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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177-202 (01. August 1902 - 30. August 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0408

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straßen nach der Mongolei, die auch von den großen
russischen Theekarawanen benutzt wirst, die ihre Waren über
Kalgan nach Kiachta an der sibirischen Grenze bringen.
Kalgan selbst ist ein wichtiger Stapelplatz nicht nur für
Thee, sondern auch für Felle, Häute, Hörner usw., die über
Tientsin, nicht zum wenigstcn von deutschen Häusern, aus-
geführt werden. Daß die Bahn sehr günstige Aassichten
haben würde, kann keinem Zweifel unterliegen. Die Auf-
nahmen der Strecke, die in vier Sektionen geteilt ist, sollen
bereits zum großen Teil in ihren Einzelheiten beendet sein.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 30. August.

-s- Von der Universität. Prof. Dr. A. Kossel wurde
zum korrespondierendcu Mitgliod der Academie de medicine in
Pcrris geivählt.

-i- Aus dem Stadtrat. Jn den Staidtratssitzungen vom 20.
und 27. d. M. wurden u. a. folgende Gegenstäude zur Kennt-
riis, bezw. Erledigung gebracht:

1. Durch Vermittlung des Grosth. Bezirksamts wurde dem
Stadtrat ein Excmplar der „Sammlung der Ansprachen Sr.
Kgl. Hoheit dcs Groszherzogs anläßlich der Feier des 60jähr.
Rcgierungsjuüiläums mitgeteilt, wofür der Stadtrat seinen
Dank ausgcsprochen hat.

2. Das Geburtsfest Sr. Kgl. Hoheit des Großherzogs und
das Sedanfcst sollen wie im vorigen Jähre gefciert werden.

3. Die Pflästercraröeiten für die Wagcnhalle der elektrischen
S-traßenbahn wnrden den Pflästerermcistern Georg Olbert,
Heinrich Olbert und Karl Sommer und

4. die Glaserarbeiten für das neue Schulhaus in Neuen-
heim dem GlaseNneister Fr. Künzler um dic bezüglichen Sub-
missionsangcbote übertragen.

-r- Thc Berlih School of Languagcs. Eiue» glänzenden
Erfolg auf dcm Gebiete des Unterrichts fremder Sprachen cr-
zielte dic unter Oberleitung des Prof. M. D. Berlitz im vorigen
Jahre hier errichtete Berlitz School of Languages. Seit ihrem
Bestehcn wurden in der genannten Anstalt 3SÖ Herren und
Damcn in den verschiedensten Sprachen unterrichtet. Jst es
schon ein Vcrgnügen, die unsere schönc Touristenstädt besuchen-
den Fremden in ihrer Muttersprache bcgrüßen und mit ihnen
bie Frenden an der Natur teilen zu können, so möchten wir
wohl behaupten, daß für den geschäftlichen Verkehr Heidelbergs
die Kenntnis fremdcr Sprachen als eine unnmgängliche Not-
tvcndigkeit zu erachten ist. Beiden Gesichtspunkten trägt das
Berlitzsche Sprachinstitnt bestens Rechnung, ivas aus >dem fast
einstimmigen Zeugnis aller Beteiligten hervorgeht, die ihrer Zu-
friedenheit mit der dort gelehrten Methode und der damit ver-
bundencn Leichtigkeit des Lernens Ansdruck geben.

— Polizcibcricht. Ein Bautechniker wurde wegen fortge-
setzter Ruhcstörnng vcrhaftet.

-i- Hnndfchnhshcim, im August. (D e r neu eröffnete
Obstmarkt) war am ersten Tage nicht so schlecht besucht,
wie es den Anschein hattc. Die Verkäufer kamen einzeln nach-
einander, so daß es allerdings schien, als sci er schlecht besucht.
Jn Wirklichkeit berlief er zur Zufriedenhcit dcr Käufer und
Verkänfer. Dic Nachfrage tvar groß, weshalb alles beigebrachte
Obst sofort abgesetzt wurde. Die Käufer äußerten jedoch den
Wunsch, >daß die Verkäufer ihre Waren erst gegen 10 Uhr auf
deu Markt üriugen möchten, damit das Geschäft schneller er-
ledigt ivcrden könnte, was auch in Anbetraclst dcr Jahreszeit
un>d der Oüstsortcn passend erscheint.

