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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 229-255 (01. Oktober 1902 - 31. Oktober 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0776

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ich mich alle Zeit ganz besonders verbunden fühlen." Daranf I
gab der Stadtkommandant Graf Schlieffen namens der l
Garnison dem Bedauern Ausdrnck über das Scheiden des
kommaudierenden Generals, dem die ganze Garnison alle
Zeit in trener Liebe und hoher Verehrung zugethau gewesen
sei und sein werde. Der Erbgroßherzog äußerte, daß er
einige der Herren noch einmal bei sich sehen werde und
reichte den Kommandeuren die Hand zum Abschied.

L. 6. Karlsruhe, 21. Okt. Die Einnahmen
der Bad. Bahnen betrugen im Monat September nach
provisorischer Feststellung 7 040 230 Mk., d. h. 491 030
Mk. mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. An
der Mehreinnahme ist der Güterverkehr mit rund 400 000
Mk., der Personenverkehr mit 87 510 Mk. beteiligt.

Karlsruhe, 21. Oktober. Tas Schreiben des
Pfarrers Link aus Großschönach an die „Wartburg" soll
ein Witz sein, den sich der Pfarrherr geleistet hat. Die
ultramontane Presse ist voller Jubel über den Reinfall der
„Wartburg". Znm Jubel ist gar keine Ursache, denn erstens
ist der Witz gar nicht witzig nnd zweitens ist er sehr
frivol.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine 51önigliche Hoheit der Großherzog haben
dem Vorsihenden Rate bei der Steuerdirektion, Geheimen
Ainanzrat Fricdrich Albert D a n n e r, dse Stelle eines Kolle-
tzialmitgliedes bei der Oberrechnungskammer übertragen, so-
tvie den Hofgärtner Georg Hermann F i e s; e r in Baden nach
Karlsruhe, und den Hofgärtner Richard A'hrens in Karls-
ruhe nach Baden, beide in gleicher Eigenffhaft, verseht.

— Der Regierungsbaumeister bei der Wasser- und Stratzen-
bauinspektion Offenburg, Karl Schätzle, zur Zeit in Has-
lach, wurde nach Offenburg verseht.

— Betriebsassistent Heinrich Schifferdecker in Bühl
ivurde zur löersehnng der Stationsverwalterstelle nach Gott-
madingen verfetzt.

Karlsruhe, 21. Okt. Gestern Vormittag 11 Uhr
traf die Erbgroßherzogin in Baden ein, am Bahnhof
begrützt von der Großherzogin und dem Erbgroßherzog.
Kurz vor 12 Uhr reisten der Erbgroßherzog und die Erb-
großherzogin nach Coblenz ab. Der Großherzog empfing
um 12 Uhr die Abordnung des k. und k. Jnfanterie-
Regiments Ludwig Wilhelm, Markgraf von Baden Nr. 23,
welche sich auf Befehl des Kaisers von Oesterreich zur
Teilnahwe an dem Jubiläum des Jnfanterie-Regiments
Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Badischen) Nr. 111 nach
Rastatt begeben hatte. Die Vertreter des österreichischen
Regiments, Oberst und Regimentskommandant Köveß von
Köveßhaza, Oberst Buschek, Hauptmann Graf Wallis und
Oberlentnant Edler von Vizkelety, wurden von dem
Großherzog dekoriert und zur Frühstückstafel gezogen. Die
österreichischen Offizstre waren am Sonntag in Rastat>
geblieben und beteiligten sich am Ausflug des Regiments
in das Murgthal. Jm Laufe des gestrigen Vormittags
hatte der Großherzog ein herzliches Telegramm des Kai-
sers Franz Joseph erhalten, in welchem Seine Majestät
wärmstens dankte für die Rede Sr. Kgl. Hoheit bei dem
Festmahle in Rastatt und versicherte, daß es Allerhöchst-
demselben zur Freude gereichte, Offiziere seiner Armee zu
den Rastatter Jubiläumsfeierlichkeiten zu entsenden, um
hierdurch erneut der .Waffenbrüderschast zwischen beidcn
Heeren Ausdruck zu verleihen. Der Großherzog nahm
außerdem die Meldung ciner Abordnung des 2. Königlich
Bayerischen Fußartillerie-Regiments cntgegen, bestehend aus
Major Dennefeld, Hauptmann Huber, Oberleutnant Kropf
und Leutnant Vollrath, welche ebenfalls zu den Festlich-
keiten nach Rastatt gekommen waren. Die bayerischen
Offiziere nahmen gleichfalls an der Frühstückstafel teil.
Zum Diner war der Preußische Gesandte von Eisendecher
mit Gemahlin und Gräfin Eickstedt geladen. Heute Mittag
empfingen die höchsten Herrschaften den Besuch der Prinzessiu
Wilhelm und der Erbprinzessin von Anhalt, welche darauf
an der Frühstückstafel teilnahmen.

