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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 229-255 (01. Oktober 1902 - 31. Oktober 1902)
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Samslag. 18. Oktober 1902. Aweites Blatt. 44. JMgang. — Sir. 244.

Wachtrag znm Hisenacher Delegiertentag.

Aus dom Verlialten der gegnerijchen Parteien und
Presse läßt sich »nschmer herausfühlen, welchen i m p o -
nierenden E i n d r u ck der n a t. - l i b. Dele -
giertent a g auch anf nnfere Gegnttr gemacht hat.
Soweil mir bis hente erfehen tönnen, hüllen sich alle
jene Organe, die v v r dein Delegiertentag mit schaden-
froher Znversicht die Zersplitterung der nat.-üb. Partei
als Ergebnis des Telegiertentages vorauszuverkünden
wußten, noch in verlegenes Schweigen, oder sie inüssen,
ivenn auch widermillig genug, öie Geschlofsen -
heit und E i n h e i t l i ch k e i t der Partei aner-
tennen. Tie Grundslimmung deS DelegiertentageiS wird
sich noch vertiefen und überalt in den weiteren Kreisen
slärkere Wurzeln schlagen, wenn erst die Delegierten selbst
in den Wahlkreisen über die Eifenacher Tagung Bericht
erstatten und die srohe Zuversicht aus erneute OebenS-
traft ües Nationalliberalismus aus üie einzeln«! Wähler,
auf den treuen Stainm der Partei, wie aus die zu gewin-
nenden frischcn Kräfte zu übertragen vermögen. Was
in Eisenach gesprochen und verhandelt, dars den An-
spruch aus die weiteste Beachtung erheben.

Die Anregungen zu einer Reso r m d er P a r t e i-
c> r g a n i s a t i o n sielen aus deu. sruchtbarsten Boden,
in Sonderheit diejenigen des Bertrete-rs der Arbeiter-
schast, des Eisendrehers Nebelhör, der die Gewißheit in
seine Heimat nimmt, daß alte Berussstände und Gesell-
schastskiassen, wofern sie sich dem — aus dem Delegier-
tentag in vollster Klarheit ausgefprochenen — Grund-
charakter des NationalliberaliSmus anzuschließen ver-
Niögen, freudigst in unseren Reihen willkommen geheißen
werden.

Tie hinreißenüen Ausführungen ües Abg. Dr. Hieber
nber Sozialpolitik bilden deu glänzenden Beschluß ües
Telegiertentages. Ter antisoziale Geist, so schreibt ein
'siongreßteilnehmer, der anf srüheren Dagungen oft die
gesamten Perhandlungen beherrschte — man denke an
Franksurt 1894! — scheint aus der Partei völlig heraus-
gedrängt zu sein. Von -Lcharsmachertum, von soziali-
sientöterei, von Verlangen nach Ausnahmegesetzen war
oiich nicht eine -spnr zu bemerken. Die sozialpolitisch
sieiikende, reformfreundliche Strömung, die vor Zahren
»n den Namen Bassermann anknüpfte, die noch kurz vor
sier Tagung von den „Hamburger Nachrichten" und ihren
Gesinn.ungsgenossen als „Bassexmännerei" verächtlich
sienunziert wurde, ist heute unbestrittenes Gemeingut der
Partei. Die Sozialdemokratie ist heute siir uns eine
Partei wie andere auch; niemand verkennt die Gesahren,
siie in ihrem andauernden Wachsen liegen, aber niemand
sierikt auch mehr daran, sie mit andern als versassungs-
biüßigen Wasfen zu bekämpsen.

Hat hier gegen früher eine wesentlich konzilientere
^ussassnng Platz gegrisfen, so machte sich nach zwei an-
Zeren Seiten eine aufsallend scharfe Abneigung geltend:
ssie a u ti k l e r i k a l e und die a n t i a g r a r i s ch c
^trömung ist zur Zeit in der Partei ausfalIend
siark. Die überwiegende Mehrheit der Delegierten
sBd sicher auch der Wählerschaft im Lande erblickt im
B l t r a m o n tani s m n s und seinem zunehmendicn
Bnfluß e i n e meit größere Gesahr als in
? ? r Sozialde m okrati e. Mit steigendem Miß-
Dsiagen hat man es wahrgenoinmen, wie das Zentrum

Hasenrein.

