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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256-280 (01. November 1902 - 29. November 1902)
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Deulsches Neich.

— Der „Reichsanzeiger" meldet: Der bisherige vor-
tragende Rat im Auswärtigen Amt, von Frantzius, ist
unter Verleihung des Charakters als Wirkl. Geh. Rat mil
dem Prädikat Excellenz zum Direktor im Auswärtigen Amt
ernannt worden.

— Zu der Notiz: Die Kousumvereine nnd der All-
emeine d euts ch e Geu oss ens ch a f s verb an d iu Nr. 260
rstes Blatt wird uus geschrieben, daß die Mitteilung aus dem
Bureau des Allgemeinen Verbands stammt und vergißt, das; der
Verband der Thüringer ebenso wie der der Süddeutschen Konsnm-
vereine aus dem Mgemeinen Verband ausgeschieden ilt, daß die
Vereine der Provinz Sachsen anch zu erheblichem Teil — die
großen alle — ebensalls ausscheiden und einen besonderen Verband
bilden. Es werden außer einer kleineu Zahl Einzelvereinen nnr
der Rumpf der Provinz Sächsischen Konsnmvereinsverbands neben
dem Lansitzer und Schlesischen Verband im Allgemeinen Verband
bleiben.

Deutscher Weichstag.

Berlin, 7. November.

Zu ß 5 des Zolltari f g esetz es, der in 14 Nummern
die zollfrei bleibenden Gegenstände aufzählt, liegen 9 sozial-
demokratischc Anträge Albrecht und ein freisinniger
Antrag Müllcr-Meiningen vor.

Abg. Stadthagen (Soz.) begründet die sozialdemo-
kratischcn Anträge. Er müsse sehr lange sprechen. (Viele Ab-
geordnete verlassen den Saal.) Es sei mit dem Wesen des
Parlamentarismus nicht vereinbar, wenn bei so wichtigen Be-
ratungen das Haus anch nur während der Beratungen selüst
nicht beschlutzfähig sei. Wenn man auch den einzelnen nicht
werde zwingen können, den Beratnngen zu folgen, so müsse
man doch daran denken, datz auch ivährend der Beratungen
auf Wunsch eines Mitgliedes die Beratungen abgebrochen
werden könncn, wenn das Hans beschlutzunfähig sci. Cr mnsse
um Entschuldigung bitten, wenn seine Rede ausführlicher
werde, als seine früheren Redcn, denn die Kompromitzparteien
hätten seine Partei gezwungen, über 17 verschiedene Themata
ZU verhandeln.

Während seiner langen Rede leercn sich die Bänke der
Rechten und des Zentrums völlig. Die Bänke der Liberalen
sind nur spärlich besetzt.

Jnzwischen sind vier Anträge Gotheins eingegangen.

Während der Rede des Abg. Stadthagen erscheinen noch
Staatssekretär Graf Posadowsky nnd Handelsministcr Moeller.

Redner bringt verschiedene „Scherze" vor: so sagte er, als
er auf den Bänken der Rechten mehrere Sozialdcmokratcn
sitzen sieht: „Jch höre keinen Widerspruch anf der Rechten und
schlietze darans, datz auch sie mcinen Ausführungen beipflichtet".
Mit Heiterkeit wird aufgenommcn, als er um 4 Uhr die Zoll-
freiheit von Netzgarnen zu besprechen beginnt. Um 4.40 Uhr
schlietzt er, nachdem er 4 Stunden und 20 Minnten gespro-
chen hat.

Es folgt eine lebhafte Geschäftsordnnngsdcbatte.

Abg. Brömel (freis. Ver.) beantragr, den gestrigen Be-
schlutz über die znsammenfassende Beratung des Paragraph 5
wieder iimznstoßen und die einzelnen Teile desselben zu be-
raten.

Uebcr die Zulässigkcit des Vcrfährens entspinnt sich eine
lebhafte Anseinandersetzung.

