— Jn Achern fand eine stark besuchte Versammlung
statt in der Prof. Böhtlingk gegen die Zulassung von
Männerklöstern sprach. Dcr starke Besuch solcher Ver-
sammlungen im Hochsommec ist ein nicht zu über-
sehendes Moment.
Aus der KarlSruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Grohherzog haben
den Oberrechnungsrat Franz Anton Hügel beim Verwal-
tungshof zum Revisionsvorstand dasclbst ernannt.
Ausland.
Oesterrcich-Ungarn.
Wien, 30. Juli. Zu dem F e I d a r b e i t e r -
a u s st a n d in Galizien entnimmt die „N. Fr. Pr."
aus der polnischen Presse, daß ruthenisch-ukrainische Uni-
versitäts- und Gymnäsialstudenten das Hauptkontiilgent
der Agitatoren für den Ausstand bilden, indem sie auf
Zweirädern (neuestes Revolutionsmittel) das Ausstands-
gebiet durchfahren, den Ausständigen Verhaltungsmaß-
regeln überbringeu und die Verbindung unter den Ar-
beitern ausrecht erhalten. Aus deni Bezirke von Czort-
kow wurden 150 ausstäudische Bauern unter militäri-
scher Begleitung beim Kriegsgericht in Tarnopol einge-
liefert.
Aus Ltadt und Land.
Heidelberg, 1. Augnst.
-i- Jubilüum. Herr Gerichtssekretär Fabian begeht
heute das Jubiläum seiner 30jährigen Amtsthätigkeit in Heidel-
Lerg. Der bei seinen Kollegen und beim Publikum beliebte
Weamte fand heute Morgen sein Bureau schön geschmückt vor.
Möge es Herrn Fabian vergönnt sein, noch recht lange an
seinem Platze in unserem schönen Hcidelberg, dem er mit ganzer
<Seele angehört, zu wirken!
-i- Oberrcalschule. Die Prüfungen und die Schlutzseier
der hiesigen Oberrealschule fandcn Montag, den 28. Juli bis
einschlichlich Donnerstag, den 31. Juli statt, nachdem schon am
vorhergchenden Samstag auf dem von dem Stadtrat in sehr
entgegenkommender Weise überlassenen Tennisplatz ein Wett-
spiel der Klasse O I und 11 I veranstaltet worden war. Mon-
tag Nachmittag 5—7 Uhr war den Jugendspieten gewidmet,
die sich nun schon ganz eingebürgerr haben und bekänntlich
regelmähig auf der Neckarwiese, dem Jdealspiel- und Tum-
melplatz unter der Neuen Brücke, abgehalten werden. Trotz
des etwas drohendcn Wettcrs und des kurze Zeit niederrieseln-
den Regens hatte sich eine zahlreiche Zuschauerschaft eingefun-
den, die sowohl bci den mannigfachen Freispielen, als auch
besonders bei den darauffolgendcn Wettspielen lebhafte Teil-
nahme und reges Jntcresse zeigten. Die Preisvcrkündigung
rmd Verteilung der Siegerschlüpfchen nebst begeisternder An-
sprache des Direktors über die Bedeutung des Spiels schloh
diese Feier. Dicnstag Nachmittag fand die Turnprüfung statt
in der Turnhalle im Klingenteich. Hier ein ganz anderes
Bild: im Gegensatz zu dem frcien Tummeln auf dem Spiel-
plah ein Zusammenwirken ganzer Abteilungen in Marsch-,
Stab-, Parren- und Reckübungen in strengster Ordnung, in
strammer Halrung und zugleich graziöser Bewegung, zum Teil
von Musik und Liedern begleitet. Bewundernsiverte Ge-
tvandthcit trat bei dcn Gerätübungen an Reck und Barren
zu Tag. Die eigentlichcn Prüfungen fanden Dienstag und
Mittwoch vormittags im Zeichensaal der Anstalt statt. Leidcr
lieh hier die Beteiligung der Eltern und Angehörigen der
Schüler zu wünschen übrig, während die im Nebenraum veran-
staltete Ausstellung von zahlreichen, in aufsteigender Stufen-
folge geordneten Zeichnungen und Handarbeitsproben mehr
Zuspruch fand. Rcchnet man zu dem bereits Erwähnten die
vorzüglichen musikalischen und gesanglichen Leistungen, die bei
dem Schluhakt (Donnerstag Morgen) hervortraten, so mußte
sich dcm Außenstehenden. dcr als Beurteiler den verschiedenen
Bcranstaltnngen beiwohnte, unwillkürlich die Erkenntnis auf-
drängen, dah hier in harmonischem Jneinandergreifen und
Zusammenwirken ein Organismus für Jugenderziehung ge-
schaffcn ist, der gewiß Anerkcnnung verdient und dem man
die Berechtigungen, die den preuhischen Oberrealschulen schon
tzegeben sind, unmöglich länger vorenthalten kann. Jn sciner
Änsprache wies der Direktor auf die Notwendigkeit der Pflege
des Jugendspiels hin, die leider noch nicht allgemein aner-
kannt wird, als eines uncntbehrlichen Faktors in der körper-
lickicn Entwickelung unserer deutschen Jugend. Der Primus
der sieben Abiturientcn, Paul Götz, hielt eine sehr beifallig
mifgenommene Rede über das Leben und Wirken Johann
Keplers, des Begründers der neueren Astronomie (1871
bis 1630). Einen Hauptfaktor im. Schlußakt bildete natürlich
die Preisverteilung.
-i- Schlostbeleiichtuiig. Dic gestrige Schloßbeleuchtung an-
lählich des Stiftungsfestes der „Palati a" stand unter cinem
ungünstigen Stern. Als die fcstfeicrnde Gesellschaft auf dem
Scknff „Kätchen von Heilbronn" der Dampfschiffahrtsgesell-
schaft von Hirschhorn her den Neckar herunterkam, stieß das
Fahrzeug gegenüber dcm Gartcn der Stistsmühle auf Grund
KineMürschfayrt."
Der Reichstags- und bayerische Landtagsabgeordnete
Metzgermeister Hilpert fuhr mit der Eisenbahn zur Jagd.
Dcr Oberexpcditor in Windsheim erachtete die Reichstags-
freifahrkarte nicht für gültig, aber das Oberbahnamt in Würz-
burg cntschied auf die Beschwerde des Herrn Hilpert, dah die
Freifahrkarte auch für diesen Ansflug gelte.
H->rr Hilpert kletterte ins Konpee, trara, trara, trara,
«i. wsllt: schieße« nt «asi dak Reh trara trara trara,
Er stieg in die crste Klasse ivohl ein
Und wies dem Schaffner dcn Freifahrschein.