Humoreske von AdolfThi c l e.

(Nachdruck verboten.)

^ Da mag einer sageu, was er will, die Jagd ist und bleiüt
nobles Vergnügenl Es ist doch schon ein G-enutz, so in der
^.sipe und im HLtchen, mit Gewehr und Jagdtasche ausge-
dnrch die Stratzen zu gehen. Man bemüht sich ja ua-
sjchlch als vcrnünftiger Mann ein möglichst gleichgiliiges Ge-
su machen, aber — Hand aufs Herz — es freut eincm
itzp ' tvenn einen alle Leute mehr oder weniger ansehen oder
IjZ? llar cin Bekannter däherkommt. Merkt man's doch wirk-
s^si.sogar am Grutze, daß 'den gewöhnlichen Menschen, wie sie
su ihrcr Nlltagstracht dahergchen, der JLgersmaim impo-
^ Z. Diesem prächtigcn Teile des Jägerlebens folgt nun ein
tzstc wcniger angcnehmer: die Jagd. Man hat ja nicht die
hj.u'ug und — seien wir einmal offen — man irifft eben zu
de/ ^chrbei. Dazu die spöttischen Gesichter üer Geübten und
itzj^ Dreiber — 's ist wirklich recht fatall Rachher wird"s ja
ii,??besser, im Wirtshaus giebt's zu essen uäd zu trinken,
Appetjj machr ja die Jagd, der ist nicht von Pappc, und
die lustigen Erzählungen, Üas JLgerlatein, die Spätze
UiaZ"s >st ja wicder schön. Auch die Heimkehr ist angenehm,

. oringt der ersreuten Hausfrau eine Beute mit, und eine
giebt's ja allemal: erlegt man sie nicht selbst, dann be-
siuan sich eine, die ein anderer erlegt hat. Unter uns
hgj Kst ist dics ja im Grunde ganz egal! Fa, das Jägcrleben
hgtzPsione Momente, >den Gang durch die Stadt, das Wirts-
^ie Heimkehr; ja das Jägerleben wäre herrlich, wemi nur
k^?8.d nicht wärel

und ähnliche Gedanken zogen i» cincm etwas schläfri-
Rs pj^bo durch das Haupt des Hcrrn Fabrikanten Melzer,
stitzj, ^ llr an cincm Winteriage bei cinsr größeren Hasenjagd
Plah i» der Schützenkettc einnähm.

iiniuer iiiehr Rücksichten verlangt und vou L>eileu der
Regierung immer mehr Rücksicht erfährt, ohne sich üoch
ehrlich und ohne Hinterhalt zuni Reichsgedaukeu zu be
kenuen. lluö reichlich ebenso groß ist der Unwille, der
sich uachgerade gegen die Ueberagrarier, gegen die agra-
rischeu Desperados, wie Abg. Bassermaun sie tresfeud
unmite, iu den Reihen der Partei angesammelt hat.
Kein Wuuder, wenu iu deu Reiheii der Partei, die vou
nllen den redlichsten Willen hatte, der Landwirtschaft zu
helfen, sich nachgerade etwas wie Erbitterung regt gegen
die skrupellose Begehrlichkeit der Biindler, die auch den
redlichsten Willen zn Schanden macht. Mit elementarer
Ursprünglichkeit äußerte sich der Beisall, als Bassermann
die lNotwendigkeit betonte, eine e h r l i ch e, liberale
Politik im Reichskag nnd Landtag zn treiben; und
sich am Schlnsse seiner Rede die ganze Versammlung aus
freiem Antriebe w i c e i n ?N a n n e r h o b, so galt diese
e i n ü rn ck s v o l l e H n l d i g u n g dem Manne, zu
dem man das Vertrauen hat, daß er diese Forderung zn
erfüllen den energischen Willen hat.

Deutsches Neich.

Braunschwcig.

