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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177-202 (01. August 1902 - 30. August 1902)
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für den Staat zu ermöglichen, der Freiherr Theodor v.
Cramer-Klett ist. Der Genannte, ver einer groß-
industriellen Familie entstammt, die erst seit 1876 den
bayerischen Adels- und Freiherrntitel besitzt, gilt für den
reichsten Mann in Bayern.

Aus der KarlSruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
den Landgerichtsrat Dr. Emil Bauer in Heidelberg unter
Enthebung vo» seiner Stellung als ltntersuchungsrichter beim
Landgericht Heidelberg in gleicher Eigenschaft nach Waldshut
versetzt, den Qbcramtsrichter Karl Mittermaier in Hei-
delberg zum Landgerichtsrat und Uutersuchungsrichter beim
Landgericht Heidelberg ernaunt, den Oberamtsrichter Robert
Diez in Triberg iu gleicher Eigenschaft nach Heidelberg ver-
setzt, sowie deu Referendär Alfred Berni aus Lahr zum
Amtsrichter in Triberg ernannt.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
den Custos der Universitätsbibliothek Heidelberg, Dr. Rudolf
Sillib, zum Bibliothelar an der Uuioersitätsbibliothek Hei-
delberg ernannt.

— Die Versetzungen des Bahnverwalters Antou M e tz-
ger von Wäldshut nach Singen und des Stationskontrolleurs
August Schwarz von Graben-Neudorf uach Mannheim
wurdcn zurückgenommen. Dem Bahnverwalter Hermann
Sänger in Freiburg wurde statt des Stationsamtes Walds-
huc das Stationsamt Singen überiragen und Stationskontrol-
leur Georg Hauser in Basel, unter Zurücknahme der Ueber-
tragung des Stationsamtes Graben-Neudorf, nach Mannheim
versetzt und dem Stationsamt daselbst zugeteilt.

KarIsruhe, 11. August. Das gestern in Salem
ausgegebene Bulletin lautet: Der Zustand Bhrer Kgl.
Hoheit der Prinzessiu M a x, wie auch der der neu-
geborenen Prinzessin ist immer gleichmäßig gut. Dr.
Benckiser.

Hofrat Dr. Benckiser beabsichtigt, bei dem durchaus
besriedigenden Befinden Jhrer Königlichen Hoheit der
Prinzessin Max und der neugeborenen Prinzessin be-
reits Ansang dicser Woche Salem zu verlassen.

Ausland.

Frankreich.

Paris, 11. Aug. Der Oberstleutnant SaintRemy
führte in Pontivy (Seine-et-Oise) an Stelle des ab-
wesenden Obersten das zweite Jägerregimcnt. Am Freitag
Nachmittag erteilte ihm dem „Matin" zufolge der Divisions-
general Frater den Befehl, eine Schwadron des Regiments
zur Verfngung des Unterpräfekten zu stellen und diesen
bei der Ausführung der Erlasse des Ministers zu unter-
stützen. Es handelte sich um Schlteßung der Schule
in Lanne. Der Oberstleutnant antwortete: „Jch bin
ein Christ und werde an keiner Handlung teil-
nehmen, die meinem Glauben und meinen religiösen Ge-
fühlen zuwider ist." Er wurde sofort von seinem
Posten enthoben und die Führung des Regiments
dem dienstältesten Offizier übertragen. Der von dem
Vorfall benachrichtigte Korpskommandeur erteilte de Saint
Remy den Befchl, sich sofort nach Bellc-Jsle-en-Mer zu
begeben, dasKriegsgericht werde ihn wegen Gehorsams-
verweigerung aburteilen. Der Befehl des Divisionsgenerals
Frater wurde noch an demselben Nachmittag von einem
anderen Offizier ausgeführt und die Schule von Lanne
wurde am Abend geschlossen. Der sehr militaristische
aber auch schr klerikale „Gaulois" erklärt sich zwar für
den Grundsatz, datz der Soldat weder Kritiker noch Richter
sein dürfe, entschuldigt aber die Handlung Remys aus den
begleitenden Umständen. Er kommt natürlich zu dem Schluß,
daß der Kriegsminister der eigenlliche Verbrecher sei, da
er das Heer in d!e Lage versetzt habe, an der Austreibung
der Schwestern mitwirken zu müssen. Die radikale Presse
gibt der Erwartung Ausdruck, daß General Andrö die
Disziplin unter den Junkern, wovon das Offizierkorps der
Kavallerie wimmelt, werde aufrecht zu erhalten wissen, es
müsss der klerikale Geist tief eingedrungen sein in die Of-
fiziere, wenn derartige Gehorsamsverweigerungen vorkom-
men könnten. Das Uebel sei viel ernster als man
glauben wolle. Nach einem Bericht des „Matin" nimm^
die Bewegung uuter den Baucrn der Bretagne be-
denklich zu. Das Warten habe die Erregung nur noch
gesteigert. Außerdem sehe man jetzt in Gemeinden nicht
zum Pfarrklerus gehörende Geistliche auftreten, die durch
aufrerzeude Rcoen den Widerstand schürteu.