Trara, trara, trara, dcr Schaffncr nahm ihn und sah.
Der Expeditor in Windsheim sagt: Trara, trara, trara,
Der Rcichstag ist ja lange vertagt. Trara, trara, trara,
Herr Hilpert, wenn auf die Pürsch Jhr geht
llnd wenn Jhr Rinder und Schweine erstcht,
Trara, trara, trara, dann müßt Jhr bezahlen, ja!
Herr Hilpert wird zornig und remonstriert. Trara, trara,
trara,
Das Bahnamt in Würzburg hat dekreticrt: Trara, trara, trara,
Der zahlt nicht, wenn er die Bahn bechrt,
Ob cr zur Pürsch odcr Kindstaufe fährt,
Trara, trara, trara, stets fährt er pro patria.
Da hat sich Herr Hilpert unbändig gefreut: Trara, trara,
trara.
Die Würzburger han doch ein schönes Geläut. Trara, trara,
trara.
Ich zahl halt nimmer die Eisenbahn bar,
Anch nicht, wenn ich nächstens znm Kuhhandel fahr'.
Trara, trara, trara, dazu ist der Rcichstag ja da!
(„Jugend".)
und erhielt ein Leck. Die Passagiere mußten a» Land gehen.
Da alle Kähne, bis auf drei kleine, zu der in Aussichr ftehenden
Schlotzbeleuchtung vom Publikum engagiert waren, so ging das
Landungsgeschäfr — zumal auch Dameu sich iu der Gesellschaft
befanden — erwas uugeordnet von statten und einige Srudie-
rende machteu Bckaiuitschaft mit dem zum Glück nicht
lalten Wasser. Die Festgesellschaft marschierte nun zu Fuß,
die Ntusik voran, nach Heidclberg. Da aber das Personal,
das die Schlotzbeleuchtung ausführt, kein Festschiff kommen
sah, so fehlte thm das Merkzeichen für den Beginn der Schlotz-
beleuchtung. Jnzwischen hatte sich schon sehr früh ein zahl-
reiches Publikuni ame Neckar eingefundeii, darunter piöle
Fremde, um das schöne Schauspiel zu betrachten. Manche
hatten sich, mit belegten Butterbrödchen ausgerüstet, schon gegen
8 Ithr am Neckaruser niedergelassen, um ja das Schauspiel nicht
zu versäumen. Nach halb 10 Uhr fing es zu allem Unglück an
zn tröpfeln, sodah das Publikum nnruhig wurde und manche
sich nach Hause wandten. Nach 10 Uhr war dann die Schlotz-
beleuchtungsmannschaft von der Lage der Dinge benachrichtigt,
die üblichcn beidcn Kanonenschüsse ertönten nnd die Beleuchtung
der Schloßrnine ging vor sich. Auch die Beleuchtung der alten
Brücke wurde ausgeführt, aber es fehlte das mit Musik und
Gesang heruntergleitcnde Schiff, also jenes Moment, das der
ganzen Beranstaltiing erst die rechte Weihe giebt. Jnzwischen
fielen immer grötzere Regentropfen und in immer grötzerer
Menge. Das Wasscrfeuerwerk wurde noch in aller Eile ab-
gebrannt, dann gab es eine allgemeine Flucht. Das beschä-
digte Schiff ist scit heute früh wieder flott.
(I> Schöffenflcrichtssitzung vom 31. Juli. Vorsitzeuder: Herr
Referendär Dr. H a a s. 1) Grün von Heidelberg erhielt wegen
Uebertretung der Gewerbeordmmg 5 Mk. Geldstrafe event. 1 Tag
Gefttngnis. 2) Juliiis Gustav Wölfle von Heidelberg wurde von
der Anklage wegen Unterschlagung freigesprochen. 3) Johann
Christoph Böhm von Oftersheim erhielt wegen Unterschlagung
10 Mk. Geldstrafe event. 2 Tage Gefängnis, 4) Jakob Spengel
von Hrivelberg wegen Unterschlagung 3 Wochen Gefängnis,
5) Karl Augnst Hofmann, z. Zt. in Haft hier, wegen Diebstahls
14 Tage Gefängnis, 6) Wilhelm Kley von Heidelberg wegen
Beleidigung 10 Mk. Geldstrafe event. 2 Tage Gefängnis, 7) Georg
Schmitt von Petersthal wegen Körperverletznng 20 Mk. Geldstrafe
event. 4 Tage Gefängnis, 8) Franz Joseph Miiller n. Gen. von
Handschuhsheim wegen Sachbeschädignng je 10 Mk. Geldstrafe
event. 2 Tage Gefängnis. 9) Die Verhandlung gegen Susanna
Wernz von Handschuhsheim, angeklagt wegen Sachbeschüdigung,
wnrde vertagt.
Unfall. Beim Montieren einer Transmission im Kessel-
haus der Schroedlschcn Brauerei stürzte gestern Abend der
Schlosser Jakob Sauer von einem Gerüst aus einer Höhe von
4—6 Metcrn hcrunter und erlitt eine Quetschnng des linken
Oberschenkels. Der Verletzte wurde ins Akademisihe Kranken-
haus verbracht.
—- Polizcibericht. Ein Kellner, ein Metallpollierer und
ein Taglöhner wnrden wegcn Landstreicherei verhaftet. Weirer
wurde ein Kaufmaiin aus Halle a. d. S. festgenommen, der
einen Geldbetrag von über 1000 Mk. unterschlug. Wegen
Unfugs kamen 5 Personen zur Anzeige.
Vom Neckar, im Jüli. (B i e n e n !u i r t s ch a f t -
liches.) Wcini wir Bienenzüchter über nnsere diesjährigen
Erfolge und Einnahmen jammern und mitzmutig sind, so ge-
schieht das gewissermatzen mit Recht. Das Jahr 1902 reiht
sich den Vorjahren von 1896 bis' 1900 cbenbürtig an. Das
Frühjahr war fiir die Bienenzucht dermatzen schlecht und ebenso
ist es auch der Sommer, datz an eine Honigernte kaum mehr
zu denken ist. Wenn die Bienen jetzt nur noch so viel zu-
sammenbringen, als sie für sich sür den Winter brauchen.
