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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 229-255 (01. Oktober 1902 - 31. Oktober 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0622

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von 6000 IM. zum Zweck der Ermöglrchung
einer Altersversorgung für die Heb-
ammen zur Verfügung gestellt worden. Aus diesen
Mitteln soll dienstunfähig gewordenen, unbemittelten und
rricht zum Bezug einer Alters- und Jnvalidenrente oder
eines entsprechenden Ruhegehaltes aus der Gemeindekasse
berechtigten Gemeindehebammen, die aus dem Hebam-
menberuf einen so wesentlichen Teil ihres Gesamtein-
kommens gezogen haben, daß sie bei Wegfall dieses Ein-
kommens einer wirtschaftlichen Notlage ausgesetzt sein,
eventuell der Armenpflege anheimfallen würden, eine
nach dem Maß des vorhandenen Bedürfnissss und nach
ihrem seitherigen beruslichen Einkommen zu bemessende
Reirte, etwa bis zur Höhe des Mindestbetrages der
Altersrente (110 Mark), unter der Voraussetzung ge-
währt werden, daß die betreffenden Gemein'den einen Teil
davon auf die Gemeindekasse übernehmen.

Es erscheint ü'brigens wünschenswert, daß seitens der
noch nicht 40 Jahre alten Hebammen in größerem Um-
fange als dies seither geschehen ist — die Zahl der der
Jnvalidenversicherung angehörenden Hebammen hat auf
1. Januar 1901 nur 177 von im ganzen 2170 betragen
— von der wertvollen Befugnis der Selbswersicherung
gemäß Paragraph 14 Absatz 1 Ziffer 2 des Jnvaliden-
versicherungsgesetzes Gebrauch gemacht wird, da die Höhe
der Jnvalidenrente mit der Zahl der Beitragswochen
wächst und die Jnvalidenrente überhaupt höher ist, als
der Mindestbetrag der Altersrente.

L.6. Karlsruhe, 30. Septbr. Sc. Königl. Hoheit
der Großherzog versetzte den Generaldirektor der Staats-
eifenbahnen. Staatsrat W. Eisenlohr, auf sein unter-
thänigstes Ansuchen unter Anerkennung seiner langjährigen,
treuen und ersprießlichen Dienste und unter Ernennung zum
Geheimcn Rat erster Klasse in den Rnhestand. An seine
Stelle kommt der Vorstand der Verkehrsabteilung der Groß-
herzoglichen Generaldirektion der Staatseisenbahnen, Geh.
Oberregierungsrat August Roth. Oberregierungsrat Jul.
Schulz bei der Großh. Generaldirektion wurde zum Vor-
stand der Verkehrsabteilung dieser Stelle ernannt.

Karlsruhe, 30. Septbr. Als der Großherzog
heute Vormittag kurz nach halb 10 Uhr in Köln eintraf,
waren dort der Badische Verein, Oberbürgermeister Beck und
Polizeipräsident Weegmann zum Empfange auf dem Bahn-
hofe anwesend. Der Vorsitzende des Badischen Vereins,
Herr Jöhlinger, begrüßte Se. Kgl. Hoheit mit einer
Ansprache und brachte ein Hoch auf denselben aus. Nach
einem Aufenthalt von etwa 20 Minnten setzte Se. Kgl.
Hoheit, den das zahlreiche Publikum lebhaft begrüßte, die
Reise nach Düsseldorf fort, wo die Anknnft gegen 11 Uhr
erfolgte. Jn Begleitung Sr. Kgl. Hoheit befand sich u. A.
der Oberprüsident der Rheinprovinz Dr. Nasse. Zum Em-
pfange auf dem Bahnhofe waren erschienen Regierungs-
präsident von Holleufer, Oberbürgermeister Marx, Geheim-
rat Karl Lueg von Oberhausen in Vertretung seines kranken
Bruders, des Geheimrats Heinrich Lueg, des Vorsitzenden
des Ausstellungskomitees, Oberbürgermeister a. D. Hau-
mann, Prof. Röber, Geheimrat Krupp u. A. Se. Kgl.
Hoheit der Großherzog sprach mit jedem der Herren, cbenso
gab er jeder der 20 Ehrenjnngfrauen die Hand. Bei der
Fahrt durch die festlich geschmückteii Straßen der Stadt
nach der Haroldstraße wurden Sr. Königl. Hoheit begeisterte
Huldigungen dargebracht. Das Schiff „Düssel" brachte
hierauf Se. Königl. Hoheit den Großherzog mit den Her-
ren seiner Begleitung zur Ausstellnng.

