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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177-202 (01. August 1902 - 30. August 1902)
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Deutsches Neich.

— Auf Wunsch des Kaisers nehmen an den
Manövern des 10. Armeekorps die japanischen
Stabsoffiziere Arita und Bkathuiski teil.

Hamburg, 19. August. Der Ausstand der
Droschkenbesitzer und - Kutscher ist heute
Mittag zu Ende gekommen. Die Polizei hat nachgegeben,
wahrscheinlich auf Einwirkung von Senatsmitgliedern
hin. Die neue Droschkenordnung wird vorläufig bis
zum 1. Januar zurückgestellt. Jn der Zwischenzeit
werden die Fuhrwerksinteressenten Gelegenheit haben.
ihre Wünsche nochmals chorziibringen und jedenfalls
wird die Verordnung in der jetzigen Form dann nicht
mehr erlassen werden.

Bayern.

MLnchen, 19. Aug. Die klerikale Presse sattelt
um. Das Hauptorgan des Zentrums, der „Bayerische
Kurier", der seinerzeit nicht Worte und Artikel genug fand,
um die politische That der Kunstabstriche der Zen-
trumsfraktion als den Jnbegriff von politischer
Weisheit, Energie und imponiecender Willenskraft zu feiern,
schreibt heute:

Ein schweres Unrecht begeht, wer die vielbesprochene
Ablehnung von 100 000 Mk. fiir Kunstzwecke dnrch die
Majorität der Kammer rein anf politische Gründe zucück-
führt und die Oppofition der Gleichgiltigkeit gegen den
Niedergang der Künste zeiht. Gerade drs Gegenteil ist
der Fall; auch verschuldet dieses Vergehen nicht der angen-
blickliche Mangel an Mitteln, um ansgiebige Opfer zu
bringen, sondern das gerechte Bedenken, unsere Pinakoths-
ken, welche so reiche Schätze von vollendeten Kunstwerken
bergen, durch immer neue Ankäufe von Gemälden einer
sehr bedenklichen Richtung vielmehr zn entwerten. Oder
ist es nicht ratsamer, derlei Erwerbungen zeitig Ein-
halt zu thun, als früher oder später den geistlosen Schund
wieder hinauswerfen zn müsssn?

Das Zentrum hat schon in der zweiten Kammerverhand-
lung, in der es die Positionen erneut ablehnte, nicht mehr
von den „politischen Gründen" gesprochen, sondern der Ab-
lehnung das kunstkritische Mäntelchen umgehängt, und nur
der Referent sagte: Die politischen Gründe bleiben bestehen
und daneben haben wir noch andere. Aber so entschieden,
wie hier der „Bayerische Kurier" die „politischen Gründe"
unter das alte Eisen wirft, ist es noch nicht geschehen.
Man sieht daraus, wie wenig wohl den Klerikalen bei
ihren politischen Aktionen ist und wie man derlei politische
Zentrumsaktionen benrteilen muß. Schade, daß da das
Kaisertelegramm dazwischen gekommen.

München, 20. Aug. Der ültramontane Kammer-
präsident Gymnasialrektor Orterer wurde von Eich-
städt an das Luitpold-Gyinnasium in München ver-
setzt. Lehrer und Schüler dürften von dieser Aus-
Zeich n u n g des Parteifanatikers schwerlich entzückt sein.
Die Regierung wollte offenbar zeigen, daß sie sich durch
die letzten Kammervorgänge in ihrem Handeln nicht be-
einflussen lasse.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Kömgliche Hoheit der Grotzherzog haben
dem zur Ruhe gesetzten Kassendiener Anton Derndinger,
zur Zeit bei der Grotzh. Zentralschülfondsverwaltung in Karls-
ruhe, und dim Amtsgerichtsdiener Benjamin Ar n o l d in
Wertheim die grotze goldene Verüienstmedaille, dem Königlich
Preutzischen Sanitätsrat Dr. A. Nolda, Badearzt in St.
Moritz, das Ritterkreuz erster Klasse des Ordens vom Zäh-
ringer Löwen verliehen, den Landgerichtsrat Viktor S ch w ö-
rer in Freiburg zum Untersuchungsrichter beim Landgericht
Freiburg ernannt und den Vorstand der Rechnungsabteilnng
bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen, Geheimen Rat
zweiter Klasse Hugo Schneider anf sein Ansuchen unter
Aüerkennung seiner kangjährigen treu geleisteten Dienste auf
Oktober dieses Jahres in den Ruhestand versetzt.

