Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

DOI chapter:
Nr. 177-202 (01. August 1902 - 30. August 1902)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0357

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Freitag, 22. August 1902.

Zweites B!att.

44. Jahrgling. — 195.

Erscheint täglich, Sonntags ausgmommen. — Prcis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition nnd den ZweigsteLen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be.

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich ZusteLgebühr.

Anzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Wr hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bcstimmt
»orgeschriebenen Tagen wird keine Berantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Iwischen erster und zweiter Lesung.

(AuS „Deutsche Stimmen".)

Tic Zolttarifkommissiou hat iu 102 Sitzuugeu öie
erste Lesung des Tarifgesetzes und Larifs vollendet. Das
Ergebnis ihrer Beratrmgen entspricht dem Wechsel der
Situation, der sich in dieser langen Zeit vollzieheu mußte.
(Nit eiuer slarken Anspannung des hochschutzzollnerischen
Bogens hat das Werk ini Winter begonnen. Die Ugrar-
zölle sind fast sämtlich über das Maß der Regierungsvor-
schläge hinaus erhöht worden. Auch bei den Abschnitten
„Rohstoffe der Jndustrie" hat die hochschutzzöllnerische
Richtung noch ihreu Einsluß behauptet. Je mehr man
dann dem Abschluß nahe kam, desto stärker machte sich dke
Erkenntnis geltend, daß es „so" unmöglich zu eineni
praktischen Ziel fllhren kann. Desto deutlicher trat auf
der hochschutzzöllncrischen seite die Absicht einer kleiuen
Gruppe hervor, eben dies praktische Ziel nicht erreichbär
werden zu lassen. Da fing denn nun die Auseinander-
fetzung unter den Hochschutzzöllnern selbft an. Graf Ka-
nitz, Gras iLchwerin und der Zentrumsagrarier Herold
nahmen den Kampf gegen Tr. Diederich Hahn auf der
ganzen Linie auf. Die nächste Frage war, daß bei den
Zöllen fiir Fabrikatc, namentlich für solche der Eiseu-
industric, fast durchweg die Regierungsvorschläge, also
die mäßigen Erhöhungen bestehen blieben. So ist nun
freilich im autonomen Tarif eine augcnfällige Uuebenheit
entstanden: hier llber die Maßen erhöhte Zölle fiir
Lebensmittel und Rohstoffe, dort verhältnismäßig viel
geringerer Schutz fiir die Jndustriewaren. Es versteht
fich, daß die Harmonie in zweiter Lesnng hergestellt wer-
den muß. Dazu ist auch die NRehrheit bereit. Einige
Tage vor Beginn der zweitcn Lesung wird eine Sub-
kommission die nötigen Vereinbarungen daruber treffen.
Es besteht sogar die Absicht, dann nur noch diejenigen
Positionen zu beraten, zu denen die Subkommission be-
sondere Vorschläge macht. Läßt sich diese Abficht durch-
fllhren, so kann mindestens der erste und wichtigste Ab-
schnitt des Tarifs (Agrarzölle) dem Plennm so recht-
-eitig nnterbreitet werden, daß dieses, wie vorgesehen,
am 11. Oktober seinerseits die zwcite Lesung beginnen
kann.

Die Auseinandersetzung auf hochschutzzöllnerischer
Seite ist sowcit gediehen, daß die Regierung jetzt ein-
greifen muß, wenn sie nicht die Verantwortung für das
Lcheitern des ganzen Werkes tragen will. Die GruPPe
Graf Schwerin-Herold steht keineswegs auf dem Boden
der Regierungsvorlage, ist auch gar nicht geneigt, in
allen stücken einfach diese Vorlage zu aeceptieren, na-
mentlich betreffs der Agrarzölle nicht. Aber sie macht
entschieden Front gegen das, was der Ausschuß des Bun-
des der Landwirte in seiner Eingabe vom November
vorigen Jahres als „Mindestforderung der Landwirt-
schaft" bezeichnet hat, und sie stellt Forderungen anf, die
ein Kompromiß möglich erscheinen lassen. Einzelnes
wird sich zugestehen lassen, zumal es dem Zustandekom-
men von Handelsverträgen keine wesentlich größeren
Schwierigkeiten bereitet, als dies schon durch die Regie-
rungsvorlage geschieht. Der Versuch muß jedenfalls
gemacht werden, mit jener Gruppe Graf Schwerin-
Herold zur Derständigung zn gelangen. Führt er zu

