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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177-202 (01. August 1902 - 30. August 1902)
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hinsichtlich der zu crbringenden Nachweise geeignetenfalls noch
rechtzeitig tior Prüfungsbeginn gehoben werden könncn.

Ausland.

Frankreich.

Paris, 27. Aug. Die gerichtlichen Ver-
folgungen werden in der Bretagne fortgesetzt. Sie
richten sich gegen die Haupträdelsführer des tatsächlichen
Widerstandes, der dort gegen die Maßnahmen des Staates
wider die Orden geleistet wurde, g-gen die Personen, welche
die angelegten Siegel zerbrachen, und endlich gegen die
Wühlcr, die jetzt die Bauern aufhetzen, ihre Einlagen aus
den staatlichen Sparkassen zurückzuziehen. Das gerichtliche
Untersuchungsverfahren stöbt aber auf große Schwierigkeiten,
die der „Matin" so schildert: Niemand will etwas gesehen
haben, obschon die Siegel am hellen Tage abgerissen und
manche Gewalttätigkeiten in Gegenwart von 500 Menschen
verübt wurden. Die Leute wollen im gegebenen Augen-
blick gerade anderswohin geschaut haben, so kommt es, daß
man für zwanzig Vergehen keinen Schuldigen, ja nicht ein-
mal einen Zeugen finden kann. Die Hauptangeklagten sind
bis jetzt Croc, der Führer der Royalisten, in Lesneven
de Kerdanct, der den Unterpräfektcn Verne in St. Msen
geschlagen haben soll, der Senator de Chamilard und der
Abbs Salaun in Lesneven, dazu mehrere Bauern, die
Tätlichkeiten an Gendarmen begingen.

Der „Figaro" gibt für das Stillschweigen des Vati-
kans zu dem Vorgehen der franzöfischen Regierung gegen
die Orden folgende Erklärung: Die Langmut der Kurie
hat einen tiefen und dauernden Grund, den man mit Un-
recht immer vergißt. Sie fürchtet vor allem die Auf-
hebung der französischenGesandtschaft beim
Vatikan, dieser letzten Spur der verlorenen weltlichen Ge-
walt und dieses letzten Schutzes gegen die italienischen An-
sprüche von dem Tage un, wo man die Vertretung Frank-
reichs beim Vatikan aufheben wird. Würde sich die Kurie
nichts metzr gefallen lassen, sie würde dann entschlossen aus
der Ergebung des Gebets zu tatkräftigem Handeln über-
gehen, aber solange die Regterung weise genug ist, dem
Papsttum diese Bürgschaft nicht zu entziehen. kann sie durch-
fetzen, was sie will, kann ste sich alles gegen die Welt-
geistlichkeit und die Orden erlauben.

England.

— Der ehemalige Statssekretär von Transvaal Reitz
gab in Paris vor der Abreise nach Amerika über die in
London von den Burenführern geltend zu machenden
Ansprüche folgende Auskünfte: Anf fünfhundert
Millionen Francs belanfen sich unsere Kriegsschädcn. Die
englischen 75 Millionen Francs sind lediglich zur Einlösnng
der biS aufs Fundainent zerstörten Farnicu bestimmt, die
vou den Engländcrn ausgeplünderteu, nm Vieh nnd Ge-
treide gebrachten Landleute blieben völlig unberücksichtigt.
Nach Ansicht der Burenführer müßte dcr Vertrag von
Vereeniging einen jenen traurigen Verhältnissen Rechnung
tragenden Znsatz erhalten. Die volle Wahrheit über das
Zustandekommcn jeneS Vertrages werde übrigens in kürzester
Zeit Kestells in fxanzösischer, englischer, dentscher und
holländischer Sprache erscheincndes Buch bringen. Kestell
war Schriftführer der Konferenz.