Dieses Jahr heitzt cs auf alle Fälle, tief in den Beutel grei-
fen, wenn man seine Völker durch den Winter bringen will,
denn es ist kaum dcnkbar, datz sie noch Vorrat anhäufen, da
die beste Trachtzeit in diesem Monat zu Endc geht. Jn den-
jenigen Gegenden selbstverständlich, in dcnen Heidekorn (Buch-
weizen) gcbaut wird, wie im grötzten Teil des Odenwaldes
oder wo es ziemlich Waldhaiden giebt, kann cs noch Honig
geben, das allein hängt selbstverständlich anch wieder vom
Wetter ab. Schivärme hat es im allgemeinen verhältnis-
mätzig wenig gcgeben, was insoferne auch gut war, als man
dieselbcn im halbcn Sommer nicht zu füttern brauchte. Die
Völker sind im allgemeiiicn nicht so schön, wie in sonstigen
Jahren, wo sie voll Bienen strotzten, daher auch die wenige
Zahl der gefallcnen Schwärme. Anf manchcm grotzen, be-
völkerten Stand ist nicht ein einziges Schwarm gefallen. Die
Honigkasten blciben für dieses Jahr gröhtenteils lcec stehen
und harren der Dinge, die 1903 kommen sollen. Die Nach-
frage nach dem Honig ist daher jetzt schon bcdeutend und dürfte
der Preis für dcnselben dieses Jahr ganz bedcutend in die
Höhe gehcn. Hoffentlich wird es kommendes Jahr besser, denn
sonst wäre es für die Bienenzüchter gefehlt, und der Mnt
dürfte ihnen vollständig vergehen.
Nustloch, 1. August. (S e l b st m o r d.) Gestern Vor-
mittag erhängte sich der aus Oftersheim gebürtige Schwieger-
vater des Besitzcrs der Nußlocher Mühle anf dem Speicher der-
selben. Der 62jährige Lebensmüde war scho» seit zwei Jahren
bettlägerig krank.
Vom hohen Odenwald, 31. Juli. (Ernte.) Selbst
auf den höchsten Lagen unseres Gebirges beginnt nächste Woche
allenthalben die Ernte. Vorausgesetzt, das; solche glücklich unter
Dach kommt, können die Bauersleute mit derselben zufrieden
scin. Roggen und Spelz stehen teilweise sehr gnt, meistens
gut, selten schlccht. Auch das Sommergetreide — Gerste,
Hafer — hat sich noch infolge des letzten Regens gut ent-
wickelt und verspricht gleichfalls ziemlich guten Ertrag. Was
die Hacksrüchte, Kartoffeln und Rüben, anbelangt, so würden
dieselben nochmals einen durchweichenden Regcn gebrauchen.
Doch ist angesichts der bcginnenden Ernte anhaltendes Regen-
wetter nicht zu wünschen.
** Mörlcnbach, 31. Juli. (V o n der Eisenbahn.)
Nach dem nnn bekanntgegebenen Abschlutz der Rechnung über
den Bahnbau Morlenbach-Waldmichelbach-Wahlcn ist die von
den Landständen s. Zt. bewilligte Bausnmmc von 2 600 000
Mar5 «v M? ss!>rschx4ttev Ds ^be> 'mch tvx.-
schiedene Differenzen mii dei> DannnIerNchinern ,siä,r gerrgcsi
sind und auch die Totalsnmme der Geländeerwerbskosten, welche
die interessierten Gemeinden zu tragen haben, nicht fcstgestellt
ist, so dürfte die ganze Bausumme für die 16 Kilomcter lange
Bahn nahezu 8 Millionen Mark betragen.
Ladenlniry, 29. Jnli. (Der G e m e i n d e r a t) der
Stadt Ladenbnrg übersandte, wie das Ladenb. Wochenblatt"
berichtet, an Herrn Hanptmcmn Petermann bei dessen
Rücktritt vom Posten des Bürgermeisters ein Schreiben, in
welchem seine bisherige Thätigkeit dankbar anerkannt wtrd.
Der Bürgeraiisschuß faßte noch eine Resolntion, in der er seine
Dankbarkeit ausspricht.
80 Karlsruhe, 31. Juli. (Todesfall.) Oberstaats-
anlvalt Arnold ist heute Nacht nach langem, schwerem Leiden
im Altcr von 65 Jahren gestorben. Arnold stammt aus
Neckarbischofsheim, er war früher Amtsrichter in Pforzheim,
dann Aaatsanwalt bei den Landgerichten Karlsruhe und
Offenbiirg und wnrdc !m vorigen Jayr als G!eh. Oberregie-
rungsrat ins Justizministerium bernfen nnd gleichzeitig zum
Oberstaatsanwalt beim Oberlandesgericht crnannt. Bald
nach seiner Berufung in diese hohe Stelle mußte er infolge
eines schweren Ncrvcnlcidens eine Heilanstalt aufsuchen. Nun
hat der unerbiitliche Tod dem Wirken des schaffensfreudigen,
hochbegabten Juristcn c!n jähcs Ziek gesctzt.
-s- Badrn-Blideii, 31. Jnki. (Z n den b e v o r st e h e n-
den Rennen.) Mit dem Itennungsschluß und den Reu-
gelderklärungen kann man sehr zufrieden sein, da sich allerorrs
ein reges Jnteresse für die grotze Jnternarionale Woche kund-
gegebcn har. Es liegt zmar ein abgeschlossenes Ganzes nicht
vor, doch kann man an der Hand des vorliegenden Materials
auf große sportliche Ereignisse rechnen. Vorerst können nur üie
deutschen Unterschriften ziffernmähig in Betracht gezogen wer-
dcn, da das Material vom Auslande noch nichr vollständig ist.
Was nun die deurschen Unterschriften anbelangt, so blieben im
Alten Badener Jagdrennen 13, im Zukunstsrennen 19, im
Preis der Sradt Baden 17, in der Saida-Steeple-Chase 13,
in den Prinz of Wales Stakes 12, im Prinz Herrmann von
Sachsen-Weimar-Memorial 13 und im Kincsem-Rennen
14 Pferde stehen. Ferner wurden für das Jugend-Handicap
17, für dcn Kurverwaltungspreis 23, sür das Sandweier
Rennen 21, für die Merkur Steeple-Chase 28, für das Ha-
milton-Rennen 20, für das Kosmopolitische RenneN 28, für
das Alte Schloß Hürden-Rennen 28, für das Schwarzwald-
Handicap 15, für den Preis von Karlsruhe 19 und für das
Chamant-Rennen 17 Pferde genannt. Erfreulich ist, daß die
französischen Ställe auch sür die kleinen Rennen Nen-
nnngen abgegeben haben. Die französischen Hindernisställe
wcrden besonders stark vertretcn scin. „Gratin", der Sieger
in der Grotzen Pariser Steeple-Chase, ist sowohl im Alten
Badener Jagdrennen, wie in dcr Satde Steeple-Chase stehen
geblieben. Jn Wien haben die Ställe Oesterreich-Ungarns
an unserem Meeting sich gut beteiligt durch Abgabe von Unter-
schriften, von denen wir hervorheben wollen die des Grafen
T. Festctics und des Herrn Mautncr u. von Markhof. Jn
Brüssel wurden keine Unterschriften für Baden abgegeben.
