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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203-228 (01. September 1902 - 30. September 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0618

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Betracht kommt, sowie auf den Besitz des in Württenrberg
befind'lichen gräflichen Familienfideikomuüsses verzichtet.
Jnfolge dieses Verzichtes hat der Erbgraf Gottfried von
Pückler-Limpurg, der 1871 geboren ist, den Besitz des
Fideikommisses, nebst den daran haftenden Rechten und
Laften angetreten. Graf Ludwig Pückler, der mit der
Freiin Auguste v. Wöllwarth-Lauterburg verheiratet ist,
hüt aus dieser Ehe insgesamt fünf Kinder, zwei Söhne
und drei Töchter. Die zweite Tochter, Gräfin Lilli von
Pückler, ist O b e r i n im badischen Frauenverein und in
der Universitätsklinik zu Heidelberg angestellt.

Stuttgart, 29. Sept. Der sächfische Minister-
präsident v. Metzsch ist heute Bormittag 8 Uhr 43
in Begleitung des Geh. Legationsrates Freiherrn von
Salza hier eingetroffen. Nach der Besprechuirg mit meh-
reren Ministern wird heute Nachmittag 1 Uhr im Hotel
Marguardt ein vom SNinisterpräsidenten Dr. von Breit-
ling gegebenes Essen stattfindeu. Btorgen wird Herr von
Metzsch in Friedrichshafen vom Könige zur.Ankündigung
der T h r o n b e st e i g u n g des Königs Georg
empsangen. — Am Samstag ist Prinz Max von Sachsen
hier eingetroffen. Gestern hielt er in einer von etwa
2000 Personen besuchten Versammlnng des Volksvereins
für das katholische Deutschland einen anderthalbstündigen
Vortrag über die Kämpfe des Volkes Zsrael unter
den Makkabäern unter Bezugnahme auf die heutige Lage
der katholischen Kirche.

Batzeru.

— Ter Sonderzug, in dem Großfürst Nikolaus
von Rußlaüd und Fürst Ferdinand von Bnlgarien,
sowie ein zahlreiches Gefolge zu der Schipkaseier fuhren,
langte am 26. Setztember um 8,80 Uhr in Tirnowo, der
alten Hauptstadt Bulgariens, an. Nachdem eine Be-
grüßungsadresse durch Popoff, den ersten Präsidenten
der Sobranje, iiberreicht worden war, besichtigte der
Großsürst die vom 4. Jnfanterieregiment gestellte Ehren-
gavde und dann die übrigen TruPPen. Die Gesellschaft
fuhr darüuf durch die mit Flaggen un'd Jmmergrün ge-
schmückte Stadt. Am Eingaug war ein Triumphbogen
errichtet, auf dem „Willkommen!" stand, begleitet von den
Jahreszahlen 1877—1902. Die gcmze Bevölkerung war
auf den Beinen und spendete den russischen Gästen ein
herzliches Willkommen. Beim Empfang in Varna sagte
Graf Jgnatieff zu dem Vizepräsidenten der Kammer, er
freue sich, ein Land zu besuchen, zu dessen Erwachen er bei-
getragen habe, und das jetzt ein freies Land sei. „Kon-
solidiert euch! Politisiert weniger! Dann soid überzengt,
Latz Rußland hinter euch steht!" Abgeordneter Klofac
und zvhlreiche andere Tschechen sind iu L> ch spka ein-
getroffen.

Aus Stadt und Land.

X Gewerbegericht. Jm Monat September wurden fol-
gende Streitfälle erledigt:

1. I. S. des Maurer Wilhelm Franke gegen Bauunter-
nehmer Leonhavd Kretzer wegen einer Ldhnforderung von b Mk.
82 Pfg. wurde der Beklagte auf Ausbleiben im Termin zur
Zahlung dieses Betrages verurteilt.,

2. I. S. des Küchenmädchens Jda Strecker gegen Wirt
Heinrich Wernwag zur Oberländer Weinstube wegen einer
lüo'hnforderung von 27.40 M. entsprach der Bellagte dem kläg.
Antrag.