einein Positiven Ergebnis, so haben die Verhandlungeu
mit den Vertragsstaaten von der Stunde an eine sichere
lluterlage, denn was jetzt in der Kommission, das findet
nachher auch im Plenum die große Mehrheit. Nicht nur
die Norbereitung neuer Handelsverträge ist dann geför-
dert, sondern es ist auch der Regierung erleichtert, eine
kraftvolle Führung zu bethätigen, danüt die parlamen-
tarischen Arbeiten rasch von Statten gehen, beziehungs-
weise im Falle der offenen oder versteckten Obstruktion
der Appell au die Wähler sofort erfolgeu kauu. Die
Wahlparole ist ja dann gegeben, und alle Ersatzwahlen
des letzten Jahres haben übereinstimmend gezeigt, datz
die ertremen Richtungen nichts zu erwarten haben, sobald
nur die gemäßigten Parteien fest zugreifen. Bekuudet
überdies die Regierung einen festen Willen, was bisher
wenigftens nicht derart der Fall war, daß es auch die
Wähler zu benierken im Stande waren, dann läßt sich
voni Vediirfnis der weitesten Kreise nach wirtschaftlichem
Frieden und gesicherten Zustäuden im Jnnern ein Wahl-
ausfall erwarten, wie er wenigstens giinstiger unter
absehbaren Berhältnissen auders nicht herbeizufiihren
sein würde. Vou den (Nittelparteien ist sicher anzu-
nehinen, daß sie zu einem halbwegs erträglichen Kom-
promiß Ja und Amcn sagen. Nur muß die Regierung
jetzt cndlich in der Lage sein, über den bisherigeu Gang
und den baldigen Abschiuß der Verhandlungen wegen
nener, langfristiger Handelsverträge zuverlässige Aus-
kunft zu geben.

Jeder andere Weg führt zur Versumpfung der gro-
ßen Aktion, zur Diskreditierung der Regierung, zu einer
schwereu Schädigung der inneren politischen Verhälknisse
durch die Wahlen und zur zeitweiligen Herrschaft einer
iibermlltig gemachten Mehrheit der Extreme rechts, im
Zentrum und links. Die Mehrheit Hahn, Heim, Barth,
Bebel in ihren negativcn Wirkungen kennen zu lernen,
liegt aber schwerlich im Wunsche irgend eines ehrlicheu
Frcundes von Handelsverträgen, auch nicht im Jnteresse
der Laudwirtschaft und der Arbeiter.

Der Fortgang der Arbeiten hängt also, wie nochmals
betont werdeu muß^ vou der Entschlossenheit der Regie-
rung ab. Allzuschwer kann es ihr nicht werden, jetzt mit
fester Hand nach den Zügeln zu greifen. Entweder sie
macht sich jetzt mit jedem Nachdruck alK starke nnd ziel-
sichere Regierung geltend und führt im Januar-Februar
die Wählen mit einer ganz wirksamen Wahlparole herbei,
falls die Kommission sich nicht einigt und dann natürlich
das in der Kommission gctriebene Spiel der Verschlep-
pung im Reichstag vou neuem begonneu wird. Schon
das Jnteresse der Vertagsverhandlungen müßte die Re-
gierung nötigen, in diesem F-alle dem Reichstag die volle
Verantinortung zuzuschie'ben. Oder sie läßt die Zllgel
schleifen und aus den Reichstagswahlen im Sommer näch-
sten Iähres werden, was mag. Dann sind aber auf jeden
Fall die Tage dieser Regieruug gezählt: wir ver-
mögen wenigsteus nicht abzusehen, wie sich eine Regierung
ohne Mark und Kraft vor dem llnwillen behaupten
könnte, der überall Platz greifen müßte, wenn erst däs
Tohuwabohu der Wahlen in allen Folgen zu übersehen
wäre.