Ausland.

England.

L o II d o n, 20. Oktober. Im Hyde-Park fand eine
L«monstration von mehreren Tansend Reservisten statt,
welche angeben, nach ihrem Tienst im südafrikanischen
Krieg ohne Leislung der rncksländigen Zahlnng enltassen
worden lind jetzt dem Verhungern nahe zu sein. Der
Vorsitzende des Reservistenkomitees, Bartholornew, er-
klärte, das Krlegsministerium habe ihm gegenüber zn-
gestanden, datz die Reservisten gerechten Grund znr Be-
fchwerde hätten. Die Standarte, welche im Hayde-Park
von den Demonslranten getragen wurde, trng die Anf-
schrist: „Ehret die Tapferen und helft denen, die zur
Perteidignng des Reiches gekämpft haben."

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 2>. Oktober.

Von der Universität. Bei der philosophischen Fakultät
habilitiert sich der Leiter des hiesigen Pestalozzihauses Doktor
phil. Theodor Elsenhans. Die Probevorkesung wird Sarns-
tag, den 25. Oktober, mittags 12 Uhr im Hörsaal 13 der
Universität abgehalten und hat zum Gegenstand: „Aufgabe und
Mcthode der Psychologie." Die in der Ünwersitätsbuchdruckerei
I. Horning hier in Druck und Verlag erschienene Haüili-
tationsschrift behandelt „Das Kant-Friesische Problem".

-r- Festvorstellnng im Stadttheater. Gestern Abend veran-
staltete die Stadt zu Ehren des 2. Bataillons des 2. Bad.
Gren.-Reg. Kaiser Wilhelm I. Nr. 110 anläßlich des fiinfzig-
jährigen Jnbilqums seines. Bestehens eine Aufführung von Mo-
fers unverwüstlichem Schwank „K r i e g im Friede n".
Das lustige Stück, welches seine Wirkimg nie zu verfshlen
pflegt, fand auch gestern freudige Aufnahme. Bon den Dorge-
aesetzten geführt, rückte das Bataillon an unb füllte binnen
rurzem das Theater. Den ersten Rang hatten die aktiven
fowie die hier in Ruhe lebenden höheren Offiziere mit ihren
Damen eingenommen. Jn den Parterrelogen hatten eine grotze
Anzahl Offiziere des Beurlaubtenstandes Platz genommen.
Harquet, Parterre und zweiten Rang nahmen Unteroffizigre
und Mannschaften ein. Es war ein lebhaftes, farbenprächti-
ges Bild, Iveiches sich den nur in geringer Anzahl erschienenen
Zrvifffien darbot. Schneidige Märsche, welche in Vcrlretung
des durch eigenes Synfoniekonzert verhindertcn Städtischen
Orchesters vom Orchesterverein ausgeführt lvurden, füllten die

Pausen aus. Erst allmählich brach bei der Zuhörerschafi der
Beifall durch, obgleich fich alle Schauspieler redlichste Mühe
gabein ihrer Ausgabe die lustigste Seite abzugewinnen. Das
Pnblikum fühlte sich wohl anfangs eiwas zu sehr von den
Augen der Vorgesetzten bewachr. Am Schlusse jedoch, nachdem
im Stück ein jeder seinen Schatz bekommen harre, brach sich je-
doch lanrer Berfall durch und aus den Augen unserer wackeren
Krieger leuchtete der Dant, dcn sie für die Darbietungcn der
Stadrverwaltung im Herzen trugen.