-i- Vom Odcnwald, 30. Aug. (Fis cherei.) Zur Zeit
rst man alleuthalben an den Bächen thätig, um dcm hellen
Gcbirgslvasfcr den diesjährigen Reichtnm an Forellen und
Krebscn zu entnchmen. Dic Fischpächter können trotz der in
den letzten Jahren sehr in die Höhe gegangenen Pachtpreise
wohl zufricden sein; denn es giebt — Dank des vom Staate in
dcn letzten Jahren allenthalfen vorgcnommenen Einsatzcs von
Fischbrut — viele Forellen. Auch findet man wicder
überall reichcrcn Krcbsstand. Bekanntlich waren die Krebse
durch eins vor etiva siebcn Jähren dnrch eine unter ihnen herr-
schcndc seuchmartige Krankheit fast alle zu Grunde gegaugeu.

si- Wnldmichclbach, 30. Aug. Lctzte Nacht ging es in dcr
Küche dcs Schrcinermersters M. Röth dähicr unheimlich zu,
indem fortwährend ein sonderbares Geplätscher hörbar war.
Schlicßkich gab es ein starkes Gepolter, so daß die Frau ihren
Mann, der noch in der Wcrkstätte arbeitete, zu Hilfe rief. Dieser
cntdecktc alsbald in der Küche eine feiste Forelle, auf dem Bo-
den hernmschncllend. Das Mädchen hatte im Bache untcn
gegen Abcnd Wasser geholt und ohne Zweifcl dabei die Forelle
unbewnßt gcschöpft. Dem Tiere war cs abcr im Wassereimcr
zu enge gewordcn, weshalb es demsclben entsprungen war. (?)

unter dcn bielen Punkten ihres reichhaltigen Vergnügungs-
programms.

Vom ersten und hoffentlich nicht letzten Strandfest, das
die hiesige Karnevalsgesellschaft am lctzten Sonntag den Heidel-
bergern üereitete, spricht man besonders in den Reihen der
Jugcnd bis auf dcn heuligen Tag mit großem Eifer. Zweifel-
haft ist, ob Heidelberg durch dieses Strandfest eine Secftadt
geworden ist, uachdem es solange bloh Universitäts- und Frem-
denstadt war. Die konservativ Gesinnten meinen, dessen be-
dürse es nicht und sie verwerfen darum den Gedanken, die
Fortschrittlichen, die immer für Neuerungeu sind, plaidiereu für
Seestadt und schlagcn vor, beim nächsten Fest Strandkörbe an
das Ufer zu setzen nnd diese mit Ruderern aus dem nähen
Woots'hausc, deren Kostüm sich in jcdcm Seebad sehen lassen
kann, zu bevölkern. Das würde großen Eindruck machen.
Schade, daß der Mcnagerie-Zirküs am Sonntag nicht auch mit-
wirki, wo man dann das Programm um einen Löwenritt hätte
-bercicheru kömicn. Uebrigens, wemi man so eiue Menagerie
durchmustcrt, muß man sagen, es kreucht und sleucht doch aller-
hand seltsames Viehzeug in der Welt hcrum und man kann
jencm Offiziersburschen nachfühlen, der, aus eincm zoologischen
Garten zurückkehrend, auf die Frage seincs Leutnants, wie
es ihm gefallen habe, erwiderte: „Herr Lcntnant, solche Tiere
giebt's ja gar nichtl" Ein merkwürdiger Kautz, aber ein echter
Sohn nnscres zwcifelsüchtigen Zeitaltcrs, cr glaubte ntcht ein-
mal das, was er mit eigenen Augen sah.

Wenn nicht alles trügt, kommcn Zcitcn, in dcnen es auch sür
Aüdcrc in manchen Dingen schwer halten wird, den eigenen
Augen zu trancn. Wenn die Flcischprcise noch weiter in
die Höhe gchen, wie es da nnd dort schon angefangen hat,
dami wird mancher sinneäd vor seincm Teller sitzen und nicht
eher glauben, daß er eine Portion Ansschnitt vor 'sich habe,
als biS er etwa ein Vergrößerungsglas znr Hand nimmt.

