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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 229-255 (01. Oktober 1902 - 31. Oktober 1902)
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Provinz Hannover Landräte zn Gnnsten de»
selben regierungsfeindlichen Konservativen nnd Agrarier
gegen die n a t i o n a l l ib e r a l e Partei agi-
tieren, die sich allein aus den Boden der Regiernngsvor-.
lage stellt. Wie in einer Uelzener Wahlversammlung
am Sonntag nachgewiesen wnrde, hat sich — nach einer
Darstellung des „Hann. 5lnr." über diese. Versammlung
— der Landrat des Kreises Uelzen Wahlbeeinflnsstlngen
zu Gunsten des konservativen Kandidaten v. d. Wense,
der sich fnr das Programm des Bundes der Landtoirte
verpslichtete, schuldig gemacht.

Ausland.

Schweiz.

Bern, 23. Oktober. Das E i d g e n ö s s i s ch e
Budget pro 1903 schließt bei 106 430 000 Fr. Ein-
nahmen uud 110 545 000 Fr. Ausgaben mit einem mut-
maßlichen Ausgabenüberschuß von 4 115 000 Fr. ab.

Frankreich.

Pari s, 23. Oktober. Der „Petit Bleu" giebt heute
ein Gerücht wieder, wonach die Verhaft u n g eines
bekannten Ze i tu n g s d i r e k t o r s bevorstehe, öer au
einenr, in Paris eine große ausländische Placht veitreten-
den Botschaster E r P r e s s ll n g e n verubt haüe
unter der Androhnlig von kompromittierenden Enthul-
lungen Der Botschafter habe einmal 50 000 Fr. ge-
zahlt. Schlietzlich habe er sich aber doch entschlossen, üem
Minister des Aeutzern, Delcasse, von den Erpressungs-
versuchen direkt' Mitteilung zu machen. Nach den An-
deutungen des „Petit Bleu" handelt es sich mu den
„Matin" und eines seiner Pretzunternehmen. die sich
jedoch nicht gegen einen Botschaster richteten, wie „Petit
Bleu" angiebt, sondern eine Privatperson, die allerdmgs
die Jntervention oder den Rat des betreffenden Bot-
schafters angerufen haben mag.

Rutzland.

P etersbur g, 22. Oktober. Die „Zentral New»
melden von hier, Rutzland erwäge dem Vernelsinen nach
die Aufgabe Port Arthurs als Waffenplatz.
Ein neuer' Stützpunkt wird in der emige Meilen nord-
lich von Port Arthur gelegenen, von Russen geLimnöeten
Stadt Dalnij geschaffen werden.

Smyrna, 23. Oktober. Der armenische Grotz-
kaufmann und vielfache Millionär Fesoglu^ist e r in o r -
det worden. Der Mörder gestand, die That aus Be-
fehl des r e v o l u ti o n ä ren A r m e n i e r ü u u d e s
ausgeführt Zu haben.

Asrika.

— Jn Deut s ch - Südwestafrik a ^sind iehr
aussichtsreiche M a r m orIager endeckt. <2ie liegeu
an der Bahn bei Ababis unö Ethusic. Die Qualitat ist
vorzüglich, es ist statuarischer Marmor, der dem karra-
rischen sehr ähnelt. Voraussichtlich wird die nachste
Kunstausstellung ein Werk eiues Bildhauers aus deutsch-
südwestafrikanischem Äarnwr der Qeffentlichkeit zur Kri-

tik übergeben. , . , _ .

— Nachrichten aus Bolawaw zusolge, verlassen die
Matabeles die M atoPpohügel, in denen sich das
Grab Rhodes's befindet, um fich weiter südlich im Mo-
panigebiet niederzulassen. «ie bezeichnen als llrsache
ihrer Wanderung das gewaltige Ueberhandnehmeu der
Paviane. Ohne Feuerwaffen, sagen die Matabeles,
könnten sie gegen die wütenden Tiere nichts ausrichten.
Der Mensch hat sich also vor dem Tier zurückgezogen
und bald wird man die schon jetzt so einsamen, beruhm-
ten Hügel nnr noch von dieser grotzen Affenart bevölkert
fehen.

Amerika.