— Die englische Regierung macht soeben die kurze.
aber inhaltsvolle Erklärung, daß die Kosien des Empfangs
und Untcrhalts der indischen Gäste vom Schatzamt
bestritten werden sollen. Der Enischluß wird im ganzen
Lande mit großem Beifall begrützt werden, der nur da-
durch etwas geschmälert werden dürfte, daß der Regierung
die bessere Einstcht zu spät gekommen ist, nachdem die
Opposition nach Kräften aus der Politik, die Gäste für
sich selbst bezahlen zn lassen, Kapital geschlagen hat. Wie
man dazu kam, die Kosten dem Jndischen Amt aufbürden
zir wollen, ist nicht erklärlich, bcmerkenswert aber scheint
es, daß alle Blätter ohne Ausnahme — auch die aller-
regierungsfreundlichsten — darüber entrüstet waren. Die
„Times" meinte heute, es sei fast beschämend, der Regie-
rung zu der Erkennung der einfachsten Pflichten der Gast-
freundlichkeit gratulieren zu müssen.

London, 22. Aug. Der für gewöhnlich gut unter-
richtete Berliner Korrespondent des „Daily Telegraph" be-
stätigt die Meldung, daß der deutsche Kaiser im Herbste
König Eduard besuchen werde, und fügt hinzu, der
Kaiser werde Anfang Oktober, voraussichtlich am 6. ein-
treffen und dann am Geburtstage des Königs im Kreise
der cnglischen Königsfamilie weilen.

Amerika.

Newyork, 27. August. P r ä s i d e u t R o o s e-
velt hielt in Augusta eine Rede, in der er auf die Er-
folge des spanisch-amerikanischen 5irieges hinwies, nnd
sagte: Unser Jnteresse an der Monroedoktrin ist lebhafter
als jemals zuvor. Die Monroedoktrin ist die einfache
Feststellung unserer bestimmten Ansicht, daß es den in
diesem Weltteil bestehenden Nationen überlassen bleiben
muß, fich für ihr eigenes Geschick untereinander zu ent-
scheiden nnd daß dieser Wejtteil nicht länger als Kolo-
nisationsstätte fiir irgend eine enropäische Macht betrach-
tet werden darf. Die einzige Macht in diefem Weltteile,
die diese Doktrin wirksam machen kann, sind die Ve r-
e i n i g t e n Staaten. Unter den bestehenden Ver-
hältnissen muß eine Nation, die eine Doktrin aufstellt, die
wahrscheinlich in irgend einer Weise mit anderen Natio-

ist bereits vollendet und diejenige in Ambrisette geht ihrer
Vollendung entgegen. Die Einrichtungen stnd nach dem
Muster der französischen Linie Calvi-Antibes, die sich vor-
trefflich bewährt hat, getroffen. Die Auffangmasten haben
59 Meter Höhe und auf jeder Station wird ein Petroleum-
Motor die Dynamomaschine zum Neuladen der Akkumula-
toren treiben. Die Versuche, zu deren Kosten die Regie-
rung des Kongostaates beigetragen hat, werden von eiuer
belgischen Expedition unter Leitung des Jngenieurs Brem-
acker ausgeführt.

iien in Widerspruch gerät, auch die Macht besitzen, sie
dilrchzuführen.

kemeinüen, üehörüen etc.

welche


d
d
d
d

hohe Erträge erzielen tvollen,

ist die Jnsertion

von Schakwaive- nnd Iagd.Berpachtungen.
Hvl;-Versteigerungen rc. in diesem Blatte
u n e n t b e h r l i ch.

Schon öfters wurden bei einer in der Heidelberger
Zeitung (alleiniges Amts- n. Kreisverkündigungs-
blatt fllr daS Amt und den Kreis Heidelberg)
inserierten Verpachtung oder Versteigerung

üie r—4facde Summe

gegen frllher erlöst.

Aom 49. deutschen Katyotikentag in Mann
yeim.

IV

Mnnnheim, tw. Aug. Auf dcm gcstern Abend in dcr Fcst-
hallc abgchaltcnen F e st k ommcrs des Verbandcs dcr katho-
lischcn Sludcntcnvcreine Deutschlands warcn zahlreichc Vcr-
bindlingcii ourch Chargierte in Wichs vertreten. Das Prä-
s'dium fllhrre die P a l a t i a - H e i d e l b e r g. Die Gn-
lerien Ivaren Vvn einem Damenflor in Beschlag gcnommen.
Die Festrcde hielr Hevr Pfeifer, Assistent an der tgl. bayr.
Hof- und Etaatsbibliothek in München.