Schlietzlich beantragt Albg. Bassermann (natl.), we-
gen der Gefahr der Verschleppnng die prinzipielle Frage an die
Geschäftsordnungskommission zu nberweisen, im vorliegenden
Falle abcr gleich zu enrscheiden.

Dcr Antrag wird angenommen.

Unter Lärm des Hauses wird gegcn die Stimmen der Lin-
ken ein von der Rechten und dem Zentrum gestellter Antrag
auf Schluß der Diskussion für Paragraph 8 angenommen.

Abg. Singer (Soz.) verlangt für die sozialdemokrati-
schen, die Abgg. Gothein (freis. Ver.) und Müller-
'Meiningen (freis. Ver.) fnr ihre Anträge namentliche
Mstimmung.

Ein Antrag Stadthagcn (Soz.) auf Vertagung des
Hauses wird in namentlicher Abstimmnng, dic anf Antrag
Stadthagens stattfindet, mit 186 gegen 63 Stimmen ab-
gelehnt.

Es soll jetzt dic namentliche Abstimmnng nbcr das erste
sozialdcmokratische Amcndcment zn Paragraph 6 stattsinden.
Da nnr 183 Abgeordnete abstimmen, ist das Haus beschlu tz-
u n f ä h i g.

Montag 1 Uhr Fortsetzung.

Baden.

I'LO. Karlsruhe, 7. Novbr. Jn 8 bis 10 Tagen
wird das Erbgroßherzogspaar zu dauerndem
Aufenthalt hier eintreffen und vorerst im östlichcn Teile des
Schlosses Wohnung nehmen. Die Begrüßung des Erb-
großherzogspaares soll in feierlicher Weise erfolgen. Die
Stadt wird Flaggenschmuck anlegen und vom Bahnhof bis
zum Schloß werden Vereine mit Fahnen Spalier bilden. Der
Einzug soll unter Glockengeläute und Kanonendonner statt-
finden. Am Rathaus wird der gesamte Bürgeransschuß das
hohe Paar begrüßen und abends die vereinigten Männer-
gesangvereine vor dem Schloß ein Ständchen bringen.

Preußc».

Berli n, 7. November. Die „Berl. Pol. Nachr."
melden: Außer Zulagen sür die Beamten und Lehrer in
den vom Polentu m umstrittensten Gegenden dürfte
der nächste Preutzische Etat Positionen im Extra-
ordinarium enthalten betreffend ivirtschaftliche Hebnng
der zweisprachigen Landesteile dnrch Verbesserung der
Lortigen Wasserstraßen nnd Neneinrichtung nnd Erwei-
ternng von Häfen.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Hilfsarbeiter im Geheimen Kabinet, Legationsrat Tr. Adolf
Seyb in Karlsruhe die Erlaubniß zur Annahme und zuni
Tragen des ihm von dem König von Jtalien verliehenen Offizier-
kreuzes des Ordens der Heiligen Manritius und Lazarns er-
teilt, dem Bezirksarzt Medizinalrat Dr. Josef Kugler in Kon-

1813 in Wien entstanden und an Antonie Adamberger
gerichtet.

— New-Aork, 25. Okt. Wie die „New-York Staats-
zeitung" mitteilt, ist Herr Georg v. Goßler, ein Sohn
des preußtschen Kriegsminister, als Teilhaber in die Firma
Bunnell et Buchanan, Nr. 44 Brood Str. eingetreten und
die Firma ist infolge dessen in Bunnell, Buchanan et Cie.
umgeändert worden. Herr v. Goßler ist vor vier Jahren
hierher gekommen und bekleidete eine Stellung in dem Bank-
hause von Ladenburg, Thalmann u. Cie.

stanz die Bezirksarztstelle I in Mannheiin übertragen und den
Bezirksarzt Medizinalrat Dr. Albert Heinemann in Achern
in gleicher Eigenschaft nach Konstanz versetzt.

