Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 229-255 (01. Oktober 1902 - 31. Oktober 1902)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0802

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Schopfheim ein und begab sich sogleich in die Generalver-
sammlung des Badischen Franenvereins, welche mit einer
kurzen Unterbrechung bis Nachmittags 4 Uhr dauerte
und von ungesähr 360 Vertretenr von 63 Vereinen be-
sucht war. Nach L>chluß der Verhandlungen nahin die-
selbe zahlreiche Vorstellungen entgegeiu Hierauf machte
Jhre Königliche Hoheit einen Besuch in dem Hanse der
Präsidentin des Franenvereins, Frau A. Kym-Krafst,
und besichtigte sodann die Frauenarbeitsschule, die Klein-
kinderschule, die Kochschule nnd das städtische Splkal. Zum
Schluß nahni dieselbe den Thee bei Frau Präsident von
Grimm in dec WohnuNg des Amt.vorstandes, Oberamt-
manns von Grimm. Die Rückreise nach Schloß Baden
erfolgte uiM7 Uhr 42 Minuten abends.

K a r l s r n h e, 24. Oktober. Vom 10.—26. De-
Zember d. I. sindet in Paris im Grand Palais lChamhs
Elysees), dem Grand Palais des Beaux Arts der Welt-
uusstellung 1900, eine „Fünfte I n t e r n a t i o n a I e
A u s st e I l u n g sü r A u t o m o b i l- und Ia h r -
radind u st r i e, sowie für das gesamte Sportwesen
statt. Das Programm der Ausstellung kann in der Gr.
Landesgewerbehalle eingesehen we-rden.

Austand.

Frankreich.

P a r i s, 24. Oktober. Jn parlamentarischen Krei-
sen wirü lebhaft die Thatsache erörtert, daß sich der Justiz-
minister, der Handelsminister und der Ackerbauminister
gestern zum Finanzminister Rouvier begeben haben, um
ihm mitzuteilen, daß sein Entwurf übyr die Eiir-
schränkung der P r i v i l e g i e n der bäuer -
lichen B r a n n t w e i nb r enn e r e i en in ihren
Wahlbezirken eine große Verstimmung hervorrufen
werde. Finanzminister Rouvie r erklärte, er müsse
seinen Entwurf aufrccht erhalten, so lange man ihm nicht
eine andere Einnahmequelle biete, um das Gleichgewicht
des Budgets herzustellen. Von nationalistischer Seite
wird behauptet, dieser Schritt beweise, daß zwischen den
Ministern ernste Memungsvorschiedenheiten herrschten.

Paris, 24. Oktober. Jm heutigen Minister-
rat teilte der Mnister des Auswärtigen, D e l c a s s e,
mit, China habe neuerdings verlangt, daß die Mächte
shre T r u P p e n a b t e i l u n g e n a u s Shanghai
zurückziehen möchten. Die französische Regierung
habe geantwortet, daß sie bereit sei, den Wünschen Chinas
,zu entsprechen, falls auch die Abberufung der übrigen
Truppen nach vorheriger Verständigung gleichzeitig er-
solge. Frankreich behalte sich außerdem das Necht vor,
von neuem Truppen nach Shanghai zu entsenden, wenn
die übrigen Mächte dies thun wollten. — Der Minister-
präsident C o ni b e s teilte mit, daß er am Nachmittage
Len Ausschuß des internationalen Bergarbeiterverbandes
empsangen werde, der ihn um eine Unterredung ersucht
habe.

Bulgarien.

Sofia, 24. Okt. Jn dem Prozeß gegen H a l j n,
den Mörder S t a m b u l o w's, ist gestern das U r-
teil gesprochen worden. Halju, dessen Alibibeweis voll-
ständig mißlang, legte schließlich ein G e st ä n d n i s ab.
Die Jury sprach ihn schuldig und bernrteilte ihn znm
Tode. Sehr Lange Zeit ist llerflosseii, ehe uiaii diesem
Halju ernstlich au den Krageu ging, uud in dieser Ver-
zögeruug, die einer Rechtsverweigerung erschreckeud ähulich
sah, ist ein Grund dafür zu finden, daß Bulgarieu einen
großeu Teil der Sympathieen verloren hat, die ihm vorher
so reichlich in Europa entgegengebracht wurden. Die
späte Sühue ist immerhin besser als keine, uud die gegeu-
wärtige bulgarische Regierung kann aus Auerkenuung rech-
rien, daß sie das ihrige gethan hat, um diesen Schandfleck
aus der bulgarischen Geschichte auszuwischen. Mit Haljn
ist freilich uur eiue der Hände getroffen, die das Verbrechen
begingeu, und es scheint uicht, daß der Prozeß Licht auf
die eigentlichen Anstifter geworfen hat, deuen es immerhiu
unheimlich geworden sein wird, als sie sehen mußten, daß
ihr Werkzeug jetzt doch von der Strafe ereilt wird. Be-
zeichnend ist es, daß die Verteidigung ein Alibi für Haljn
durch das Zeugnis des bekaunten Tüfektstschiew beizubringeu
versuchte, gegen den bekanntlich der ernste. Verdacht vor-
liegt, daß er selbst bei der Ermordung StambulowS eine
hervorragende Rolle gespielt hat.

