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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177-202 (01. August 1902 - 30. August 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0354

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schule in Ettlingen, den Professor Adam Linden an der
Realschule in Äehl znm Vorstand der Realschule in Singen
ernannt und den Prosessor Dr. Karl Zutavern an der
Oberrealschule in Konstanz in gleicher Eigenschaft an die
Oberrealschule in Freiburg versetzt.

— Amtsaktuar Karl Dannecker wurde zum Amts-
xevidenten bei Großh. Bezirksamt Meszkirch ernannt.

— Amtsrevident Franz Fieger in Villingen wurde zum
Rcvisor ernannt.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
den Schlotzverwalter Martin Klauser in Mannheim auf
L. Oktober dieses Jahres in den Ruhestand versetzt und den
Ofsizianten Johann Adam Hönig zum Schlotzverwalter
daselbst ernannt.

Karlsruhe, 21. Aug. Dec Großherzog
und die G r o tz h e r z o g i u reisten gestern Früh 7 Uhr
von Karlsruhe nach Cronberg, ivo die Antunft ^,11 Uhr
vormittags stattsand. Um 11 Uhr nahmen Ihre Kgl.
Hoheiteir an der Feier der Enthüllung des Kaiser Fried-
rich-Denkmals teil, an welchem dieselben Llränze nieöer-
legten. Hierauf fuhren die Grotzherzoglichen Herrschasten
nach Lchloß Friedrichshof zuiu Frühstück bei dem Prin-
zen und der Prinzessin Frieürich Karl von Hessen, dem
auch der Kaiser und die Kaiserin anwohnten. Die Ab-
reise Fhrer Ltgl. Hoheiten von Cronberg erfolgte uin
halb 4 Uhr nachmittags, die Ankunst in Karlsruhe
halb 8 Uhr abends. Heute Vormittag Uhr begäben
sich die Hochsten Herrschaften vou Karlsrühe nach Gengen-
bach und besichtigten dort in der Zcit von 10—2 Uhr die
Kinzigthäler Gan-Gewerbeausstellnng. Hierauf setzten
Jhre Kgl. Hoheiten die Reise nach Mainau fort und trasen
daselbst nach 6 Uhr abends ein.

AusLand.

Oesterrcich-Ungarn.

Wien, 20. Aug. Die Herzogin Margareta
von Württemberg ist in Gmunden an einer Darment-
ziindnng s ch w e r erkrank t. Die Herzogin ist eine
geborene Erzherzogin von Oesterreich und seit 1893 mit
dem Herzog Albrecht vermählt.

Afrika.

.K a Pstad t, 20. Aug. Bei der E r ö s s n u n g des
Parlame n t s hiclt der Gouverneur eine Rede, in öer
er aussiihrte, es würde eine Bill eingebracht werden,
Lurch die der Gouverneur und alle Beteiligten für die
unter dem Kriegsrecht vorgenommenen Handlungen ent-
lastet würden. Sobald die Bill durchgegangen sei, werde
das Kciegsrecht aufgehoben werden. Unter anderen Ge-
setzentwürsen wird sich die Bill befinden, welche die Er-
mächtigung zur Aufhebung bestimmter Zölle und Steuern
während des durch die Parlamentsakte festgesetzten Zeit-
raumes uud die Eiusührung von Eingeborenen aus Asien
nüt Ausnahme englischer Unterthanen, sowie die Einwan-
derung mittelloser Personen und solcher, die an ekeler-
regendcn, ansteckenden Krankheiten leiden, verbietet. Der
Gouverneur kündigt ferner zahlreiche Gesetzentwürfe an
betreffend Verbesserung auf dem Gebiete der Eisen'bahnen
und andere öffentliche Arbeiten, sowie einen Entwurf,
nach dem von der Kolonie eine Flottenäbgäbe zu 60 000
Psiind erboben werdeu soll. Er sührt aus, daß diese
Forderung die Aufwendungen in der Vergangenheit weit
überschreiten, daß die Entwicklnng des Handels die Ver-
ruehrung der Kosten äber rechtfertige. Schließlich er-
mahnte der Gouverneur die Volksvertreter, die Geschäfte
ini Geiste der Mäßigung zu betreiben, die Minister wür-
den, ersüllt vom Gciste des Friedens und der Versöhn-
lichkeit, alles Mögliche thun, um die Autoritüt der eng-
lischen Krone aufrecht zu erhalteu. Er hoffe, daß die
Volksvertreter sich der Parlamentsverfassung würdig er-
weisen, die ihnen Mitte des vergangenen Iahrhunderts
anvertraut wurde, und der vollen Selbständigkeit, die
ihnen vor 30 Iahren gewährt wurde.