— Jm Jahre 1898 f l o g im Hafen von Habana der
umerikanische Kreuzer „Maine" in die Luft.
Nahe an 300 Manu kamen dabei um. Man gjaubte,
datz spanische Torpedos das sschisf in die Luft gesprengt
hätten. Seitdem ekitwickelte sich das schroffe Vorgehen
der amerikanischen Regierung gegen Spanien, und bald
darauf begann der Krieg wegen Cuba. Jetzt hat sich
-einer der lleberlebenden der „Maine", der Seeleutuant
Morris, erschossen. Aus seineu Andeutungen eutnimmt
man, daß er die Llrfache des „Maine"-llnterganges
kaunte und datz sie auf sein oder eines Frenndes Ver-
fchulden zurückzusühren sei. Morris konnte die Ge-
wissensbisse nicht länger ertragen und machte seinem Le-
ben ein Ende. Vielleicht wäre es uicht znm Cubakrieg ge-
komnien, wenn das „Maine"-llnglück fich nicht ereignet
hätte._

Aus Stadt und Land.

Der Gewerbe- uud Jndustrieverein veranstaltete vo»
gestern im „Fanlen Pelz" einen Vortrag über den „Wechsel-

Dlargot, als man durch den schönen Buchenwald dem Dorfs
Mschritt.

„Ja, ich liobe Göhren sehr, die Cinfachheit des Badelebens,
Lie herrlichen Wälder und der schöne Strand, dies alles zieht
uns immer wieder her," gab die Angeredete zurück, „Sie sind
wohl nicht aus/dem Norden?"

„Nein, o nein! Oesterreicher, lustiger Oesterreicherl" war
die etwas hastige Antwort.

„Wo leben Sie denn, wenn ich fragen darf, Baron?" ver-
folgte die junge Dame beharrlich ihr Examen.

„Jn der Nähe von Wien, ach, mein schönes, lustiges Wienl"
lachte der Baron.

„O, ich war öfters in Wien, habs- dort viele Bekannte."

„So?"

Die Frage kam gedehnt — dabei wandte sich der Sprecher
-Ierta mit einem ScherzwLct zu. Dieselbe blickte mit leuch-
tenden Augen zu ihm snPvr, und Margot konnte sich nicht
genug verwundern, wie die Gesellschaft dieses Mannes, dem der
Leichtsinn auf dexi Gesicht geschrieben stand, das stille, meist
etwas düst'ere Wesen ihrer Freundin veränderie.

Während der iiun folgende Tage war es'unschwer zu er-
kennen, wie das Jnteresse von Fräulein von Binz zu Baron
Hongry sich immer'mehr vertiefte — sie versäumte keine Ge-
legenheit, mit ihm zusammen zu sein, und auch er wich nicht
von ihrer Seite . Der Baron war sehr elegant, sehr fem, sehr
liebenswürdig und machte allerdings GeÄa in so auffallender
Weise den Hof, datz es nicht zu verwundern war, wenu die Be-
Dorzngte jeden Augenblick einen Antrag erwartete.

(Schlutz folgt.)"