Der unterbadische Pferdeznchtverband führte, mit iln-
terstützung der Großh. Regierung, in diesem Jahre 14 Stut-
fohlen im Alter von 114—2 Jahren aus Belgien ein, welche
am 8. Oktober wohlbehalte» im städtischen Schlachthof hier ein-
trafen und am 9. Okrober a» die verschiedcnen Besteller ver-
teilr wurden. Erfreulicher Weise ging die Verteilurig der
Fohten glatt und ohne Anstand vor sich, sodah von einer Ber-
steigerung Ilmgang genommen werden konnte. Der durch-
schnittliche Preis eines Fohlens stellte sich auf 948 Mk. Dieser
Preis ist in drei Jahresraren zu bezahlen und es können dem
Uebernehmer nach und nach bis zu 20 Prozenr Kaufpreisnach-
lässe gcwährr werden. Auch sind die Fohlen im ersten Jahre
anf Kosten der Regierung versichert. Eiwnch können auch die
ciugeführten Fohlen als Stuten spärer an den staatlichen
Prämiierrmgen mit konkurrieren. Unter Berücksichtigung aller
dieser Vorteile und Vergünftigungen ist es zu bedancrn und
zn verwundern, datz die Bestellunge» aus belgische Sturfohlen
nichr zahlreicher eingcgaiigeii sjnd.

Die Handschriften-Sammlung der hiesigcn Universitnts-
Bibliothek hat eine werrvolle Bereicherung ersahren durch eine
SamniTlmg von Briefen der Historiker Schlosser und Gervinus
an den Frankfnrler Stadtarchivar Georg Ludwrg Kriegk, die
durch Schenkung cw. die Bibliothek gelangt sind.

X Flosnmfalk. Ein von Hoilbronn kommendes Flotz
mutzte heute mvrgen, währcnd ein Schleppcr flutzaufwärts
ourch den Hauptbogen der Alten Brücke dampfte, zur Durch-
fährl dnrch die Brücke einen Nobenbogen benutzen. Da sich
das Flotz bereits im Hackteufel befand, war die rechtzeitige
Skencriing des ganzen sestr langen Flosses nichr mehr mög-
lich nnd es Ilegte fich der Hanptteil vor die Alte Brücke. Das
Flotz brach und trieb in einzelnen Stücken flußabwärts. Vor
ocm Jubiläumsplatz warcn dic Fkösser mit der Wiedcrzn-
sammensetzung eifrigst beschäftigt.

-s- Polizerbericht. Ein Schlosser ivurdc wegen Bettelns
nud ein Dicnstknecht wegcn Diebstahls verhaftet. Drei Per-
scmen tämen wegen Ruhesrörung zur Anzeige.

Ebcrbach, 21. Oktober. (Getötet.) Heute Nackst
halb 2 IILc wurde der 19 Jahre alte Schmiedgeselle Otto
Heimberger aus Hii.sfeuhardt, zur Zeit in Eberbach, auf
dem Wege von Rockcnan nach Eberbach in der Nähe der Neckar-
brücke bon einem Unbekannten durch einen Revolverschutz ge -
tötet. Der Thäter hatte kurz zubor auf der gleichen Straße
bereits vier Schüsse anf andere Pcrsonen abgegeben. Die
Staaisanwaltschaft in Eberbach hat für die Bezeichnung des
Thalers einc angemessene Geldbelohnung ausgesetzt.

Muimheim, 22. Okrober. (Um die Burengene-
rale zu einem Besuche Mannheims) zu ver-
anlasscn, sind, wie wir hören, von Seiten der hiesigen Orts-
gruppc des Alldeurschcii Verbandcs bereits seit einiger Zeit
Schritre eingeleitct worden.

SO Brnchsal, 21. Oktober. (Ein U n g l ü ck s f a l l)
ereignete sich gestern Mittäg am Bahiiübergang auf der Forster
Landstratze. Der Kuricher eines Wagens, auf welchem noch
4 Persouen satzen — der Sohn des Altbürgermeisters Leibold
von Forst mit seiner Frau, Schwester und Schwägerm — fuhr,
nm einem Holzfuhcwerk ausznwcichen, auf einen Steinhanfen,
woüci der Wagen gegen das Holzfuhrwcrk umkippte nnd die
Jnsassen mehr oder weniger erheblich an Gesicht, Hals und
Armen berletzt wurden.