Kin vertrauliches Airkutar des russtschen
Winisters des Innern.

Die „Allg. Ztg." verösfentlicht ein vom russischeu
Miuister des Iunern gezeichnetes Schriststück, das
die ll e b e r w a ch u n g und Bekämpfung der
r e v o I u t i o n ä r e n P r o p a g a n d a betrifft und an
sänitliche GouverneurL des Reichs zu vertraulicher Keunt-
nisnahme versandt worden ist. Tasselbe ist fiir die innere
Lage Rußlands sehr kennzeichnend. Jm Auszugc lautet
es wie folgt:

„Angesichts der Baueruaufstäüde, die in letzter Zeit
in mehrereu südlichen niid slldöstlichen Gouvernements
stattgefundeu hatteu uud von bewaffneten Augriffen auf
die Giiter der Grnndbesitzer begleitet waren, empfahl das
Nliiüsteriuin des Jnnern den Gouverneuren, zur llnter-
drückung der llnruhen und zur Bestrafung ihrer Ur-
hebcr diejenigen Maßnahmen zu treffen, die im Zir-
tülare vom 17. Juni 1898 bereits dargelegt worden
sind.

Abgesehen davon wurde den Gouverneuren bekannt
gegeben, daß die Hauptursache der jetzigen Bauerurevol-
ten in der Thätigkeit der „sozialrevolutionären" Gruppe
zu sucheu ist, die von jeder Gelegenheit Gebrauch macht,
die ländlichen Massen zur Verfolgung ihrer verbrecheri-
schen Absichten zu benutzen und sie fllr ihre regicrungs-
feindlichen Bestrebungen zu gewinnen. Zuglcich wurden
die Gouverneiire mit den nächsten Aufgaben, Mitteln nnd
Zielen der geheimen „Gesellschaft zum Schutze der Volks-
rechte", die die Baucrnbevölkerung zu organisteren sucht,
vertraut gemacht. Es wurde dabei darauf hingewiesen,
daß die staatsgefahrlichen Elemente es darauf absehen,
geheime Gesellschaften in allen Teilen des Reiches zu er-
richten und sie zu einem gleichzeitigen Bauernaufstands
in ganz Rußiand zusaMmenzufassen. Jnfolgedessen wurde
den Gouverueuren nahegelegt, ein ganz besonders wach-
sameS Auge auf die Entstehung soicher Organisatiouen
zu haben, die vorzugsweise von Vertretern der sogenann-
ten libcralen Berufe geleitet wcrden. Leider äber ge-
langten die anempfohlenen Maßregeln gar nicht oder
nur iu geringem llmfange zur Dnrchfiihrnng. Jnfolge
der schwachcn Thätigkeit der Gouveruementsverwaltung
brachcn z. B. in letztcr Zeit Bauerunruhen gefährlichster
Art im Gouverncnieut Poltawa aus, die anch in vielen
benachbartcn Gegendeu Widerhall fanden.