ArrsLand.

England.

Lo ndo n, 29. Sept. Hier in England giebt es noch
immer zahlreiche Leute, die das Wachstum der
Leutschen Flotte als eine Drohung gegen Eng-
land betrachten. Die Presse in ihrer'Gesamtheit thut
auch nichts, um diesem Glauben entgegenzutreten, ja,
wenn man manchmal die alarmierenden Sensations-
artikel einzelner Blätter betrachtet, so könnte man zu der
Ansicht kommen, daß ein Krieg zwischen Deutschland
und England unvermeidlich sei, so bald die deutsche
Motte derartig gerüstet ist, daß sie der englischen auf
offenem Meere entgegentreten kann. Einsichtsvolle Polr-
tiker und Leute, welche den dentschen Kaiser besser ken-
nen und würdigen, wissen solche Quertreibereien aller-
dings nach ihrem Werte einzuschätzen, aber es giebt im-
mer noch genug, die ihnen Glauben schenken. Die
„Daily Mail", welche dem Studiuin der deutschen Flotte
ganz besondere Aufmerksamkeit widmet, tritt heute dieser
Ansicht wieder in einem längeren Artikel entgegen. „Jn
früheren Kriegen", heißt es in dem Artikel, „paralysierts
die französische Flotte die ganze deutsche Flotte und
einen Teil des deutschen Heeres. Seitdem ist es stets
das Ziel der deutschen Politik gewesen/diesem Zustand
ein Ende zu machen. Deshalb wurde der Nordostsee-
Kanal gebaut und die deutsche Flotte vervierfacht. Frank-
reich hat zwei Seegrenzen und zwei Flotten. Jm Kriegs-
falle würde Deutschland sofort die inferiore atlantische
Flotte Frankreichs in die Häfen treiben oder zerstören,
und sich dann zum Empfang der Mittelmeerflotte bereit
halten . . . Aehnlich verhält es sich im Falle Rußlands
mit seiner baltischen und seiner Flotte im Schwarzen
Meer. Jch glaube, daß dies alles ist, worauf die Thätig-
keit in der deutschen Marine in dem letzten Viertel des
neunzehnten Jahrhunderts abzielt. Daß sie besonders
gegen uns gerichtet wäre, ist, so viel ich glaube, eine
verrückte Jdce." Soweit die „Daily Mail", die jedoch
auch nicht verhindern kann, daß fast täglich den englischen
Zeitungslesern vorgepredigt wird, der deutsche Kaiser
wolle seine große Flotte zu nichts geringerem benutzen,
als um eines schönen Tages als Eroberer seinen Fuß auf
englischen Boden zu setzen.

Kustav Koßker -j-.

Der Oberpräsident der Provinz Westpreußen, Staatsmini-
ster Gustav von Goßler, der um dvei Fahre ältere Bruder
des preußischen Kriegsministers, Nmr am 13. April 1838
zu Naumburg an der Saale als ältester Sohn des (1885 ver-
storbenen) Oberlandesgerichtspräsidenten in Königsberg und
Kanzlers -des Königreichs Preußen, Karl Guftav von Goßl'er,

