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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 305 (01. Dezember 1902 - 31. Dezember 1902)
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3. Jm städtischcn chemischen LaLoraiorinm wurden im vor-
zgen Monat 9 Proben von Anis, 2 von Bier, 3 von Brot, 8
pon Honig, 1 von Stärke, S von Kaffee, 2 von Kanalwasscr,
jl von Trinkwaffer, 2 von Reckarivasser, 64 von Kuhmilch, 4
pon Nelken, 4 von Majoran, 6 von Petrolemn, 16 von Pfeffer,
sl von Wein und 7 von Zimmt unterfucht nnd dabei 1 Anis-
probe, 14 Mi'lchprobcn und eine Pfefferprobe beanftandet. Von
den 132 Untersuchnngen erfolgten 126 im Auftrage von Be-
Hördeu und 6 auf Antrag vmr Privaten.

4. Die Voranschläge des Evangclischen und des Katholi-
fchen Hospitalfondes für 1903 und 1904, des Katholischen
KauLschen Stiftungsfonds und der Höheren MLdchenfchnlklasse
Lür 1l'03 wnrdcn festgestellt.

8. Die durch den Rncktritt der Frau Ramstock Witwe frei-
getvordene Sammelstelle des städtischen Leihhanses wurde der
Ehefrau des Leopold Brunner übertragen.

6. Folgende Gescheilke zur städtischen Kunst- nnd Alter-
tümersammlrmg beziehungsweise zur städtischen BMiothek wur-
den dankend entgegengenommen: des Herrn Johann Krause in
Frankelirhal, bcstehend in einer Medaille auf das zchnjährige
Westehen des Mertumsvereins in Frankenthal, des Herr Real-
'lehrers Dr. Josef Aug. Beringer in Mannheim, bestehend
rn einem Exemplar seiner Schrift über Peter A. v. Verschaffelt
und sciner Auffätze über den kurfürstlichen Kabinetsportrait-
maler Heinrich Karl Brandt, und dcr Firma Amsler und
Ruthardt in Berlin, bestehend in Avci Anfichten von Heidelberg
stMannheimer- und Karlsthor).

7. Nach der Zusammenstcllung der Stadtkasse haben die
Verbrauchsstcuern im Oktober 14 769 Mark 6 Pfennig er-
tragen.

8. Das Gesuch des Portlalld-Zementwerkes Heibeilberg und
Mannheim um die Erlaubnis zur Herstellung einer Abschlutz-
zeile nilterhalb seines Turbincnhauses dahier wird nicht bean-
standet.

9. Die Wahl des Herrn Lanblvirts Christof Treiber zum
Zugführer des ersten (Steiger-) Zuges der 3. Kompagnie der
sreiwilligen Fcuerwehr wrirde bcstätigt.

10. Jm Oktober wurden 472 Stück Grotzvieh, 2264 Stück
Kleinvieh nnd 1 Pferd im Schlachthans geschlachtet, auf dem
WieMof aber 41 Stück Grotzvieh und 1860 Stück Kleinvieh
zum Verkauf gcbrachr.

Bon der Universität. Professor Crusius hat die Be-
rufung auf den Lehrstuhl für klaffische Philologie an dcr Uni-
versität München an Stelle des Geheimrats Christ nunmehr
a n g e n o m m e n.

** Ehrnng. Der Vorstand des Heidelberger Tierschutz-
bereiiis hat Herrn Geh. Rat Professor Dr. Kehrer in An-
erkennung seiner grohen Verdienste nm den Verein zum Ehren-
mitglied ernannt und ihm ein künstlcrisch ansgestattetes Diplom
zugedacht, das im Schaufenster von Elfenbeinschnitzer Werner,
Hauptstratze 163, ausgestellt ist.

x Berkehrsstörung. Der Berköhr auf der Elekirischen
Stratzeiwahn Heidelberg-Wies'loch wurde heute morgen infolge
Achsenbruchs an einem Wagen dcr Strahenbahn an der Rohr-
chacherstratze auf längere Zeit gestört. Der Wagen mnhte aus-
einander genommen werden.

-i- Polizeibericht. Ein Taglöhner wurde wegen Bettelns,
ein Bierbraucr wcgen Diebstahls unb ein Kaufmann wegen
Uebertretung der Geiverbcordnnng verhasret. Wegen Unfugs nnd
falscher Namcnsangabe kam eine Person zur Anzeige.