Bra u n s ch m e i g, 16. Oktober. Ter Laudgerichts-
präsident Dedekiuö, der im Äiärz d. I. die aus die
b r a u n s chweigi s ch e T h r o n s o l g e bezugneh-
mrnde Denkschrift des StaatsmiuisteriumS in den
„Brmmschweigischen Neuesten Nachrichten" kritisierte und
dcm Verfasser vorgeworfen 'hatte, er spiele mit dem Hoch-
verratsparagraphen, stand gestern dieserhalb vor dem
Disziplinarhos. diach siinsstsindiger nichtösfentlicher
Sitznng wnrde die Verhanülnng bis 6. November ausge-
setzt. Wie die „Braunschweigischen Neuesten Nachrichten"
erfahren, soll die bisher uie veröffentlichte Korrespcmdenz
des frühereu preutzischen Gesaudten, des Prinzen Nsen-
burg, ȟt den, dainaligen braunschweigischen SNinisterium
vom Zahre 1879 vorgelegt werdeu, woriu die Preußischeu
Forderuugeu wegen der Handhabung des Regeutschafts-
ge'setzes eutschiedeu zurückgewieseu wordeu seien.

Ausland.

England.

Liverpool, 16. Okt. Die hiesige Schule für Tropen-
medizin hat dem d e u t s ch e n K a is e r eine vollständige
Sammlung von Veröffentlichungen über Tropenkrankhciten
übersandt. Der deutsche Geschäftsträger in London hat
der Schule brieslich mitgeteilt, er sei beauftragt worden,
ihr den Dank des Kaisers für diese liebenswürdige Auf-
merksamkeit zu üb.rmittcln.

Däncmark.

Kopeuhagen, 15. Oktober. Landsthing.
Bei der henligen ersten Beratung der A b tretun g der
dänisch-westindischen Jnsetn erklarte der
SNinister des Aeußern, D e n n tz e r, an verantwortlichier
Stelle sei es jetzt klar, daß entweder die^Znieln nbge-
treten oöer die bisher schon großen Mittel sür die Erhal-
tung und Entwrcklung der Inseln vergrößert lnerden
müßten. Wenn ein glückliches Resiiltat sür die ^siiseln
garantiert iverden solle, würden auch die Opser nberans

Da stand er nuii in seinem nenen Jagdkostüm, die neue
Flinre in der Hand, und schon dreimal haite er, als er Mit-
glieder des Gcschlechts dcrcr von Lampe erblickte, dle totbrin-
gende Waffe erhoben nnd rcspektable Löcher in die Natur ge-
schossen.

Die Treiber kamen jetzt näher nnd plötzlich sprang noch
cin Hase gcgen Herrn Melzer zu.

Kaltblütig hob der Waidmanu die Waffe, eiu Knall —-
dann Stille.

Gleich darauf ricf der nächstc Trciber: „Hier ist er durchl"

Melzer triumphicrte im Stillcn — -cr schicn doch getroffcn
zu haben.

„Blutet cr?" ivollte er dem Treiber zurufcu, da besann cr
sich jedoch zum Gkück noch, daß cr sich ja durch Anivenduug
eines so durchaus unweidmämiischen Ausdrucks eine Blöhe ge-
ben würde.

„Schweißt er?" rief cr also.

„Bis jetzt noch nicht," ricf der Treiüer zurück, „abcr wenn
er so weiterläuft, wird er wohl noch iu Schweih kommenl"

Zorn sprühte Melzers Auge auf den spöttischen Treibcr, der
seinerseits allerdings auch machte, daß er weiterkam.

Bald davaus war die Jagd zu Eude, und mau kchrte ge-
meinschastlich ein; leider wurde Hernr Melzers Mißgeschick
derart durchgehechelt, daß er sich -voriiahm, auf dieses „Ber-
gnügen" künftig am liebsten zu verzichteu. Zwar befauden sich
unter den Anwefenden uoch verschie'dene Leidensgefährteu, demi
auch auf dieser Jagd traf man Leute, die nichts trafen.

Doch ein süßer Trost lebt ja für diese unsreiwilligen Tier-
schuhvercinler, nnd dieser süße Trost 'heißt Wildprethändler.

