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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 305 (01. Dezember 1902 - 31. Dezember 1902)
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Forderungen der Stadtlehrer in der geeigneten Form und
zur rechten Zeit vertreten werde. Die ganze Angclegenheit
wurde darum dem Vorstand des Lehrervereins zur weiteren
Behandlung überwiesen. Damit haben sich die Hoffnungen
derjenigen, welche in dieser von Karlsruhe aufgeroücen
Frage schon eincn Keil erblickien, der in die geeiuigle
Lehrerschaft getrieben werden könne, zerschlagen. Die ganze
Bersammlung war oon dem einen Gedanke.i durchweht:
«ur mit und durch den Lehrerverein kann etne Sache des
Lehrerstandes vertreten werden; die Einigkeit über alles.

Bavern.

ünchen , 8. Dezeniber. Eine von den S v z i a l-
d e m o k r a t e n auf hente Vormittag (hier ist heute
Keiertag) zuin Zwecke des Protestes gegen die Ge-
bahrung der agrarischen Reichstag s m e h r-
heit in den Münchener Kindl-Keller, Atnnchens grötz-
ten Saal, einberufene allgeineine Volksversa in m --
lung war auherordentlich stark besucht. Da wegen der
morgigen Reichstagssitzung kein sozickldeinokratischer
Abgeordneter Berlin verlassen dars, referierte statt des
angekündigten Referenten Vollmar, Ednard Schmid, der
eine umfangreiche Protestresolution beantragte. Stndio-
sus Cohnstaedt kritisierte das terroristische umstürzle-
risck)e Verhalten der Reichstagsmehrheit nnd erklärte,
öatz die National-Sozialen mit der Resolntion einver-
standen sein könnten und kündigte an, datz Pastor Nau-
mann am Samstag hier sprechen werde. Kahn (Vp.))
verlangte Tcennung der Resolntion in zwei Teile und
bemängelte die. Angriffe auf Eugen Eichter. Hierüber
entspann sich grotzer Lärm, so datz der überwachende
Polizeikommissär vom Vorsitzenden verlangte, er solle
Kahn ausforderu, zum Thema zu sprechen. Schließlich
wurde die Resolntion mit allen gegen die 'L-timme Kahns
angenommen.

Elmv-LiNbringcn.

Stratzb u r g, 8. Dez. „Elsässer" und „Volksb.",
zwei Zentrumsblätter, bringen heute folgende gleich-
lautende Mtteilnng, welche offenbar von der bischöflichcn
Behörde ausgeht:

Durch cin iSchrcibcn vom 6. Dcz-ember hat S. Em.
Kardinalstaatssckretär Rampolla den 'hochwiivdigstcn Bischof
von Straszbnrg bcnachrichtigt, das; am genannten Tage die Vcr-
handlungen des heiligen Stuhles mit der deutschen Regie-
rung betreffs der theologischen Fakultät an der Universtät
Straszburg endgiltig abgeschlossen worden sind und die theo-
logische Fakultät vom hl. Vatcr bewtlligt ist.

Der „Elsässer" schweigt zu der Mitteiluug: der
„Volksbote" meiut verdrossen, er werde sich auch fürder-
hin siir die nene Einrichtung nicht begeistcrn können.

Aus dev Karlsrrrher Ieitung.