-r- Neckargemünd, 13. Dezcmber. (Durch den Ver-
ein für Nationalstenographie) Heidelberg iour-
Len hier in letzter Zeit zwei 5turse in genanntem Shstcm ge-
geben. An denselben betciligten sich insgesamt vierzig Per-
sonen. Die Unterrichteten haben bis jetzt, d. h. in 2 bis 3 Mona-
ten znm gröhtcn Lcil eine schöne Fertrgkeit in der Kurzschrift
«rrungen. Einige schreiben 80 bis 100 Silben pro Minute.
Zum Zwecke der Forrbildruig und wciterer Kursc hat srch ans
Ver Zahl der Teilnehmcr nnnmehr ein Verein gebildet. Erster
Wor>rhender ist Herr Bureauvorsteher Oppel, zweiter Vor-
fitzender und Schriftführer Hcrr Ratschreiber Reusch, Kassier
'Herr Max Kraus rmd Unterrichtsleiter Herr Stumpf.
Um auch weitercn Kreisen Neckargcmünds Gelegenheit zu ge-ben,
fich bon dem Resultat des Unterrichts zu überzeugen, findet
morgen, Sonntag, eine öffentliche Vorführimg der neuen
'Stenographie statt, und zwar nachmtttags 3 Uhr im Schnl-
haus. 'Illle Freunde der Kurzschrift, insbesondere dre löblichen
geistlichen un-d wcltlichen Behörden wie auch speziell die Lehrcr-
schaft sind hierzu höflichst eingeladen. Die Nation-alsteno-
graphenvereine hon H-ei-delberg, Nkanniheimj. zWiesloch und
Ladcnburg wcrden cbenfalls erscheinen. Anschliehend an die
'ftenographischc Vorführimg wird Herr Reallehrer Götz ans
Heidelberg einen Vortrag halten übcr Stenographie im allge-
meinen mit besondcrer Berncksichtignng der Natiormlsteno-
graphie. Nachher ist gemütliches Beisammensein im „Anker".
Mögen sich recht vicle Freunde der Kurzschrift cinfinden!

4- Neckargemünd, 13. Dezemüer. (Unglück.) Gestern
passierte am hiesigen Bahnhof wieder ein Unglück. Bei der
Koppelung zweier Wagen geriet der erst seit kurzem ver-
heiratete Ersenbahnarbeiter Birkenmeier ans Zuzenhausen
zwischen zwei Puffer, wobei ihm me-hrere Rippen gebrochen
wurden, so datz ernste Gefahr für fein Leben besteht.

Schwetzingen, 11. Dezember. (V e r s ch i e d e n e s.)
Die so früh eingctretene Winterkälte — wir haben in
exponierter Lage fast jeden Morgen 10 Grad Külte nach Reau-
mrir — fängt namentlich für kränkliche und besonders arme
'Leute nachgcradc an sehr empfindlich zn werden, da die Ar-
beiten im Freien voüständig eingestellt srnd. Doch bietet das
Brechen, Arifladen nnd Heimfahren des Eises in den Weihern
rmd Kanälen im Schlohgarten für die Brauereien einigermatzen
Ersatz. Das Eis hat bereits eine Dicke bon 16 Zentimeter.
Auch von Brühl und Ketsch tvird -das starre Itatz reichlich her-
beigefahren. — Jn letztcrem -Ort ereign-ete sich gestern ein be-
Lauernswertes Vorkommnis. Der 27jährige Schiffer A. Lim-
beck, welcher am Altrhein mit Eis'laden beschäftigt war, fiel
plötzlich run und war nach wenigen Mintiten eine Leiche. Er
hinterläht eine Frau und ein Kind. — Die anf der Hocken-
heimer Gemarknng stehende Backsteinfabrik des A. Keil-
bach von Altlntzheim brannte gestern vollstän'dig nieder. Der
Schaden soll ein bedeutender sein.

li>Uli»IM,^>»!t«>.... MM»!«»!!

Aie MheinarrgeseUchaften und die Höer-
rheinische Mank.