Jtalien.

R o m, 24. Oktober. Bezüglich der Seerüube-
reien im Roten Meeer veröffentlicht die „Trib."
folgende Mitteilungen:

Nachdem gegen italremsche Staatsangehörrge im Roten
Meer Seeräubereien begangen worden waren, entsandte Jtalien
in Anbetracht der Nutzlosigkeit mündlicher Vorstellungen in der
Türlei Schiffe, um von den türkischen Behörden in Arabien
die Fesinahme und Bestrafung der Seeräuber zu verlangen.
Als die türkischen Behörden der Aufforderung des Komman-
danten nicht nachkamen, wiederholte dieser die Forderung
energisch. Daraus wurde von den türkischen Behörden eine
befriedigende Antwort erteilt. Die Behörden erklärten sich
bereit, gemeinsam mit Jtalienern auf die Seeräuber Jagd
zu machen, die Räuber streng zu bestrafen unü zu versuchen,
Las deu Jtalienern und den italienischen Staatsangehörigen
geraubte Gut wieder zu erlangen und den Wert zu erstatten.

„Ganz gewrß, Mutter, ich überlege ja iiur, wie es besser
für euch ist."

Ein heftiger Wiudstoß fuhr klirrend an dem Fenster hin,
datz die Scheiben erzitterten.

„Es wird ein schweres Wetter . . ." Die Frau stand schuell
auf und schlotz die Fensterladen.

Wenn der Vater nur erst hier wäre!"

An dem Seitensenster blieb sie längere Zeit stehen und
lllWe forschend hinaus. Der Himmel war ganz grau ge-
worden .... keln Boot ivar iveit und breit zu sehen auf der
See.

Girta hatc die Lampe augezündet, rückte die NLHmaschine
dicht an den Tisch und gleich darauf sauste das Band in die
Runde und dte Nadel flog cmf und nieder.

Die Mutter hatte nach dem Strickstrumpf gegriffen und
nun satzen die Berden erzählend imd auf jedes Geräusch lau-
fchend, beisammcn.

Drausten wurde das Wetter immer örger. der Wiud johlte
Lurch den Schornstciu und die Wellen klatschtea hart auf den
Strand.

(Forffetzung folgt.)

wenn das Gut nicht wieder erlangt werden sollte. Eine be-
stimmre Summe ist noch nichr festgesetzt; die Türkei erkannte
lediglich im Prinzip an, datz sie Schadenersatz leisten werde.
Matznahmen gegen die Seeräuber sind eingeleitet.

Aus Lladr und ^and.

Heidelberg, 2ö. Oktober.

-p Aus dem Stadtrat. Jn den Stadtratssitzuiigen vom 16.,
17., 23. und 24. d. M. wurden u. a. folgende Gegenstände zur
Äeniitiiis bezw. Erledigung gebrachl:

1. Die Vorlage an den Bürgerausschuß, betveffend die An-
schaffung eiuer Konzertorgel für die neue Stadthalle, wurde
festgestellt.

2. Dre Stellung der Leicheiifuhren für 1. April 1903-08
wurde dem Droschkenanstaltsbesitzer Karl Seppich um seiu Sub-
missionsangebvt übertragen.

3. Die Verbinduiigsstratze zwischen Klingenteich uud
Schlotzstratze erhält die Bezeichnung „Graiinbergweg".

4. An dem Hause Nr. 60 der Plöck soll eine Gedenttafel
für Seine Exzellenz den verstorüeneii Herrn Geheimrat Dr.
Ad. Kutzmaul angebracht werden.

