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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 305 (01. Dezember 1902 - 31. Dezember 1902)
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emacht und den ganzen Jirristenstand angegriffen, auch '
eweise sein Schreiben au den Rcichskanzler, daß er die
Massen habe aufschüren wollen. Professoren seieu aber
Beamte und hätten sich aller. Angriffe gegeu die
Regierung zu cnthalten; die objektive Kritik von Einzel-
sällen sci iyncn nicht verwehrt. (Luthmer, Geschichte
meincr Erblindung und Luthmcr, Vcröfsentlichung der
geheimen kriegsgerichtlichcn Akten im Falle L. erschieuen
in Hcidclbcrg bei I. Hörning und kostcn Mk. l.50 das
Werkchen.)

Aus der Karlsruyer Zeitung.

-— Tcine Königliche Höheii der Grotzherzog habcn
dcm Laiidgerichtsrat Karl M a u r c r in Mcmnheim das Rit-
terkreuz dcs Ordens Bcrthold des Ersten verliehen und ihn auf
'sein Ansuchen unter Anerkeuinuig sciner langjährigen treugc-
leisteten Dienstc in den Ruhestand versetzt.

— Seine Königliche Hoheit der Grotzherzog haben
dcn Rcferendär Richard Langer aus Mannheim zimi Siotar
im Amtsgcrichtsbczirk Radolfzell ernamit.

— Vom Jusllzministerium ivird dem Notar Richard L a u-
ger das Notariat Singen übertragen.

— Seine Königliche Hoheit der Grotzherzog haben
den Notar Dr. Georg Pfreundschnh in Neustadt in den
Amtsgerichtsbezirk Waldshut versetzt.

— Vom Justizministerium tmirde dem Notar Dr. Georg
Pfreundschuh das Notariat Waldshut zugeiviesen.

—, Amtsrevidenten. Durch Beschlutz hes Ministeriums des
Fnnern vom 15. d. M. sind mif Grnnd der äbgelegten Prüfung
üachverzeichncte Verivältungsakiuare als für den Amtsrevi-
dentendienst befähigt erklärt worden: Eugen Kroenlein,
zur Zeit in Konstanz, Adolf Wittmann, z. Zt. in Konstanz,
August Adolf Schmidt, z. Zt. in Wolfach, Theodor Wör-
n e r, z. Zt. in Boxberg, Karl K rambs, z. Zt. in Weircheim,
Heinrich Winter, z. Zt. in Säckingen, Fvcmz Böcherer,
z. Zt. in Durlach.

AuStand.

Orsterreich-Ungarn.

Wien, 13. Dczembcr. Fürst Alfred Liechten-
stein ist mit allen seinen Kindern aus dem österrcichischen
Staatsvcrbande atisgekretcn nnd rst nur izoch Liechten-
steinscher Staatsanghöriger. Damit bleiben ihm nnd
seinen Söhnen alle Rechte cines Viitgliedes eiiEs regie-
renden Hanses gewahrt. Dieses Aiisschciden gesckmh na-
türlich der Braut des Fürsten, Erzherzogin Elisabeth,
zu Lisbe, deren Hochzeit nun nach dem Zeremoniell, das
für Mitglieder regierender Hänser sestgesetzt ist, stattsin-
den kann.

England.

LonVon, 13. Dezernber. Die Abreise der

B n re n g e n e r a l e Louis Botha und Delarey nach
Südafrika, dic heute vormittag ersolgt, hat nnr sehr
spärliche Preßkommentare hervorgernsen, ja ein Teil
der Morgenblättcr nimmt überhaiipt keine Notiz davon.
Jm allgemeinen ist die Haltnng der Presse keins schr
frenndliche.

Aus Stadl und Land.

Hetdelberg, 16. Dezember.