Aus Sürdt und Lrmd.

Heldelberg, 21 Auuus:.

st- Domptcur Charlcs Menagerie. Heute trifft der Mcna-
gerie-Zirkus hier ein und morgen beginnt er seine Vorstellun-
gen. Ueberall, wo er sich bisher sehen lietz — so auch in
Karlsruhe und in Mannheim — hat er grohen Beifall und
viel Zuspruch gefunden. So darf er auch in Heidekberg einer
bcifälligen Aufnähme sicher fein.

Vo. Vom Bataillon. Das hiesige Bataillon Ivird fich
in der Nacht von Sountag auf Montag ins Manöver begcben.

Jns Äiaiwver! Das „Mannh. Tgbl." bringt folgende
ihübsche Schildcrung: Je näher die Manöverzeit rückt, umso
mehr wird sich die Kompagniemutter, auch „der Etatsmätzige",
genannt, bewntzt, datz auch sie trotz ihrer Bombenkonstitution
glückliche Besitzerin der beim Kommih verpönten Nerven ist.
Kcin Wunderl Jm August liegt fast über jeder Kaserne eine
undefinierbare elektrische Spannung, die sich zumeist in der
deutlichen Wicdergabe urdeutscher Kraftausdrücke zu entladen
pflcgt. Der üompagniechef und seine Offiziere sind noch
„schärfcr" als sonst, die llnteroffiziere auf dem Posten, die
Mannschaslen „im Druck". Jetzt wird die Probe aufs Exem-
pel gemacht: jede Nachlässigkeit, die man bis heute dcm spühen-
den Auge des Vorgesetzten dnrch irgend einen glücklichen Zufall
zu entzieheu gewutzt hat, rächt sich. Die „Lumpcn tadellos
im Schuh" habeu, ist nicht jedcrmanns Sache, und dte Bur-
schcn, Abkommandierten und last not least die Einjährig-Frei-
willigcn haben am meisten nachzuholen. Der „Spietz" be-
trachtet mir mehr als liebevollem Jnteresse jeden Knopf, jede
Naht, er, inspiziert mit Kennermiene die Kasfee- und Salz-
sückchcn, das Putz-, Wäsch- und Nähzeug, Uniformen und
Waffen. Ein Appell jagt den anderen und Kompagnieschuster
und Flickschneider haben alle Hände voll zu thun, den an sie
gestcllten Anforderungen zu entsprechen. Aber sie sind nicht
recht bei dcr Sache; der Reservekalender bildet in der Hand-
werkerstube ein vicl mehr begehrtcs Rcquisit als Scheere und
Nadel, Hammer und Ahle. Gilt es doch die Tagc zu zählen,
bis zu der nach dem Manöver stattfindenden Entlassung. So
sitzcn sie nnd plaudern von der Zukunft „im Zivil", bis der
Einrritt des cwig wachsamen Feldwcbels sie zu neuem Thun
anspornt. Lauge Stiefel und Schuürschuhe, Leibriemen und
Patronentaschcn, Tornister und GdwehrrieMen harren der
Reparaturen, auf der anderen Seite der Stube liegen Röcke
und Hosen anfgestapclt, Lenen der Schneider an Stelle der
verblrchenen Herrlichkeit neuen Glanz verleihen soll. Neue
Nufschlügc und Kragen, Achselklappen und Biesen hat die
Regimentskammer geliefcrt und mit „eisernem" Zwirn ver-
eiiiigt der Schneider die verschiedenen Teile zu einem harmo-
niscken Ganzcn, damit sein Wcrk Gnade vor dcn Augen des
„Alten" finden möge. Der Kammer-Unteroffizier känn sich
kanm retten vor den Kameraden, die von ihm eine möglichst
patente Manöver-Uniform „loseisen" wollen; man Ivill doch