— Seine Königliche Hoheit der Groszherzog haben
den nachgenannten Offizieren, Sanitätsoffizieren und Militär-
beamten den Ordcn vom Zähringer Lötven vcrliehcn, und
zwar 1. das Ritterkreuz erster Klcrsse: dem Kaiserlich Japani-
schen Major At. Ono und dcm Oberstabs- und Regimcnts-
arzt des Kürassicr-Reglmcnts Hcrzog Friedrich Eugen von
Württembcrg (Westpreuhischen) Nr. 5 Dr. Friedrich Eble;
L. das Ritterkrenz zweiter Klasse mit Eichenlaub: dem Hanpt-
mann und Kompagniechef beim Kadetteichaus Oranienstein
Wilhclm b. Stutterhcim, dem Hauptmann und Lehrcr
bei der Kricgsschnle Cassel Julius b. Davan s, dent Haupt-
maitn und Lehrcr bei 'der Kriegsschule Metz Karl «pring-
mann. dcm Hanptmann nnd ckdjntanten dcr 60. Jnfantcrie-
Brigade Hcrmann Knaudt und dcm Kaiserlich Türkischen
Rittmeister Edhem Tahir - BeN ; 3. das Ritterkreuz zweitcr
Klasse: dem Obcrleutnant und Adjutantcn dcr 7. Feldartillcrie-
Brigade Edmnnd Bufe uitd dem Rechnungsrat nnd Militär-
Jntendantur-Sckretär a. D. Fedor Archangcli rn Karls-
ruhe.

— Bctriebskontrolleur Fricdrich Kehrbeck in Basel
tourde auf sein Ansuchen aus dcm Eiseubahndtenst entlasseu.

— Expcditions-' und Telegraphenassistcnt Emil Grah
Ln Ncckarelz wurde znm Obcrtelegoaphisten crnannt.

— Expeditionsassistent Wilhelm Söhner in Lcutcrs-
oerg wurde nach Offenbnrg, Expeditionsassistent Jakob Ber -
ger in Bruchsal zur Verselnmg einer Betriebsassistentenstelle
nach Karlsruhe, Expeditionsassistent Fabian Dcngler in
Pforzheim nach Bruchsal bersetzt.

Ausland.

Frankreich.

dlanry, 8. Dezember. Auf dem Bankett 'des
r epublikn n ischen Verband « s des Departe-
nrents Meurkhe-et-Moselle führte Kriegsminister General
Andrck in einer Rede aus, Lothrmgen sei nicht reak-
tionär, wie inan behauptet habe. Wohl habe es einen
Nugenbkick bon denjenigen, die behaupteten, -die Ver-
teidiger des Heeres zu se.in, irregesiihrt werdcn konnen,
aber es sei doch das Lcmd der Jeanne d'Are, die von dem
iKlerus, dem .irönig nnd den Grotzen- des Lan-des Per-
bainmk, nber niemals vom Volke verkasscn gewesen sei.
Andrck schlotz mit einem Hoch auf das Heer nnd den
Trinmph der Republik.

Rnsrland

Petersburg, 8. Dezember. An Heer näd
Flotte ist fokgender aus Livadia 3. Dezember (20. Nov.)
ausgefertigte Tagesbefehl bes Kaisers ergangen: Vor
26 Jahren, am 11. Dezembcr 1877, fiel P l e iv n a und
ber Weg znm siegreichen Vormarsch nnserer TruPPen
wurde eröfftret, der das Schicksal des letzten Krieges ent-
schied. An dein gödächtnisreichen Tage wollen wir nach
althergebrachter Sitte unser Gebet zn Gott emporheben,
für bie Seelenruhe des Kaisers Alexanber II. nnvergäng-
lichen Angedenkens, nach dcfsen Willen der sür Rußland
rmd die slavischen Völker der Türkei bedeiitnngsvolle
Kamps und die Befreiung ketzterer ersolgte, mtd des hoch-
seligen Kaisers Alexander III., der mit seincm erhabenen
Vater die Miihsal-e und Befchwerden des FeldUiges teilte,
sowie für alle Kameraden, die auf den Schlachtfeldern
Hes letzten Krieges gefallen sind. An diesem Siegestage
wollen wir aber auch den lebenden Teiknehinern an dem

wundervollen Triller nnd Doppeltrilleo namcntlich in der
grohen Ccrdenz des ersten Satzes — und krästigcm, schönem
Ton, Ivelcher auch die äuherste Höhe^ meistens mit tadel-
loser Sicherheit erstomm, in der Auffassnng aber erreichte er
bie Gro'he nnd Tiefe, welche bor allem dnrch Joachim ein
für all-cmal festgestcllt ist, nicht ganz, besondcrs gab sein
Hänftger schroffer Tempowechsel dem Kassischcn Wcrke cine ihm
fremde modenie Färbung.