X AnS dem Bezirksrat. Die Tagesordnung der am 13. ds.
abgehaltenen BeztrksratSsttzung wurde wie folgt erledigt:
Das Gesuch deS Georg Botz um Erlaubnis zum Betrieb einer
Gastwirtschaft (Hotel) in Dossenhcim wurde abgewiesen Zurück-
gezogen wurde daS Gesuch des Valentin Lorenz um Erlaubnis
zum Betrteb einer Schankwirtschaft ohne Branntweinausschank in
Dossenheim. Das Gesuch des Adam Oünkel um Erlaubnis zum
Betrieb einer Gastwirtschaft in Altenbach und das des Friedrich
Waibel um Erlaubnts zum Betrieb einer Weinwirtschaft ohne
Branntweinausschank in Nohrbach wnrde abgewiesen. Genehmtgt
wurde das Gesuch des Peter Störzenbach um Erlaubnis zum
Betrieb der Schankwirtschaft mit Branntweinausschank zur „Ger-
mania" in St. Jlgen. Das Gesuch der Gebrüder Georg mid
Heinrich Schmilt um Erlaubnis zum Betrled etner Wetnwtrt-
schaft ohne Branntweinausschank tn Handschuhsheim wurde ab-
gewiesen. Das Gesuch des Peter Konold um Erlaubnis zum
Betrieb etner Wetnwirtschaft ohne Branntwetnausschank in dem
Hause Ladcnburgerstratze Nr. 42, dahter, weller das des Gotllteb
Schmidt um Erlaudnis zum Beirteb der schankwirtschaft ohne
Brarmtweinausschank zum „Auerhahn" dahier und das des
Johann Sandmater um Erlaubnis zum Ansschank feiner Liqueure
in der Schankwtrtschast zum „Stall" dahter wurde genehmigt.
Dem Gesuch der Gemeinde Neckargemünd um wasserpolizeiltche
Gcnehmigung zur Zulassung von Bauten im Hochwassergebiet
und zur Etnletrung der Kanalisation des Baugebtets nördlich
von der Eisenbahn tn den Neckar wurde entsprochen. Das früher
erlassene Verbot der Ausübung eines Rechtsagenturgeschäfles
durch Heinrich Scknoth dahter wurde aufgehoben. Die Auslösung
der Ortskrankenkasse Eppelhetm-Wieblingen wurde genehmtgt.
Die Statuten-FestsetzungenfürdteOrtskrankenkasseEppelheim und
für die Ortskrankenkasse Wtebltngen, ferner die statutenändc-
rungen der Ortskrankenkasse Handschuhshetm und dec Orls-
krankenkasse Ziegelhausen-PelerSlhal wurden genehmigt, ebenso
die Statuten-Aenderung der Betrievsrrankenkassc der Ftrma M.
und F. Ltebhold tn Heidelberg. Der durchscknitttltche Tagelohn
in Ktrchheim wurde festgesetzt. Genetmllgt wurde dte E gänzung
der Feldpolizeiordnung. Bezüglich des Milzbranvverdachts tm
Stalle des Johann Andreas Knauver tn Eppelheim warden die
Gebühren der Schützer sestgesetzt. Die ordentlichen Sitzungstage
des Beztrksrals Heldelverg für das Jahr 1903 wurden je auf
den zwetten Samslao etnes jeden Monats bcktimmt.

X.-V. Kmistvereiii. Die Sammlung des hiesigen Kunst-
vereins ist um ein bediitendes Kunstwerk bereichert worden, ein
kkassisches Motiv aus Heidelberg, von der Hand eines Heidel-
berger Meisters behandelt: Die Wittwe des vor Kurzem in
Düsseldorf gestorbenen Heioelberger Alalers Carl Ludwig Fahr-
bach hat dem Heidelberger Kunstvereiii zum Andenken an ihren
Gemahl ein grohes, im Jahre 1885 entstandenes Oelgemälde
in kostbarem Rahmen gesllftet. „Ans der Heidelbergcr Schlotz-
iruiiiL (Am Burggraben)Es ist ein groh ausgefatztes und
grotz dargestclltes Architektur- und Lmrdschaftsbild, ein Blick
auf Ruprechtsbau, Bibliothekbau, Burggraben und englischen
Garten, die Molkenkur im Hintergrund. Das Werk erregte auf
der Psingstausstellung der Düsseldorfer Künstler des Jahres
1885 allgLmeine Bewunderung. Der Berichterstatter dcr
„Köliiischen Zeitung" schrieb damals über dasselbe: „Weiter-
lhin verdient Fahrbachs grotze Landschaft aus den Ruinen von
Heidelberg noch besondere Betonung. Das Bild behandelt einen
verstecktcn Punkt des Heidelberger Schlosses, ein Stück des Rück-
teilcs des Bibliothckbaues, wie es sich von der Nähe des eng-
lischen Baues aus dem Auge darstellt. Die malerische Rei-
gung des Motivs liegt darm, datz im Gegensatz zu den mehr
architektonischen Wirkungen der übrigen Schlotzteile hier der
romantische Eharakter wilder Verlassenheit sich geltcnd macht.
Won üppigen Schlinggewächscn überwuchertes Gemäncr, öin
Graben mit gcheimnisvoll raiischcndem Gewässer, jenseits des-
sclbcn dicht belaubte Schattcn, im Hiutergrunde die Fernsicht
auf die somieiibegläiizten Hügel dcs Neckarthales, dazu ein