Geschästliches.
Versicherung Abgelehnter. Der raiionelle Betrieb und die
gedcihliche Enrwicklung der deurschen Leüensversicherung, in der
gegenwärtig alljährlich etwa 150 000 Personen sicheren Schutz
finden, ersordern unbedingt, das; nur völlig gesunde Antrag-
steller aufgenommen werden. Fast der vierte Teil aller An-
träge mus; in der normalen Lebensversicherung abgelehnt wer-
den. Unter diesen dürfte nnn immerhin ein nicht unüeträcht-
licher Prozentsatz von Personen vorhanden sein, die zwar nicht
unter den normalen, aber doch unter nicht üesonders erschwerten
Bedingungen als versicherungsfähig betrachtet werden können.
Von dieser Erwägung geleitet, ist seitens einiger Gesellschaften
eine Versicherung für Abgelehnte eingeführt wor-
den, was vielleicht so manchem Jntercssenten noch nicht be-
kannt sein dürfte. Eine solche Versicherung gewährleistet, wie
die reguläre Lebensversichcrung, eine bestimmte Summe, die
beim Tode des Versicherten, späiestens jedoch bei Erreichung
eines bestimmtcn Lebensjahres bar zur Auszahlung gelangr.
Die Lebensversicherungsbank „Arminia" in München hat diese
Versicherung auch dividendenberechtigt gemacht und
bestehen hinsichtlich der Unanfechtbarkeit und Unverfallbarkeit
der Policen, sowie bezüglich der Erleichterung der Prämien-
zahlung fast dieselben Bergünstigungen, wie bei der regulären
Lebensversicherung. Auf diese Versicherungsgelegenheit ser
hiemit anfmerksam gemacht. Die Gesellschaft ist hier ver-
trcten durch Herrn E. Amann, Grabengasse.
Hheater- und Kunstnachrichten.
— Hcrmann S u d e r m a n n s° neues vieraktiges
Drama, das kürzlich vollendet wurde und am Lessing-
theatcr in Bcrlin zur ersten Aufführung gelangen wird, führt
den Titel „Der Sturmgesellc Sokrates".
Kandek und Derßehr.
Mannheim, 31. Juli. (AkUen.) Oberih. Bank 117 50 G.
Rbein. Credltbank 142.10 G. Rhein. Hyvoth.-Bank 179.75 <Z.
Brauerei Kleinlein. Heidelberg 160 G. Schrocdl'iche Brauerei-
Akiien 178.— c«. PorUand Zement Heidelberg 107.— B.
Frankfurt, 3l JuU. Esfektensozietäi Abends 6'/» Uhr.
DiSkouio-Kommandil 183 30 b., Beriiner Handetsgesellschaft 154 b.
Creditaktien 214 b„ Staatsbahn 151.20 b., Henri 98.40 b„
Westsicilianer 37.50 b„ 3proz. Mexikaner 26.30 b„ 3proz. Por»
tugiesen 29.25 b. G. cpt, 29.30 b. G. ult., Iproz. Türken C
30—30.25 b., Iproz. Türken D. 28 20—35 b„ Harpener 161.10
b. G., Elektr. Schuckert 90.20 b„ Elektr. HelioS 22.50 b. G.
6V4 bis 6'/- Uhr: —
Auf Pariser Anregung waren türkische Werte ansehnlich höher,
auch Portugiesen befestigt. Die übrigen Verkebrsgebiete zeigten
gleichfalls etwas bessere Haltung.
Mannheim, 31. Juli. (Pr 0 d u kt enb ä r s e.) Per 100 Kilo
Weizen Pfälzer 17.50 bis —.—, Noiddeutscher —.— bis —.—,
Azima 17.25 bis 17.50, Theodosia 17.75 bis 18.20, Saxonska
—.— bts —.—, Girka 17.— bis 17.25, Taganroz 16 50 bis
17.—, rumäntscher 16 50 bts 17.25, amerikanische Winter II 17.50
bis —, amerik. Spring —bis —, Kansas II 17.50 bis
17.75, Kalifornier 17.75 bis —, La Plata 17.— bis —,
Walla-Walla 17.40 bts Bahia blanca 17.75 bis —
Semence Russe 17.75 bis —, Kernen 17 75 bts Roggen,
Pfälzer 14.75 bis —, Russischer 15.— bis 15.25, Gerste
hiesiger Gegend —bis —. Pfälzer —.— bis —
Ungarische —bis —, Futtergerste 13.25 bis —. Hafer
Badischer alter 17.25 bis 18 25, Württemberger Alp 16 50 bls
17.25, Norddeutschcr 18.— bis 18.25, Russischer 17.50—18.25,
Amerikaner —bis —, Mais Amerik. wixed. 13.— btS
—, La Plata 12.25 biS —, Donau 12.25 bis —, Kohl-
reps Deutscher 25.50 bis —, Wicken 17.75 bis —, Klee-
samen Deutscher l 105 bis 110, Deutscher II 94.— bis 98.—,
Luzerne 112.—bis 117.—, Provenze 118.— bis 120.—, Esparsette
33.— bis 34.—, Amerikaner 94.— bis 100.—, Leinöl mit Faß
68.00 bis —, Rüböl mit Faß 63.50 bts —, Rüböl bei
Waggon 61.50 bis —, Petroleum Amerikany 17.60 bis —,
bei Waggon 20.80 bis —, in Fässern 2S.— bis —,
Russisches 15.90 bis —, bei Waggon 19.40 bis —.—, iü
Fässem 20.50 bis 70er Rohsprit 40.75, 90er Rohsprit 2S.00>
Rohsprit versteuert 108.—
Weizenmehl 00 0 1 2 3 4
27.50 25.60 23.50 22 50 21.50 19 50
Roggenmehl 60: 23.00, 0: 20.—.
Tendenz: Weizen und Roggen etwas niedriger. Hafer und
Mais ziemlich unverändert.
WasserstandSnachrichten
Necka r.
eidelderg, 1„ 1,20, gest. 0,01m
eilbrona, 31„0,49, gef. 0.00m
tannhetm. 31., 3,92, gef. 0,01m
Rhcin.
Lauterbnrg. 31,4,37, gef. 0,030»
Maxan, 31„ 4.48, gef. 0,03-o
Mannheim, 31„ 3,99, gef. 0,00---
W « LI» «1» r, üvkUskeravt
8nnxtsti.
LSV
Nr888iv ^U8ir»kl
6M-1'Ä8<;ken.