Ungesichts dieser Thatsachen beauftrage ich die Herreu
Gouverneure, anzuordneu, daß die landschaftliche Qbrig-
keit (Semskij Natschaljnik), Friedensrichter, die Polizer
u. a. m. die Stimmung der ländlichen Bevölkernug
strengstens zu überwachen und die wirksamsten Maßregeln
zu treffen häben, um etwa entstehende llnruhen sosori zu
unterdriicken. Zugleich teile ich zur Kenntnisnähme mit,
daß das Ministeriuin des Innern in gllerletzter Zeit ge-
naue Auskuuft llber den Piau der staatsgefährlichen Ele-
mente, einc nach Bezirken eingeteilte Propaganda zu or-
ganisieren, erhalten hat. Zn diesem Zwecke werden dis
begabtesten nud energischsten Bauern ausgewählt und in
ver'schiedenen Fächern, vorzugsweise in der Geschichte der
Soziologie uud in den Fragen der Arbeitcrbewegung
unterrichtet. Nachdem sie dann für die revolutionäre
Thätigkeit reif gewordcn sind, werden sie in 'die verschie-
densteu Dörfer entscndet, wo sis bald unter der Maske

Eine Geldheirat.

89) Roman von L Haidheim.

(Fortsetzung.)

Zu jcdcr andcren Stunde hätte Wolzin einen solchen Be-
siichcr ärgerlich weggeschickt mit der Weisung, auf das Bureau
der Bank zu kommen, wcnn cr Geschäfte habe. Heute drktierte
ihm die frohe Laune eine freundliche Antwort: „Lah ihn
hercinkommenl"

„Es wird ein Bittstcllcr sein," dachte er. Aber eine Minute
später blickte cr erstaunt in ein verhärmtes, mageres Ge-
sicht, das er seit einem Jährzehnt nicht gesehen, doch sofort
tvieder erkminte.

„Scharf? Sie? Jch denkc, Sie sind in Amerika?" rief er.

„Da war ich auch, Herr Geheimratl War ichl Aber so einer,
wie ich, patzt nicht dahinl Es ist uicht meine Natur, wissen
Sie, ich bin eben nicht der Mensch, dcr mit dem Ellbogen alles
Sur Seite stoßen kann —"

„llnd jetzt? Jetzt wollen Sie —"

„Herr Geheimrat, ich komme nicht um meinctwillenl Die
alte Dankbarkeit treibt mich! Man hat eine anonyme Anklage
auf Betrug bei der Staatsanwaltschaft gegen Sie eingereicht.
Ich bin Schreiber dort — nichts weiter — aber ich kann
leben, nun mcine Frau tot ist! Nur Dankbarkeit leitet
viich —"

„Eegen mich? Bctrug? Jst mir ganz gleichgiltigl" hatte
Wolzin herausgestotzcn.

„Gegen den Auffichtsrat der Wchlstedener Bahnl Herr
Zlolzinl Sie nnd dic andcrcn drei Herren —" fuhr Scharf
wrt.

„Das ist ja aber Unsinn!" wehrte dicscr ab.

. „Tas wird es wohl auch sein. Jch dachte aber, es sei

Freuädesdienst, Sie zu benachrichtigen. Jn dem ansnhmen

Bries steht, man werde das Aktenmaterial zur Verfügung
stellen — andercs würde man bei Wolzin odcr An'dler finden
und dann sei man bereit, dic Unterschlagungen am Bähnbau
an Ort und Stelle zu beweisen und mit offenem Visier zn
kämpfen, sobald mit der llntersuchung ernst gemacht werde.
Man pflege bei uns die großen Diebe laufen zu lassen. —
Weiter hieß es, man mache aufmerksam, auf das schon längere
Jcit im Publikum nmlaufende Gerücht, datz Wolzin mit seincm
Namen grotzartige Schlvindeleien gedeckt habe. — Jch mclde
Jhnen dies in meinem crsten Schrccken, Herr Wolzin," fnhr
der einstige Kassierer und jetzige Schreiber bei der Staatsan-
waltschaft fort. „Ob ich in Jhrem Sinne recht thuc, weitz ich
nicht; ich dachte nur: „Da hast du vielleicht die einzige Ge-
legenheit, dich dcinem Wohlthäter dankbar zu evweisen."

„Glaubcn Sie denn an dicse Dcnunziation, Scharf?" fragte
Ler stolze Kaufherr.