Dänemark.

Kopenhagen, 9. August. Der dänische Frie-
densverein hat aus eine an den Ministerpräsidenten
Deuntzer gerichtete Adresse, die Regierung möge dafür
sorgen, daß Dänemart' möglichst gleichzeitig mit Schwe-

Geis, als geborener Beckmesser. Mau hört vielfach, den
Ausdruck des Bedauerns, daß das Stimmmaterial dieses Küust-
lcrs seiner schauspielerischen Begabuug uicht gleichkvmmt. Mau
kauu das aber auch fim spezielleu Fall) fiir einen Vorzug hal-
ten. Dieser Beckmesser darf ja gar keiue ordeutliche Stimme
habeu, denn soust glaubt mau ihm dem Darsteller entlveder
uichr, oder er verliert an Wirkuug.

Als Evcheu war Frl. Scheff (Londou, früher Mün-
chen) leider uicht die gecignetste Vertreteriu. Sie gab sich
ja redlich Mühe, das uun eiumal iu ihr liegende operettenhafte
Weseu zurückzudämmen, allein man kouute ihr mit dem besten
Willen die züchtige, deutsche Handwerkerstochter nicht glauben.
Judessen die Vorzüge der übrigen Mitwirkenden, sowie die
über alles stauueuswerte Rcgiekunst Possarts ließen dieseu
seineu Mißgriff iu den Hintergrund treten, so daß man mit
dem gehobeueu Gcfühl, eine vortreffliche Darbietung geuossen
zu haben, seiueu Sessel gcgeu 10 Uhr verlasseu kouute.

Nach dieser Eröffnungsvorstellung kanu mau mit Recht und
guter Hoffnung die weitcreu Borstelluugen mit Spanuung er-
warteu. Neben dem Gesühl ästhetischer Befriedigung aber
stellt sich bei dem Besucher — und das soll zum Schluß be-
souders betont werden — ein Gefühl der größten Hochachtung
für den Leiter dicser Festspiele, Herrn Jntendanten von Possart
ein, der mit seinen 60 Jahreu der Riesenanstrengung noch voll-
auf gewachseu ist, einen so gewaltigen Apparat sicher zu len-
t'cn. Möge es ihm vergönnt sein, dies sein Lebenswerk noch
lange Jahre unter seiner Leitung blühen und gedeihen zu
schen I Möge es ihm vergönnt sein, dereinst noch den „P a r s i-
v a l" in seinem Prinz-Regententheater einzustudicren und
— trotz Baprenth — mustergiltig zur Darstellnng zu bringenl

Or. N.

den und Ikorwegen sich den übrigen Mächten gegenüber
gcundsätzlich und dauernd neutral er-
kläre, die Antwort erhalten, daß das Ministerium seine
Aufmerksainkeit der Angelegenheit zuwenden und die erste
günstige Gelegenheit zur Lösung dieser Frage benutzen
werde.

Spanieu.