HLtiptstr'
8pvrialgs8vliSkt felnsi' t.säei-wai'en u. ksisssffelrtet'
statt in der Prof. Böhtlingk gegen die Zulassung von
Männerklöstern sprach. Dcr starke Besuch solcher Ver-
sammlungen im Hochsommec ist ein nicht zu über-
sehendes Moment.
Aus der KarlSruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Grohherzog haben
den Oberrechnungsrat Franz Anton Hügel beim Verwal-
tungshof zum Revisionsvorstand dasclbst ernannt.
Ausland.
Oesterrcich-Ungarn.
Wien, 30. Juli. Zu dem F e I d a r b e i t e r -
a u s st a n d in Galizien entnimmt die „N. Fr. Pr."
aus der polnischen Presse, daß ruthenisch-ukrainische Uni-
versitäts- und Gymnäsialstudenten das Hauptkontiilgent
der Agitatoren für den Ausstand bilden, indem sie auf
Zweirädern (neuestes Revolutionsmittel) das Ausstands-
gebiet durchfahren, den Ausständigen Verhaltungsmaß-
regeln überbringeu und die Verbindung unter den Ar-
beitern ausrecht erhalten. Aus deni Bezirke von Czort-
kow wurden 150 ausstäudische Bauern unter militäri-
scher Begleitung beim Kriegsgericht in Tarnopol einge-
liefert.
Aus Ltadt und Land.
Heidelberg, 1. Augnst.
-i- Jubilüum. Herr Gerichtssekretär Fabian begeht
heute das Jubiläum seiner 30jährigen Amtsthätigkeit in Heidel-
Lerg. Der bei seinen Kollegen und beim Publikum beliebte
Weamte fand heute Morgen sein Bureau schön geschmückt vor.
Möge es Herrn Fabian vergönnt sein, noch recht lange an
seinem Platze in unserem schönen Hcidelberg, dem er mit ganzer
<Seele angehört, zu wirken!
-i- Oberrcalschule. Die Prüfungen und die Schlutzseier
der hiesigen Oberrealschule fandcn Montag, den 28. Juli bis
einschlichlich Donnerstag, den 31. Juli statt, nachdem schon am
vorhergchenden Samstag auf dem von dem Stadtrat in sehr
entgegenkommender Weise überlassenen Tennisplatz ein Wett-
spiel der Klasse O I und 11 I veranstaltet worden war. Mon-
tag Nachmittag 5—7 Uhr war den Jugendspieten gewidmet,
die sich nun schon ganz eingebürgerr haben und bekänntlich
regelmähig auf der Neckarwiese, dem Jdealspiel- und Tum-
melplatz unter der Neuen Brücke, abgehalten werden. Trotz
des etwas drohendcn Wettcrs und des kurze Zeit niederrieseln-
den Regens hatte sich eine zahlreiche Zuschauerschaft eingefun-
den, die sowohl bci den mannigfachen Freispielen, als auch
besonders bei den darauffolgendcn Wettspielen lebhafte Teil-
nahme und reges Jntcresse zeigten. Die Preisvcrkündigung
rmd Verteilung der Siegerschlüpfchen nebst begeisternder An-
sprache des Direktors über die Bedeutung des Spiels schloh
diese Feier. Dicnstag Nachmittag fand die Turnprüfung statt
in der Turnhalle im Klingenteich. Hier ein ganz anderes
Bild: im Gegensatz zu dem frcien Tummeln auf dem Spiel-
plah ein Zusammenwirken ganzer Abteilungen in Marsch-,
Stab-, Parren- und Reckübungen in strengster Ordnung, in
strammer Halrung und zugleich graziöser Bewegung, zum Teil
von Musik und Liedern begleitet. Bewundernsiverte Ge-
tvandthcit trat bei dcn Gerätübungen an Reck und Barren
zu Tag. Die eigentlichcn Prüfungen fanden Dienstag und
Mittwoch vormittags im Zeichensaal der Anstalt statt. Leidcr
lieh hier die Beteiligung der Eltern und Angehörigen der
Schüler zu wünschen übrig, während die im Nebenraum veran-
staltete Ausstellung von zahlreichen, in aufsteigender Stufen-
folge geordneten Zeichnungen und Handarbeitsproben mehr
Zuspruch fand. Rcchnet man zu dem bereits Erwähnten die
vorzüglichen musikalischen und gesanglichen Leistungen, die bei
dem Schluhakt (Donnerstag Morgen) hervortraten, so mußte
sich dcm Außenstehenden. dcr als Beurteiler den verschiedenen
Bcranstaltnngen beiwohnte, unwillkürlich die Erkenntnis auf-
drängen, dah hier in harmonischem Jneinandergreifen und
Zusammenwirken ein Organismus für Jugenderziehung ge-
schaffcn ist, der gewiß Anerkcnnung verdient und dem man
die Berechtigungen, die den preuhischen Oberrealschulen schon
tzegeben sind, unmöglich länger vorenthalten kann. Jn sciner
Änsprache wies der Direktor auf die Notwendigkeit der Pflege
des Jugendspiels hin, die leider noch nicht allgemein aner-
kannt wird, als eines uncntbehrlichen Faktors in der körper-
lickicn Entwickelung unserer deutschen Jugend. Der Primus
der sieben Abiturientcn, Paul Götz, hielt eine sehr beifallig
mifgenommene Rede über das Leben und Wirken Johann
Keplers, des Begründers der neueren Astronomie (1871
bis 1630). Einen Hauptfaktor im. Schlußakt bildete natürlich
die Preisverteilung.
-i- Schlostbeleiichtuiig. Dic gestrige Schloßbeleuchtung an-
lählich des Stiftungsfestes der „Palati a" stand unter cinem
ungünstigen Stern. Als die fcstfeicrnde Gesellschaft auf dem
Scknff „Kätchen von Heilbronn" der Dampfschiffahrtsgesell-
schaft von Hirschhorn her den Neckar herunterkam, stieß das
Fahrzeug gegenüber dcm Gartcn der Stistsmühle auf Grund
KineMürschfayrt."
Der Reichstags- und bayerische Landtagsabgeordnete
Metzgermeister Hilpert fuhr mit der Eisenbahn zur Jagd.
Dcr Oberexpcditor in Windsheim erachtete die Reichstags-
freifahrkarte nicht für gültig, aber das Oberbahnamt in Würz-
burg cntschied auf die Beschwerde des Herrn Hilpert, dah die
Freifahrkarte auch für diesen Ansflug gelte.
H->rr Hilpert kletterte ins Konpee, trara, trara, trara,
«i. wsllt: schieße« nt «asi dak Reh trara trara trara,
Er stieg in die crste Klasse ivohl ein
Und wies dem Schaffner dcn Freifahrschein.