3. I. S. des Maurer Peter Emmerh gegen Baumeister
Christian Groß dahier wegen Zahlung der gesetzlichen Ent-
schädigüng von 15 Mk. infolge kündigungsloser Entlassung
wurde der Kläger mit der erhobenen Klage abgewiesen.

4. I. S. des Gypser Andreas Horn gcgen Gypsermeister
Joseph Bäsle wegen einer Lohnfobderung von 4.95 Mt. wurde
Ler Beklagte zur Zahlung dieses Betrages verurteilt.

5. I. S. des Taglühner Heinrich Gieser gegon Jakob Beier-
bach u. Cie., Fabrik techn. Apparate, wegen Zahlung der ge-
setzlichen Entschädigung von 15 Mk. infolge kündigungsloser
Entlassung, erklärte sich der Beklagte bereit, an den Kläger
gutthatsweise 5 Mk. zu bezahlen, worauf dieser auf seinen wei-
teven Anspruch verzichtete.

6. I. S. des Metzgergehilfen Georg Feuchter gegen Metz-
germeister Wilhelm Gamber dahier wegen einer Lohnforderung
von 26 Mk. machte Beklagter eine Gegenforderung geltend,
worauf die Parteien sich dahin einigten, datz Beklagter dcm
Kläger 10 Mk. beza-hlt und beiderseits aus weitere Ansprüche
verzichtet wird.

7. I. S. des Fuhrmann Rudolf Wolf gegen Sandliefermit
Joseph Stephan dähier wegen einer Lohnforderung von 66 Mk.
Beklagter erklärte sich- zur Zahlung von 63 Mk. bereit, worauf
Kläger auf seinen tveikeren Anspruch verzicht-ete.

8. I. S. des Kohlenhändler Martin Pfisterer hier gegen
Taglöhner Nikolans Christ in Waldmichelbach wegen Zahlung
einer Entschädigung von 15 Mk. wegen Bruchs des Arbeitsver-
hältnisses erklärte sich Beklagter zur Zahlung von 5 Mk. bereit.
Äer Kläger verzichtete hierauf auf seine weitere Forderung.

9. I. S. des Maurergehilfen Friedrich Wahl in Walldorf
gegen Baumcister Michael Bach dahier wegen einer Lohnfor-
derung von 10 Mk. Bcklagter entsprach diesem Antrag.

10. I. S. des Taglöhner Georg Kraut gegen Gypsermeister

„Sagen Sie gnädiges Fräulein — Sie sind doch hoffent-
lich keine Professorstochter? Einzeln sind ja die Herrschaften
meist sehr famos, nur zusammen smd sie nicht iminer gemetz-
bar."

„Jch bin nur die Nichte", sagte Lisbeth kichernd.

„Von wem?"

„Vom Haus hier — von Böhmannsl"

„Au, verfluchtl Gott Strambach, da bin ich äber eklig
äeingeschliddertl — Na, Sie Werden doch diskret sein und
Onkel und Tante nichts sagen —-?"

Lisbeth nickte lächelnd:

„Zch habe es ja zuerst langweilig gefunden. Also Dis-
kretion gegenseitigl"

„Jch war doch schon einigemäle hier, aber von ciner Nichte
habe ich nichts vernommen."

„Jch bin auch nur zum Besuch in Berlin."

„Und welcher Ort hat das Vergnügen, Sie zu seinen
Mitbürgern —?

„Gar kein Ort — ich stamme bom Lanide — Rittergut
Tressin bei Klützow in Pommern. Es gehört meinem Bater."

„Vom Lande? — Sie wissen gar nicht, wie mich das
interessiert. Von Jhrem Papa habe ich schon rüden hören, oder
bielmehr von seinen Zuchtversuchen. Er schreibt ja auch zu-
weilen für Fachblätter. Jch bin nämlich auch Landwirt."

„Sie? Sie sehen aber gar nicht so aus."

