 1902.

Kr. Wezirksamt:

Dr. Guth-Bender.

OVereinsregifter.

Eiugetragen wurde:k'W?M^^^Z

Zu O.-Z. 25: „Allemann ia",
Hoidelberg. Der Verein hat seinen
Sitz in Heidclberg. Die Satzung ist
arri 16. Juli 1902 errichtet. Zum
Erwerb und zur Veräußerung von
Liegenschaften und Aufnahme von
Anlehen ist die Einwilligung der
Mitgliederversammlung erforderlich.
Zur Aufiassung des von der Aktien-
gesellschaft Allemannia demVerein zu
übereignenden Hausgrundstückes Karls-
straße Nr. 10 dahier ist der Vorstand
berechtigt, ohne daß es dazu cines
Beschtusses der Mitgltederversammlung
bedarf.

Die derzeitigen Mitglieder des Vor-
standes, welcher aus 3 Personen
besteyt, sind: Piofessor Philtpp
Quenzer, Privatmann Dr. Ludwig
Wilser und prakt. Arzt Dr. Karl
Huber, alle in Heidelberg.

Heidelberg. den 25. Juli 1902.

Kroßy. Amtsgericht.

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