leuchteiid blauer Sommerhimmel. Dicses daukbave Motiv hat
Fährbach in hoch künstlerischer Weise vcrarbeitet. Jn sattem,
natürlichem Farbcnton behandelr er den üppigen Pflanzen-
wuchs an dcn Burgmauern, das iu die Lust ragende Gemäuer
ist scharf uud iu sorgfältigen Einzelheitcn gezeichnet und heüt
sich fein von der Luft ab, die Bäume sind mit dcr gewohnten
Mei'sterschafr imd liebevollen Durchführung dieses Künsklers
behmidelt, die Lichtverteilimg ist manierlos, abcr doch effekt-
voll wirtend, die Entwickluiig des Hintergriindes ungemein
duftig und zart; mit besonders bemerkenswerter Kunst ist trotz
des starkcn Hcrvortretens der linken Partie ein einheitliches
Gleichgewicht in der Komposition hergcstellt." Dem Kunst-
verein wird dics prächtige Bild stets eiii teures Vermächtiiis
bleibcn. Der Stifterin äber, Frau C. t!. Fahrenüach iu Düssel-
d-orf, sci auch an dicser Stelle öffemkich für ihre hochherzige
Zcheiikung Ivärmster Dank dargevracht. Uebrigens will es
Frau Fahrbach nicht an dieser Gabe sich gcnügcn lassen; wir
frcuen ims, mitteileii zu dürfen, dah sie auch der Stadt Heidel-
berg, bezw. dcr städt. Kimst- und Altertumssammlung ein
Werk ihres heimgegangeneii Gemahls zu stiften gedenkt.

Heidelberger Sängerverband. Jn eiiier gestern ALend
im Nebenzimmcr der Bvauerci Ziegler abgöhaltenen Versamm-
lung dcr Bertreter dcr hiesigen Männcrgescmgvereine wurde
dcr Zusammenschluh dieser Vereine zu einem „H c i d e l ü e r -
ger S ä ii g e r v e r b a n d" einstimmig bcschlossen. Die in
längerer, gewisscnhafter Bcratung aufgestellten Satzungen wur-
-eu ebenfalls eiiistimmig gutgeheihen. Nach Absatz 1 derselben
ist die erfte Aufgabe des Verbandes: „Bei allen von den
städtischen oder staatlichen Behörden veranstaltetcn
F c st l i ch k e i t e n, bei dcnen der Vortrag von Märmer-
chören gewüiischt wird, gesanglich mitzuwirken." Der Verband,
der alle hiesigen Gesangvercme, sowie die der Stadlleile
Neuenheim, Handschuhsheim und Schlicrbach sich angeschlosseu
häben, stellt eine Sängerschar vou etwa 700 Mann, gewitz eine
achtunggebietende Zahl, von deren Mittvirkung bei festlichen
Veranstaltungeii das Beste erhofst werden dars. Jn die Vor-
standschaft des Verbandes wurden von der gcstrigen Gesamt-
Ausschnßsitzung gcivählt: als 1. Vorsitzeuder Herr Dr. Kel-

1 e r (Liederkranz), 2. Vovsitzender Herr Gude (Concordia),
Schrisrführer Herr Kärl H ü r n i n g (Gesangsabteilimg der
Harmoniegesellschaft), Rechncr Herr Adam L a n g (Harmonie
Wcsll'tadt). Als Chorleiter wurde für das nächste Jahr Musik-
direktor Wcidt und als sein Vertreter Musikdirektor
Sahlender ernannt.