— Die Versetzung des Gerichtsschreibers Josef Zimmer-
mann beim Amtsgericht Staufen zum Amtsgericht Mannheim
tvuöde zurückgenommen. Gerichtsschreiber Karl M o h r beim
Amtsgericht Freiburg wnrde zum Amtsgericht Mannheim und
Gerichtsschreiber Josef Zimmermann beim Amtsgericht
Staufen zum Amtsgericht Freiburg verfetzt.

— Buchhalter Albert Trenkle bei der Psälzer Katho-
lischen Kirchenschaffnei in Heidelberg ist zum Revidenten beim
Katholischen Oberstiftungsrat ernannt und Finanzassistent
Julius Williard von Daxlanden als Buchhalter bei der
Pfälzer Katholischen Kirchenschasfnei in Heidelberg etatmähig
angestellt worden.

— Stationsverwalter Josef Martin in Stockach wnrde
nach Basel (Rangierbahnhof), Expeditionsassistent Frcmz
Sturn in Badisch-Rheinselden nach Karlsruhe versetzt.

— Baukontrolleur, Zeichner erster Gehaltsklaffe Anton
Fertig beim Gohh. Bahnbauinspektor 1 in Offenburg wird
der Grohh. Eisenbahnbauinspektion daselbst zur Dienstleistung
zugeteilt. ____

Ausland.

Schweiz.

Züri ch, 20. Aug. Eine etwa 6000 Personen zäh-
lende S o z i a I i st en v e r s a m m l u n g nnter freiem

kommenden Madame Antoinette S., einer in London lebenden
Wienerin, schon abgefertigt, als ihm noch eine längliche Kiste
ausfiel. Es entwickelte sich nun solgender Dialog:

Zollbeamter: „Was ist da drinn, Gnädige?"

Passagierin: „Da sind nur Hüte drinn, gar nichts
Verzollbares."

Zollbeamter: „Nur Hüte?"

Passagierin: „Ja, 82 Stück."

Zollbeamtür stentsetzt) : „32 Hüte, das ist doch
üü'glaublich. Da mutz ich mich doch Lberzeugen, bitte, öffnen
Sie."

Passagierin (erregt): „Ja, glauben Sie vielleicht,
ich komme mit zwei Hüten aus? Jch habe zu Hause noch zwölf."

Die junge, elegante Frau mußte sich trotz dieser Erklä-
rung bequemen, das Gcpäckstück zu öffnen. Und in der Dhat,
die Augen des Beamten, um den sich ein Kreis von Neugieri-
gen gebildet hatte, sahen in der Kiste nichts als Damenhüte.
Mit einigen höflichen Worten bat der Beamte die schöne Frau
rnit den 32 Hüten nm Entschuldigung.

Himmel erhoö Einspruch gegen den Beschluß des Kanton-
rates, die 27 sozialistischen Mandate für ungiltig
zu erklären, weil er einen Gewaltakt darstelle, melcher die
Revolution proklamiere.

Frankrcich.

Avignon, 20. August. Eine Versammlung von
angeblich 3000 Wählern sprach sich für Steuerve r-
weigerung aus.

Le Mans, 20. August. Mehrere Bauern dran-
gen in das Schloß des Deputisrten d'Estournelles 'de
Constant, durchsuchten die Schränke und banden die
Dienerschaft mit Stricken. Die Bauern erklärten, dies
gethan zn haben, um dem Deputierten. der für das Kon-
gregationsgesetz gestimint hat, eine Lektion zu erteilen.

Rußland.

Petersburg, 20. Aug. Ein Erlaß des Kaisers an
den Finanzmüiister erhöht den Zoll aus Theesorten,
die aus dem Landtveg aus China eingeführt werden, nm
3 Rnbel pro Pud. Dies geschieht, weil die Transportkosten
durch die Eröffnung dcr Mantschurischen Eisenbahn be-
dentend verringert worden sind und das Gleichgewicht der
Preise des aus dem Seewege und des aus dem Landwege
eingeführten Thees erhalten werden soll. Dem Fiskus er-
wächst durch diese Maßnahme eine Mehreinuahme von fünf
bis sechs Millionen Rubel, da 1,8 bis 2 Millionen Pud
Thee jährlich auf dem Landwege ans China nach Ruß-
land eingeführt werden.