Nach der Rückkehr in die Stadt trennte sich Melzer von sei-
nen Jagldgeuossen uud säh sich sorgfältig um, ob ihm keiner
von ihnen soWe, dann verschwem'd er im Ladcn des Hcrrn
Rahenberger.

Dieser jobiale Mann hörte teilnamsvoll Herrn Melzers
Klagen an, daß er hente „zufällig" nichts geschossen habe —
„clender Stand, überhanpt keinen Hasen zu seheu bekom-

grvß sei». Fnlls der Lnndsthiug die Abtretuug uicht Le-
diuguiigslvs verwersi', wolle er, solnuge er Piinister sei,
die RntifikntiouSfrist verläugern, bis die Sache geordnet
sei, vornusgesetzt, dnß Auierikn es wünschte. Der Wort-
sührer der Geguer der Abtretung, G o o s, betoute, jetzt
gelke die Ahstiiinuung der bediiigungsloseii Annahme oder
der Verwersung. Der Führer der unabhängigeil Kon-
servntiveu, Grnf Ah 1 efeld t, besürwortete die Ab-
tretung. Nnch läugerer Debnlte teilte Deuntzer mit,
er hnbe von der nmeriknnischen Regierung schristlich dis
Zusnge erhnlten, dnß nnch der Abtretung der Jnseln eine
freie Wnreueinfuhr unch Amerikn gewnhrt werde. Da-
n,it ist die erste Lesimg erledigt. Die zweite ersolgt am
22. November.

Äus Stadt und Land.

i Sterblichkeits-Bericht. Nach den untenn 9. d. M. heraus-
gegebenen Veröffentlichungen des Kaiserl. Gesundheitsamtes zu
Berlin über die Gesamtsterblichkeit in den 293 dentschen Städten
und Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern während des Monats
Augu st dieies Jahres hat dieselbe— auf je 1000 Einwohner auf
den Zeitranm eines Jahres berechnet — betragen: s. weniger
als 15,0 in 64, b. zwischen 15,0 und 20,0 in 137, o. zwischeir
20,1 und 25,0 in 68, ä. zwischen 25,1 und 30,0 in 15, s. zwi-
ichen 90,1 und 35,0 in 7 und k. mehr als 35,0 in 2 Orten.
Die geringste Sterblichkeitsziffer hatte in dem gedachten Monate
der Vorort von Berltn, Deutsch-Wilmersdorf mit 5.7, dagegen
die höchste Ziffer der Ort Ligine in Schlcsien mit 53,5
zu verzetchnen. Jn den Städten und Orten des Groß-
herzogtums Baden mit 15000 und mehr Einwohnern sinb
folgende Sterblichkeitsziffern für den Berichtsmonat — gleichfalls
wie oben auf je 1000 Einwohner auf den Zettraum eines Jahres be-
rechnet — ermtttclt worden: Jn Konstanz 15,1, Karlsruhe 18,0
(ohne Ortsfremde 16,7), Mannheim 20,7, Freiburg 21,7 (ohne
Ortsfremde 15,7), Pforzhetm 22,2, Baden-Baden 24,8 und m
Heid elberg 25,9 (ohne Ortsfremde 17,0). Die Säuglings»
sterblichkeit war im Monat Auguit d. I. eine beträchtliche, d. h..
höher als ein Drittel der Lebendgeborenen in 34 Orten; 400 und
mehr derselben ftarben tn 17 Orlen; dteselbe blieb unter einem
Zehntel derselben in 24 Orten. Als TodeSursachen der während
des gedachten Monats in hiestger Stadt crgekommenen 90 Sterbe-
fälle — darunter 34 von Kindern im Alter bis zu einem
Jahre — sind angegeben: Masern u d Rötheln 7, Scharlach 1,
Diphtherie und Croup 1, Lungenshn-indsucht 10, akute Er-
krankungen der Atmungsorgane 2, Brechdurchfall 21 Kinder
im Alter bis zu 1 Jahr, alle übrigen Krankheiten 46, und gewalt-
samer Tod 2. Jm Ganzen scheint iich der GesuiidheitSzustand
gegenüber dem Monat Jult ds. Js. verschlechtert zu haben.
Dte Zahl der in hiesiger Stadt während des Monats August
ds. Js. zur standesamtltchen Anmeldung gelangten Geburten
hat — ausschlietzlich der vorgekommeneu 4 Totgeburten — 141
betrage»; diesetve hat mithin die der Sterbefälle (90) um 51
überstiegcii.