berkehr", wozn die Mitglieder sämtlicher hiesigen gewerblichen
Veremigungen eingeladen waren. Voc zahlreicher Versamm-
lung tonnte deshalb Herr Bankdircitor Dünkel sein
fnr den ganzen Geschäftsverkehr so überaus wichtiges Thema
ausführen. Während in früherer Zeit der Wechsel nur in kauf-
münnischen Kreisen zirknliert hatte, begann sich derselbe in den
60er Jahren des vorigen Jahrhunderts mit Einführung der Ge-
werbefreiheit auch im eigentlichen gewerblichen Geschästsleben
einzubürgern und zwar bedingt durch die Notwendi'gkeit, das
bei scharferer Kalkulation und bei Knappheit der Barmittel
entstandene Bedürfnis, die durch lange Ziele festgelegren Ans-
stände in llmlaufsmittel umzusetzen, ohne die Kundschaft auf
sofortige Zahlung drängen zu müssen, zu befriedigen. Ferner
hat der Wechsel besonders auch deshalb grohe Beliebtheit er-
langt, weil e-ben eine Wechselforderung viel sicherer ist, als
eine reine Warenforderung. Allerdings hat der Wechselver-
kehr anch seine Schattenseiten, besonders für den Handwcrker.
Berwerflich sind vor allem die Gefälligkeitswechsel, die schon
manchen grötzen Schaden zugefügt haben, ferner haben manche
Schnldner die Gewohn'heit, für gelieferte Arbciten unbedingt
Wcchfel zn geben, selbst wemi sie diefelben borher einkaufen
mntzien. Der Wechselvexkehr har unbedingt seine grohen Vor-
teile, aber auch seine Nachteile, bei richtiger Hand-Habnng kmm
er auch für den Handwerker nur von Vorteil sein. — Autzer
im Bortrage selbst traten i» der Diskussion noch sehr anregende
Momente hervor, dnrch Beantwortung der von den Anwcsenden
gestellten Anfragen, z. B.: Den Diskontverlnst soll der tragen,
der den Wechsel gicbt, weiin nichts anderes vereinbart ist. Eine
Tratte wird erft durch das Accept zum eigentlichen Wechsel,
Vvm Bezogenen brancht die Tratte nicht eingelöst zu werden.
Die Bezeichnung „ohne Kosten" hat wechselrechtlich keinen Wert,
Jeder Girant ist dem letzten Jnhaber gegcnülier für Erfülluiig
der Wechselverbindlichkeit haftbar. Ein Wechselprotest schadet
dem guten Ruf eines Geschästes, daher kann nicht genug zur
Vorsicht bei Eingehung bon Wechselverbindlichkeiten gemähnt
werden. Nachdem der Redner anf Anfrage noch verschiedene
Begriffe: Avalwechsel, Sekunda- und Tertiawechsel nsw. er-
klart haite, sprach er iwch über d'en Checkverke'hr. Letzterer hat
leider bei nns uoch nicht die weite Verbreitnng finden können,
wie z. B. iu England, daran ist aber hauptsächlich das Fehlen
eines Checkgesetzes schnld, was allerdings in England vorhanden
ist. Der Abend war ein sehr lehrreicher, besonders auch wegen
der lebhaften Disknssion. Herrn Bankdirektor Dünkel sci deshalb
für seine sachlichen Unsführnngcii anch an dieser Stelle herz-
licher Dank gezollt.

Ntannlieim, 22. Oktober. (A u s g e l i e f c r t.) Ein ehe-
maliger Schntzmann, namens Baier, hat ii, Rotterdam ein
F'rauenzimmer ans Maimheim, mit dem er dorthin gegangen
war, in die Maas gestohen, um sich ihrer zu entledigeu. Er
entsernte sich dann, in der Meinung, däß die Person Len Tod
des Ertrinkens gefunden häbe. Dem war aber rncht so, denn
die ins Wasser Gestotzene war bon Schrffern gerettet worden.
Während Baier in Rotterdam blieb, fnhr das Frauenzimmer
nach Mann'heim zurück und erstattete bei der Staatsanwalt
schafi Anzcige wcgen Kuppetei und Mordversuchs. Von hier aus
wnrde die Verhaftnng des Baier verantaßt nnd es ist dessen
Anslieferrmg nnd Ueberführung nach hier bereits erfolgt.

6O Karlsrulie, 22. Oktober. (S üch netermin.) Heute
ivar Sühnetermin in -der Privatklagesache Mhtlingk kontra
„Pforzheimer Stcidt. ^ Tagblatt". Da Professor Böhtlirigk sich
nuf keinen Sühneversnch einlietz, wird die Klage znm Aus-
trag kommen. Professor Böhtlingk will augenscheinlich den
nltramontanen Prehmanöbern energisch entgegentreten.

LQ Bnden-Bnde», 22. Oktober. (Kreispflege-
Anstalt.) Zur Bewilligung der Mittel für den Ankanf des
Hofgntes Aspich für Zwecke der Kceispflegcanstalt Hub werden
die bejd'en hierbei in Betracht kommenden Kreise Baden und
Karlsruhe zu autzerordentlichen Versammlungen einberufen.
Die Ankanfskosten des > Aspichhofes betrugen 166 000 Mark,
die nach Verhültnis bon den beiden Kreisen Baden nnd Karls-
ruhe zu tragen sind. Es ist beäbsichtigt, ein in 40 Jahren rück-
zuzahlendes Anlehen aufzunehmeii.

