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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203-228 (01. September 1902 - 30. September 1902)
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Montag, 22. Skptember 1902. Zweites Blatt. 44. Jahrgang. — 221.

^rscheint täglich, Sonntags auLgenommen. — Prcis mit FamiUendiättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be»

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»srgeschricbenen Lagen wird keine Verantwortlichkeit übernommeu. — Anschlag der Jnserate euf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Soldatenmangel in Kngl'and.

L o n d o n, 18. Sept.

Einem Artikel in der „St. Iames Gazette", demzu-
ivlge die R e k r u t i e r u n g L s ch w i e r t g k e i t e n
imbritische n H e e r größer zn sein scheinen, ats je,
üiusz nian — wenn er zutreffend ist — insofern Bedeu-
wing zusprechen, als der Kriegsminister 'bekanntlich s. Zt.
oei Einbringung des Heeres-Organisationsplanes erklärt
hat, dic Regierung wcrdc, falls der Eintrilt von Freiwilligen
ins Heer nicht genügcn sollte, sich veraulaßt sehen müssen,
auf andere Weise das Heer auf der notwendigen Stärke
sU erhalten. Er deutete damals au, daß iu solchcm Falle
irgeud eiue Form der Wehrpflicht eingeführt werdeu müsse,
sprach jedoch die Hoffnuug aus, daß dic Vorliebe für das
^Laffeuhandwerk in England geuügcnd stark bleibeu werde,
Um eiuen solchen äußersten Schritt uunötig zu macheu. Be-
kauutlich existiert in Euglaud thatsüchlich eiu „schlafeudes",
lederzeit in Kraft zu setzendes Gesetz, das die Auslosung
iur die Miliz im Notfalle obligatorisch macht.

Was uun den alarniiereudeu Artikel in der „St. Jamcs
^azette" anbetrifft, so stützt sich derselbe vorgeblich a»f
Diitteilungeu von Offiziereu. Jm Heere sei man wegen
^er durch den Mangel an Rekruten uud die nach dem Kriege
Uotwendig gewordenen Entlassuiigeu zahlreicher Ausgcdieuter
geschaffeiicn Lage ernstlich besorgt. Man wünsche, daß die
^egierung Statistiken über folgeude Punkte veröffeutliche:

1. Die Zahl der Leute, die in diesem Jahre zum Aus-
iritt aus dem Heere berechtigt sind;

2. Die Zahl der Leute, die in die Reserbe überireteu;

3. Die Zahl der Reservisteu, die sich zum Weiterdieucu
derpfljchtet haben;

4. Einzelheiten über die Neuangeworbenen.

Die Ereignisse der letztcn drei Jahre, — so heißt es
Ur dem Artikel, — hätten die regelmäßige Orduung des
^bganges und Zugauges der Mauuschaften völlig gestört.
^bgesehen von dcu Verlusteu während des Krieges sollen
bor Ende des Krieges 40000 bis 50 000 Mann aus dcm
^^gulären Heere ausscheiden, und zwar sci die Zahl so groß,
^nl man seit 1899 viele zum Ausscheiden berechtigte Leute
°ei der Fahne zurückgehalten hätte, was bei der Dauer eines
^rieges gestattet sei. Es wäre allerdings nicht bekannt, wie
b>ele von diesen zum Austritle Bercchtigten sich zum Weitcr-
bffnen verpflichtet haben. Wührend cs allgemein heißt, die
^oldaten, die den Krieg mitgemacht, seien des Soldatenlebens
io herzlich übcrdrüssig, daß ste nichts sehnlicher erwünsch-
i^n, als ins Zivilleben zurückzukehren, soll man im Kriegs-
^uit der Ansicht sein, daß trotz der durchgemachten
^trapazen viele Leute weiterdienen werden. Die besseren
Dienstbedingungen, höherer Sold u. s. w. sollen dazu
Aesentlich beitragen. Jm allgemeinen behauptet man im
^riegsamt, daß — obgleich immerhin eine sehr große Zahl
^usgedicnter ins bürgerliche Leben zurückkehren wird —
iiotzdcm das Heer in numerischer und anderer Beziehung
°ssser daran ist, wie zu irgend einer anderen Uebergangs-
^it vom Krieg zum Frieden. Wegen der Zukunft hegt
Aän auch im Kriegsamt Besorgnisse. Die Bildung der
su Hceresorganisationsplan vorgesehenen sechs Armeekorps