— Die Wiener „Politische Korr.", die Beziehungen
zum spanischen Hofe hat, läßt sich über die Reise des
Königs Alfonso XIII. durch Asturien u. a. berichten:
„Besonderes Jnteresse rief ein Gespräch hervor, das der
König mit dein Bischof von Oviedo geführt haben soll,
als er in dessen Begleitung die Reliquien der dortigen
Kathedrale besichtigte. Der König fragte den Kirchen-
fürsten, warum das daselbst bewahrte „Kreuz der En-
gel" diese Bezeichnung führe. Der Bischof erwiderte:
„Weil es Engel als Belohnung für Alfonso den Keuschen
hergestellt haben sollen." Als der Monarch nun die Frage
stellte, auf welcher Gnindlage dieser Glaube beruihs,
lautete die Antwort: „Majestät, aus gar keiner. Die Zei-
ten der Legenden sind vorüber." Als man den König
nnter den Religuien eine kleine, sehr alte Trnhe zeigte,
fragte er, warum diese verschlossen sei. Der Bischof
erwiderte, weil nach einer Tradition derjenige, der die
Truhe ösfnen würde, sofort sterben müßte. Er würde
es doch unbedenklich thun, meinte der König. „Jch
gleichfalls", erklärte hierauf der Bischof, „ich habe es
jedoch niemals gethan, aus dem einfachen Grnnde, weil
kein Schlüssel dazu vorhanden ist." Jn manchen Kreisen
glanbt man, an der Richtigkeit dieser Wiedergabe des
Gesprächs zweifeln zn sollen, znmal da man die dem
Bischof in den Mund gelegten Aeußerungen für „allzu
freidenkerisch" hält. Liberale Blätter machen dagegen
geltend, daß König und Bischof nur wie moderne Men-
schen gesprochen haben. In der Presse hat sich über den
Gegenstand eine lebhaste Debatte entwickelt."

Aus Ltadt und Land.

Heidelberg, 12. August.

" Gedenktafel. Au dcm Christmannschen Hanse, Haupt-
straße 146, wurde gestern cine Gedeuktafel aus fchwarzem
Marmor angebracht; die Jnschrift, iu Goldbuchstaben herge-
stellt, lautet:

Zur Erinueruug
an

Nikolaus Leuau.
der in diesem

Hause 1831 uud 1832 wohntc,
errichtct an seinem hundertsten
Geburtstag, dem 13. August 1902,
von der Stadt Heidelberg.

** Ohnmiichtig zusnmmengebrochcn ist gesteru iu der Rohr-
bacher Straße ei» Fremder aus Stuttgart, dcr hierher kam,
um kraukheitshalbcr sich im hicsigen akademischen Kraukenhause
aufnehmen zu lasseu. Der Mann wollte vorher uoch eineu
kleinen Spaziergaug machcn. Nun mußte er auf einer Trag-
üahre ins Krankenhaus verbracht werden.

Fälle oo» unsilinigen Tiergunlereien kommeu in lctztcr
Zeit bedauerlicherweise wieder sehr häufig vor. Namenilich
sind es Stciufuhrleute, die die ihncn anvertrauten Pferde miß-
handeln. Fast alltäglich kamcn in jüngster Zeit solche hart-
herzige Fuhrleute zur Anzeigc. Einc empfindliche Strafe kann
iu solchen Fällen nichts schaden.

-i- Turuerisches. Bei dem 8. Kreisturnfcst in Pforzheim
erhielt der hiesige Turnverein einen 1. Preis in der 1.
Klasse, der Turnerbund einen 1. Preis in der 3. Klasse,
der Tu ruver e in Neue n heim einen 2. Preis in der
3. Klasse.

-i- Schöffengerichtssitiling vom 11. August. Vorsitzender
Herr Referendär Dr. H a a s. 1. Friedrich Dellinger vou
Meckesheim erhielt wegen Körperverletzuug 3 Mk. Geldstrafe.

2. Adam Rehm von Kirchheim wcgen desgleichen 20 Mk. Geld-
strafe, evtl. 4 Tage Gefüngnis. 3. Karl Josef Stroh und
Karl Fricdrich Ochs von Heidelberg wegen sachbeschädigung
je 20 Mk. Geldstrafe, evtl. 4 Tage Gefüngnis. 4. Die Ver-
handlung gegen Heinrich Feuerstein von Mannheim wegen Be-
lcidigung wurde vertagt. 5. Josef Burckhardt von Heidelberg
erhielt wegen Beleidiguug 20 Mk. Geldstrafe, evtl. 4 Tage Hafr.
6. Die Verhaudlung gegen Margarctha Felmer von Mainz
wegen Betrugs wurde vertagt. 7. Marie Sagaly vou Bebels-
heim erhiclt wegen Diebstahls u. s. w. 20 Tage Gefängnis.
8. Oskar Matuscheck i» Haft wcgen desgleichen 20 Tage Ge-
fäugnis.