6. Für die Folge sollen während des Weihnachtsmarktes
keine städtischen Budcn mehr zur Aufstellung gelangen.

6. Die Voranschläge des allgemeinen Ortsarmenfonds nnd
des Waffenhausfonds für 1903, des Evang. Almosenfonds
uud des Katholisch Kuhilschen Almosenfonds für 1903 urid 1904
wurden festgestellt.

, 7. Das Geschenk des Wirts Ph. Mayer auf dem Küiiigstuhl,
bestehcud iu einer Sammluiig von ihm selbst aufgenommener
Photographien von Landschaften aus der Gegend des König-
ftuhls iind Kohlhofs. wird füc dic städtische Kunst- und Alter-
tümersammlung unter dem Ausdruck des Dankes und unier
Anerkeimung der wohlgelungenen Aufnahmen angenommen.

8. Dem Herrn Stadtrat Professor Dr. Friedr. Eisenlohr
wurden aus Anlaß seines 60jährigen Doktorjubilänms die
Glückwünsche des Kollegiums ausgesprochen.

9. Für das der Höheren Mädchenschule anläßlich ihres
25jährigen Besteheus Leitens der Gcmeiiideverwaltuilg er-
wiesene Wohlwollen sprach die Lehrerschaft schriftlich ihren
Dank aus.

10. Nach der Zusaimneiistellung der Stadtkasse haben die
Verbrauchssteuern im September 15 642.89 Mk. ertragen.

11. Das Ergebnis der Holzversteigerung vom 17? d. M.
mit eiiiem Erlös von 304 Mk. wurde genehmigt.

12. Für das »eue Schulhaus in Neuenheim wurden die
Schreiner- und Schlosserarbeiten, die Herstellung der Natur-
Holz-Einfriedigung und der Terrazzo-Böden nach dem Vorschlag
der Kommission für städtische Bauten um die bezüglichen Sub-
missionsaugebote vergeben.

18. Fm September wurden im Schlachthaus 466 Stück
Grotzvich und 2122 Stück Kleinvieh geschlachtet, auf dem
Viehhof aber 67 Stück Grotzvieh mid 1840 Stück Kleinvieh
znm Verkans geüracht.

14. Für den zu bildenden Standesamtsbezirk Heidelberg-
Handschuhsheim ivurde der derzeitige Bürgermeister Herr Jo-
hann Fischer daselbst zum Standesbeamten und der Lortige
Ratschreiber Hcrr Schanühut zum Stellvertreter desselben in
der Veurtündniig von Gebnrten nnd Sterbefällen ernannt.

X Bortrng im Eonng. Bnnd. Die diesjährigen Winter-
vorträge des Evang. Bnndes habeu am letzten Donnerstag mit
dem Vortrage des Herrn Stadtpfarrers Dr. Richard Weit-
brccht über das Berhältnis des Illtranioutanismus zn Kunst
iiiid Litteratur eiuen anSgezeichiietcii Anfang gemacht. Nach-
dem der Redner de» Ultramontanismus als cin weltlich-poli-
tisches System charakterisiert hatte, das unter dem Deckmantel
der Religion alle christlichen Bölker, insbesondere die germa-
nischen, sich zn unterwerfen trachtet, zeigte cr, wie in Deutsch-
land, wo infolge der nachgiebigen Haltiuig der Bischöfe und
der ausschlaggebciiden Stcllung dcs Zentrnms die ultramontane
Gcfahr am grühten ist, in der römischen Kirche selbst eine
Reattion entstandeii ist, der Reform-Katholizismus, um das
katholische Volk Vvn dcn umstrickenden Banden des Ultramon-
tanismus zn bcfrcien. Wenn etwas die Augen öffnen lann
über die nationale Gcfahr, die in dem ultramontanen Sy-
stcme liegt, so ist es die Stellung des Ultramontanismus zu
Kiinst und Littcratnr. Es ist ultramoiitanes Shstem, wie der
Redner ans ultramontanen Ouellen nachwies, den latholischen
Tcil des dentschen Volkes von allen Kunst- und Litteraturer-
zeugnissen, in dencn das spezifisch Katholische nicht hervortritt,
abzuschließen. Deshalü lvird die akatholische Kunst und Lit-
teratur möglichst schlecht gcmacht, vor allem Goethe, dem es
nicht verzieyen wird, datz er in Rom sich seiner protestaiitischen
Erbsnnde srendig bewutzt worden ist. Nnr das gilt als künst-
lerisch schön, was von Katholiken verfaht ist und dcn katholischen
Standpunkt verrät. An Stelle der deutschen Jdeale werden die
Jdeale der katholischen Heiligen gesetzt, daher die unnatürliche
Prüderie. Der Redner braihte zahlreiche Proben aus nltra-
moiitcmen Littcraturgeschichten uiid Litteratuvblättern zum Be-
lege dieser Sätze, und versetzte die Zuhörer bald in Heiterkeit,
bald in Empörung. Wer es noch nicht gelvußt hat, der konnte
hier crfahren, dah im Ultramontanismns das Prinzip der Un-
knltnr steckt, nnd welch nngeheure Gefähr für unser nationales
Leben darinnen liegt, wcnn die Katholikcn und Protestanten
sich nicht einmal mehr in dem verstehen, was deutsch ist und
was schün ist.