drautzen im Felde das königlich preutzische Heer in möglichst
ansprechender Gestalt repräsentieren, ift dvch reichlich Getegen-
heit gevoren, neven dem „bösen Feind" auch die Herzen der
für zweierlei Tuch erglühenden deurschen Mädchen zu vestür-
men. Die „alten Leure", das heitzt die Ntannschasten ües
zweiten Jahrganges, erzählen den jüngeren Kameraden mit
triumphierenüen Ätienen von ihren Heldenthaten im letzten
INanüver und malen den bevorstehenden „Kwieg im Frieden" in
möglichst schwarzen Farben, so datz die „Jrünen" mit einem
gewissen Bangen dem Tage des Ausmarsches entgegensehen;
aber gleichzeitig erfüllt sie frohe Erwartung. Ein romantischer
Schimmer verktärt für sie diese Zeit ernstester Prüfung. Die
ganze Poesie des Soldatenlebens offenbart sich im Manöver,
und für die Anstrengungen cntschädigen schöne Momente, an die
jeder, der des Kaisers Nock getragen, mit stiller Wehmut
zurückdenkt. Wechselvolle Bilder ziehen an dem Soldaten
vorüber, kriegerische und friedliche in bunter Reihensolge;
dem Gefecht, in dem jeder seine Kräfte bis zur üutzersten
Grenze der Leistungsfähigkeit anspannen mutz, folgt der
Aufenthalt im Ouartier, das je nach den Umständen mehr oder
«weniger idyllisch, immer aber den ermüdeten Truppen will-
kommen ist. Auch das vielgeschmähte Biwak hat seine Vor-
züge: es giebt kaum ein interessanteres Bild, als das Leben
unü Treiben im Lager, wenn die Schattcn des Abends sich auf
die Iveiten Fluren hinabsenken. Ueberall lohen die Wacht-
fener, ihre dunklen Rauchwolken zum Slernenhimmel empor-
sendend; herum stehen die markigen Kriegergestalten, aus vol-
ler Kehle patriotische Lieder siugend, bis Zapfenstreich die
Niannschaften zusammenruft. Zügeweise treten sie an.
„Mutzen ab zum Gebetl" tönt gedämpft das Kommando, die
Mützen fliegen von den Köpfen nnd mächtig brausen die
Klänge des Niederländischen DankgebeteA durch die Stille der
Nacht. Das sind Augenblicke, die man nicht so leicht vergitzt,
und die jungen Krieger ,die in wenigen Tagen unter dcm
Schmettern der Trompeten in ihr erstes Manöver hinausziehen,
auch sie werden INanöverlust und -Leid erfahren, aber sie
werden schöne Erinnerungen für das ganze Leben „aus dcm
Felde" zurückbringen.

jrörpcrverletziing. Welchen bedenklichen Ausgang manch-
mal mutwillige Neckcreien nehmen, das hat sich gestcrn wieder
an eincm in einem hiesigen Hotel vorgekommenen Fall erwiesen.
Jn der Küche des Hotels neckte sich der Küchenchef mit einer
Küchenjnngfer herum. Diese fuhr, als der Chef zu derb wurde,
herum; sie hatte ein Messer in der Hand und brachte damit
dem Koch eine so bedenkliche Stichwunde bei, datz der Ge-
stochene nun gefährlich verletzt im KrLnkenhause liegt. Wegen
fahrlässiger Körperverletzung wurde die ctwas sehr rcsolute
KUchenfee vevhaftet. Jm übrigen hat sie recht, wenn sie sich
Unzicmlichkeiten nicht gefallen läßt.