Asien.

Peking, im Juli. Die K ais erin-W itw e scheint
es darauf abgesehen zu haben, den Damen ans den
fremden Gesandtschaften immer neue Liebenswürdigkeiten zu
erweisen. Ob dabei vielleicht das böse Gewissen noch im
Spiel ist? Jetzt hat sie gar herausgesundeii, daß die
Räumlichkeiten in den Palästen der Purpurstadt alle mit-
einander nicht gnt genug sind für so vornehme Gäste, wie
die Gesandtschaftsdamen. Sie hat deshalb Befehl gegeben,
den Sommerpa last von Nnenmingyuen mit einem Auf-
wande von einer halben Million Mark gehörig instand zn
setzen. Da dieser Palast außerhalb der Stadt liegt, so
geht die Kaiserin-Witwe außerdem nüt dem Plan um, eine
eigeneEisenbahn dahin banen zu lassen, die dann sie
und ihre Güste in Luxuszügcn an Ort und Stelle befördern
kann.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 2>. August.

Die Grosrherzoglichen Herrschaften trafen auf der Bück-
reise von Cronberg gestern Abend 6,35 Uhr auf dem hiesigen
Hauptbahnhof ein uud setzten 6,43 Uhr ihre Reife uach Karls-
ruhe fort.

Untcrbadische Jrrenanstalt. Amtlich .wirü jetzt in der „Karls-
ruher Zeitung" festgcstellt, datz das als Bauplatz sür eine neue
Jrrenaiistalt bestimmte Gelände aus der „Wilhelmshöhe" bei
Wiesloch zu irgend welchen Bedenken keinen Anlatz gi'ebt.

Sonderzügc anlüstlich der Düsseldorfer Ausstellung.
Anlätzlich der Düffeldörfer Jndustrieausstellung wird am
Dienstag, den 26. August ein Sonderzug: Frankfurt a. M.
Hauptbahnhof ab 6,00 Vorm., Düsseldorf Hauptbahnhof an
11,07 Vorm., und in der Racht vom 26. auf den 27. August
eiu Sonderzug: Düffekdors Hauptbahn'hof ab 11,42 Nachm.,
Frankfurt a. IN. Hauptbahuhof an 4,50 Vorm. gefähren und
zwar iu jeder Richtung über Kastel-Rüdesheim-Cöln. Ju
Frankfurt a. M. werden Sonderrückfahrkarten zweiter und
dritter Klasse zum einfachen Schnellzugspreis mit zehntägiger
Giltigkeitsdauer ausgegeben. Der Fahrkartenverkauf beginnt
am 20. August und wird am 25. August 'dieses Jahres Mittags
geschlosscn.

Verfolgungswahnsinn. Heute früh halb 4 Uhr gab
ein Chemiker in der Nähe des Bahnhofes durch laute Hilferufe
kund, daß er von Verfolgungswahnsinn befallen sei. Der
Mann wurde durch Schutzleute in 'die Jrrenzelle des Pfründner-
hauses 1 vsrbrächt.

X Polizeibericht. Eiu Metallschläger wurde wegen Land-
streicherei verhaftet. Wegen Unfugs kamen drei Personen zur
Anzeige.

X Handschnhsheim, 20. August. (Plötzlicher Tod.)
Einem Herzschlag ist gestern die noch uicht 35jährige Frau des
Bankdieners Martin Volk erlegen. Der Mcmn, sowie seine
zwei immündigen Kinder werden allgemein bedauert.

Kirchhcim, 19. August. (Landwirts chaftliches.)
Vom Pfalzgau-Ausschutz wurüen Kirchheim und Neckarbischofs-
heim als Prämiierungsorte für die diesjährige statt-
liche S ch w e in e p r ä m i i e r u n g gewählt.

-r- Waibstndt, 20. August. (L e i ch e n f u n d.) Gestern
wurde iu der Schwarzbach, in der Nähe vou Helmstädt, die Leiche
eines älteren Mannes gefunden. Derselbe trägt' dunklen
Vollbart. Näheres über die Person ist bis jetzt noch im
bekannt.