geboren. Nach Rechtsstudien in Berlin, Hridelberg und
Königsberg trat er in deci preutzischen Jnstizviemt eiu, dann
aber in die Verwaltung über und ivurde 1865 Landrat >des
ostpreußischen Kreises Darkehmen. 1874 als Hilfsarbeiter
in das Ministerium des Jmiern berufen, wurde er 1878 zum
Rat beim Obervevwaltungsgericht in Berlin, 1879 zum Unter-
staatssekretär im Kultusministerium und am 177 Juni 1881
an Stelle bes Mtnisters Rvbert Viktor von Puttkamer, der da-
mals das Ministertum des Jnnern übernahm, zum Kultus-
minister erimmit. Als solcher nahm er die schon von seinem
Borgänger verfolgten Bestrebungen zur Hevbeiführung eines
Ausgkeichs des kirchenpolitischen Zwistes in Preußen auf, wo-
bei er vom Standpunkt ausging, grundsätzhichen Ver'handlungen
über die Grenzen von Staat und Kirche möglichst auszuweichen
und durch rein pmktische Behandluug der Fragen eine Reihe
'thatsächlich besteh-ender Härten zn beseitigen, nicht durch ein
'Konkovdat oder unmittelbares Abkommen mit der Kirche, son-
dern durch einseitige staatliche Gesetzgebung, die äber möglichste
Fühluiig mit der päpstlichen Kurie suchen sollte. Den Ab-
schluß dieser „abtragenden" Gesetzgebnng bildeten die kirchen-
politischen Novellen von 1886 und 1887, die den Gerichtshof
für kirchliche Angelegcnheiten aufhobeii, den kathblischen Prie-
sterseminaren wieder grötzere Rechte einräumten, Lie Orden
!vieder zuliehen und die Anzeigepflicht, dir der Papst 1881
dauernd zugestanden hatte, endgiltig regelten. Jm Jahre
1890 legte von Goßler dem Abgeordnetenhanse den Entwurf
eines Volksschulgesehes vor, der zwar den konfessionellen Cha-
rakter der Volksschnle anerkannte, aber den Einsluß d'es Staa-
tes auf die Lehrerschaft und den Religionsnnterricht festlegte.
DerEntwurf fand dieZustimmung allerParteien mitAusnahme
des Zentrums und 'der Polen. Als aber der Minister erkannte,
daß einerseits die Durchberatung des Entwurfes auf Grund
der Kommissionsbeschlüsfe im Plenum während der laufenden
Tagung nicht möglich sei, auch die Vertagung desselben nicht
zu erreichen war, andererseits aber die Regierung für die An-
nahme der Handelsverträge im Reichstage auf die Unterstütz-
ung des Zentrums und der Polen nicht verzichten konnte, erbat
er seine Entlassung, die ihm am 12. Mävz 1891 mit allen
Ehren gewährt wurdc. Bercits am 7. Juli 1891 wurde er
zum Oberpräsidenten der Provinz Westpreußen ernannt. Dte
Jnteressen dieser Provinz hat er durch einsichtige uird fürsorg-
lich'e Berwaltuug in jeglicher Hinsicht zu fördern gesucht. Be-
sonders -wertvoll war seine Mitwirkung ber den Bestrebnngen,
'in dieser sonst vorwiegenb auf die Landwirtschaft angewiesenen
Provinz das Emporkommen etner Jndustrie teilweise auch als
Ersatz des minder einträglich getyordenen landwirtschaftlichen
Gewerbes zu begünstigen. Danzig erhielt eine wirkscmre För-
derung durch die nach langen Vorverhandlungen erwtrkte Ge-
nehmigung zur Errichtung einer technischen Hochschule. Jn
früheren Jahrcn 'hatte sich von Goßler auch am parlamentari-
schen Leben beteiligt. 1887 trat er in den Reichstag als Mit-
glied dcr kouservativen Partei und gewann dort solches An-
se'hen, daß chn die Körperschaft zu ihrem ersten Vorsitzenden
erwählte. Er bekleidete diese Würde tn der ersten Session
des Jahres 1881, mußte sie aber infolge seiner Ernennung
zum Kultusminiister niederlegen. Sein Nachfolger im Reichs-
tagspräsidium iourde damals Dr. von Levetzow.

Aus Stüdt und Land.

Heidelberg, 1. Oktober.

8. Eingabc au dcn Stadtrat. Heute geht eine von über
100 Hausbesitzern der Hauptstraße unterzeichnete Eingabe an
üen Stadtrat, in der um Nachlaß ües Kostenbeitrages für die
Gehwege gebeten wtrd. Es ist dariu ausgeführt, dah 1. die
'GehwegL noch nicht in einem solch schlechten Zustande sich be-
fanden, daß die Ernenerung hätte unbedmgt ersolgen müssen,
sondern daß sie hauptsächlich durch das Legen der elektrischen
Kabel zerstört wurden, däher die Stadt die Wioderherstelluiig
hätte übernehmen müssen; 2. daß der von den Stadtverordne-
ten gesatzte Beschluß sich in seiner Tragweite für den Einzelnen
nicht überschen lieh; 3. daß die Aenderung der Fahvbähn im
Jnteresse der Straßen- und Bergüahngesellschaft geschchcn sei,
so daß die gleichzeitig 'bedingte Aenderung der Gehwege dieser
Privatgesellschaft oblag; 4. der größte Deil der Häusbesitzer
schou durch die lange Verkchrs'störung ein-en empfindlichen Scha-
den evlitten; 5. die Mchrzahl der Hausbesitzer auch zu den
Kosten zur Erneuerung der Gas- mid Wasserzuleitung heran-
gezogen wuvde. Die Eingabe schlägt schltehlich, wenu ein
vollständiger Nachlaß nicht möglich sei, oor, daß die Stadt,
die Hansbesitzcr und die Straßcn- und B-ergÜLhligesellschast je
ein Drittel d-er Kosten tragen. Jn derselüen Angelegenheit soll
übrigens noch eine ztveite Eingabe in Umlauf sein, auch sollen
einige Hausbesitzer die Sache auf gerichtliches Urteil ankommen
lassen.