Mannheim, 11. Dezemüer.
Die O b e r r h e r n i s ch e Bank giebt ein Com-
inuniquü aus, das im wesentlichen wie folgt lantet:
„Durch die vollständig überraschenden betrügerischen Ma-
nipulationen des verhafteten Direktors Boehm bei den
Rheinau-Gesellschaften wurde für die Werte derselben
eine sehr schlechte Lage und Beurteilung geschaffen. Eine
Verschlechterung derselben trat dnrch die kürzlich ange-
sichts dieser Umstände erfolgte niedrige Taxierung der
Mtiben der Rheinau-Gesellschaften ein. Wir machen
folgende Bditteilungen über unsere Engagllments bei
Len Rheinau-Gesellschaften. Nnser Jnteresse ibetrügt:
An Aktien, Anteilscheinen und Obligationen der Rheinau-
Gesellschaften 385 000 Mark, für welche bereits hin-
reichende Abschreibnngen anf Effekten-Kvnto vorgesehen
sind.

unser

Jnteresse

ferner an Forderungen an die
Rheinau, G. m. b. H. einschl.
der von uns übernommenen
Garantie auf 2 500 000 Mk.

5 pCt. Obligationen einschl. Btk.
Wechscl-Obligo 3 500 000

endlich an Fordernngen einschl.
Wechsel-Obligv an die A.-G.
fnr Chem. Jndnstric, an Jos.

A. Böhm, die Betricbs-
Gesellschaft für den Rheinau-
hafen u. a. 3 9M0M

dagegen besitzen
wir Sicherheiteii
i. Neimwert voir

Mk.

2 5M«X1

3 557 0M

zusammen 7 4M 0M 6 057 MO
Diese- Konti waren alle, mit Ansnahme eines Btanko-
Kredites von 250 000 Mark an die A.-G. für Chemische
Jndustrie bis zur Katastrophe überdeckt durch den höhe-
ren Knrswert der Effckten und durch Bürgschaften, ivetch
letztere wir aber oben nnter den Sicherhoiten nicht mehr
anfgesührt ha'ben, da sie anch wieder von Bochm her-
rühren. Jetzt, nachdem nicht nnr wir, sondern auch der
ganze Biannheimer Platz durch di-e bekannten Ereig-
nisse und die hierdnrch hervorgernfene ungünstige Ter-
rainbewcrtung überrascht sind, müssen wir leider erken-
nen, datz dic von nns den oben erwähnten Sicherheiten
beigelegte Bewertnng nicht aufrecht erhalten werden
kan». Ie-doch auch in diescr tiefen Konjnnktnrdepression
ergiebt sich ein Wert von mindestens 3 500 000 Mark
in den gonannten Sichcrheiten, so daß der Betrag, mit
welchem wir an den Massen interessiert sind, im schlimm-
sten Falle 3 900 000 Mark beträgt. Angesichts des Um-
standes, daß nach dem von dem Gläubigeransschnß abge-
ge'ben-en Gntachten in der Biasso der Rheinan über 60
Prozent, in 5er der Betriebsgesellschaft nahezn 100 Pro-
zent liegeii, sowie, daß auch eine Reorganisation der
A.-G. für Chemische Industrie in Bälde erwartet werden
kann, können wir dnrchcms vertreten, daß selbst im un-
günstigsten Falle sür die erforderlichen Abschreibnngen
nnser dieSjähriger befriedigender Tahresgewinn nnd not-
falls ein kleinerer oder größerer Teit unferer Reserven,
welche 2 500 000 Mark betragen, ansreichend Sicher-
heit bieten. Unsere übrige Kundschaft nnd unser lanfen-
des Geschäft befinden sich in befriedigendem Zustande.
Für einzelne durch die schlechte wictschaftliche Lage noch
etwa schwach werdende Kunden sind wir gnt gedeckt und
haben anßerdcm anch hierfür genügende Reserven ein-

gestellt.

Zu dieser Erktärnng der Bank kann die „Nene Bad.
Landeszeitung" nach Jnformationen ans Verwalftmgs-
kreisen niifteilen, daß bei Taxierung der Sicherheiten mit
3,6 Millionen die dor Bank verpsändeten Rheinan-Anteile
aller Art, Anteile der Rheinau G. m. b. H., sowohl wic der
Betriebsgesellschast für den Rheinauhafen nnd der Neuen
Jnmobiliengesellschaft samt und sonders mit Nnll
angesetzt sin'd. Die Sicherheiten sind v e r z i n- s l i ch-.
Der Eindrnck, den die Erklärung der Berwaltung an
der Börse ma-chte, giebt sich darin kund, daß der Aksien-
kurs der bisher ziemlich rasch nach unten ging, den gestri-?
gen Stand behaupten konnte._

We-rter- und Kunltnachrikten.