— (Finanzpraktikanten,) Von'den Finanzkandidaten,
die sich im Oktober d. I. dcr Staatsprüfung fnr den höhercn
Finanzdienst nnterzogen haben, sind nnter die Zahl der Finanz-
praktikanten anfgenommen worden: ErnstKaiser von Riedheim,
Heinrich Kavpe^s von Straßbnrg i. E,, nnd Max Klingler
von Neiihansen (Schweiz.)

Karisruye, 7. Noo. Der Großherzog nahm
heute Vormittag den Vortrag des Staatsministers von
Brauer entgegen. Hierauf empfing Seine Königliche Hoheit
den Königlich Preußischen Staatsm n.ster und Minister der
öffentlichen Arbeiten Budde, welcher sodann auch von der
Großherzogin empfangen wurde. Um 1 Uhr fand zn
Ehren des Ministers Frühstückstafel statt, zu welcher auch
der Königlich Preußische Gesandte von Eisendecher und der
Staatsminister von Brauer mil ihren Gemahlinnen geladen
waren. Heute Abend besuchen die höchsten Herrschaften das
Konzert im Konoersationshaus.

Ausland.

Asien.

Peking, 5. Nov. Der „Times" zufolge hat die Kaiserin-
Witwe plötzlich den Entschluß gefaßt, von dcr Hankau-
Peking-Linie eine Zweigbahn nach den westlichen
Gräbern bauen zu lassen. Die Bahn, die eine Länge von
30 engl. Meilen haben wird, soll ausschließlich von
Chinesen gebaut werden. Der Korrespondent macht daraus
aufmerksam, daß dies der erste Fall ist, in welchem die
Chinesen ihr Vonuteil gegen die Eisenbahnen fallen ge-
lassen haben.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 8. November.

cv Kunstvcrcin. Doppelr imcressieren wird in diescr Woche
die Ausstelluug des Kunstvereins, da neben auswärtigen Zu-
senduugen mehrere sehr bcachrenswerte Gemälde hiesiger
Künstler anzutreffen sind, Zwei rechr duftig gehaltcue Bilder
„Kaiscrsberg i. Elsatz" iiud „Liebenzell a. d. Nagold" von Karl
Weitzer bezeugen, datz der Künstler sciuer früheren subtilen
Manier treu geblieben isr. Dic Motive sind glücklich gewählt
und die Durchführnng ist sehr respektabcl. Von Guido Schmitt
hier treffcn lvir zwei Genrebilder in ebenfalls peinlich genauer
Ausführung an: „Edelweitz" nnd „Wanderers Rast". Die
Komposirioiien sind recht hübsch, auch ist die Farbengebung eine
gnte. Aiehrere Gemälde, Motive aus Bernau (Schwarzwald),
am Gelmrtsorr Prof. Thomas, iu modcrner Auffassung nnd sehr
flottcr Behandlnng bringt der hiesigc Künstler Karl Bartels.
Die stlmmnngsvollen Bilder: „Nach dem Regen" und „Auf-
ziehendes Gewitter" wirken besvnders durch feine Farben-
znsammenstellung interessnnt. Osthoff, Karlsruhe-Heidelberg,
ist mir einer grötzeren Kollcktion breit gemalter Landschaften
vertrcten. An den Arbeitcn: „.Sonniger Upriltag", „Mond-
ausgang im Frühjahr" nnd „Försterei" ist seit seiner letzten
Ausstellung ein grotzer Fortschritt bemerkbar. Jm „Eichen-
wald" und „Birken nach dem Rcgen" sind gut gesehen und
kräftig gcmalt. Eincr wirknngsbollen 5tohlenzeichnung bon
Osthofs: „Am Brnnnen vor dem Thore" sei hier noch Erwäh-
nung gethan. Frl. M. Waag-Karlsruhe sandte zwei Por-
träts und die Zeichnung eines männlicheu Kopfes, letztcre ist
m Anffassnng nnd Technik recht.gut. Phantastische Bilder sehen
wir von H. Plock-Karlsruhc; der „Wächter des Heiligtnms"
nnd „kämpfende Ccntanrcn" sind wohl dic bemerkcnswertcstcn.