Es kam so drollig-erstaunt hermis, dah er lächeln mutzte.

„Warum denn? Gehen bci Jhnen in Pommern die Herren
etwa in Flausröcken zum Souper?"

„Das gerade nicht, aber — Sie machen einen so grotz-
städtischen Eindruck. — Ja, nun lachcn Sie mich ausl"

„Ia — wissen Sie — ich stamme nämlich aus 'ner

Joseph Bäsle dahier wegen einer Lohnforderung von 4.10 Mk.
wurde Beklagter zur Zahlung dieses Betrages verurtcilr.

pl. I. S. d'es Ghpsergehilfen Andreas Nägele in Hand-
schuhsheim gegen Gypsermeister Jofeph Bäsle dcchier wegen
einer Lohnforderung von 4.50 Mk. wurde Beklagter zur Zah-
lung diescs Betrages verurteilt.

12. I. S. des Gypsergehilfen Johann Heufler und Gen.
gegen Ghpsermeister Joseph Büsle anerkannte iüeser die kläg.
Fovderung von 5.70 Mk. Lohn. Ebenso wuvde die Lohnfor-
derung des Taglöhners Jakob Fuchert im Betrage von 3 Mk.
anerkcmnt.

13. I. S. des Kellmrs Wilhelm Gundlach gegen Gustav
Münzer, Direktor der Schlotzwirtschaft ivegen Zahlung einer
Entschädigimg von 154.50 Mk. infolge kündigungsloser Ent-
lassung, wuvde der Kläger mit der erhobenen Klage abge-
wiesen.

14. Ebenfo mit der in gleicher Angelegenheit gegen Direktor
Krautze der Aktiengesellschaft Schlotzhotel-Hotel Bellevne,
wohnhaft in Frankfurt a. M., erhobenen Klage.

j Schwetzingen, 28. Sept. (G a r t e n b a n v e r c i n. —
O ehmd e r tr a g.) Jm „Erbpringen" fand heute Nachmit-
tag eine Verfammlung des Gartenbauvereins statt. Hofgärt-
ner Unselt hielt einen interessanten Vortrag über den Gebrauch
des aufgestellten Weckschen Sterilisierapparates, welcher auch
in der Gartenbanschule zur Anwendung kommt. Hieranf fan-d
eine Pflanzenverlosung, sowie die Verteilung einer Anzahl
Stecklinge vcrschiedener Topfpflanzen statt. Außerdem wnrden
mehrere Arten prachtvoller Dahlienblüten vorgezeigt. — Jn-
folge der anhaltenden Trockenheit wcrr der Oehmdertrag ein
äußerst geringer. Sp wurden beispielsweise bei einer Ber-
steigerung für den Uebevwachs von 5 Morgen nur 25 Mark
geboten.

X Unter-Schömnattenwag, 27. Sept. (Keine Hühner.)
Datz es noch einen Ort — und znmal noch im Odenwald —-
geben könnte, in dem nicht ein einziges Huhn lebt, sollte man
für umnöglich halten. Und doch ist üem so. Jm benachbarten
Raubach wird thatsächlich schon seit einigen Jahren nicht ein
einziges Hühn gehalten, weil die Grnndbesitzer sich wegcn
Sachbeschädigungen, die die Hühner auf dem Felde unid auf
den W'iesen verübten, gcgenseitig derart in Strafe nehmen
lietzen, daß schlietzlich allen das Hühnerhalten verging.