sich aus Maugel an Mannschaften nicht bewerkstelligen.
^egenwärtig bat keine Waffe die voraesehene Stärke. Die


Eine reiche Frau.

Erzählung von A. vom Lande.

(Fortsetzung.)

t» ,-^ach dicsem Siege über sich sclbst ward er ruhlger, mit-
Zwamcr, aufmerksamcr. Und ganz natürllch wldmete er sich
t, iouders Rosc. Die klcine Frau, die ihn ängstlich beobachtet
; 'te, atmete auf. Sie wurde im Laufe der folgenden Stunden
^aincr zuversichtlichcr nnd heiterer, und als die Wagen spät
st ^Nds vor dem Kurhause hielten, verabschiedete sie sich in der
Hoffnnng auf ein ebenso köstliches „morgen" von allen
^"Nehmcrn der Partie. ^

^ Dtarianne war zicmlich eilig nach oben gegangen. Rose
^.Köster ordneten noch die Zahlungsangelegenheiten mit dem
s "stcher. Nun ging Rose voran ins Haus, da kam ihr Su-
Uie eilig entgegen, sie gab rhr Theas Brief.
sy ,»Das gnädige Fräulein ist mit dem Abendzug abgereist,"
Uw ste.

kz.silosc starrte sie entsetzt an, dann rief sie laut: „Herr
Ufr, bitte, kommen Sie schnell."

Kr trat verwundcrt heran.

»Thea ist abgereist, was kann gesche'hen sein?"

Zhre Stimme zitterte und sie dachte nicht daran, den Brief
dqeAtnen. Er nahm ihn aus ihrer Hand und sie duidete,
rr ihn öffnete, die Depesche kam ihm zuerst in die Finger,
sie laut:

"Mutter schwer erkrankt, komm sofort.

Thomann."

ivi u ^Ee si^ llrfaßt nnd rcichte ihr die Karte, welche noch
dx,. srwschlag steckte. Seltsamcvweise empfand er ein Gefühl
liir ^irichterung. Jhre Flucht hatte nichts mit den Gefühlen
seg äu thun, es war ein Schlag von autzen, Ler sie getrof-
seiu»^Ür. Sein ganzes Herz traucrte mit ihr, wäre er doch
^unsche gefolgt, er hätte fie noch angetroffen, ihr Mut
^'ost zusprechen, sie vielleicht begleiten Lürfcn. Gehörte

- Zahl der Neugeworbenen soll (der Jnformation der „St,
s James Gazette" zufolge) bedeutend niedriger sein, als die
! erfordcrliche Rekrutcnzeche. Besonders sollen sich sehr
! wenig Rekruten für die Jnfanterie haben anwerben lassen,
; noch schlimmer aber stche cs mit dir Miliz, zumal die
; Waffe beträchtlich vermehrt werden sollte. Die Abnahme
; in der Zahl der Neueintretcnden wiid selbst von den Be-
i hörden zugegeben. Das war vorauszusehcn, denn die An-
s forderungen des Dienstes in den Voluntccrkorps sind er-
s höht worden, dadurch werden viele junge Leute, an denen
aber wohl nichl viel verloren sein wird, abgeschrecki. Das
Minus von etwa 20 000 Mann sei aber doch ein recht
bedenkliches und eS zeige, wie schnell man in England alle
Warnungen und Lehren vergeffe.

Deutsches Reich.