j Stadttcil Schlicrlmch. Es vcrlautet, datz zur Zeil Ber-
haudluugeu im Gange sind, nm in Schlierbach ein Grund-
stück sür ein cvangclisches Kirchlein zu erwerben.
Freimde des Vorhabens beäbsichtigen, Sonntag, den 14. De-
zemüer, einc musikalische Christmette zu vcran-
staltc», dcren Ertrag die Erstlingsgabe für eüren zu grün-
denden Kirchenbaufond Schlierbach scin soll. Die Christmette
wird in der H e i l i g g e i st k i r ch e abends um 6 Uhr statt-
finden unter freundlicher Mitwirtüng hervorragender musika-
lischer Kräste aus der Gemeinde, sowie des Evang. Kirchen-
chors. Es ist zu hoffen, datz die Beteiligung, schon nm dcs
schöncn Zweckes willen, recht groß sein wird, Darnm empfiehlt
cs sich im beiderseitigen Jntcresse, kcine andere mnsikalische
Beranstaltung anf diesen Tag odcr in seine nächste Nähe zn
legen.

-r- National-sozialer Berein. Die bisherigc freie national-
soziale Vercinigimg hat sich in ihrer Sitzung vom 11. Oktober
in einen national-sozialen Verein umgcwandelt. Zum Vor-
stand wurde erwählt: Medizinalcat Dr. Kürz, zum Kassier
.Kaiifmaim Nuzinger, zum Schristführer cand, cam. Röttinger
und zn Beiräten Prof. Dr. Deitzmcmn nnd Maler Schuppcl.
Der Vcrein hat seine politische Thätigkeit wieder aufgenommen
und wird wie bisher auher den Mitgliederversammlungen mo-
natlich eine öffentliche Versammlnng abhalten, wozu jedermann,
der politisches Jnteresse hat, willkommen ist. Die Versamm-
lungen finden im „Prinz Max" statt.

X Psalzaaumilitiirvereins-Berband. Von Seiner Königl.
Hoheit dem Großherzog ist die Wahl des Landgerichtsrats
a. D. und Oberleutnants der Reserve Dr. Bauer zum I. Vor-
sitzenden des Pfalzgaumilitärvereiiis-Verbandes bestätigt worden.

O Vercin gegen Haus- und Stratzenbettel. Jm Monat
Oktober wnrden müerstützt 1800 Personen.

o. Zum Konzert Wedekind wollen wir noch nachtragen, daß
der schöne Flügel ein Berdnx-Flügel und von der Musikalien-
handlung von K. Hochstein hier zur Verfügung gestellt war.

* Prof. Wundt aus Leipzig wird nach ietne: Pensionierung
hierherziehen. Er hat das Anwesen Plöck 48 erworben.