LL F-rerburg, 22. Oktober. (Das S ch w n r g e r i ch t)
berurteilte dcn 39 Jähre alten Ziegler August Karth von Jnz-
lingen wegen Raubes zu 4 Jahr 3 Monaten Gcfängnis. Der-
selbe halte am 1. Angust anf der Strahe zwischen Stettcn
nnL Jnzlingen den 66 Jahre alten Dienstknecht Gebhard Rütsch-
lin, welcher seine Altersrente von 12 Mark in Lörrach geholt
hattc, Überfallen, zn Boden geworfen, gewürgt und ihm das
'Geld abzimehmeii versncht, was dnrch das Hinznkommen ciner
Frau aber bereitelt wnrde.

.. M> -»»1!!««»-

^ersonaknachrichtea.

Aus dem Bereiche des 14. Armeekorps.

Zn Leutnants der Reserve ivurden befördert: Fiüel-
ko rn (Stettin), Vizewachtmeister des 2. Bad. Fetdart.-Reg.
Nr. 30, die Vizefeldwebel: Schlegel (I Hamburg) des
Jnf.-Regts. Martgraf Ludwig Wilhelrn (3. Bad.) Nr. 111,
Wo-'kff (I Hamburg) deD 4. Bad. JKf.-Regts. Prinz
Wilhelm Nr. 112, Hottinger (Bruchsal) des Jnf.-Regts.
von Lützow (1. Rhein.) Nr. 25, Mann (Freiburg des
Großh. Mecklenburg. Gren.-Regts. Nr. 89, Tröge (Bruch-
sal), Schott (Mannheim) des Jnf.-Regts. Martgraf Ludwig
Wlckhelm (3. Bad.) Nr. 111, Gündert (Offenburg) des
6. Bad. Jnf.-Regts. Nr. 113, Vogelsang (Freiburg),
Haungs (Offenburg) des 9. Bad. Jnf.-Regts. Nr. 170,
Reyher (Tiedenhofen) des 4. Bad. Jnf.-Regts. Prinz
Wilhelm Itr. 112, Andrs (Erbach) des 2. Bad. Gren.-
Rcgts. Kaiser Wilhelm I. Nr. 110, Stenger (Stratzburg)
des Bad. Futzart.-Regts. Nr. 14, die Vizewachtmeister Stroh
(Maimheim) des 2. Bad. Feld.-Art.-Regts. Nr. 30, Bauer
(Karlsruhe) des 3. Bad. Feldart.-Regts. Nr. 60 und Grand-
homme (Frankfnrt a. M.) des 2. Bad. Feldart.-Regts.
'Nr. 30.

Zn Dibisions-Aerzten unter Beförderung zu G e n e r a l-
Oberärzten wnrden ernannt: die Oberstabs- nnd Regts.-
Aerzte: Dr. Kras ch utzki beim 1. Bad. Leib.-Drag.-Regt.
'Nr. 20, bei der 31. Div. und Dr. Gerstacker beim 1.
Bad. Feldart.-Reg. Nr. 14 bei der 28. Div. —- Dr. E b l e,
Siäbs- nnd Bataillonsarzt beim 1. Bat. 4. Bad. Jnf.-Regts.
Prinz Wilhelm Nr. 112, zum Regimentsarzt unter Beförde-
rung zum Oberstabsarzt beim Knr.-Re-gt. Herzog Friedr. Eugen
b. Wüettember (Westpreutz.) Nr.6 ernannt.— Kamm, Unter-
arzt beim 1. Bad. Leib.-Gren.-Regt. Nr. 109, unter Ver-
sehung znm 3. Bad. Feldart.-Regt. Nr. 60 zum Assistenzarzt
befördert.

Die Oberärzte der Reserve Prof. Dr. B a a's (Freiburg)
nnd Ratz (Karlsruhe) nnd der Oberarzt der Landwehr 1.
Anfgebots Dr. SchMidop (Karlsrnhe) zu Stabsärzten er-
nannt.

..... ....

Tßeater- und Kunstnachrichten.