j Eisenbahn. Ueber die Veränderungen im Betriebsdrenft
der ehemaligen Nkain-Neckarbahn erläßt die Königlich Preuht-
sche und Grotzherzoglich Hessische Eisenbähndirektion in unserer
heutigen Nummer eine wichtige Bekanntmachung, die wir zu
beachten bitt-en.

-p Polizeibericht. Zwei Personen w-urden wegen Ruhe-
störung verhaftet. ,

S<7 SNannheim, 80. Sept. (Fn schwerer Gef a,h r)
besand sich gestern Abend ein Zug der Feudenheimer Strahen-
baHii Von bübischer Hand war die Barrrere, welche d-en
Fährweg vom Bahnhofe der Weinheimer Ne-ben-bahn nach der
Fendenh-eimer Straße absperrt, auf -das Geleis gelegt worden.
Noch im letzten Augenblick bemerkte -der Lokomotivführer die
drohcnde Gefahr. Die Dhäter wnrden m Haft geiwmmen.

X Karlsruhe, 80. Sept. Jn hiesiger Stadt wird -vom 2. bis
Llnschliebl-ich 4. Oktobsr eine Arbeitslosen-Zählung vorge-
nommen werden. , „ . . ^

--- Karlsruhe, 30. Sept. Oberlandesgerichts'rat Veinrich
Könige wnrde zum stäudigen Ersatzrichter bei dem Verwal-
tungsgerichthofe ernannt.

X Pforzheim, 30. Sept. Gesterir wurden hier wisder eni-
mal einige Schmpfler festgenommen, -der Fass-er Franz Wild
und' sein 17jähriger Sohn. Die Golddiebstähle, welche einen
Wert von ca. 1000 Mark erreicht habens sollen bereits seit
anderthalb Jahren ausgeführt worden sein.

j Kehl, 30. Sept. (Dankadresse an denGr o tz-
herzog.) Eine Deputation, bestehend aus den Herren Bür-
germeister Kübler von Dorf Kshl, Heidt von Altenhetm nnd
Hemmler von Bodersweter, wurde am Freitag von Semer
Königlich-en Hoheit dem Großherzog im Palais des Kaiserlichen
Stattthalters zu Straßburg in Audienz empfangen. Die Her-
ren überreichten Seiner Königlichen Hoheit im Nam-en der
BürgcNneister -des Amtsbezirkes Kehl eine Dankadresse^

Is. Ettcnheim, 29. Sept. (U n g l ü ck sf L l l e.) Morgens
7 Uhr wurde der Oelmüllcr Johann Rerson von Rin-gsheim in
der Rähe des sogencmnten „Zollhanses" durch Scheuwerden des
Pferdes vom Wagen geschleu-dert und ca. 6 Meter wert ge-
schleift Die Verlebungen sind schwer, 'doch nicht leb^ens-
qefährlich. — Fn Grafenhansen geriet gestern Wend gegen
11 Uhr das Wohnhaus des Otto Ludihuser in Brand und
kormte troh Eingreifens -der Feuevwehr mcht gerettet werden.
Nuch die Scheuer wurde ein Raub der Flammen. Der Be-
schädtgte ist versichert.

-r- Hohenthengen, 30. Sept. Die Seidenfabrikanten Stähle
und Co. aus Affoltern bei Zürich beäbsichtigen, hier ein-e größere
Fäbrik zu bauen. Sie stehen hier in Unterhandlnng betreffend
Ankarifs eines größercn Güterkomplexes auf der östlichen
Seite des Dorfes.

X Konstanz, 30. Sept. Die Großherzogin hat sich auf
einige Tage in die Schweiz begeberi und gedenkt am Mitrivöch
wieder auf der Mainau einzutreffen.

Kandel und AerLeyr.

Manuheim. 30. Sept. (A kt ien.) Oberih. Bank 114.80 G.
Rhein. Credilbank 142.— G. Rhein. Hypoth..Bank 181— G.
Brauerei Kleinlein, Heidelbcrg 160.— G. Schrödl'sche Brauerci»
Aktien 175— G. Portland-Cement Heidelb. 107.— B.