Wohl dem, dcr in solchen Zeitcn eine nach Gewicht bemessene
Kompctenz zu beanspruchen hat wie nnsere Soldaten, die der
Staat nährt, nnd zwar nicht schlecht, mögcn die Fleischpveise
niedrig oder hoch scin. Män nennt die Kasernrn wohl spöttisch
„Fcrienkolonien", allein mancher, der darin ivar, denkt gewitz
manchmal mit Wehmut an die Bratpfamien nnd Suppentöpfe
dieser Ferienkolonie und wäre froh, wcnn er wieder einmal bei
ihnen sitzen kömite. Und doch atmet der Sokdat anf, wenn die
zwei Iahre Lücrstanden stnd, und er mit dem Reservisten-
stöckchen in dcr Hand wieder in das Zivillebcn hineinmarschiert.
Der Mensch und strenger Zwang sind eben zwei Dingc, die
nicht dauernd zu ciuander passen, das gilt auf körperlichem
wie auf geistigem und moralischem Gebiet. Der Zwang ist

Eberbach, 29. Aug. (N e ck a r t h a l - S ä u g e r b u nd.)
Morgen Nachmittag findet im Gasthaus zur „Buvg Stolzeneck"
in Eberbach die Hauptversammlung des Neckarthal-Sänger-
bundes start. Die Tagesordiiung enthält: 1. Bxgrüßuug, 2.
Rechenschastsbericht, 3. Beschlutzfassung über deu eventuell im
Jahre 1903 zu veraustaltenden Gesangswettstreit, 4. Brstim-
mung des Festortes, 5. Erledigung etwa eingelaufener Anträge,
6. Neuwahl, 7. Vortrag des Bundesdirigeuten Herrn Haupt-
lehrer I. Werner-Hahmersheim über das Thema: „Gesang
mit praktischen Vorführungcn", 8. Verschiedenes.

80 5tarlsruhe, 29. Aug. (D i e L i e g e n s ch a f t s u m-
s ä tz e) erreichten hier im Monat Juli die Höhe von annähernd
8,7 Millionen Mk. Die Eisenbahnverwaltung erwarb von der
Gemeinde Beiertheim einen größeren Geländekomplex für den
neuen Bahnhos um rund 400 000 Mk. Weiter gingen die
Ettlingcr „Weiheräcker" um 933 626 Mk. in den Besitz dcr
nsu gegründeten Terrain- und Baugesellschaft „Südend" über.
Der Ordensfond der barmhcrzigen Schwestern vom hl. Vinzenz
von Paul in Freiburg hat hier iu der Rüdolsstraße ein An-
wesen um 78 500 Mk. erworbeu.

KarlSruhe, 29. Aug. (Diebstahl.) Gestern Nach-
mittag hat ein angeblicher Franzosc in einem hiesigen Juwe-
licrgeschüft, wo er sich verschiedeue Sachen zur Auswähl vor-
legen licß, eine Brillantnadel im Werte von 400 Mt. ge-
stohleu, worauf er sich davon machte.

Badeu-Baden, 29. Aug. (S o m m er n acht-F e st.)
Das gestern Abend vom städt. Kurkomitee aus Anlaß der großeu
Rennen veranstaltete Sommernachtfest war derartig stark be-
sncht und hat mit seiner farbenprächtigen Wieseädekoration sol-
chen Beifall gesunden, daß am kommenden Sonntag, den 31.
August, abends 8 Uhr bcginncnd, eine Wiederholuug
stattfindet. Wer also am Donnerstag verhindert war, sich
das prächtige Schauspiel anzusehen, dem ist hierzu am Somi-
tag eine gewiß ivillkommcne Gelegenheit geboten. Während
dcs Sommernachtfestes findet cin großes Doppelkonzert des
städt. Kurorchesters und dcr Rastatter Jnfanteriekapelle statt
und bon abends halb 11 Uhr bis 12 Uhr konzertiert wiederum
die Ungarische Kapelle im Kurgartcn.

Kappelrodeck, 29. Aug. Die „Mittelbad. Nachr." schreiben:
Als die in den 70er Jahren stehende Witwe Schneider gestern
Vormittag den Bähnübergang auf der oberen Ladstatt über-
schreiten wollte, kam im selben Moment der Zug von Otten-
höfen daher, erfaßte die alte Frmi und warf sie zur Seitc. Sie
erlitt so schwere Verletzungen, daß sie densclben bald darauf
erlag. Den Zugführer trisft kcine Schuld.