Befreinngskricge Ehw erweisen für ihre Aiisdaiier, ihrs
Tnpserkeit nnd ilire grenzenlose Pflichtergebenheit. Sie
dienen ims als lebcndige Offenbarung der Ueberliefe-
ningcn, anf dencn die moralische Krast nnd Macht der
rnssischen Krieger begründet ist. Falls nach dem uner-
forschlichen Ratschlntz der göttlichen Vorsehnng imserem
Vaterlande eine Prüsung beschieden werden sollte, bin
ich iiberzeugt, datz mein riihmvolles Heer nnd meine
heldenmütige Flotte, die meineni Herzen teuer sind und
nahe stehen, ihre Pflicht dom Thrvne uird dem Vater-
lande gegenüber ehrenvolk ersiillen werden.

'Aus Lladl uno Land.

Heidelberg, V. Dezember.

x Bortrag. Wir machcn unscve Lescr auf dcn Vortrag
anfmcrksam, dcn Hcrr Dr. Sack morgen, Mittwoch, den 10.
Dczember, nm halü v Uhr abcnds im Saale bes Kaufmän-
nischcn Vereins (Hanptstrahe 45, 1 Tr.) haltcn wivd. Der
Gcgenstand: „Der Llampf gegcn die Geschlcchtskrankheiten,
cine soziale Notlvcndigcitk", ist scit dcr Begründung dcr „Dcnt-
schcn Gesellschaft znr Bekämpfnng der Geschlechtskrankheiten"
in -en Bordergrnnd des öffentlichen Jntercsscs gcrückt. Auch
in andcrcn dentschcn Städten sind in dcr lctzten Zcit solchc
Vvrträge vor cincm aus Damcn und Hcrren znsammengesetz-
tcn zahlreichcn Hörcrkrcis gehaltcn worden. Sie bezwecken für
allc, ohne Untcrschied dcs Geschlechts, -te nötigc Bclehrung über
das Mas; der Gcfahren, die dem deutschen Volks-lcb-cn von dcr !
Vcrbrcitnng dicser Leiden drohen, sowic üüer die Mittcl und
Wcge znr erfolgreichcn Bekämpfnng dcrselben. Es Üarf dahcr
crwartct wcrdcn, das; auch in Kreisen der Heidclbergcr Be-
völkernng Vcrskändnis für eine so ivichtlge soziale Frage zu
findcn sein lvird. Da, lvie wir hören, die Form des Vortrages
die Anlvesen'heit von Damen durck)ans nicht ausschlieht, und da
die deutsche Fran, als Gattin und Mutter das Recht hat,
nücr ihre Haupterziehungssorge unterrichtet zu werden, so
kann man nnr wnnschen, dah der Besuch rccht zahlrcich und
nicht anf Herren allein beschränst blciben möge, znmal als
der Eintritt allen frei steht.

Stadtvcrordnetcnwahl. Wie aus einer Bekanntinachung
des Stadtratcs hervorgcht, werden mit Anfang dcs Jahres
1903 Stadtverordiietcnwahlen vorgenommen werden. Als vor
drci Jahrcn diesc Wahlen stattfanden, hob die Tagespresse her-
vor, dah der geringe Prozentsatz derjenigen, die sich an der
Wahl bctciligtcn, dcm Umstandc zuzuschrciben sei, datz die
Wahlvorschläge zu knrz vor dcr Wahlhandlnng veröffentlichl
wurdcn. Um einem solchcn Mihstande bei der üevorstchenden
Wahl vorznüeugen, haben sich gestern Abcnd die Vorständc
mchrercr hiesigcr Bürgervereine in dcr „Westendhalle" zu einer
Vesprechung znsammcngefunden und einstimmig beschlosscn,

I ch o n jetzt in die Wahlbewcgnng einzutreten, nach An-
hörung threr Mitglieder Wahlvorschläge zu machcn nnd sich
mit dcn Hcrrcn in Vcrbindung zu sctzcn, die ln früheren
Jahrcn dic VorschlagSliste anfgcstellt habcn.