Fra«kf«rt. 30 Septbr. Esseklensoziekäl. AbendS 6V. Ubr.
Kredilaktieä 2t5.60 B. 50 G.. Dtskonto-Kommandit 185 30—40
b. Okt. l85.40 d. cpt., Deutsche Bank 207.60 b. G. ult,, 207.70
etw. b. cpt, Drerdener Bank 14150 b., Nationalbank f. D.

115.80 b., Lombarden 20—20 10 b.. 4proz. Spanier 87.80 - 88.20 b.
3proz. Mexikanec 26.20 b, bproz. amoit. Mexikaner 39.70 b. G-,
E äproz. Portugiesen 49.70 B. 60 G-, 4'/zproz. innere Argentinter

76.80 b. G., 4^/zpcoz. äußere do. 76 7o p. G-, 5proz. Bulgaren
90 b. G., Laura 2,1 b„ Bochumer 178 80 B. 70 G„ Gelsen-
kirchen 170.10 B. 80 G. Harpener 166,25 b. G.. Hibernia l?1 b.
Oberschl. Eisen-Jndustrte 193.20 b. G, Eschweiier 215 b.

6'/i biS 6'/, Uhr: —.—.

Auf bessere Kurse der auswärtigen Plätze und Deckungen in
leitenden Aanken und Mcnlanw-ilen verltef die Abenddörse in
besserer Holtung. Von Fonds roticrlcn rpaniei auseonlich höher.

Die Aktien-Gesellschaft für Chemische Jndustrie Rheinau-
Mannheim in Kont'urs. Der provisorische Gläubigerausschuß
käm zu dem Beschlutz, deu Betrieb zu forciereu, um so rasch
-wie müglich die vorhaiidenen Bestäiide an Ro'hmaterialien
aufzuarbeilen und die bestöheiiden Koulrakte zu esfetmieren.
Die Hauptaufgabe der Konkursverwaltung wird dann sein,
die ca. 140 000 Quadratmeter umfassenden Terrains mil den
Aabrikanlagen möglichst günstig zu veräuß-ern. Das Haupt-
augenmert des Mann-Heimer Ptatzes lenkr sich in erster Linie
auf die -beiden anderen, ebeiifalls von dem verhafteten Direk-
tor Böhm üirigierten Gesellschaften: „R h e i n a u G. m. b.
H," unö die „B e t r i e b s g e s e l l s ch a f t für den
Rh-e i n a u h a f e n./' Wir haben, so schreibt die „N. B. L.",
schon wieder-holt Vevanlassung genommen, die Bedeutung der
Gesellschaften für den Man-n'heim-er Platz hervorzuheben und auf
die Zukunft hinzu-weisen, die ihnen nller Voraussicht nach be-
schieden sein -öürfte. Auch. der -badische Staat hat sich finan-
ziell cm dem Rheinau-Unternehmen engagiert, umso mehr
Grund liegt darüi für die Großb-cmken, unter allen Umständen
die genaiiiiten üeiden Unternehmen zu chalten; cmdersalls
dürftc die so jäh eingetretene Krisis, die in Fiesem Falle in der
Hauptsache -das Großkapital getrofscn hat, noch weiter ihre
Kreise ziehen; eine große Anzahl von Baühandwerkern, Bau-
spetulaiüen usw. würden dadurch ihren Ruin finden. Schon
von dies-em Gesichtspunkte aus, andererseits aber auch, um einer
Entwertung des großen Terrains vorzubengen, erscheint es uns
gebüten, alles darcm zu setzen, um von dcm Dkannheimer Platz
eine noch schwerere Krise aüzuwenden und die beiden Gesell-
schaften, die je nach Prüsung ihrer Bilanzen sich als voll -
stündig intakt erwiesen haüen und genügende Mitrel
besitzen, um ihren Ultimoverpflichtungen gerecht zu werd-en,
auf d-er gesunden Basis, woranf sie sich- bisher entwickelt häben,
weiter fortzuerhaltcn. Das zur Z-eit sür beide Gesellschaften
-besteheiid^e Schutzkomitce dürfte sich wahrscheinlich als Aufsichts-
ratskollegium konftituieren; am nächsten ^Nontag soll hi-erüber
Beschlutz gefaßt werden, Diesem Schutzkomit-ee gehören an die
Herren Direktor Grosch von der Oberrheinischen Bank, Kon-
sul Bürk, Rechtsauwalt von Harder, Rechtscmivalt Selb und
Lind'eck in Firma W, H. Ladenburg Söhne. Zu Geschäfts-
führern der beiden Gesellschaften werden an Stelle des ver-
hafteten Direktors Böhm die Herren Direktor W i n k l e r, be-
kannklich der Erbauer des Rheinauhafens, sowie -der An-atoli-
schen Cisenbähn, was allein schon für seine Befähigung spricht,
sowie Prokurist Neuberth von der Filiale der Oberrheini-
schen Bank in Kärlsruhe, der als Revisor das unerhörte Manco
entdeckt, gewählt werden. Durch -das Ausscheidcn Böhms, über
-dessen Privatvermögen Konkurs becmtragt ist — wäbei seine
Berbmdlichkeiten indes ausreichende Deckung finden dürften
— aus der „Rheinan G. m. b. H." glcrubt diese, hoffen zn
dürfeii, daß die Verhan-dlungen bezüglich Terrainverkaufs an
die badische Regierung eher zn einem Resultate führen werden
als unter Böhms Direktive, der stets übertrieben hohe For-
derungen an die Regierimg gcstellt hat. Durch- -den staatlichen
Terrainverkauf im Rhcinaugebiet wird anderseits auch die
Verstaatlichung des Rheinauhafens, wovon schon früher einmal
gcsprochen wurde, allmählich in größere Nähe gerückt. Wie
es übrigens' heißt, wird sich eine Deputation unter Führung
des Herrn Geh. Kommerzienrat Diffenä nach Karlsruhe be-
ge'ben, um die badische Regierung zu ersuchen, die HafenanlageN
aus dem Besitze der „Rheinau-Gesellschast mit b-eschränÜer
Haftung" zu üüernehmcn. Was die Mannheim-Rhein-
auer Transport-Gesellschaft betrifft, so ist es
nach nnseren Fnformationen absolut unrichtig, daß die
Gesellschaft liqüidieren nnd ihr Geschäft cm die Mannheimer
Lagerhausgesellschaft äbgeben werde.