-p Mannheim, 27. Aug. Eine VersammIung
katholischer Lehrer fand heutc Vormittag im Saale
des Bernhardushofes statt. Sie war von mehreren Hundert
katholischen Lehrern uud Pfarrern besucht. Um halb 10 Uhr
cröffnete Lehrer und Stadtrat Ries aus Ludwigshafen die
Versammlung; er wird zum ersten, Hauptlehrer Koch aus
Maunheim zum zweiten Vorsitzenden gewählt. Wciter werden
ins Präsidium gswählt als Vertretcr für Rheinland Quadflicg
aus Aachen, Schuldirektor Schortc« aus Colmar, Lehrer Schorn
aus Mainz, Lehrer Meyer aus Spaichingen (Württemberg).

Domkapitular Eisenbach aus Rottweil iiberbringt die Grüße
dcr Württcmbcrger.

Darauf crgrcift Lehrcr- Land- und Reichstagsabgcordneter
Sittart aus Äachen das Wort, nm über die „Kulturfähigkcit
der katholischen Wcltanschauung mit Bezug auf Untericht und
Erzichung" zu redeu. Ausgehend von Aussprüchen Virchows
uud Harnacks erklärt cr: 1. es rst nicht Wahr, dah die katholische
Kllrche eine Feindin der Kultur ist, 2. sie birgt auch für die Ge-
genwart uud Zukunft wie keine andere Macht der Welt Kraft
und Mittcl, um die Mcnschen zur höchsteu Kulturblüte empor-
znhebeii. Redner führt dann dicse beiden Sätze weiter aus.
Er hebt dabei auch Kaiscr Wilhelms Rede iu Aachen hcrvor crls
Zeichcu. dah der Kaiser die richtige Erkeuntms vom Heil des
Kreuzcs habe.

Der zlvcite Rebner, BLrgcrschuldirekior Moser aus Wieu,
vcrbreitetc sich über „Katholische Freiheit — fretdcnkerische
Knechtschaft". Fn einer blütenrcichen Sprache wendet er sich
an seine Zuhürer, läht Humor und Satiere schiehen und sucht
mit scharfcr Zunge die Auwescudcu mit fortzureißen, was ihm
sichtlich spielend gelang. Er beleuchtet vom katholischeu Staud-
punkt aus die Einwäiide, dah die katholische Kirche kulturfeind-
lich sei und die Wissenschaft in ihrer Entwicklung hemme. Wihig
kämpfte er gegen Liberalismus, Mäterialismus u. a. uud lüht
uatürlich die ketzerische Loge nicht uugeschoreü.

Rhetorisch war es cinc Glanzleistung.

Der Vorsitzende dankt den bcidcn Rednern für ihre Dar-
bietungen und schließt mit cinem Hoch auf Papst, Kaiser uud
Grohherzog gegen 12 Uhr die Versammlung.

Mnnnhcim, 27. Aug. Die dritte gcschlosseue
G e u c r a l v e r s a m ml u u g beganu um 11 Uhr vormittags.
Der Vorsitzende Dr. Cardanus eröffnete diesslbe. Der ge-
strigc Beschluh der Errichtuug einer Annoncen-Expeditiou iuurdc
wieder rückgängig gemacht uud dcr Beschluh gefaßt, deu Antrag
dem Augustiilus-Berein zur Erwägung zu überweiseu. Re-
dakteur E r z b e r g e r - Stuttgart befürwortete sodaun, dah
die katholischeu Historiker sich der neueren Geschichte zuwendcn
möchteu uud uameutlich das Gebiet der vor 100 Jahren er-
folgtcu Sekularisation in dcu Bereich ihrer Forschung zieheu.
Diescr Autrag sand ebeufalls Annahme. Desgleichen wurdc eiu
Antrag des Avgeordnetcn Grand Rh Kettenis, dah die Geist-
licheu im Auschluß au den Fortbildungsuuterricht crsucht wcr-
deu. deu religiöseu Sinn der Schülcr zu wecken und zu fördcrn,
angenommen. Arbeitersekretür Gtesbert s-München-Glad-
bach und versclüedene anderc Rcdner befürworteten die Not-
wendigkeit der Veranstaltung volkstümlicher Vorträge, Grün-
dung von Unterriebtskursen, Bibliotheken und Lesesälen. Um
der zunehmcnden Gkeichgiltigkeit in der Bethätigung der Reli-
giou bci den gebildekeu Katholikcn entgegenzuwirken, beschloh
dic Versmnmlung, dah öffentliche Vorlesungen und wissen-
schaftliche Vvrträge apologetischcr Art gehalten werdcn nwgen.