8L Aus dcm Manövcrfclde, 29. Aug. (Besichtig u n g.)
Gestern Vormittag fand auf der Alp bei Bettmaringen die
Besichtigung der Jnfanterieregimcnter Nr. 112 und 142 durch
den kommandierenden General von Bock und Polach statt, die
sehr befriedigeüd ausgefallcn ist. Der Parade ging ein Gefecht
boraus, das äußerst lebhaft durchgcführt wuvde und an welchem
auch das 22. Dragonerregiment teilnahm.

Aus Baden. Jn Reckarau stürzte am 29. d. der Zim-
mermann Martin Monsche ans Muindenheim vom Gebälk eines
Neubaues und erlitt so schwere Verletzungen, Mrß er bald
darauf im Krankenhause starb. — Gestern Vormittag fiel in
Mannheim von dem nach dem städt. Freibade führenden
Steg der 9jährige Schlller Friedrich Häffner in den Rhein
und ivurde von dcm rasch fließcndcn Strome gegen die eisernen
Schwimmer des Bades gespült, im Moment, als er unter den-
selben zu berschwindcn drohte, sprang dcr Hauptlehrcr Philipp
Stein in den Strom und rettete den in höchster Lebcnsgefahr
Bcfindlichen unter Einsetzung >dcs eigenen Lebens.

Kandel und Merkehr.

Mannheim, 29. August. (Effektenbörse.) Der Verkehr
erstreckte sich heute nur auf einzelne Aktien der Chemischen Jn-
dustrie und zwar Anilin-Aktien, welche zu 410 (-st 2"/„) und
Verein deutscher Oelfabriken, die zu 117"/„ (st- 1°/») gesucht
wurden. Soniliges unverändert.

Frankfurt, 29 August. Esfektensozietät. Abends 6'/< Ubr.
Kreditaktien 2l650 b., Disconto-Commandit 186.40—60 b.,
Deutsche Bank 210.30 b., Dresdener Bank 144 60 b. G., Darm-
städter Bank 137.70 b. Berliner Sandelsgesellschaft 158.10 b.,
Nationalbank f. D. 116.10 b ult., Deutsche Effekten- u. Wechsel-
Bank 102.30 b. G., Bayr. Bank (München) 61 b. G., Banque
Ottomane 115 b. G., Marlenburg-Mlawkaer 76 b., Staatsbahn
154.10—40 b., Lombarden 19 b. cpt 18.80 b. ult. Septbr., Jura-
Simplon 100.20 b. G., Henri 98—98.30 b., Czakathurn-Agramer
30.50 b. G., Hamburg-Amerik. Packet 108 b. G. u. cpt., Nordd.
Llohd 107.50 b. G. cpt., 4'/,proz. Portugiesen 52 b. G., 3proz.
Portugiesen 30.40 b., 4proz. Serben 72.10 b. G., l'/^proz.
Chinesen 92.50 b. cpt., Türk. Lose 117-116.40—80 b. G..
Bochumer 186.70 b-, Gelsenkirchen 171.25 b.. Harpener 165.40 b.,
Hibernia 173.40 b., Concordia 277.80 B. 70 G., Eschweiler
215.25 b. G.. Chem. Werke Albert 192 b. G.. Anglo Csntinent.

cine Schule, aber hinter dieser steht das Leben und da gilt
doch nur die sich aus sich selbst bestimmende Persönlichkeit.

Kleine Zeitung.

— Das Menu der Königlichen Mittagstafel zu Ehren
des Königs von Jtalien verzeichnete:

Kraftbrühe auf Königliche Art.

Seezungen in Champagner.

Lammrücken garniert.

Schnepfenauflauf nach Dreux.

Hummern in Gallert.

Elsasser, Hühner, Früchte, Salat.

Frische grüne Bohnen.

Römischer Pudding.

Käsestangen. Gefrorenes — Nachtisch.