80 Bretten, 21. Oktober. (V o n d e m furchtbaren
Brandungl ü ck), das die Gemeiude Gölshausen betrofscn
har, wird noch erzählt: Soimtag Nacht schlugen plötzlich die
Flammcn lichterloh ans der Scheune des Gasthanses „znm
Löwen". Das Feuer verbreitcte sich trotz der herrschenden
Windstille mir rasender Schnelligkeit; biirnen kurzem standen
Vie bcnachbarten Scheunen und der ganze „Löwen" in Flam-
men. Die Feuerwehr war einem solchen Feuermeer gegenübcr
fast machrlos, wirksamer lönnten die bedrohten Gebände (meist
die Wohiryäuser zu den abgebraimten Scheunen) erft geschützt
werden, als gegcn.12 Uhr die Brettcner Feuerwehr mit meh-
reren Spritzen anrückte. Ab'er mm trat das grötzte Unglück
ein. Jn demselben Augenblick, als die Spritze im Galopp
die Straße hinaufeilre, stürzte eine brennende Giebelwaud
qner über die Stratze und begrub einen Teil der Bediemmgs-
mannschaft unter Fener, Schutt und Trümmern. Furchtbar
verstümme'lt wurden noch im Laufe öer Nacht, nachdem die
ärgste Gefahr vorüber war, als tor unrer den Steinmassen her-
üorgezogen die beiden Feuerwehrleute Rick, Bater von fimf
Kindern, und Anrberger, der am Mittwoch zum Militär ein-
rücken sollte. Dem jnugen Bierbrauer^Neff ivurde ein Bein
am Unter- und Oberschenkel imd das Schlüsselbein abgeschla-
gcn, ein vierher kam mit einer leichten Kopfwunde davon. Nun
schlug das Feuer über d'ie Stratze und setzte Haus und Scheune
des Johann Eigenmann in Brand. Nur mit äutzerster Kraft-
anstrenqung konnte das Fener an dieser gefährlichen Ecke zurück-
gedammt werden. Es sind abgebrannt 7 Scheunen, 2 Wohn-
häuser, 1 Metzgerei. Von dcn Abgebrannten ist einer gar
nicht, andere ungenügend versichcrt.

Karlsruhe, 18. Oktober. (S ch w u r g e r i ch t.) Der
lchte Fall, der der Benrteilung dcs Schwurgerichts rmterlag,
dic Anklage gegcn den 21 Jahre alten Taglöhncr Her-
maun Gnstav Laus ch ans Brötzingen wegen Gefährdung
eineS Eisenbahntransports, war noch nachträglich auf die Ta-
gesordnung gesetzt worden. Es ist eine rmverantwortliche Hand-
lungsweise, eine That, die unabschbares Unglück hätte hervor-
rnfen können, welche Lausch auf die Anklagebank gebracht hat.
Cr ivar angeklagt, datz er am 16. September abends rim 5 Uhr
auf der Bahnstrecke Brötzingen-Dietlingen der Nebenbähn
Pforzheim-Ettlingcn und zwar bei der Uebcrführung auf der
Birkenfelder Hohc cine grotze Holzschwelle und ein Stück weitcr
davon zwei große Schottcrsteine auf das Geleise gelegt hat,
wodurch der nacl, 5 Uhr von Pforzheim kommende Zug 189
entgleist wäre, wenn der Zugführer nicht unmittelbar vor den
Hindcrnissen den Zug zmn Hallen gebracht hätte. Aus der
heutigen Einvernähme des Angcklagten mutzte man den Ein-
'druck gewinnen, datz man es mit einem geistig etwas zurück-
geüliebenen Menschen zu thun hat. Auf Befragen des Präsi-
denten erklärte Lausch, das; das, was man ihm zur Last lege,
richtig sei. Er habe dic Schwelle und die Steine auf die Schie-
nen gelegt. Warum, könne er eigentlich nicht sagen. Er habe
sich iiichts weiteres dabci gedacht iind nur etwas anstellen
wollen. Lausck, wurde zu einer Zuchthausstrafe von 1 Jahr
unb 3 Jahren Ehrverlust verurteilt.

60 Karlsruhe, 21. Oktober. (Eifersucht.) Cin 22
Jahre alter aus Cuxhaven gäbürtigcr Student der Technischen
Hochschule hicr, der am 19. ds. abends, in einer Wirtschaft
m der Linkenheimerstraße aus Eifersucht mit einem Revolver
eincn Schutz auf eine Kellnerin abgab, ohne jedoch dicselbe zu
verletzen, wurde verhaftet. Der Revolverheld, der sich selbst
eine Schußwunde an der linken Hand zuzog, hat vor 14 Tagen
ans dcrselben Ursache einen Sclbstmordversuch begangen und
sich dabei durch eiuen Schiitz an der Stirn verletzt und an dem
einen Handgelenk sich die Pulsader zu öffnen versucht.

f- Furtwangen, 21. Oktober. (I n der Uhren-
bran ch e) ist seit einiger Zeit ein Anziehen bemcrkbär und der

Versandt nimmt wieder zn. Der Gang des DetailgeschäfteK
läßr dagegen viel zu wünschen übrig.