X Sängcrverciniaung. Jn ciner gcstern Abcnd abgehal-
tenen vollzählig besnchtcn Versammlung dcr Vertreter sämt-
licher hiesiger Gcsangvereine Ivnrde zwecks einhcitlichen MÄ-
wirkcns bci gröhcrcn Festlichkeiten und behuss Verfolgtmg ge-
meinsamer Zicle eine Vereinign n g aller hiesigcn Sän-
gcr nnter dcm Namen „Heidelberg -e r Sünger-
sch aft" gegründet.

Das Kniser Pn»ornmn slell-t gegenlvärtlg eine fiir die
Ildventszeit sehr glücklich gelvählte Serie ans, anf w-elche
Ivir bcsvnders anfnierksam machen möchten. Es führt den Be-
snchcr naeb Palästina nnd vcrsctzt nns im Geiste an jcn-e hei-
ligen Stättcn, die zu schcn der unerfüllte Wnnsch Bicler ge-
blicben sein mag. Greifüar nnd deutlich licgen sie vor uns
Jaffa und Bethle.hem, Nazarcth, Romleh nnd Jernsalem. Wir
verwerlcn am Sce Tiberias, dem Schanplatz der Hanptlehr-
thätigteit und zahlreicher W.undcr dcs Hcrrn, bestcigcn den
Oelbcrg nnd schauen dcn Garten Gcthsemanc. Ernst nnd fcier-
lich betreten Ivir die Grabcskirche in Jerufalem, eincn mäch-
iigen Bau, dcr nicht nur das heilige Grab selbst, son'dern auch
die benachbarte Krenzigungsstätte, den Hügcl Golgatha um-
faht. Ferncr sicht man die Via dolorosa, dcn Leideiiswcg,
den der Herr mit dem Krenzc beladcn gchen mnhte, anch dcr
Lcidenskirche, der Kirche znr Bcrki'mdigung nsw. statten wir
einen Bcsuch av. Es sind jedcs christlichc Gemüt erbauende nnd
müchtig crgreifcndc Aufnahmen des heiligen Landcs, dencn
nnr schvn ivcgeu ihrer tiefen rcligiösen Bedeniniig eincn recht
zahlreichcn Bcsuch ivünschen. Schr zweckentsprechend wäre es,
Ivenn dic Herren Lehrcr mit ihren Klassen in diesrr Woche das
Pmwraina besuchcn würdcn, da diese Aiifnahmcn zur Bolehrnng
der biblischen Geschichte sehr gceignct sind. Wii^ bekamit, be-
trägt der Eintrittspreis für Schnlcr bei klasscnweisem Be-
snche 10 Pfcnnig.

Cxpres-gntverkelir wäbrcnd dcr Weihnachtszeit. Zur Be-

wältignng dcs in der Wethnachtszeit gesteigerten Exprehgut-
verkchrs werdcn vom 18. bis einschliehlich 25. Dezember
lanfenden Fahres auf gewissen Strecken dcr badischen Staats-
ciscnbahn.en besondere Eil- nnd Exprehgüterzüge geführt, die
»eüst den zur Entlastuiig stark benützter Knrszüge angelegten
Ergänzungszügcn in erster Reihe der Beförderung von Ex-
prchgütcrn und von Eilgnt dienen. Dadurch soll anch beim
Vorhandensein gröherer Mengen von Exprchgütern die geord-
ncte Verladung, nnaufgehaltcne Bcförderung nnd sorgsame Be-
handlung dcr Sen-dnngen gcwährleistet werden. Die^ Ab-
gangszeiten der Eil-Exprehgüterzüge wevdon durch Anschlag
anf den Stationen bekannt gegeben.