Endlich wnrde noch ein längerer Antrag mrgenommcn, der
sich gcgen die farblose Prcssc wendet und die katholische Presse
empfichlt.

Damit war die geschlossene Generalvcrsammlung gcgen
1 Uhr mittags beeudet.

AUmnbeim, 27. Aug. Die heue Nachmittag abgshaltene
dritte ösfentliche Versammlung verlief m etwas
mattcr Stimmung. Zuerst sprach Lycealprofessor Dr.
E n d r e s-Regensburg über „K a t h o l i z i s m u s und
Kunst". Ju seincn etwa Afftüudigen Ausführungeu verur-
tcilte er scharf die heutige realistische Kuustrichtung. Von der
währen Kunst sei die katholische Kirche stets ein Freund gewesen.

Seminarpräses Lausberg von Köln sprach über die
Aufgaben der B o n i f a z i u s v e r e i u e. Redner bewegte sich
hierbei iu mamügfachen Widcrsprüchen. So^ erklärte er, die
katholische Kirche treibe keine Proselyteumacherei. Gleich da-
rauf fügte er aber hiuzu, dah es Pflicht der Kirche sei, die
vcrirrten oder abseits weidcnden Schäfchen zu retten. Weun
jemand zum katholischeu Glauben übertretc, so sei dies ein
Bcweis der Sieghastigkeit des katholischen Glaubcns. Jn glei-
chcni Atem stimmte Herr Lausbcrg bcwegliche Klagen darüber
au, dah die Verlustziffer dcr katholischen Kirche noch immer
eme schr stattliche sei. Sehr jammerte Redner ferner über die
„traurigen Verhältnisse" der sogeuannten gemischten Ehen, von
deueu die schlimmsten diejenigen scien, welche der katholischen
Kirche verlorcn gehen. Hier könne nur die Stärkung der reli-
giöscn Gesinnung und eine kräftige Pastoration helfen.

Dritter Reducr war Obcrbürgcrmeister A n t o u i-Fulda,
dcr über die A n t i d u e l l b e w e g n u g sprach.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 2A AuauV.

Jn der Angclegcnheit Bauer brachte das hiesige „Tage-
blatt" geftern eine Darstellung zur Rechtfertiguug, bezw. zur
Eutschuldigung des in der Presse durch eiuseuige Arrikel so
scharf angegrisseneu Herrn. Leider wird in dieser Abwchr —-
abgesehen davon, daß sic deu Sachverhalt nicht erschöpsr —
iu versteckter Weise eiu völlig ungerechtfertigter
Vorwurf gegeu deu hiesigen Staatsanwalt erhoben, wogegen
Verwahrung eiugelegt werden mutz. Bemerkt sei noch, daß
der Herr Staatsauwalt gegemvärtig vou hier auf Urlauü ab-
wesend ist.

-i- Stlidtgarten-Konzert. Die hier für zwei Tage einquar-
tierten Chevauxlegers sind Gegcnstand eines freuudlichen Jn-
teresses der Bewohnerschast Heidelbergs. Auch aus die Ka-
pelle der leichteu Reiter erstreckt sich dieses Jnteressc und es
wies der Stadtgarten bei dem gestrigen Doppelkouzert unseres
städt. Orchesters uud der Chevauxlegers-Kapelle zahlreichen Be-
such auf. Die Reiterkapelle bot eine Reitermusik, etwas hart
und schmettcrnd. Mau bczeugte ihr frcundlichen Beisall. Das
städt. Orchester machte Streichmusik, wie immer in künstlerisch
feiner Durchführung.

-r- Vom Mciiageric-Ärcns. Heute Abcud gicbt der Circus
seine Abschiedsvorstellillig. Es sei daher Alleu, welche ihn noch
uicht besuchl habe», empfohlen, dasselbe hcute Abend zu thuu.