— Die BerIeih u n g des, S ch w a r z e n Ad -
: lerordens an den Admiral v. Köster ist auch des-
s halb von besonderer Bedeutung, weit der Adnüraff erst
im 69. Lebensjahr steht und eine viet kürzere Dienstzert
anfweist, als dle Gene,--ale des Heeres, wenn dieseAn der
Regel mit dieser höchsten preußischen Ordensauszeich-
nnng bedacht werden. Wmiral von Köster trat im Jahr
1859 in die preüßische Marine, Er war mit dem Dienst-
grade als Korvettenkapitän auf dem Schisfe „Prinz Adal-
bert" thätig, als Prinz Heinrick) von Prenßen in den
Iahren 1878—4880 seine Weltreise unternahm; auch im
Reichstage hat er bei verschiedenen Marinevorlagen die
Regierung mit Erfotg vertreten. Jn dieser Ordensver-
leihung tiegt aber gleichzeitig anch eine außerordentliche
Anertennung der Leistnngen unserer Marine, wie sie
S bei den abgelaufenn Flottenmanöoern hervortraten.

— Der kommandierende General des 16. Armee-
korps, Generaloberst Graf v. Häseler, wohnte vor-
gestern den Divisionsmanövern bei, zu denen er sich mit
dem F-rühzuge nach Brülingen bega'b. Gras Häseler
brnchte, wie die „Lothr. Zeitung" mittettt, auf dem Ma-
növerfelde fünf Stunden zu Pferde zu, wobei er vielfach
in schärfster Gangart zu den verschiedenm Beobachtungs-
pnnkten und Truppenteilen eilte. Hente früh 5 llhv
begad sich der Korpskommandeur zu Wagen nach der
Bahn und suhr mit dem Frnhzuge nach Saaralben, um
von nun an im Mailöverselde zu bleiben. Er nimmt
heute sein Quartier in Saaralben nnd folgt dann den
Truppenbewegungen. Auch am Sonntag, einem Ruhe-
tage, dem am Ntontag ein Kriegsmnrsch solgt, bleibt
Graf Häseler im Felde, nm crst nach Wlauf der Korps- !
mcmöver am 26. Septeniber in die Garmson zurückzu-
kehren.

— Wie der klerikale „Els. Knrier" erfährt, sind die
Verchandlungeri über die Jrage der Errichtung einer
k a t h o l i s ch - t h e o l o g i s ch en Faknlkät an der
Uinversität Stra tz b u r g noch nicht völlig beendet. Die
Errichtnng der Faknltät sei zwar böschlossene Sache, es
handle sich jedoch noch um die Erledigung von De-
tailsragen, nm derenwillen man von keiner Seite mehr
die Verhandlungen scheiten lassen werde. An eine Errich-
tnng der katholisch-theologischen Fakultät an der Univer-
sität Strnßburg werde vor dem Herbst nächsten Jahres
nicht zn denken sein. Nnch die Berufung des ersten Pro-

er nicht neben sie, ob nun das bindcnde Wort ausgesprochen war
oder nicht. Rose gab ihrn jetzt die Abschiedszeilen Theas zu
lesen. Er öffnete die Thür des Speisesaals, bor der sie stan-
dcn, und lietz sie eintreten. Es brannten noch ein paar Lam-
pen in dem grotzen glaum und einige Kellncr hantierten im
Hintergrunde. Mechanisch schob er einen Stuhl für Rose vor
und las, was Thea geschrieben. Man sah der Schrift an, wie
erregt die Schreiberin gewesen war.