X Rheinischer Aiitomobilklub. Am Sonntag, den 26. d..
veranstaltei dec Rheiu. Automobilkluü, Sitz in Mannheim,
einc B e c g p r e i s f a h c t zum Thucm des König-
st u h l. Diese Veranstaltung, die im Hcrbst stets anf dcnr
Programm dsr nm den Automobilismus hochverdienten Ver-
einigung steht, erregt das grötzre Fntcresse der Sportswelt.
anch das große Publiknm richtet an dem betreffenden Tag gern
seine Spaziergänge zum Königstuhl, um Zeuge zu sein von
den Fortschritten und Triumphen der Technik. An die Ma-
schinen werdcn die größten Anforderungen geftcllt, gilt es doch
eine Hühendifferenz von ca. 450 Mcter auf eiuer nur 7,4 Kilo-
mercr langen Strecke in möglichft kurzer Zeit zu überwinden,
auch an die Lenker macht der scharfen Kuvben hal'ber üie Er-
steigimg -des Berges alle möglichen Anspriiche. So anstrengend
der Anstieg fiir die Ataschine, so angreifend ist dic Absahrt
für die Bremscn. Ein Kriicrium der Motore», Bremsen und

mcn —" da»n hob cr hervor, daß der Zufall leidcr oft bei der
Jagd eine Rolle spielte uäd er wußte dabei, durch Uebung in
dicser Sitiiation geschult, ein Lächeln zu unterdrückeu.

Nachdem er so Herrn Mclzers Herz gewonuen, machte ec
ihu auf seine Waren aufmerksam.

„Hier -ieser sette Hase, das wäre vielleicht 'was. Bitte,
das K'gtiber Fhres Schrots. Richtig, mit dem ist dieser Hase
cmch geschossen; paßt also für Sie. Dort habe ich noch eineu.
mir Hundebiß an der Ke'hle, ist aber nichrs sür Sie, haben ja
keinen Hund mit. Nuu wollen wir den Hascn noch ein bischeu
wärmcn, -damit er lcbenswarm erscheint."

Von einer Laft befreit, stenerte 'Herr Melzer seincin Heim
zu, seinen mit silberncr Kugel geschossenen angewärmten Hasen
in dcr Jagdtasche.

Frau Mclzer, cine praktische und „weise" Frau, empfing
ühren Gattc->> zunächst mit einem ctwas mißtrauischen Blicke.
als er jcdoch mii schwimgvoller Handbewcgimg den Lampe aus
der Jägdtasche hcrausnahm, wutzte sie ihren Mann nicht genug
zu preisen.

Dieser rührenden Familienszene folgte zwei Tage später,
am Sonntagc, däs Mittagsmahl, bei dem die Beuie des stolzen
Jägcrs de-n Weg alles Fleisches ging.

Das Ehepaar kam in sciner vergnügten Laime schließlich
auf dic Fdee, cine schlittenfahrt zu unternehmen. Die beiden
Töchter jnbeltc», als sie dies hörten, imd alle machten sich reife-
fcrtig, während das Dienstmädchen nach eincm Schlitten fort-
gesan-dt wurde.

Lina blieb „ewig" aus, endlich jcdoch, nach langem Warten,
hielt cin stattlicher Schlitten vor dem Hause.

„'s war gar keiner mehr zu kriegen," grinste Lina, „den
hier habe ich gerade noch im Fähren angehalten."

Die Familie bestieg nim fröhlich den Schlitten, und fort
güig's.

Abcr eigentlich ging cs doch ein bischen langsam, indcsseir
iröftete man sich, daß das Pferd im Freien ivohl flotter a-us-
greifen würde.
 
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