Trara, trara, trara, dcr Schaffncr nahm ihn und sah.
Der Expeditor in Windsheim sagt: Trara, trara, trara,
Der Rcichstag ist ja lange vertagt. Trara, trara, trara,
Herr Hilpert, wenn auf die Pürsch Jhr geht
llnd wenn Jhr Rinder und Schweine erstcht,
Trara, trara, trara, dann müßt Jhr bezahlen, ja!
Herr Hilpert wird zornig und remonstriert. Trara, trara,
trara,
Das Bahnamt in Würzburg hat dekreticrt: Trara, trara, trara,
Der zahlt nicht, wenn er die Bahn bechrt,
Ob cr zur Pürsch odcr Kindstaufe fährt,
Trara, trara, trara, stets fährt er pro patria.
Da hat sich Herr Hilpert unbändig gefreut: Trara, trara,
trara.
Die Würzburger han doch ein schönes Geläut. Trara, trara,
trara.
Ich zahl halt nimmer die Eisenbahn bar,
Anch nicht, wenn ich nächstens znm Kuhhandel fahr'.
Trara, trara, trara, dazu ist der Rcichstag ja da!
(„Jugend".)
und erhielt ein Leck. Die Passagiere mußten a» Land gehen.
Da alle Kähne, bis auf drei kleine, zu der in Aussichr ftehenden
Schlotzbeleuchtung vom Publikum engagiert waren, so ging das
Landungsgeschäfr — zumal auch Dameu sich iu der Gesellschaft
befanden — erwas uugeordnet von statten und einige Srudie-
rende machteu Bckaiuitschaft mit dem zum Glück nicht
lalten Wasser. Die Festgesellschaft marschierte nun zu Fuß,
die Ntusik voran, nach Heidclberg. Da aber das Personal,
das die Schlotzbeleuchtung ausführt, kein Festschiff kommen
sah, so fehlte thm das Merkzeichen für den Beginn der Schlotz-
beleuchtung. Jnzwischen hatte sich schon sehr früh ein zahl-
reiches Publikuni ame Neckar eingefundeii, darunter piöle
Fremde, um das schöne Schauspiel zu betrachten. Manche
hatten sich, mit belegten Butterbrödchen ausgerüstet, schon gegen
8 Ithr am Neckaruser niedergelassen, um ja das Schauspiel nicht
zu versäumen. Nach halb 10 Uhr fing es zu allem Unglück an
zn tröpfeln, sodah das Publikum nnruhig wurde und manche
sich nach Hause wandten. Nach 10 Uhr war dann die Schlotz-
beleuchtungsmannschaft von der Lage der Dinge benachrichtigt,
die üblichcn beidcn Kanonenschüsse ertönten nnd die Beleuchtung
der Schloßrnine ging vor sich. Auch die Beleuchtung der alten
Brücke wurde ausgeführt, aber es fehlte das mit Musik und
Gesang heruntergleitcnde Schiff, also jenes Moment, das der
ganzen Beranstaltiing erst die rechte Weihe giebt. Jnzwischen
fielen immer grötzere Regentropfen und in immer grötzerer
Menge. Das Wasscrfeuerwerk wurde noch in aller Eile ab-
gebrannt, dann gab es eine allgemeine Flucht. Das beschä-
digte Schiff ist scit heute früh wieder flott.
(I> Schöffenflcrichtssitzung vom 31. Juli. Vorsitzeuder: Herr
Referendär Dr. H a a s. 1) Grün von Heidelberg erhielt wegen
Uebertretung der Gewerbeordmmg 5 Mk. Geldstrafe event. 1 Tag
Gefttngnis. 2) Juliiis Gustav Wölfle von Heidelberg wurde von
der Anklage wegen Unterschlagung freigesprochen. 3) Johann
Christoph Böhm von Oftersheim erhielt wegen Unterschlagung
10 Mk. Geldstrafe event. 2 Tage Gefängnis, 4) Jakob Spengel
von Hrivelberg wegen Unterschlagung 3 Wochen Gefängnis,
5) Karl Augnst Hofmann, z. Zt. in Haft hier, wegen Diebstahls
14 Tage Gefängnis, 6) Wilhelm Kley von Heidelberg wegen
Beleidigung 10 Mk. Geldstrafe event. 2 Tage Gefängnis, 7) Georg
Schmitt von Petersthal wegen Körperverletznng 20 Mk. Geldstrafe
event. 4 Tage Gefängnis, 8) Franz Joseph Miiller n. Gen. von
Handschuhsheim wegen Sachbeschädignng je 10 Mk. Geldstrafe
event. 2 Tage Gefängnis. 9) Die Verhandlung gegen Susanna
Wernz von Handschuhsheim, angeklagt wegen Sachbeschüdigung,
wnrde vertagt.
Unfall. Beim Montieren einer Transmission im Kessel-
haus der Schroedlschcn Brauerei stürzte gestern Abend der
Schlosser Jakob Sauer von einem Gerüst aus einer Höhe von
4—6 Metcrn hcrunter und erlitt eine Quetschnng des linken
Oberschenkels. Der Verletzte wurde ins Akademisihe Kranken-
haus verbracht.
—- Polizcibericht. Ein Kellner, ein Metallpollierer und
ein Taglöhner wnrden wegcn Landstreicherei verhaftet. Weirer
wurde ein Kaufmaiin aus Halle a. d. S. festgenommen, der
einen Geldbetrag von über 1000 Mk. unterschlug. Wegen
Unfugs kamen 5 Personen zur Anzeige.
Vom Neckar, im Jüli. (B i e n e n !u i r t s ch a f t -
liches.) Wcini wir Bienenzüchter über nnsere diesjährigen
Erfolge und Einnahmen jammern und mitzmutig sind, so ge-
schieht das gewissermatzen mit Recht. Das Jahr 1902 reiht
sich den Vorjahren von 1896 bis' 1900 cbenbürtig an. Das
Frühjahr war fiir die Bienenzucht dermatzen schlecht und ebenso
ist es auch der Sommer, datz an eine Honigernte kaum mehr
zu denken ist. Wenn die Bienen jetzt nur noch so viel zu-
sammenbringen, als sie für sich sür den Winter brauchen.