60 Singen, 21. Oktober. (B e i der Gründunss
der Realfchnle) in Singen versprachen die Maggr-
und die Fittingsfabrik auf zehn Jahre hinaus jährlich je 4000
Mark, also 2000 Mark, dazu zu steuern, welche Uneigennützig-
keit gewitz alle Auerkennung verdieni. Nun wurden von dec
Fittingsfabrik vom 1. Januar 1903 ab auch für die Bolks-i
schule 50 Mark, söwie sämlliche in der Fabrik hergeftellten
Gegenstände imd andere wertvolle Anschauungsmittel in Aus-
sicht gestelli.

X Waldshut, 2 l. Oktober. (S a l z b o h r u n g e n bei
Bad. R h e i ii f e l d e n), dic ca. 50 Miiiuten östlich, west-
lich und nördlich vom gegenwärtigen Bohrloch, hart am Rhein,
gegeiiüver den schweizerischen Salinen, in drei Bohrlöchern
stattfaiiden, sollen keine Spur vou Salz ergebcn haben.

AuS Badcn. 9964 Wirtschaften zählte Baden Ende 1899,
also 829 mehr als 1890, darunter ivareu 5785 Gastwirtschafren
(379 mchr) und 4179 Schankwirtschaften (460 mehr). Das
Rcalrecht besatzen 3771 Gast- und 232 Schankwirtschaften. Die
Gcschüfte, wekche zum Brarmtweinschank berechtigt sind, smd
von 43 im Jahrc 1890 auf 28 zurückgegangen, dagegen stiegeu
die znm Kleinverkauf von Branntwein berechtigten Geschafte
von 720 anf 729. — Die Konzession zur Errichtung einer neuen
Apotheke in Karlsru h e wurde dem Apotheker Dr. Holder-
manii 'm Lichtenthal crteilt.

Kandek und Aerkeyr.

Mannhetm, 21. Oktbr. (Aktien.) Oberrh. Bank 108.00 G-
—B„ Rhein. Credttbank 140.25 G. —B-, Rheinis-ii-
Hypoth.-Bank 180.80 G. —B, Brauerei Kleinlein, Heidel-
üerg 155.— G. —B„ Schrödl'sche Brauerei-Aktien 167.—G-
—.— B > Portland-Cement Heidelberg 105.— G.-B.

Frankfnrt, 21. Oktbr. Effe kt en s o zietä t. Abends 6ff. Uh:
Kreditaktien 212.10—212 b., Diskonto Kommandit 187 b„
Deutsche Bank 208.40 b„ Berliner Handelsgesellschaft 155.40 b
Banque Ottomane 116.70 b, Preuß. Hyp.-Aktien-Bank 1200r
100.20 b„ 4proz. Spanier 86.90 b„ 3proz. Portugiesen 3170 B-
60 G., 5proz. Bulgaren 9150 b. G„ Laura 198.50—70 b., Har-
pener 163 b„ Oberschl. Eisen-Jndustrie 92.60 d. G., Wittener
Stahlröhren 50 b. G.

6'/« bis 6'/, Uhr: Diskonto 187.10.

An der Abendbörse notierten Spanier im Einklang mil den
rückgängigen Notierungen der Westbörsen ansehnlich niedriger.
Leitende Bankaklien gaben auf spekulalive Abgaben etwas im
KurK nacki, dis i'Kriacii G?Liele waien niineiänd.it.

Attiengesellschaft fiir chemische Jndustrie, Rl,cinau-Mann-
heim, in Konttirs, Die Aktien der Gesellschast dürften, nack-
'dem jetzt der Status vorliegt, in diesen Tagen ivieder in Berlin
zur Notiz gelaiigen. Der Kurs ivird -aiif 10—12 Prozenr ge-
schatzk. Die falliie Gesellschaft hat thatsächlich gewinnbringend
gearbeitet, so das; auch die ausgeschütteteii Dividenden und die
vecteilten Tantiemcii nicht zu Unrecht bezogen wurden. Es
ist darum nicht so ohne weireres selbstverstäiidlich, wie früher
angeiiommen wurde, datz der Ai,ifsichtsrat die erhalrenen Tan-
tiemen zurückzuzahlen habe. Lätzt sich die Rcntabilirät des Un-
ternehmens iiachweisen, dann erübrigt sich auch ein Prozeß
der Konknrsmaffe gegen den Fiskus und die Gemeinde Secken-
heim auf Rückerstattung der zu viel üezahlten Steuern und
Abgaben, ein Prozetz, der im andern Falle jedenfalls Aus-
.sicht geboten hätte, für die Konkiirsmasse noch einen erheblicben
Betrag zu retten.