— Die Bcrliner Ehrenjungfrauen. Berlin, 28. Aug.
Man schreibt der „Straßb. Post": Ein an und für sich
nicht übler alter Branch verlangt es, daß Herrscher bei
Staatsbesuchen, die sie Stüdten abstatten, von Ehren-
jungfranen einpfangen werden, die ihnen Blumen über-
reichen nnd noch dazu nieist herzlich schlechte Verse möglichst
schlecht vordeklainiereii. Einer solchen Ehrung sollte nun
auch der König von Jtalien teilhaftig werden, und aus
Magistratskreisen war das erforderliche Ehrenjungfrauen-
material bereitwilligst zur Verfügung gestellt worden, ge-
wiß lauter sehr brave nnd gute Mädchen, die gewiß auch
einmal vorzügliche Frauen und nicht weniger gute Mütter
abgeben werden, aber — ich bitte nochmals um Ent-
schuldigung für das Wort, das ich tief zerknirscht ge-
brauche — schön war der Anblick nicht, dcn dieser
jungfräuliche Damenflor gewährte. Wenn schon Ehrenjung-
frauen bei Anlässen wie dem Besuch des Königs von
Jtalien mobil gemacht werden, nun dann suche man wirk-
lich schöne Mädchen aus, und findet man sie mcht in
„MagistratSkreisen", nnn so steige man herab zum Volk
und halte dort Umschau. Der König Viltor Emanuel wird
falsche, aber durchans nicht schmeichelhafte Begriffe von der
Schönheit der Berliner Frauen erhalten, wenn er seine

Guano 9120 b. G , Elektr. Allgem. (Edison) 173.50 b. G.>
Elektr. Schuckert 9180 b. G., Elektr. Lahmeyer 31.80 b., Elektr.
Helios 22 b. G, Aluminium 165.20 b. G.

Heidelberg, 30. August. (Marktpreise.) Hru der Zeutner

2.50-2.80, Korn-Stroh der Ztr. 2.20-2.50, gem. d. Ztr.
X- 1.80—2.00, gelbe Kartoffeln der Zentner 3.10—3.20.
Butter in Ballen 1.05—1.10, in Pfund 1.10-1.20.
Johannisbeeren daS Pfd. 00-00 Zwiebeln 5—6 Knob-
lauch 35 Bohnen das Pfund 6—8 Erbsen das Pfund
10—12 Gebund Gelbrüben 2—3 Eier da» Stück 5—6
daS Hundert 5.50—5.80 Pfirfiche daS Stück 2—3 Zwetschgen

daS Hundert 30—35 Mirabellen das Hundert 25—30

Reineclauden das Hundert 35—40 Blumenkohl das Stück

45—50 Rotkraut daS Stück 20—25 Weißkraut 15—20
Wirsing 6-8 Kohlrabi 2-3 Sellerte 6-8 Lauch 2-3
Rettich 5—6 Meerrettich 20—25 Gurken das Stück 6—8
Einmachgurken 100 St. 1.10—120 Rote Rüben daS Stück
6-8 Kopfsalat 4—6 Endivien 3—5 Aepfel das Stück
3—4 das Pfund 8—10 Birnen daS Stück 2 - 3 das
Pfund 10—15 Gebund Petersilie 1—2 Gebund Schnitt-

laucki 1 Radieschen 2—3

Eppinge«, 29. August. Der heutige Schweinemarkt war
weniger gut besucht, und waren 547 Stück Milchschweine sowie
31 Läufer zugeführt. Das Paar Milchschweine kostete 25—38^t.
Läufer 60—84

Waffersta «dSnachricht en
Neckar. Rhein.

Heidelberg, 30.. 1,25, gef. 0,03m Lauterburg. 29.4,47, gef. 0,03m
Hetlbronn, 29., 0,60, gef. 0.31m Maxau, 29., 4,52, gef. 0,10m
Mannhetm 29 ,4,05, gest 0,09m Maunhtim. 29.. 4,10, aest-0.00m

Neueste Nachrichten.

München, 28. Aug. Wie die „Alpine Korrespondenz"
berichtet, verunglückte gestern Mittag ein Radfahrer,
Lehrer Hans Warscher aus Sillian, indem er an der
Straßenbiegung des Peutelstein (Ampezzothal) die Richtung
verlor, an die Böschungsmauer fuhr und über diese in den
Abgrund geschleudert wurde. Er brach sich bei dem
gewaltigen Sturz Genick und Rückgrat und war augen-
blicklich tot.

Berliu, 29. Aug. Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet:
Der Reichskanzler Graf Bülow hatte heute eine ein-
gehende Besprechung mit dem italienischen Minister des
Aeußern Herrn Vrinetti.