-I- Polizeibericht. Ein Kutschcr wurde wegen Wider-
stands verhaftet.

f Bon dcr Bergstratzc, 21. Aug. (H e r b st a u s s i ch t e n.)
Das trübe Wetter, das wir fast den ganzen MonatAugust haben,
ist für die Entwickclung der Traubcn nichts weniger als von
Vortcil, im Gegenteil, es ist denselben in jeder Beziehuntz nach-
tcilig. Betrackitet man die schönen, vollhängenden Haustrauben-
laiwen, so sicht man viele ganz von Schimmel überzogene
Trauben mit ganz ungleich entwickelten Beeren, die zum Teil
von den bielen sckiweren Regen aufgesprungen sind und die
nicht mchr zum Ausreifen kommen, sondern absallen. Und
eüenso ist es auch zum großen Teil in den Weinbergen. Schade
ist es nur für die vielen Trauben, die in einzelnen Lagen und
bei einzelnen Sorten anzntreffen sind. Für einen gnten Herbst
ist schon keine grotze Hofsnung mchr vorhanden; dazu
hätte der ganze Monat August warm, ja sogar heitz sein müssen.
Umsonst sagt nicht der Winzer mit Recht: Was der August
uicht kocht, ist der Scptember nicht imstande zu braten. Et-
was tröstend ist es, datz die Anssichten anf Obst, sowohl Aepfel
als Birncn gut sind. Diese Bäume hängen zum Teil voll nnd
sollte in Wirklichkeit der Herbst fehlschlagen, so vcrtrösten
sich die Landleute wenigstcns daraiif, aus Obst einen guten
Haustrnnk bereiten zu können.

st- Biannheim, 21. August. (Ein U n g e b e r d i g e r.)
„Räuber, Spitzbuben, Halsabschneider, das seid Jhr alle, die
Jhr hier sitztl" hatte der Zuhälter Michael Hurrle semen Rich-
tern zugerufen, als ihm diesslben wegen Kuppelei drei Jahre
Zuchthaus zudikticrt hatten. Einige Wochen später hatte er sich
wcgen Diebereicn zu verantworten. WähreNd der Verlesnng
des Urteils streckte er seinen Mitangeklagten Rosenfeld mrge-
sichts des Gerichthofcs mit einem Fanstschlage zu Boden. Für
seine Rohheiten erhiclt er gestern inklusive der bereits gegen
ihn erkannten Strafe drei Jahre 18 Monate und 4 Wochen
Znchthans.