O Strafkammersitzung vom 7. November. Vor-
sitzender: Lcmdgerichtsdirektor Dr. W e st; Vertreter der Grotzh.
Stcmtsbehörde: Staatsanwalt Dr. S e b o l d. Die rohen, maß-
losen Ausschreitnngen, die sich eine Anzahl 18—20jähriger
Burschen am 6. Juli in und vor der Wirtschaft zum „Pfälzer
Hof" in Kirchheim zu Schulden kommcn lietz, fanden hcute ihr
gerichtliches Nachspiel. Scchs dieser gewaltthätigen Burschen
zieren heute die Anklagcbank, während ein siebenter seine Bc-
strafnng durch das Militärgericht zu erivarten hat. Die Strei-
tigkeiten hatten ihren Grnnd in dcm tiefcn Hasse der Kirch-
hcimcr Bnrschen gegen Nutzheimer Burschen, die in Kirchheim
als Maurer in Arbeit stehen, und gegen den Wirt Reinhart
zum „Pfälzer Hof", Ivo die Fremden viel verkehren, und kamen
dadnrch zum Ausbruch, datz am Nachmittag des 6. Juli der
Taglöhner Georg 51 ocher im „Pfälzer Hof" gegen Rutzheimer
drohende und herausforderude Redeu falleu lietz, infolgedessen
cr Schlägc erhielt. Darauf holte cr seine 5kirchheimer Kame-
raden, ctwa 18—20 Mann ans eiuer Wirtschast herbei, die nun
gewaltsam in öen „Pfälzer Hof" drangen. Als die Rutzheimer
sich wehrten, entspann sich ein wütender Kampf, in welchcm mit
Mäsern, Stühlen u. s. w. aus der Wirtschaft heraus und von
autzen in dieselbe hineingeworfen wurde. Auch Revolverschüsss
ficlcu. Das Haus wurde an Fenstern, Rollläden und Thüren
stark beschädigt. Während des Tumnltes wurde dem Wirte eine
schmere Verletzung am Kopfe durch einen Schlag oder Wurf
mit einem Stuhle beigebracht, an dercn Folgen er noch heute

lcidet imd die eine verminderte Eriverbsfähigkeli herbeiführte.
Dieser Thar verdächrig ist Michael Weber von Kirchheim.
Er, sowohl wie die übrigen Angetlagren werden nach langer
eingehender Beweiserhebung (43 Zeugen) als schuldig erkannt
imd das Gerichr sprichl folgende Srrafen aus: Taglöhuer Georg
Koche r imd Georg Melchior Ruppert wegen Laudsrie-
densbrnchs und Hausfriedensbrnchs je 1 Jähr 6 Monate Ge-
sängnis, abzüglich 3 Monate Untersnchungshast, Michael
Weber wegen erschwerten Landfriedensbruchs und erschwer-
ter Körperverletznng 1 Jahr 6 Monate Gefängnis, abzüglich
3 Monate Untersuchimgshast, Bernhard Kirchgetzner und
Leonh. W i n d i s ch wcgen Landfriedensbruchs je 9 Monaie
Gefängnis, äbzüglich 1 Monat Untersuchungshaft und Josef
Steru wegen Landfriedensbriichs 6 Monate Gefängnis.

51 i r ch g e tz n e r, W i n d i s ch und Stern iverden sosort
berhafrer imd abgeführt. Die Uebrigen besinden sich noch in
Haft.

i Schöffengerichtssitzunfl vom 6. Nov. Die Verhandlimg
gegen Friedrich Heller von Schwetzingen wegen Unterschlagmig
und Vergehens gegen das Nahrnngsniittelgesetz wnrde vertagt:
Hermann Schwarz von Wieblingen erhielt wegen Körperverletznng
20 Mark Geldstrafe oder 4 Tage Gefängnis; Franz Bader nnd
Franz Krainer von Eppelheim wnrden von der Anklage wegen
Hansfriedensbrnchs und Bedrohung freigesprochen: Johann Spieß
von Neckargeniünd erhielt wegen Unterschlagnng 3 Tage Gefäng-
nis; Adam Schlick nnd Georg Wolf von hier wegen Diebstahls
je 10 Mk- Geldstrafe oder 2 Tage Haft; Elisabeth Fälmdrich
Ehefran hier wegen Körperverletznng 10 Mk. Geldstrase oder 2
Tage Gefängnis; Johann Maier von Klosterlobenfeld wcgen
Rnhestörnng, Werfens von Steinen anf Menschen nnd Körper-
verletzung 7 Tage Gefängnis nnd 8 Mk. Geldstrafe und Josef
Froich und Karl Kehr von da wcgen der gleichen Vergehen je
lO .Tage Gefängnis nnd 5 Mk. Geldstrase; Franz Habermaier,
in Hast hier, erhielt wegen Diebstahls 10 Tage 'Gefängnis:
Martin Schöpf, Friedrich Maier »nd Jakob Riminler, alle von
Kirchheün, erhielten wegen Nnhestörnng nnd Beleidignng je 2
Wochen Gefängnis; Georg Wolf, in Hast hier, erhielt wegen
Diebstahls 14 Tage Gefüngnis; Karl Erb, in Haft hier, wezen
Diebstnhls 6 Wochen Gefängnis.