WafferstaudSnachrichten

Neckar I Rbcin.

Heidelberg, 1.. 1,09, gest.O.OOw sLauterburg. 30.3.54, gef.0,11w
Hetlbron«, 30.. 0,43, gest 0.04m E Maxau. 30.. 3.51, gef 0,13»
Mauubeim 30,3.08. gef.0.27m Manuheim. 39., 2,90, gef. 0.16W

.. ßAola

W Paris, 30. Sept. Vor dem Hause Emile Zola's
hat sich eine so zahlreiche Menge angcsammelt, daß die
Polizei einen Ordnungsdienst organisieren mußte. Der
Professor Dr. Brouardel, der Gerichtsarzt Vibert,
der Direktor des toxicologischen Jnstituts Ogier und der
Direktor des städtischen Laboratoriums Girar haben heute
früh die Autopsie der Leiche Zola's ausgeführt. Der Bericht
bezeichnet unzweifelhaft die Einatmung von KohleN"
oxydgas als Todesursache. Zola wäre wohl nicht zuw
Opfer gefallen, wenn er auf dem Bette liegen geblieben
wäre. Madame Zola befindet sich den Umständen nach
noch immer befriedigend.

Paris, 30. Sept. Jm Trauerhause laufen zahl'
reiche Beileids-Telegramme aus dem Jn- und Auslande
ein. Waldeck-Rousseau ließ Madame Zola seine be-
sondere Teilnahme ausdrücken. Die Suche nach einew
Testament ist bis jetzt erfolglos geblieben. Madame Zola
möchte die Beerdigung auf Freitag festgesetzt wisstn.
Dieselbe wird wahrscheinlich ohne kirchliche Feier im Fried"
hof Montmartre stattfinden. Da Zola Ritter der EhreN"
legion war, werden ihm militärische Ehren erwiesen werden-
Der erste, der als Leidtragender sich in das aufliegende
Buch eintrug, war der Unterrichtsminister Chaumis. An
diesen hat der italienische Minister des Unterrichts folgende
Beileidsdepesche gesandt: „Das so traurige Eceignis, das
Emile Zola seinem ruhmreichen litterarischen und bürgerlichett
Apostolate entreißt, ist nicht allein ein Unglück für Frank'
reich, sondern für die ganze geblldete Welt, und namentM
für Jtalien, mit dem Zolas Name durch so viele Bande
 
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