Heidelberg, 13. Dezember. (St a d t t h e at e r.) Näch-
stcn Montag gelcmgt neuinszeniert das Lustspiel „Der -L-chwa-
bcnstreich von Franz von Schönthan zur Aufführuug. Die
'Hauptrollen des lustigeii Stückes werden gespielt von deu
Damen Mathilde Bauer, Fischer, Hummel und Vogel uu-d den
Herreu Brandt, Brenucr, Eckhof, Grotzmauu, Holsteiu uud
Schneider.

Zweites popnläres Symplwnie-Konzert. Das am Diens-
tag, den 16. bs. M. stattfiudende zweite pupuläre Symphouie-
Konzert bietet diesesmal durch die in demselben stattfindende
Mitwirkung Willy Burmesters ein gauz hervorragendes. Jnter-
essc. Es genügt, zu bemerken, datz nach dem allgemein-en Urteil
musikalischer Autoritäten Herr Burmester einer der größten
-Geigen-Techniker unserer Zeit ist. Die Grötze unö Kraft, mit
welcher dieser Künstler Bach, die zaub-erhafte Technik, mit der
er Pagauini wiederzugcben vcrmag, ist mehr als crstaunlich.
Das Bachsche Violin-Konzert ist hier seit sehr langer Zeit nicht
gehört lvorden. Untcr den Orchesterstücken ist als Nenheit
Swen-dens „Karneval in Paris" hervorznheben.

Kandek und Aerkchr

Mannheim, 12. Dezbr. (Aktien.) Oberrh. Bank 90.—G.

B.. Rhein. Creditbank 140.00 G. —B.. Rheinische
nypotb -Bank 180 SO G. —B, Brauerei Kleinlein, heidel-
beia 173.— G. —B., Schrödi'sche Brouerei-Aktien 183.— G.
—B. Portland-Cement Hetdelberg 169.— G.-B.

Frankfurt, 12 Dezbr. Effeklensozietät. AbendS 6'/< Udr.
Krediraktien 211.10 b., Diskovto-Kommandit 188.90 B. 80 G.,
Deutsche Bank 210.10 b.. Anatol. Eiseub. (60 pCt.) 942) b..
Nordd. Lloyd 95.30 b. G. ult., 4proz. Spanier 86 40 B. 90 G.
cpt 86 20 b. ult., Laura 202 60 b., Bochumer 161.10 b, Gelsen-
ki chcn 174.75 b., Harpener 167 25 b. G., Oberschles. Eisen-
Jndustrte 92.60 b., Chem. Wcrke Albert 201 b., Elektr. Helios
8.90 b.

6'/. biS 6V- Uhr: .

Die Abendbörse war still, von London gemeldete niedrigere
Kurse für Amerikaner verstärkten dte schon vorhandene Lust-
losigkett.

Zellstofffabrik Waldhof, Mannheim. Ein Konsortium unter
Führnng der Wevkiner Hand-elsgösellsHaft üheniümmt hrei
Millionen Rubel Obligationen der russisch'en Zellstofffabrik
Waldhof, die von der Mannheimer Zellstofffabrik Waldhof ga-
rmitiert .w-erden. Die rnssische Gesellschaft erhöht gleichzeittg
ihr Aktienkapital von 3 mif 6 Millionen Rubel. Die neuen
Aktten gehen an die Zellstofffabrik Waldhof in Mannheim
über.

Hetdelberg, 13. Dezbr. (Marktpreise.) Heu der Zentner

3.59—3.80, Korn-Stroh der Ztr. 2.50 —2.80, gem d. Ztr.

.« 2 20—2.50, gelbe Kartoffeln der Zentner ^L 2.60—2.60,
Salatkartoffeln 4.50—4.80 ^L. Butter in Ballen ^L 1.05—1.10,
in Pfd. ^ 1.10 -1.20, Zwiebeln d. Pfd. 6—7 Knoblau» 35 ^
Gebund Gelbrüben 2—3 Rosenkohl das Pfund 19—15
Schwarzwurzeln d. Pfd. 45—50 Kastanten d. Pfd. 20—25 ^
Eier das St. 7—8 das Hundert 7.20—7.50 ^L, Nüsse 10U
St. 60—70 Blumenkohl d. St. 40—45 Rotkrant 20—25