„Liebe Rosel Jch mntz dich plötzlich verlassen, verzeihe,
abcr der Jnhalt der Depesche sagt dir ja alles. Jch wcrdc
natürlich nicht nach Kissingen zurückkehrcn, schrcibe dir aber
sofort nach meiner Ankunft in L. Du bist zum Glück nicht
berlasscn. Herr Köstcr wird sich freuiidlich deincr annehmen,
und willst du allciu nicht länger dort bleiben, so gestattet dir
Frau Amtsrichter sicherlich, in ihrer Gesellschaft bis Bcrlin zu
rcisen. Dort wohne nur, wie auf der Herreise, im Kaiscrhof.
Von Berlin bis L. brauchst du ja nicht umzusteigen, und so habe
ich keine Sorge um deine Heimreise. Geld mutzte ich noch an
mich nehmen, du bekommst ja bald das Nötige bon Ehren-
traut, meine Schlüssel gab ich Susanne. Es thut mir leid,
batz ich dir meine Sachen aufhalsen mutz, aber ich war in der
Kirche, als die Depesche kam und hatte gerade nur noch Zeit,
dcn kleinen Koffer zu packen. Und nun Gott befohlen, geliebte
Rose, ein jäher Abschlutz dieser köstlichen Zeit ist dies. Grütze
Herrn Köster vielmals, ebenso die andern, denen ich nicht
Lebewohl sagen konnte. Ju zitternder Elle

Dcine Thea."

Kösters- Augen drückten leidenschaftliche Sehnsucht aus,
als er diese Zeileu gelesen hatte. Nicht cine Klage, uicht ein
Wort von dem eigenen Schreck und Kummer stand da geschrie-
ben. Nur Fürsorge für die Zurückbleibende und die Zubersicht,
daß er sich threr annehmen würde, las er heraus. Sie sollte
zufrieden mit ihm sein. Er fragte zunächft, was Rose zu thun
gedenke und al's er fand, datz sie unentschlossen und unruhig
war, schricb er ihr vorsorgllch alles bor. Sic sollte Theas
erste Nachricht von daheim in Kissingen abwarten, und dann

fessoreilkvltegiums werde zu längeren IlnterhaiMungen
Anlaß geben.

— Das „Board of Trade" verösfentlicht eine H a n-
deIs sta ti sti k über die Ein- und Aiis fuh r
einiger Haupthandelsländer während des ersten Halb-
jahres von 1902. Die interessante Anfstellung zeigt
Deiitschlaiid an 'der Spitze der Länder, welche in dieser
Zeit Fortschritte im Außeiihandel machten. Die Ge-
samteilisuhr in Deutschland betrug in der ange-
gebenen Zeit rmid Lst. 139 Millionen und übertraf dis
Einsuhr in der gleichen Zeit des Vorjahres um sast
Lst. 5 AXillionen; 'die Gesamtausfuhr stellte sich 1902
anf Lst. 112,4 Millionen und damit um Lst. 7,5 Mll.
höher als 1901. Kein Land hat eine gleich beträchtliche
Zunahme seines Aüßenhandels aufzuweisen, besonders
nicht die beiden mächtigsten seiner RibalM auf dem Welt-
- handelsmarkt, Großbritannien und die Vereinigten Staa-
! ten.

Badeu.

9N eßkir ch. Der Großherzog trifft am Mon-
tag vormittags 10 Ilpr hier ein und wird anläßlich dec
in hiesiger Gegend stattsindenden. Korpsmanöver bis
Riittwoch hier verweilen. Wohnung nimmt Se. Königl.
Hoheit im Schlosse boi Herrn Oberamtmann Dr. Renner.
Vorbereitnngen zum Empsang 'des Landesfürsten werden
überall eisrig getroffen.

— Aus Anlaß der diesjährigen M anöber haben
die Vorstände vieler mit Einquartierungen belegter Ge-
meinden die seitens der Gemeindekassen gebotencn V e r-
gütun gen an die Quvrtiergeber nm 60 bis 70 Ps.
fiir den Mami nnd Tag erhöht. Das Ministerium hat
die Genehmigimg dieser Zuschüsse nicht ohns weiteres
erteilt, sondern hierauf bezügliche Anträge den Bezirks-
rnten zur Beschlußfassimg zuwiesen. Die Bezirksräte
der einzelncn Amtsbezirke entscheiden nun dieser Tags
über die Angelegenheit. Es steht kaum in Zweifel, datz
sich ihre Beschlüsse den wohlgenieinten Absichten der Ge-
ineindevorstände anschließen.