— Polizetbericht. Verhaftct wnrde ein Taglöhner nnd ein
Schlosser weczcn Bettelns, ein weitcrer Schlosser wegen Betrngs
nnd ein Taglöhner wegen Hansfriedensbrnchs. Ferner wnrden
zwei 13jäb:ige Knaben aus Mnndenheim, die ihren Eltern ent-
lanfen war'N, von der Polizei anfgegriffen nnd im Psrllndner-
hans nnterge'isicichi. Znr Anzeige kam ein Taglöhner wegen
Knppelei, ein weiterer wegen Rnhestörnng nnd zwei Kolonial-
warenhändler wegen nnerlanbten Verkanss von Brnnntwein,

V. Handschulwheim, 7. Nov, (S t a d t v e r o r d n e l e n- -
wah l.) Hente fand hier die Wabl der Stadtverordneten statt.
Gewählt wurden Schreüiermeister Lanx, 5kanfmann Zimmer-
mann, Kaiifmcinn Mntschler, Landwirt E. Gerlach, Land-
wirt Sebastian Reinhardt, Gastwirt Martin L-chaaf, Land-
wirt Lndwig R ü ck, Müller Fritz H n b s ch nnd Manrermeister
Georg Schmidt, Von den bisherigen Gemeinderäten wnrde
nicht ein einziger gewühlt.

Weinyeim, 7. Nov, (Todesfall. — Alldentschcr
Verband.) Des Todes kalte Hand hat, wie bereits berichtet,
nnserer Stadt einen ihrer tüchtigsten nnd thatkräftigsten Mitbnrger,
Bnchdruckereibesitzer Wilhelm Diesbach, Begrnnder des hiesigen
Anzeigers, unerwartct rasch, fern der Heimat, aus diescr Zeitlich-
keit hinweggenommen, Gestern von Königstein im Taunus,
Ivoselbst er fcit einigen Tage» zur Kur weilte, als Leiche
hierher verbracht, wurde er hente imter ungewöhnlichcr Teil-
nahme zur Grabesruhe bestattet. Staats- und die Gemeinde-
üeamten, das Persvnal des Vorschutzvereins, dessen lcmgjähriger
Vorsitzender er war, der Krieger-, Turn- nnd Feuerwchrverein,
ihre Musikkapelle an der Spitze, gaben dem Heimgegangenen
das Ehrengcleite. Unsere Stadt ivird demselben für alle Zeit
ein ehrendes Andenken bewahren.

Der a lldeutsche Vcrband veranstaltete am letzten Mitt-
woch im „Eintracht"-Saale einen öffentlichen Vortragsabend. Herr
Professor Dr. Langhans ans Gotha hielt einen Vortrag in
schöner nnd ansfnhrlicher Weise über das Thema: „Der dentsche
Weltverkehr nnd seine Mittel". Reicher Beifall wnrde ihm hiefür
znteil,

ci. Eppingen, 7. Nov, (Wi n te rschnl e.) Am 3. d. Mts.
hat der Unterricht an der hiesigen landwirtschaftlichen Winter-
schnle mit dem ersten Knrse begonnen, welchem bereits 26 Schüler
angehören, Der zmeite Kurs (obere Abteilnng) nimmt am 1.
Dezember seinen Anfang; es haben sich zu diesein Knrse etwa
15 Zöglinge angemeldet, so daß die Anstalt 41 Schüler erhalten
wird. Die Schwesternanstalt im Kreise Heildelberg in Wiesloch
hat also dem Besnch der Schnle hier keinen Eintrag gethan.