X Waldmichelbach, 27. Sept. (Z u m Falle Mol -
drzik.) Die zwei Kinder der flüchtig gegangenen Eheleute
jNoldrzik sind gestern Abend hier eingetroffen, währeud die
Moldrzik sclpst unter sicherem Geleite gestern aus der Schwciz
in Darmstadt anlangten. Die Kinder im Alter von zwei und
vier Jahren kommen ncrtürlich nun der Gemeinde zu Gnk,
da Moldrzik hier Unterstützungswohnfitz hat.

j Aschbach b. Waldmichelbach, 27. Sept. Unsere im Bau
begriffene Wasserleitung macht gute Fortschritte und
dürfte demnach das w-eibliche Geschlecht nun endlich einer
quallosercn Zukunft rasch entgegengehen. Müßte doch seither
das Wasser unten im Thal, 500 Meter weit, geholt werden,
bei im Winter oft unüberwindlichcn Steigungen, fo datz die
Lente nicht selten aus Schnee und Eis Wässer bereiteten. Be-
trügt doch die Steigung vom Brunnen bis zum lehten Hans
im Ort 80 Meter. Und Was das bei einer Cntfernnng von
nur 500 Meter heitzen will, das können viele nur begreifen,
wenn sie die mchr als dachschrägen Wege schäuen. Das weib-
liche Geschlecht will denn auch bei Einweihung des in Wahrheit
gemeinnühigen Wcrkes ein Preis-Wafsertragen veranstalten,
um von der fcitherigen täglichen qualvollen Beschäftigung ent-
sprechend Mfchied zu nehmen.

tz Mannhcim, 28. Sept. (H e r b st - P f e r d e r e n n e n.)
Erfter Tag. Erstens Galoppreiten für Landwirte. 4 Preise.
1200 Merer. 5 Pserde liefen. 1. Jakob Leibrock-Hatzloch, 2.
Philipp Langfinger-Röschwoog, 3. derselbe, 4. Franz Folt-
Haßloch. Tot. Sieg 00:10. Zwcitens Preis vom Königstuhl.
Osfizier-Jagdrennen. Ehrenprcis für den «iegcr und 4 Preise.
Distanz 3000 'Meter. 6 Pferde liefen. 1. Oberleutnant von
Kaysers (13. Hus.-Rcg.) br. W. Biboche, 68)4 Ko., Bes,
2. Leutnant Dürklins (20. Drag.-Reg.) br. St. Wallnutz
74 Ko. Rt. Lt. Graf Königsmcnck. 3. Lcutnant Schweitzers
(34. Feld.Art.-Reg.) F. W. Bonifacio, 75 Ko. Rr. Lt. von
Ziegler, 4. Martins (9. Husaren-Reg.) br. W. Aigle
Royal, 75 Ko., Bes., einc Halslänge zwischcn dem ersten und
zwciten, eine Kopflänge zwischcn dem zweiten und dritten nnd
eine Pferdelänge zwischen dem dritten und vierten Pferde,
Tot. Sieg 21:10, Platz 13, 14:10. DAttens'Offizier-Hürden-
rennen. lEhrenpveis für den Sieger und 1000 Mk. für die
vier ersten. 2400 Meter. FLnf Pferde. 1. Herrn Himmer-
les F. H. Delphin, 67 Ko., Rt. Lt. Jahrmarkt, 2. Oblt. Frei-
herr v. Schilling-Cannstatts (26. Dräg.-Reg.) dbr. W. Riedel,
66 Ko., Rt. Lt. v. Seldeneck. 3. Lt. Bancks (34. Feld-Art.-
Reg.) F. St. La jeunesse, 74 Ko., Rt. Bes., 4. Lt. Gonnes-
manus (5. Chev.-Reg.) br. St. Wedding March, 73 Ko., Rt.
Bes. Ä7it einer Länge gewcmnen. Tot. Sieg 15:10, Platz
10, 11:10. Viertens Verlosungs-Jagdrennen. 3300 Mk.
für die zwei Ersten 4400 Meter. 4 Pfebde. 1. Oblt. von
Kaysers (13. Hus.-Reg.) F. St. Granualc, 72 Ko„ Rt. Lt.
Kayser. 2. Herrn C. Löschs br. H. August, 72 Ko„ Rt, Lt.
Maycr. 3. Lt. Bancks (34. Feld-Art.-Rgt.) dbr. H. Florcs,
72 Ko„ Rt. Graf Königsmarck. 4. Lt. Freiherr v. Schillintz-
Cannstatts (26. Drag.-Reg.) F. H. Rhmnpsinit, 69 Ko„ Rt.
Lt. von Seldeneck, stopfte ab. Mit zwei Längen gewonnen.
Tot. Sieg 36:10, Platz 18, 32:10. Fünfteus Preis vom
Triefcls. Offizier-Zagdrennen. Ehrenpreis fnr den Sieger
und 1600 Mk. für die vier Ersten. 3800 Meter. 4 Pfevde.
1. Lä Frhr. v. Steins (14. Hus.-Reg.) F. W. Rambler II,
74 Ko„ Bes„ 2. Lt. Baumauns (5. Chev.-Reg.) F. W. Straht-
cona, 72 Ko„ Bes. Lt. Kellers (5. Cheb.-Reg.) F. W. Lock,
78 Ko„ Bes. und Lt. Schweitzers (34. Feld-Art.-Reg.) br. W.