Weißkraut 10—15 Wirsing das Stück 8—10 Kohlrabi
3-4 Boden-Kohlrabi 10-12 Sellerie 6-8 Lauch
2—3 Rettich 3—5 <-j, Meerretttch 20—25 Z, Weiße Rüben
das Stück 2—3 Rote Rüben das Stück 6—3 Kopfsalat
6-8 Endivien 5—6 Aepfel d. St. 3-4 d. Pfd. 10-12
Birnen das Stück 4—5 das Pfund 15—20 Gebund Peter-
silie 1—2 Gebund Schntttlauch 2—3 Radieschen 3—5
Hasen d. St. 3,10-3.20 ^L

Wtesloch, 12, Dezbr. Ter heutige Schweinemarkt war
mit 48 Slück Milchschweincn befahren. Preis für das Paar
Milchscho eiue >2—16 ^L

EPptngeu, 12. Dezbr. Der heutige Schweinemarkt war
gut besuchl, und waren 187 Stück Milchschweine sowie 7 LLufer
zugefühit. Das Paar Milchschweine kostete 14—22 Länfer
40—55 ^L

Mafferfftoiidsnaevrtrhrea

Ncckac, , Rheiu

Hctdclberg, 13.. 1,75, gest. 0,68m Lauterdurg, 12 , 2,83 gef. 0,t 3 a
Hettbronn, t2., 0,31, gef 0,00ml Maxa», 12., 2 86, gef v,09m

Munnv-'M 12 ' 15 s " 99 > I 12 2 19 f > J

Sluttgart, 13, Dez, B ürg craus s ch ußw ay l. Es
wurden 6 Volksparteiter, 3 Sozialdemokraten, 2 Partei-
lose und 4 Kandidaten der vereinigten Rechtcn gewahlt.
Mit dieser Wahl besitzt die Votkspartei mit der Sozial-
demokratie wie im Gemeinderat die Mehrheit.

Berlin, 12. Dezember. Der Antrag H e r o l d - B a s s e r-
m a n n - Ka r d o r f f - L i m b u r g, der im Tarifgesetz für
die britte Lesung die Miuimalzölle dem Ltompromitz entsprech-
end festsetzi, also auch die Bindung der Viehzölle bes.eitigt, hat
bisher 187 Unterschriften geDmden; autzer den Mehrhetts-
parteieu haben auch die Elsüsser untcrzeichnet, mit Ausnahme
des Abgeordneten Preiß.

Brrlui, 12. Dez. Heute fand untcr dem Vorsitz des
Reichskanzlers eine Sitzung des Bundesrats statt.

Berlin, 12. Dezember. (Frankfurter Zeitung.) Die heu-
tige S i tz u n g des B undesrate s, die unter dem Vorsitz
bes Reichskanzlers abgehaltcn wurde und der gestern eine Srtz-
ung des preutzischen Staatsministeriums vorausgegangen ist,
hat natürlich der Zolltarifvorlage gegolteu. Sie beanspruckw,
nachdem in verschwiegenen Konferenzen zwischen dem Reichs-
kanzler und den Führern dcr Mehrheitsparteien die sachliche
Verständigung und in dem Antrage Äardorff auch der Weg
längst geftinden mar, wie ohne jegliche Beratung im Plenum
auf dem kürzesteu Wege zum Ziele zu gelangen sei, nur noch
eine fonnelle Bedcutuug. Dcr Bundcsrat ivird dem Kom-
promissc, untcr das die Mehrheitsparieien des Reichstages mor-
gen iihr Siegel setzen werdeii zusttnunen und er nimmt mit
dem Antrag widerstrebcnd auch dic von khm früher lebhaft
bekümpften Zusätze zum Zolltarifgesetz in Kaus, wonach den
Gemeinden die Erhebung eines Oktrois nur noch auf eine
Rcihe von Jahren gcstanet und dem Reiche die Verpflichtung
auferlegt wird, einen Teil der Zoll-Mehreinnahmen für den
Ausban der sozialpolitischen Gesetzgebung zu verwenden.

Lerlin, 12. Dez. Die „Berl. Korr." veröffentkicht die
Grundsätze, welche zwischen den Rcgierungen dcr Bundes-
staaten, in dencn Borschriften über bedingten
Strafaufschub bestehen, vercinbart worden sind, um
auf eine gleichmäßige Handhabung der Strafaussetzung
mit dem Ziel völliger Begnadigung hinzuwirken.