Dieses Jahr heitzt cs auf alle Fälle, tief in den Beutel grei-
fen, wenn man seine Völker durch den Winter bringen will,
denn es ist kaum dcnkbar, datz sie noch Vorrat anhäufen, da
die beste Trachtzeit in diesem Monat zu Endc geht. Jn den-
jenigen Gegenden selbstverständlich, in dcnen Heidekorn (Buch-
weizen) gcbaut wird, wie im grötzten Teil des Odenwaldes
oder wo es ziemlich Waldhaiden giebt, kann cs noch Honig
geben, das allein hängt selbstverständlich anch wieder vom
Wetter ab. Schivärme hat es im allgemeinen verhältnis-
mätzig wenig gcgeben, was insoferne auch gut war, als man
dieselbcn im halbcn Sommer nicht zu füttern brauchte. Die
Völker sind im allgemeiiicn nicht so schön, wie in sonstigen
Jahren, wo sie voll Bienen strotzten, daher auch die wenige
Zahl der gefallcnen Schwärme. Anf manchcm grotzen, be-
völkerten Stand ist nicht ein einziges Schwarm gefallen. Die
Honigkasten blciben für dieses Jahr gröhtenteils lcec stehen
und harren der Dinge, die 1903 kommen sollen. Die Nach-
frage nach dem Honig ist daher jetzt schon bcdeutend und dürfte
der Preis für dcnselben dieses Jahr ganz bedcutend in die
Höhe gehcn. Hoffentlich wird es kommendes Jahr besser, denn
sonst wäre es für die Bienenzüchter gefehlt, und der Mnt
dürfte ihnen vollständig vergehen.
Nustloch, 1. August. (S e l b st m o r d.) Gestern Vor-
mittag erhängte sich der aus Oftersheim gebürtige Schwieger-
vater des Besitzcrs der Nußlocher Mühle anf dem Speicher der-
selben. Der 62jährige Lebensmüde war scho» seit zwei Jahren
bettlägerig krank.
Vom hohen Odenwald, 31. Juli. (Ernte.) Selbst
auf den höchsten Lagen unseres Gebirges beginnt nächste Woche
allenthalben die Ernte. Vorausgesetzt, das; solche glücklich unter
Dach kommt, können die Bauersleute mit derselben zufrieden
scin. Roggen und Spelz stehen teilweise sehr gnt, meistens
gut, selten schlccht. Auch das Sommergetreide — Gerste,
Hafer — hat sich noch infolge des letzten Regens gut ent-
wickelt und verspricht gleichfalls ziemlich guten Ertrag. Was
die Hacksrüchte, Kartoffeln und Rüben, anbelangt, so würden
dieselben nochmals einen durchweichenden Regcn gebrauchen.
Doch ist angesichts der bcginnenden Ernte anhaltendes Regen-
wetter nicht zu wünschen.
** Mörlcnbach, 31. Juli. (V o n der Eisenbahn.)
Nach dem nnn bekanntgegebenen Abschlutz der Rechnung über
den Bahnbau Morlenbach-Waldmichelbach-Wahlcn ist die von
den Landständen s. Zt. bewilligte Bausnmmc von 2 600 000
Mar5 «v M? ss!>rschx4ttev Ds ^be> 'mch tvx.-
schiedene Differenzen mii dei> DannnIerNchinern ,siä,r gerrgcsi
sind und auch die Totalsnmme der Geländeerwerbskosten, welche
die interessierten Gemeinden zu tragen haben, nicht fcstgestellt
ist, so dürfte die ganze Bausumme für die 16 Kilomcter lange
Bahn nahezu 8 Millionen Mark betragen.
Ladenlniry, 29. Jnli. (Der G e m e i n d e r a t) der
Stadt Ladenbnrg übersandte, wie das Ladenb. Wochenblatt"
berichtet, an Herrn Hanptmcmn Petermann bei dessen
Rücktritt vom Posten des Bürgermeisters ein Schreiben, in
welchem seine bisherige Thätigkeit dankbar anerkannt wtrd.
Der Bürgeraiisschuß faßte noch eine Resolntion, in der er seine
Dankbarkeit ausspricht.
80 Karlsruhe, 31. Juli. (Todesfall.) Oberstaats-
anlvalt Arnold ist heute Nacht nach langem, schwerem Leiden
im Altcr von 65 Jahren gestorben. Arnold stammt aus
Neckarbischofsheim, er war früher Amtsrichter in Pforzheim,
dann Aaatsanwalt bei den Landgerichten Karlsruhe und
Offenbiirg und wnrdc !m vorigen Jayr als G!eh. Oberregie-
rungsrat ins Justizministerium bernfen nnd gleichzeitig zum
Oberstaatsanwalt beim Oberlandesgericht crnannt. Bald
nach seiner Berufung in diese hohe Stelle mußte er infolge
eines schweren Ncrvcnlcidens eine Heilanstalt aufsuchen. Nun
hat der unerbiitliche Tod dem Wirken des schaffensfreudigen,
hochbegabten Juristcn c!n jähcs Ziek gesctzt.
-s- Badrn-Blideii, 31. Jnki. (Z n den b e v o r st e h e n-
den Rennen.) Mit dem Itennungsschluß und den Reu-
gelderklärungen kann man sehr zufrieden sein, da sich allerorrs
ein reges Jnteresse für die grotze Jnternarionale Woche kund-
gegebcn har. Es liegt zmar ein abgeschlossenes Ganzes nicht
vor, doch kann man an der Hand des vorliegenden Materials
auf große sportliche Ereignisse rechnen. Vorerst können nur üie
deutschen Unterschriften ziffernmähig in Betracht gezogen wer-
dcn, da das Material vom Auslande noch nichr vollständig ist.
Was nun die deurschen Unterschriften anbelangt, so blieben im
Alten Badener Jagdrennen 13, im Zukunstsrennen 19, im
Preis der Sradt Baden 17, in der Saida-Steeple-Chase 13,
in den Prinz of Wales Stakes 12, im Prinz Herrmann von
Sachsen-Weimar-Memorial 13 und im Kincsem-Rennen
14 Pferde stehen. Ferner wurden für das Jugend-Handicap
17, für dcn Kurverwaltungspreis 23, sür das Sandweier
Rennen 21, für die Merkur Steeple-Chase 28, für das Ha-
milton-Rennen 20, für das Kosmopolitische RenneN 28, für
das Alte Schloß Hürden-Rennen 28, für das Schwarzwald-
Handicap 15, für den Preis von Karlsruhe 19 und für das
Chamant-Rennen 17 Pferde genannt. Erfreulich ist, daß die
französischen Ställe auch sür die kleinen Rennen Nen-
nnngen abgegeben haben. Die französischen Hindernisställe
wcrden besonders stark vertretcn scin. „Gratin", der Sieger
in der Grotzen Pariser Steeple-Chase, ist sowohl im Alten
Badener Jagdrennen, wie in dcr Satde Steeple-Chase stehen
geblieben. Jn Wien haben die Ställe Oesterreich-Ungarns
an unserem Meeting sich gut beteiligt durch Abgabe von Unter-
schriften, von denen wir hervorheben wollen die des Grafen
T. Festctics und des Herrn Mautncr u. von Markhof. Jn
Brüssel wurden keine Unterschriften für Baden abgegeben.