— Polizcibericht. Ein Jtalicuer wurde wegcu Wider-
stands, Beitelns und Landstreicherei verhaftet.

o Hnndschllhsheim, 11. August. (P r e i s g e k r ö n t e
Turne r.) Bei dem am 9., 10. und 11. August in Pforzheim
abgehalrenen 8. Kreisturnsest des 10. Deutschen Turnkreises
errang der hiesige Turnverein im Nereinswettturnen mit
26 Teilnehmern in der 2. Klasse den 2. Preis. Es war dies
das erstenial während seines 16jährigen Bestehcns, daß der
Verein in dieser Klasse turnte. Eincn cbenso schönen Erfolg
hat der Turnerbund zu verzeichuen; er erraug mit 11
Teiluehmern iu der 3. Klasse einen 1. Preis. Jm Ganzen
wareu es 190 Vereine, wclche sich am Vereinswettkampf be-
teiligteu.

-i- Wieülingen, 12. August. (Turnerische s.) Zum
ersteumalc bcteiligte sich der hiesige Turnverein am Kreisturn-
fcst. Mit einer Turucrzahl von 15 Mitgliedern ging er nach
Pforzheim. Jm Bereiuswertturueu errang der Verciu in der

3. Klasse einen 2 Bereiuspreis.

X Wieblingeil, 12. August. (W a l d f e st.) Am Somi-
tag Nachmittag veraustaltete der hiesige Mänuergesangverei»
„Eintracht" das diesjährige Waldfest in dem mit schattigen Bäu-
meu und Gras bewachseuen „Liiesloch". Wie sehr dieses
Waldfest (Volksfest) bcliebt ist, zeigt die Thatsache, daß trotz
des uicht so sehr günstigcu Wetters ci>ie ungemeiu grohe Zahl
hiesiger Eiuwohner darau teiluahm. Für Unterhaltung war in
reichcm Maße gesorgt. Liedervorträge der „Eintracht", Kon-
zertstücke der Teutoniakapclle und Tanz wechselten mit einander
ab. Auch au--die Jugend war gedacht; sie fand Uuterhaltung
im Sacklaufeu, Wurstschuappen, Seilzicheu u. s. w. Für
Spcise und Trauk hatte Herr Gastwirt Eppel zum „Zähringer
Hof" in reichcm Maße gesorgt und es wurde dcm Geboteucu
auch tüchtig zugcsprocheu. Juug uud Alt waren von dem Ver-
lauf des kleiueu Festes wohl befriedigt und suchtcn crst in vor-
gerückter Stunde ihr Heim auf.

** Sandhauscn, 11. August. (Körperverlctzung.)
Eiu 19 Jahre alter Cemeutarbeiter geriet gesteru Abend auf
der Ortsstrahe dähier mit eiuem 20 Jahre alten Arbeitsge-
nossen in Wortwechsel. Schließlich stieh der jüugere dem au-
dern ein Mcsser in die rechte Brustseite, sodaß dcr Gctroffene
lebeusgefährlich verletzt ius Akademische Krankeuhaus nach
Heidelberg verbracht werden mußte. Der Messerheld sitzt hm-
ter Schloß uud Riegel.

4- Dossenhcim, 11. August. (D e r A r t i l l e r i e v e r -
e i n D o s s e u h e i m) blickt hcute auf ein Hübsches Fest zurück,
auf das Fest sciuer Fahucnweihe, das er gestern bei schönstem

Wetter begangen hat. Schon in früher Morgensrunde ver-
kündeten Böllerschüsse den Freuden- und Ehrentag des Bereins.
' Der ganze große Ort hatte ein festliches Gewand angelegr, das
ganze Dorf war mst grünen Reisern und die Häuser waren mir
schöneu Kräuzeu und Blumen gezierl. Nachdem die auswär-
tigeu Vcreiue eingetroffen waren, stellte sich um 2 Uhr der
Festzug aus und zog unter den Klängen der Militärmusik
durch den fcstlich geschmückten Ort. Auf dem Festplatz ange-
kommen, erüsfnete der Vorstand des Vereins, Herr Schlosser-
meiftcr H v l z e r, den Festakt mit einer kurzen Ausprache
uud die Fahuenjungfer übergab die schöne Fahne dem Verein
Der Fähurich nahm sie iu Empfaug mit dcm feierlichen Ver-
sprecheu, sic alle Zeit treu zu wahren und ihr und dem obersten
Kriegs'herru Treue zu halten bis iu den Tod, wie dereinst beim
Fmhueueid gelvbt. Herr Psarrer Gugelmeier hielr eine
kurze, aber wirklich zu Herzen gehende Festrede, die bei allen
Anweseuden emen bleibenden Eindruck zurücklietz, uud schloß
mit eincm begeisterte» Hoch auf Kaiser und Großherzog. Ge-
sclliges Beisammeusciu aus dem Festplatze und abwechsclnde
Musik- und Ge'sangsvorträge dcr berschiedenen hiesigen Vereine
verschönteu den Abend. Den Schlutz bildete am Montag eiu
allgemeiues Volksfest mit Volksbelustigungen. Das Wetrer
zum Festc war sehr schöu, der Fcstplatz groß uud geräumig und
sehr gut ausgewählt. Die Fahue, die sehr gut ausgestattet ist,
stammt aus der allbekannteu uud bewährteu Fahnenfaürik
aus Bonn.