Mannheim, 19. August. (S t a n d b i ld e r auf den
äutzeren S ch l o h p l ä tz en.) Wie der „Gen.-Anz." hört,
soll uunmehr iu Aussicht genommen sein, auf d'en beiden äutze-
ren Schlotzplätzen üie Stcm'dbilder des Kursiirsten Karl Lud-
wig und des Grotzherzogs Karl Friedrich zu errichten. Mit
deren Ausführung wird dem Vernehmen nach im be'vorstehettden
Spätjahr begonnen werdcn.

LL Karlsrnhe, 20. August. (Die Lehrerorgani-
sten Badens) haben behufs einheitlicher Regelung ihres
Orgauistengehalts zwei Kommissionen gewählt, wlche durch
Fragebogen an die einzelnen Organisten Erkundigungen ein-
zichen und anf Grund diescs Matcrials mit den obersten
Kirchcnbehörden in Verhandlungen eintreten. Eine Kommission
ist inHeidelberg für evangelische Organisten, die andere
ist in Freiburg und vertritt die Jnteressen der katholischen
Lehrerorganisten.

80 Karlsruhe, 20. August. (Der Landesver-
band b a d. Uhrmacher) hielt seinen diesjährigen Ver-
bandstag heute hier im Gartensaale der Festhalle ab. Der
Vorstand Davin erstattete den Geschästsbericht. Der Verbcmd
zählt 170 Mitglieder. Nach Erstattun'g des Kassenberichtes
berichteten die Vertreter der Bezirks'vereine Heidelberg, Mann-
heim und Waldshut, sowie d'er mittelbadtschen und unterbadi-
schen Vereine nber die Thätigkeit und Entwickclung ihrer Ver-
eine. Von Seiien des Vorstandes lag folgender Antrag vor:
„Das Abonnement des Zentralverbcmds-Orgcms wird allen
Mitgliedern znr Ehrenpflicht gemacht." Nach kurzer Begründung
durch den Vorstand wubde der Antrag angenommen. Jm wei-
teren Nerlauf der Sitzung wurden Beschwerden über Aus-
wüchse im Uhrenhandel vorgebracht. Nen Sekbetär der
Karksruher Handwerkskammer Dr. Loth teilte mit, datz die
Handwerkskammern des Landes von der Regierung zur Aeutze-
rung über die Frage des Feilbietens von Uhren und Aufsuchens
von Bestellungen auf Uhren aufgefordert worden seien. Die
Kammern hätten sich einmütig dähin geäutzert, 'datz das Auf-
snckien von Bestellungen auf Uhren verboten werden soll. Wei-

ter Leschloß die Versammlung, datz der Vorftand sich mit eincr
Eingabe an die Generaldirekiion öer badischen Sraatsbahnen
wenden soll, damit dem Bahnpersonal strenge umersagr wird,
Uhren aus dem Schwarzwald und der Schweiz zu vermitteln
mrd für andere mirzunehmen. Die nächsrjührige Lanüesver-
sammlung findet in Lahr statt. Der bisherige Vorsrand mir
Herrn Dovin als Vorsitzenden wurde per Akklammion wieder-
gewählt. Zu ^ Vertrauensmämrern wurden bestimmr die Her-
ren: Schaaf-Heidelberg, Köhler-Mannheim, Lafomaine-

Waldshm, Buß-Offenburg, Schick-sinsheim, Schill-Waldkirch
und Sauter-Metzkirch.

Brötzingeu, 19. August. (D e m o n st r a t i o n.) Dre
Nachricht, daß mit den gestern Nachmittag ins Ouartier ge-
kommencn Karlsruher Dragonern auch em Sergeam mit
eingetrofsen sei, der der Mitzhandlung Brötzinger Dragoner
beschuldigt wiöd, hatte gestern Abend mit Begimr der Tunkel-
heit erwa 60 bis 80 meist jüngere Männer, unter denen sich
aber auch nicht wenig gedieme Soldaten befimden haben sollen,
beranlatzt, vor dem Rathaus, wo der Sergecmt sich aufhielr,
zu d'emonstrieren. Die Leute lietzen sich auch durch das Da-
zwischentreten der Gendarmerie nicht ohne weireres bewegen,
davon abzustehen. Die Menge zeigte zeitweise eine drohende
Haltung. Die Gendarmen waren aber so klug, sich mir der
Feststellung der Ilamen einiger Beteiligten zu begnügen, und
erreichten damit, daß gegen 11 Uhr nachts die Leule abzogen.
Der Sergeant blieb bis zum Abmarsch der Truppe hente Früh
im Rathaus. Einem Dragoner wurde in der Meinung, daß
sein Sattelzeug dem Sergeanten gehöre, von einenr bis jetzt
nicht Ermittelten dasselbe total zerschmtten.