Permanente Ausstellung Leipziger Kiinstler. Jm Rahmen

der Permanenten Ausstellung Leipziger Künstler finden auch
sogenannte Sonderausstellungen statt, wclche dazu dienen
sollen, ' die Schasjensweise einzelner Künstler mehr in den
Vordergrund zu rücken. Di- erste Sonderausstellnng dieser Art
dieten die Herren Fritz Rentsch, Franz Bender nnd Fslix
Pfeifer. Franz Bender hat sich — so schreibt das „Leipziger
Tageblatt" — ganz der angeivandten Kunst zugewandt; er ist
außer geistvoll erfundenen, sowie sicher unh' formvollendet ge-

zeichneten, meist ornamental behandelien Emladnngs-, Visit-
und Trschkarlen, Briefköpfen nnd dergleichen nnr einem von ichar
entworfenen Gläsfenster vertreien, zu dem cr als Moliv daS
Biärchen vom Dornröschen gewühlr hat. Pon Rosenranken
nmgeben sitzt die Holde vom Schlaf umfangen, während voir
rechts her der befreiende Königssohn nahr. Der Harrptreiz
solcher mit farbigen Gläsern erzielren malerischen Wirkungen
beruht neben einer glücklichen Verteilung der Massen besonderS
in der möglichst wirtsamen und dabei stimmungsvollen Farben-
gebnng. Beides hat Bender vorzüglich zu lösen verstanden.
Ferner bietet Bender noch einen farbig ausgeführten Karton
zn einem Glasfenster, dessen Landschaftsmotiv in grotzzügigen
Linien hergestelll ist. >

Kleine Zeitung.

- Aschnffenbnr.g, 22. O-ktober. In G e i s e t w i n d
(Unterfranken) wnrden im Streil auf der Kirmes örei
Bnrschen erstochen.

— Trier, 21. Oktober. Tic Vertretung des verstor-
benen Mriseiimsdireklors Hettner isr, der, „Kötn.
Ztg." zufotge, dem Diret'tor des Provinzialmusenms in
Bonn, Dr. L ech ii e r, übertragen worden.

— Berliiir 23. Oktober. Jn dem vielbesprochenen
Beteiüigungsprozeß G e y g e r - K l i n g e r bat F-rau
Tr. Meyer nunmehr ihre Vernehmuiig in Wiesbadeu für
die nachste Zeit setbst beantragt. Anch ihr Stiefsohn
wird dort vernommen werden.

— Kiel, 23. Oktober. Hier wurde von der .strimi-
nalpolizei eine I a t s ch m ü n z e r w e r k st ä t t e ent-
deckt. Atan fand autzer allertei Instrumenten 80 geschickr
angefertigte Fünfmarkstücke. Ein Go'Idarbeiter ans Kiel
wnrde in Hamburg üei Ausgabe falscher Geldstücke ver-
haftet.

— Osnabriick, 22. Oktober. Jm S-eptember wurde
mitgeteilt, daß im dem benachbarten Epe einige T o -
d e sf ü t l e infolge von Vergiftung durch Kochgeschirre
vorgekommen seien. Es hat sich mm nach genauer Un-
tersuchung herausgestellt, daß nicht die Kochgeschirrs
schiitd waren, jondern die Bleirohre des Brmmens,
die dann auch anf Anordmmg der Behorde durch eiserne
ersetzt worden sind.

— Grnz, 22. Oktober. Der Sohn Peter Roseggers
der Arzt Dr. Sepp Rosegger, tietz sein erstes 'Kin'd ii?dec
evangeli s ch e n Heilandskirche in Rlürz-Znschlag
taufen.

— Rvm, 23. Oktober. Tnrch heftigeii Regen wurde
in tetzter Nacht die ehemalige U ni f a s s u n g s m a u s c
der Piazza san Giovanni in Laterano anf einer Länge
von dreißig Metern znm E i n st u r z gebracht.

— Rom, 23. Oktober. Hente Vormittag kurz ooc
10 Uhr wurde hier ein leichtes Erdbeben verspürt.

— Prtcrsbnrg, 23. Oktober. Jm Amurgebiet er-
krankten vom 12.—1i. Oktober 32 Personen, in Port
Artbur unü Dalni voni 9.—19. Oktober 6 und in Odessa
vom 12.—20. Ottober 2 Personen imter pestver-
d ä ch t i g e ii Erscheimingeii.