Wcinheim, 10. August. (V e r s ch i e d e n e s.) Seir
eimgcr Zeit besteht am hiesigen Platze eine Großh. Hessische
Eisenbahnbauinspektiou, welche den Bau der von den Hessischen
Laudständen bewilligten Strecke Worms-Weinheim, als deren
Fortsetzung die schou seit mchrereu Jahren bestehende Liuie
Wemheim-Fürth im Odeuwald zu betrachteu ist, auszufiihren
hat. Wcinheim wird die einzige badische Starion der küns-
tigen Liuie Worms-Fürth seiu, die eine direkte Verbiudung von
Rheinhessen mü dem hessischen Odenwald vermitteln soll. —-
Andercrseits ist dcr Dienstsitz der hessischen O b e r f ö r st e r c i
von hier nach dcm benachbarten Birkenau verlegt wordeu, wo-
selbst fiir diese Behörde eiu ueues Dienstgcbüude erstellr wor-
deu ist.

SO Ludwigshafen, 11. August. (Ganz u n g e w ö h u-
liche Neigungen) hat der seit einigen Wochen sich hier
hcrumtreibende 24 Jahre alte Arbeiter Heinrich Franz aüs
Burrstadt in Hesseu zu bcfriedigen gewutzt. Frauz hat in
Abwesenheit der Ehemünner in den Wohnungen solcher Ar-
beiterfrauen vorgesprochen, die ein Kind zu stilleu hatren.
Diesen als einen Verwaudtcn des Mannes, „den Velter Georg"
srch vorstelleud, hat er bald nach 'Eintritt iu die Wohuuug,
unter Berufung auf eineu ihm iu Jnteresse der Hebung seiuer
Gesuudheit angeblich erteilten ärztlichen Rat, au die Frauen
die Bitte gerichtet, seineu Durst an jenem Platze srillen zu
dürfeu, deu ausschließlicy der Säugling in Anspruch zu ueh-
men pflegt. Der sonderbare Kostgäuger, dcr nach einem
Gestäudnis eiu gleiches Gastspiel bereits in Worms absolvicrt
hat, wurde gestern vou dcr Polizei verhaftet.

Mosbach, 11. August. (Bismarck - Denkmal.)
Augercgt durck' das Beispiel andcrer Städte soll auch in Mos-
bach ciu Teukmal für den ersteu Reichskanzler Orro v. Bis-
niarck errichtet werden. Ueber Form und Platz des Deukmals
soll eiue spnter emzuberufende Hauptversammlung entscheideu.
Die Sammluugen für das Deukmal haben bis jetzt 1500 Mk.
ergebeu.

Gerlachshcim, 11. Aug. (Ju der hiesigen Großh.
Taubstu m m cuau st a l t) befiuden fich zur Zeit 93 Zög-
linge. 40 bou ihncu siud vollständig iaub, während die an-
dcren nichr odcr wcnigcr Laute wahrzunehmeu vermögen. Das
Lehrerkcllcgium besteht aus 14 Mitgliederu. Die meistcn der
Zoglinge stammeu aus den Kreiscn Karlsruhe, Mannhcim,
Heidelbcrg und Mosbach, der Rest kommt aus Baden, Offen-
burg und Frciburg.