-r- Tiefcnstein, 20. August. (Blitzschla g.) Vergangene
Nacht hälb 1 Uhr schlug der Blitz in das Wöhnhaus des Herrn
Wilhelm Huber rmd zündete. Das Haus brannte gänzlich nie-
der. Bis auf ldie Schweine wurde alles Vieh gerettet, sämt-
liche Fahrnisse wie die eingeheimste 'Ernte sind verbrannt.
Die Beschädtigten sind versichert.

Konstanz, 20. Augnst. (Das Württembergische
Königspaar) kam gestern Nachmittag um U5 Uhr rnir
Gefolge im Mütorboot „Kondwiramur" hier an. Die hohen
Herrschaften machten einen Spaziergang durch die Sradt nnd
besuchten die Kunstanstalt von I. A. Pecht. Hierauf begab
stch der König auf die Terrasse des Jnselhotels, während die
Königin noch dsts Münster besuchte rmd sich dann ebenfalls
ins Jrrselhotel begab. Um hälb 7 Uhr erfolgte die Rückfahrt
nach Friedrichshafen.

Konstanz, 20. August. (Schweres Gewitter.)
Wir haben eine schwere Gewitternacht hinter uns. Um 2 Uhr
schlug der Blitz in Wollmatingen rn das Doppelhcms
des Quirin MW Theodor Stadelhofer unü zündete. Die Be-
wohner konnten sich und das Vieh mit knapper Not retten.
Rur ein Schivem kam in den Flammeri um. Jn kurzer Zeit
griff das Feuer auch auf das Gasthaus zur „Linde", Eigen-
tum der Witwe Oehrt, über. Jm ganzen sind drei Wohn-
häuser, drei Scheunen, sowie Fahrnisse und Futterborräte dem
Feuer zum Opfer gesallen. Der Schaden wird auf 60 000
Mark geschätzt. Alles ist versichert. Rings um >den See
gingen furchtbare Gewitter mit sehr starken elektrischen Enr-
ladungen und wolkenbruchartigen Regengüssen nieder. Der
Blitz hat auch in anderen Orten eingeschlagen nrkd gezündet.
Jn Rorschach, Allensbach, Wollmatingen und Ueberlingen am
See zusamm'en sind acht Häuser niedergebrcmnt.

Dienstnachrichtcn. Freiherr von Holzing-Berstett, Ritt-
meister im Gcrrde-Kür.-Rcg., unter Enthebung von dem Kom-
mando zur Dienstleistrmg bei dem Prinzen Max von Baden
Grotzherzogl. Hoheit, als Eskadr.-Chef in das 1. Garde-Ulan.-
Regt. versetzt. Lenders, Vizefeldwebel im 2. Badischen Gren.
Regt. Kaiser Wilhekm I. Nr. 110, znm Fätznrich erncmnt.
Zu Assistenzärzten befördert die Unterärzte der Resewe: Seiler
(Heid-elberg), Hütwohl (Heidelberg), Dr. Brcnner (Heidel-
berg).

Litterariscbes.