Wafferjtanv-nacürichr en

Neckar i Rhein.

Hetdelberg, 22., 1,32 gef. 0,02m Lauterbur«. 21.4.24, g-f.0,00«
Heilbronn, 21.. 0,75 gef 0,05mjMaxau, 21., 4,27. gef 0,00 v
Mannheim. 21,3,63, gef. 0,01m > Maunheim. 21.. 3.70, gef. 0,02«

Neueste Nachrichten.

Münchm, 21. Okt. Die „Münch. N. Nachr." melden'
An hundert Teilnehmer geistlichen und weltlichen Standes,
darunter auch Professoren von deutschen und österreichischen
Universitätm, sowie mshrere Damsn hatten sich heure
Abend im oberen Saale der „Jsarlust" eingefunden, un
an den Beratnngen über Mittel und Wege einer fort-
schrittlichen Bewezung im K at h o li zis mus test-
zunehmen. Dr. Klasen hielt die Begrüßungsrede und
verbreitete sich über Religion, Deutschtnm und Knltur.
Universitätsprofessor Dr. Schell von Würzburg besprach
sodann in längeren, wiederholt von Beifall unterbrochenen
Ausführungen den „gegenwärtigen Stand der fortschritr
lichen Bewegung im Katholizismus und unsere Stellung
dazu in religiöser und wissenschaftlicher wie in sozialer und
politischer Hinficht."

Berlin, 21. Okt. Der Abgeorduete Rtckert, der in
bester Gesundheit noch die gestrige Reichstagssitzimg mitge-
macht hat, erlitt unmittelbar nachher einen Schla gansall
nnd liegt seit heute Morgen, wie es heißt, hofsnungsloS
erkraukt darnieder. (Heinrich Rickert, geboren 1833 zu
Putzig bei Danzig, übernahm nach seinen Universitätsstlidiett
1858 die Redaktion der „Danziger Ztg." und trat in die
Kommunalverwaltung Danzigs ein. 1870 wurde er von
Danzig aus in das Abgeordnetenhaus, 1874 in den
Reichstag gewühlt und gehört seitdem beiden Körperschasten
nnunterbrocheii an. Als Mitglied der natioualliberalen
Partei wirkte er bei der Schaffimg der SelbstverwaltungZ^
und der Stcuer-Gesetze mit. 1880 gehörte er zu den
Sezessionisten der nationalliberalen Partei, die die „Liberale
Vereiniguug" gründete, und schloß sich mit ihr 1884 der
deutsch-freisinnigen Partei an; nach deren Spaltung 1893
trat er der Freisinnigen Vereinigung bei. 1876 war Rickert
Landesdirektor in der Provinz Preußen geworden, legte
aber dieses Amt schon 1878 wieder nieder. Seit 1883
ist Rickert Vorsitzender der „Gesellschaft znr Verbreitung
von Volksbildung".)

Berlin, 21. Oktober. (Frankfurter Zertung.) Zur Teil-
nahme an der internationalen Tuberkukos e-Konfe-
renz ist bereitsj eine Zahl von auswärtigen Delegierten ein-
getroffen. Die besonders zahlreiche französische DelegatioN'
an ihrer Spitze der Präsidcnt der zentralen frarizösischen
Tuberkulose-Gesellschaft, Brouardel, traf mil dem Nordex-
pretzzug heute hier ein und wurde namens des deutschen Zen-
traÜomitees von Geheimrat Fränkel und Professor Pannwrv
empfangen. Jm Lanfe des Tages iverden auch die von dek
britischenl lNational-Assoriation für Tuberkulose-Bekämpfunss
delegierten Herren erwartet, denen sich auf besonderen Wnryw
des Königs Eduard der.öekannte Arzt und Gelehrte Willianm
anschließt, Jnsgesamt sind von sechszehn auswärtigen zentra-
len Gesellschaften etwa 60 Delegierte angemeldet.

Berlin, 21. Oktober. (Franffnrter Zeffiing.) Fm Rerch^-
 
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