Von der Eiscnbahn. Vom 15. Dezember dieses Fahres
an verkehrt auf der Strecke Mannheim-Friedrichs-
feld einc neuer Schnellzug zum Änschluh an dcn
nm 9 Uhr 26 Minuten vormtttags in Frcmkfurt eintreffenden
Schnellzug 3 von Heidelberg uach folgendem Fahrplan: Mann-
hcim aü 7 Uhr 58 Minuten, Fricdrichsfeld an 8 Uhr 10 Mm.
Zng 3 erhält in Fricdrichsfcld eincn Halt uud geh.t nm 8 Uhr
19 Minutcn daselüst ab.' Eine spätcre Abgangszeit des An-
schlus^uges vou Manuheim ist wcgen der Knrslage des um
8 Uhr 05 Min. vormittags iu Dkannheim abge-hendeu Zuges
21 nicht mögltch.

-p Nationalstenographic. Da iu hiesigcr Stadt m Schu-
len sowohl als durch Vcreinc die Stenvgraphie eifrige Pflege
fiudet, so dürfte es für die betreffeud.cn Kreisc von Jnteresse
sein, zu erfahren, dah auf der Ausstcllimg iu Düsseldorf in
der Abteilung 20 (Schulc und Untcrricht) von dcn drei aus-
stcllendcu Stcn-ographicschulen: Gabelsberger, Stolze-Schrey
imd Natimialstenographic der lehtcrcn allein einc Medaille
zuficl.

Vo. Aussicllun,,. Wic alljährl-ich, so vcranstaltet auch dic-
ses Jahr die Konditorci Emil Rocsler cine W e i h nacht s-
ausstellnng. Dtcsmal ist es einc schr gelimgene Zwcrg-
höhle. Wir Ivollen nicht verfehlcn, anf diesclbe hmzuweisen.

Auf der Schlittschuhbahn gcstürzt ist gestcrn eine drei-
zchnjährige Schülerin; dieselbe brach. das linke. Wadenbein
und wnrde nach Anlegung eines Nowerbandes mittels Droschke
in ihre Wohnnng vcrbracht.

x Polizcibericht. Vcrhaftet wurdc ein angeblicher Student
ivegen Betrugs, eine Frau aus Arnstadt wegen Unterschlagung
nnd Berstrickimgsbruchs, ein Maurerlchrling wegen mittcl-
losen Umherziehcns, zwci Taglöhner zur Straferstehung und ein
Zigarrenmacher lvegen Bcttelns. Wcgen Unftigs kamen sechs

Personen zur Anzeigc. Verhastet lvurde fenier ein Student,
der nwhrerc Ileberzieher entwendet und versetzt hatte.

x Weinheim, 7. Dezember. (Der hiesige Srng-
vcrcin feierre am letztcn Samstckg das Fest seines 60jähri-
gen Besteheus in erhebendcr Weise. Das Fest war sehr stark
besucht.

X Mnnnheim, 8. Dezember. (S t ä d t i s ch e s.) Jn der
Zcir vom 1. November 1902 bis 1. Mai 1903 söllcn auf
städrische anherordentliche Umcrnehmungen folgende Beträge
znr Verwcndung kommcn: Tiefbanamt 1 855 608 Mk., Hwch-
üaumnt 331 000, Strahcnbahnamt 363 000 Mk., Fcsthallcnbau
486 035 Mk., Gas- und Wasserwerk 30 100 Mk., zusammen
3 105 743 Mark. Darimtcr befmden sich ca. 600 000 Mk.,
welchc settens der Stadt zur Verminderung 'der Arbertslosig-
keit bestimmt sind.

Brnchsnl, 8. Dezcmber. (B e s i tz w e ch s c l.) Herr
Ettwein, Besitzer dcs Hotel „Znr Post", hat dasselbc für den
Preis Vvn 154 000 Nkark an Herrn Heinrich Wetdrn aus Mann-
hcim verkanft. Die Uebergabe erfolgt im kommenden Früh-
jahr. ,