—^ Hebels giheinländischcr Hausfreund" (Aechter Hebel-
Kalender) aus dem Verlage von I. Lang in Tauberbischofs-
heim und Karlsruhe ist von jeher ein B o l k s k a l e n d e r im
besten Sinne des Wortes, ein Kalender für jede Familie,
glerchviel welchen Standes und welcher Konfession. Auch der
soeben erschienene neue Jahrgcmg für das Jahr 1903 huldigi
dem Grnndsatz: Für das Volk ist das Beste gerade gut genug.
Er enthält eine Reihe der besten Erzählungen von Peter
Rosegger/Hermine Villmger, Eduard Jost, dem leider im vori-
gen Jahre verstorbenen Dichter des berühmten Pfälzer Liedes,
Eugen Ehretsmann, Abari und anderen, Humoresken, einen
hochinteressantcn Aufsatz „Wie das alte Deutsche Rcrch in
Trümmer ging", eine vorzüglich geschriebenc Weltschau und
selbswerständlich den nblichen Kalenderitthalt, Statistik, Märkte-
verzeichnisse und so weiter. Zahlreiche gute Bilder bieten eine
angenehme Abwechselung im Text nnd mutz man sich nnr
wnndern, datz der ungemem reichhaltigs Kalcnder fnr den
altcn Preis von nur 30 Pfennig abgegeben werden kann. Zu
haben ist der „Hausfreund" in allcn Buchhandlungen und
Bnchbinderei'en.

Kandek und Merkehr.

Mannheim, 20. August. (Aktien.) Oberrh. Bank 11S.50 G.
Rhein. Creditbank 142.30 G. Rhein. Hypoth.-Bank 18150 E.
Brauerei Kleinlein, Heidelberg 160 G. Schroedl'sche Brauerei-
Aktien 175.— G. Portland Zement Heidelberg 107.— B.

Frankfurt, 20. August. Effektcnsozietät. Abends 6ch^ Uhr.
Kreditaktien 2l4.80—60—75 b., Disconlo-Commandit 184.10 bis
183.90—18t b. G., Darmstädter Bank 135.30 b., Staatsbahn
153.80 b., Lombarden 18.10 b., Gotthard 171.80 b., Nordd. Lloyr
107.30 b. G., 3'/,Proz. Portugiesen 29.50 B. 40 G., Laura
193—194.50 b. G., Bochumer 182.90 b., Harpener 164.30 b. G ,
Hibernia 170.80 b., Oberschl. Eisen-Jndustrie 113.70 b., Esch-
weiler 213.30 B. 20 G, Elektriz. Schuckert 85.10 b. G.. Hoct-
und Tiefbau 69.70 b.

6V< bis 6'/, Uhr: Bochumer 182.70.

Während Kredttaktien auf Wiener Abgaben etwas schwächcr
notierteu, waren Montarwerte, besondcrs Laura uud Bochumcr,
auf starke Spckulottooskäufe anseyrlic:' hccher

Mannheim, 19. Augrrst. (D er G e s a m t - G e t r e i d e-
verkehr Mannheirns) ist nach dem ebe» ansgegebenen
zweiten Teil ües Handelskammerberichtes im Jahre 1901 hin-
ter dem bis heute stärksten Jahr 1898 noch wesentlich zurück-
geblieben, er hat sich aber gegen Las Jahr 1900wieder um
278 398 Tormen gehoben und damit dcn Ziffcrn des Jahres

1899 genähert. Den Hauptausfall zeigt Mais (— 18 362
Tonnen) und Roggen (— 18 230 Tormen). Bei Mais war der
Verkehr zuletzt im Jahre 1895, bei Roggen zuletzt im Jahre
1892 geringer. Zu Wasser stnd an lGetreide msgesanrt
809 440 Tonnen (gegen 1900 -s- 200 540 Tomren) angekorn-
men und 75 912 Tormen (st- 5900 Tonnen) versendet wor-
den. Der Empfang mit der Bahn hat 11 364 Tonnen, gegen

1900 —6529 Tonnen, der Versand 396 010 Tonnen oder
78 486 Tonnen mehr betragen als im Vorjahre. Der Ge-
samtempfang des Platzes mit 820 794 Tonnen steht urn
194 012 Tonnen über dem des Jahres 1900, der Gesaml-
bersand mit 472 622 Tonnen ist um 84 386 Tonnen gestiegen.
Der Hauptanteil an dieser Zunähme entfällt auf Weizen, nie
ist bisher eine höhere Verkehrsziffer hrer beobachtet worden-
Es kamen 647 252 Tonnen (si- 211 286) an, davon zu
Wasser 645 621 Tonnen (-s- 217 258), mit der Bahn nnr

I 1631 Tonnen (— 5972). Es wurde auf dem Rhein mehr
 
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