-8- Vretten, 7. Nov. (Eine reicde Spende) für die
Click'schen Kinder traf gestern von den in Pforzheim ansässigen
Brettenern hier ein. Letztere, etwa 50 an der Zahl, veranstalteten
auf Anregung der Herren Fabrikanlen Mondon und Odenwald
eine Sammlung unter sich, welche daS schone Resultat von nahe-
zu 860 Mark ergab.

Freiburg, 7. Nov. (Ein nnliebsamer Zwischensall)
ereignete sich gestern Abend iin Stadttheater bei Aufführung des
Schauspiels „Schwester Fides". Es ist während des Stückes eine
Lampe anznstecken; dabei geriet aber, wie dies sehr leicht zn ge-
schchen Pflegt, der Papierschirni in Flammcn, doch wnrde das
bischen Feuer durch die Energie Frl. Hoffmanns sowie des Hrn.
Dircktor Bollmann rasch gelöscht und die Vorstellnng konnte,
nachdem eine gewisse Erregung im Hause sich gelegt hatte,
wieder ihren Kortgang nehmen. Die letztcre stand übrigens in
gar keinem Verhältnis zn der Unbedentendheit eines Zwischen-
salls, wie er auch in anderen Theatern einmal vorkommt, aber
man sah wieder an der Haltnng einzelner Theaterbesncher, daß
gegenüber solchen Vorkomninissen nicht nachdrücklich genug
empfohlen werden kanu, möglichste Kaltblntigkeit zu bewahren.
Es mag allzu Aengstlichen anch znr Bernhignng dienen, daß in
der Umgebung der Bnhne genngend Vorkehrnngen getroffen sind,
welche die Sicherheit des Pnbliknms nnd des Personals verbürgen.
Hrn. Direktor Bollmann nnd Frl. Hoffmann, welche für ihr
schnelles Eingreifen Dank verdienen, haben sich, wie wir hären,
glncklicherweise nur kleine Brandwnnden zngezogen. Uebrigens
hätten wir nicht gedacht, daß es in einem Stiick wie die „Schwester
Fides" es ist — Fener geben könnte.

X Freiburg, 7. Nov. (Von der Universität.) 166
Studierende schrieben stch bet der heutigen 2. Jmmatrikulation
für das Wintersemester 1902/03 ein und zwar 29 Theologen,
62 Angehörige der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät,
36 Mediziner und 39 Angehörige der philosophischen Fakultät,
darunter befindet sich eine Dame (stnä. msä).

ö.O. Billingen, 7. Nov. (Ein sehr bedauerlicher
Unfall) ereignete sich hier beim Sprengen von Felsengestein
bei den Korrektionsarbeiten der stillen Musel in Dürrheim. Eine
Dyamitpatrone war längere Zeit nicht zum Platzen gelangt,
worauf Bauunternehmer Nikola nach der Ursache sehen wollte.
Als cr sie in die Hand nahm, explodierte die Patrone und riß
denselben 4 Finger der einen Hand total weg. Nach ärztlicher
Aussage muß die ganze Hand bts zum Gelenke abgenommen
werden.

L. 0. Hornberg, 7. Nov. Bei dcn Bürgerausschuß'
wahlen sicgtc in der niederstbesteuerten Klasse die Liste des
sozialdemokratischen Wahlvereins mit 40 Stimmen Mehr«
heit, während bei den Klassen der Mittel- und Höchstbesteuerten
der Wahlvorschlag der bürgerlichen Parteien die Mehrheit erhielr.
Von dcn Wahlberechtigten hoben 75 Prozent abgestimmt.

L.0. Eugen, 7. Nov. (O b st tr a n s p o r t e.) Jm Monat
Oktober passierten die hiesige Station 1330 Wagen frisches Obst
aus der Schweiz mit eineni Totalgewicht von 12975215 üg nnd nist
einem Wert von 1214234 Frc. Sämtliche Wagen gingen übec
Jmmendingen nach dem Württenibergischen.
 
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