„Neinl Aber in Bereitschaft sein, das ist allesl" ziticrte
bedeutsam, wic früher so oft bei gelegentlichen Unterhaltungen
mit seinem Chcs, desscn cinstiger Kassierer nnd Disponent.
Er war also immer noch der unpraktische Schwärmer, der sich
cinbildete, auch cin Dichter zu sein.

„Herr August Andleri" meldete Karl.

Scharfs nn'd Wolzins Blicke trafen sich, die erstercn waren
voll heitzer Angst.

„Lassen Sie mich vcr'schwinden, Herr Wolzin — rasch,
bitte — der Herr Andler verrät mich sofort, und dann —
ich mntz doch leben, ich darf mcine Stelle nicht v'erlicren."
Wolzin fcm'd es für sich seibst anch angemessener, Scharf und
Andlcr cinander nicht begegnen zu lasscn. Es war doch immcr
möglich, dah Andler dcn Mann wieder erkannte unü An'dler
war — mit Vorsicht zu behandeln.

So entließ er Scharf durch eine andere Thür, übcrzeugt,
dciß ein so seltener Besuch — wie der seines Kollegen im Anf-
sichtsrat der Bahn Wehlsteden-Bcrlin —- einen besondcren
Grund häben müsse.

Datz Andler gerade jetzt kam, machte Wolzin betroffen.

Was konnte cr wollen? Und was war das mit dicscr ano-
nymcn Dennnziation?

Er hatic Andler nie rccht leidcn mögen, nie näher mit ihm
verkchrt, aber geschäftliche Beziehungen führten sie hicr nnd da
znsammcn.

Während das Glllck Wolzin trcu ivar und ihn anffallcnÄ
bcgünstigtc, hatte Andler geschäftlich schwer und lange mit der
Ungnnst der Vcrhältnisse zu kümpfcn, aber er lietz nicht nach.

Man nanntc ihn intclligent, er war zwar nicht bcliebt,
abcr man respekticrte seinen Scharfsinn, scine Rührigkeit —
man wählte i'hn zu allerhand Stellen, nm ihm die Arbeitslast
anfzubürdcn, nnd cr übcrnahm diesclbe willig für das Anschcn,
wclchcs ihm 'die Vereinigung mit seinen Kollegen gab.

Wolzin wutzte auch, datz Andler allcrlei that, was Leute
scines Ranges in der Geschäftswclt nicht thun konnten; eo
besorgte cs nnd lachte cynisch über die zarien Seelen, die sich
nicht getrautcn, nur zu nennen, was sie doch nicht aufgebcn
mögen.

Andlcr trat ein. Er war ein langer, sehr hagcrer Mann
mit bartlosem, bleichcm Gesicht nnd kahlem Scheitel. Die
feincn Zügc im Verein mit dem Ausdruck hoher Jntclligcng
wären anzichen'd gcwcscn, wenn nicht dies stete hcrbe Spott-
lächeln auf seinen Lippcn gelcgen hätte. Scin grauer Anzug
sah zicmlich verwahrlost aus, besonders im Gegensatz zu
Wolzins immer gleich tadelloser schwarzer Kleidnng, der man
auf den ersten Blick ansah, dah der Träger viel auf sich nnd
seine Erscheinung hiclt. Ebenso auffallend war Andlers Form-
losigkeit im Gcgensatz zu Wolzins rnhiger Vornehniheit.

„Na? Sie haben schon Wind von der Sache?" fragte And--
lcr sofort, nach cinem scharfen Blick auf Wolzin.

„Was'meincn Sie? Womit kann ich dienen, Andler? Nch-
men Sie Platzl Rauchen Sie?" wehrte Wolzin die brüske
Frage äb.

„Na, dcnn nichtl" sagtc jener. Und dann fnhr cr fort:
„Sie wcrdcn es doch wisscn, Wolzin, datz man seit Monaten
 
Annotationen