Grotzstadt, aus Königsüerg — nnd aus einer Stadtfamilie;
imd ich habe in Berlin an der landwirtschaftlichen Hochschule
studicrt. Und wir jüngeren Landwirte haüen uns ja oas
rustikale Aeutzere schon ein bitzchen abgewöhnt."

„Und was machen Sie hier in Berlin?"

Lisoeth war selbst erstannt darüber, wie unbefangen >ie
niir dcm „netten" Menschen plauderte; aber merkwürdig — ihm
gegenüber fühlte sie gar keine Verlegenheit, als wäre er cin
alter Betännter. während da drinnen ....

„Offen gesagt — ich bummle . . . Offiziell höre ich noch
ein paar Vorlesungen — zum Beifpiel auch bei Jhrem Onkel
über Bodenchemie. Wir kenuen uns schon von meiner Studien-
zeit her."

„Dann waren Sie eigentlich nvch gar nicht praktischer
Lnndwirt^"

„Oh ja, sehr — in Ostpreutzen auf Gurtschincn. Jch
sehe nämlich jünger aus, als ich wirklich bin. Macht das
solide Leben! — Aber wir sprechen immer nur von mir. —-
Wie gefällt Jhnen denn das nette Städtcheu hier?"

„Oh!"

„Aha — berstehe . . . ganz weg, überwältigtl"

„Nun ja . . . wenn man noch nie aus seinem Dors heraus-
gekommen istl Manchmal ist mir, als ob ich bisher nur ge-
tränmt hütte und jetzt erst lebe,"

„Ja, anfangs . , , aber das stumpft sich alles >ab. Auf dem
Lande lebt sich's doch am Schönsten. Laädwirt sein, natürlich
cin selbständiger, das ist für Mich der schönste Beruf. Freilich,
im Winter, wenn daheim Erde nnd Natur schlummer, frische
ich mich gern ein bihchen hier auf .... dann holt man sich
lvieder Anregung auf ein gwnzes Jahr."

„Haben Sie denn ein eigenes Gut?"

Tacit, 78 Ko„ Rt, Lt, v. Zingler stopfen ab. ToftSreg 15:4.0,
Platz 11, 13:10, Sechstens Preis vom Waldhof. Hüvdenrcw
neu-Handicap. Ehrenwpreis für den Sieger und-2KA0 -M-
für die vier Ersten. 3200 Meter. 7 Pferde. 1. Oblt. voN
Kaysers (13. tzus.-Reg.) br. H. Rierper, 67)4 Ko„ Bes-
2. H^rrn Maiiers F. H. Chartered Gold, 70)4 Ko„ Rt. Lt.
b. Breitbach, 3. Lt. Gonnermanns (5. Chev.-Reg.) F. W-
Wesrmorelmrd, 73 Ko„ Bes„ 4. Herrn E. Leibbrands schwbr.
St. Bonne, 65 Ko„ Rt. Lt. v. Seldeneck. Mit mehreren Län-
gen gewonnen. Tot. Sieg 21:10, Platz 15, 15, 21:10.

Eingesandt.