8L Bruchsnl, 8. Dczembcr. (Ein h e i t e r e s P r ä-
l u d i um z n den R e i ch s r a g s w a h I e n) spiclte sicki
gestern in Langenbrücken ab. Jn das Gasthaus „Zum
Adler" ivar eine sozialdemokratische Versammlung anberaumt,
in der Reichstagsaügeordiietec Geck übcr die Thätigkcit des
Rcichstages sprechen sollte. Zur gesetzten Zeit erschien aber,
ivie die „Badische Presse" berichret, unter Assistenz eintger ans-
ivärtiger Genosscn Hcrr Engen Geck, der crklärte, dah der Herr
Reichstagsabgeordncte zu seincm Bedaucrn nichr erschetnen
! könne und er deshalb lctztercn vertreten wolle. Aber schon die
erstcn Sätze riefen heftige Erwidcrnngen hcrvor. Ein weitercr
Versuch dcs Redners, zum Worte zu kommen, wnrde dnrch
dic „Wacht ain Rhein", die man für zeitgemäher hielt, als
sozialistische Reden, nnterdrückt. Nach einem Vorposteuycfecht
der sozralissischen Agitatoren mit ihren nächften Tischnachbarn
crschien crm Tische der Hauptgcgncr ein sozialistischcr Parla-
nicntär, wclchcr mn Gehör bat, doch ohne Erfolg; 'dcmi sofort
branste „Dcutschland, Deutschland, übcr allesl", in welches
Lied selbst die schmncken Kellnerinnen mit ihren zartcn Mäd-
chenkehlen einstimmten, durch dte Nänme. So wurden die
Sozialdcmokraten untcr heftigen Redcn und Gegenrcden bts
zum Abgang ihrcs Zuges bclagert. Nachdem Bürgerineister
Ziegelmaycr noch ein Hoch auf den Kaiser ausgcbrach-t hatte,
zogen die frcmden Herrcn davon, ohne ein verständliches Wort
an den Mann gcbracht zu habcn. Sie versprachen jedvch, später
den Herrn Rcichstagsabgeordneten selbst schicken zn wollen.
Ob Wohl dieser niehr Glück habcn wird? „Jn Langenbriickcii
ist kcin Bodcn für die Sozialdemokvatia" hörte man überall
sagen, wo der hnmorlstisch-dramatische Vorgmig besproch-cn
ivnrde.

-i- Pforzhcim, 8. Dezemüer. (R e v o l v e r h c l d.) Ge-
siern Abend gerieten in Würm zwei jimge Leute aus Wurmberg
und cine Gescllschast Würmcr in der „Linde" in Wortstreit,
Ivorauf dcr Wirt dic nnrnhigen Gäste aus semem Lokal weg-
lvics. Auf der Strahe setzten sich dann die Händel fort und
plötzlich fielen vicr Schüsse. Dcr etwa 24 Jahrc alte ledige
Bijvntier Wilhelm Glaser von Würmberg schoh vicrmal mit
scinem Revolvcr. Eine Kugel, dic einem Würmer gcgolten
hatte, strccktc deu eiwa achtzehujährigen Göhring bon Wurmberg
nieder. T-cm Göhring drang das Geschoh nnter dcm rechten
Arm in die Brnst. Der Getroffcne verschied nach esiva 10
Asinuten. Eine andere Kugcl traf den etwa 24 Jahre alten
lcdigen Goldschniied Kurkhavdt von Würm unterhalb der
sechstcn Rippc in die lin-ke Seite und verletzte ihn so schwer,
dah er kanm mit dem Leben davon kommen wird. Das Ge-
richt war bald nach der That zur Stelle. Der Thäter stellte
sich noch am Sonntag Abend frciwillig dem Landjäger.

s- Pforzkieim, 8. Dezembcr. (Schadenfeucr.)
Gestcrii Nacht brach in dem Hinterhausc der Kienlestrahc Nr. 8
Feucr aus, vcrmutlich infolgc Ilnvorsichtigkeit, wclches in dem
Fabriklokal der Herrcn Stein und Co. cincn Schaden von ca.
12—15 000 Mark anrichtete. Der Gebändeschadcn soll ca.
2000 Mark betragcn.

-i- Waldshnt» 8. Dezembcr. (Gebnrrssest des
H e g a u s ä n g c r s.) Anlählich der 70jährigen Geburtstags-
fcter des Hcgansängers Stockcr gingcn demselben 33 Tele-
grnmme nnd gegen 200 Zuschriften zu.