Karlsruhc, 20. Augnst. (V o n den 12 S tück n e u e n
K' o l o s s a l - S ch n e l t z u g s m a s eh inen), welche üie
Firma Mafsei iu Müncheu-Schwaüing für unsere Staatseisen-
bahnen geliefert har, ijr, wie man der „Neuen Bao. Kandes-
Zeirung" schreibt, gestern die erste dem Schnellzugsdienft über-
geben worden, nachdem diejelbe eiuige Zeit mir deu Personen-
zügen eingefahren ivorden war. An allen Maschinen isl eine
tleiue Abünüerung an der Schmierung vorgenommeu worden
und daher tamen üie Gcrüchte von der Unzweckmähigkcit üicjer
Lokomotiven; dieselüen siud aber unbegrüudet, im Gegenteil:
der Lanf und die Ge s ch w i n d i g k e i t dieser neue u
M a s ch i n en ist bisher von keiner anderen auf
dem Kontinent erreicht worden, uud wir in
Badeu dürfen stolz darauf sein, wieder einmal als Erste aus
dem Plan erschienen zu sein, wo es gilt, die Fortschrirte der
Technik im Eisenbahnwcsen praktisch! verwertet zu haven. Das
Gewicht eiuer leereu Lokomotive beträgt ca. 85 Toinrcu, auS-
gerüstet über 100; sie hat süns Achsen, von denen jede minde-
stens 16Tonneu Belastung erträgt. Am himeren Teile
der Maschine ist cin sogcn. Lausraü angebracht, das dcn exak-
ten nnd ruhigen Gaug der Lokomotive herbeiführt; dies macht
sich besonders beim Passieren von Kuvven angenehm bemerk-
bar. Die erste Lokömotive hat gestern Abend erstrnals den
Schnellzug Nr. 14, Abgang in Ofsenbuvg 7,16 Uhv, Aukunst
in Mannheim 8,25 llhr und heute deu Schnellzug Nr. 1a ab
Mannheim 7,48 Uhr früh, Ankunft in Karlsruhe 8,39 Uhr, be-
fördert zur vollkommenen Befriedigung. Wahrscheinlich wer-
den wir durch diese neuen Maschincn mit Beginn des Winter-
fahrplanes eine wesentliche Abkürzung der Fcchrzeit von hier
nach Mannheim und umgekehrt beziehungsweise auf der ganzen
Strecke INannhcim-Basel erhalten; denn die mit 300 Tonnen
Gewicht belasteten Probezüge legten die Strecke Karlsruhe-
Mannheim bequcm in 38 Minuteu zurück, in umgekehrter Rich-
tung erreichte man sogar Karlsruhe einmal in 36 Minnten.
Die höchste Geschlvindigkeit, welche die ncuc Maschine bisher
zurücklegte, waren 117 Kilometer pro Stunde. An Wasser
kann die neue Maschine 20 Kubikmeter aufne'hmen. Voverst
könncn die Maffeischen Lokomoiiven nur bis Freiburg kursie-
ren, weil die Rheinürücke üei Basel die Belastnng nicht erträgt;
es iverden aber jetzt schon die nötigen Verstärkungen vorge-
nommen, so daß wahrscheinlich schon im Herbst cmch nach Basel
gefähren werden kann. Für die badischen Staatseisenbahnen
bedeiitct die Anschaffung dieser Schnellzugsmaschmen einen
grotzen Fortschritt. — Die Pfälzischen Eisenbahnen erhalten
in Kürze ebenfalls neun ncue Lokomotiven cms -der Maffeischen
Fabrik in München, sogenannte Tendermaschinen (D 12), mit
denen eine Fahrgeschwmdigkeit vo-n 90 Kilometer per Stun-de
errcickst wevden kann. Diefelben sind nur für den Personen-
zugsdienst bestimmt.

KarlSrrihe, 21. Augnst. (D i e H e r b sta u s s i ch t c n)
haben sich gebcsscrt. Nach dcm Frost vom d. Mai, der alle Hosf-

nungen niedergedrückt hat,hätte man es sich nicht träumen lassen,
datz sich namentlich in jungen oder üppigen Weinbergen noch
ein solcher Traubenansatz entwickeln könnte. Hauptsächlich in
den unteren und mittleren Lagen, welche vom Krosl nicht gar
so schwer heimgesucht ivurden. Jn den höheren Berglagen ver-
sprechen nur Weitzriesling und Trollinger einen besseren Er-
trag. Von Oidium und Peronospora sieht man bis jetzt wenrg,
dcrgegen trat cnn Anfang der Trauüenblüte ber der feuchren
Witrernng der Hewvurm doch stärker auf, als man nach den
Frühjahrsfrösterr gedacht hatte und nur der nachgefolgten
günstigen und trockenen Wirterung ist es zuzuschreiben, üatz
er nicht allzuviel vernichten konnte. Trotzdem im ganzen ein
kleiner Herbst in Aussicht steht und das vorige Jahr auch kein
großes Quantum ergab, fehlt leider jede Nachfrage ncrch Wein.