z- Alitomobilsport. Morgen, Sonntag, den 26. Oktober,
vcranstaltet der Rheinische Automobilklub in Maiinheim für
seine Nkitglieder eine Fahrt Heidelberg-Königsstuhl. Dieselbe
beginnt nin halb 3 Uhr nachmittags. Der Start der rinzelnen
Wagen üefindet sich am Klingenteichweg gegenüber der Peters-
tirche nnd fahren die Wagen uber Molkenkuhr, Blockhaus nach
dem Königsstuhl. Ziel ist am Aussichtsturm. Da bedeutend
mehr Meldungen !vie im vorigen Jahre eingelaufen sind, so
ist zu erwarten, datz die Beteiligung eine sehr rege sein wird.
Programm zur Bergfahrt ist folgendes: Samstag, den 25. Ok-
tober, abcnds 9 Uhr, Zusammensein im Hotel „Kaiserhof",
Maimhcim P. 4. 6. Sonntag, 26. Oktober, vormittags 11 Uhr:
Abfahrt der Wagen vom Bahnhofplatz Mannheim HHotel Na-
tional) über Seckenheim, Edingen, Wieülingen nach Heidel-
berg. Nachmittags 1 Uhr: Gemütliches Mittagesscn im Städt.
Saalban. Nachmittags halb 3 Uhr: Beginn der Bergfahrt am
Klingenteichweg. — Nach dem Rennen Sammlung im Städt.
Saalbau, von dort gcmeinsame Rückfahrt nach Mannheim.
Starter: Herr Gust. Braunbeck, München, Ziclrichter: die
H-erren E. Nenmaier, Mannheim, und P. Reis, Ofsenbach.

"" Giu Vorschlng. Jn ein-em aus Heidelberg stammenden
Eingesandt in einem Mannheimer Blatte wird die Errichtung
eines c i s e r n e n S t e g s über den Neckar zwischen Thibaut-
straße und Keplerstraße vorgeschlagen. M-an könnte diesen Steg
für die geplante Ueberführung von Wasser- und Gasl-eitungs-
röhren benutzen, wodurch die eigentlichen Kosten für den Steg
sich sehr vermindern würden.

Jm Kaiserpanorama bleibt anf vielseitigen Wnnsch die
interessante Serie von der Düsseldorfer Ausstellung auch noch
ani Sonntag ausgestellt. Bon Montag ab wird Vorarlberg,
St. Anton bis Bodensee zur Vorführung gelangen.

—^ Polizeibericht. Ein der Zwangserziehungsanstalt
Flehingen entlaufener Zögling wurde hier aufgegriffen und in
polizeilichen Gewahrsam genommcn. Ein Spenglerlehrling
wurde Ivegcn Landstreicherei verhaftet. Wegen Unfugs kamen
zwci Personen znr Anzeige.

X Neckargemiind, 24. Oktober. (B ü rger a nssch u tz.)

Die gestern Abend abgehaltene Bürgerausschußsitzung bewil-
ligte mit 41 gegen 4 Slimmen eine einmalige Gratifika-
tion von 1600 Mart an den derzeitigen Bürgermeistec
W i r t m a n n aus Anlatz seines Dieiisrausrrirts arrs 1. Aa-
iiaar 1908.

Mannheim, 21. Ottober^ (Zu e x e m p l a r i s ch e n
Strafen) verurteilte die Ltrasiämmer die Taglöhner Wil-
helm Vogcl, Franz Darrge nnd Gusrav Fietzer, welche vor
einigeri Wochen den Lphriixen am Wasserrurm die Nasen ab-
schlugeii imd eiiien Wasserspeier beschädigten. Sie hatten den
Streich aus Wut verübr, weil ihnen ein Einbruchsöiebstahl
mitzluiigen war. Das Gericht eckairnte auf je 1 Jahr 1 Mvnar
Gesängnis.