— Rnuchcndc Schulkiiidcr. Jn der Pädagogischeck
Zeitschrift „Schiile und Leben" teilt Herr Lehrer Ä-
Boer seine Beobachtungen bezügtich der Unsitte des Rau-
chens unter den Kindern seines Schutsprengels mir. Ec
schlietzt dabei völlig diejenigen Kinder auch die nnr hiec
und da eine Pferse oder Zigarre in den Mund stecken,
um zu probieren, wie es schmeckt. Bei seiner Untersu'
chung kamen nur solche Kinder in Betracht, welche eins
Pfeife voll Tabak oder eine Zigarre zu Ende rauchew
ohne üble Fotgen zu verspüren. Dabei stellt sich heraus,
daß in deu zwei untersten Ktassen, die vou Kuaben iR-
Alter von 6—7 Fahren besncht werden, 9 Zsgling^
Pfcife nnd Zigarren rauchten: in den zivei folgeiiden
Klassen — Kttaben von 7—10 Jahren — sanü er 11
Raucher, in den beiden höchsten Ktassen — Knaben voN
10—13 Jahren — 9 Raucher: zusammen somil 29 Raip
cher oder 60 Prozent aller Zögtinge, deren Gesamlzalst
59 beträat. Andere Lehrer machten ähnliche Beobach"
tungen; sie beraten über geeignete. Matzregeln, mn derN
Uebel zu steuern.

— Tic Exekntion auf dcr Strnsic. Die „Arena" voN
Verona erzählt in ihrer Nmmiier vom 29. v. M. folgew
des Geschichtchen: „Z w e i Oh r f e i g e n, gespendet voN
der Hand einer eleganten Signora, fielen gesterN
Nachmittag gegen 5 Uhr aus das Anttitz eines HerrN
nieder, der mit der Dame in der Via Nuova'spaziereN
ging. Wenige SRinnten später, auf der Piazza Erbs,
begrüßten zwei andere Ohrfeigen, von derselben Hand
veräbreicht, denselben Herrn. Als das elegante Paac
auf der Piazza Bra angetangt mar, versetzte die Signorn
aufs N e n e ihrem Begteiter zwei s ch a l I e n d ^
Ohrfeigen. Eine große Bcenschenmenge schloß si-ch dsN
beiden Spaziergängern an, die mmmehr den Corso Cäu
vour betraten, wo sich das akustische Ohrfeigen-Schain
spiel w i e d e r h o l t e. Nuf dem Korso bestieg darch
das Paar einen W'agen mid begab sich — nach Haust-
Die Erklärung des seltsamen Vorganges ist darin -st!
suchen, daß die Signora von ihrem Gatten mit einsf'
Ballerina betrogen worden war. Die Untreue ihrsf
Mannes wurde der Dame hinterbracht. Es tam zu einU'
argen Szene zwischen den beiden Gatten, und der nch
getreue Ehemcmn konnte die Verzeihung seiner Gatst^
nur dadurch erlangen, daß er einwilligte, sich von
auf den belebtesten Straßen Veronas, wo man ihn häustö
mit der Ballerina bemerkt hatte, ohrfeigen
lassen."

Kin tschechisches Kntturöilb aus Okmütz.

Aus Olmütz wird vom Samstag geschrieben: In dU
heutigen Sitzung der hiesigen Handelskammer täm es
derart rinerhörten Auftritten, wie man 'solche selbst wE
rend der partamentarischen Obstruktion im Jahre l8d,
nicht zu verzeichnen hatte. Auf der Tagesordnung sw"/
die Wahl des Präsidiums. Kamu hatte der Alter^
vorsitzende die Versammlung fur eröffnet erklärt, ch^
sich auch schou ein Sturm auf den Bänkeu der tschew'
schen Minorität erhob. Die Tschechen riefen im ChorsC
miuutenlang: „Der Präsident soll tschechisch reden!"
ein gegebenes Zeichen stürniten die tschechischen HandeE
kammerräte gegen das Präsidium, welches rasch von dc,
deutschen Vertretern nmringt und geschützt wurde. D
Ts-chechen zogen Pfeifchen und Kindertrompsten aus d^
 
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