Berlin, 29. Angiist. Die Gumbinner Affaire,
d. h. das seierliche militärische Geleit für den begnadigten
Leutnaiit Hildebrandt hat, wie dem „Lok.-Anz." von dort
gemeldet wird, auch noch dazu geführt, daß die Vorgesetzten
der beiden critlassencn Offiziere, der Regimentskommandeur,
Oberstleutnant Weiß, imd der Major Dieckerhoff
ihren Abschied haben einreichen müssen, obwohl sie an
der Veraiistaltiiiig nicht beteiligt waren imd vorher nichts
davon gewußt haben sollen.

Berlin, 29. Aug. (Franks. ZLg.) Der Reichskanzler
Graf Bülow kehrt nach Norderney znrück und will dort
den September noch zubringen. — Rudolf Virch ow wird
von Harzburg nach Berlin in einem besonderen Kranken-
wagen übergeführt und morgen hier eintreffen. Es soll
seit gestern in seinem Befinden eine aiiffallende Besserung
eingetreten sein. Sein Zustand bleibt aber nach wie vor
sehr ernst.

Potsdam, 29. Aug. Eine prächtige Jllumination des
Schlosses und Parkes zu Babelsberg, welche zu Ehren
des Königs von Jtalien heute Abend veranstaltet
wurde, bildete den Beschluß der Festlichkeiten des Tages.
Weithin erglänzte das Schloß in bengalischer Beleuchtung.
Die große Fontäne sprühte in allen Farben. Auf der
Havel entrollte sich ein prächtiges Bild. Dampfer und
Boote waren mit Lampions in den italienischen Farben
bedeckt und belebten die Wasserfläche, welche von Schein-
werfern fast taghell beleuchtet wurde. Auch die Villen
am Ufer der Havel erstrahlten in prachtooller Beleuchtung.
Das eigenartige fesselnde Bild hatte eine große Menschen-
menge herbeigelockt.

Potsdam, 29. August. Zu der Frühstückst afel
beim Prinzen Friedrich Leopold fuhr der Kaiser mit dem

Schlüsse auf Grund der ihm vorgesührten Ehrenjuiigsrauen
zieht. Wir sind in Berlin gar nicht so arm an hübschen
Frauen und Mädchen, und es ist auch gar nicht einmal so
schwer, welche-ausfindig zu machen. Jch würde mich an-
heischig machen, binnen 48 Stimden in Berlin eine ge-
nügende Anzahl junger Damen aufzutreiben, schön genug,
um sechs Königen Marschall Niel-Rosen zu überreichen,
und würde die Garantie übernehmcn, daß das zur Ver-
fügung gestellte Material in jeder Beziehung vollkommen
einwandfrei wäre; allerdings würde ich mich bei der Aus-
wahl iiicht üngstlich an bestimmte Kreise halten, sondern
hineingreifen in das volle Menschenleben und das Gute
und Schöne nehmen, wo ich es finde. Dieses Mal ist dem
König von Jtalien wenigstens der poetische Erguß erspart
geblieben, der eigentlich bei solchen Gelegenheiten ein unver-
meidliches Uebel ist und sich durch Seichtheit des Jnhalts
und mangelhafte Schönheit der Form auszuzeichiien pflegt.
Nach dieser Richtnng hin ist also jedenfalls ein Fortschritt
zu verzeichnen.

— BomKanalschwimmerHolbem. London, 20. Aug.
Der „Eoening News" znfolge zeigte es stch gestern um
12 Uhr, daß es mit Holbein nicht gut ging. Er wurde
sehr oft seekrank und seine Bewegungen wurden schwäch
und mechanisch. Während er bisher auf dem Rücken ge-
schwommen hatte, schwamm er zuletzt häufig anf der
Brust. Als man Holbein um 1.38 Uhr ans dem Wasser
nahm, hatte er immer noch soviel Kraft, daß er den
Schwimmer Symons aus Dover, der ihm zu Hilfe kam,
beinahe erdrosselte. Als er an Bord des Dampfbootes
gebracht war, girig Holbein's Verstand etwas irre.
Es dauerte einige Zeit, ehe man ihn an Land bringen
konnte. Als er gewahr wurde, daß sein dritter und letzter
Versuch fehlgeschlagen war, war Holbein ganz untröstlich
und vergoß Thränen und Viele auf dem Dampfer
wurden mit zu Thränen gerührt. Als Holbein den Pier
von Dover entlang getragen wurde, begrüßten ihn 3000
Personen mit Jubel, aber nichts konnte ihn mehr trösten.
 
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