Konstanz, 8. Dezember. (U e b c r f a h r e n.) Der schwei-
zerischc Stcuerrevisionsaufse'hcr Tanner wurde heute, als er
bcim Ueüerschrctteu dcr Geleise stürzte, von einem Zug über-
fahreu uud war sofort tot.

Aus Baden. Vei eincr Ranserci in einer Wirtschast in
S ä ck i n g c n wars am 7. ds. M. abeuds der Arbeiter Gräm
den Mctzger Jehlcin von hicr die Stiego hinunter. Letzterer
erlitt so schlvere Bcrletzuiigen, dah an setnem Aufkommen ge-
zwsifelt wird. Grau wurdc verhaftet.

Kleirre Zeitrrng.

Lcipzig, 8. Dezember. Das Reichsgericht
berwarf die Revision des Direktors der H -ei 1 b r o n n e r
Gewerbeban k, I u ch s, der am 10. Otober wegen
Tcpotunterschtagung und betrügerischen Bankerotts zu 8
Jahren Zuchthaus durch das Schwurgericht verurteilt
worden war.

— Der Cngliostro des Zaren. Das Geheimms dcs spiri-
tistischen Jenseits schwcbt über dem russischen Hose. Das Or-
gcm der konssisiitionell Gesinnten in Rußland „Osvobojdeme"
(„Die Befreiung") berichtet, dah in dcn dem Hose nahe-
jtehenden Krcisen dcr Einfluß der Hypnotiseurs und Okultisten
Philipps anf deu Zaren viel besprochen wird. Die Herkunst
Philipps ist ebenso duukel wie sein Berus, uach den einen
stammt er aus Aiarseille, nach dcn anderen aus Moutenegro
und wieder nach andereu aus Tschcchisch-Böhmen. Jm vergan-
genen Frü'hjahr stelltc ihn der Grvhsürst Nikolans Nikolaje-
witsch dem Zaren vor, der nun dem Einflusse des Hypnotiseurs
iu solchem Atahe verfallen seiu soll, dah er nichts mchr unter-
ninunt, ohnc ihu vorher zu befragcn. Die Ratschläge crfolg-
ten in spiritistischen Sitzungen, in dcrien der Geist des Zareu
Alexanders des Dritten zitiert wird, und seine Kundgebungen
solleii gegenwärtig t'iber das Schicksal des russischeu Volkes und
üas der katserlichcn Familie entscheiden. Die „Osvobojdeme"
versichert, ihre Mitteisimgen seien aus durchaus glaubwürdigm
Qucllcn geschöpft. Nach einer anderen Meldung ist Phtlipps
von Geburt Montcucgriner, aber durch Adoption Franzose. Er
wnrdc dnrch dte Grohfürstin Anastasia Nikolajewna, Tochter
'des Fürsten von Montenegro, „enrdeckt", die ihn im vergan-
gcnen Frühling an den russischen Hof brachte. Ein hochge-
stellte Beamter erklärte, dah Philipps ein gesährlicher Mensch
sei, dessen Gegeuwart am Hofe böse Folgeu haben könne.
Fed-cr hoffe, dah die Karserin-Wttwe nach Hrcr Rückkchr dem
Zarcn die Augen öffn-en und Philipps enffernen werde. Viels
befürchten, dah die Sitzungen nur der Deckmantel für schlim-
mere Dtnge seten, aüer es sind für diese Annahme keine Be-
weise vorhandcn. Nnr cins steht fest, nämttch, dah der Spiritist
über einige Grohfürssinnen und Hofdamcn eine grohe Gewalt
gewonnen hat.

Kandel und Merkeßr.

Mamihetm 8. Dezbr. (A ktie n.) Obcrrh Bank 92.— G.
B . Rbein. Creditbank 140 00 G. B. Metnische
Hypoth.-Bank 180 50 04. —B, Brruerei Kleiniein, Heidel-
 
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