Gölshansen, 24. Oktober. (Das Grotzherzogs-
paa r) hat der Gemeinde seine iiinige Tcilnahme an dem
Brandunglück ausgedrückt und 300 Mk. znr Verteilung an die
Braiidgeschädigten ül^rsandt.

Karlsruhe, 24. Oktober. (Das T o n t ü n stlLrfe st),
das die Konzertagenrur mid Mnsikalienhandlung von Hans
Schmid zn Ehren des Regierungsjubiläums dcs Großherzogs
beiäiisraliet hat, nahm heute mir der Aufführung von Hahdns
genialem Ainsikwerk „Die Schöpfniig" einen wohlgelungenen
Anfang. lintcr Felix Weingartners Leitung sand das Werk
ernc küiisrleiisch auKgercifte Jnterpretation, die Solisten Sister-
maiins-Fiäiikfnrt nnd Zur Mühlen-Berlin, vor allem aber
auch Rosa Ettinger-Newyork boten ihr Bestes und der aus
280 Dame» und Herren znsammengesetzte Chor, der von Herrn
Carl Beiiies-Baden vortrefflich eiiistudierr war, bor geradezu
Bewnnderiiswerics.

AuS Vadeu. Bei II e b e r l i n g e n am Bodensee wurden,
wie der „Seebore" üerichrer, in dem Spitalverwaltungsgrbäude
am Krummenberg bei Eiitferiiiiilg des Verpntzes in eiuem Zim-
mer altc Wandmalereien entdeckr, die im Stil-e des 15. Iahr-
hiinderts gehalten sind. Jn einer Ecke des Zimmers findet siä
ei»e Darstellnng des Sündenfalls.

Kleine Zeitung.

— Stuttgart, 24. Okt. Der Stadtpfleger des Lufr-
kurorts Herrenalb stellte sich sreiwillig dem Staatsanwalt
in Tübingen wcgen fünfzchiijährigsr Veruntreuungen
und Bücherfälschungen im Betrage von 20 000 Maik.

— Wnrzbnrg, 24. Okt. Jn Sendelbach bei Lohr
brannte ein Haus ab. Zwei vierjährige Knaben kamen
im Feuer um.

— Wien, 24. Okt. Bei der landwirischaftlichen
Sparkasse der Gemeinde Hohenruppersdors bei Gän-
serndorf wurden Untersch l eife in Höhe von 141000
Kronen entdecki, die wahischeinlich durch oen verstoibcnen
Kassierer Grinwaldt verübt wurden. Seitens emiger Ein-
leger ist Anzeige bei dec Slaatsanivaüschaft erftattet.

— Budapest, 25. Okt. Jn Agram wuide abends
6 Uhr ein starkes, wellenförmiges, vier Sekunden andauern-
des Erdbeben verspürt, was eine große Panik erzeugie.

— Washington, 24. Okt. Tie Blättermeldung, Alice
Roosevett habe sich veilobt, wird zuständigcrjeits für
unbegründet crklärt.

Meater- und KunjtnachriHten.

-r- Heidclberg, 26. Oktober. (S t a d t t h e ci l e r.) Aton-
tag, den 27. d. M., vringt das Stadtrhearer zwei Stücke Goe-
thes — das emaktige Tchanspiel „Die Geschwffrer" und das
fünfaüige Dmma „Clavigo" — in sorgfältigrr Besetzung der'
'Hauptrollen. Jm erstcn Stücke spielen Frl. Marhilde Bauer
und die Herreu Holstein und Sigl — in „Clavigo" die Damen
Hartmann, Vogel und die Herren Brandt, Erkhof, Feldner,
Holstein, Neitz nnd Wagner.