— Polizcibericht. Ein Dienstmädchen wurde wegen llm-
herzieheus und ein Kellner wegen llnterschlagung verhaftet.
Wegen Nuhestörung kamcn zwei Personen zur Anzeige.

80 Mosbach, 27. Aug. (Von schwerem Unglück)
wurde eine Familic in Obrigheim heimgesuchi. Am letzien
Samstag brachte der Landwirt Phil. Metzger Frucht mit seinem
Fuhrwerk zur Mühle. Aus dem Rückwcg sah er mir dreien
seiner Kinder auf dcm Wagen, als plötzlich in Diedesheim das
Pfevd in rasendcm Laufe der gerade geöffneteu Neckarbrücke zu-
sprang. Kurz vor der Brücke riß Metzger mit Gewalt das Pferd
auf die Seite, wobei aber der Wagen umfiel und alle vier
darunter zu liegeu kameu. Währcud das eine Kind mit dem
Schrecken davonkam, erlittcn lt. „B. Rztg." die beiden andern
uud der Vater schwere Verletzungen. Letzterer ist gestern ge-
storben.

80 Schweiün.qcu, 27. Aug. (B r a n d.) Gesteru brach in
Edingen im Anwcscu des Landwirts Heuu und des Bähnwarrs
Maier aus bis jetzt uoch unbekannter llrsache Feuer aus, das
binncn kurzer Zeit sowohl das Doppelwohnhaus, wie die Dop-
pelscheuer der Geuannten in Asche legte.

j Hockculicim, 27. Aug. (M it der Hopfcupslücke)
ist gestern hier teilweise begouuen wordeu, ebcnso in Reilingen
und Walldorf.

Mannhcim, 26. Aug. (R e f o r m s ch u l e.) Mit Be-
ginn des neuen Schuljahres tritt dahter eine neuc Realarütalt
mit der Beneunung: „Rcalschule mit Realprogy m-
n a s i u m" ins Leüu. Nach gemeiuschaftlichem dreiklassigem
linteröau, in welchcm als Fremdsprachcn französisch und eng-
lisch gelehrt werdcn, teilt sich die Anstalt von der vierten Klasse
an in zwei Teile, eine Rcalschulabteilung und ciiie Realgym-
uasiumsaöteilung. Fn der letzteren tritt danu als Weirere
Frcmdsprache Latcin hinzu. Es ist dähcr in Hiukunfr crmög-
Ircht, dic Cntscheiduug darüber, ob der Schüler für eine real-
gymuasiale Ausbilduug bereigenschaftet ist, bis zu einem Alter
der Schüler von ctwa 13 Jahrcu zu verschieben.

Mannheim, 27. Aug. (A u f der Hcimfahrt nach
S p c y e r) stieh gestcrn der Wagen des Bischofs Dr. v. E h r-
ler mit eiuem Wageu der Elektrischen zusammeu, wobei ein
Hinterrad der üischöflichen Equipage zertrümmert wurde. Boll-
stäudig unversehrt verließ der Bischof die Equipage, um alsbald
nüt ciner anderen weitcr zu sahren.

Karlsruhe, 27. Aug. (Einbruch.) Ju der Garten-
strahe wurde in eine verschlosseue Wohuuug währcud dcr Ab-
wesenheit dcr Bewohner ciugebrochen. Vermihr wcrden ver-
schiedene Gegenstäude im Werte von 430 Mk.