Dresden, 12. Dez. Jm Bcfinden des Königs
Georg, der hente Nacht gut geschlafen hat^ ist eine
Besserung zu verzeichnen. Der Katarrh verläust normal.

Liegnitz, l2. Dez. Dem „Liegii. Anz." znfolge wurden
bei der R e i ch s t a g s e r s a tz w ah l für den verstorbenen
freis. Kaufmann im Wahlkreise Liegnitz-Goldberg-Haynau
bis 4 Uhr nachmittags gezählt füc Pohl (Fr. Vp.) 7129,
Bruns (Soz.) 6334, Röhricht (Kous.) 5217 Stimmen.
20 Bezirke stehen noch aus. Vermntlich wird also der
Freisimnge iu der Stichwahl siegen.

Stockholm 12. Dez. Professor Fisch e r - Berlin hielt
heute in der Akademie der Wissenschaften einen Vortrag,
in dem er nach einem kurzen Rückblick auf die Entwicklung
der organischen Chemie im ncunzehnten Jahrhundert ihre
engere Verbindung mit der Biotogie hervorhob. Spezielt
behandclte alsdann der Vortragcnde die Bcdeutung des
Koffeins, sowie die totale Synthese des natürlichen Zuckers
aus Glyzerin und Formaldehyd und schloß mit einem
Ansblick auf die künftige Entwicklung der Phhsiotogischen
Chemie.

Cagliari. 12. Dcz. Jnfolge Erdrutschungen,
welche durch die Wolkcnbrüche veranlaßt wurden, ist dcr
Cisenbahnverkehr nach verschiedcnen Orten unter-
brochen. Bei Tortoli ist die Brücke fortgerissen, die
Ortschaft Uta von Wasserflutcn umgeben. Auch ander-
wärts sind die Felder überschwemmi. Truppcn sind zur
. Hilfeleistung abgegangen. Menschen sind bisher nicht
umgekommen. Die Regenfälle daucrn sort.

Ädelaide, 12. Dezember. Die Regierung des Staates Siid-
australien fordert zu Augeboten für den Bau der
t ra n s k o n t i u e nt a l e n Eisenbahn auf, die Ade-
laide und Port Darwin verbinden soll und deren Vergebung
anf dem Grundsatz der Ueberlassung von Ländereien fußt. Es
werdcn in England, Frankreich, Deutschland und Amerika
binnen kurzem entsprechende Bekanntmachungen ergehen.

Pie Worgänge in Wenezuela.

Washington, 13. Dczembcr. (Reutermcldung.) Eine
Depesche des amcrikanischen Gesandtcn, Bowen, in
Caracas meldet: Bcnczuela richtcte das Ersuchcn an ihn,
England nnd Dcutschland dorzrrschlagen, daß die Strci-
tigkeiten einer schiedsgcrichtlichen Entscheidung unter-
breitet werden.

Hiernach hat der hochfahrende Sinn des Präsidenten
Castro sich sehr bald gewendet, wie das bei der Misch-
lingsbevölkernng in Zentralamerika gewöhnlich zn be-
obachten ist. Erst Nachlässigkeit in der Erfüllung über-
nommener Verpstichtimgen, dann auf die Dtahnung hin
dickfelliges Widcrstreben, bei Drohung wortreiches Auf-
brausen, der That gegeuüber aber mit schnellem llmschla-
gen der Haltung Nachgiebigkeit. Rekapitulieren wir kurz
die Vorgänge in Venezuela: England und Deutschland
forderten einmal über das andere Ersatz des ihren Unter-
thanen zugefügten Schadens, Venezuela ließ sich ruhig
mahnen; dann kam das Ultimatum, Venezuela protestierte.
Hierauf kam die Blokade nnd die Wegnahme der venezo-
lanischen Kriegsschiffe; Venezuela fuhr mit großem Getöse
auf, schrie über Vergewaltigung, ließ die Deutschen und
die Engländer im Lande verhaften, Kanonen auffahren,
setzte Truppen in Bewegung u. s. w. Als abcr diese
Demonstration nichts half, vielmehr England und Deutsch-
land fest blieben, besann es sich eines andern und vcrsuchte
seine Zuflucht zu eiuem Schiedsgericht zu uehmen. Natiir-
lich werden Deutschland und England angesichts ihrer
klaren Fordernngen nicht daranf eingehen und schließlich
 
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