Aus dem Stadtteil Ikeuenheim.

Die Bewohner des westlichen Teils der Neuenheimer Land-
stratze häben jetzt schon ca. 8 Tage das Vergnügen, von früh
6 bis abends 7 Uhr zusehen zu können, wie die städt. Bau-
behörde einen ganz kolossalen S ch o t t e r ft e i n h a u s e n auf
dem f«ien Platze der östlichen Uferstratze auffcchren lätzt.

Bei der momentan trockenen Witternng entsteht bei dem je-
Iveiligen Abladen der Steine ein derartiger Staub, datz es un-
möglich ist, an den naheliegenden Häusern ein Fenster nach
der Stratze hin offen zu hcchten.

Ferner sirtd die vielen Passanten der Neuenheimer Land-
und Uferstratze durch den Staub autzerordenrlich belästigt.

Die sog. Kreuzbank, welche ihrer günstigen und schönen
Lage wegen als Ruheplatz sonst fast den ganzen Dag besetzt ift,
steht verlassen da. Das von den Kindern der Nachbarschaft
gerne besuchte Spielplätzchen ist denselben verdorben, nur die
grötzere Jugend ist erfreut, so vieles uäd schönes Material für
'ihre Steinschlachten zur Hcrnd zu haben.

Als Schreiber dieses sich über die Art der Benützung des
Platzes beschwerte, wurde ihm die Antwort: „Ja, wir haben
keinen mrdern Platz."

Diese Behauptung ist jedenfalls nicht ganz richtig. DenN
vor ganz kurzer Zeit hat der verehrl. Bürgerausschutz die
grotzen Geläudeerwerbungen der Stadtgemeinde aus dem
Nachlasse des verstorbenen Hcrrn Oekoiwmen Schrocder hier
fast einstimmig gutgeheitzeu.

Sollte bei den vielen Morgen Land nicht auch ein geeigneter
Lagerplatz für Schotter gefunden werden können? Sch.

Weue Kriegsartiket sür das deutsche Keer

Der Käiser hat währen'd seines Aufenthaltes in Hu-
bertusstock neue Kriegsartikel vollzogen, die an Stelle der
b-isher geltenden, nnter dem 1, Oktober 1872 erlajjenen
treten und den Truppenteilen zur Kenntnis. zu bringen
sind. Es ist die Bestiinnrung getroffen, daß den der deut-
schen Sprache nicht kund-igen Soldaten die neuen Kriegs-
artikel in ihrer Muttersprache vorgelesen werden, zu
welcheni Zwecke Uebersetzungen in litauischer, polnischer,
dänis-cher und französischer Sprache sofort hergestellt wer-
den sollen,

Die neuen Kriegsartikel räumen mit dem Rest der
aus dem Landsknechtwesen und der älten söldnerarmee
iiberkommenen Vorstellungen vollstänidig auf uitd fügen
sich dem Gedankengange der allgemeinen Wehrpflicht auf
das engste an. Sie erscheinen eben dem niodernen Be-
wußtsein über Rechte nnd Pflichten in Form und Inhalt
angepaßt, entsprechen in ihrer klaren nnd verständlichen
Fassung der gesteigerten Volks'bildung nnd tragen, na-
namentlich auch durch 'die Vermeidnng. jedes überflüssi-
gen Fremdwortes, den nationalen Empfindungen Rech-
nnng. Besonders bemerkenswert ist das Bestreben, den
Soldaten darüber zu belehren, aus welchen höheren Mo-
tiven er strafbare Dinge zu nnterlassen hat, und welches
Verhalten ihm Belohnnng oder Strafe zuzieht.

Aus den Bestimmungen in ihrer nenen Fassung
heben wir folgende Arikel hervor:

Arftkel 1. Cingedenk scines hohen Bernfs, Thron mid
Vaterland zu schützeii, mutz der Soldat stets eifrig bemüht sein,
seine Pflnhten zu erfüllen. Der Dienst bei der Fahne ist die
Schnle für -den Krieg; was der Soldat während seiner Dienst-
zeit gelernt hat, svll er auch im Beurlaubtenstande sich erhal-
ten.