j Badcn-Baden, 21. August. (R ennen.) Am kommen-
den Sonntag, den 24. August, nehmen die grotzen Jnrernario-
nalen Rennen in Jffezheim ihren Ansang rmd am gleichen
Tag hat auch unser Städtisches Kur-Komitee zur Unterhalrung
der vielen am -ersten Renntag hier anwesenden Fremden Ver-
anstaltungen verschiedener Slrt getrofsen. So finder bereirs
vormittags 11 Uhr im Kurgarten ein Konzert der Ungarrschen
Kapelle unter Direktion des Herrn Kapellmeister Radics Bela
und nachrnittags von 3 brs halb 5 Uhr und abends von 8 bis
10 Uhr Konzert des Städt. Knr-Orchesters statt. Von abends
10—12 Uhr ist sodann Militär-Konzert der Kapelle des Jns.-
Regi-ments „Markgraf Lndwig Wilhelm" aus Rastatt unter
Direktion des Kgl. Musikdirigenten C. Heutzer und gleichsalls
von abends 10 Uhr in den Neuen Sälen des Konversations-
hauses Tanzmusik der Ungarischen Kapelle. Die Zugsver-
bindnn-g zur Hin- rmd Rückfahrt ist nach allen Richtungen
eine sehr günstige.

-s- Freibrrrg, 21. August. (Grabdenkmal für
den verstorbenen Franz Xcrv-er Krautz.)^
Durch eine Sammlung, der namentlich die Grotzherzoglichen
und Erbgrotzherzoglichen Herrschaften, Prinzessin Wilhelm und
Prinz Max beträchtliche Beiträge zusteuerten, wurden 6800
Mark znsammengebracht. Der Entwurf zu dem Grabmonu-
mente, für welches genannte Mittel aufgebrcrcht werden sollen,
wurd-c von dem hiesigen Bildhaucr Seitz angefertigt und sand
die Zustimmung des Komitees.

X Hornberg, 21. Augnst. (B e s u ch.) Der frühere Präsi-
dent der französischen Republik, Herr Casimir P e r r i e r, der
zur Zert iu Triberg weilt, unternahm crm Montag einen Aus-
flug hierher und wählte das Schlotzhotel zum Absteigequartier.
Derselbe'stellte für nächstes Jahr ernen längeren Aufenthalt
hier in Aussicht.

X Meßkirch, 21. August. Als gestern Abend Frau Walle-
mann gcgen halb 7 Uhr abends nach Hcrusc kam, fand sie ihr
vier Monate altes Knäblein st erbend vor. Das Kind war
zwischen den zusammengestotzenen Betten der Eltern im so-
genaimten Gräble licgend, mehrere Stunden allein gelassen
wovden, hatte sich anscheinend auf das Gesicht gcdreht und war
erstickt. Wiederbe-lebungsversuche blreben erfolglos.

-r- Meßkirch, 21. Augnst. (Brand.) Jn Schnerkingen
brannte gestern das Fohann Färbersche Anwesen nieder. Das
Feuer war in der Scheune ausgebrochen nnd hatte sich mit
grotzer Schnelligkeit anch auf das Wohrchaus verbreitet. Vieh
und einige wenige Fcchrnisse konnten noch gerettet werden.
Es verbrannte die eingebrachte Roggenernte sowie 16 Wagen
H-eu. Färber rst versichert. Die Ursache ist noch unbekmrnt.