-i- Natiomilsozialcr Vcrein. Der gestrige zweite Vortrags-
abend des hicsigen natioiialsozialen Vereins war schlecht besucht;
es ivaren nur etwa 30 Personen anwesend, darmiter nnr
etwa 4 Arbeiter. Jnsolge dicses geringen Bcsuches begann
der Vortrag des Herrn Escnwein erst mn 9 Uhr, statt um 8 Uhr.
Der Referent cntivickelte in scharfen Zügen das in GAtingen
1899 augenommeiie Gcmeindcprogramm seiner Partei und die
Grimdzüge der in Franffurt a. M. 1901 beschlossenen Tallik
bei den Gemcindewahlen. Jn ber sich allmählich entwickclnden
Diskussioii, an dcr Medizinalrat Kürz, der Koiisumvereinsvor-
stand Riemcr, cand. Gahl, Zahnarzt Dietrich n. a. beteiligten,
ivurden mchrere Fragcii gestreift. Besonders wurde zur Frage
dcr Bolkshochschiilkiirse in Hcidelberg der Hoffnung Ausdruck
gcgcbcn, datz bci grötzcrem Entgegenlömmcii der Professoren
imd mehr Energie auf Seiteii der Arbeiterschaft die Frage doch
noch glücklich gclöst werde; evcntucll solltcn sich die Arbeiter
an Andere, Studenten u. s. w. weudeu. Auch eines anderen,
längst gehegten Wmisches wurde wieder Erwähiiung gethau,
nämlich datz hier ein Volksbad errichtet wcrde. Die Versamm-
lmig dauerte bis gcgen Mitternacht.

Das Eisportal auf dem Königstulil wiirde vom Wirt
Mahcr daselbst wie geplant imd in tadelloser Ausführmig mit
Emsigkeit und Geduld aufgestellt, bis auf einige Verzieriingen,
welche mizubringen die Tcmperaturstcigimg bis zu 4 Grad
Wärme gehiiidcrt hat. Als erstes Fmidmneiit nahm Herr
Nkayer cine Bccttcrciiischalung von 30 Ctm. Höhc, 0 Meter
Länge und 3 Mcter Brwte. Dicselbc wurde mit Dachpappe
ausgcschlageii, daim mit Wasserleitungswasser öftcrs berieselt,
bis ein wasserdichtes Fundameut gcfroren war; sodann wurde
mit Eisplattcn aus dem Nixcnweier im Rasenplatz der Sockel
uiireivnancrt, Lic in Formcii gefrorene (bis 1 Ztr. schwere)
Eisblöcke genau ins Blei gelegt imd so nach mid nach der Bau
bis nahe zu S Metcr Höhe aufgebracht. Als Bindemittel ver-
wendcte Herr Mayer mit Wasser angerührten Schuec, wovi^i
jedoch sehr spärlich nufziifinden war. Einc photographische Auf-
nahme >hat er sür dcn Fall gemacht, datz die Witterung den
Bau zerstört hätte. Nmi ist äber die ^Temperatur wicder auf

2 Grad unter Null gefallcu mid es kaiin wicder weiter gebaut
werdcn. Photographien können auch von ihm bezogen werden.
Nach Aübruch soll der Eisklotz im Eiskeller des Herrn Maher
Vcrwcndimg findcii.

X Telephoii-Vcrkehr. Metz ist zum Sprechverkehr mit
Heidelbcrg zngelassen. Die Gebühr beträgt 1 Mk.

X Die Vadischen Nclienbahnen Hatten im Oktober Ein-
iiahMeil aufziiwcisen, die bon den vorjährigen im gleichen
Monat nicht wescntlich abwcichen. Die Bahn Nkannheim-Wein-
heim-Heidelberg-Maimheim hatte ein Wenigcr von 1093 Mk.,
die Bähn Wiesloch-Meckesheim-Waldangelloch ein Mehr von
2970 Mk. zn verzeichnen.

-i- Uebcrfahrcn. Heute morgen halb 11 Uhr geriet in der
Hauptstrahe, in dcr Nähe der Anatomie, schon wieder eiu Hund
imter eiiicn Wagen der elektrischen Stratzenbahn und wurde
mitten entzwei geschnittcn.

— Polizeibericht. Zwci Arbeiter wurden wegen Bettelns
ver'haftet. Zur Anzeige kamen ein verhcirateter Taglöhner
wegeii Körpervcrletzuiig, cin Bäcker, der flüchtig gegangen ist,
ivcgcn Diebstahls, und fünf weitere Personcn wegen Unfugs.