Artikel 2. Die unverbrüchlichc W-ahrung der im Fahnen-
eide gelobten Treue ist die -erste- Pflicht des Soldaten. Nächst-
dem erfordert dcr Beruf des Soldaten: Kriegsfertigkeit, Mut
bei allen Dienstobliegeuheiten, Tapferkeit im Kriege, Gehorsam
gegen die Vorgesehten, ehrenhafte Führung in und autzer
'Dienst, gutes und redliches Verhalten gegen die Kameraden.

Ilrtikel 4. Dcm Soldaten steht nach seincn Fähigkeiten und
Kenntnstfcn der Weg selbst zu A-en höchsten Stellen im Hccre
offen. Wer fich durch Tapferkeit und Mut heworthut, oder in
langer Dienstzeit gut führt, hat für seine treue Pflichterfüllung
die vevdiente Belo-Hnung durch ehrenvolle Auszeichnungen zu
erwarten. Wer nach längerer vorwurfsfrei-er Dienstzeit die
Beschwerden des Dienstes nicht mehr zu ertragen vermag, wer
durch Verwun-dung vor -dcm Feinde dienstunfähig wird oder
sonst im Dienste zu Schaden kommt, crwirbt den Anspruch auf
Penfion o-der Anstellung im Zibildienste.

Artikel 6. Die Pflicht der Treue göbietet dem Soldaten,
bei allen Vorfällen im Krieg und Fricden mit Aufbietung aller
seiner Kräfte, selbst mit Aufopferung des Lebens, jede Gefahr
von Serner M-ajestät -dem .Kaiser, dem Landesherrn und dem
Vaterlande abzuwendcn.

Artikel 8. Die Erfüllijxig der Dienstpflicht ist eine Ehren-
'pflicht jedes deuischen Mannes; wer sich ihr durch Selbfwer-

„Nein, aber ich will m.ir eins kaufen."

Sie plauderten noch ein W'eilchen; aber dann -sielen
dem späten Gaste plöhlich seine Sünden ein. Er hätte eine
Abhaltung gehabt, hätte noch im letzten Moment absagen
Wollen, sei cwer schließlich doch noch gekommen ....

„Uud w-ahrhastig, es thut mir nicht leid", fügte er gälant
hinzu und schob sich dann mit höflicher Verbeugung und einem
leichten Seufzer ins Wohnzimmer hinein, aus dem das Stim-
m-engewirr jetzt verstärkt ertönte.

Lisbeth wartete noch einige Minuten, ehe sie in die Ge-
sellschaft zurückkehrte — so harmlos, als hätte sie keine Ahnung
von dem neuen Gaste, Uebrigens fand sie die Situation im
Damensalon einigermaßen verändert. Der junge Laiidwirt
stand inmitten einer Gruppe von Damen, die sich riesig zu
amüsieren schieuen. Auch waren jetzt einige Herren der
Zigarre untreu geworden, und so sah es derm nicht mehr gar
so feierlich-steif aus wie vorher.

Sie bemerkte errötend, datz die lustigen braunen Augen
des juugen Mannes die ihren suchten. Er lieh sich ihr feier-
lich vorstellen, als kenne er sie noch nicht. Sie hatten also
jetzt ein Geheimnis miteinander. Auch bemerfte sie wöhl, daß
er immer lioie>der, ohne gerade aufzufallen, ihre Nähe und
Unterhalftmg suchte.

De-r Abend erschien ihr plötzlich in ganz anderem Lichte.
Sie fand es reizend, hatte sich noch nie so gut unterhalten.
Jhre Au-gen glänzten, uäd es war ihr, als ob sie und er der
Mittelpunft der Gesellsch-aft wären. Er hatte ein so liebens-
würdiges Lächeln und so gute, et-was schelmische Augen.

(Fortsetzung folgt.)
 
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