8O. Konstanz, 21. August. (V o m g e st r i g e n Ge -
witter.) Das Leuchten der Blitze und das Rollen des Don-
ners Ivollte gar kein Ende nehmen und dazwischen öfsneten
sich immer wieder dre Schleutzen des Himmcls zu starken, durch-
dvingenden Regengüssen. Beim Boothaus des Rudervereins
„Neptun" an der Rheinbrücke in Konstanz schlug der Blitz
rn einc Pappel uud schälte sie auf eincr Seite fast völlig ab.
Jn Wollmatmgen schlug der Blitz zweimal ern und verursachte,
wre schon gestern mitgeteilt, einen gröhercn Brand. Jn
Pfullcndorf schlug der Blitz in das neu erbaute Wohnhaus des
Landwirts Kavl Müller. Das gcmze Auwesen rst abgebrannr.
Aienschen und Vickh sind gerettet. Zu gleicher Zeit schlug der
Blitz in das Haus des Landwirts Grom, ohne zu zünden. Er
ritz im z-wciten Stock, wo Postbote Winkler wohnt, die Vor-
hänge -weg, durchlöchevte die Mauer, so daß der Möriel den
Leuten ins Gesicht flog. Werter brannten zwischen Pfullen-
dorf und Schwakenreute zwei Bauernhöfe ab uud bei Mark-
dorf soll es wüst gehaust und der Blitz au verschiedenen Orten
gezündet haben. Auch in Hilzingen hai es eingeschlagen, aber
rricht gczündet. Jn Gailingen schlug ein Blitzstrahl cinem
Landwirt einen Ochsen tot, dcn der Mann aus den Viehmarkt
bringen wollte. Jn Tiefenstein schlug der Blitz in das Wohn-
haus des Wilhelm Hubcr und zündete. Das Haus brannte
gänzlich nieder.

--- Ueberlingen, 21. August. (Vermitzt) wird zert
14. ds. ein älteres Fräulein aus Freibnrg, welches vermntlich
in einem Anfalle von Schwermut rn Basel, wo es sich zuletzr

anfhieltzindenRhqii^prang^^^^^^^^^^^^^

Klcine ZeitunF.

— Nürnbcrg, 21. Aug. Wie der „Fränk. Kurr."
aus Baiu'berg meldet, fiel gestern iu der Nälie der Oradt
ein mit drei Herren aus Paris kommender Lust-
ballou nieder. Die Insassen des Baltons hatleu be-
absichtigt, die Reise von Paris uach Bayreutb durch
die Luft zu mächen. Ter Zusall wollte es, daß ste in der
Nahe von Bayreuth landeten. Der Ballon war in Paris
abends nm 9H^ lkbr aufgestiegen.

— Das Befiiiden Rudolf Birchows hat sich wie die
„Deutsche Medizinische Wochenschrift" mittcilt, in den letzten
Tagen eutschieden gebessert. Eine augenblickliche Gesahr,
so fügt das Blatt hinzu, liegt nicht vor; immerhin laßt
der allgemeine Kräftezustand trotz einigcrmaßcn regen Appetits
und leidlichen Schlafes viel zn wimschen nbrig.

— Bockenau, 20. Aug. Heute morgen gegen 10'/^ Uhr
landete auf einer nahen Waldwiese ein Luftballon.
Dem zufällig hier spazierengebenden Lehrer Lüghausen aus
Köln gelang es, ihn festzuhalten und durch Oeffnen des
Ventils zu entleeren. Es zeigte sich, daß der Ballon ans
Versailles kam und einer Luftschifferabteilnng des
französischen Heeres gehörte. Die französische Flagge war
aufgehißt. Jn dem Ballon fanden sich ein Höhenm.'ffer,
ein Barometer, ein Thermometer und etwa 20 General-
stabskarten vor. Das Thermometer stand auf 10 Grad
Kälte. An den Tauen zeigten sich be! der Landung noch
Eisstücke. Da der Anker fehlte und ein Tan zerrissm war,
ist anzunehmen, daß die Jnsassen irgendwo gelandet sind,
der Ballon dann aber wieder gestiegen ist. Der soforc
herbeigerufene Bürgermeister von Waldböckelheim veranlaßle,
daß der Bullon geborgen wurde. Der Lehrer sandte ein
Telegramm an das Brzirkskommando in Kreuznach.

Kandet und Werkeyr.

Mannheim. 21. August. (Aktien.) Oberrh. Bank 116.50 E-
Rhein. Creditbank 142.30 G. Rhein. Hypoth.-Bank 182.00 G-
Brauerei Kleinlein, Heidelberg 160 G- Schroedl'sche Brauerel»
Aktien 175.— G. Portland Z-m-nt Heidelberg 107.— B.
 
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