-i- Dosseiiheinv, 15. Dezember. (Ermittelt.) Die-
jenige Person, wclchc am verflosseiien Samstag Nacht eine
yicsige Franensperson übersuhr (siehe hcutiges zweites Blatt),
datz der Tod augenblicklich eintrat, ist jctzt ermittclt. Es ist
ein jungcr Burschc, der'aus dem Rosen'hof bci Ladenburg in
Arbeit stcht. Er hatte gesehen, datz er die Frau überfahrcn
hatte, fnhr aber nach vollbrachter That eiligst davon, weil er
glaubte, die That würde vielleicht nicht auf ihn herauskommen.
Doch hat er sich selbst damit verraten, dah er erzählte, auf der
Stratze gegen Dossenheim liege eine tote Person. Er wurde in
llntcrsuchungshaft abgeführt.

Mannheim, 14. Dezember. (Cxplosion in einer
Gietzerei.) Ani Samstag erfylgte in der Eisengietzerei der
Sulzer'schcn Maschinenfäbrik in Ludwigshafen eine furchtbare
Explosiou. Die Firma Sulzer ist mit der Lieferung einer
ungeheuer grohcii Ventil-Maschine betraut, zu welcher ein
sogenanntcs Stell-Eisen bon 650 Zentner nötig ist. Dieses
Stelleisen sollte am Samstag gcgosseu werden, ivozu sich alle
Arbeitcr und Beamten der Fabrik versammcltcn, um das sel-
tene Schauspicl mit anzusehen. Plötzlich zeigten sich auf der
Erdc zahlreiche blaue Flämmchen, dic eine bevorstehende Kata-
strophe ankündigten, ivorauf die Arbeiter, das Schlimme ahnend,
sich schleimigst eritfernten. Kurz darauf erfolgte unter furcht-
bcircm 5trach die Explosioii, durch die ein grotzcr Teil des Daches
der Gietzerci mit in die Höhe gerissen wurde. Glücklicherweise
ist kcin Menschenleben zu beklagen.

X Dossenheim, 15. Dezember. (Ein Leichenzug),
wie ihn Dossenheim noch selten gesehen, bewegte sich gestern
vom Gasthaus zur „Krone" dahier, wohin der Verstorbeue
verbracht wovdcn ivar, zum hiesigen Friedhof. Es galt, der
irdischcn Hülle dcs Stäbhalters Zimmermann von der
Nebengemeinde Schwabenheimerhof ^das letzte Ehrengelette zu

geben. Stabhaller Zimuiermmm war bci einer Sitzung des
Landrvirll'chaftsrates in Karlsriihe miwesend, sühlte sich plötz-
lich unwohl und erlag am verflossenen Freitag im Gasthof, wo
cr wohnte, einem Schlaganfall. Gesimd und wohl ging cr vou
den Seinen zu Hause weg und als Leiche verürachte mau ihn
hierhcr. Ein sast nnabsehbarer Zug Leidtrageuder, Einwohner
von hicr imd Schwabenheim, sämtliche Bürgermeifter des Be-
zirks Heidelberg, viele Verwandte, Bckanntc' und Freunde des
so rasch und imerwarter aus dem Leben Geschiedeneii, gaben
demselbe» das Geleite zum Grabe. Autzer der zu Herzen ge-
hcnden Ansprache des Ortsgeistlicheii sprachen noch am Grabe
und legten Kränze nieder: Oekouom Platz aus Schwabeuheim
iiamens dcr Gemeiiide Schwabeiihettnerhos, Herr Oberbürger-
meister Wilckens-Heidelbcrg im Nameu des Ärcisausschusses,
Herr Bürgenneister Ztcuwirth-Iteckarbisehofsheim namens der
Haushaltimgsschnle dcs LtreiseS Heidelberg und Herr Bczirks-
tierarzt Büth-Heidclberg im Ilamcu des Landwirtschastlichcu
Ausschusses. Zimmermaim war 30 Jahre Stabhalter der
Gemeinde Schlvabenheim und bekleidctc auher diesem Amr noch
anderc Ehrcnämrer, wie das Amt eines Bezirksrates und Dttt-
glied des Landwittschaftsrates u. dgl. m. Er war cin durch und
durch erfahrcrier Landwirt und leistete auch noch airf midcren
Gebieten Heiworragendes. Er war jederzeit bereit, jedem mir
Rat und That zur Seite zu steheii imd war deshalb von Hoch
und Rieder geachtet. Zinimermami erreichte ein Alter von 63
Jahrcn.