Oldenburg.

— Lehrerstreik. Jn dem zum Großherzogtum
Oldenburg gehörigen, von den preußischen Regierungsbezirken
Koblenz und Trier begrenzten FürstentumBirkenfeld
ertönen schon Jahrzehnte lang Klagen über die schlechte
B e s o ld u n g der V o l k s s L u l l eh r er, die auch nach
Einführung des preußischen Lehrerbesoldungsgesetzes keine
Aufbesserung erfahren hat. Jetzt hat, der „Köln. Ztg."
zufolge, eine Versammlung junger Volksschullehrer, der
nutzlosen Eingaben müde, einstimmig beschlossen, dem olden-
burgischen Ministerium mitzuteilen, sie würden sämtlich
ihre Stellungen im birkenfeldischen Schuldienste kündigen,
wenn nicht bis zum 15. d. M. cine grundsätzliche Aenderung
in der Stellungnahme des Ministeriums zur Gehaltsfrage
erfolgt sei. Die Antwort der Regierung ist noch nicht
bekannt; falls sie nicht auf die Wünsche der Lehrerschaft
eingeht, dürfte ste in arge Verlegenheit kommen, da sie
unmöglich das ganze Fürstentum der Lehrer berauben kann,
die bei dem heutigen Lehrermangel schwer oder gar nicht
zu ersetzen sein dürften.

mlt ihm und seiner Schwester bis Berlin fahren, wo er sie
dann sicher an den richtigen Zug üringen werde.

„Wollen Sie denn auch schon abreisen?" fragte Rose mit
ganz crhelltem Antlitz.

„Es hat dann auch für mich keinen Reiz mehr, dazubleiben,"
sagte cr träumerisch.

Roses Herz klopfte stürmisch, seinc Worte hatten für sie
nur eine Deutung. Aber i'hre Gedanken flogen dann gleich
mitleidig zu Thea, die zu dieser Stuude allein, troftlos uud in
Todesangst dem Kraukenbett der geliebten Mutter zueilte. Und
ohne Abschied von Bormann hatte sie scheiden müssen. Der
Gedanke, datz die bciden einander lieb gewoiinen hatten, war
in ihr so festgewurzclt, daß sie ihn nicht bamien konnte.

„Was wird Herr Bormann sagen?"

„Ja, es ift alles, alles gestört," entgegnete Köster zer-
streiit.

Sie erhob sich und reichte ihm mit freundlichem Lächeln
die Hand.

„Wic gut, batz ich mich noch ein wenig zu Jhnen aussprechen
komite," sagte sie, „oben im einsamen Zimmer wäre ich bor
Unruhc vergangen."

Er ncigte sich unwillkürlich und küßte ihre Hand, ein Akt des
Mitgcfühls, dcn Rose ganz anders deutete. Erglühend neigte
'sie sich und ging.

H *

»

Vier Wochen siud seit diesem Tage vergaiigen. Thea hatte
Schweres durchgemacht. Nach zehntägigcin hartem Kampf
mit dcm beutegicrigen Tode mußte sie der teuren Mutter die
Augen zudrücken, und das Leid um die Verstorbene, der Kum-
mer um den schwcrgebeugten Vater, der sich in seine Verein-
sammig nicht sindcn kann, lastet schwer auf dem hartgeprüften
Herzen des jungen Mädchcns. Denn noch eine bittere Frucht
mutzte sic kosten. Von Köstcr hatte sie, autzer den teilnchmcn-
dcn Worten, die er ihr nach der Mntter Tode geschrieben hat,
nichts mehr gehört. Rose ist bci Frau Amtsrichter Lepke ge-
 
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