Geschästliches.
Versicherung Abgelehnter. Der raiionelle Betrieb und die
gedcihliche Enrwicklung der deurschen Leüensversicherung, in der
gegenwärtig alljährlich etwa 150 000 Personen sicheren Schutz
finden, ersordern unbedingt, das; nur völlig gesunde Antrag-
steller aufgenommen werden. Fast der vierte Teil aller An-
träge mus; in der normalen Lebensversicherung abgelehnt wer-
den. Unter diesen dürfte nnn immerhin ein nicht unüeträcht-
licher Prozentsatz von Personen vorhanden sein, die zwar nicht
unter den normalen, aber doch unter nicht üesonders erschwerten
Bedingungen als versicherungsfähig betrachtet werden können.
Von dieser Erwägung geleitet, ist seitens einiger Gesellschaften
eine Versicherung für Abgelehnte eingeführt wor-
den, was vielleicht so manchem Jntercssenten noch nicht be-
kannt sein dürfte. Eine solche Versicherung gewährleistet, wie
die reguläre Lebensversichcrung, eine bestimmte Summe, die
beim Tode des Versicherten, späiestens jedoch bei Erreichung
eines bestimmtcn Lebensjahres bar zur Auszahlung gelangr.
Die Lebensversicherungsbank „Arminia" in München hat diese
Versicherung auch dividendenberechtigt gemacht und
bestehen hinsichtlich der Unanfechtbarkeit und Unverfallbarkeit
der Policen, sowie bezüglich der Erleichterung der Prämien-
zahlung fast dieselben Bergünstigungen, wie bei der regulären
Lebensversicherung. Auf diese Versicherungsgelegenheit ser
hiemit anfmerksam gemacht. Die Gesellschaft ist hier ver-
trcten durch Herrn E. Amann, Grabengasse.
Hheater- und Kunstnachrichten.
— Hcrmann S u d e r m a n n s° neues vieraktiges
Drama, das kürzlich vollendet wurde und am Lessing-
theatcr in Bcrlin zur ersten Aufführung gelangen wird, führt
den Titel „Der Sturmgesellc Sokrates".
Kandek und Derßehr.
Mannheim, 31. Juli. (AkUen.) Oberih. Bank 117 50 G.
Rbein. Credltbank 142.10 G. Rhein. Hyvoth.-Bank 179.75 <Z.
Brauerei Kleinlein. Heidelberg 160 G. Schrocdl'iche Brauerei-
Akiien 178.— c«. PorUand Zement Heidelberg 107.— B.
Frankfurt, 3l JuU. Esfektensozietäi Abends 6'/» Uhr.
DiSkouio-Kommandil 183 30 b., Beriiner Handetsgesellschaft 154 b.
Creditaktien 214 b„ Staatsbahn 151.20 b., Henri 98.40 b„
Westsicilianer 37.50 b„ 3proz. Mexikaner 26.30 b„ 3proz. Por»
tugiesen 29.25 b. G. cpt, 29.30 b. G. ult., Iproz. Türken C
30—30.25 b., Iproz. Türken D. 28 20—35 b„ Harpener 161.10
b. G., Elektr. Schuckert 90.20 b„ Elektr. HelioS 22.50 b. G.
6V4 bis 6'/- Uhr: —
Auf Pariser Anregung waren türkische Werte ansehnlich höher,
auch Portugiesen befestigt. Die übrigen Verkebrsgebiete zeigten
gleichfalls etwas bessere Haltung.
Mannheim, 31. Juli. (Pr 0 d u kt enb ä r s e.) Per 100 Kilo
Weizen Pfälzer 17.50 bis —.—, Noiddeutscher —.— bis —.—,
Azima 17.25 bis 17.50, Theodosia 17.75 bis 18.20, Saxonska
—.— bts —.—, Girka 17.— bis 17.25, Taganroz 16 50 bis
17.—, rumäntscher 16 50 bts 17.25, amerikanische Winter II 17.50
bis —, amerik. Spring —bis —, Kansas II 17.50 bis
17.75, Kalifornier 17.75 bis —, La Plata 17.— bis —,
Walla-Walla 17.40 bts Bahia blanca 17.75 bis —
Semence Russe 17.75 bis —, Kernen 17 75 bts Roggen,
Pfälzer 14.75 bis —, Russischer 15.— bis 15.25, Gerste
hiesiger Gegend —bis —. Pfälzer —.— bis —
Ungarische —bis —, Futtergerste 13.25 bis —. Hafer
Badischer alter 17.25 bis 18 25, Württemberger Alp 16 50 bls
17.25, Norddeutschcr 18.— bis 18.25, Russischer 17.50—18.25,
Amerikaner —bis —, Mais Amerik. wixed. 13.— btS
—, La Plata 12.25 biS —, Donau 12.25 bis —, Kohl-
reps Deutscher 25.50 bis —, Wicken 17.75 bis —, Klee-
samen Deutscher l 105 bis 110, Deutscher II 94.— bis 98.—,
Luzerne 112.—bis 117.—, Provenze 118.— bis 120.—, Esparsette
33.— bis 34.—, Amerikaner 94.— bis 100.—, Leinöl mit Faß
68.00 bis —, Rüböl mit Faß 63.50 bts —, Rüböl bei
Waggon 61.50 bis —, Petroleum Amerikany 17.60 bis —,
bei Waggon 20.80 bis —, in Fässern 2S.— bis —,
Russisches 15.90 bis —, bei Waggon 19.40 bis —.—, iü
Fässem 20.50 bis 70er Rohsprit 40.75, 90er Rohsprit 2S.00>
Rohsprit versteuert 108.—
Weizenmehl 00 0 1 2 3 4
27.50 25.60 23.50 22 50 21.50 19 50
Roggenmehl 60: 23.00, 0: 20.—.
Tendenz: Weizen und Roggen etwas niedriger. Hafer und
Mais ziemlich unverändert.
WasserstandSnachrichten
Necka r.
eidelderg, 1„ 1,20, gest. 0,01m
eilbrona, 31„0,49, gef. 0.00m
tannhetm. 31., 3,92, gef. 0,01m
Rhcin.
Lauterbnrg. 31,4,37, gef. 0,030»
Maxan, 31„ 4.48, gef. 0,03-o
Mannheim, 31„ 3,99, gef. 0,00---
W « LI» «1» r, üvkUskeravt
8nnxtsti.
LSV
Nr888iv ^U8ir»kl
6M-1'Ä8<;ken.
HLtiptstr'
8pvrialgs8vliSkt felnsi' t.säei-wai'en u. ksisssffelrtet'