8L Vreisach, 15. Dezember. (R a u b m o r d v e r s n ch.)
Jn der Nachr zum Sonntag wurde aus den hiesigen Äpotheillr
ciri Raubmordversuch verübt. Eiu Jridividuum drang Sonntag
srüh 3 llhr durch die Hofthüre iu das Anwesen der Apothellr
eiu imd wollte dami nach Ausführung des Diebstahls die
Apotheke durch die Hausthüre wieder verlasseii. Vou dicser
führten Drähte der elellrischeu Leitung nach dcm 2. Stock-
werke in dic Wohnung des Apothekers. Der Einbrcchcr durch-
schuttt die Drähte, Apotheker Wiegand wurde durch das ent-
standcne Geräusch wach und giug ohne Licht hinab in die
Apotheke, wo ihm der Räuber cineu Sllch unrers Auge ver-
setzte. Der Getrosfene verlor das Bcwuhtieiii und dcm Äcr-
brecher gelang es, zu entkommcn. Glücklicherweise soll die
'Verlctzimg dcs Herrn Wiegand nicht gefährlich imd das Auge
nicht verloren sein. Die sofort angestellten Nachsorschmigen
führtcn lt. „Frb. Ztg." noch am Sonntag zur Berhafttuig des
Thäters in Neubrcisach.

Hetoclver^er Bereinsanc,eLegenyetten.

X Kavallerie-Bereili. Am Sanistag bcging der Vereiii
seine Weihnachtsfeier imter äutzerst zahlrcicher Beteiliguug
seiuer mit ihrtn Familienangehörigen erschienenen Mitglieder
im „Fauleii Pclz"; das Feft, zu dem auch der 1. Gauvori'itzende
Herr Dr. Bauer erschiencii war, wurde durch ^den 1. Vorstand
Dr. Rcis erössnet, der den Herrn Gauvorsitzendcn, sowie die
Vcrtreter der Verbandsvcrciiie willkommen hietz und nach Sol-
-atensitre eiu Hoch auf den Grotzherzog ausbrachte. Hcrr Dr.
'Baucr dankte dem Kavallcrie-Verein im Namen des Gaues
und der Vcreine für die Einladnng und feierte den Kavallerie-
Berein, der es vcrstanden yabe, in Lurzer Zeit cin thätiges
Mitglied des Pfalzgaues zu werdcn. Zahlreiche, frciwillig ge-
stiftete Gescheiikc schmnckten den Gabentisch und ersreutcn die
glücklichen Gewinner; unter komischcn Borträgen veistlotz der
Abcnd in lämcradschaftlicher Sttmmnng schnell und es war
früher Morgcii, als die Teilnehmer des Festes sich trennten.

Verein West-Heidelbcrg. Samstag Abend hälb 9 Uhr
fand in der Wcstendhalle eine antzcrordentliche Mitgliederver-
sammlnng des Vcreins Wcst-Heidelvcrg statt, in ivelcher ein-
stimmig dcr Beschlutz gefatzt wurde, sich in Verbindung mtt den
übrigen Biirgervcreinen an den Staütverordneten-
wahlen zn b e t e i l i g e n. Es wurde allgcmetti, auch
seitcns mchrerer anwesendcn Stadtverordneten begrützt, dah
mit dem seitherigen Systcm der Wählvorbereitung gebrochcn
wcrde, damit die Wählerschaft sich mehr als bisher an der Wahl
beteilige. (Bei dcr Wahl von 3 Jahrcn stimmten in der drit-
ten Wählerklasse etwas über 6 Prozent ab, bci den Ersatz-
männcrivahlen wurden 2 Mann von 4 Prozcnt dcr Wähler
nnd ein anderer Ersatzmann gar nur von 2 Prozent der Wahl-
bcrechtigten ge'wählt, ein Resultat, das damals von hicsigen und
auswärtigen Zeitungen als „uuglaüblick>" bezeichnet ivurde.)
Es lvurde eine viergliedcrige Kömnnssion, bestehend aus den
Herren Oberingsnieur Gamer, Hauptlehrer Nepple, Spcditeur
Kratzert und Hotclier Rübsamen gewählt, welche in Berbindung
mit den von den übrigen Bürgcrvcrcinen gewählten bezw. zu
ivählendcii Kommissioneii mit dem seitherigen Wahlkomitee
Filhlnng snchen nnd dann cinc allgemeine Bürgerversaminlung
eiiibcrufcii soll. Seitens sämtliäicr Redner wurde der Er-
klärung des Borstaiides beigcpflichtet, datz das Vorgehen der
Bürgervcreine in keiner Weise als oppositionell anzusehen sei
uder gcgcn die Zusammensctzung des Bürgerausschusses gerichtet
sein soll. _