LO Bad. Rhcinfelden, 11. August. (Arbeitswilli-
g e u - B e d r o h u n g.) Währeud des letzten Streiks in der
Seidenwcberei Baumann-Streuli sind zwei Streikende einem
Arbeiter, welcher die Arbeit nach sieben Wochen Unterbrcchung
wieder aufgcnommen hat, mit verschiedenen Drohungen be-
gegnet. Nuf die 5klage des Bedrohten wurden beide Arbeiter
zu empsindlichen Geldstrafen verurteilt.

Markdorf, 11. August. (Todesfall.) Gestern sollre
Hcrr Dekau Wiese r, Stadipfarrer hicr, sein 50jähriges
Priesterjubiläum feiern. Er hat den Tag nicht mehr erlebt.
Seine Pfarrkiuder geleitetrn ihn hcute zur lctzten Ruhestätre.

LL Dürrheim, 10. August. (Die Kurerfolge des
Kindersoolbades) sind überrascheud gure; vou 247
verpflegten Kindern war im verslossenen Jahre nur bei dreien
eine Besserung nicht zu erzielen. Allerdiugs wird dieser Erfolg
durch die vereinigteu Einflüsse der Soolbäder und des Höhcn-
klimas bedingt, und dnrch diese doppelten Heilfaktoren erhält
Dürrheim cine stets wachsende Bedeutung. Niir dcm fort-
während steigenden Besuch des Kurorts hälr auch der Andraug
zum Kindersoolbad gleichen Schrirt, das nuumehr sämrliche
Räumc des derzeitigen Anstaltsgebäudcs benutzt und doch den
Anforderungen nicht genügen kann. Der Frauenverein ist da-
her der Erstellung eines neucn Anstaltsgebäudes nähergetreten
und hat bcreits einen nahezu sieben badische Morgen großen
Bauplatz iu nächster Nähe des Waldes erworben. Die Bau-
pläne siud bon Professor Ratzel in Karlsruhe eutworseu und
haben auch schon die Gcnehmigung der Protektoriu des badi-
schen Frauenbereins, dcr Grohherzogin, erhaltcn, die auch die-
scm gemeiimützigen Uuternehmeu ihr besonderes Augenmerk zu-
wendet. Der Bauaufwand wird sich auf üüer 200 000 Mk.
belausen, wovon mit Einschluß cincs zugesicherten Staars-
zuschusses von 50 000 Mk. die Hälftc schon vorhanden ist, wäh-
rend der Rest wohl im Wege des Anlehens aufgebrachl wcrden
muß. Professor Ratzel ist zur Zeit mit der Ausarbeitung der
Baupläne beschäftigt, dcnn cs soll im laufeudcu Jahre noch
mit dem Bau begonncn werden.

Wom Kreisturnfest in Uforzheim.

Pforzheim, 11. August.

Das Turnfest des 10. deutschen Kreises nahm bei güustigeM
Wetter eiuen schöuen Verlaus.

Vom Bahnhof aüwärts wareu die Bahuhofstraße, die Leo-
poldstraße und ein Teil der östlichen Karlfriedrichstraße mit
Tannenbäumchen umsäumt, während aus den Fenftern und
von den Dächern der Häuser lustig die Fahueu flatterten.

Der 10. Turnkreis umfaßt eiu weites' Gebiet und nicht allcin
die Vereine des Großherzogrums Baden gehören ihm an, son-
dern auch das Reichsland, die bayerische Pfalz, sowie angren-
zende Teile von Hessen und Württemberg. Nicht weniger als
520 Vereine mit 49 744 Mitgliedern an 480 Orten sind es>
die zum Kreise gehören, eine stattliche Zahl, die wohl Beachung
verdicnt. So kcmren aus dcm Reichslande, der Pfalz, aus
Württemberg und Baden die Vereine an und der Empfang a»s
dem Bahnhof, der den ankommenden Vereinen vom Empfangs-
komitee und der begcisterten Menge bereitet wurde, geftaltete
sich zu einem überaus herzlichen.

Außer männlichen Turnern wareu auch sehr viele weiüliche
eingetroffen, u. a. auch der Damenturnverein Straßburg, tvel-
cher unter Führung des Landesvertreters für Elsaß-Lothringeu
ankam. Die einzelnen Vereine wurden geschlossen vom Bahn-
hof nach der Turnhalle des Pforzheimer Turnvereins geleitet'
woselbst die Fahnen untergcbracht wurden. Bei Dunkelwer-
 
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