Raoul Koczalskis Lper „Rymond" errang bei ihrer Ur-
aufführung am Elberfelder Städttheater am 14. d. M.
ein-en warmen, dnrch Hervorrufe des Komponisten bekräftigren
Erfolg, und der den Kinderschuhen entwachsene Wunderpianisi
hat mit dieser setner Opernerstgeburt zum Wunderkomponisten
nmgesattelt. Trotz aller begreiflichen Uiireifheiten in Bezug
namentlich anf die feinere Compositionstechnik steckr so oiel
starke Begabuug im Rymond, es ist so viel ehrlicher Ernst'
darin, datz allem Anschein näch von Äoczalski noch große Dinge
zu erwarten sind. Vor allem flietzt ihm eine wahrhaft goldige,
melodische Ader, und mit diesem Golde, welches diese Ader mir
sich fuhrr, kargt Koczalski riicht, er giebt es mit vollen Händen,
unbekümmert nm den nüchsten Takt — pahl es wird mir
schon etwas neues einfallen — mit einer in unserer erfin-
dungsdürren Zeit -erquickenden Freigebigteit. Diese Melodicn
'sind fern davon, abgedroschen zu sem, ohne deswegen nach
hypermodernem Rezept unfatzlich, geschraubt zu werden. Der
reiche Melodiensegen wirkt sogar auf die Dauer ein wenig ver-
wirrend und weickilich, es könnte mehr rhythmisches Knochen-
gerüsr vorhanden sein, auch ist Koczalski in der Modulatiou
noch etwas wahllos, in den Ueberleitungen, dem Zwrschenwerk
nicht immer geschickt. Doch das Ganze mutz unbedingt als ein
glücklicher Wurf bezeichnet werden. Und gar in der Jnstru-
meytation ist ein crstaunlicher Sinn für Wohlklang und nicht
wenig geschickte Charakteristik zu bcobachten. Der Text ent-
faltet ein Stück polnischer, genauer gesagt lithauischer Ge-
schrchte vor uns und schildert dre Euiführrmg des Christenrums
daseTbst im Jahre 1280. Für rege Bewegung, für Aufzüge
und grohe Aktionen, Chöre, Einzel- und Ensemblesätze ist
hinlänglich gesorgt; ein symbolisches Ballet bildet Anlah zu
allerliebsten Tanznummern. Die Oper hai trotz unleugbarer
Sramatischer Sch-wächen Aussicht weiterzuge^n, zumal wenn
beim Publikum etwas Beliebtheit des ausgezeichneten Pianisten
in Frage kommt. Jnszenierung nnd Orchester unter Gebrath
nnd Baldreich waren hervorragend. Von dsn Darstellern srnd
die Herren Mel (Rymond), Spies (Witenes) und Frl. Bos-
senberger (Sophie) hervorzuheben.

Kandek und Merkeyr.

Mannheim. 24. Oktbr. (Aktien.) Oberrh. Bank 107.00 G-
B.. Rhein. Creditbank 140.25 G. B.. Rheinische
Hypotb.-Bank 180.20 B. —G, Brauerei Kleinlein, Heidel-
berg 155.- G. —B., Schrödl'sche Brauerei-Aktien 167 — G.
—.— B, Portland-Cement Heidelberg 105.— G. —B.

Frankfnrt, 24 Oktbr. Effektensozietät. Abends 6'Z Ubr-
Kreditaktien 212.80-70-80 b, Vreuß. Hyp.-Bank 1200er 99.2)
b. u. G„ Diskonto Kommandit 187 b., Anatol. Eisenb. (60'/»)
92.25 b. u. G„ Hamburg-Amerik. Packetfahrt 101.80 b. cpt-,
Nordd. Lloyd 10160 b. ult., 10l.70 b. cpt„ 3proz. Portugtese»
31.50 b. u. G. Türk. Lose 121.20-60 b.. 5proz. Bulgaren 90.80
b. u. G.. Bochumer 170.70 b-, Laura 198.50 b„ Oberschl. Eisen-
industrie 93.40 b„ Bad. Zuckerfabrik 71.25 b. u. G.

6'/, bis 6'/, Uhr: —.

An der Abendbörse wurden Türk. Lose zu wesentlich höheren
Kursen umgesetzt, die übrigen Gebiete lagen stillund unveränderl-

Heidelberg, 25. Oktober. (Marktpreise.) Heu der Zentner
^L 3.20—3.50, Korn-Stroh der Ztr. ^L 2.20-2.50, gew. d. Ztr-
^L 1.80—2 00, gelbe Kartoffeln der Zentner X 2.29—2.30,
Salatkartoffeln 4.20—4.50 ^L, Butter in Ballen ^L 1.05—1.10-
in Pfd. ^L 1.10 -1.20, Zwiebeln d. Pfd. 5-6 Knoblauch 35
Bohnen 20-25 Geb. Gelbrüben 2-3 Rosenkohl d-s Pf°-
 
Annotationen