Weäter- und Aunjinachrichlen.

Heidelverg, 16. Dezember. (S ta d t the at e r.)
Morgen, MittwLch, geht als' Vorstelluiig im Abonncmeitt die
Operette „D i e Puppe", deren bisherige Aufführungen sich
stets eines grotzen Erfolges zu erfreuen hatten, wiedcrholt in
Szene. Donnerstag gclaiigt die Opernnovität „Der Ba-
jazzo" in dcr bereits bekmmten Besetznng der Hauptpar-
rien zur Aufführung. Vorher kommt neu einstudiert das Lust-
jpiel „D e r zerbrocheue Krug" von Kleist zur Darstel-
luug, in den Hauptrollen bcsetzt mit den Damen Fische r».
Hartmann, Milde, Olden und Vogel uitd den
Herren Grotzma n n, Kro n e s, Reih, Sigl und Wag-
n e r. Die Vorstellung findet autzer Abonnement statt.

x Heidelbcrg, 16. Dezcmber. Prof. Phil. Wolfrums
W e r h n a ch t s m y st e r iu m fmid bci der Aufführung in
Wien am letzten Samstag eine begeistette Aufnahme. Der
anwescnde Komponist, der die Aufsührung jedoch nicht selbst
leitete, wurdc öfters gerusen und war der Gegenftmid be-
geistetter Ovationcn. Wie uns aus Wien gemeldet wird, soll
dcr spontane Beisall, zumal bei ettrer solch ernsten Novttät, für
Wicner Vcrhältnisse etwas ganz Uncrhöttes gewesen sein. Das
„Weihiiachtsmhstettum" wtrd in diescm Winter auherdem in
Zürich, Smttgatt und Frankfutt a. M., hicr zum zweiteumal,
zur Aufführimg gelangeu._ _

Kandel und Aerkeyr.

Mannheim, 15. Dezbr. (Aktien.) Oberrh. Bank 90.75 G.
B., Rhein. Creditbank 140.00 G. —B.» Rheinische
Hypoth-Bank 180.50 G. —.— B, Brauerei Kleinlein. Heidel-
berg 173.— G. —B., Schrödl'sche Brauerei-Aktien 186.—G.

—.— B, Portland-Cement Heidelberg 169.— G.-B.

Fra»kfurt, 15 Dezbr. Effektensozietät. Abends 6'/« Ubr.
Kredilaktien 211.70 b., Darmftädter Bank 136 60 B 50 G..
Berliner Bank 89.50 b., Staatsbahn 146 b., Hamburg-Amerik.
Packet 97.10 b., 4proz. Svanier 87 60—70 b., 4'/chioz. Portu-
giesen 49 59B. 40 G., 5proz. Bulgaren 9l 60 b. G-, Laura206b.
Harpener 168 b G , BuderuS Eisenwerke 104.30 b., Chem.
Werke Albert 199,20 b., D. Luxemb. Vorz.-Akt. 8'.20 b. G..
Bad. Zuckerfabiik 71.50 b. u. G.. Elcktr. Schuckert 77.75 b. G..
Elektr. Helios 8 b.

«V. bis 6'/, Uhr: Laura 205.60.

Jm Abendverkehr lagen seste Pariser, jedoch ungleichmäßige
Londoner Kurse vor. Hicr notierten Spanier ansehnlich höher.
Banken und Jndustriewerte behauptctcn die Mtttags-Schlutzkurse.
 
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