80 Karlsruhe, 27. Aug. (Eiue Fahrordnung
für Kraftfahrzeugc) hat die Polizeibehörde iu H a m-
burg erlasseu. Dauach müssen die angewandteu Krastfahr-
zeuge betriebssicher seiu, ohne übermähiges Gerüusch, lästigen
Rauch, Dampf oder übeln Geruch zu erzeugen. Die Fahrge-
schwindigkeit muh jederzeit vermindert und dauerud eine Ge-
schwindigkeit eingchälteu wcrdeu künuen, die dem Schritt-
Tempo gleichkommt. Außerdem müsseu die Fahrzeuge voll-
kommen leicht lcnkbar sein: sie müssen nach den ganz gcrecht-
sertigteu Ausprüchen der Hamburger Polizeibehörde solche
Lenkvorrichtungeu habeu, daß sic auf Strahendämmcn von zehn
Metern Breite wcndeu können. Jeder Krastivagen muh zwei
Bremsvorrichtungen haben, vou denen jede stark genug ist, den
Wagen bei eiuer Geschlvindigkeit von 15 Kilometern in der
Stunde auf ciue Strccke von 8 Metcrn zum Stillstande zu
Lringeu. Dic Führung cines Kraftfahrzeuges ist abhängig von
der Ertcilung cincs polizeilicheu Befähigungsnachweises, und
nicmals darf bei Dunkelheit und in städtisch angebauten Srra-
hen eine gröhcre Geschw-indigkeit als 15 Kilometer in der
Stuude gefahrcn wcrden. Beim Durchsahreu enger Brücken
und Thore und au Stelleu mit sehr lebhaftem Verkehr mutz
abcr auch diese Gcschwindigkeit noch erheblich eiugeschränkt wer-
den u. s. w. Warum ist das, was in Hamburg angeordnet
wird, nicht auch in Baden möglich? Die zahlrcichen
U n g l ü ck s f ä l l e, die durch uuvernünstiges Automobilsahren
vcrursacht werden, erfordern solche allgemcinen Vorordnungen
iu üringendster Weisc.

80 Pforzheim, 27. Aug. (Das hiesige S ch ö f f e n-
gericht) vcrurteilte den Goldarbeiter G. Bauhoser aus
Niefern wegeu Bedrohuug des Hauptlehrers L. Keller daselbst
zu zwei Monaten Gefängnis. Lfleil Hauptlehrer Keller die bei-
den Kinder des Bauhose-r in der Schule gestraft hatte, lietz letz-
terer nicht ab, den Lehrer zu verfolgen. Zuletzt am Abend
des 8. Juni ging er dcm Lehrer überall nach, beschimpfte ihn
im Wirtshaus uud lauertc ihm auf, als cr nach Haus gehen
wollte, so daß Keller sich ein Stück Wegs von eincm andern
Dorsbewohner begleitcn lieh. Als Keller dann allein seinen
Weg fortsetzte, ging ihm Bauhofer wieder nach, wobei dieser
schliehlich direkt auf ihn zuging und rhn mit Halsabschneiden
u. a. bedrohte. Keller zog darauf den Revolver aus der Tasche
und gäb auf B. eincn Schuh ab, welcher diesen im Gesicht traf.
Die Kugel ging in den Hals, wo sie jetzt noch sitzt. Bauhofer
war vier Wochen lang arbeitsunfähig. Wegen des Schtehens
wurde, dem „B. Ldsb." zufolge, gegen den Hauptlchrer Keller
eine Untersuchung eingeleitct, welche aber ergab, dah er nach
Lage der Dinge und nach den Antezedenticn Bauhofcrs wohl be-
rechtigt war, einen ernstlichen Angriff auf Gesundheit und Leben
zu fürchten und mit dem Schuh iu Notwehr gewesen ist. Es
wurde darauf das Verfahren gegen Keller eingestellt und gegen
Bauhofer borgegaugeu, d-cr auf Grund der Verhcmdlung, wie
oben schon erwähut, zu zwei Mvuaten Gefängms verurteilt
lvupde.

80 Jhringcn, 27. Aug. Jm Anwesen des Lcmdwirts Wil-
helm Waibcl brach heute früh Feuer aus, welchcs das Wohu-
haus, einen Schopf und eine Scheuer bollstüudig einäscherte.

80 Bonndorf, 27. Aug. (Ueber den hiesigen
Neubau) für deu Stcuerkommissär und Bezirksgeometer,
wclcher letzten Herbst teilweise einstürzte, ist endlich, nach neu-
erlichen zehnwöchentlichen Unterhandlungen, der letzte Spruch
gefallen. Die Steuerobcrbehörde hat auf Abbruch enrschie-
den und sich damit dem Eutscheid der Bezirksbauinspektion
Donaueschingen von Mitte Juni angcschlossen.
 
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